Let`s talk about Darmstadt
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Let`s talk about Darmstadt
Let’s talk about Darmstadt Partizipationsfördernde Stadtplanung am Beispiel Friedensplatz Let’s talk about Darmstadt Let’s talk about Darmstadt ist eine Einladung an alle Darmstädterinnen und Darmstädter, gemeinsam eine Vision für unsere Stadt von morgen zu erarbeiten. Auf Grundlage bestehender Qualitäten und mit dem Anspruch, die Nutzbarkeit öffentlicher Räume zu erhöhen, soll Schritt für Schritt eine partizipationsfördernde Stadtplanung entwickelt werden. Reden Sie mit! Partizipationsfördernde Stadtplanung am Beispiel Friedensplatz 1 Inhalt Vielen Dank an alle, die schon am mitreden sind, unter anderen: Antje Herden, Simon Köslich, Annette Heinz-Cochlovius und Hans-Heinz Henning, Prof Bernhard Meyer/Bespielbare Stadt Grießheim, Theo Jülich/Landesmuseum, Dr. Göldner/Landesamt für Denkmalpflege, Frau Langer/Jugendamt, Haroun Ismail, Cem Tevetoglu/ P-Magazin, Herr Strauch/ Rosarium, die Angestellten der EAD Stadtreinigung, Meike Heinigk, Eva Lena Arnold und Michi Bode/Centralstation, Sibylle Maxheimer, Klaus Crößmann, Michael Schneider/Intef, das Team von Funktion, Henschel und Ropertz/ Gegenüber, Earl Street insbesondere Miriam Hamel und Johannes Gonné, Uwe Fischer, Dieter Bauer und Ralph Henckel (Abteilung Druck des Landesmuseums), Simon Schlör, Herr Efinger/TU, Anja Herdel/Stadtmarketing, Lea Rothman, Prof Astrid Schmeing und Prof Kerstin Schultz/h_da. An die Studierenden Verena Schwinn, Julia Weber, Carolin Steiger, Lisa Westhofen, Vino Theivendran, Sarah Süß, Natalie Fedtke, Bianca Hirner, Anna Kathrin Daub, Vanessa Haindl, Elisabeth Prießnigg, Johanna Schulte. Besondern Dank an Elena Wickenhöfer, die an Teil 1 als Studentin teilgenommen und Teil 2 im Rahmen eines Erasmus Stipendiums in London vorbereitet hat. 2 Vorwort Seite 4 Teil 3, 2013: Schule der Stadt: Ausblick Seite 7 Im dritten Teil von Let’s talk about Darmstadt sollen Nutzungsvorschläge für den Friedensplatz in einer offenen Werkstatt vor Ort räumlich getestet werden. Teil 2, 2012: Stadtanbau Seite 11 In Kooperation mit Anrainern, Nutzern und Experten wurden die in Teil 1 definierten Eigenschaften an einem ungeliebten innerstädtischen Platz angebaut und zur Diskussion gestellt. Teil 1, 2011: Bestehende Qualitäten Seite 37 Im Dialog mit Darmstadts Bürgern wurden wertgeschätzte bestehende Eigenschaften der Stadt erforscht und in städtebauliche Grundsätze gefasst. Weitere Informationenen und Neuigkeiten gibt es unter www.letstalkaboutdarmstadt.de 3 Vorwort: Stadt.anbauen. Die Stadt als Lebens- und Kulturraum ist in der gegenwärtigen Diskussion auf die Zusammenarbeit von Vertretern der Politik, Wirtschaft, Industrie, Bildung und Kultur mit Architekten, Stadtplanern und Bürgern aus. Gerade die Einbeziehung des bürgerschaftlichen Potenzials kann enorme Entwicklungschancen aufzeigen und der Stadt zu einer besonderen Identität verhelfen. Doch wer leitet diese Teams und wie kann trotz ergebnisoffener und langwieriger Prozesse das authentische und zugleich ungenutzte Potenzial weiterentwickelt werden? Mark Lemanski führt in „Let‘s talk about Darmstadt“ die Regie eines außergewöhnlichen Projektes. Mit Studierenden der Hochschule Darmstadt wird der Friedensplatz in Darmstadt methodisch und analytisch, nachhaltig und sensibel, konzeptionell und offen zum Beispiel vorbildlicher Bürgerpartizipation und möglicher Stadtentwicklung. Sie inkludieren Anwohner und Experten, verteilen Rollen und Charaktere, spüren Zugänge zu längst vergessenen Inhalten und Zusammenhängen auf. Es bilden sich Teams, welche Geschichten mit Orten verbinden, verschiedene Identitäten annehmen, Pflege als gestalterischen Ausdruck von Akzeptanz und Verantwortung anerkennen, Koexistenz und Großzügigkeit als Qualitätsmaßstäbe voraussetzen. Stadtanbau meint dabei nicht das Implantieren von möglichen, ortsfremden Impulsgebern, Themen oder Inhalten. Stadtanbau erarbeitet Qualitätsmaßstäbe, bildet sein eigenes Substrat, stellt neue Zusammenhänge und Charaktere her, liefert eigene 4 Raumbilder, statt wie gewohnt, Gestaltungskataloge hervorzubringen. Das Stärken der Beziehungen vor Ort, von Kultur und Stadt, Gestalt und Inhalt, Bedarf und Angemessenheit wird hierbei angestrebt. Stadtanbau ist Übersetzungsarbeit im Raum, bildet ein inhaltliches Format aus, lässt Wachstum zu und ist prozesshaft angelegt. Es ist ein Projekt von Menschen, die an Veränderungen und Transformationen interessiert sind. Die räumlich gestalterische Artikulation der Ergebnisse bildet ihr eigenes, charakteristisches Bild ab und gründet sich aus dem gesellschaftlichen, statt ästhetischen Kontext. Ortsspezifische Besonderheiten, Poesie und Identität entwickeln sich als Projektqualitäten und transformieren den „ungeliebten Ort“ in Kommunikationsräume, statt ihn zu branden. In diesem Szenario ist niemand unerwünscht, alle Vorstellungen sind zulässig, neue Verknüpfungen entstehen auf Basis vorhandener und vorgefundener Ressourcen. Diese Stadt ist Lebensraum! Prof. Kerstin Schultz Vorsitzende Darmstädter Architektursommer 5 Im dritten Teil von Let’s talk about Darmstadt sollen Nutzungsvorschläge für den Friedensplatz in einer offenen Werkstatt vor Ort räumlich getestet werden. 6 7 Projektskizze Teil 3 Let’s talk about Darmstadt Teil 1 und 2 zeigen, dass die auf Grundlage bestehender Qualitäten entwickelten Gestaltungsgrundsätze bestehende Potentiale freisetzen können. Vor allem aber demonstriert die bisherige Arbeit die Begeisterung vieler Darmstädterinnen und Darmstädter, an der Gestaltung ihrer Stadt mitwirken zu können. Let‘s talk about Darmstadt Teil 3 -Schule der Stadt- soll die bisherigen Ergebnisse von Let’s Talk About Darmstadt zur öffentlichen Diskussion und Abstimmung stellen; Nutzungsvorschläge in einer offenen Werkstatt auf dem Friedensplatz räumlich testen; Und einen Katalog möglicher räumlicher Änderungen zur Unterstützung dieser Nutzungen erstellen. Temporäre Umnutzung des Eisfriedel Pavillions zum Café mit Sitzplätzen zur Aktivierung des Platzes und als Test für ein permanentes Nachbarschaftscafé. In Ko-operation mit Earl Street und Centralstation Nachbarschaftscafé Die Nutzungsvorschläge von Let’s Talk About Darmstadt Teil 2 sollen zur öffentlichen Diskussion gestellt, kommentiert, bewertet und ergänzt werden. Der ehemalige Eisfriedel Pavillion wird temporär zu Café und Projektbüro umgebaut. Davor könnte ein Stadtstammtisch als Diskussionsort dienen, und als als ‘Lesezeichen’ des partizipativen Prozesses. Die Schule der Stadt könnte folgende Ergebnisse haben: • eine Dokumentation des partizipativen Prozesses der Schule der Stadt. • Etablierung der Freundinnen und Freunde des Friedensplatzes und Einrichtung eines Forums zum weiterführenden Austausch. • ein Katalog möglicher räumlicher Eingriffe zur Aufwertung des Friedensplatzes durch erhöhte Nutzung. Stadtstammtisch Temporäres Nachbarschaftscafé, eventuell mit Stadtstrand, zur Aktivierung des Platzes und Anlaufpunkt zur weiterführenden Diskussion von Nutzungsvorschlägen. Permanent instaliierter Tisch, an dem eine öffentliche Reihe von Gesprächen zur zukünftigen Nutzung des Platzes stattfinden kann. Stühle werden im Nachbarschaftscafé gelagert. Veranstaltungskalender Diskussionsbegleitende Veranstaltungen in Kooperation mit verschiedenen Partnern. Kuratierte Gesprächsrunden am Stadtstammtisch. 8 Forum Erweiterung der Website zum Forum, in dem sich die Freundinnen und Freunde des Friedensplatzes austauschen können. Nutzungsvorschläge können diskutiert und kommentiert werden. 9 Freundinnen und Freunde des Friedensplatzes c/o INTEF Institut für Neue Technische Form e. V. Friedensplatz 10 64283 Darmstadt [email protected] www.letstalkaboutdarmstadt.de An Stadträtin Brigitte Lindscheid Postfach 11 10 61 64225 Darmstadt " 22. Februar 2013 Offener Brief Friedensplatz Sehr geehrte Frau Lindscheid Im Rahmen von zwei Architektursommern, 2011 und 2012, haben wir in Kooperation mit dem internationalen Londoner Architektur und Stadtbüro muf bürgerpartizipative Projekte auf dem Friedensplatz in Darmstadt mit hoher Beteiligung durchgeführt. Prozessoffenheit und Arbeit mit vorhandenen Ressourcen waren hierbei die entscheidenden Planungsund Gestaltungskriterien. Wir konnten das Projekt sogar in Stuttgart in der Architekturgalerie am Weißenhof im Rahmen der Ausstellung ‘Mut zur Stadt’ zu präsentieren, was auf großes Interesse gegenüber Darmstadt stieß. Es hat sich mittlerweile ein festes Bündnis von Anrainern, Nutzern und Interessierten gegründet. Seit langem wünschen wir uns einen besser genutzten Friedensplatz – als sozialen und kulturellen Treffpunkt. Unterstützt von Studierenden und professionellen Kreativen arbeiten wir seither an der Umsetzung dieser Vision. Unser Vorhaben erweitert bestehende Interessenpartnerschaften, bietet einen Rahmen zum interdisziplinären Meinungsaustausch und testet in situ mögliche Nutzungen in räumlichen Installationen zur weiterführenden Diskussion. Vorrangiges Ziel ist es, Nutzern und Anrainern eine aktive Mitgestaltung des Platzes zu ermöglichen. Ausserdem haben wir die Initiative „Freundinnen und Freunde des Friedensplatzes“ gegründet und möchten Sie einladen, Freundin des Friedensplatzes zu werden. Wir möchten Sie um einen Gesprächstermin bitten, um Ihnen unsere bisherige Arbeit vorzustellen und uns mit Ihnen darüber auszutauschen, wie diese in eine eventuelle Umgestaltung einfliessen, oder vielleicht sogar eine komplette Neugestaltung des Platzes substituieren könnte. Wir wissen auch, dass es bereits bestehende Wettbewerbsplanungen gibt, denken aber, daß es doch nur in Ihrem Sinne sein kann, mit den Bürgern gemeinsam und langfristig authentische und lokal initiierte Stadtraumquartiere zu ermöglichen. Wir freuen uns auf Ihre Antwort, mit freundlichen Grüssen, Ein offener Brief bereitet einen ersten, informellen Stadtstammtisch vor. 10 Im zweiten Teil von Let’s talk about Darmstadt wurden in Kooperation mit Anrainern, Nutzern und Experten die in Teil 1 definierten Eigenschaften an einem ungeliebten innerstädtischen Platz angebaut und zur Diskussion gestellt. Auf den folgenden Seiten wird die mehrtägige Präsentation im Sommer 2012 dokumentiert. 11 11 Kommen Sie etwas näher? Willkommen zu Let’s Talk About Darmstadt Teil 2! Let’s talk about Darmstadt ist ein praxisbezogenes Forschungsprojekt, in dem Grundsätze erarbeitet werden für einen Städtebau, der nicht primär auf dem Aussehen der Stadt, sondern auf ihrer Nutzbarkeit fusst. Im ersten Teil haben wir die Qualitäten erforscht, die Darmstadt für seine Bewohnerinnen und Bewohner lebenswert machen. Im zweiten Teil wollen wir diese Qualitäten an einem konkreten Ort, dem Friedensplatz, zusammentragen. In Zusammenarbeit mit Anrainern und anderen Partnern ist jede der Qualitäten in einer temporären Installation am Platz angebaut worden, die wir Ihnen jetzt vorstellen möchten. Folgen Sie mir bitte! 12 12 13 13 Mein Name ist Johanna Schulte und ich baue zusammen mit meinem Partner Haroun Ismail vom Restaurant Harouns großzügige Grenzen an. Ziel ist es, die Grenzen zwischen dem Platz und Anrainern durchlässiger zu gestalten, oder in Richtung einer beidseitigen Bereicherung zu verschieben. Die Trennung von Platz und Anrainern durch Strassenbahn und Höhenunterschiede wird in diesem Bespiel durch die Einrichtung eines Aussensitzplatzes überbrückt. Der Park wird durch begrünte Stufen und einen gemusterten Weg zum Restaurant erweitert. Vor drei Monaten, zu Beginn des Workshops, haben wir mit Herrn Strauch vom Rosarium eine Rose gepflanzt, die von Herrn Haroun gepflegt wurde. Jetzt blüht sie schön und dient als Tischschmuck. Es wird auch schon gut angenommen, auch die anliegenden Podeste werden nun verstärkt genutzt. Und ich bediene hier. Haroun Ismail Restaurantbetreiber Johanna Schulte Architekturstudentin Rose Im Frühjahr gepflanzt Speisekarte mit Einführung Markierung und Treppe Friedensplatz ungeliebter Platz im Zentrum Pflanzen einer Rose unter fachkundiger Anleitung im März (rechts), drei Monate später reicht die Rose durch eine Öffnung im Tisch und dient als Tischschmuck. Entwürfe wurden als Collagen dargestellt und diskutiert (links). 14 14 15 15 Hallo mein Name ist Elisabeth Prießnigg, ich baue Alltagskultur an. Alltagskultur, das sind wir hier, wir sind die Stadt. Meine Partnerin ist Frau Langer vom Jugendamt*, mit der zusammen ich die Idee für dieses Podest entwickelt habe. Das Podest wirkt als offene Bühne, jeder kann sich in Szene setzen, etwas durchs Mikrofon sagen. Im hinteren Bereich des Podestes befindet sich eine Klappe, wo der junge Mann hier draufsteht, darin befinden sich Spielsachen und Requisiten. Das Podest ist dem Sockel des Reiterstandbilds nachempfunden, um seinen Nutzer dem Denkmal gleichzustellen. Komplementär zum antiquierten Kulturverständnis eines Reiterstandbildes werden Alltagskultur und Zivilgesellschaft als repräsentativ für Darmstadt inszeniert. Mikrofon und Lautsprecher Bürger der Zukunft Pferdekostüm Requisiten Inschrift “Darmstadt MMXII” Neben spontanen Auftritten wie im Bild oben hatten wir unsere Gesprächspartner der Entwurfsphase eingeladen, ihre Beziehung zur Stadt vorzustellen, so gab es Kurzvorträge etwa zu Stadtmarketing, Raumsoziologie und Rosenkunde. 16 16 *Frau Langer ist Initiatorin des Kinderflohmarkts Darmstadt. Der Kinderflohmarkt erlaubt es Kindern, die Stadt jenseits von Spielplätzen zu bewohnen und als Akteure im Stadtzentrum in Erscheinung zu treten. 17 17 Mein Name ist Vanessa Haindl, ich baue Übersehene Details an. Ich habe mich mit dem Baustoff Beton auseinandergesetzt, einem Detail, das das Aussehen des Platzes bestimmt und mir von vielen Passanten als störend beschrieben wurde. Könnten wir, anstatt den Beton an sich zu verändern, seine Wahrnehmung verändern? Ich habe einen archäologischen Steg des Jahres 2050 entworfen, basierend auf der Hypothese, dass Beton aufgrund seiner schlechten ökologischen Bilanz schon in naher Zukunft nicht mehr verbaut werden darf. Erläuterungstafeln entlang des Steges erzählen aus zukünftiger Sicht von den Besonderheiten des historischen Baustoffs Beton, etwa wie er hergestellt wurde, und welche speziellen Merkmale er hier auf dem Platz aufweist. Beraten hat mich dabei mein Partner Dr. Göldner vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Abteilung Archäologie. Hinweistafeln des Jahres 2050 Beton hier in Kübelform Eine ungenutzte Passage zwischen den Pflanzenkübeln wird durch den Steg dramatisiert, was auch dazu führt, dass sich im Verlauf des Stadtanbaus die Kinder die Kübel als Spielraum aneignen (ganz rechts). 18 18 19 19 Guten Tag, mein Name ist Anna Kathrin Daub, ich baue Koexistenz unverträglicher Nutzungen an. Um so belebter ein Platz ist, desto selbstverständlicher treten Nutzungen in Konkurrenz, die entstehenden Konflikte können deshalb durchaus auch als Auszeichnung, als Lebenszeichen begriffen werden. Mein Partner war Bernhard Meyer, Initiator der Bespielbaren Stadt*. Ich habe mich mit dem Durchgangsverkehr beschäftigt. Könnten querende Fahrradfahrer eine Bereicherung statt eine Beeinträchtigung anderer Nutzungen sein? Könnten außerdem Fahrradfahrer den Platz als mehr als eine Verkehrsfläche wahrnehmen? Gebaut habe ich eine Fahrradwippe, die den Querungsverkehr verlangsamt und inszeniert. So wird ein vermeintlich störender Faktor nun als Potential gesehen, nämlich Teil des Platzes zu sein. Fahrradfahrer halten inne Verkehrsflächen isolierten den Platz Zuschauer erweitern den Platz *Die Bespielbare Stadt Griesheim hat Spielobjekte entlang von Routen platziert, die besonders stark von Kindern genutzt werden. Reine Verkehrswege wurden somit zu Aufenthaltsorten, Kinder könnten auf gleichberechtigtere Weise mit Autos koexistieren. 20 21 Stellwände Ich bin die Bianca Hirner und baue Geschichten als Orte an. Orte werden bestimmt von den Geschichten, die sie erzählen (zum Beispiel durch Denkmäler) oder die wir über sie erzählen. Wie können wir diesen Ort für neue Geschichten öffnen? Ich habe einen Raum geschaffen, indem ich einen bestehenden Sandkasten mit bedruckten Planen eingefasst* und mit gespendeten Kissen eingerichtet habe. In ihm kann Geschichten zugehört werden, die von Erlebnissen auf anderen Plätzen handeln, die nicht benannt werden, aber Gemeinsamkeiten mit dem Friedensplatz haben. So dass man darüber beginnt nachzudenken, was der Friedensplatz für ein Ort ist, und was für ein Ort er werden könnte. des Landesmuseums Geschichten von anderen Plätzen Kissen gespendet Sandkasten Unterschiedlichste Kissen wurden von DarmstädterInnen gespendet, mit einem ‘Friedensplatz’-Label versehen wurden sie zum temporären Sitzmöbiliar, das dem öffentlichen Ort eine häusliche Atmosphäre verlieh, ideal zum Geschichtenerzählen und -hören. 22 22 * mein Partner Theo Jülich, Direktor des Landesmuseums, stellte mir die Planen zu Verfügung, sie zeigen Gesichter aus der Sammlung. “Ein Museum ist dann spannend, wenn Sie eine Fülle großer und kleiner Geschichten erzählen.” Was für große und kleine Geschichten kann der Friedensplatz erzählen? 23 23 Hallo. Ich heisse Natalie Fedtke und ich baue Gemeinschaftliche Patenschaften an. Meine Partnerin ist Frau Vogel vom Gegenüber, einem Bekleidungsgeschäft am Platz. Mein Projekt initiiert eine stärkere Bindung von Darmstädter Bürgern an den Friedensplatz durch das Gegenüber. Das Geschäft bietet Kunden und Passanten Blumen zum Pflanzen am Friedensplatz an. An jeder Pflanze sind zwei Karten befestigt: Eine kann von den Pflanzenden personalisiert werden und bleibt auf dem Platz, die andere kann als Visitenkarte mitgenommen werden. Die MitarbeiterInnen des Gegenüber übernehmen für dieses Jahr eine Patenschaft für die Blumen, giessen sie und kümmern sich, und beginnen so, auf den Platz aufzupassen. Wir denken natürlich auch, dass die Patenschaften sich auf die Bürger erweitert, die die Blumen eingepflanzt haben. Dass sie mal vorbeischauen und gucken wie’s der Blume geht, und so eine persönlichere Bindung an den Platz entwickeln, der Platz sich ein Stück weit angeeignet wird. städtische Pflanzung wird als lieblos emfpunden individuelle Pflanzung erzeugt Bindungen Podeste wenig genutzt Pflanzorte leiten auf den Platz Blumen im Gegenüber (unten) und Anmerkungen der Pflanzenden (rechts und ganz rechts). 24 24 25 25 Sind Ihnen im Verlauf der Führung Gedanken gekommen, welche Nutzungen Sie gerne auf dem Friedensplatz anbauen würden? Ausschnitte der Interviews gibt es auf der beigefügten DVD und der Website letstalkaboutdarmstadt.de 26 27 27 Potentiale nutzen Von Anfang an arbeiteten wir im Dialog mit PartnerInnen des öffentlichen Lebens, um die vorhandene Expertise Darmstadts zu nutzen und eigene Annahmen zu überprüfen. Stadtanbau begann im März 2012 im Dialog mit denen, die mit dem Friedensplatz schon vertraut waren, etwa den Angestellten der Stadt, den Anrainern und den Nutzern. Beim Fegen und Kippenaufsammeln tauschten wir uns aus und begannen die Analyse der bestehenden Nutzungen. Interview mit einem Angestellten des EAD (oben), pflanzen von Salvien (rechts), reinigen des Platzes (links) zu Beginn des Seminars. 28 28 Der Friedensplatz ist kein im klassischen Sinne von Gebäuden gefasster Platz ist (links). Könnte dieses Fehlen räumlicher Definition ausgeglichen werden durch ein bewusstes Verorten von Nutzungen? Und könnten sich diese Nutzungen mit den angrenzenden Nutzungen überschneiden (rechts)? 29 29 Potentiale: Offen für Interpretation und Aneignung • Leerer Zwischenraum; keine bestimmte Nutzung vorgesehen; nutzbarer Raum; für alle Nutzungen offen Elisabeth Prießnigg Expertin für Alltagskultur als Repräsentation in der Sonne sitzen ausruhen lesen spielen Inszenierung durch Blickbezüge warten Die Umwelt als Kulisse der Aktivität Rückzug treffen treffen inszenieren inszenieren erkunden reden skaten in der Sonne sitzen ansteigende Grasfläche Johanna Schulte Expertin für Großzügige Grenzen stärkere Einbeziehung des Schlossgrabens ansteigende Grasfläche Sammelstelle Spindelkeller Ausgabe Sammelstelle 30 30 er begehbare Sitztreppen zur Erschließung der Grünflächen. Vanessa Haindl Expertin für Übersehene Details Apfelplantage Verbindung zur Gastronomie. spie lend end e Kind Inntec einbinden und hervorheben. Kommunikation mit Platz. Sch hlos los s Spielen Sich t Schl tach loos ossg se arte n sich tach Inszenierung bestehender Qualitäten durc Alters des Platzes Erschließung Grünflächen. er Rampe spielen erlebbar machen. Platz für Ballspiele und Veranstaltungen Rampe Rampe Sitz - und Sonneninsel schaffen sichtachse lo loss Schlo m se useu e Muse Anna Kathrin Daub Expertin für die Koexistenz unverträglicher Nutzungen Verkehrsflächen und Nutzfläche in eine ne zueinander setzen weißer Turm Wachturm_Krieg_Frieden Fußgängerzone HDA Eingang Tiefgarage Eingang Atombunker_Krieg? Denkmkal Ludwig IV Einleitung Frieden(splatz) Mauer Abwehr Lü Bu ftu nk ng er ssch lit ze Lü Bu ftung nk er ssch lit ze sp iele n Bibliothek ole n Bianca Hirner Expertin für Geschichten als Ort Patenschaften für Pflanzen, Vorgarten=Prin einbeziehen, Cafe, Blumenladen. 50er Jahre Bebauung Wiederaufbau nach II. Weltkrieg Natalie Fedtke Expertin für Pflege als Gestaltung Zugang Tiefgarage erh les Intef sitz en te en un Bühne für angrenzende Nutzer, die verschi gruppen ansprechen. Kommunikation verb ess n en Schlosskeller lle Katy Kulpa Expertin für Reputation statt Branding Denkmal II. Weltkrieg Frieden_Gefallene te Räumliche Eigenschaften Zu viel Masse an toter Fläche; zu sehr verwinkelt; Verwinkelter "Innenraum"; Introvertiert- Man nimmt die Qualitäten des Platzes beim vorbeigehen nicht war; Abgrenzung zur Innenstadt-man wird um den Platz herum geführt Orientierung zur Strafle/Landesmuseum hin- wenig einladend, Kehrt der Stadt dem Rücken zu, das Pferd dreht dem Platz dem Rücken zu Undurchdringbar-wenig Möglichkeiten den Platz “frei” zu durchqueren, durch fehlende Einsicht in den oberen Teil des Platzes wird er nicht war genommen und lockt Gesindel an; Keine interessanten, einladenden, etc. Aus- / Ein- / Durchblicke; Keine überzeugende Struktur; Betonflächen sind fester Bestandteil des Platzes. Befragte empfinden diese als „hässlich“; große, leere Fläche (neben Café); trennt Innenstadt von nördlichem Bereich; Verwinkelte Bebauung; Sicht – und Blickbeziehungen eingeschränkt; Höhepunkte? Keine Café, Bars, etc. Rampe verbindet Grünflächen. achs Wahrnehmung Wirkung einer Schleuse; schlechte Warhnehmung des Platzes an sich; Platz öffnet sich nicht; Toter Raum durch zu starke Abgrenzung; Blickbezüge eingeschränkt; Schlechte Wahrnehmung des Platzes von sowohl Innenstadt als auch Zeughausstraße; Platz als Durchgangszone; Abschottung von der Innenstadt; negatives Klientel; Platz wird nicht als Ganzes wahrgenommen Inne nen ens nsta stad stadt ta dt sicht Räumliche Eigenschaften • zu viel tote/ungenutzte Fläche; zu verwinkelt; introvertierter “Innenraum”; man nimmt die Qualitäten des Platzes beim Vorübergehen nicht wahr; man wird um den Platz herum geführt, undurchdringbar - wenig Möglichkeiten den Platz “frei” zu durchqueren • Orientierung zur Straße/zum Landesmuseum hin wenig einladend, Abgrenzung zur Innenstadt; das Reiterstandbild dreht dem Platz dem Rücken zu • durch fehlende Einsicht in den oberen Teil des Platzes wird er nicht wahrgenommen und lockt unerwünschte Nutzungen an; Sichtbeziehungen eingeschränkt; wenig interessante oder einladenden Aus- / Ein- / Durchblicke • Betonflächen sind fester Bestandteil des Platzes. Befragte empfinden diese als „hässlich“ • große, leere Fläche (neben Café); Platz für neue Café, Bars, etc.; keine Höhepunkte hse t Verkehr Starker Verkehr ringsum; Strassenverkehr; Stark befahrene Strafle-Lärm; Festgefahrenes Bild des Platzes als Verkehrsfläche, nicht als Ruheplatz; Verkehrslärm, va. im nördlichen Teil; Verkehr schlecht gelenkt; Behinderung des Bewegungsflusses (Treppenstufen); Durchgangsverkehr; Flächen zum Parken genutzt; Hektik aufgrund von Durchgangsverkehr sich htac ta stad enn nen Inne Other: In; Verbindung zu Nutzungen die vergessen werden (z.B. Museum); Plätze sind allgemein kostbarer Raum; Innehalten für einen Moment; Verkehrsfreie Zone Umgestaltung durch Nutzung als öffentlich temporärer Mostanlage Nutzung durch angrenzende Nutzer se Räumliche Eigenschaften grüne Oase/Insel in der Innenstadt; selartige Gebilde mit verschiedenen Höhen; Achsenbildung; Gliederung des Platzes. Kopf, Fuß und Mittelpunkt Pflanzbehälter in schräge Grasfläche integriert (Sitzflächen etc.) Apfelplantage Pia ObermeyerExpertin für Mehrwert durch Authentizität tach sich Lage - Nähe zu Innenstadt/Fußgängerzone (Marktplatz, Altstadt, Einkaufpassagen, Universität), Umgebung-repräsentative Bauwerke ( Landesmuseum, Archiv, Darmstädter Schlofl, Weißer Turm ), ‚Schalter‘ zwischen Innenstadt und Uni / Museum, Infrastruktur-Verkehrsanbindung Straßenbahn/Busse Intef, Museum, Viva El Sol, Geschäfte; Verbindungsweg von Innenstadt zu Herrengarten und Universität; zentrale Lage + Ausrichtung treffen essen trinken reden Innenhof (Sandbis OK Beet?) Angrenzende Nutzungen Quernutzungen angrenzender Gastronomie / Geschäfte etc., Café/ Gastro am Platz, Verschiedene Nutzungen, die sich zum Platz öffnen) Wahrnehmung • Wirkung einer Schleuse; Platz als Durchgangszone; schlechte Warhnehmung des Platzes als Ort; Platz öffnet sich nicht; Toter Raum durch zu starke Abgrenzung; Blickbezüge eingeschränkt; Platz wird nicht als Ganzes wahrgenommen Beschränkungen: • schlechte Wahrnehmung des Platzes sowohl von Innenstadt als auch Zeughausstraße; Abschottung von der Innenstadt Einbeziehung angrenzender Nutzer wie Re Anbindung an Schloßgraben durch Nutzun Wahrnehmung von der Innenstadtseite du Platz als Aufenthalts- statt Durchgangsort angrenzende Nutzer erhöhte Grünfläche nutzbar / begehbar gemacht Offen für Interpretation und Aneignung - Leerer Zwischenraum, keine bestimmte Nutzung vorgesehen, für alle Nutzungen offen, Nutzbarer Raum Belebt - Publikumsverkehr vorhanden, Viele Menschen, Rege Durchwegung des Platzes, Publikum/Durchgangsverkehr (Fußgänger/Radfahrer), Durchwegungder Platz ist belebt, Kontenpunkte, Platz als lebendiger Aufenthaltsort (Uni Pausenplatz, Grünflächen/Gegenpol zu gepflasterter Umgebung, Ansprechen von verschiedenen Nutzergruppen (innerstädtisches Publikum), Belebung durch reges Treiben aus Richtung Innenstadt Inszenierung der alltäglichen Aktivitäte repräsentativen Bauwerke Darmstadts Inszenierung durch Blickbezuge, Öffnun (Sichtbezug und Nutzung) Die Stadt/Bauwerke als Kulisse der Akti ss Verkehr • starker Verkehr ringsum; Verkehrslärm, va. im nördlichen Teil; Potentiale Festgefahrenes Bild des Platzes als Verkehrsfläche, nicht als Ruheplatz • de facto permanente Nutzung großer Teile als Parkplatz • Verkehr schlecht gelenkt; Behinderung des Bewegungsflusses (Treppenstufen); Durchgangsverkehr; Hektik aufgrund von Durchgangsverkehr Bezug von der Stadt zum Platz spie lend len nde e Kind Ki Kin Beschränkungen: von gebautem Raum und sozialer Interaktion. Stadt Anbau will in Kooperation mit Akteuren des öffentlichen Lebens von der sozialen Interaktion her den gebauten Raum bestimmen. Im ersten Schritt werden die gegenwärtigen Nutzungen analysiert und vom Standpunkt der jeweiligen Exertin aus das Nutzungspotential dargestellt. Nutzung [könnte] en Die angrenzenden Nutzungen beziehen wir auf unterschiedliche Arten ein, um eine Verschränkung von Platz und Anrainern zu testen. Das Plakat zur Veranstaltung etwa wurde in der Druckwerkstatt des angrenzenden Landesmuseums gedruckt (oben). Andere • Plätze sind allgemein kostbarer Raum; Innehalten für einen Moment; Verkehrsfreie Zone Nutzung [ist] alt Schritt 1: rh Räumliche Eigenschaften • grüne Oase/Insel in der Innenstadt: Grünflächen als Gegenpol zur gepflasterten Umgebung •Kleinteiligkeit der inselartigen Gebilde mit verschiedenen Höhen; Achsenbildung; Gliederung des Platzes in Kopf, Fuß und Mittelpunkt Öffentlicher Raum entsteht im Zusammenspiel F tre reu ffe nd n e Lage • zentrale Lage und Ausrichtung; Nähe zu Innenstadt/Fußgängerzone (Marktplatz, Altstadt, Einkaufpassagen) • Umgebung repräsentativer Bauwerke ( Landesmuseum, Archiv, Darmstädter Schloß, Weißer Turm ) • Knotenpunkt zwischen der Innenstadt und Universität, Museum und Herrengarten • Infrastruktur/Verkehrsanbindung, Straßenbahnen und Busse au Angrenzende Nutzungen • Quernutzungen angrenzender Geschäfte etc.; Café/ Gastronomie am Platz; verschiedene Nutzungen, die sich zum Platz öffnen • Landesmuseum, Intef, Fotografiegallerie, Universität Unsere Analyse des Friedensplatzes berücksichtigte insbesondere seine Nutzbarkeit. Auf Grundlage der durch Interviews definierten Potentiale und Beschränkungen des Ortes (links) und von Nutzungsskizzen (rechts), begannen wir die Nutzungspotentiale des Platzes räumlich darzustellen (unten rechts). se Belebt • Durchwegung des Platzes; Publikumsverkehr vorhanden; viele Menschen; Publikum/Durchgangsverkehr (Fußgänger/Radfahrer); Knotenpunkte; reges Treiben aus Richtung Innenstadt • Platz als Aufenthaltsort an den Rändern (Uni Pausenplatz) • Spricht verschiedene Nutzergruppen an (innerstädtisches Publikum, Studenten etc.) Viva El Sol Landesmuseum TuD 31 31 Anlaufpunkt von Let‘s talk about Darmstadt Teil 2 bildete eine Bühne, auf der gefrühstückt, gebastelt, die Stadt angeschaut und diskutiert wurde. Hier war auch der Treffpunkt für die Führungen. Außerdem bildete die Bühne einen Zugang zu den Podesten, die nun insbesondere von Kindern verstärkt genutzt werden konnte. Den Gestaltungsgrundsätzen „Mehrwert durch Authentizität“ und „Guter Ruf statt Branding“ nahmen sich kurzfristig Earl Street an, indem sie den angrenzenden Schlossgraben in ein Gehege für Ferkel umwandelten. http://www.facebook.com/ Earlstreet 16 Samstag 11:00 Führung durch die Stadtanbauten 12:00 Workshop ‘Darmstadt 2020’ Wir stellen Schutzanzüge her und reisen in die Zukunft des Darmstädter Stadtzentrums 13:00 Führung 14:00 Workshop ‘Mein Plakat’ 15 Freitag Wir drucken individuelle Versionen des StadtanbauPlakats, mit Herrn Strasser, Drucker Landesmuseum 15:00 Führung 16:00 Öffentliches Klassenzimmer Kurze Vorträge von Anrainern und Nutzern des Platzes, zu Rosen, Archäologie, Design und mehr 18:00 19:00 21:00 22:00 Führung Abendbrot mit Musik Vortrag ‘Stadtanbau’ Vorstellung Ideenwettbewerb zum Friedensplatz 15:00 Führ ungen durc h die Stadtanbau ten 18:00 Fußb all-EM auf Klassiker n des Fernseh-D esigns: 17 Sonntag 11:00 Stadtpicknick Die Ergebnisse des Projekts wurden unter anderem auf der Website des Projekts vorgestellt. Links Ansicht einer Ausstellung im Staatstheater, rechts Einladung der Ausstellung ‘Mut zur Stadt’ in der Stuttgarter Architekturgalerie. Bitte bringen Sie etwas zum Teilen mit, für Geträ sorgen wir. nke 32 13:00 Führungen 14:00 Gemeinsames Auf räumen 33 Feedback der Studierenden Ich habe bei diesem Workshop nicht nur einiges über Architektur gelernt, sondern auch für mich viel daraus mitgenommen. Es war anstrengend aber super. Auf einer Skala von 1-10: 10 Punkte Die Herangehensweise war etwas ungewohnt (was mich vorübergehend manchmal kurz frustriert hat, weil ich das Gefühl hatte, nicht zu verstehen, was du willst), aber jetzt im nachhinein war es positiv, so ins (relativ) kalte Wasser geworfen zu werden und sehr interessant, mal ganz anders zu arbeiten. Am Anfang des Workshops war ich mir nicht recht sicher wohin das führt und was deine Erwartungen waren. Es hat sich aber herausgestellt, dass es so auf jeden Fall sehr gut geklappt hat und wir letztendlich ja auch ein gemeinsames Projekt hatten, zu dem jeder einen Teil beigetragen hat. Alles ist rechtzeitig fertig geworden, das Team hat gut funktioniert durch die gelben Schalungsbretter und die Schürzen hat man uns als Gruppe wargenommen. Ich habe mitgenommen, • dass man sich einem Ort von verschiedenen Gesichtspunkten nähern muss und Potentiale und Probleme erst auf dem zweiten Blick wahrnimmt. •wie wichtig die Kommunikation mit den Anrainern und potentiellen Nutzern ist, was im normalen Verlauf unseres Studiums viel zu kurz kommt, da wir hauptsächlich mit dem Schwarzplan arbeiten und nur oberflächlich die angrenzenden Nutzungen, fast schon klischeehaft, aber nicht ihre Individualität betrachten. •dass die soziale Komponente in der Architektur viel zu kurz kommt, da das Hauptaugenmerk auf der Ästhetik liegt, und nicht wie es eigentlich sein sollte auf den Bedürfnissen der Nutzer. Das Wahlpflichtfach hat mir sehr viel Spaß gemacht! Ich habe am Anfang irgendwie gar nicht so genau gewusst, was ich machen sollte. Und dann in letzter Minute noch Sachen die geklärt werden mussten. Es war eine Erfahrung so etwas machen zu müssen. Am Ende hat aber alles gut geklappt. Vor allem die Teamarbeit. Ich fand es schön, auch mal ein Projekt zu realisieren und auch die Arbeitsweise war eine ganz neue und andere, als wir sie eigentlich aus der Uni kennen. Ein großes Dankeschön an dich und vor allem auch Elena für die Organisation und Hilfe. 34 34 Ich finde, dass die Arbeit im Team sehr gut geklappt hat, außerdem hat es mir gut gefallen, so viele nette neue Leute kennengelernt zu haben und im Intef war‘s auch toll. Das Projekt hat mir an Darmstadt völlig neue Seiten eröffnet. Nochmal danke für den tollen Workshop, es war eine gute Erfahrung für jeden von uns denke ich, und es hat super viel Spaß gemacht. Anfangs war es etwas mühsam, weil wir glaube ich alle nicht wussten wo die Reise hin gehen wird. Zudem war es auch die erste Erfahrung die wir machten mit Projekten, die auch noch realisiert werden. Besonders die letzte Woche war richtig gut, weil es ziemlich schnell voran ging und wir nach jeder Schraube die drin war gemerkt haben, dass es wird. Das Beste war dann der Schluss, wir haben gemerkt dass es funktioniert, dass viele Menschen unsere “Installationen” angenommen haben, und auch benutzt haben. Echt schade, daß es vorbei ist:( Also nochmal DANKE DANKE DANKE Das Projekt hat mir gut gefallen,auch wenn es viel zu tun gab und die Tage sehr lang waren. Es war schön, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Es war eine gute Erfahrung mit anderen Nicht-Architekten zu sprechen und Interviews bzw. Partnerschaften zu schließen. 35 35 Stadtanbau/Let’s talk about Darmstadt Teil 2 fand im Rahmen des Architektursommers Rhein-Main 2012 statt. Das Seminar mit StudentInen der h_da wurde von Mark Lemanski geleitet. Führungen der Installationen fanden vom 15. -17. Juni 2012 halbstündlich statt. Let’s talk about Darmstadt teil 1: Bestehende Qualitäten Im ersten Teil von Let’s Talk about Darmstadt wurden im Dialog mit Darmstadts BürgerInnen wertgeschätzte bestehende Eigenschaften der Stadt erforscht und in städtebauliche Grundsätze gefasst. Auf den folgenden Seiten sind die Präsentation im Sommer 2011 und der Arbeitsprozess exemplarisch dokumentiert. 36 36 37 Einführung n i e f p ö h c s e G Eigenartige ! m u r t n e Z s t d Darmsta In Form und Verhalten drücken diese Geschöpfe Qualitäten Darmstadts aus. Damit sie sich wie zu Hause fühlen, haben StudentInnen der Fachhochschule und TU artgerechte Habitate angelegt. Diese veranschaulichen Gestaltungsgrundsätze eines idealen, zukünftigen Stadtzentrums. Let’s talk about Darmstadt ist eine Einladung, die Geschöpfe zu treffen, ihre Habitate zu erkunden und folgende Fragen zu beantworten: Können die Bedingungen für ein ideales Stadtzentrum aus bestehenden Qualitäten entwickelt werden? Kann die Methode zum Finden dieser Werte auf der Expertise der Einwohner gründen1? Abb.1: merkwürdiges Wesen, Fundort Schloßgraben 1 38 Viele Darmstädter würden zögern, ihre Stadt schön zu nennen, gleichzeitig zeigen sie einem aber auch stolz alles was es zu sehen gibt. Vielleicht liegt es daran, dass das Stadtzentrum in der Nachkiegszeit als monokulturelles Einkaufsbereich neu erschaffen wurde, das mit der Zeit die zivilen Funktionen an seine Ränder verdrängt hat. Sein Niedergang im Wettbewerb mit Internet Shopping und Einkaufszentren in der Peripherie scheint unumkehrbar. So ist jetzt der richtige Zeitpunkt für DarmstädterInnen, darüber nachzudenken, welche Art von Stadtzentrum sie für sich und ihre Kinder machen und wie sie es nutzen möchten. Wie würde denn die nachhaltige und inklusive Wissenschaftsstadt aus der Nähe aussehen? Wie können wir aus den nachweislich funktionierenden Initiativen, wie dem neuen Biergarten im Schlossgarten oder dem Kinderflohmarkt auf dem Marktplatz, lernen? Wie kann die Expertise derer, die am meisten über Darmstadt wissen - seine Bewohner - genutzt werden? 39 Versuchsaufbau Die Absicht des Workshops ist es, den TeilnehmerInnen - eine Methode zur Ortsanalyse zu vermitteln, - Gestaltungsprinzipien basierend auf dieser Analayse zu entwickeln, - und diese Prinzipien als ortspezifische Entwürfe im Maßstab 1:1 zu präsentieren. Dabei soll sowohl von der Praxis anderer Professionen (Schauspiel, Soziologie), als auch der Praxis des Bewohnens Darmstadts gelernt werden. Ziel ist die Artikulation einer Vision für das Darmstädter Stadtzentrum, die auf einem Remix bestehender Qualitäten fußen soll. [1] Frage FreundIn oder Familie nach einem Ort, den sie besucht haben und wunderbar fanden. Und was hatte dieser Ort, das Darmstadt nicht hat? Zum Beispiel: Lisas Freundin erzählte ihr von einem tunesischen Sūq [3] Positioniere Dich als neues Du mit Koffer und Karte an vereinbarten Orten in der Stadt und frage Einwohner nach einem Ort mit den gleichen Qualitäten wie in [1] Zum Beispiel: Lisa wurde auf ihrer Suche nach dem tunesischen Sūqs zur Markthalle gewiesen [4a] Untersuche den Ort, zu dem Du gewiesen wirst, in Bezug auf ästhetische, soziale und programmatische Eigenschaften. Zum Beispiel: Lisa findet, dass die Markthalle gerade duch das Fehlen der sinnlichen Vielfalt und sozialen Interaktion geprägt ist, ... [4b] ...,die sie allerdings später an einem mobilen Marktstand findet. 40 [2] nehme unter Anleitung eines Schauspielers eine fiktive Identität an 41 Die Experten Sarah Süß Expertin für Pflege als Gestaltung in Darmstadt Vino Theivendran Experte für Urbarmachung in Darmstadt Lisa Westhofen Expertin für Mehrwert durch Authentizität in Darmstadt Verena Schwinn Expertin für Großzügigkeit in Darmstadt Elena Wickenhöfer Expertin für übersehene Details in Darmstadt Julia Weber Expertin für Geschichten als Orte in Darmstadt [5] Stelle die gefundenen Qualitäten als Stofftier da und leite einen Gestaltungsgrundsatz ab. Zum Beipiel: Lisas Geschöpf mit farbenfrohen Kleinkindern verkörpert den Grundsatz ‘Mehrwert duch Authentizität’. 42 Exkursion Spielbare Stadt Griesheim als Beispiel für Anwendung eines Gestaltungsgrundsatzes [6] Übertrage die Qualitäten auf Darmstadts Stadtzentrum, indem Du ein ortsspezifisches Habitat für Dein Geschöpf entwirfst und im Maßstab 1:1 verwirklichst. Zum Beispiel: Lisa entwirft einen Versuchsaufbau, in dem in Interaktion mit dem Kunden Apfelsaft aus Konzentrat in einen frisch vom Baum gepflückten Apfel transformiert wird. 43 Unter Kollegen Öffentliche Führungen durch die Habitate führen vom Karolinenplatz, am Schloßgraben entlang, zu einem Picknick im Schloßgarten. TeilnehmerInnen tragen bedruckte Laborkittel, die sie als Experten aller erarbeiteten Gestaltungsgrundsätze erkennbar machen. Koexistenz unverträglicher Nutzungen Mehrwert durch Authentizität Nutzbarmachung Pflege als Gestaltung Übersehene Details Schließlich waren es EinwohnerInnen Darmstadts, deren Stadtkenntnis Basis unser Experimente ist. Auf dem Weg werden Spezialitäten der Habitate gereicht und am Ziel durch lokale Köstlichkeiten ergänzt. [7] Teste Deine Annahmen, indem Du sie StadtexpertInnen präsentierst. 44 Großzügigkeit Geschichten als Orte Darmstadt Zentrum 45 Dokumentation 2 “Warum kann man nicht eigentlich immer im Schloßgraben picknicken?” 5 Abb 2/3: Nach interdisziplinärem Austausch entschließen sich die Expertin für Mehrwert durch Authentizität und der Experte für Urbarmachung zur Kooperation. Abb 4/5: Mögliche offizielle Nutzungen des Schlossgrabens - wie ein Ableger des Weihnachtsmarktes - bereiten den Grund für spontanere Aneignungen. Ein Picknick ist Habitat für ein Wesen, das Qualitäten der Mathildenhöhe abzeichnet. 3 Abb 6: Die Expertin für Koexistenz unverträglicher Nutzungen erklärt anhand ihres Wesens, dass Konflikte im öffentlichen Raum zwangsläufig sind. Abb 7: Stadtexperten “Ein bisschen gaga ist das schon was ihr da gemacht habt, aber toll!” 4 46 6 7 47 9 8 8 10 Abb 8: Auf der Suche nach der Darmstädter Altstadt lernt die Expertin für Geschichten als Orte, dass das Wissen um seine Geschichte einen Ort mindestens genauso bestimmt, wie seine räumlichen Eigenschaften. 11 Abb 9/10: Die Expertin fälscht den versteinerten Fußabdruck des Heiners3. Kann fiktive Geschichtsschreibung die gleiche Wirkung haben wie authentische? Abb 11: Die Fiktion wird auch kulinarisch verankert: Heiners Flöte als vorgebliches traditionelles Gebäck. 3 48 Vor etlichen Jahren lebte ein kleiner Junge in Darmstadt, der gerne in den Wald ging um auf seiner Flöte zu spielen. Vom Klang der Flöte wurde eines Tages ein liebenswertes Tier angelockt, welches der Junge mit zu sich nach Hause nahm und Heiner nannte. Die Eltern aber duldeten kein wildes Tier in ihrem Haus und trugen ihrem Sohn auf es fortzubringen. Der Junge hatte Heiner allerdings schon so lieb gewonnen, dass er ihn nicht wieder in den Wald brachte, sondern ihn auf einem leeren Platz festband und ihm seine Flöte schenkte. An seinem Seil lief Heiner im Kreis und lernte dabei, Flöte zu spielen, das machte er das den ganzen Tag lang. Den Darmstädtern gefiel das Flötenspiel so gut, dass sie ihm exotische, wertvolle Früchte brachten, damit er immer ausreichend zu fressen hatte und weiterhin für sie spielte. Auch weit über Darmstadts Grenzen hinaus verehrte man Heiner. Heiner wurde im laufe der Zeit immer größer und schwerer und so kam es, dass durch sein ständiges im Kreis laufen ein tiefer Graben entstand. Das ist der heutige Schlossgraben. “Die Geschichte war so Zu Ehren des Tieres erbauten die Darmstädter in der Mitte des schön, die werde ich gleich Grabens ein Schloss und nannten sich fortan “die Heiner”. meinen Enkeln erzählen.” 49 12 15 16 Abb 15: Die Pflegeroutine des Rosariums wird mit der des Friedensplatzes verglichen. Abb 12: Die Expertin für übersehene Details folgt einer Schnecke im Stadtwald. Abb 13: Präsentation einer Vitrine von Gegenständen, die bei genauerem Hinsehen auf einem kleinen Stück Burggraben (Abb.14) entdeckt wurden. 13 Einer der Besucher fragte ganz erstaunt, ob ich alle Kronkorken (ich hatte 6 Stück aufgeklebt) auf diesem kleinen Stück Schlossgraben gefunden hätte. Dabei hätte ich locker 20 sammeln können. 50 14 Abb 16: Eines der Zwillingswesen wird von der Expertin für Pflege als Gestaltung gehätschelt. Abb17: Den Kollegen wird beim Besuch der beiden Wesen in ihren entgegengesetzten Habitat Prosecco mit Rosenaroma gereicht. 17 Die Frau, die mir den Tip zum Rosarium gab sagte: ”Die Rosenhöhe ist ein wunderschöner Ort, an dem man sich zurückziehen kann. Besonders das Rosarium hat es mir angetan, die Arbeit und Leidenschaft, die dort von den Gärtnern reingesteckt wird, ist wirklich sehenswert.” Am nächsten Tag sagte mir eine ältere Dame:”Hier sind immer Gärtner am Arbeiten. Wir spazieren hier fast jeden Tag durch und sehen immer Gärtner bei jedem Wetter, die Armen.” 51 zum Workshop “Mitgenommen habe ich aus dem Workshop ganz andere Methoden eine Analyse durchzuführen. Das war für mich besonders interessant, da man durch die für uns ungewöhnlichen Ansätze, zum Beispiel sich als Tourist auszugeben, wirklich erstaunliche Ergebnisse erzielt und Entdeckungen gemacht hat, die einem mit anderen Methoden vielleicht gar nicht aufgefallen wären.” “Ich begann, meine Geschöpfe wirklich lieb zu haben und mich so um sie zu kümmern, dass ich den Ehrgeiz entwickelte, ein wirklich adäquates Zuhause für die beiden zu schaffen.” “Eine Woche intensiver Teamarbeit ist anstrengend, aber auch sehr produktiv.” “Eine komplett andere Herangehensweise, um spezielle Qualitäten in Darmstadt herauszufiltern, anstatt der typischen stadträumlichen Analysen.” “Dadurch, dass man die beobachteten Qualitäten in ein Tier umsetzen sollte, hat man sich noch einmal intensiv mit ihnen auseinander gesetzt und war so in der Lage, ganz präzise das Wichtigste herauszuziehen und zu transformieren. Das führte eine besonders intensive Auseinandersetzung mit den Qualitäten mit sich.” 52 “Was ich vom workshop mitgenommen habe - eine ganz neue Denkrichtung und Herangehensweise an Bestandsanalyse.” “Ideen, die auf den ersten Blick unrealitistisch klingen, in kürzester Zeit 1:1 in die Realität umzusetzen ist auf jeden Fall machbar, man muss sich nur dazu überwinden, seinen Blickwinkel um 180° weiter zu öffnen und logisch bleiben!” “Wie schnell man die Zeit und die Welt um einen herum vergessen kann, wenn man alles in einem viel kleineren Maßstab sieht und wie wichtig auf einmal kleine Dinge werden können, wie zum Beispiel Glasscherben oder Grashalme.” “Deutsche Behörden sind sehr kompliziert.” “Als Darmstäderin die eigene Stadt mal von einer anderen Seite zu sehen und so viele verschiedene Meinungen über Darmstadt zu hören.” “Einmal ganz anders an eine “Entwurfssache” ranzugehen, als man es aus der Hochschule gewohnt ist. Man sollte viel öfter die Bevölkerung fragen, was sie will und was nicht, nicht einfach drauf los designen.” “Außerdem gefiel mir das Zusammenwachsen unserer Gruppe wie zu einer kleinen Familie.” 53 Let’s talk about Darmstadt Teil 1 fand im Rahmen des Architektursommers Rhein-Main 2011 statt. Der Workshop mit Studenten der h_da und TU Darmstadt wurde von Mark Lemanski (muf architecture/art) geleitet. Führungen der Habitats und ihrer Geschöpfe fanden am Samstag 25.06.11 jeweils viertelstündlich von 11-13 Uhr statt. 54 55 Reden Sie mit! [email protected]