März 2007

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März 2007
Im März 2007
Ausgabe Nr. 3 / 2007
3. Rundbrief des Bayerischen Landesfrauenausschusses 2007
Wir begrüßen Sie erneut aufs Herzlichste in unserem Rundbrief!
Der Bayerische Landesfrauenausschuss unterstützt die Initiative der Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen in ihrem Vorstoß zum Ausbau der Kinderkrippen. Endlich werden sich in Deutschland die Chancen für junge Frauen erhöhen, Familie und
Beruf wirklich miteinander vereinbaren zu können. Auf diese Entwicklung haben wir
lange gewartet.
Wir sagen: Danke, Frau Dr. von der Leyen!
Eine anregende Lektüre wünscht
Der Bayerische Landesfrauenausschuss
Das Präsidium
Die Geschäftsführung
-------------------------------------------------------------------------------Inhaltsverzeichnis
1. Neues vom BayLFA: Presseerklärung zum Weltfrauentag
2. Bildungspolitische Stellungnahme verabschiedet
3. Deutschland stellt Kindern im internationalen Vergleich nur mittelmäßige
Bedingungen zur Verfügung
4. Zahl der außerehelichen Geburten steigt stark an
5. Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat eine Leiterin
6. Erstmals eine Frau an der Spitze Harvards
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7. Neues aus der Rechtsprechung: Kindergeld
8. Aktuelle Studien
a) Deutsche Familien haben es besonders schwer
b) Frauen häufig von Niedriglohn betroffen
c) Längerfristige Elternzeit ist für die meisten Männer nach wie vor undenkbar
9. Frauenrechtskommission tagt in New York
10. WomenPower Fachkongress in Hannover
11. Bundesfamilienministerium fördert „Infobörsen für Frauen“
----------------------------------------------------------------------------------1. Neues vom BayLFA: Presseerklärung zum Weltfrauentag
Aus Anlass des Weltfrauentages am 8. März will der Bayerische Landesfrauenausschuss die hierzulande nach wie vor weit aufklaffende Gehaltsschere in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. In Sachen Entgeltgleichheit gehört Deutschland zu
den absoluten Schlusslichtern in Europa. Das durchschnittliche Monatseinkommen
einer Frau in Deutschland liegt - in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger unverändert - rund 25 Prozent unter dem der Männer. Die Tatsache, dass Frauen im Bereich bei der Bildung die Männer eingeholt und überholt haben, schlägt sich keineswegs in einem vergleichbaren Aufholprozess bei den Einkommen nieder. Das Gegenteil ist der Fall: Je höher das Ausbildungsniveau, desto größer ist der geschlechtsspezifische Einkommensabstand. Frauen mit Hochschulabschluss verdienen laut aktueller Statistik kaum mehr als Männer, die als Bildungsabschluss lediglich
ein Abitur aufweisen können. Denn der schon beim Berufseinstieg vorliegende Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern verstärkt sich während der ersten Berufsjahre und nimmt mit dem Alter stetig zu. Die Gründe sind bekannt: Die Einkommensunterschiede werden wesentlich von der beruflichen Segregation und der
damit zusammenhängenden Lohnstruktur bestimmt. Typisch weibliche Berufsfelder
sind finanziell unterbewertet. Außerdem werden Frauen nach wie vor hauptsächlich
von kleineren Betrieben sowie auf weniger entwicklungsfähigen Positionen eingestellt. Auch die Tatsache, dass Frauen seltener in Führungspositionen gelangen, ist
als Ursache zu nennen.
Zwar existiert mit Art. 141 EG-Vertrag und insbesondere dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz bereits der rechtliche Rahmen, der die Entgeltungleichheit verhindern sollte. In Art. 168 I S. 2 der Bayerischen Verfassung steht eindeutig: „Männer
und Frauen erhalten für gleiche Arbeit den gleichen Lohn“. Faktisch müssen diese
vorhandenen Rechtsvorschriften dringend effizienter durchgesetzt und notfalls eingeklagt werden. Arbeitgeber sind in der Pflicht, Lohnunterschiede zu verhindern und
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transparente und verständliche Vergütungssysteme anzuwenden. Ferner müssen die
Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass junge und gut ausgebildete Frauen
heute Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können als die Generation
ihrer Mütter. Frauen muss es - auch durch Ausbau der Kinderbetreuung - möglich
gemacht werden, vorhandene Berufs- und Aufstiegschancen zu nützen. Gerade im
„Europäischen Jahr der Chancengleichheit“ sollte der gleiche Lohn für Frau und
Mann eine Selbstverständlichkeit sein.
Wir fordern: „Entgeltgleichheit zwischen Frau und Mann. Jetzt!!!“
2. Bildungspolitische Stellungnahme verabschiedet
Der Fachausschuss für Bildungspolitik des Bayerischen Landesfrauenausschusses
hat am 21. Februar 2007 die Stellungnahme „Der demografische Wandel – eine
Herausforderung für Bildung, Erziehung und Betreuung im Kindesalter“ verabschiedet.
Notwendig ist demnach ein neues Verständnis des Staates und der Gesellschaft für
den einzigartigen Wert jedes Kindes. Jedes Kind hat das Recht, sich bestmöglich
entwickeln zu können. Solange der familiäre, sozioökonomische und soziale Hintergrund noch immer die späteren Lern- und Erfolgschancen bestimmt, wird sich der
Mangel an Bildung, Gesundheit und sprachlichen und sozialen Fähigkeiten weiter
verstärken und unsere gemeinsamen Zukunftschancen schmälern. Wir stehen in der
Verantwortung, allen Kindern von Lebensbeginn an eine gerechte Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen. Dazu müssen
wir den Rahmen schaffen, damit jedes Kind die Fülle seiner Begabungen entfalten
kann.
Zu den Forderungen im Einzelnen siehe die als Datei angehängte Stellungnahme.
3. Deutschland stellt Kindern im internationalen Vergleich nur mittelmäßige
Bedingungen zur Verfügung
Die Situation der in Deutschland lebenden Kinder erreicht im Vergleich zu anderen
Industrienationen nur durchschnittliche Werte. Dies teilte das UN-Kinderhilfswerk
Unicef mit. Verglichen wurden die Parameter der materiellen Situation, der Gesundheit, der Bildung, der Beziehungen zu den Eltern und Gleichaltrigen, der Lebensweise sowie der eigenen Einschätzungen der Kinder und Jugendlichen. Von den 21 untersuchten Ländern erreichte Deutschland Platz elf. An der Spitze der Statistik stehen
die Niederlande, Schweden, Norwegen und Finnland. Auch Tschechien schneidet
sehr gut ab.
Als besonders Besorgnis erregend wurde das Risikoverhalten deutscher Jugendlicher bewertet. Hauptgründe seien sehr frühes Rauchen und starker Alkoholkonsum.
Mehr als 16 Prozent der 15-Jährigen rauchten regelmäßig - dies sei häufiger als in
allen anderen untersuchten Ländern der Fall. Zudem klagten fast 40 Prozent der befragten deutschen Kinder und Jugendlichen, dass ihre Eltern nicht richtig mit ihnen
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redeten. Erschreckend niedrig sind auch die Erwartungen, mit denen deutsche Jugendliche in ihre berufliche Zukunft blicken. Mehr als 30 Prozent der 15-Jährigen
rechnen damit, keine qualifizierte Arbeit zu finden. Kritisch wird von der Untersuchung ferner vor allem die Tatsache gesehen, dass der Bildungserwerb je nach Region und je nach sozialer Schicht einem sehr großen Gefälle unterworfen sei. Auch
hinsichtlich der Bereitschaft zu Investitionen im Bereich der Betreuung von Kleinkindern gehöre Deutschland nach wie vor zu den Schlusslichtern.
Eine zentrale Forderung der Unicef für Deutschland lautet daher: Kinderkrippe, Kindergarten und Schulen müssten so organisiert werden, dass sie den Bedürfnissen
von Kindern und Eltern mehr entgegenkommen. Dazu gehörten Ganztagsschulen,
der massive Ausbau von Kinderkrippen sowie gezielte Bildungs- und Förderangebote
für benachteiligte Familien.
Mehr dazu unter www.unicef.de.
4. Zahl der außerehelichen Geburten steigt stark an
Die Zahl außerehelich geborener Kinder steigt in Deutschland deutlich an. Im Jahr
2005 kam fast jedes dritte Kind (29 Prozent) außerhalb einer Ehe zur Welt. Noch
1995 waren es nur 16 Prozent. Die höchsten Raten an außerehelichen Geburten hatten 2005 Mecklenburg-Vorpommern (64 Prozent) und Sachsen-Anhalt (62 Prozent)
zu verzeichnen. Die niedrigsten Raten wiesen Baden-Württemberg (19 Prozent) und
Hessen (22 Prozent) auf.
Quelle: Nürnberger Nachrichten, 24. Januar 2007
5. Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat eine Leiterin
Anfang Februar 2007 hat Frau Martina Köppen die Leitung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bei dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend übernommen. Seit Gründung der Stelle verzeichnete diese bereits mehr als
900 Kontakte mit Bürgerinnen und Bürgern, Arbeitgebern und Verbänden. Etwa 40
Prozent der Anfragen stammen von Betroffenen, rund 60 Prozent erfolgen durch
Verbände, Arbeitgeber oder von Seiten der Wissenschaft. Die Antidiskriminierungsstelle wird alle vier Jahre dem Deutschen Bundestag einen Bericht über ihre Arbeitvorlegen. Der erste Bericht wird 2009 erwartet. Die Stelle soll ferner Nichtregierungsorganisationen sowie sonstige europäische, Bundes-, Landes- oder regionale Einrichtungen zum Schutz vor Benachteiligung in ihre Tätigkeit einbeziehen.
Kontakt:
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
Alexanderstr. 1
10178 Berlin
Tel. 030 – 18555 – 1865
e-mail: [email protected]
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6. Erstmals eine Frau an der Spitze Harvards
Erstmals in ihrer Geschichte wird die US-Eliteuniversität Harvard von einer Frau geleitet. Zur nächsten Präsidentin der ältesten Universität der Vereinigten Staaten wurde die Historikerin Drew Gilpin Faust ernannt. Die 59-Jährige folgt damit Lawrence
Summers nach. Dieser trat vergangenes Jahr auf Druck zahlreicher Fakultätsmitglieder zurück, weil er sich als frauenfeindlich kritisierte Äußerungen zuschulden kommen ließ.
Mehr dazu finden Sie unter:
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6404270_REF1,00.html.
7. Neues aus der Rechtsprechung: Thema Kindergeld
Der Bundesfinanzhof hat entschieden, dass künftig bei der Bemessung des Anspruchs auf Kindergeld ausschließlich vom „tatsächlich verfügbaren Einkommen“ des
betroffenen Kindes auszugehen sei. Daher dürften Aufwendungen für die Krankenversicherung nicht mit berechnet werden, weil sie „nicht für den Lebensunterhalt zur
Verfügung“ stünden und daher auch nicht zur finanziellen Entlastung der Eltern beitrügen.
Aktenzeichen der Entscheidung: III R 74/05 & III R 24/06
8. Aktuelle Studien
a) Deutsche Familien haben es besonders schwer
Wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht, haben es Eltern in
Deutschland nach wie vor schwerer als in anderen europäischen Ländern. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ein gutes System öffentlicher Kinderbetreuung ein Schweden und Frankreich ermögliche es beiden Elternteilen, Vollzeit zu arbeiten. In Deutschland nehme die Beschäftigung von Frauen mit
zunehmender Kinderzahl ab. Gründe sind der Studie zufolge vor allem die mangelhafte Betreuungssituation sowie das schlechte Lohnniveau von Frauen. Die geringe
Berufstätigkeit von Müttern sei auch ein entscheidender Grund für die relativ hohe
Kinderarmut in Deutschland.
Mehr dazu unter http://library.fes.de/pdf-files/do/04262.pdf.
b) Frauen häufig von Niedriglohn betroffen
Das Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen (IAQ) teilte
mit, dass fast jede dritte vollbeschäftigte Frau in Deutschland zu Niedriglöhnen arbeite. Unter Einbeziehung von Geringverdienern in Teilzeit- und Minijobs liege der Frauenanteil am Niedriglohnsektor bei fast 70 Prozent. Nach Angaben des IAQ liegt die
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Niedriglohnschwelle in Westdeutschland bei 9,83 Euro pro Stunde, in Ostdeutschland bei 7,15 Euro.
Mehr dazu finden Sie unter: http://www.iaq.unidue.de/archiv/presse/2007/070208.shtml.
c) Längerfristige Elternzeit ist für die meisten Männer nach wie vor undenkbar
Das Institut Gewis hat Männer nach ihrer Einstellung zur Elternzeit befragt. 66 Prozent der befragten Männer gaben an, sie könnten sich nicht vorstellen, ein Jahr Elternzeit zu nehmen. Von den zugleich befragten Frauen waren nur 28 Prozent dieser
Auffassung. Als Begründung für ihre Weigerung gaben 57 Prozent der Männer an,
sie fänden Hausmänner unmännlich.
Quelle: Münchener Merkur, 17. Februar 2007
9. Frauenrechtskommission tagt in New York
Die 51. Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen tagt seit 26. Februar und
noch bis zum 09. März 2007 in New York. Im Fokus stehen die Themen: „Beseitigung aller Formen der Diskriminierung und Gewalt gegen Mädchen“ sowie das Thema „Die Rolle von Jungen und Männern in der Gleichstellungspolitik“.
Mehr dazu finden Sie http://www.un.org/womenwatch/.
10. WomenPower Fachkongress in Hannover
Am 20. April wird im Rahmen der Technikmesse „Hannover Messe“ der 4. WomenPower Fachkongress stattfinden. Unter dem Motto „Move on to Competence“ stehen
die Kompetenzen und Potenziale von Frauen für die Wirtschaft im Zentrum. In Vorträgen, Talkrunden und einem Workshop-Programm werden Erfolgsstrategien, Vorbilder, Karriereperspektiven und innovative Lösungen aus der Wirtschaft vorgestellt.
Mehr dazu finden Sie unter www.hannovermesse.de.
11. Bundesfamilienministerium fördert „Infobörsen für Frauen“
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2007 fördert ein
weiteres Mal Infobörsen für Frauen. Verschiedene Fraueninitiativen und
–institutionen sollen auf lokaler Ebene besser vernetzt werden, um Frauen umfassend zu informieren. Diese Börsen sollen nicht nur Beratungen anbieten, sondern
auch als Plattform der Diskussion und des Erfahrungsaustausches fungieren. Als
Ausrichter kommen beispielsweise lokale Gleichstellungsbeauftragte, Beratungsstellen oder andere gut vernetzte Institutionen in Frage. Bundesweit sollen mindestens
80 Infobörsen jährlich den Austausch fördern. Ein Servicebüro des Ministeriums steht
zur Verfügung, um die einzelnen Aktionen zu unterstützen.
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Weitere Informationen finden Sie unter www.infoboersen-fuer-frauen.de.
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