Hier kommt ihr auf den Geschmack!

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Hier kommt ihr auf den Geschmack!
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Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
g
Beruf Ausbildung
TOP-THEMEN
BEWERBUNG
Gewusst wie: So wird die Bewerbungsmappe
erfolgreich. Und Fußballprofi Piotr Trochowski
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gibt sportliche Tipps.
AZUBIS 2010 DIE GASTRONOMIE BIETET VIELE SPANNENDE KARRIEREWEGE
Hier kommt ihr auf den Geschmack!
Dies sind die Zutaten für euer Job-Menü:
Lasst euch auch trotz Wirtschaftskrise und
doppeltem Abi-Jahrgang in Hamburg nicht
verunsichern. Informiert euch frühzeitig
und baut auf eure Talente. Viele leckere
Ideen findet ihr in diesem Journal.
Manuela Keil
Kochen ist Kult. Kochen ist Kunst.
Kochen hat Stil. Das beweisen die
Köche Lafer, Mälzer, Schuhbeck, Poletto und Co, wenn sie via TV mit ihren Köstlichkeiten in unsere Küchen
kommen. Diese Stars der Genussszene zeigen Kochtricks auf allen
Kanälen und haben nicht nur die
Zubereitung von Speisen salonfähig
gemacht, sondern sind mit ihren
Karrierewegen zu Vorbildern für
junge Menschen geworden. Sie haben es geschafft!
Auch Jeslyn (21), Philine (21) und
Moritz (24) sehen ihre berufliche Zukunft in der Gastronomie. Die drei
jungen Menschen auf unserem Foto
stehen noch am Anfang ihrer Laufbahn. Aber sie haben viele Möglichkeiten. Was sie in ihren Berufen
als Jungköchin, Restaurantfachfrau
und Barista erleben, könnt ihr auf
Seite 9 lesen.
43 000 Auszubildende haben sich
im letzten Jahr für eine Ausbildung
in einem der sechs gastgewerblichen Berufe – Fachkraft im Gastgewerbe, Restaurantfachmann, Hotelfachmann, Hotelkaufmann, Fachmann für Systemgastronomie und
Koch entschieden (alles natürlich
auch in der weiblichen Variante).
Insgesamt sind bundesweit 104 000
Azubis in 243 000 Betrieben beschäftigt. „Stolze Zahlen“, sagt Stefanie Heckel, Sprecherin des Dehoga-Bundesverbandes. „Das Gastgewerbe ist und bleibt trotz Krise eine
Branche mit Zukunft.“ Mit rund acht
Prozent aller Ausbildungsplätze und
einer überdurchschnittlichen Ausbildungsquote ist das Gastgewerbe
Jeslyn Yee May Teoh (21, vorn), Philine Jäschke (21) und Moritz Janzen (24) haben die Weichen für ihre berufliche Zukunft gestellt
und brennen für die Gastronomie.
FOTO: HEINER KÖPCKE
Der König des Lichts
Chan Sidki-Lundius
Ob bei Konzerten, Kongressen, Theateraufführungen oder TV-Shows – unverzichtbar für eine gelungene Veranstaltung sind ein einwandfreier Ton,
die perfekte Beleuchtung und eine reibungslos funktionierende Bühnentechnik. Beleuchtungsspezialist im
Theater im Hafen bei Disneys „König
der Löwen“ ist Nils Dunkelmann. Seine dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik hat er
im Juli abgeschlossen. Seitdem gehört
er zum festen Stamm der Beleuchtungsabteilung in dem Musical.
Fast täglich heißt es für ihn: Licht
aus, Spot an! Am hochkomplexen
Lichtmischpult muss er pro Show 400
Kommandos für verschiedene Lichtstimmungen ausführen, um die Show
ins optimale Licht zu rücken. Hin und
wieder ist Nils auch an einer der insgesamt vier Verfolgerpositionen im Einsatz. Dort gilt es, Scheinwerfer gezielt
auf die einzelnen Darsteller zu richten.
Dafür muss Nils unter anderem auf einen etwa zehn Meter hohen Steg hoch
über die Köpfe der Besucher klettern –
schwindelfrei sollte man also schon
sein!
Er sorgt für Licht beim „König der
Löwen“: Nils Dunkelmann. FOTO: H. KÖPCKE
Bei einigen Vorstellungen wirkt Nils
auch direkt im Bühnenbereich an szenischen Vorbereitungen mit, zum Beispiel, um spektakuläre Stickstoff-Geysire abzuschießen. Auch für Proben ist
der Beleuchtungsprofi häufig im Theater. Und dann fallen natürlich regelmäßig Wartungsarbeiten an. „An einem der etwa 800 Scheinwerfer ist garantiert immer eine Birne kaputt“,
schmunzelt Nils.
Die Azubis lernen Veranstaltungen
vorzubereiten und technisch zu begleiten. Sie müssen wissen, welche Geräte und Einrichtungen geeignet sind,
wie sie installiert und bedient werden.
Außerdem bauen sie Bühnen und Geräte auf und kümmern sich um die
Energieversorgung sowie um Licht
und Beschallung für optische oder
akustische Effekte.
www.hk24.de
+
ein starker Jobmotor. Das gilt auch
für die Hansestadt. Hier arbeiteten
zu Beginn des Jahres 2536 Azubis in
Gastronomieberufen. Mit hervorragenden Aufstiegsperspektiven auch
im Ausland, vom Azubi zum Küchenchef oder in die Selbstständigkeit. „Junge Menschen unterschätzen häufig vor allem den Beruf des
Restaurantfachmanns (Refa) in seinen Karrierechancen“, sagt Niklas
Kaiser von Rosenburg, Vorsitzender des Dehoga-Berufsbildungsausschusses. So können ausgelernte
Refas nach etwa fünf Jahren Berufserfahrung bereits mit 25 Jahren ein
Restaurant eröffnen. Von Rosenburg: „Es gibt noch freie Lehrstellen
für Refas und Köche. Bewerbt euch
jetzt schon!“
Wer in der Gastronomie Karriere
machen möchte, muss Spaß daran
haben, mit Menschen zu arbeiten,
aufgeschlossen, umsichtig und zuverlässig sein. In Stresssituationen
heißt es, einen klaren Kopf zu bewahren. Gute Umgangsformen,
Freundlichkeit und Kommunikationsfähigkeit werden ebenfalls verlangt. Ferner sind Flexibilität und
Mobilität gefragt. „Persönlicher Einsatz ist auch am Abend und am Wochenende gefordert, wenn die
Freunde zum Baden fahren und ihre
Freizeit genießen“, sagt Heckel.
Da die Berufe im Gastgewerbe ein
hohes Maß an Belastbarkeit und
Einsatzfreude voraussetzen, empfiehlt Heckel interessierten Jugendlichen, zunächst Schnupperpraktika
zu absolvieren. Von Rosenburg:
„Wer zum professionellen Gastgeber
ausgebildet wurde und an Dienstleistung Freude hat, dem stehen Türen in der ganzen Welt offen.“
AUSLANDSAUFENTHALT
Auszeit nach der Schule: Australien ist bei
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Jugendlichen besonders beliebt.
MESSE EINSTIEG
Am 26. und 27. Februar informieren 330 Firmen
und Verbände in der Hamburg Messe über den
Berufsstart. Es gibt 2622 freie Ausbildungsplätze. Die wichtigsten Termine für Vorträge und
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Talkrunden auf
BANKKAUFMANN
Tagsüber berät Fabio van Betteraay (19) Kunden,
an den Wochenenden lernt er im Hörsaal für den
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Bachelor-Abschluss.
FLIESENLEGER
Dean Thiesen (17) ist im ersten Lehrjahr bei
Fliesen Schmidt in Eimsbüttel und verrät, was in
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seinem Lehrberuf wichtig ist.
FLUGBEGLEITERIN
Branca Vasiljevic (29) hat sich den Traum vom
Fliegen erfüllt. Als Stewardess bei Hamburg
International ist sie auch für Sicherheit an Bord
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des Flugzeugs zuständig.
MALER
Streichen, lackieren, Fassaden beschriften und
Keller sanieren: Der Beruf, den Frederick Wolff
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(21) lernt, ist vielseitig und kreativ.
UHRMACHERIN
Für die Reparatur von mechanischen Uhren
braucht Yela-Maria Motzkus (21) Geduld und
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Fingerspitzengefühl.
Ausbildung online
Ich werde . . .
Schneiderin, Mediengestalterin, Optikerin
und Friseurin – vier Hamburger Auszubildende erzählen aus ihrem Berufsalltag und
warum sie ihren Job so spannend finden.
@
abendblatt.de
Diese Texte finden Sie im Internet unter:
www.abendblatt.de/ausbildung
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Abendblatt-Seminar zur
beruflichen Orientierung
Zeit bis zum Abitur
Endlich ist es geschafft:
nutzen, um sich für
Der Schulabschluss ist
ihre berufliche Zukunft
in trockenen Tüchern.
schlauzumachen. Dafür
Aber trotzdem weißt du
gibt die erfahrene Pernoch nicht so genau,
sonaltrainerin wichtige
wie es weitergehen soll?
Tipps.
Vielleicht hast du aber
Aber nicht immer ist
auch bereits eine ganz
die Entscheidung über
klare Vorstellung von
die richtige Berufswahl
deinem späteren Be- Personaltraineleicht zu fällen. „Manrufsleben, bist jedoch rin Lisa Jacobs
che müssen vor allem
nicht sicher, ob du den hilft weiter.
das Prinzip der Selbstrichtigen
Weg
einverantwortung begreischlägst?
Fragen über Fragen, die sehr fen“, betont Jacobs. Auf die Frabelastend sein können. Bei Pro- ge, welche Chancen die Jugendblemen wie diesen kann dir das lichen von heute in der Arbeitserwarten,
kann
die
Seminar „Erst die Schule und welt
dann?“, weiterhelfen. Mit ver- Expertin keine klare Antwort geschiedenen Methoden erhältst ben. „Heute gibt es so viele Mögdu Unterstützung dabei, deine lichkeiten, und alles ist fliepersönlichen Stärken und Fähig- ßend.“ Nicht nur das Studium
oder eine klassische
keiten genauer zu erAusbildung sind Opfassen. Dazu gehören
tionen. Es ist auch
zum einen Gruppenbeides nacheinander
arbeit und verschiemöglich. Die seit eidene Einzelpräsentanigen Jahren immer
tionen, aber auch
populärer werdende
spielerische Übunduale Ausbildung sei
gen werden dir weifür viele junge Menterhelfen.
Geleitet
schen genau das
wird das Seminar
von der erfahrenen Personal- Richtige, sagt Jacobs. Praxisbetrainerin und Bildungsmanage- zogenes Wissen wird kombiniert
rin Lisa Jacobs. Ziel ist es, die mit einer universitären Ausbildetaillierten Hintergrundinfor- dung. Zudem können die Berufsmationen über Ausbildungs- einsteiger dazu noch Geld verund Studienwege zu erhalten dienen. Diese Vielfalt sei nach
und zielgerichtete Recherche- Jacobs wunderbar und eine growege auf dem Weg zu Traumjob ße Chance für junge Menschen,
sich beruflich zu entwickeln.
kennenzulernen.
Welcher der vielen BerufsIn der Vergangenheit haben
zu 80 Prozent Abiturienten und wege nun der richtige für dich
Gymnasiasten an dem Seminar ist, lässt sich an den beiden Seteilgenommen, die zwischen 15 minartagen am Sonnabend, 17.,
und 24 Jahre alt waren. Traine- und Sonntag, 18. April, herausrin Lisa Jacobs versteht die Unsi- finden. Die Veranstaltung ist ein
cherheit vieler junger Menschen Angebot des Hamburger Abendbei der Berufswahl. „Bei rund blatts und des Instituts für Wei30 000 anerkannten Berufs- terbildung e.V. 15 Personen könzweigen in Deutschland ist die nen am insgesamt zweitägigen
Auswahl groß“, so Jacobs. Des- Seminar teilnehmen. Die Teil(lf)
halb müsse jetzt eine Entschei- nahme kostet 100 Euro.
dung getroffen werden, denn
„was in fünf Jahren ist, weiß nie- ■ Eine Anmeldung ist bei der Universität
mand. Das ist wie KaffeesatzHamburg bei Rafael Sybis unter der
lesen.“ Viele der Teilnehmer, die
Telefonnummer 428 38 63 04 oder per
noch keinen Schulabschluss in
E-Mail an rafael.sybis@wiso.
der Tasche haben, wollen die
uni-hamburg. de möglich.
BERUF
ERFOLG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
BEWERBUNG BEIM FORMULIEREN IMMER EINE ZWEITE MEINUNG EINHOLEN
Aufgesetzte Stilblüten
schrecken nur ab
Im Anschreiben zählen konkrete Fakten.
Alles andere wirkt
aufgesetzt und kann
sich sogar
negativ auswirken.
Deike Uhtenwoldt
Annika Grabow setzt auf die Meinung ihrer Eltern Sylvia und Michael, wenn
es um das Thema Bewerbung und Berufswahl geht.
FOTO: HEINER KÖPCKE
+
„Ich will zum Fan meiner eigenen
Arbeit werden!“, verspricht ein
Bewerber, und das klingt mehr
nach Facebook als nach ernsthafter Arbeitsplatzsuche. Die
Formulierung ist nur eine von
Dutzenden Stilblüten, die Bewerbungshelfer Gerhard Winkler im
Laufe eines Beraterjahres ansammelt. Viele strotzen nur so
vor Eigenlob: „Konsequente gewissenhafte Mitarbeit an Ihren
Projekten und keine Furcht vor
Herausforderungen“ gelobt etwa
eine Praktikantin; „mentale sowie reale Beweglichkeit“ oder
den „verbindenden Auftritt in
anspruchsvoller Umgebung“ beteuern andere. Alles sind Auflistungen persönlicher Stärken,
die unbelegt bleiben und durch
ungeschickte
Formulierungen
zudem noch komisch wirken.
Bewerbungstrainer
Winkler
dagegen predigt Fakten, handfeste Argumente und Kernbotschaften, mit denen die Bewerber in ihr Anschreiben einsteigen: „Spar dir Einleitung und
Höflichkeitsfloskeln, werde konkret oder halte die Klappe!“ Der
Personalberater weiß, dass das
harte Arbeit ist. Die Jugendlichen
müssen in sich selbst hineinschauen. Anschließend sollte die
Leistungsbilanz in eigene Worte
gefasst werden. „Viele Bewerber
greifen zu Ratgebern und suchen
Bewerbungstrainer Gerhard
Winkler rät zur
Sachlichkeit im
Anschreiben.
nach Rezepten“, so Winkler. Gerade für die Berufsanfänger sei
die Bewerbung ein rein formaler
Akt, den sie mit Formeln zu lösen
versuchten: „Dabei nutzen sie
Musteranschreiben, die nichts
mit ihrer Wirklichkeit zu tun haben – und auch nichts mit der von
Erwachsenen.“ In dem Bemühen,
es besonders gut zu machen, fügen die jungen Kandidaten einzelne Textbausteine, Wendungen
und „Schaumbläschen“ zusammen – und erweitern dabei Winklers Liste „Das Beste aus Bewerbungsschreiben.“
Nur zum Start eines neuen Jahres veröffentlicht Winkler seine
Liste. Nicht, um sich über die Bewerber lustig zu machen, sondern um ihnen in der Fülle der
Absurditäten die Augen zu öffnen: „Sie
sind im Schwung der
Gedanken bisweilen
vom rechten Argumentationsweg
abgekommen: Gut daran war,
dass Sie zumindest versuchten,
es mit Ihren eigenen Worten zu
sagen“, wendet sich der Berater
an die Besucher seiner Webseite
jova-nova.com. Der Bewerbungshelfer ermuntert dazu, sich in die
Rolle der Personaler zu versetzen: „Wenn du Trainer eine
Mannschaft wärst, wonach würdest du die Mitspieler auswählen?“ Die Jugendlichen hätten ein
Gespür dafür, dass Ego-Statements weniger glaubhaft seien
als nachweisbare Referenzen
und Formulierungen zumindest
seltsam klingen. „Wäre es möglich, dass wir in einem Vorstellungsgespräch gemeinsam herausfinden, ob ich möglicherweise
das Zeug dazu hätte, Ihren Ansprüchen und Erwartungen in
dieser Hinsicht zu genügen?“
Wer so umständlich und aufgeblasen schreibt, dazu noch den
formalen Stil mit flapsigen Ausdrücken („Das Zeug“) mischt,
stellt sich selbst ein Bein. „60 bis
80 Prozent der Bewerbungen
sind Konfektionsware“, sagt
Winkler. Dagegen könne eine
maßgeschneiderte Bewerbung
auch an besseren Kandidaten
vorbeiziehen – die auch nicht mit
einem simplen „Ich freue mich
über Ihren Anruf oder Ihre Mail!“
abschließen.
ARBEITSAGENTUR BERÄT ELTERN
Eltern sind oft wichtige
Ansprechpartner bei der
Berufswahl. Weil aber die
eigene Berufsentscheidung meist lange zurückliegt, fehlt Eltern häufig ein aktuelles Basiswissen zum Ausbildungsund Beschäftigungssystem. Um für
ein wenig Auffrischung zu sorgen, lädt
die Agentur für Arbeit am Donnerstag,
25. Februar, von 17.30 bis 19.30
Uhr zu einer Infoveranstaltung ins
Berufsinformationszentrum ein,
1.Stock, Raum C und D. Neben allgemeinen Tipps werden die Sondersituation des Doppeljahrgangs 2010 in
Hamburg und die Arbeitsmarktperspektiven thematisiert. Eine Anmeldung unter der Telefonnummer
24 85 20 96 ist nötig. (lf)
BERUF
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
Weiter die Schulbank
drücken oder abgehen?
Schule kann ganz schön nerven. Lehrer das Thema BerufsorienDa sind zehn Jahre pauken echt tierung schon in den Stundenlang. Umso schöner, wenn der plan mit ein. In Jugendzentren
Abschluss naht. Dann ist erst oder Vereinen gibt es ebenfalls
einmal Schluss mit dem Lernen. kostenlose Beratungen. Um seiFalsch gedacht! Eltern, Freunde ne Stärken und Schwächen ausund Bekannte drängen zur wei- zuloten, lohnt ein Besuch in eiteren Schullaufbahn, damit man ner Kompetenzagentur.
Schule ermöglicht Qualifikasich alle Türen offenhält. Doch
soll man sich dazu zwingen, tionen, die viele Berufe erst in
wenn das Lernen nur noch eine Reichweite bringen. Allerdings
Qual ist? Schließlich kann auch hat nicht jeder das soziale Umdie Ausbildung in einem Unter- feld, die Noten oder gar die Motinehmen ihre Vorteile haben. Es vation für zwei bis drei weitere
klingt verlockend: Nicht mehr Jahre im Klassenzimmer. „Doch
büffeln und endlich sein eigener auch in der Ausbildung muss
man von Beginn an
Herr sein. Doch
vollkommen dabei
ganz so einfach gesein“, gibt Knapp zu
staltet sich eine Aus„Mit einer Nullbedenken. Dazu gebildung nicht. „Viele
Bock-Einstellung hören Lernbereitvergessen, dass eine
hat man auch
schaft,
PünktlichAusbildung auch eikeit, Teamfähigkeit
ne hohe körperliche
im Ausbildungsund viele weitere
und zeitliche Belasbetrieb schlechte Kompetenzen.
tung darstellt“, sagt
Karten.“
Letztendlich muss
Ausbildungscoach
Heiko Knapp, Coach jeder Schüler die
Heiko Knapp. Sich in
Wahl
zwischen
jungen Jahren für
Schule und früher
einen Beruf zu entscheiden, sei ein großer Schritt. Berufslaufbahn selbst treffen.
Wer eine Lehre wählt, um schu- Wer eine Ausbildung anstrebt,
lischen Strapazen aus dem Weg sollte den Wunschberuf jedoch
zu gehen, verschätzt sich oft. genau abchecken. Welche Aus„Wer mit einer Null-Bock-Ein- sichten hat man in der Zukunft?
stellung von der Schule abgeht, Sind das wirklich meine Intereshat auch im Ausbildungsbetrieb sen? Habe ich dafür die Zu„Um
schlechte
Karten“,
warnt gangsvoraussetzungen?
Knapp. Doch auch ein Schulab- sich ein genaues Bild zu machen,
gang muss nicht endgültig sein. empfiehlt es sich, die UnternehMit viel Schweiß und Arbeit ist men vorher kennenzulernen. Oft
auch ein Fachhochschulstudium werden Tage der offenen Tür anfür Ex-Azubis möglich. Aller- geboten. Auch Praktika bieten
dings ist die Rückkehr ins Sys- solch einen Einblick“, erklärt
Knapp. Sich bei der Vielfalt an
tem Schule nicht einfach.
Professionelle Hilfe zum The- Angeboten zu entscheiden, ist
ma Berufsorientierung gibt es oft schwer. Ob man am Ende abbeispielsweise bei der Arbeits- geht oder weiter die Schulbank
agentur. Und auch an den Schu- drückt, ist aber letztendlich egal.
len wird mittlerweile Berufsbe- Hauptsache die Wahl macht
(dpa)
ratung angeboten. Oft binden glücklich.
Ist eine Ausbildung zum Schweißer das Richtige? Oder lieber weiter zur
Schule gehen? Solche Entscheidungen fallen nie leicht.
FOTO: DPA
ERFOLG
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EINSTIEG WAS NATIONALSPIELER PIOTR TROCHOWSKI EMPFIEHLT
Nimm die Bewerbung sportlich!
Sich auf ein paar
Seiten Papier gut zu
präsentieren ist
schwer. Wichtig ist,
dass die Einstellung
stimmt.
Birte Schmidt
Der
Bewerbungsmarathon
gleicht in vielerlei Hinsicht dem
sportlichen Wettkampf. Das findet einer, der es wissen muss.
Piotr Trochowski, Stammspieler
beim Hamburger Sportverein
(HSV), ist überzeugt: „Man kann
vieles erreichen, wenn man an
sich glaubt. Ob erfolgreich Fußball spielen oder Brötchen backen – Hauptsache, es kommt von
Herzen.“ Als Pate des Projekts
„Der Hamburger Weg“, einer Initiative des HSV und in Hamburg
ansässiger Unternehmen, unterstützt er Jugendliche dabei, ihre
beruflichen Zukunftschancen zu
verbessern. Sein Tipp: „Wenn du
dir Unterstützung suchst, ist alles
machbar!“ Hilfe, speziell für
Schüler und angehende Azubis,
bieten zum Beispiel die Berufsberater der Agentur für Arbeit
oder einer der zahlreichen Jobcoaches, die es in Hamburg und
in jeder größeren Stadt gibt.
Denn einfach hinsetzen und losschreiben klappt bei der Bewerbung meistens nicht.
Knut Böhrnsen, Pressesprecher der Agentur für Arbeit,
weiß, worauf es auf dem Weg zur
guten Bewerbung ankommt. „Ich
würde mir zuerst einmal vertraute Partner ins Boot holen. Dazu
gehören in erster Linie die Eltern,
aber auch Lehrer und Schulfreunde.“ Laut Böhrnsen sei es
nämlich besonders wichtig, vor
dem Schreiben erst einmal herauszufinden, was man wirklich
will. „So etwas können Freunde
und Familie häufig besser einschätzen als der Bewerber
selbst.“ Und weil dieser Weg lang
sein kann, sei es sinnvoll, sich
frühzeitig Gedanken über die eigene berufliche Zukunft zu machen. Überhaupt ist „werben“ eines der wichtigsten Stichworte,
wenn es um das Schreiben der
BeWERBUNG geht, findet Kerstin
Kurze. „Die Bewerbung ist dein
Werbeprospekt, und du bist das
Produkt. Nun solltest du dich fragen: Ist der Prospekt so gut, dass
jeder, der ihn sich anguckt, das
Produkt gerne kennenlernen
will?“ Von einer Bewerbung nach
„Schema F“ rät sie entschieden
ab. Schließlich soll auch die Persönlichkeit eines Menschen widergespiegelt werden. „In der
Bewerbung geht es weniger darum, sich perfekt zu inszenieren,
als zu seinen Schwächen stehen“,
findet Kurze. Auch Knut Böhrnsen schätzt Ehrlichkeit hoch ein.
„Jeder Personaler wird über eine
fünf im Zeugnis stolpern. Aber
wer in die Bewerbung schreibt,
dass er zwei Jahre lang eine Jugendmannschaft im Handball
trainiert hat, zeigt, dass er über
soziale Kompetenz verfügt“, erklärt er. Wenn Anschreiben und
Lebenslauf fertig sind, gilt es, ein
passendes Foto auszusuchen.
„Da bin ich häufig erstaunt,
was Bewerber für passend
halten“, sagt Kurze. Fest
steht: Das Bild von der
letzten Party ist ebenso
ungeeignet wie eines aus
dem Urlaub. „Die kleine
Investition in ein gutes
Passfoto vom Fotografen
macht sich am Ende auf jeden
Fall bezahlt. Und vielleicht sponsern ja auch Opa und Oma etwas
dazu bei“, sagt Böhrnsen.
Dann ist es endlich geschafft,
und die Bewerbung ist vollständig. Nun gilt es, die Werbetrommel für sich zu rühren. „Man sollte jedoch keinesfalls nach dem
Gießkannenprinzip arbeiten. Das
heißt, ich schlage die gelben Seiten auf und bewerbe mich flächendeckend bei allen Firmen.
Das führt nur zu großem Frust“,
so Böhrnsen. Dennoch machen
auch Initiativbewerbungen Sinn.
Viele große Firmen schreiben ihre Stellen heute nicht mehr öffentlich aus. Ein kurzes Telefonat
mit dem entsprechenden Unternehmen kann in diesem Fall
Klarheit schaffen.
Wer bei all den Formalitäten
dann doch einmal den Überblick
verliert, dem rät Kerstin Kurze
ganz einfach zum Nachdenken:
„Es gibt zigtausend Bewerbungsratgeber, aber meist hilft der normale Menschenverstand.“ Originalität empfindet sie als wichtiger als ein starres Regelwerk.
„Ein Personaler, der 100 Bewerbungen am Tag bekommt, merkt,
ob sich jemand Gedanken gemacht hat.“ Und wenn dann doch
die eine oder andere Absage ins
Haus flattert, hilft vor allem Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen – genau wie im Sport.
Ganz nach dem Motto von Piotr
Trochowski, der sagt: „Ich wusste immer was ich wollte und dass
ich dafür kämpfen muss!“
+
Der Fußballer Piotr
Trochowski rät
jungen Menschen,
sich von Profis
unterstützen zu
lassen.
FOTO: DPA
So wird deine
Mappe
erfolgreich
Ein Deckblatt ist kein Muss. Wenn
du aber eines gestalten möchtest, sollte es Überschrift, Ausbildungsberuf, deinen Name, deine
Adresse
sowie
ein
Foto enthalten.
Das Anschreiben sollte deutlich
machen, warum du dich ausgerechnet für diese Ausbildung
und dieses Unternehmen entschieden hast, warum gerade du
der oder die Richtige für den Job
bist. Überlege dir, welchen Vorteil das Unternehmen von deiner
Mitarbeit hat. Richte deine Bewerbung an einen konkreten
Ansprechpartner.
Anschreiben mit „Sehr geehrte Damen und Herren“
werden häufig zuerst
aussortiert.
Insgesamt
sollte das Anschreiben
eine DIN-A4-Seite nicht
überschreiten. Das Ziel
der Bewerbung ist das
Vorstellungsgespräch. Beende daher jedes Anschreiben mit einer Bitte um ein
persönliches Gespräch.
Der Lebenslauf
gibt
tabellarisch
wichtige
Stationen
deines Lebens wieder. Er enthält
zum Beispiel Informationen zur
Schulbildung, zu Abschlüssen
und Zertifikaten sowie zu Auslandsaufenthalten. Außerdem
ist hier der richtige Platz, um auf
deine Teamfähigkeit und soziale
Kompetenz zu verweisen, zum
Beispiel durch Hobbys oder Nebenjobs. Wichtig beim Lebenslauf ist eine übersichtliche Struktur. In den letzten Jahren ist es
üblich geworden, Daten gegenchronologisch aufzulisten. Das
heißt, mit dem jüngsten Ereignis
zu beginnen.
Wenn du kein Deckblatt hast,
ist auf dem Lebenslauf der richtige Platz für ein Foto. Dieses sollte sorgfältig ausgewählt werden,
schließlich hilft es dem Arbeitgeber, sich ein genaueres Bild von
dir zu machen. Die Investition
für ein gutes Passfoto vom Fotografen lohnt sich.
In den Anhang gehört alles,
was dir hilft, deine Qualifikationen zu unterstreichen. Neben
deinem letzten Zeugnis können
dies zum Beispiel Praktikumsnachweise oder Arbeitszeugnisse sein.
Zu guter Letzt: Ein guter
Freund oder deine Eltern sollten
noch einmal einen Blick auf die
fertige Bewerbung werfen und
dabei vor allem auf Verständlichkeit und Rechtschreibung achten!
(bdt)
BERUF
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ERFOLG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
AUSLANDSAUFENTHALT WELCHE ANGEBOTE ES FÜR EINE AUSZEIT NACH DER SCHULE GIBT
AKTIONSWOCHE
Bewerbungscheck
Im Berufsinformationszentrum
der Arbeitsagenturen gibt es
vom 1. bis zum 4. März Tipps
und Infos zu Bewerbungsunterlagen, Einstellungstests und
Vorstellungsgesprächen. Auch
Rollenübungen und von Psychologen unterstützte Testverfahren
sind im Angebot. Informationen
zum Programm gibt es im Internet. (lf)
Jobben und Reisen in Australien
Eine gewisse Zeit im
Ausland ist eine
Herausforderung,
die zugleich die
Selbstständigkeit
fördert.
www.arbeitsagentur.de
Yvonne Scheller
INFORMATIONSMESSE
Dual Studieren
Mehr als 30 Aussteller präsentieren ihre Angebote auf der Messe
Karriere:Dual am Sonnabend,
24. April, in der Agentur für
Arbeit Hamburg. Die Veranstaltung findet von 10 bis 16 Uhr
statt. (lf)
www.karriere-dual.de
HOCHSCHULMESSE
Unis im Norden
40 Hochschulen informieren
am Sonnabend, 29. Mai, von
10 bis 17 Uhr ihre Studiengänge,
Zulassungsvoraussetzungen und
Studienschwerpunkte in der
Arbeitsagentur Hamburg. (lf)
IMPRESSUM
Redaktion:
Leitung: Mark Hübner-Weinhold
Planung und Produktion:
Manuela Keil
Mitarbeit: Laura Fölmer,
Andrea Pawlik
Layout: Sandra Klose
Lektorat: Wiebke Langhinrichs
Telefon: (040) 347-222 58
E-Mail:
[email protected]
Anzeigen:
Dirk Seidel
Telefon: (040) 347-225 56
Der 19 Jahre alte Gideon Strothmann möchte seinen Auslandsaufenthalt nach der Schule in Mittelamerika,
bestenfalls auf Kuba, verbringen.
FOTOS: HEINER KÖPCKE
+
Zum Studieren nach Australien,
ein Praktikum in den USA, zum
Freiwilligendienst nach Afrika,
oder per Work & Travel durch
Kanada – den Möglichkeiten
scheinen keine Grenzen gesetzt.
Abgesehen vom Alter vielleicht.
Bei den meisten Angeboten setzen die Veranstalter ein Mindestalter von 18 Jahren sowie Kenntnisse der Landessprache, beziehungsweise ausreichend Englischkenntnisse voraus. „Und das
bedeutet dann oft Abitur“, weiß
Emely Dolberg von der StepinBeratung Hamburg. Das StepinAngebot ist breit gefächert und
reicht vom Auslandspraktikum
über Work & Travel bis zur Aupair-Vermittlung. Doch fast unabhängig vom Programm gilt:
„Australien ist der Renner!“ Aupair-Interessierte müssen dazu
allerdings wissen: „In Australien
sind reine Au-pairs nicht erlaubt.
Darum bieten wir ein DemiAu-pair-Programm an.“ Bei ,halb
und halb‘ stehen vormittags ein
Sprachkurs und nachmittags Aupair-Tätigkeiten an. Aber auch
das Work-&-Travel-Programm
ist nicht ohne. Anders als beim
Au-pair-Aufenthalt, bei dem von
Anfang an klar ist, für wie lange
es wohin gehen soll, gilt es beim
Work & Travel stets aufs Neue jede Station zu planen und zu organisieren. „Bei diesem Programm
reisen die Jugendlichen durchs
Land und finanzieren sich die
Reise durch Jobben, etwa auf Kiwi- oder Mango-Plantagen oder
in der Gastronomie“, erläutert
Dolberg. Stepin bietet dazu einen
Job-Office-Service an. Eigeninitiative ist dennoch wichtig. Und
Eileen Hamlet würde gern in
England oder in den USA studieren.
Wiebke und Antonie wollen sich
eine Auszeit in Australien gönnen.
genau das ist es, was Wiebke
David und Antonie Caspar an diesem Angebot reizt. „Das ist eine
tolle Art, Selbstständigkeit zu lernen, gerade weil wir alles selbst
organisieren müssen und vielleicht auch mal an unsere Grenzen stoßen.“
Bei wem extreme Ebbe in der
Kasse herrscht, der sollte sein
Glück vielleicht bei „Experiment
e.V.“ probieren. Beim Freiwilligendienst „Weltwärts“ winkt eine
Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, „da
fällt der Eigenanteil relativ gering aus“, sagt Kirsten Jäcke von
Experiment e.V. Dafür engagieren sich die Teilnehmer in verschiedenen Projekten, „wie Umwelt-, Jugendarbeit- oder Erzie-
hungs-Projekte in Entwicklungsländern“, erläutert Jäcke. Also
winken hier Ziele wie Peru, Ecuador, Nepal, Togo oder Mali. Etwas
exotischer fällt auch das WunschReiseziel von Gideon Strothmann
aus. Den 19-Jährigen zieht es
nach Kuba. „Wenn nicht Kuba,
dann vielleicht ein anderes Land
in Mittelamerika“, überlegt er.
Hauptsache „etwas Neues erleben, ein anderes Land und eine
andere Kultur kennenlernen.“
Das Hineinschnuppern in eine
andere Kultur reizt auch Eileen
Hamlet. „Ich würde gern im Ausland studieren, in den USA oder
in England“, erklärt die 23-Jährige. Über Finanzierung will sie
sich informieren, aber im Grunde
ist ihr klar, wie das laufen wird:
„Arbeit, Arbeit, Arbeit“, lacht sie.
TIPPS FÜR DIE PLANUNG
Generelle Informationen, Ratschläge
und Tipps bei der Vorbereitung für
einen Auslandsaufenthalt bietet die
Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Agentur für Arbeit,
Nagelsweg 9.
Termintipp:
Stepin Student Travel & Education
Programmes International informiert
am Donnerstag, 4. März, um 19 Uhr
über Work & Travel-Programme sowie
Auslandspraktika. Ort: Loogeplatz 14
in Hamburg Eppendorf, Telefon:
64 53 85 18
Angebote im Internet:
www.stepin.de
www.gostralia.de
www.experiment-ev.de
www.tui-animation.de
www.ba-auslandsvermittlung.de
BERUF
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
ORIENTIERUNG
ERFOLG
77
FREIER EINTRITT BEI DER MESS „EINSTIEG“ AM 26. UND 27. FEBRUAR
So geht es nach der Schule weiter
2622 Lehrstellen,
330 Aussteller, viele
Vorträge, Beratung,
Check der Bewerbungsmappen und
Fotos vom Profi.
Manuela Keil
Sie mauern, hobeln und verlegen
Steine: Janina Schröder (23), Patrick Salchow (20) und Alexander
Michel (22) entdecken auf der
Messe ungeahnte handwerkliche
Fähigkeiten. Lukas Bobrowski
(16) ist jetzt Auszubildender zum
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger im 1.Lehrjahr. Er war mit
seinen Eltern auf der Messe. Die
Ausbildungsvermittler vom Ausbildungszentrum Bau in Hamburg GmbH hatten einen so guten
Eindruck von ihm, dass sie ihn an
einen Betrieb vermitteln wollten.
Es klappte.
Infos für alle
Hamburgs große Messe für Berufsbildung bietet am 26. und 27.
Februar bereits zum achten Mal
Schülerinnen und Schülern aller
Schulformen kostenlos Beratung
und Information. An beiden Tagen stehen von 9 bis 17 Uhr in der
Halle B6 der Hamburg Messe 330
Unternehmen, Hochschulen, Verbände und Kammern Rede und
Antwort zu Ausbildungswegen
und Studienmöglichkeiten. Auf
fünf Bühnen finden darüber hinaus rund 100 Vorträge und Talkrunden zu Berufsbildern und Bildungswegen statt (s. Programm).
„Ob mit Hochschulreife oder
Hauptschulabschluss, auf der
Einstieg finden Jugendliche den
Beruf, der zu ihnen passt“, sagt
Christian Langkafel, Geschäftsführer der Einstieg. „Von neuen
Medien über das traditionelle
Handwerk bis zum Dualen Studium gibt es auf der Messe die Möglichkeit, unterschiedliche Branchen und Karrierewege kennenzulernen und sogar ganz konkret
einen Ausbildungsplatz zu finden. Nutzt also eure Chance, bereitet euch gut vor, stellt Fragen
und bringt eure Bewerbungsmappe mit.“
Ausbildungsmarkt
Auf der Suche nach talentiertem
Nachwuchs sind Firmen wie
Beiersdorf, Helm, Kühne + Nagel,
Siemens, Unilever Deutschland,
das Auswärtige Amt und die
Deutsche Bundesbank. Erstmals
dabei sind Desy, Bigpoint und
Caverion. Die Aussteller präsentieren ihre freien Ausbildungsplätze. Jugendliche können im
Ausbildungsmarkt die Lehr- und
Praktikumsstellen einsehen und
das entsprechende Unternehmen
vor Ort kennenlernen.
Duales Studium
Sebastian Bondzio testet den Job
des Straßenbauers.
Auf der Messe könnt ihr euch
auch über das duale Studium in-
FR. , 26. FEBRUAR
9.30–10.00 Uhr Berufsorientierung: Alles im Internet –
bloß wo? (Bühne 1)
10.15–10.45 Uhr Duale Berufsausbildung – mein Einstieg
in die Berufswelt. (Bühne 1)
10.15–11.00 Uhr Schule vorbei
und was kommt jetzt? (Bühne 2)
11.00–11.30 Uhr Mode, Management und mehr. (Bühne 2)
11.45–12.15 Uhr Doppelt hält
besser – duales Studium von
der Wirtschaft finanziert.
(Bühne 3)
13.15–13.45 Uhr Work Experience – Sprachkurse und
Praktika weltweit. (Bühne 3)
14.45–15.15 Uhr Typisch Mädchen! Chancen als Chemikantin, Technikerin oder Ingenieurin. (Bühne 2)
15.30–16 Uhr FSJ – mehr als
ein soziales Jahr. (Bühne 2)
15.30–16.00 Uhr Was Unternehmen sich wünschen und
Schüler erwarten. (Bühne 3)
formieren, beispielsweise über
ein dreijähriges Studium, das von
der Hamburger Sparkasse finanziert wird. Die Studenten machen
dabei zunächst eine Ausbildung
zum Bankkaufmann oder zur
Bankkauffrau. Über das duale
Studium informieren auf der
Messe die HSBA Hamburg School
of Business Administration, die
NBS Northern Business School
sowie die Agentur für Arbeit.
Vorbereitung
Für die Vorbereitung auf den
Messebesuch sollten Jugendliche
den Online-Messeplaner unter
www.einstieg-hamburg.de anklicken. So könnt ihr schon zu Hause am PC die euch interessierenden Vorträge, Talkrunden und
Unternehmen aus der umfangreichen Liste herausfiltern. Praktisch: Die Aussteller werden alle
komplett mit Ansprechpartnern,
Adresse und weiteren Kontaktdaten aufgeführt.
Abi-Karrieretag
SA. , 27. FEBRUAR
Am 17. April auf dem Abi-Karrieretag dreht sich alles um Studienund Ausbildungsmöglichkeiten
nach dem Abitur. Von 10 bis 16
Uhr treffen in der Magnushall in
der Amsinckstraße rund 500 Jugendliche auf 30 Unternehmen,
Hochschulen und private Bildungsanbieter. Der Eintritt ist
frei. Meldet euch an unter
www.einstieg,com/events
Janina Schröder
erprobt sich am
Gemeinschaftsstand des
Handwerks als
Stukkateurin.
Diese Möglichkeit habt ihr
auch – in Halle
B6, Stand A13.
Aber ihr könnt
auch andere
Berufe selbst
ausprobieren:
Bei den Dachdeckern Schiefer schlagen,
mit Gebäudereinigern Graffiti
entfernen
oder bei den
Tischlern kräftig
mithobeln.
Agentur für Arbeit
Eine Visagistin gibt euch auf dem
neuen großen Stand der Agentur
für Arbeit am Freitag, den 26. Februar von 10 bis 16 Uhr kostenfrei Schmink- und Frisuren-Tipps
und am 27. Februar macht ein
Fotograf von 10 bis 16 Uhr von
euch Bewerbungsfotos. Außerdem bieten die Berater Bewerbungschecks an. Bringt also eure
Mappen mit, dann könnt ihr von
den Experten erfahren, ob Lebenslauf und Anschreiben ansprechend sind.
Top-Termine
MESSE-MAGAZIN
Viele Informationen enthält das
Messe-Magazin „Einstieg“ auf 48
Seiten. Ein Hallenplan und das
Ausstellerverzeichnis mit Kontaktdaten für Bewerbungen helfen, sich in Halle B6 zurechtzufinden. Das Magazin liegt am
26. und 27. Februar kostenfrei im
Eingangsbereich der Messe und
ist schon jetzt bei allen HaspaFilialen erhältlich. Das Begleitprogramm informiert über Talkrunden und Workshops. Eine
Auswahl findet ihr in der Spalte
rechts auf dieser Seite. (kei)
FOTOS:
HEINER KÖPCKE
+
10.15–10.45 Uhr „Nimm zwei!“
Ein betriebswirtschaftliches
Studium und eine handwerkliche Ausbildung.
(Bühne 2)
10.30–11.00 Uhr Karriere im
Reimen – Samy Deluxe im
Interview. (Bühne 4)
12.30–13.00 Uhr Wie finanziere ich mein Studium?
Bafög, Stipendien und mehr
(Bühne 1)
13.15–13.45 Uhr Dual Studieren im Öffentlichen Dienst.
(Bühne 1)
13.15–13.45 Uhr Private Hochschule vs. Öffentliche Uni.
Für wen ist welches Studium
das richtige, und wie ist es zu
finanzieren? (Bühne 2)
14.00–14.30 Uhr Die Bewerbung – meine Visitenkarte.
(Bühne 1)
14.45-15.15 Uhr Mit Sauberkeit und Umweltschutz in die
Zukunft. (Bühne 4)
15.30–16.00 Uhr Ein Weg führt
nach Rom! – Mathematische
Methoden für eine grüne
Logistik. (Bühne 5)
BERUF
78
Sie ist Deutschlands beste
junge Logistikkauffrau
Deike Uhtenwoldt
Die Post vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag
musste Anastassia Reese dreimal lesen: „Es gibt 16 Bundesländer und so viele Auszubildende, da sollte ich die beste gewesen sein? Ich konnte es nicht fassen.“ Doch genau so stand es in
dem Brief: Als bundesweit beste
Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung war die gebürtige Russin zur Ehrung durch
Bundespräsident Horst Köhler
nach Berlin eingeladen, obwohl
sie von dem Bundeswettbewerb
zuvor nie etwas gehört hatte.
„Vielleicht hängt das mit meinem Alter zusammen“, mutmaßt
die 29-Jährige. „Ich bin ganz
pragmatisch an die Prüfungen
herangegangen.
Natürlich
schon mit dem Ziel, es möglichst
gut zu machen.“
Sehr gut hat sie es gemacht
und 98 von 100 möglichen Punkten erzielt. „Mein Lieblingsfach
ist die Betriebliche Leistungserstellung“, sagt die Neuhamburgerin. Das ist das Kernstück der
Speditionsarbeit: Verträge abschließen, Zollformalitäten regeln, Aufträge abwickeln. Dabei
müssen sich die Spediteure im
Zoll-, Steuer- und Versicherungsrecht sehr gut auskennen.
Anastassia Reese ist über Umwege aufs Transportwesen gekommen: Nach dem Deutschstudium in Iwanowo, 300 Kilometer
nördlich von Moskau, reiste sie
als Au-pair nach Hamburg, wo
sie ihren zukünftigen Mann kennenlernte – und blieb. Zunächst
als Deutschlehrerin für Migranten, dann suchte sie nach einem
neuen Standbein: „Ich wollte
meine Lieblingsfächer Mathe
und Sprachen beruflich verbinden.“ Übers Internet fand sie den
Beruf der Kauffrau für Spedition
Anastassia
Reese, bundesweit beste
Auszubildende,
arbeitet in der
Spedition
Backhaus & Co.
und Logistikdienstleistung und
ein Ausbildungsangebot des
Traditionsunternehmens „Backhaus & Co“. Die sprachgewandte
Russin und die internationale
Spedition – das passte. Nach der
Ausbildung wurde die Bundessiegerin sogleich übernommen.
„Just in Time“ und „Zeit ist
Geld“, lauten Schlagworte der
Logistikbranche: Die Ware soll
günstig, sicher und schnell an ihren Bestimmungsort gelangen.
„Das kann stressig werden“, beschreibt Martin Wedemann, Berater der Handelskammer Hamburg das Berufsbild: „Da klingelt
permanent das Telefon und es
wird nach irgendeiner Sendung
gefahndet.“ Die Interessenten
sollten stressresistent sein und
kommunikationsstark: „Neuakquise ist wichtig“, so Wedemann.
Die Kaufleute müssen immer
wieder Kunden gewinnen. Um
Preise zu kalkulieren, seien Mathekenntnisse gefragt. Schließlich seien auch gute Englischkenntnisse unabdingbar: „Das
ist nun einmal die Sprache der
Logistikbranche.“
Wenn russische Fahrer Ware
liefern oder abholen, kommt
auch Anastassias Muttersprache
zum Einsatz. Aber meist spricht
sie deutsch – am Telefon. „Das ist
ein typischer Bürojob, stur am
PC und Telefon, aber dennoch
niemals langweilig“, so Deutschlands beste Speditionskauffrau.
386 Auszubildende sind im
vergangenen Jahr im Bereich
Spedition und Logistikdienstleistung gestartet, meldet die Handelskammer. Der Beruf wird von
Männern wie Frauen angewählt,
der Anteil der Abiturienten liegt
bei fast 60 Prozent. Insgesamt
gilt der Beruf als krisenanfällig,
Wächst aber der Welthandel,
sind auch Logistikfachleute wieder stark gefragt. (Weitere Informationen: www.hk24.de)
ERFOLG
NACHWUCHSFÖRDERUNG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
EINE WERBEAGENTUR LÄSST IHRE AUSZUBILDENDEN ANS RUDER
Einmal in die Rolle der Verantwortlichen schlüpfen – diese Erfahrung machen die Auszubildenden bei der DNS Agentur für direkte Marketingkommunikation in Hamburg.
FOTOS: HEINER KÖPCKE
Junge Chefs für einen Tag
Hinter der lockeren
Atmosphäre in der
Branche steckt harte
Arbeit. Viel Planung
und hoher Einsatz
sind gefragt.
Yvonne Scheller
Wer sich für die Werbebranche
entscheidet, muss kreativ sein
und auch unter Zeitdruck Ideen
entwickeln. Doch wie ist es, wenn
Führungsverantwortung dazukommt? Der Nachwuchs bei der
DNS Agentur für direkte Markenkommunikation hat es einen Tag
lang ausprobiert.
Die Arbeit in einer Agentur ist
stressig. Das gehört dazu. Wie
stressig der Alltag erst in der
Chefetage ist, konnten drei angehende Kaufleute für Marketingkommunikation bei DNS einen
Tag lang testen. Zehn Geschäftsführer-Aufgaben, von Akquise
über Controlling bis zur Planung
von Mitarbeiter-Qualifizierung,
galt es für Nadin Abdalla, Anna
Wojnarowski und Tony Schmidt
als „Chef für einen Tag“ zu lösen.
Schließlich kann niemand kreativ
denken, der nicht immer wieder
über den Tellerrand blickt. Warum also nicht im eigenen Unternehmen damit anfangen, dachten sich die drei DNS-Geschäftsführer. „Es ging uns nicht darum,
eine künstliche ,Stress-DruckShow‘ zu inszenieren“, erläutert
Rainer Nickel aus dem Chef-Dreigestirn. „Unsere Auszubildenden
sollten einfach ausprobieren, wie
es sich in unseren Sesseln sitzt.“
Die Chefs überließen dem
Nachwuchs tatsächlich die Sessel. Der jedoch konnte den Blick
über die Alster und die Ruhe in
den Einzelbüros nicht lange genießen. „Zunächst galt es, den
Tag zu planen und zu sehen,
wo ich Prioritäten setzen
muss, was ich allein verfolgen kann und wo ich mir
Leute mit ins Boot hole“, beschreibt Anna ihren Ansatz.
Dann stellten die Tages-Chefs
fest, wie schnell die Planung
von aktuellen Anforderungen
zunichte gemacht wird. Sobald nämlich das Mitarbeiter-
+
das Kundenmeeting ablöst, dem
wiederum „ein Personalgespräch
folgt, und dann spontan Aufgaben dazukommen, die man nicht
einplanen konnte“, lacht Anna,
und Tony ergänzt: „Immer auf die
Zeit zu achten, war eine wichtige
Erfahrung, denn anstrengend
wurde es immer dann, wenn
selbst gesetzte Timings ohne eigenes Verschulden aus dem Ruder liefen.“
Dabei ist gerade Zeitdruck etwas, das alle drei aus dem beruflichen Alltag kennen. Immerhin
neigt sich ihre dreijährige Ausbildung dem En-
de zu. „Heute entscheiden sich
Kunden immer kurzfristiger. Da
geht ein Arbeitstag auch mal in
die Nacht hinein, und es ist ein
hoher Grad an Flexibilität gefragt“, erläutert Nickel. Zwar
bringt das szenig-coole Image
der Kreativen den Agenturen
nach wie vor eine Flut von Bewerbungen ein. Doch hinter der
lockeren Atmosphäre steckt harte Arbeit. Deshalb setzt Nickel bei
Bewerbungen gern auf Studienabbrecher. „Die lechzen oftmals
nach Praxis und wissen, was sie
wollen. Zudem haben sie in den
absolvierten Semestern gelernt,
FÜHRUNGSKRÄFTE ENTWICKELN
Bundesweit geben noch weitere
Unternehmen ihren Auszubildenden
die Gelegenheit, sich zeitweise als
„Chefs“ auszuprobieren. Das Lebensmittel-Handelsunternehmen Kaufland
sieht in solchen außergewöhnlichen
Maßnahmen die Möglichkeit, Führungskräfte aus den eigenen Reihen
zu entwickeln. Im Rahmen des Projekts „Azubis führen einen Markt“
können sich die jungen Leute unter
Beweis stellen und frühzeitig Verantwortung übernehmen.
In Hamburg-Wandsbek wurde im
Oktober 2009 sogar eine ganz neue
Kaufland-Filiale von mehr als 100
Auszubildenden eingerichtet. Die
angehenden Kaufleute haben mit
ihren Qualifikationen und Stärken
sämtliche Marktpositionen in Eigenregie besetzt und die Filiale in den
ersten Wochen geleitet. (wlan)
wie man sich selbstständig Themen erschließt und sich organisiert. Sie bringen einfach mehr
Lebenserfahrung und eine gereiftere Persönlichkeit mit, als etwa ein Abiturient.“
Die drei gegenwärtigen Auszubildenden entsprechen diesem
Bild. Der 29-jährige Tony hat ein
paar Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert, Nadin (25)
hat es mit Islamwissenschaften
probiert und hat bereits Medienerfahrung. Und die 24-jährige
Anna war bei archäologischen
Ausgrabungen dabei. So bringen
die drei ein breites Spektrum an
Erfahrungen mit ein und eine
Menge Einsatzbereitschaft. „Wir
wurden hier von Anfang an mit
eingebunden und konnten gleich
loslegen“, erklärt Nadine zufrieden. „Wir begleiten die Projekte
von A bis Z, so lassen sich die Abläufe besser durchschauen“, ergänzt Tony. Nickel nickt zufrieden. „In unserer Branche ist Engagement gefragt. Wir müssen
uns immer aufs Neue in das Geschäft der Kunden verlieben. Dabei spielt eben auch eine Rolle,
wie gut man sich selbst und andere im Team motivieren kann.“
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
BERUF
ERFOLG
79
EINSATZ BACHELOR-ABSCHLUSS WÄHREND DER AUSBILDUNG BEI DER HASPA
Bank-Azubi mit Lizenz zum Studieren
Montags bis freitags
berät Fabio van
Betteraay Kunden in
der Bank, an den
Wochenenden ist er
im Hörsaal.
Laura Fölmer
Eigentlich ist Fabio van Betteraay
ein ganz normaler Azubi bei der
Hamburger Sparkasse. Er ist 19
Jahre alt, hat im Jahr 2009 sein
Abitur gemacht – mit einem
Notendurchschnitt von 2,1. Dennoch unterscheidet sich der
Hamburger von anderen jungen
Menschen in seinem Alter. Neben
seiner normalen Ausbildung studiert er an der Hamburger Hochschule für Oekonomie und Management (FOM) „Business Administration“ und lernt dort die
Grundzüge des Managements.
Klingt nach viel Arbeit – und ist
es auch. Aber der junge Mann ist
motiviert, und die späteren beruflichen Vorteile überwiegen für
ihn. „Nach dem Abschluss meiner dreijährigen Ausbildung
muss ich nur noch ein Semester
studieren – dann habe ich bereits
meinen Bachelor“, sagt Fabio.
„Ich habe ja schon ab der zwölften Klasse angefangen, neben
der Schule zur Uni zu gehen. Da
ist man mit sieben Semestern
dann ziemlich schnell durch.“
Wenn seine Kollegen am Freitagnachmittag ins Wochenende starten, besucht Fabio am Abend
noch die eine oder andere Vorlesung. „Im Moment bin ich am
Freitag immer von 18 bis 21 Uhr
an der Hochschule, sonnabends
bin ich von 8.30 bis 15.30 Uhr unterwegs“, sagt der 19-Jährige.
„Das ist natürlich schon ein hoher zeitlicher Aufwand, aber ich
fühle mich nicht besonders eingeschränkt dadurch. Ich habe ja
meinen Feierabend nach der Arbeit und den Sonntag für mich,
meine Freundin und meine Hobbys.“ Lediglich in der Klausurenzeit sei die Belastung extrem
hoch, gibt Fabio van Betteraay
zu. „Wir haben vier Wochen Se-
mesterferien, und für die Klausuren müssen wir nebenbei lernen“, sagt er. „Aber die Hochschule ist ja darauf ausgerichtet,
dass ihre Studenten Schüler sind
oder bereits im Berufsleben unterwegs. Und danach werden der
Lehrplan und die Studienzeiten
sowieso ausgerichtet.“
Anders als bei einer normalen
dualen Ausbildung bei der Haspa
studiert der Hamburger unabhängig von der Sparkasse. Unterstützt wird er durch ein Stipendium von der Claussen-SimonStiftung.
Obwohl die Haspa also eigentlich nichts mit der Universitätsausbildung des jungen Mannes
zu tun hat, unterstützt sie ihren
Auszubildenden. „Wir freuen uns
bei der Haspa immer über junge
Menschen, die engagiert sind und
Lust haben, sich einzubringen“,
sagt Matthias Saecker, Leiter Berufsbildung von der Hamburger
Sparkasse. „Nach der Ausbildung
haben Auszubildende, die mit
Leistung überzeugen, sehr gute
Karrierechancen. Wir bieten unseren Mitarbeitern zahlreiche individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten.“
Zum Teil lernt Fabio ähnliche
Bereiche in der Berufsschule und
in der Universität kennen. „In der
Schule ist der Stoff aber sehr auf
das Bankwesen zugeschnitten,
da lernen wir Bankbetriebslehre
und allgemeine wirtschaftliche
Zusammenhänge kennen“, so
der 19 Jahre alte Banker. An der
FOM stehen für den jungen
Mann derzeit Fächer wie Unternehmensführung, Bilanzierung,
Steuern und Personalplanung auf
dem Programm. Für seine Zukunft kann sich Fabio van Betteraay vorstellen, in der Vermögensberatung und im Firmenkundenbereich der Sparkasse zu
arbeiten. Ganz bewusst hat er
sich für eine Ausbildung bei der
Haspa entschieden, weil er davon
überzeugt ist, dass dort der Kunde im Vordergrund steht. „Auch
wenn die Banken derzeit einen
nicht so besonders guten Ruf haben – ich habe die richtige Ausbildung für mich gefunden. Und
Zeit habe ich mit diesem System
auch gespart. Mit 21 Jahren einen Bachelor zu haben, ist toll.“
Payam Masoumi weiß, welches Kabel wohin muss, damit die Technik im
Büro funktioniert.
FOTOS: HEINER KÖPCKE
Computer, Drucker, Kopierer,
Telefax, E-Mail, Beamer, Telefon
– in jedem Büro soll alles laufen
wie geschmiert und – logischerweise – ohne Abstürze. Doch genau das ist natürlich nicht immer der Fall. Deshalb werden
Fachleute benötigt, die die Bürotechnik im Griff haben. Fachleute, die sich dieser Herausforderung stellen, heißen Informationselektroniker mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik. Alles
im Griff hat auch Payam Masoumi. Der gebürtige Iraner ist einer von derzeit 45 jungen Menschen, die sich in einem der etwa
30 Hamburger Ausbildungsbetriebe in dem zukunftsweisenden, technisch-handwerklichen
Beruf ausbilden lassen. Zuvor
hat er bereits eine Ausbildung
im Einzelhandel gemacht, doch
die Branche war nichts für ihn.
„Ich habe mich schon immer für
Technik, Elektronik und Computer interessiert. Das ist genau
mein Ding, da wollte ich hin“, erzählt Payam. Und so hätte es für
ihn nicht besser laufen können,
als er im Internet von der Ausbildungsmöglichkeit zum Informationselektroniker mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik erfuhr
und mit Unterstützung der
Handwerkskammer dann auch
eine Lehrstelle fand. Begonnen
hat er seine Ausbildung im letzten September bei Weis IT-Systeme, einem mittelständischen ITSystemhaus, das auch Innungsmitglied ist. Zu den Kunden von
Fabio van Betteraay (19) fühlt
sich trotz der
Doppelbelastung durch
Bankausbildung
und Studium
nicht in seiner
Freizeit eingeschränkt. Er ist
stolz, bald
doppelt qualifiziert zu sein.
BANKKAUFLEUTE: ABITUR WICHTIG
Ausbildungsdauer: Drei Jahre, kann
aber verkürzt werden.
Voraussetzungen: Grundsätzlich ist
ein Schulabschluss ausreichend,
jedoch fordern immer mehr Arbeitgeber das Abitur. Gute Noten in
Mathematik, Deutsch und Wirtschaft,
EDV-Kenntnisse sind wichtig, vorteilhaft sind zudem Fremdsprachenkenntnisse.
Payam sorgt dafür, dass
im Büro alles läuft
Verdienst: Zwischen 740 bis 850
Euro monatlich in der Ausbildung.
Berufsfelder: Bankkaufleute arbeiten
nach ihrer Ausbildung in Banken und
Sparkassen oder bei anderen Kreditinstituten.
Karrierechancen: Um in Führungspositionen zu gelangen, ist eine Weiterbildung zum Betriebs- oder Fachwirt nötig. (lf)
+
Weis IT-Systeme gehören vor allem Schulen. Aufgabe von Payam ist es, PCs und Notebooks an
die Schulen auszuliefern, die Geräte dort aufzubauen und einzurichten. Er muss Programme installieren, Drucker oder Beamer
anschließen oder Internetzugänge einrichten. „Ich bin eigentlich ständig unterwegs, vor
Ort beim Kunden. Das macht
meine Aufgabe sehr abwechslungsreich, jeder Tag stellt eine
neue Herausforderung dar“, erzählt Payam begeistert. Im steten Kontakt mit den Kunden zu
sein, ist ebenfalls sein Ding. Und
so nimmt sich der sympathische
28-Jährige viel Zeit für das persönliche Gespräch und die Beantwortung der vielen Fragen,
die immer wieder auftreten.
Und wenn er einen der vielen
Tricks verrät, kommt das sowieso gut an.
Nach der Ausbildung können
sich Informationselektroniker
weiterbilden, zum Beispiel in
den Bereichen Sicherheits-, Präsentations- oder Videotechnik,
Drucktechnologie, PC- oder Datentechnik. Payam kann sich gut
vorstellen, nach der Gesellenprüfung noch seinen Techniker
oder den Meister zu machen.
Uwe Hering, Obermeister der Innung Bürotechnik Hamburg und
Chef von Payam, ermuntert junge Leute dazu. „Die Chancen,
nach der breit angelegten Ausbildung voll durchzustarten,
sind ideal.“
(csl)
GUTE MATHE- UND PHYSIKKENNTNISSE
Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
(Verkürzung möglich)
Voraussetzung: mindestens ein
qualifizierter Hauptschulabschluss,
bessere Chancen mit Realschulabschluss oder Abitur. Gute Noten in
Physik, Mathe, Englisch und
Deutsch. Interesse an Elektronik,
Computern und Hardware, logisches
Denken, Geschicklichkeit, Sorgfalt
und Zuverlässigkeit, sicheres Auftreten.
Verdienst: zwischen 370 und 595
Euro monatlich in der Ausbildung.
Berufsanfänger steigen mit 1200 bis
2000 Euro ein.
Aussichten: Gut, bei Spezialisierung
in bestimmten Bereichen noch wesentlich besser. (csl)
www.nfe.de
BERUF
80
HANDWERK
ERFOLG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
Bei der Jobsuche wird
Twitter überschätzt
GLÄNZENDE AUSSICHTEN IM AUSBAUGEWERBE
Der Herr der Fliesen
man Twitter für die Selbstvermarktung nutzen kann.“ Dagegen sieht der Online-Experte bei
„Freie Ausbildungsplätze als der Mitarbeiterauswahl keinen
Tweet ins Netz gestellt und pas- Trend zum Twittern. „Ich will
sende Follower als Bewerber ge- mir doch ein möglichst lebenfunden.“ So könnte einmal die diges Bild meiner zukünftigen
Jobsuche der Zukunft aussehen, Mitarbeiter machen“ sagt Willnoch ist die Realität aber weit nauer und zählt auf, was zum
davon entfernt, sagt Andreas Social Media gehört: Wie wirkt
Diehl, Geschäftsführer von Azu- die Person, wie tickt sie und welbister.net. Das Ausbildungspor- che Gemeinsamkeiten gibt es.
tal wurde vor zwei Jahren ins „Referenzen von Menschen, die
Netz gestellt, um Ausbildungs- ich auch kenne, sind doch viel
betriebe, Azubis und Bewerber aussagekräftiger, als die Zahl irbesser zu vernetzen: „Wie bei gendwelcher Follower.“
Für Karriereberaterin Svenja
einer Bewerbermesse können
Hofert wird Twitter
Jugendliche ihrem
schlichtweg überbeBerufswunsch
in
wertet. „Das ist ein
Kontakt mit Azubis
„Achtet auf eure
Hype um einen Marauf den Grund gePrivatsphäre und ketingkanal.“ Für eihen“, so der Grünbeweist damit
ne Bewerbung sei
der. In Online-Interder ebenso ungeeigviews erfahren die
eure Mediennet wie eine SMS.
Jugendlichen, wann
kompetenz.“
„Es macht doch viel
die Auszubildenden
mehr Sinn, sich in eietwa
aufstehen
müssen oder wie viel sie verdie- ner einzigen E-Mail oder einem
nen und können nach einer kos- Brief vorzustellen als in vielen
tenlosen Anmeldung auch ei- einzelnen Kurznachrichten, die
gene Fragen stellen. „Das ist ab- der Adressant dann mühsam zusolut authentisch“, betont Diehl. sammensetzen muss.“
Junge Menschen nutzen ComDie Lehrlinge werden von den
Betrieben autorisiert, frei über munities wie Facebook oder
ihre Erfahrungen zu sprechen. SchülerVZ. Spätestens jedoch
„Das kommt bei den Schulab- wenn ein Praktikum ansteht,
gängern gut an.“ Dagegen wür- sollten sich Jugendliche fragen:
den der unter azubister betrie- Was mache ich öffentlich, und
bene Blog oder die Tweets über welche Ansichten setze ich lieneue Ausbildungsbetriebe in ber auf privat? Eine Frage, die
erster Linie von Personalern ge- sich noch Studenten viel zu selnutzt. „Twitter ist doch über- ten stellen, wie Hofert in ihren
haupt nicht der Kanal, der Ju- Trainings feststellt. „Ich mache
gendliche erreicht“, sagt der Be- mit den Berufseinsteigern Background-Checks, wie sie in ametriebswirt.
Der
Microblogging-Dienst rikanischen Firmen längst an
Twitter ist als Stellenbörse nur der Tagesordnung sind.“ Die
interessant, wenn Jobangebote Studenten sind dann immer ervon möglichst vielen Multiplika- staunt, wenn sie noch ihre Beitoren weitergegeben werden. träge aus Newsgruppen und
Oder wenn Bewerber für Job- Netzwerken finden, die sie selbst
angebote aus dem Online Mar- bereits schon lange vergessen
keting hierbei ihre Kompetenz hatten.
„Achtet auf eure Privatunter Beweis stellen können: So
hat der Kommunikationsberater sphäre“, rät Markus Willnauer
Klaus Eck gerade eine „Social Schulabgängern. Facebook als
Media Stelle“ getwittert, auf die Spaßprodukt gehe in Ordnung.
man sich ausschließlich direkt Solange die Jugendlichen genau
in 140 Zeichen bewerben kann. überlegten, wem sie welches
„Eine ganz witzige Aktion“, Bild und welche Meldung verkommentiert Markus Willnauer, fügbar machten. „Genau das ist
Geschäftsführer
der
Social Medienkompetenz, und auf die
Media Kommunikationsagentur kommt es an.“
Cohen-West. „Aber damit beweist Klaus Eck vor allem, dass
www.azubister.net
Deike Uhtenwoldt
Sie verkleiden Bäder,
Küchen, Terrassen
und Balkone. Auch
in Schwimmbädern
und Kliniken
arbeiten sie.
Chan Sidki-Lundius
Dean Thiesen wusste schon sehr
früh ganz genau, was er werden
wollte: Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, so wie sein Stiefvater.
Den Realschulabschluss hatte er
in der Tasche, dann ging es am
1. September letzten Jahres los.
Ausbildungsbetrieb des 17-Jährigen ist Fliesen Schmidt, ein
traditionsreiches Familienunternehmen aus Eimsbüttel, das für
seine Kunden Bauvorhaben mit
Fliesen, Platten, Natursteinen
und Mosaik realisiert.
„Ich musste ungefähr zehn Bewerbungen schreiben, dann hatte ich die Zusage für einen Ausbildungsplatz“, erinnert sich
Dean, der mit enormer Begeisterung bei der Sache ist. An seiner
Arbeit gefällt ihm vor allem, dass
er mit so vielen verschiedenen
Materialien zu tun hat. Und abwechslungsreich sei der Job außerdem. Froh ist Dean, wenn er
bei schlechtem Wetter ein Dach
über dem Kopf hat und im Warmen arbeiten kann. Verständlich!
Denn Küchen oder Bäder zu fliesen ist bei den derzeitigen Temperaturen garantiert viel angenehmer als Balkone, Terrassen
oder Zuwegungen im Außenbereich zu gestalten.
Ob dabei Fliesen, Platten oder
Mosaiksteine bevorzugt werden,
richtet sich nach Kundenwunsch,
dem Baustil und der Kreativität
des Fliesenlegers. Manchmal
sind spezielle Hygiene- und Sauberkeitsvorschriften
einzuhalten, etwa in Schwimmbädern
oder Krankenhäusern, in Betrieben der Nahrungsmittelherstellung oder in Küchen. Eben überall dort, wo eine schnelle und einfache Reinigung erforderlich ist.
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sind vor allem in Betrieben
des Ausbaugewerbes beschäftigt.
Auch im Fassadenbau sowie im
Tiefbau sind sie tätig. Darüber
hinaus können sie zum Beispiel
bei Herstellern von Natursteinplatten arbeiten. Ihre Aufgabe
besteht im Wesentlichen darin,
Wände, Böden und Fassaden zu
verkleiden.
Aber zunächst beraten sie ihre
Kunden bei der Wahl der geeigneten Platten. Ist ein Auftrag unter Dach und Fach, richten sie die
Baustelle ein. Sie stellen detaillierte Materialberechnungen an,
bearbeiten den Untergrund und
stellen Dämm- und Sperrschichten her. Dann verlegen sie die
Platten mit Mörtel und Spezialklebern. Zum Schluss werden die
Fugen aufgefüllt. Fliesen-, Platten- und Mosaikleger verlegen allerdings nicht nur Plattenbeläge
in Neubauten: Sie sanieren auch
beschädigte Bodenbeläge.
„Neben der Teamarbeit wird
bei diesem Beruf ein hohes Maß
an Selbstständigkeit und Eigenverantwortung verlangt“, sagt
Arne-Rasmus Rathje, Ausbildungsplatzentwickler im Ausbildungszentrum der Hamburger
Bauwirtschaft. Da Fliesen-, Platten- und Mosaikleger häufig viel
Gewicht schleppen müssen, sollten sie körperlich fit sein. „Unsere Arbeit kann anstrengend sein,
deshalb muss man schon einiges
abkönnen“, gibt Dean zu. Geduld
sei außerdem eine wichtige Voraussetzung für den Job. „Mosaikarbeiten mit 1,5 mal 1,5 Zentimeter kleinen Steinchen können
sehr fummelig und umfangreich
sein. Da ist es gut, wenn man neben Fingerfertigkeit auch Ausdauer zeigt“, so die Erfahrung
von Dean. Mit der Schule hat er
keine Probleme, die könne man
gut packen, meint er.
Rathje bescheinigt ausgebildeten Fliesenlegern glänzende
Berufsaussichten. „Gebaut und
saniert wird immer, da wird es
auch in den nächsten Jahren gut
zu tun geben“, erläutert der
Maurer- und Betonbaumeister.
Im Moment spielt Dean mit dem
Gedanken, später einmal die
Meisterprüfung abzulegen und
dann irgendwann vielleicht den
Sprung in die Selbstständigkeit
zu wagen.
Dean Thiesen (17) ist im ersten Lehrjahr bei Fliesen Schmidt in Eimsbüttel. In der Berufsschule kommt er gut
zurecht und möchte später vielleicht noch seinen Meister machen.
FOTO: HEINER KÖPCKE
AUF DEM SPRUNG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT
Ausbildungsdauer: drei Jahre
Voraussetzungen: mindestens ein
Hauptschulabschluss, handwerkliches
Geschick, körperliche Fitness, teilweise künstlerisches Gespür, Selbstständigkeit, Eigenverantwortung
Verdienst: zwischen 600 und 1200
Euro monatlich in der Ausbildung.
Berufsanfänger steigen mit rund
2600 Euro ein.
Aussichten: sehr gut. Aufstiegs- und
Fortbildungsmöglichkeiten als
Polier, Meister, staatlich geprüfter
Bautechniker. Der Sprung in die
+
Selbstständigkeit ist mit dieser Ausbildung ebenfalls möglich. (csl)
www.bauen-hat-zukunft.de
www.mazubau.de
www.bau-innung.de
www.hwk-hamburg.de
BERUF
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
GASTRONOMIE
ERFOLG
SIE LERNEN ANDERE MENSCHEN KULINARISCH ZU VERWÖHNEN
Auf dem Weg zur Sterneköchin
Jeslyn lernt im Side
Hotel und durfte
auch schon eine
Woche lang bei
Starkoch Johann
Lafer mitarbeiten.
Ob asiatische
Köstlichkeiten
oder deftige
Fleischgerichte,
Jeslyn Yee May
Teoh (21) weiß,
wie gutes Essen
zubereitet wird.
FOTOS:
HEINER KÖPCKE
Yvonne Scheller
Kochen ist cool. Das beweisen
das Fast-Food-Duell bei Kabeleins, die Küchenchefs bei Vox
oder Rach als rasender Retter in
Not geratener Restaurantbetreiber bei RTL. Aber auch die Gastro-Szene ist in Wallung. Immer
neue Trends machen Lust auf
Bio-Currywurst, White Choc
Mocca samt Bagel zum Mitnehmen oder auf Gourmet-Steaks,
die im speziellen Verfahren gereift und im 800 Grad heißen Infrarotofen gegrillt werden. Je
spezieller das Verfahren, desto
mehr sind Fachkräfte gefragt. Als
Jeslyn Yee May Teoh ihre Ausbildung zur Köchin im Side Hotel
vor gut zwei Jahren begann,
kochte sie in euro-asiatischer
Manier für das Restaurant „Fusion“. Seit Oktober letzten Jahres
aber lockt das Side Fleischfans in
die „(M)eatery“. „Das war schon
eine Umstellung, zumal ich ein
Händchen für die asiatische Küche habe“, sagt Teoh. „Andererseits war es interessant, innerhalb einer Ausbildung gleich zwei
sehr verschiedene Küchenkonzepte kennenzulernen.“
Allmählich neigt sich ihre
Lehrzeit dem Ende zu und erste
Zukunftsentscheidungen stehen
an. Jungköchen bieten sich da
eine Fülle von Möglichkeiten: Das
Ausland, ein Kreuzfahrtschiff
oder natürlich die klassische
Karriereleiter über Commis,
Demi Chef, Chef de Partie, Sous
Chef bis zum Küchenchef. Die
wird Jeslyn jedoch wohl nicht
in der Side-Küche durchlaufen.
„Nach der Ausbildung heißt es
,raus in die Welt‘, um Erfahrungen zu sammeln. Das ist in unserer Branche so üblich“, sagt
Personalreferentin Jenny Maria
Jensen.
Jeslyns Vorstellungen gehen
auch bereits in eine ganz konkrete Richtung: „Die Gourmetgastronomie würde mich reizen.“ Dass
sie nach den Sternen greift, ist
nicht überraschend, hat die 21Jährige doch gerade eine Woche
lang bei Starkoch Johann Lafer in
die Kochtöpfe schnuppern dürften. Dieses Privileg hatte sie sich
beim Wettbewerb „Rookies of the
year“ im vergangenen Dezember
erkocht. „Es wurden bestimmte
Produkte vorgegeben, darunter
Rehkeule, Frischkäse, Seesaibling und Zwetschgen, und daraus
sollte ein Drei-Gänge-Menü für
zehn Personen zubereitet werden“, berichtet Jeslyn. Die strenge Jury beim Finale in Wien prüfte Optik, Konsistenz, Geschmack,
Kreativität und Umsetzung der
Produktvorgaben und kürte sie
zur Siegerin. Lafer, Schirmherr
der Rookies, holte sie zum Praktikum. „So eine Gourmetküche ist
schon etwas Besonderes. Dort ist
alles noch ein Stück weit filigraner als bei uns. Das hat mir sehr
gut gefallen.“
In der Side-Küche arbeitet sie
augenblicklich als „Entremetier“,
ist somit für Gemüse- und Beila-
81
Aufsteigen mit System
Um ganz sicher zu gehen, auch
wirklich die richtige Karriere in
Angriff zu nehmen, entschied
sich die 26 Jahre alte Nadja Moltzen für die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe bei Jim Block. Nun sattelt
die Fachfrau für Systemgastronomie drauf, allerdings verkürzt
von drei auf zwei Ausbildungsjahre. So gehören nun Burgerbraten und Salatbuffet vorbereiten ebenso zu ihrem Arbeitsalltag
wie administrative Tätigkeiten
am PC oder Kundenkontakt
„Im dritten Ausbildungsjahr
lernen die angehenden Fachleute
für Systemgastronomie das Managementwissen, das sie benötigen, um später einen Betrieb lei-
Braten und Organisieren gehört zu
Nadjas Aufgaben bei Jim Block.
ten zu können. Denn dieser Beruf
zielt direkt auf die mittlere Managementebene“, erläutert Personalleiterin Uschi Bruck. „Ich
würde meinen Beruf nicht unbe-
dingt stressig nennen, aber es
gibt natürlich Stoßzeiten, in denen besonders viel zu tun ist.“ Da
gilt es, den Überblick zu behalten, und mit ein wenig vorausschauendem Denken „läuft alles
glatt“, sagt Nadja. Längst ist sie
überzeugt, mit ihrer Ausbildung
in der Systemgastronomie den
richtigen Weg eingeschlagen zu
haben – und der könnte sie weiter
bis in die Führungsetagen des zur
Block-Gruppe gehörigen Hotels
„Grand Elysee“ führen. „Wir besetzen Führungspositionen gern
aus den eigenen Reihen“, sagt
Block-Geschäftsführer
Sven
Freystatzky. „Und irgendwann
fängt sie dann an, an meinem
Stuhl zu sägen“, lacht er. (ysch)
Verrückt nach Kaffee
Mit Kaffee kann man ganz schön
viel anstellen. Diejenigen, die
heute neue Geschmackstrends
kreieren, werden „Barista“ genannt. „Das ist italienisch und
heißt eigentlich Barmixer“, erklärt Moritz Janzen. „Wir probieren zum Beispiel aus, mit welchem Sirup sich Schokolade kombinieren lässt, um ein ganz besonderes Geschmackserlebnis zu
erzielen.“
Moritz lernt bei der Coffeeshop-Kette „Campus Suite“ den
Beruf „Fachmann für Systemgastronomie mit Schwerpunkt
Barista“. Im Augenblick ist das
in Deutschland die einzige gere-
Moritz Janzen sorgt dafür, dass der
Kaffee perfekt wird.
gelte Berufsausbildung zum professionellen Barista, obwohl in
der Kaffeebranche seit Jahren eine eigenständige Barista-Ausbildung erwartet wird. Immerhin
sind die Deutschen Weltmeister
im Kaffeetrinken und in den letzten Jahren auf den Kaffeespezialitäten-Geschmack gekommen. Solche Entwicklungen zu
registrieren, gehört zu seinem
Beruf. Und natürlich den Kunden
bei Campus Suite ihren Lieblingskaffee in gleichbleibender Qualität und Optik zuzubereiten. Der
24-Jährige ist jetzt im dritten
Ausbildungsjahr und hat die
Schichtleitung inne. „Das heißt,
ich unterstütze den Filialleiter
und habe sonnabends komplett
die Verantwortung.“ Ein eindeutiger Vertrauensbeweis für Moritz, denn Sonnabend ist ein
wichtiger Tag. „Dass ich da übernehmen darf, ist ein gutes Gefühl,
allerdings auch immer wieder
eine Herausforderung.“
Überhaupt nicht langweilig findet er das theoretische Kaffeewissen. „Wir lernen alles rund
um Kaffeeanbau, Ernte, Trocknung und Röstung – hinter jeder
Tasse Kaffee steht ein weitreichender Prozess.“ Kann er eigentlich noch entspannt irgendwo Kaffeetrinken gehen? „Nein,
nicht wirklich“, lacht er. „Ob bewusst oder unbewusst, inzwischen gehe ich sehr kritisch an
jede Tasse heran, prüfe, ob das
Verhältnis zwischen Milch und
Kaffee stimmt und beobachte den
Service genau.“ Obwohl gerade
in der Systemgastronomie viel
geregelt ist und natürlich die
Spezialrezepturen genau befolgt
werden, „können wir ganz wir
selbst bleiben. Es gibt keine vorformulierten Floskeln, die wir
herunterbeten müssen.“ Und
wenn in der Mittagszeit die
Schlange immer länger wird,
darf kein Kunde ihm seine Konzentration ansehen. „Wenn ich
mich zum Kunden umdrehe und
eine cremige Caffè Latte Vanille
serviere, dann gehört dazu auch
ein flotter Spruch. Das darf nicht
mit einem festgefrorenen Lächeln geschehen.“
(ysch)
ZERTIFIKAT
Campus Suite bildet in Hamburg
und Kiel Fachleute für Systemgastronomie aus. Während der
dreijährigen Ausbildung werden die
Bereiche Barista, Verkauf, Produktion, Lagerwirtschaft und
Logistik sowie Büroorganisation
durchlaufen. Der Spezialitätenkaffeeverband SCAE bietet eine BaristaZertifizierung an. Bei der Prüfung
nach internationalen Standards gilt
es, die Kompetenz bei der Getränkezubereitung in Theorie und Praxis zu
beweisen und umfassendes Kaffeefachwissen zu belegen, etwa bei
Fragen nach Anbau, Ernte, Verarbeitung und Röstung. (ysch)
www.scae.de
Guter Geist im Restaurant
gen zuständig. „Meine nächste
Station wird der Soßen-Posten.“
Eine klare Arbeitsteilung ist das
A&O für einen reibungslosen Ablauf in der Küche. Und reibungslos laufen muss es, wenn mittags
und abends das Restaurant voll
besetzt ist. „Dann wird der Ton
auch schon mal etwas rauer, das
muss man aushalten können.
Und die Küche ist immer noch
eine Männerdomäne, auch das
muss klar sein.“
Dazu kommt die körperliche
Anstrengung, mit langem Stehen,
Hitze und anhaltender Geräuschkulisse sowie gastronomie-typische Arbeitszeiten, die je nach
Schicht früh morgens um fünf
Uhr beginnen oder bis zum Küchenschluss reichen. „Darum le-
gen wir großen Wert auf Praktika
und bieten diese auch für Schüler
an. Denn wer in die Gastronomie
strebt, muss wissen, was ihn erwartet“, betont Personalreferentin Jensen. Mehr als auf gute
Schulnoten achtet sie deshalb auf
die Motivation ihrer Bewerber.
„Ich hatte hier zum Beispiel mal
einen 13-Jährigen, der mir detailliert erklärt hat, wie und warum er welchen Trick beim Zubereiten einer Lasagne anwendet.
Da war so viel Interesse und Lust
am Kochen zu spüren, das ist genau, was wir suchen. Jemand der
für die Küche brennt.“ Und Jeslyn
ergänzt: „Es ist ein toller Beruf –
wenn man mit dem Herz dabei
ist. Ist man nur halbherzig dabei,
geht man unter.“
AUSBILDUNG IM SIDE
Im Side sind Bewerbungen willkommen. Insgesamt 32 Auszubildende absolvieren gerade im Hamburger
Hotel ihre Ausbildung im Hotelfach
oder zum Koch und durchlaufen
drei Jahre lang nahezu alle Abteilungen des Hauses. Schwerpunkt
bei den Köchen bildet natürlich die
Küche, wo sie alle Bereiche sowie
den Umgang mit Frischprodukten
wie Fleisch und Fisch, Soßen, Gemüse und Desserts kennenlernen.
Sie erhalten aber auch Einblicke in
den Servicebereich und die Einkaufsabteilung. Die Ausbildungsvergütung reicht von rund 460 Euro
im ersten bis etwa 620 Euro im
dritten Ausbildungsjahr. (ysch)
+
Die Ausbildung zur Floristin war
nicht das Richtige für sie. Die
Gastronomie dagegen erscheint
ihr vielversprechend. Aber aus
Angst vor der falschen Entscheidung mochte sich Philine Jäschke
nicht auf die dreijährige Ausbildung zur Restaurantfachfrau
einlassen. Um auf Nummer sicher zu gehen, entschied sie sich
für die kürzere Variante: Zwei
Jahre Ausbildung zur Fachkraft
im Gastgewerbe. Da die beiden
gastronomischen Ausbildungen
in den ersten zwei Jahren im
Grunde die gleichen Inhalte vermitteln, „kann sie danach ohne
Probleme ein drittes Jahr anschließen und damit auch den
Abschluss zur Restaurantfachfrau machen“, erklärt Anja Gottardo, Inhaberin der Trattoria
Salento in der Osterstraße, in der
die 21-Jährige gerade ihre Ausbildung begonnen hat.
Mit ihrem offenen, freundlichen Wesen hatte sie ihre Arbeitgeber überzeugt. „Das ist unerlässlich in der Gastronomie.
Ebenso wie ein gepflegtes Äußeres, gute Umgangsformen und
die Fähigkeit immer die Nerven
zu behalten, auch wenn’s mal
hektisch wird“, erklärt die erfahrene Gottardo. Damit scheint die
junge Frau kein Problem zu haben. Je voller das Restaurant
wird, desto mehr Spaß hat sie.
Gerade der Umgang mit den Gästen gefällt ihr. Philines Arbeitstag
beginnt in der Regel immer um
17 Uhr. Zum Ende neigt er sich etwa um 23 Uhr, wenn die Küche
schließt.
(ysch)
Philine (21) überzeugt ihre Gäste
mit natürlicher Freundlichkeit.
BERUF
82
Das Internet als
Karriereturbo
„Die Online-Branche ist wie ge- auf dem allgemeinen Lehrplan.
schaffen dafür, jungen Men- „In den drei Jahren der Ausschen eine aussichtsreiche Job- bildung, die ich im Jahr 2007
perspektive zu ermöglichen“, begonnen habe, ging es primär
sagt Nils Regge. Er ist das beste darum, Texte für die interne und
Beispiel dafür. Mit 28 Jahren lei- externe Kommunikation zu ertet er ein Unternehmen mit der- stellen. Wir haben uns auch mit
zeit 50 Mitarbeitern. Tendenz Bereichen wie Personalführung
steigend. Sein Geheimnis? Er und Rechnungswesen auseinanvertraut auf das Internet und auf dergesetzt“, berichtet Engel.
engagierte junge Menschen. Mit Den Feinschliff seiner Ausbilseinem Online-Portal „Casa- dung habe der 22-Jährige jemundo“ hat der junge Hambur- doch erst in dem Unternehmen
ger eine Marktlücke gefunden. bekommen, bei dem er von AnÜber das Internet vermittelt das fang an fest zum Team gehört
Unternehmen Ferienhäuser in hat. „Ich bin gleich im Marketing
32 europäischen Ländern und gelandet, und dieser Bereich
den USA – ein Service, der im- bringt mir wahnsinnig viel
mer mehr gewünscht wird. Mit Spaß.“ Das alles sind Dinge, die
ein paar Klicks den Traumur- er sich größtenteils selbst in Zulaub buchen. Diese Möglichkeit sammenarbeit mit seinen Kollegen erarbeitet hat.
kann nur das Internet bieten.
„Man kann sich
Deshalb braucht
einiges selbst beiNils Regge Mitarbeibringen, wenn man
ter wie Alexander
„Es reizt mich
von der Sache überEngel, die im Intereinfach, zu
zeugt ist und Benet „zu Hause“ sind.
geisterung für ein
Der 22-Jährige hat
sehen, wie sich
Thema aufbringen
gerade seine Ausbildie Dinge im Inkann“, sagt der
dung als Kaufmann
ternet so rasant
Hamburger. „Und
für Bürokommunimich reizt es einkation in dem Reise- verändern.“
unternehmen abgeAlexander Engel fach, zu sehen, wie
sich die Dinge so
schlossen und ist
rasant verändern.
nun im Bereich Online-Marketing als Projektmana- Und bei Casamundo verändert
ger tätig. „Ich bin zum Beispiel sich alles, dauernd. Fast monatfür die so genannte Suchmaschi- lich ist irgendwas neu.“ Und weil
nenoptimierung
zuständig“, sein Team immer weiter wachsagt Engel. „Da geht es darum, sen soll, sucht Chef Nils Regge
engagierten
jungen
die Homepage so zu gestalten, weiter
dass sie unter anderem bei Nachwuchs für sein UnternehGoogle in den Ergebnislisten men. „Grundvoraussetzung ist,
ganz oben auftaucht.“ Obwohl dass Ehrgeiz da ist. Und auch
die Ausbildung des jungen Man- das Interesse an den neuen Menes nicht auf den Online-Bereich dien darf bei uns auf keinen Fall
ausgerichtet war, ist er dennoch fehlen“, sagt der 28-Jährige. Um
einer der wichtigsten Ansprech- dies zu beweisen, fordert das
partner bei Casamundo, wenn es Unternehmen von allen Bewerum Technik, das Internet und bern digitale BewerbungsmapComputer geht. „Letztens war pen. „Da kann man sofort sehen,
bei uns die Telefonanlage defekt, ob das Verständnis für die die Inda hat Alex sie kurzerhand repa- ternetbranche da ist.“ Zudem ist
riert“, freut sich Nils Regge. „Es es gewünscht, vor dem Ausbilist echt eine große Bereiche- dungsbeginn ein Praktikum zu
rung, dass er das Team in allen absolvieren, das jedoch vergütet
wird. Auslandserfahrungen und
Lebenslagen unterstützt.“
Es ist das Interesse an den weitere Fremdsprachen sind
neuen Medien, das Alexander förderlich, aber keine VorausEngel dazu gebracht hat, sich setzung dafür, ein Teil des Casamit diesem Bereich bei Casa- mundo-Teams zu werden. Mit
mundo zu beschäftigen. In der einem Durchschnittsalter von 29
klassischen Ausbildung zum Jahren ist es sehr jung und freut
Kaufmann für Bürokommunika- sich über neue Impulse. Besontion steht der Umgang mit dem ders, weil die digitale Welt viele
(lf)
Online-Bereich eigentlich nicht Möglichkeiten bereithält.
Alexander Engel
überlegt mit
Kollegen, wie
die Homepage
von Casamundo
verbessert
werden kann.
FOTO: H. KÖPCKE
ERFOLG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
FLUGBEGLEITER BELIEBTER BERUF MIT VIEL VERANTWORTUNG
Ein harter Job hoch
über den Wolken
Branca Vasiljevic hat sich den
Traum vom
Fliegen erfüllt.
FOTO: KÖPCKE
Stewardessen sind
weit mehr als nur
freundliche Servicekräfte: Sie sorgen
für Sicherheit an
Bord des Flugzeugs.
Yvonne Scheller
„Notfall! Gurte los! Alles liegen
lassen und raus!“ So lautet eines
der Notfall-Kommandos, die
Branka Vasiljevic während ihrer
sechswöchigen Schulung zur
Flugbegleiterin bei der Charterfluggesellschaft „Hamburg international“ gelernt hat. „Ich dachte, es ginge vorrangig um Serviceschulung, tatsächlich aber
wurden wir vor allem in verschiedenen Aspekten der Flugsicherung geschult. Wir haben das
Verfahren und die Kommandos in
Notfällen gelernt und noch mal
alles bei den Trainingsflügen an
Bord vertieft“, erinnert sie sich.
Gut ein Jahr ist die 29-Jährige
nun dabei und hat sich ihren
Traum vom Fliegen erfüllt –
nachdem sie zuvor auf Lehramt
studiert und auch das Referendariat erfolgreich durchlaufen hatte. „Aber die Faszination vom
Fliegen war immer da, und als
ich sah, dass Hamburg international Flugbegleiter sucht, dachte
ich: Wenn nicht jetzt, wann
dann?“ Seitdem genießt sie das
„aus dem Koffer leben“ und liebt
die Spannung, wenn der neue
Flugplan aushängt: „Wohin und
mit wem fliege ich? Ist es ein Ferienflug, den wir für einen Reiseveranstalter durchführen oder
ein VIP-Charterflug, etwa für den
HSV? Und auch: Wie sind die
Wetterbedingungen?“
Ihren radikalen Berufswechsel hat sie nie bereut.
„Dieses Jahr ist buchstäblich wie im Flug vergangen“, schmunzelt sie. „Ich
war in Dubai, Gambia,
England und auch in Istanbul und Stockholm.“
Wie viel sie von ihrem jeweiligen Flugziel sieht,
hängt mehr oder weniger
von der Jahreszeit ab.
Vor gut einem Jahr geschah allerdings auch das
“Wunder von New York“.
„Die
Flugzeug-Notlan-
+
dung im Hudson River fiel genau
in meine Anfangszeit“, erzählt
sie. Hat sie das nicht doch ein
klein wenig an ihrer Berufsentscheidung zweifeln lassen?
„Nein, denn obwohl wir kontinuierlich für den Ernstfall geschult
werden, habe ich keine Angst vor
einem Absturz. Vielmehr hat
mich bei dem New-York-Fall interessiert, wie sich die Crew verhalten hat. Es ist erstaunlich, wie
schnell sich da eine professionelle Sichtweise einstellt.“
Auch wie anstrengend
Fliegen tatsächlich ist,
hat sie inzwischen
festgestellt.
Im-
merhin bedeutet ein Langstreckenflug schon mal 12 oder 14
Stunden am Stück in der Luft.
„Darum erklären die Flugbegleiter selbst, ob sie ,fit to fly‘ sind.
Das ist wegen der Flugsicherheit
wichtig, denn die Crew muss volle
Einsatzfähigkeit mitbringen, um
im Ernstfall richtig reagieren zu
können“, erklärt Kabinenchefin
Dr. Kathleen Sprei.
Und obwohl sich wohl bei jedem Menschen nach 12 oder 14
Stunden in der Luft Müdigkeitserscheinungen zeigen dürften,
müssen Vasiljevic und ihre Kollegen stets charmant und freundlich bleiben und geduldig und
FLIEGENDES PERSONAL MUSS FIT SEIN
„Hamburg international“ ist eine
unabhängige deutsche Charterfluggesellschaft mit Hauptsitz in
Hamburg. Das fliegende Personal
verteilt sich auf die acht Stationen
Hamburg, Berlin, Friedrichshafen,
Karlsruhe/Baden-Baden, Köln/Bonn,
München, Saarbrücken und Weeze/
Niederrhein. Bewerber sollten mindestens 18 Jahre alt und nicht
kleiner als 1,60 Meter sein. Weitere
Voraussetzungen sind zudem eine
abgeschlossene Berufsausbildung
oder eine entsprechende Schulbildung, sehr gute Sprachkenntnisse
in Deutsch und Englisch, eine gepflegte Erscheinung, souveränes
Auftreten, gute Umgangsformen,
Zuverlässigkeit und viel Engagement,
ein guter Gesundheitszustand und ein
Pkw-Führerschein sowie möglichst
Erfahrung im Service. (ysch)
kompetent auf Fragen, Wünsche
oder Probleme der Fluggäste eingehen. „Dieser Beruf ist deutlich
anspruchsvoller als gemeinhin
angenommen
wird“,
betont
Sprei. Darum wünscht sie sich
auch Bewerber, die diesen Beruf
wirklich ernst nehmen. „Unsere
Mitarbeiter sollten über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden sein, denn Smalltalk gehört
selbstverständlich zu unserem
Beruf.“ Zudem sollten sie ein gutes Ausdrucksvermögen mitbringen – in Deutsch, in Englisch und
wenn noch eine weitere Fremdsprache beherrscht wird, umso
besser. Auch ein wenig technisches Verständnis ist nicht verkehrt, denn Fluggäste lassen sich
beispielsweise gern über die
Technik des jeweiligen Flugzeugmodells aufklären. Dazu kommen natürlich einwandfreie Umgangsformen,
diplomatisches
Geschick sowie souveränes Auftreten. „In unserem Beruf ist eine
gewisse emotionale Stabilität nötig, um gegebenenfalls deeskalierend eingreifen zu können sowie
schlicht eine Art Parkettsicherheit. Denn nicht jedem ist es gegeben, in einer voll besetzten Maschine Ansagen zu machen.“
BERUF
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
Bauingenieure
für den Senat
In Kooperation mit der Hochschule 21 in Buxtehude fördert
der Hamburger Senat ab dem
Wintersemester 2010 duale
Ausbildungen im Bereich Bauingenieurwesen. Bisher hatte
die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt nur bereits
ausgebildete Diplomingenieure
als Angestellte in den Verwaltungsdienst übernommen. Hintergrund für diese Entwicklung
ist der doppelte Abiturjahrgang
2010 in Hamburg. Das Theoriestudium an der Buxtehuder
Hochschule ist auf sieben Semester angelegt, die Praxis erlernen die Auszubildenden im
Landesbetrieb. Absolventen erhalten den Abschluss „Bachelor
of Engineering“. Die anschließenden Berufsaussichten und
Übernahmemöglichkeiten
in
den öffentlichen Dienst der
Hansestadt nach Ausbildungsende sind hervorragend.
(lf)
Info-Tage an
der Uni-Kiel
Die Informationstage der Christian-Albrech-Universität
zu
Kiel (CAU) finden in diesem
Jahr vom 9. bis zum 11. März
statt. Sowohl Schülerinnen und
Schüler der oberen Klassen als
auch Zivil- und Wehrdienstleistende können sich für diese
Termine mit Erlaubnis des
Kieler Ministeriums für Bildung
und Forschung freistellen lassen. In verschiedenen Veranstaltungen werden in den Hörsälen der Universität die Inhalte
aller Studienfächer vorgestellt.
Zudem gibt es Informationen zu
Bewerbungs- und Einschreibungsverfahren,
Finanzierungsmöglichkeiten oder Masterprogramme. Mitarbeiter der
Zentralen
Studienberatung,
Studierende aus den verschiedenen Fachschaften und Lehrende beantworten Fragen auf
der Messe im Foyer des Audimax.
(lf)
Der „Ehrbare
Kaufmann“
Angehende
Führungskräfte
müssen aufgrund der Globalisierung immer mehr in internationalen und interkulturellen
Zusammenhängen denken und
handeln. Deshalb bietet die
Hamburg School of Business
Administration ein Masterprogramm nach dem Leitbild des
„Ehrbaren Kaufmanns“ an. In
Bereichen wie „Governance“
und „Business Ethics“ sollen
den Studierenden die typisch
hanseatischen Werte vermittelt
werden, mit denen die Kaufleute in Hamburg über Jahrhunderte hinweg erfolgreich Handel getrieben haben. Die Studiengänge „Global Management
and Governance“ und „Business Administration und Honourable Leadership“ werden
vollständig in englischer Sprache angeboten und sind als berufsbegleitende Studiengänge
konzipiert.
(lf)
ERFOLG
MALER WENN DER KUNDE ES ERLAUBT, IST KREATIVITÄT ANGESAGT
Hier darf man Farbe bekennen
83
Sie organisieren das
Gesundheitswesen
Laura Fölmer
Streichen, lackieren,
Fassaden beschriften
und Keller sanieren:
Das Maler- und
Lackiererhandwerk
ist überaus vielseitig.
Wolff und seine Kollegen sogar
schon um halb zwei frei. Jedenfalls, wenn sie mit ihrer Arbeit im
Plan liegen. Einfach mit einem
Blick auf die Uhr den Pinsel fallen
zu lassen, geht natürlich nicht.
Eine gewisse Flexibilität und
Kundenorientierung
erwartet
Wolffs Chef, Thomas Rath, schon
von seinen Mitarbeitern. „Wir
suchen Bewerber mit großer
Motivation, die verantwortungsYvonne Scheller
bewusst und zuverlässig sind.“
Rechnen sollten sie allerdings
„Ich arbeite gern mit Farben, und auch können, betont der selbstdas kann ich mich hier natürlich ständige Maler- und Lackiererrichtig ausleben“, erklärt Janine meister. „Denn sie müssen beiKlockmann ihre Berufsentschei- spielsweise eine Wandfläche
dung, die sie in den Malerbetrieb ebenso berechnen können wie
Grafic geführt hat. Die 20-Jäh- die Zutaten zum Anmischen von
rige steht im Sommer vor ihrer Anstrichstoffen.“ Auch dürften
Gesellenprüfung zur Malerin und die angehenden Handwerker keiLackiererin. Wenn ein Kunde sei- ne Angst vor Schmutz und Farbne Wand zum Beispiel in Gelb ge- spritzern haben. Zwar sind Fraustrichen haben möchte, zeigt en längst in der Branche etaKlockmann ihm, wie viele Nuan- bliert, „aber es ist eben kein Becen von Gelb es gibt. Und wenn ruf für Frauen, die sich um ihre
langen Fingernägel
der Gelbton feststeht,
sorgen“, lacht Rath.
gilt es, die richtige
Auf ein grundsätzTechnik festzulegen.
„Innerhalb der
lich gepflegtes Äuße„Da gibt es die
Wisch-, die Glätte-, Vorgaben unserer res hingegen legt er
schon Wert, schließdie
Wickel-,
die
Kunden ist es
lich arbeiten seine
Lasuroder
die
ein wirklich
Mitarbeiter bei vieSchwammtupf-Techkreativer Beruf.“ len Kunden zu Haunik“, zählt sie auf.
Frederick Wolff se. Dabei sind Tat„Es gibt so viele Mögtoos für ihn kein Prolichkeiten, mit Farbe
ganz unterschiedliche Wirkun- blem, „Metall muss aber raus aus
gen zu erzielen, das liebe ich an dem Gesicht, jedenfalls in meimeinem Beruf.“ Auch die Vielsei- nem Unternehmen“.
Zu bieten haben Rath und die
tigkeit in ihrem Berufsalltag ist
genau nach ihrem Geschmack. anderen Betriebe seiner Innung
„Wir sind immer in Bewegung, ein ausgesprochen anspruchsgehen immer wieder mit anderen volles und vielseitiges AufgabenMenschen um. Das ist jedes Mal gebiet. Zum Leistungsspektrum
neu und interessant, denn es geht von Malerei- und Lackierbetriedarum, die jeweiligen Wünsche ben gehören neben Maler-, Tapeund Erwartungen zu erspüren. zier- und Lackierarbeiten auch
Täglich ins Büro und den ganzen Fassadenmalerei oder -beschrifTag vor dem PC zu sitzen, das tung, Bodenbelagsarbeiten oder
Aufgaben des Bautenschutzes,
wäre nichts für mich.“
Auch Frederick Wolff schätzt wie etwa Betoninstandsetzung,
die Abwechslung, „von Auftrag Kellersanierung oder Korrosizu Auftrag, von Baustelle zu Bau- onsschutz. Zudem wird die dreistelle“. Mit Baustelle meint Wolff jährige Ausbildung in drei versowohl seinen aktuellen Arbeits- schiedenen Fachrichtungen anplatz, ein im Bau befindliches geboten: Gestaltung und InstandMehrfamilienhaus in Lokstedt, haltung, Bauten- und Korroals auch einen Privathaushalt in sionsschutz sowie Kirchenmaledem etwa die Decke und Wände rei und Denkmalpflege.
Dass die Arbeit in diesem
einen neuen Look bekommen sollen. „Innerhalb der Vorgaben des Handwerksberuf weit über bloKunden ist es ein wirklich krea- ßes Pinselschwingen hinausgeht,
tiver Beruf“, betont der 21-Jähri- sei vielen gar nicht bewusst, weiß
ge. Einziger Nachteil: „Das frühe Rath. „Unsere Innung hat desAufstehen – um sieben Uhr ist halb gerade einen InformationsArbeitsbeginn.“ Dafür lockt ein film über den Beruf gedreht und
früher Feierabend. Nachmittags bei ,Berufenet‘ ins Internet geum halb fünf, freitags haben stellt.“
Sie arbeiten bei Krankenversicherungen, in Pflegediensten,
Arztpraxen und Krankenhäusern. Der Gesundheitssektor
boomt – und damit wird auch der
Beruf der Kaufleute im Gesundheitswesen immer populärer.
Die Kaufleute planen und organisieren Verwaltungsvorgänge
und Dienstleistungen in allen
Bereichen, die mit Gesundheit
und Pflege zu tun haben. Sie beschäftigen sich mit Sozial- und
Gesundheitsrecht,
betreuen
Kunden und Patienten oder sie
beobachten das Marktgeschehen im Gesundheitswesen.
Eine dieser Kauffrauen ist
Pauline Schneider, Mitarbeiterin
bei der Techniker Krankenkasse
in Hamburg. Seit zwei Jahren
absolviert die junge Frau eine
Ausbildung im Versicherungsunternehmen und arbeitet im
Moment im Fachreferat „Geldleistung, Pflege, Hilfsmittel“.
„Besonders die Beschäftigung
in dieser Abteilung eröffnet mir
einen guten Einblick in das Gesundheitssystem“, sagt die 23Jährige. „Dort wird zum Beispiel
alles rund um Pflege bearbeitet,
ich werte zurzeit Daten zur
häuslichen Krankenpflege aus
und kann bereits als Auszubildende an wichtigen Projekten in
meiner Abteilung mitarbeiten.“
Die Hamburgerin hat sich für
eine Ausbildung bei einer Krankenkasse entschieden, weil sie
sich so einen Blick „auch über
den Tellerrand hinaus“ erhofft.
„In diversen Praktika, wie zum
Beispiel im Krankenhaus, lernen
wir Verwaltungsaufgaben kennen, und wir können sogar bei
einer Operation zuschauen. Und
die Abwechslung kommt, weil
der Gesundheitssektor ja scheinbar unbegrenzte Aufgabenfelder mit sich bringt.“
Ein unbegrenztes Arbeitsfeld
bedeutet gleichzeitig eine große
Nachfrage an Kaufleute mit zusätzlichen Kompetenzen im me-
DREI FACHRICHTUNGEN IM ANGEBOT
Ausbildungsinhalte: Die dreijährige
Ausbildung zum Maler- und Lackierer
wird in drei Fachrichtungen angeboten: Gestaltung und Instandhaltung,
Bauten- und Korrosionsschutz und
Kirchenmalerei und Denkmalpflege
Voraussetzungen: Ausbilder fordern
mindestens einen Hauptschulabschluss. Und attraktive Karrierechancen habe das Handwerk auch
noch zu bieten.
Karrierechancen: Aufgrund eines
massiven Fachkräftemangels haben
junge Handwerke eine gute Jobperspektive.
Vergütung: Auszubildende verdienen
in der Regel zwischen 362 Euro im
ersten und 508 Euro im dritten Lehrjahr, exklusive Fahrgeld.
Weiterbildungsmöglichkeiten:
Nach der Gesellenprüfung folgt zunächst der Vorarbeiterschein, dann
der Abschluss als Baustellenleiter und
der Maler- und Lackierer-Meister.
Später kann man sogar ein BachelorStudium anschließen, um entweder
als Führungskraft in einem Unternehmen zu arbeiten oder sich mit einem
eigenen Betrieb selbstständig zu
machen. (ysch)
Um sieben Uhr geht es zwar schon los, doch dafür haben Azubi Frederick
Wolff und seine Kollegen um halb fünf Feierabend.
FOTOS: HEINER KÖPCKE
+
Im Bereich
Logistik am
UKE organisiert
Christiane Körner Materialund Patiententransporte.
FOTO: KÖPCKE
dizinischen Bereich. Chancen, in
dieser Marktlücke Karriere zu
machen, haben besonders die
Menschen mit medizinischer
Vorbildung. In der Deutschen
Angestellten Akademie (DAA)
können sich Berufstätige zusätzlich qualifizieren. „Unser Angebot nutzen größtenteils Leute,
die eine Affinität für Berufe im
Gesundheits- und Pflegebereich
besitzen“, sagt Toni Schmiederkal von der DAA. „Damit meine
ich zum Beispiel Mitarbeiter
einer Apotheke und Arzthelferinnen.“ Bewerbungsvoraussetzung für die Weiterbildungsmaßnahmen sind sowohl ein Realschulabschluss als auch eine
mehrjährige Tätigkeit im Gesundheitsbereich. Für die schulische Ausbildung von künftigen
Kaufleuten im Gesundheitswesen ist in Hamburg die Berufliche Schule Bramfelder See zuständig. „80 Prozent der Ausbildung ist rein kaufmännisch, der
Rest ist auf den medizinischen
Bereich ausgerichtet“, erklärt
Christiane Kühne, Ausbildungskoordinatorin für diese Berufssparte. „Aber es bietet sich dann
ja an, dass man sich im Bereich
Rechungswesen zum Beispiel
mit Krankenkassenabrechnungen beschäftigt.“
Als Diplomkauffrau im Gesundheitsbereich am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE)
kümmert sich Christiane Körner
um den Bereich Logistik. „Wir
koordinieren beispielsweise den
Material- und Patiententransport in der Klinik“, sagt die 26
Jahre alte Hamburgerin. „Und
wenn es in diesen Prozessen
Probleme gibt, dann ist es meine
Aufgabe, mit den Beteiligten dafür kostengünstige und sinnvolle
Lösungen zu finden.“ Der immer
stärker werdende Kostendruck
im Gesundheitswesen macht die
Organisation solcher Abläufe
durch Fachkräfte wie Christiane
Körner immer wichtiger. „Denn
auch im Gesundheitswesen
muss gespart werden – und da
sind Kaufleute unerlässlich.“
BERUF
84
ERFOLG
Sonnabend/Sonntag, 20./21. Februar 2010
UHRMACHER WER DIESE AUSBILDUNG GUT ABSCHLIESST, FINDET EINEN ARBEITSPLATZ
Nichts für zwei linke Hände
Mechanische Uhren
sind wieder total
gefragt. Für ihre
Reparatur braucht
man Geduld und
Fingerspitzengefühl.
Chan Sidki-Lundius
Wenn Yela-Maria Motzkus wissen möchte, wie spät es ist, dann
schaut sie prinzipiell nicht auf ihr
Handy, sondern auf ihre Armbanduhr. An ihrem Handgelenk
trägt sie eine Quarzuhr aus den
Siebzigerjahren von Eterna, die
wie am Schnürchen läuft. Wenn
sie das nicht täte, wäre das kein
Problem für Yela-Maria, denn sie
macht eine Ausbildung zur Uhrmacherin. Die 21-Jährige aus
Seevetal ist eine der ganz wenigen Auszubildenden, die in einem
Betrieb lernen. Fast alle angehenden Uhrmacher aus dem
norddeutschen Raum besuchen
die Berufsfachschule für Uhrmacher an der Beruflichen Schule
Farmsen G 16. Der Unterricht in
Praxis und Theorie dort entspricht im Großen und Ganzen
der betrieblichen Ausbildung.
Pro Jahr werden 30 Schüler neu
an der Schule aufgenommen. Im
zweiten und dritten Ausbildungsjahr stehen Betriebspraktika in
Uhrenfachbetrieben an.
Yela-Maria ist froh, dass sie in
der Servicewerkstatt der Firma
Grube in Holm-Seppensen gelandet ist. Hier ist sie ganz nah dran
an schönen alten Wanduhren, an
feinen mechanischen Uhren oder
großen Standuhren. In ihrem ersten Ausbildungsjahr hat sie zunächst den Umgang mit Materialien wie Stahl und Messing sowie
Grundlagentechniken erlernt. Sie
hat kleinere Reparaturen durchgeführt, zum Beispiel Lager an
Großuhrwerken ersetzt, Batterien gewechselt und Zapfen poliert. Mittlerweile ist die angehende Uhrmacherin im zweiten
Ausbildungsjahr. Jetzt darf sie
sich mit Reparaturarbeiten von
Großuhren und zunehmend von
Es fällt ja schon schwer genug,
morgens vorm Kleiderschrank
das Richtige auszusuchen. Chic
oder cool, schwarz oder bunt?
Wie soll man erst eine Entscheidung treffen, von der die Zukunft
abhängt? Zum Glück gibt’s dafür
Ratgeber. Wir stellen hier zwei
vor, die euch weiterhelfen, damit
ihr nicht im Buchladen wieder
die Qual der Wahl habt …
Bei Eichborn erschien für
16,95 Euro von Dieter Herrmann und Angela Verse-Herrmann: 1000 Wege nach dem Abitur.
Ausbildungsberufe und Studiengänge werden vorgestellt, Bewerbungsschreiben für unterschiedliche Fachrichtungen formuliert, schrittweise der ganze
Sektor Berufswahl, inklusive Finanzierung, abgegrast. Ihr beantwortet
mithilfe des
Ratgebers
eure eigenen
Fragen: Berufsausbildung
oder
Hochschulstudium? Mit
hilfreichen
Orientierungstests.
Taschen- und Armbanduhren befassen. „Je kleiner die Uhrwerke
sind, desto feiner muss gearbeitet
werden. Da braucht man viel Geduld und Fingerspitzengefühl.
Wer zwei linke Hände hat, ist in
diesem Beruf daher falsch“, sagt
Yela-Maria. Zu den Geräten, mit
denen sie arbeitet, gehören Drehmaschinen, Pinzetten, Schraubendreher, Zangen, Feilen und
Sägen. Eine Lupe ist auch dabei.
Die klemmt sie sich vor ein Auge,
etwa wenn sie mit der Pinzette
Rädchen, Hebel und Federn platziert oder an Schräubchen mit
weniger als einem Millimeter Gewindedurchmesser dreht. Einige
Arbeiten nehmen viel Zeit in Anspruch. Deshalb sollten Uhrmacher sehr geduldig sein. „Aber
wenn wir dann eine Uhr wieder
zum Laufen gebracht haben, ist
das ein echtes Erfolgserlebnis“,
schwärmt die Auszubildende.
In ihrem dritten Ausbildungsjahr werden Yela-Maria vor allem mechanische Uhren beschäftigen. Die teilweise sehr wertvollen Modelle mit hoch kompliziertem Innenleben sind wieder total
gefragt und kosten teilweise so
viel wie ein Kleinwagen. „Da werden Fachkräfte gebraucht, die
die Technik beherrschen", sagt
Yela-Marias Chef Heiko Grube,
der auch Geschäftsführer der
Uhrmacher-Landesinnung Hamburg ist. Wie er berichtet, sei der
Bedarf an Uhrmachern im Süden
Deutschlands größer als im Norden. Aber er macht Mut: „Wer
seine Ausbildung gut abschließt,
findet einen Arbeitsplatz. Viele
Kollegen wechseln auch in den
Instrumentenbau. Da ergeben
sich viele Jobmöglichkeiten.“
Yela-Maria möchte nach der
Ausbildung weiter in ihrem Beruf
arbeiten, wahrscheinlich sogar
den Meister machen. Dafür würde sie auch in den Süden ziehen,
wenn es sein muss. Und einen
großen Traum, den will sie sich
unbedingt noch erfüllen. Irgendwann möchte sie eine schöne,
ältere Schweizer Uhr mit Handaufzug und Lederarmband am
Handgelenk tragen. Wenn sie davon spricht, merkt man ihr an,
wie sehr sie Uhren liebt. Sie hat
ihren Traumjob gefunden!
Medienschule
für Haupt- und
Realschüler
GUTE AUSSICHTEN RUND UM DIE UHR
Ausbildungsdauer: drei Jahre.
Bewerbsschluss G 16: 31. März.
Kein Schulgeld, jedoch Kosten für
Kleinwerkzeuge, Bücher, Material oder
Uhrenteile (gesamt etwa 500 Euro).
Voraussetzung: mindestens Hauptschulabschluss, logisches Denken,
gute Noten in Mathematik und Physik.
Außerdem: handwerkliches Geschick, Spaß am Detail, Augenmaß
und räumliches Vorstellungsvermögen.
Buch-Tipps
Verdienst: zwischen 420 und 570
Euro monatlich in der betrieblichen
Ausbildung. Berufsanfänger steigen
mit rund 1500 Euro ein.
Aussichten: gut, besonders in Süddeutschland, Frankreich und Schweiz.
Infos: www.g16hamburg.de, Landesinnung, Fachverband für Uhren und
Zeitmesstechnik. Obermeister Ralf
Schulze, Tel. 764 53 61, oder Heiko
Grube (Gschf.), Tel. 23 80 02 20. (csl)
Pinzette und
Lupe gehören
zu Yela-Marias
alltäglichen
Arbeitsgeräten.
FOTO: H. KÖPCKE
+
Zwei
Informationsabende
über staatliche Ausbildungsgänge im Medienbereich bietet die Berufliche Medienschule Hamburg-Wandsbek
an. Ein Ausbildungsangebot
richtet sich an Schüler mit
Hauptschulabschluss, die sowohl einen mittleren Bildungsabschluss als auch eine
Grundbildung im Bereich Medien zur Vorbereitung einer
Ausbildung erwerben möchten. Unterrichtet werden unter anderem Sprache und
Kommunikation sowie Projektmanagement. Info-Abend
am 2. März, 18 Uhr.
Eine zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften
kaufmännischen Medienassistenten kommt für Realschulabsolventen infrage, die Interesse an multimedialer Produktion haben. Hier erarbeiten sich die Schüler in
fächerübergreifenden Projekten unter anderem einen
Überblick über die Medienlandschaft, konzipieren und
produzieren eigene Audiound Videoprodukte. Es gibt die
Möglichkeit zum Abschluss
der Fachhochschulreife. InfoAbend: 4. März, 18 Uhr.
Adresse: Eulenkamp 46.
Infos unter Tel. 42 89 51-11,
Internet: www.medienschulehamburg-wandsbek.de (wlan)
Aus dir wird
was!
Denis
Buss,
Anke
Tillmann,
Einstieg-Verlag, 10 Euro.
Der
zuversichtlich
stimmende
Titel macht
doch
schon
gleich bessere Laune. Und stimmt ja auch –
irgendwas wird aus jedem.
Dass alle die passende und
bestmögliche Berufs- oder Studienwahl in diesem Dschungel
da draußen finden, dafür sorgt
diese Lektüre, unter anderem
mit Fragebögen und Tipps für
die eigene Stärkenanalyse. Ihr
erhaltet alle aktuellen Infos für
die äußerst spannende Zeit nach
dem Schulabschluss, egal ob
Auslandsaufenthalt, Praktikum
oder Studienplatz.
Themen von Au-pair bis ZVS
werden besprochen, praktisch
aufbereitet in den Kapiteln „Orientierung“, „Ideensuche“, „GapYear“, „Bewerbung“, „Ausbildung“ und „Studium“. Autor Denis Buss betont: „Jeder kann seinen Traumberuf finden.“ (wlan)
WER VERDIENT
WIE VIEL?
Ausbildungsvergütung
Tarifliche Vergütungen im
Durchschnitt aller Ausbildungsjahre
pro Monat in Euro. Eine Auswahl.
West Ost
Binnenschiffer/in
Maurer/in
Kaufmann/frau für Versicherungen und Finanzen
Elektroniker/in für Gebäude
und Infrastruktursysteme
Industriemechaniker/in
Industriekaufmann/frau
Kaufmann/frau im Einzelhandel
Verwaltungsfachangestellte/r
Kraftfahrzeugmechatroniker/in
Koch/Köchin
Bürokaufmann/frau
Gärtner/in
Anlagenmechaniker/in
für Sanitär-, Heizungsund Klimatechnik
Medizinische/r
Fachangestellte/r
Tischler/in
Elektroniker/in (Energieund Gebäudetechnik)
Bäcker/in
Florist/in
Friseur/in
Maler/in und Lackierer/in
925 925
859 679
817 817
799
789
758
670
665
592
566
563
542
776
744
683
602
638
449
448
453
424
541 344
522 448
518 372
510
457
424
419
399
Stand: 2008
Quelle: Bundesinstitut für Berufsausbildung
409
351
312
266
373

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