Jetzt reinlesen - AUTOMOBIL PRODUKTION

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Jetzt reinlesen - AUTOMOBIL PRODUKTION
01-02/2016
Ausgabe 01-02/2016 B 30470 www.automobil-produktion.de
DAIMLER
MercedesMuskelspiele
Von Entwicklungschef Weber technologisch
in Form gebracht, macht Daimler in der
Premiumliga Jagd auf BMW Seiten 14, 20
CHINAS ZUKUNFT
CONNECTED CAR
KAROSSERIEBAU
Für die Autoindustrie ist
China wichtig – und wird
es auch bleiben
S.28
Google – gefährlicher
Konkurrent oder strategischer Partner? S.66
Neue Steilvorlagen für den
Leichtbau kommen aus der
Aluminium-Ecke
S.74
4
INHALT
Februar 2016
14
TITEL
IM FOKUS
14
Mercedes rockt die Premiumklasse
Die Stuttgarter jagen von Erfolg zu
Erfolg – Star dabei ist die E-Klasse
20
„Foxconn wollen wir nicht werden“
Exklusiv-Interview mit DaimlerEntwicklugs-Chef Thomas Weber
08
Namen und Nachrichten
Neues aus der Wirtschaft
24
BMW-Werkseröffnung in China
Motorenwerk für 3- und 4-Zylinder
28
„Automarkt China nicht kaputt“
IHS-Experte Henner Lehne über
den Weltmarkt Nummer eins
32 A star is born
32
Exklusiv im Profil: VW-USAFront-Mann Michael Horn
58
34
Alte Bekannte, Premieren und
Showstopper
Die Highlights der Detroit Show
36
Motor City‘s Hottest
Modelle und Konzeptstudien
38
Getrag jetzt unter Magna-Flagge
Übernahme durch Magna perfekt
40
Agile Trutzburg
Neuvorstellung: Bentley Bentayga
SPEZIAL CONNECTED CAR/IT
58 Schrittmacher Connectivity
58
Die Connected Car-Strategien der Premium-OEMs
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
62
Wenn Autos sprechen lernen
Car-to-Car-Kommunikation kommt
65
Individualismus konfigurieren
Contis Head Unit- und HMI-Konzept
66
Heilsbringer oder Totengräber?
Das Google-Auto im Fokus
68
Big Data auf Rädern
Fortschritt vs. Datenschutz?
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32
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Nürnberg, Germany
30 .–31.5.2017
TECHNIK UND PRODUKTION
RUBRIKEN
42
Fakten und Trends
Neues aus Technik und Produktion
46
Updates zur Smart Factory
Wie anfangen mit Industrie 4.0?
03 Vor Ort
Die Redaktion auf Tour
06 Meinung
Experten kommentieren
9'4&'05+','6<6
#7556'..'4
48
Der Tiguan pirscht sich heran
Background: SOP in Wolfsburg
82 Boulevard
83 Zum Schluss/Impressum
Nutzen Sie das volle Synergiepotenzial
51
Die Verbindung entscheidet
Leichtbau beflügelt Fügetechniken
52
Sanfte Riesen
Erprobung und Interieur E-Klasse
53
Die Verbindung entscheidet
Fügetechniken für den Leichtbau
78
der AEE und treffen Sie Ihre Zielgruppe.
Anmeldung unter:
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SPEZIAL KAROSSERIE
70
„Sicherheit bleibt großes Thema“
Interview mit Greg Ludkovsky,
Vice President ArcelorMittal
74
Steilvorlage Aluminium
Leichtbau fordert Umformung und
Verbindunsgtechnik heraus
78 Strukturstarke Regionen
78
Experten von Kirchhoff und voestalpine zum Karosseriebau der
Zukunft
Wir informieren Sie gerne:
NürnbergMesse
T +49 9 11 86 06-84 83
[email protected]
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AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
14
TITELTHEMA
AUTOMOBILHERSTELLER
RO C K T D I E P R E
Daimler hat einen prächtigen Lauf. Dem Jahr der
SUV folgt nun das Jahr der E-Klasse. Mit dem
Schub des zum High-Tech-Modell aufgerüsteten
Klassikers könnte 2016 sogar der Angriff auf Premium-Primus BMW gelingen.
TEXT: Frank Volk
BILDER: O.Schwarz/Daimler
E
s wird gescherzt wie es üblich ist, wenn Autohersteller
Großes verkünden; es wirkt bei Daimler derzeit aber weniger aufgesetzt als meist. Als Dieter Zetsche bei der Premiere der neuen E-Klasse am Vorabend der Detroit Autoshow an
Entwicklungschef Weber übergibt, klatschen sich die Top-Manager mit der High-Five ab. An der Daimlerspitze pflegt man die
neue Lockerheit. Glaube aber keiner, dass dahinter nur die gute
Laune der Sieger steckt: „Silicon Valley und Neckar Valley wachsen zusammen“, sagt Daimlers aufgehender Vorstandsstern Ola
Källenius – es herrscht Gründergeist statt Krawattenzwang.
Ryn Weaver heizt bei Daimler
in Detroit musikalisch ein,
E-Klasse, SLC und S-Klasse
AMG Cabrio modellseitig.
M I UM K L A S S E
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
58
TECHNIK & PRODUKTION
CONNECTED CAR/IT
Schrittmacher
Connectivity
Wohin geht die Vernetzung des Automobils und wie ist es um die
Sicherheit bestellt? AUTOMOBIL PRODUKTION hat die Connected
Car-Verantwortlichen bei den deutschen Premium-OEMs befragt.
TEXT: Götz Fuchslocher
BILDER: Audi, BMW, Daimler, Porsche
A
utos werden smarter: Die Temperierung des Fahrzeuginnenraums bequem via App steuern und mit Hilfe
von Sensoren frühzeitig vorhersehen, wann
Verschleißteile getauscht werden müssen –
Connected Car wächst innerhalb weniger
Jahre zu dem heran, was man einen MagaTrend nennt. Doch ist überhaupt klar, was der
künftige Automobilkunde wünscht? Und wie
geht die Branche mit dem heißen Thema Datensicherheit um?
Greifbare Vorteile anstelle des Machbaren
Dass im Mittelpunkt der Entwicklungsaktivitäten der Kunde und seine Wünsche stehen,
betonen die für Connected Car Verantwortlichen der Premium-OEMs von Audi, BMW,
Daimler und Porsche, die wir exklusiv für diesen Beitrag befragt haben, einhellig. Dass auf
dem Wege zur Erfüllung dieser Wünsche jedoch bei vielen Connected Car-Lösungen womöglich aber eher das technologisch Machbare bestimmend sein könnte, sehen die auf Digitalisierung spezialisierten Experten bei Detecon Consulting. Laut ihnen sollten der Kundenbedarf und die aktive Pflege seiner Beziehung in den Fokus rücken. „Mit der digitalen
Vernetzung des Autos bieten sich für die Hersteller nicht nur viele Möglichkeiten, einen direkten Kontakt zum Kunden aufzubauen,
sondern diese Bindung auch über die gesamte
Lebensdauer des Autos hinweg aufrechtzuerhalten“, sagt Dr. Jürgen Padberg, Partner bei
Detecon. Connected Car biete dazu in der Regel zwei neue Kanäle: im Auto selbst die Anzeige des integrierten Navigations- und Multimediagerätes, der Head-Unit in der Konsole
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
und ein zweiter, die Connected Car App, die
eine ständige Verbindung zum Kunden via
Smartphone oder Tablet auch außerhalb des
Autos ermöglicht.
Ansporn, auf Connectivity-Angebote zuzugreifen, ist laut dem Statistikportal Statista ein
echter und greifbarer Vorteil für die Autofahrer: Einer 2015er-Studie zufolge sind 67 Prozent der Kunden bereit, beim Kauf eines vernetzten Autos die Marke zu wechseln, wenn
ein attraktiver Nutzen geboten wird. Der Berater Carsulting konstatiert dazu, dass derzeit
nur ein geringer Prozentsatz an Autofahrern
solche Angebote nutze, weil es gerade an Nutzen und Vertrauen mangele. Dies deshalb,
weil die Autobranche nach dem Geheimdienst-Motto vorgehe, so viele Informationen
wie möglich zu sammeln und auszuwerten.
Das Risiko von Maßlosigkeit liege im Vertrauensverlust der Autofahrer, so die Experten. Der Schwerpunkt sollte daher auf eine
Priorisierung von „Privacy“ gelegt werden.
Sie bilde eine große Chance zur eindeutigen
Differenzierung zu den IT-Giganten wie Apple, Google & Co.
von Carsulting. „Die Bedeu
Ein maßvoller Umgang ist das A und O
In den Entwicklungsabteilungen der Stuttgarter Sportwagenschmiede weiß man sehr wohl,
dass die Fahrer eines Porsches zwar dynamisch, aber eben auch unmissverständlich anspruchsvoll sind, was die Themen Dauerhaltbarkeit und Qualität anbelangt – und dies gerade auch bei elektronischen Funktionalitäten. Laut Dr. Matthias Lederer, Abteilung
Smart Mobility bei Porsche, nimmt man das
Thema Datensicherheit und Datenschutz da-
1
Eye-Tracking
Die Instrumente in der KonzeptStudie Porsche Mission E werden
über Blick-, Gestensteuerung sowie Hologramme gesteuert
TECHNIK & PRODUKTION
CONNECTED CAR/IT
Premium-OEMs
und ihre Connected-Highlights
2
Consumer Electronics
Ein Beispiel für die intensive Zusammenarbeit von OEM und CE-Industrie
bietet das herausnehmbare Tablet im
neuen BMW-Topmodell 7er
3
Networking
Car-to-X und Car-to-Car: Dass Autos
mit der Infrastruktur und untereinander kommunizieren, wie in dieser
Audi-Grafik, ist keine Utopie mehr
4
Touch me
Als erstes Fahrzeug weltweit bietet die
neue E-Klasse von Mercedes-Benz
Touch Control Buttons am nutzerorientierten Multifunktionslenkrad
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
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66
TECHNIK & PRODUKTION
CONNECTED CAR/IT
Google Car: Heilsbringer
oder Totengräber?
Fast täglich tauchen neue Gerüchte und Ankündigungen zu autonomen,
rein elektrischen Autos aus dem SILICON VALLEY auf. Start-ups mit prall gefüllten Kriegskassen und IT-Know-how schießen wie Pilze aus dem Boden.
Doch wie gefährlich sind Google & Co. wirklich für die Autoindustrie?
TEXT: Gabriel Pankow
BILD: Google
D
as Fahren von Autos ist ein Informatiautomatisierte Autos anbieten. Damit würden die
onsproblem. Genau das ist unser GeKalifornier in Konkurrenz zu großen Tier 1-Zuschäftsfeld“ – wird Jens Redmer, Direclieferern treten – und das ist laut Fraunhofer eine
tor Business Development Google EMEA, zitiert.
erhebliche Gefahr für die deutsche Auto-InEs zeigt, dass der Internet-Gigant das Thema audustrie. Denn Google ist extrem finanzstark
tomatisiertes Fahren ganz anders vorantreibt als
und benötigt keinen unmittelbaren Redie etablierten Autobauer. So hat sich der Konturn-On-Invest. Der Suchmaschinen-Prizern – einerseits als Datenkrake verschrien, andemus könnte das System zum Selbstkostenrerseits als digitaler Messias gefeiert – relativ
preis zur Verfügung stellen. Infolgedessen
schnell dafür entschieden, das Testen des hochauwäre das automatisierte Fahren innerhalb
tomatisierten Fahrens einzustellen. Stattdessen
kürzester Zeit auch für Massenhersteller realistieg man direkt ins fahrerlose, also autonome
sierbar – der Internet-Riese würde schnell hohe
Fahren ein. Für die Management-Beratung BeMarktanteile gewinnen. Die Begründung von
rylls Strategy Advisors hat das einen ganz einfaGoogle selbst, warum sie das autonome Fahren
chen Grund: Google will derjenige sein,
vorantreiben, klingt da altruistischer.
der Fahrer und Passagiere während der
Chris Urmson, Projektleiter des GoogFahrt mit Daten und Inhalten versorgt.
le-Self-Driving-Car, schreibt in seinem
Das Geschäftsmodell der Kalifornier
Blog: Das autonome Fahren habe das
Mio.
geht also über das bloße Autoverkaufen
Potenzial, die Zahl der Verkehrstoten
hinaus. Ähnliche Ziele verfolgt Faraday
signifikant zu reduzieren. Doch auch
Testkilometer
insgesamt
Future. Das vom chinesischen Internetdas Google Car ist nicht vor Unfällen
hat das Google
Milliardär Jia Yueting finanzierte Autogefeit. Der IT-Konzern gibt an, dass bei
Car schon abgeStart-up will mit Abonnements für Ingut 680 000 absolvierten Testkilomespult
ternet-Dienste, Apps und Entertaintern in insgesamt 341 Fällen Menschen
ment-Programme sein Geld verdienen.
am Steuer eingreifen mussten. Insbesondere bei starkem Regen oder Schnee offenbart
Eine Gefahr liegt in der Finanzstärke Googles
das fahrende Ei Schwächen. In Analystenkreisen
Logisch ist diese Idee allemal. Schließlich verwundert es daher kaum jemanden, dass sich
bringt jeder Pendler durchschnittlich über eine
Google deshalb nach potenziellen Partnern umStunde im Auto. Für Berylls „brachliegendes Posieht. John Krafcik, mitverantwortlich für das
tenzial für Unternehmen, die von der MediennutSelf-Driving-Car-Projekt, erklärte auf der Detroit
zung leben.“ Die Logik dahinter: Ist das Fahrzeug
Motorshow, dass der IT-Konzern mit einem
autonom unterwegs, kann die Mediennutzung
OEM zusammenarbeiten wolle – und zwar noch
deutlich erweitert werden, da der Fahrer nach Bedieses Jahr. Zudem verdichten sich laut IHS Autoschäftigung sucht. Wer den medialen Zugang zum
motive die Indizien, dass der Internet-Riese nicht
Fahrer hat, dem winkt ein Zusatz-Geschäft mit
selbst Autos bauen will. IHS geht davon aus, dass
Daten, Apps, Musik-Streaming oder dem GeneGoogle mit einem kleinen Hersteller kooperieren
rieren von Nutzungsdaten – ein Milliardenmarkt.
wird. Schließlich könnten kleine OEMs wegen
Laut einer Analyse des Fraunhofer Instituts für
mangelnder Finanzkraft nicht selbst das automaArbeitswirtschaft und Organisation IAO könnte
tisierte Fahren weiterentwickeln. Sie bringen jeGoogle auch – vergleichbar mit den Aktivitäten in
doch das Know-how mit, das Google fehlt: Das
■
der Mobilfunk-Branche – ein Betriebssystem für
Konstruieren und Bauen von Autos.
2.7
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
6
TECHNIK & PRODUKTION
CONNECTED CAR/IT
Ein 64-StrahlenLaserscanner
generiert ein
präzises 3D-Bild
der Umgebung
1
Autopilot: Das
selbst entwickelte
Betriebssystem
fusioniert die
Sensordaten
2
3
Google nutzt,
wie die OEMs,
Radar, Kameras
und GPS zur globalen Ortung
4
Konventionelle
Komponenten
werden u.a. von
Bosch und Continental bezogen
5
Die Technik ist
von Beginn an
Use-Case-übergreifend gleich
geblieben
Kein unnötiger
Luxus: Der Wagen hat weder
Heizung noch
Klimaanlage
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
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78
TECHNIK & PRODUKTION
KAROSSERIE
Strukturstarke
(Karosserie-)Regionen
Die Anforderungen an Unternehmen mit Werkstoff-, Verarbeitungs- und Dienstleistungskompetenzen im automobilen Karosseriebau sind größer denn je. AUTOMOBIL
PRODUKTION sprach exklusiv mit Experten von Kirchhoff Automotive und voestalpine
über MATERIALIEN und VERARBEITUNGSPROZESSE der Gegenwart und Zukunft.
TEXT: Götz Fuchslocher
BILDER: Kirchhoff Automotive; voestalpine
G
ute Produkte und eine international gesunde
Aufstellung sind auch bei Unternehmen für
Karosseriebauteile entscheidende Größen
für Erfolge. „Zahlreiche neue Aufträge und Entwicklungsprojekte sowohl für Premium- als auch für Volumenhersteller belegen, dass im automobilen Leichtbau pressgehärtete Stahl- als auch Aluminium-Werkstoffe weiter auf dem Vormarsch sind. Wir haben
schon frühzeitig in die richtigen Technologien investiert und rechnen aufgrund der starken Binnennachfrage auch für 2016 mit einem Wachstum“, freute
sich Arndt G. Kirchhoff kurz vor Jahreswechsel.
AUTOMOBIL PRODUKTION FEBRUAR/2016
Auch beim stahlbasierten Technologie- und Industriegüter-Konzern voestalpine sieht man sich auf Kurs.
Zwar trage das unter den Prognosen liegende globale
Wirtschaftswachstum und die gesunkenen Rohstoffpreise nur zu einem verhaltenen Umsatzwachstum bei.
Nach aktuellen Planungen sieht man beim Stahlexperten im Rahmen der Konzern-Strategie 2020 aber eine
durchschnittliche Wachstumsrate von fünf Prozent bis
2020. „Stahl wird auch in Zukunft die Kernwerkstoffbasis des Konzerns bilden. Gleichzeitig werden
wir aber andere Metalle wie Titan oder Aluminium
verstärkt in der Weiterverarbeitung einsetzen. Gerade
TECHNIK & PRODUKTION
KAROSSERIE
Leichteres Material,
die Kombination aus Werkstoff- und Verteren habe sich der Anteil kaltumgeformoptimierte Prozesse:
arbeitungskompetenz war in den letzten
ter AHSS- und UHSS-Güten im StrukturProduktion von AutoJahren ein immer wichtigerer Erfolgsfakbereich seit den letzten Jahren mehr als
mobilkomponenten
bei voestalpine.
tor, auf den wir in Zukunft noch verstärkt
verdoppelt und werde sich mit den HD
bauen werden“, so Dr. Wolfgang Eder, Vor(High Ductility)-Güten weiter entwickeln.
standsvorsitzender von voestalpine. Der
Prof. Christoph Wagener, Leiter ForStahlexperte wird mit dem neuen Werk zur Produktion
schung und Produktentwicklung bei Kirchhoff Autovon pressgehärteten Bauteilen aus feuerverzinktem
motive, unterscheidet bei der Frage nach den größten
Bandstahl, das derzeit in Schwäbisch-Gmünd entsteht,
Anforderungen, ob man von der kompletten Karossezum Komplettanbieter bei Warmumformverfahren.
rie oder von der Struktur spricht. Bei Karosserieanbauteilen sei die Aufgabenstellung anders als bei der
Neue Anforderungen an Material und Dienstleistung
reinen Struktur: „Diese entwickeln die AutomobilDas Anforderungsprofil an Fahrzeug-Struktur- und
hersteller in der Gesamtheit selber. Hier können sie
Stahlexperten liegt für Karl Radlmayr, Vice President
keine Komponenten funktional heraustrennen.“ Bei
Technology & Innovation Metal Forming Division
Anbaukomponenten hingegen übernehmen immer
bei voestalpine, auf der Hand: „Alles muss leichter,
mehr die Zulieferer die komplette Entwicklung dieser
fester und stabiler sein.“ Der Experte ergänzt: „Bei
Module – vom ersten Entwurf über sämtliche BerechBauteillieferungen werden mittlerweile Bauteilauslenungen, dem Bau von Prototypen bis zum Testing
gung und -optimierung im Vorfeld mit verlangt. Wähund in der Struktur leisten sie Entwicklungsunterstütrend des Produktionszeitraums selbst geht es dann
zung. Bei der Rohkarosserie sieht der Experte einen
um laufende Prozessoptimierungen zur KostensenTrend mit zwei Aspekten: Auf der Stahlseite „die Weikung.“ Als Materialtrends sieht Radlmayr „unsere
terentwicklung zu hoch- und höchstfesten Güten, zu
mittels Warmumformung hergestellten ultrahochfesPresshärtegüten mit Festigkeiten bis 2 000 Megapasten Bauteile auf Basis 22MnB5 mit Zn- (phs-ultracal.“ Das Presshärten werde weiterentwickelt, kosform) und AlSi-Beschichtung im Festigkeitsbereich
tengünstiger und schneller, so der Experte. Es werden
1 500 MPa in den letzten Jahren als Markt bestimTeile hergestellt, die über Zonen mit unterschiedlimend.“ Der Anteil dieser Werkstoffe werde vor allem
chen Eigenschaften verfügen. Bot die erste Generatimit verzinkter Oberfläche weiter wachsen. Des Weion noch eine gleichmäßige Festigkeit von 1 400 bis
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