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Verband Deutscher Metallhändler e.V.
URBAN
MINING
Die Stadt als
Rohstoffmine
Inhalt
S.04
Problem Rohstoffknappheit
S.06
Metalle stecken überall
S.08
Metalle in unseren Handys
S.10
Vorteile des urbanen Bergbaus
S.12
Lösungsansätze zur Umsetzung
S.14Metalle in der Übersicht
2
Vorwort
Wie kann man dem Konzept
des Urban Mining gerecht werden?
Liebe Leser,
Rohstoff– und Ressourcensicherung sind zu
Der VDM vertritt seit 1907 die Interessen
Im Rahmen der Rohstoffpolitik gerät ein
Schlüsselthemen des 21. Jahrhunderts ge-
des Nichteisen-Metallgroßhandels und der
Thema immer mehr in den Focus der Auf-
worden. Sowohl Politik als auch Presse und
NE-Metall-Recycling-Wirtschaft. Dazu ge-
merksamkeit, nämlich das Urban Mining.
interessierte Öffentlichkeit haben erkannt,
hören Neumetalle, Altmetalle sowie Stra-
Europa ist eine rohstoffarme Region, was
dass unsere wirtschaftliche Entwicklung
tegische Sondermetalle. Seine über 200
liegt also näher, als unser Land als Roh-
ohne eine ausreichende Rohstoffversor-
Mitglieder repräsentieren etwa 500 Firmen
stoffmine der Zukunft zu betrachten. Mit
gung keine Zukunft hat. Die Weltbevölke-
bzw. Niederlassungen und decken rund 90
diesem Aspekt des modernen Recycling be-
rung steigt, die so genannten Schwellenlän-
Prozent des Metallmarktes in Deutschland
schäftigt sich diese Broschüre.
der steigen allmählich zu Industrienationen
und Österreich ab. Hinzu kommen zahlrei-
auf und die modernen Technologien benö-
che Unternehmen aus anderen europäi-
tigen immer mehr Kupfer, Aluminium und
schen Staaten.
andere Metalle. Auf der anderen Seite neh-
Hütten-
men die natürlichen Ressourcen weltweit
ebenso zu uns wie Händler, Recycler, an
ab, unsere Rohstoffe sind endlich. Da ist es
der Londoner Metallbörse (LME) tätige Bro-
Ihr Thomas Reuther
nur folgerichtig, dass sich die Europäische
ker und andere Spezialisten der Metallwirt-
Präsident
Union und die nationalen Regierungen
schaft. Die Mitglieder des VDM generieren
Verband Deutscher Metallhändler e.V.
verstärkt der Rohstoffpolitik widmen. Mit
einen Umsatz von 25 bis 30 Milliarden Euro,
seinen Eckpunkten einer Rohstoffstrategie
bewegen etwa 20 Millionen Tonnen Metalle
für Europa hat sich der VDM aktiv in die
und beschäftigen rund 25.000 Mitarbeiter.
Diskussion eingebracht und begleitet den
Rohstoffsicherung ist uns ein zentrales An-
politischen Prozess in Berlin und Brüssel.
liegen.
und
Schmelzbetriebe
gehören
3
Problem
Rohstoffknappheit
Die Stadt
als Rohstoffmine
Rohstoffe stehen nicht unbegrenzt zur
Unsere Städte sind gigantische Rohstoff-
Das heutige Bauen und Produzieren ist
Verfügung, die Ressourcen der Erde sind
minen. Der alltägliche Konsum führt dazu,
auf eine Vielzahl von hochspezialisierten
knapp. Die Urbanisierung nimmt zu, die
dass die Lagerstätten an natürlichen Roh-
Materialien fokussiert, vor allem Metal-
Weltbevölkerung
Ansprüche
stoffen schrumpfen, unser anthropogenes
le spielen dabei eine maßgebliche Rolle.
wachsen. Damit steigen auch der Ver-
und
Ihre
Lager (alle vom Menschen erzeugten und
Große Mengen wertvoller Metalle befin-
brauch und die Nachfrage von Rohstoffen
genutzten Produkte) aber wächst. Immer
den sich in Deutschland – verbaut in einer
– das Angebot jedoch sinkt gleichzeitig.
mehr Rohstoffe sind in kurz- und langle-
Vielzahl von Elektrogeräten und anderen
Der „ökologische Fußabdruck“1 gibt den
bigen Produkten gebunden. Mittlerweile
Konsumgütern. Diese gilt es zu nutzen,
Umfang der Beanspruchung der Ökosys-
sind diverse Rohstoffe in größerem Um-
denn was Rohstoffe wie Metall angeht,
teme durch den Menschen an und ist ein
fang in Städten verbaut oder von Betrieben
gehört Deutschland zu den ärmsten Regi-
Bild für unseren Ressourcenverbrauch.
und Bürgern in Nutzung als sie weltweit in
onen der Welt und ist fast ausschließlich
Die Kapazität des Planeten unter der Maß-
den Rohstoffvorkommen der Erde zu fin-
auf Importe angewiesen. Der Bedarf lässt
gabe einer natürlichen Regeneration liegt
den sind.
sich nicht nur durch die Primärgewin-
bei zwölf Milliarden Gha oder 1,8 Gha pro
Recycling ist die
Antwort auf aktuelle
Fragen zur Rohstoffknappheit
nung decken. Das Recycling ist vor allem
Person. Derzeit verbraucht die Menschheit
jedoch 18 Milliarden Gha bzw. 2,7 Gha pro
Person. Aktuell verbrauchen wir demnach
weltweit jährlich die natürlichen Ressourcen von 1,5 Erden. War die Prognose vor
5 Jahren noch für 2050 ein Verbrauch von
bei Metallen unsere wichtigste heimische
Rohstoffquelle, denn die meisten Metalle
lassen sich ohne Qualitätsverlust recyceln.
Metalle werden nicht verbraucht, sondern
gebraucht! Recycling ist schon lange nicht
mehr nur „2. Wahl“, sondern im Gegenteil
2 Erden, so sind wir derzeit bei 3 Erden
– Recycling ist die Antwort auf aktuelle Fra-
prognostiziert für 2050. In Mitteleuropa
gen zur Rohstoffknappheit!
verbraucht jeder Einwohner rein rechnerisch täglich etwa 40 kg Bodenschätze und
Doch herkömmliches Recycling reicht
Rohstoffe. Neue Rohstoffe werden immer
nicht mehr aus. Neue Strategien zur Roh-
knapper und die Preise steigen. Die weltweite Verknappung von Rohstoffen verlangt daher ein intensiveres Recycling als
es heute schon betrieben wird.
3 Erden
stoffgewinnung sind erforderlich! Eine
Strategie ist das Urban Mining!
werden Laut Prognose im Jahr 2050 jähr­
liche an natrülichen Ressourcen verbraucht.
Er ist eine Messgröße, die veranschaulichen soll, wie die Menschheit, einzelne Länder oder Individuen die natürlichen Ressourcen und die Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme
beanspruchen. Sie wird in der Kunsteinheit globaler Hektar (Gha) angegeben. Ein Abdruck gibt an, wie viel Fläche und damit Biokapazität benötigt wird.
1
4
Innerhalb des Urban Mining unterscheidet man je nach Bindungs­
zeitraum der Ressourcen.
Langfristige Minen
40 kg
» Gebäude
» Mülldeponien
» Infrastruktureinrichtungen
Kurzfristige Minen
Bodenschätze & Rohstoffe werden von
einem Mitteleuropäier täglich verbaucht.
» Abfälle aus Gewerbe
» Abfälle aus Haushalten
» Infrastrukturabfälle
» Konsumgüter
» Produktionsgüter
Urban Mining
Urban Mining ist ein Konzept die urba-
Produkten, die möglichst wenig Roh‑
gentlich nichts Neues. Ob das Colosseum
nen Minen zu erschließen und die darin
stoffe benötigen, respektive diese nach
im alten Rom oder in den Trümmern des
verborgenen Rohstoffe zu gewinnen. Es
der Nutzungsdauer leicht rückgewon-
zweiten Weltkriegs – das Schürfen in der
zielt darauf ab, die in der Infrastruktur und
nen werden können
Stadt war schon früher selbstverständlich.
in Produkten verbauten, bereits eingesetz-
Auch damals war man mangels fehlender
ten Ressourcen am Ende ihrer Nutzung in
Die Strategie des Urban Mining geht
Ressourcen auf die Gewinnung von Roh-
den Wirtschaftskreislauf zurückzuholen.
über das übliche Recycling hinaus. Bislang
stoffen und Recycling von Produkten aus
wurden herkömmliche Abfälle und Kon-
dem reichlich vorhandenen Bauschutt
Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff
sumgüter wiederverwertet. Recycling von
angewiesen. Brauchbare Wirtschaftsgüter
Urban Mining „städtischer Bergbau“. Ur-
Altpapier, Glas, Verpackungen, Kunststoff,
wie Türen und Fenster und Wasserleitun-
ban Mining – die Stadt als Rohstoffmine
Altkleidern und Altmetall ist selbstver-
gen, aber auch Buntmetall, Steine und
– heißt aber außerdem noch, z. B. neue
ständlich geworden. Das Recycling an sich
Eisen wurden gesammelt und wieder neu
Technologien zu entwickeln, um Rohstof-
ist nur ein Teil von Urban Mining, sozusa-
verbaut.
fe effizienter zurückzugewinnen oder zu
gen der Teil den man sieht und sich vor-
forschen wo überall in der Stadt Sekun-
stellen kann.
Ein ermunterndes Beispiel, bei dem der
därrohstoffe lagern. Urban Mining ist der
Überbegriff.
Ansatz des Urban Mining mittlerweile zu
Es gibt eine beachtenswerte, sehr große
einem auch wirtschaftlichen Erfolg ge-
Gruppe von anderen Gütern, in denen
führt hat, ist das Asphaltrecycling. Unsere
Wenn wir von Urban Mining
wertvolle
'ver-
Straßen werden am Ende ihres Lebens zu
sprechen, meinen wir:
schwinden' und die bislang nur begrenzt
100 % wiederverwertet und dies auf sehr
» die Rohstoffe, die in Gebäuden, Geräten
Berücksichtigung beim Recycling gefun-
hohem Niveau – aus ihnen werden wieder
und Fahrzeugen lagern (Infrastruktur
den haben: die langlebigen Gebrauchs-
Straßen.
+ Konsumgüter)
güter. Dazu gehören z.B. Gebäude, Bau-
Ressourcen
langfristig
» deren systematisches Recycling
werke, Industrieanlagen einschließlich der
» die systematische (Weiter)Entwicklung
entsprechenden technischen Infrastruk-
von Techniken um diese Rohstoffe
turen aber auch die Lager und Deponien,
zurückzugewinnen
in denen Ressourcen eingebaut oder sehr
» die systematische Erfassung der
lange gelagert werden.
Mengen und Lagerstätten dieser
Rohstoffe (z. B. Gebäudepass)
» die Entwicklung von intelligenten
Die Grundidee des Urban Mining ist ei-
5
Metalle
stecken überall
Unverzichtbarer
Teil des Lebens
Problem: Deutschland ist zwar Recycling-
Etwa zwei Millionen Tonnen Elektro- und
Milliarden Euro verloren. Die Mitglieder
weltmeister und nimmt eine Vorreiterrol-
Elektronikschrott (E-Schrott) fallen pro
des VDM setzen sich für einen freien und
le vor allem beim Metallrecycling ein, die
Jahr in Deutschland an. Doch recycelt wird
fairen weltweiten Wettbewerb ein, die Ein-
Wiederverwertungsquoten sind nirgend-
davon nur die Hälfte. Die andere Hälfte
haltung internationaler Umweltstandards
wo sonst auf der Welt so hoch.2 Dennoch
horten Verbraucher in Schubladen und
hat dabei aber höchste Priorität.
geht bei den bekannten und eingesetzten
Kellern, auf Hängeböden - oder sie werfen
Recyclingprozessen gerade im Bereich der
ausrangierte Geräte in den Hausmüll. Die
Um einen effektiven Rückbau und ein
kurzfristigen Minen nach wie vor zu viel
weltweite Menge an E-schrott schätzen
damit einhergehendes Recycling der Res-
Material verloren.
die UN auf 40 Millionen Tonnen pro Jahr.
sourcen aus den urbanen Minen zu er-
Insgesamt wird derzeit nur ungefähr ein
möglichen, stellt sich sowohl im Hinblick
Etwa drei Kilogramm wertvoller Metalle
Viertel der Edelmetalle in E-Schrott wieder
auf die kurzfristigen als auch die langfris-
schmeißt jeder Bundesbürger im Jahr in
nutzbar gemacht. Durch illegale Exporte
tigen Minen die Frage, welches Material,
die Mülltonne: Rohstoffe, die eigentlich
werden unter Zerstörung von Mensch und
wo genau in welcher Menge für wie lan-
wiederverwendet werden könnten. Wert-
Umwelt Metalle ineffizient zurückgewon-
ge verbaut und vorgesehen worden ist.
stoffe, die in der grauen Hausmülltonne
nen. Große Mengen alter Elektrogeräte
Metalle sind aus dem Alltag heute nicht
landen, gehen in Müllverbrennungsanla-
werden aus Europa – allein aus Deutsch-
mehr wegzudenken, insbesondere wegen
gen in Flammen auf. Eine Rückgewinnung
land jährlich 155000 Tonnen –nach Asien
ihrer einzigartigen Eigenschaften, die sie
von wertvollen Metallen wird somit er-
und Afrika verschifft. 60 Prozent davon
für Hightech unentbehrlich machen. Vor
schwert und ist ineffizient.
werden nicht korrekt recycelt. Damit ge-
allem die Zukunftstechnologien aus unter-
hen Metalle im Wert von mindestens 3,7
schiedlichen Lebensbereichen wie Ener-
Vor allem in Haushalten gibt es noch un-
gieversorgung, Mobilität, Kommunikation,
geahnte Potentiale. Aus Schmuck und In-
Unterhaltung sind auf (seltene) Metalle
dustrieanlagen werden bis zu 90 Prozent
des Goldes recycelt, aus Elektrogeräten
Ohne NE-Metalle
angewiesen. Sie erzeugen damit jedoch
einen steigenden Rohstoffbedarf und ma-
wie Handys hingegen lediglich zehn bis 15
… fährt kein E-Mobil
chen ein effektives Recycling einmal mehr
Prozent. Die meisten alten Geräte lagern
… klingelt kein Handy
unentbehrlich.
in Schubladen und Haushalten.
… funktioniert kein Gebäude
… fliegt kein Flugzeug
… wirkt keine Solarzelle
… dreht sich kein Windrad
2
6
88 % des anfallenden Papiers, 87 % des Glases, 72 % des Metalls und 67 % der Kunststoffe werden heute wiederverwendet.
200.000.000
Tonnen Aluminium werden weltweit in
Architektur- und Bauprodukten verarbeitet.
Während beispielweise in einem Gründerzeithaus (~1850) auf 100 m²
rund 250 t Baumaterialen inklusive ca. 1.300 kg Metalle verbaut wurden, befinden sich in 100 m² heutiger Wohnbauten, mit ca. 7.500 kg,
etwa die fünffache Menge an Metallen. Das entspricht dem Gewicht
von ca. 7 Personenwagen.
7.500
1.300
KG
1850
KG
=
Heu
te
7x
In Deutschlands Wohnbauten stecken:
Für den Bau eines Elektrofahrzeugs wer-
ten sind, sind inzwischen fast genauso
» 10,5 Milliarden Tonnen
den etwa 100 Kilogramm Kupfer benötigt,
groß wie die geschätzten natürlichen Re-
mineralische Baustoffe
rund doppelt so viel wie für einen her-
serven. Der Aluminiumanteil in einem Pkw
kömmlichen Mittelklassewagen. Die soge-
liegt heutzutage bei rund 160 kg Al pro
nannten anthropogenen Kupferbestände,
Auto – ein großer Teil kommt bereits aus
Allein in einem Windrad stecken rund
die weltweit in Bauwerken, Infrastruktur
recyceltem Aluminium.
8 Tonnen Kupfer, bei großen Offshore-
und mittellanglebigen Produkten enthal-
» 100 Millionen Tonnen Metall
Anlagen bis zu 30 Tonnen.
7
Metalle
in unseren Handys
Allein in einem
Mobiltelefon
steckt fast das
ganze Periodensystem.
H
1
WASSERSTOFF
Li
3
LITHIUM
11
Na
Elemente, die im Handy
enthalten sind.
Be
4
BERYLLIUM
12
Mg
NATRIUM MAGNESIUM
19
K
KALIUM
37
Rb
20
Ca
Cs
CÄSIUM
87
Fr
FRANCIUM
Sc
38
Sr
56
Ba
BARIUM
88
Ra
RADIUM
39
Y
YTTRIUM
57
51
La-Lu
Ti
22
CALCIUM SCANDIUM
RUBIDIUM STRONTIUM
55
21
TITAN
40
Zr
Hf
LANTHANI- HAFNIUM
DEN
89
103
Ac-Lr
ACTINIDEN
VANADIUM
41
ZIRCONIUM
72
104
Rf
V
23
Nb
NIOB
Ta
73
TANTAL
105
Db
RUTHER- DUBNIUM
FORDIUM
57
La
58
LANTAHN
89
Ac
Ce
CER
90
Th
Cr
24
CHROM
42
Mo
MOLYBDÄN
74
W
25
Mn
MANGAN
TC
43
TECHNETIUM
Re
75
WOLFRAM RHENIUM
106
Sg
SEABORGIUM
59
Pr
PRASEODYM
91
Pa
ACTINIUM THORIUM PROCTATINIUM
107
Bh
BOHRIUM
60
Nd
NEODYM
92
U
URAN
Fe
26
EISEN
Ru
44
RUTHENIEUM
Os
76
OSMIUM
108
Hs
HASSIUM
61
Pm
KOBALT
Np
RHODIUM
Ir
77
IRIDIUM
109
Mt
MEITNERIUM
62
Sm
SAMARIUM
94
NEPTUNIUM
Es gibt viele Gebrauchsgüter, in denen
Bewegungsmeldern, die Telefonanlage, die
Das Handy ist nur beispielhaft für die
sich Elektronik und somit wichtige Metal-
Heizung und Warmwasserbereitung und
Elektronik, die uns im Alltag umgibt. Allein
le verstecken. Allein beim Gang durch ein
deren Steuerungen, auch die Wasch- und
in einem Mobiltelefon stecken zahlreiche
Wohnhaus begegnet uns immer wieder
Spülmaschine, die modernen Smart Meter
Elemente aus dem Periodensystem. Etwa
Metall: Die Klingel, der Türöffner, die Ge-
für Strom und Wasser und schließlich die
60 verschiedene Rohstoffe findet man in
gensprechanlage, die Alarmanlage, der
Photovoltaikanlage auf dem Dach – all die-
jedem Handy – ca. 30% davon sind Metalle.
Rollladenmotor und seine Steuerung, Licht-
se Gegenstände würden ohne Metall nicht
Pro Gerät sind das etwa neun Gramm Kup-
schalter und Dimmer, dazu Lampen mit
funktionieren.
fer, 3,6 Gramm Kobalt, 150 Milligramm Sil-
8
Rh
45
PROMETHIUM
93
Co
27
Pu
PLUTONIUM
86.000.000
„Alle Jahre wieder …“ eine neues Handy!
Die Althandys wandern viel zu oft in die Schublade.
Dabei schlummert ein Schatz in ihnen.
He
2
HELIUM
B
5
BOR
13
Al
ALUMINIUM
Ni
28
NICKEL
PALLADIUM
SILBER
Pt
78
GOLD
Ds
111
DARMSSTADTIUM
63
Eu
Am
Gd
GADOLINIUM
96
AMERICIUM
Rg
ZINK
48
Cd
CADMIUM
80
Hg
QUECKSILBER
112
31
Ga
GALLIUM
49
In
81
Tl
Cm
CURIUM
65
Tb
TERBIUM
97
Bk
BERKELIUM
STICKSTOFF
Ge
32
GERMANIUM
Sn
50
ZINN
Pb
82
BLEI
114
P
15
SILIZIUM
THALLIUM
Cn
Si
14
N
15
KOHLENSTOFF
INDIUM
ROENTGE- COPERNINIUM
CIUMH
64
EUROPIUM
95
Au
79
PLATIN
110
Ag
47
Zn
30
KUPFER
Pd
46
Cu
29
C
6
PHOSPHOR
As
33
O
8
SAUERSTOFF
SCHWEFEL
Sb
ANTIMON
Bi
83
BISMUT
Se
34
ARSEN
51
S
16
F
9
FLUOR
H
Cl
17
CHLOR
Br
35
SELEN
52
BROM
I
53
TELLUR
Po
84
10
IOD
At
85
POLLONIUM
ASTAT
Ne
NEON
Ar
18
ARGON
Kr
36
Wertvolle Handys
Gold........................................ 2 t
Silber....................................... 12 t
Kupfer..................................... 750 t
Palladium............................... 500 kg
Dies entspricht einem derzeitigen
Metallwert von ca. 90 Cent pro
Handy.
KRYPTON
Xe
54
XENON
86
Rn
RADON
FL
FLEROVIUM
66
Dy
DYSPROSIUM
98
Cf
CALIFORNIUM
67
Ho
HOLMIUM
99
Es
EINSTEINIUM
Er
68
ERBIUM
Fm
100
FERMIUM
69
Tm
THULIUM
Md
101
MENDELLEVIUM
70
Yb
YTTERBIUM
102
No
NOBELIUM
71
Lu
LUTETIUM
103
Lr
LAWRENCIUM
ber, 24 Milligramm Gold und 5 Milligramm
Damit übersteigt die Zahl der nicht mehr
Euro geschätzt. Doch nur jedes vierte Han-
Palladium. Auf den ersten Blick nicht viel,
benutzten Mobiltelefone in Deutschland
dy wird recycelt, zehn Millionen Geräte en-
doch die Masse macht’s: 2010 lagen in
mittlerweile die der Einwohner. Und allein
den jährlich im Hausmüll. Dazu kommen
Deutschland rund 60 Millionen Handys un-
mit diesen Handys horten die Verbraucher
etwa 20 Millionen ausrangierte Computer.
benutzt in Schubladen, während ihre Besit-
einen Schatz, der insgesamt aus etwa 2
Dabei können rund 80% der verwendeten
zer schon längst mit dem neuesten Modell
Tonnen Gold, 12 Tonnen Silber und 750
Materialien in einem Mobiltelefon wieder-
telefonierten. Anfang des Jahres 2013 lag
Tonnen Kupfer besteht. Der Materialwert
verwertet werden!
die Zahl bereits bei 86 Millionen.
dieser Handys wird auf 65 – 83 Millionen
9
Vorteile des
urbanen Bergbaus
Urban Mining
Urban Mining besitzt ein großes Zu-
Urban Mining mindert Umweltschäden,
Zum Vergleich: Für die Erzeugung von ei-
kunftspotenzial. Wiederverwertung macht
denn das Recycling verbraucht weniger
ner Tonne Primäraluminium sind heute
unabhängig! Recycling lohnt sich! Das
Wasser und Energie als im Bergbau für die
rund 13,5 MWh Strom erforderlich. Ein
Recycling unterschiedlicher Abfälle hat
Gewinnung und Verarbeitung neuer Roh-
Vier-Personen-Haushalt in Deutschland
seit 1990 über 46 Mio. t Kohlendioxid ein-
stoffe erforderlich ist und ist zudem sehr
verbraucht durchschnittlich 5,009 MWh
gespart. Das ist rund ein Viertel dessen,
effizient; viele Metalle benötigen z.B. bei
pro Jahr.
was ganz Deutschland insgesamt seither
der Herstellung aus Primärrohstoffen, in
an Treibhausgasen eingespart hat. Urban
der Regel aus Erzen, eine deutlich größere
Für fünf Gramm Gold aus einer Mine in
Mining trägt somit zum Klimaschutz bei
Menge an Energie als bei der Herstellung
der Erde muss durchschnittlich eine Ton-
und mindert Umweltbelastungen.
aus recycelten Materialien. Bei Kupfer
ne Erz bewegt werden. Die gleiche Men-
kann man rund 80 - 90 % und bei Zink und
ge steckt aber auch in etwa 40 Handys,
Urban Mining spart auch Geld - schon
Aluminium sogar über 90 % an einzuset-
die auf der städtischen Müllkippe lagern.
heute spart die deutsche Volkswirtschaft
zender Energie sparen.
Die Ausbeute aus einer Tonne Computer-
durch Recycling jährlich rund vier Milliar-
leiterplatten beträgt sogar mehr als 200
den Euro. Das Konzept des Urban Mining
Für die Rückgewinnung einer Tonne Alu-
verringert aber auch die Abhängigkeit von
minium aus Sekundärvorstoffen sind z. B.
weiter steigenden Rohstoffpreisen und
nur 5 % der Energiemenge nötig, die zur
Importen: Durch das Recycling von Abfäl-
Erzeugung einer Tonne Aluminium aus
len werden bereits heute die Kosten für
dem Erz Bauxit eingesetzt werden muss.
Metallrohstoffe um rund 20 % und die für
Energieimporte um 3 % reduziert. In aller
Regel werden deutlich weniger Mengen
13,5 MWh Strom sind
an Energie verbraucht, wenn Rohstoffe
zur Herstellung einer
zurückgewonnen statt der Natur entnom-
Tonne Primäralumini-
men werden.
um notwendig
nur 5% der Energie
werden zur Rückgewinnung benötigt
10
Gramm.
25 – 80
MILLIONEN
Euro können alte Müllhalden
an Rohstoffwert haben.
Landfill Mining
Das Konzept des Urban Mining ist nicht
Metalle. Darunter vor allem Eisen, Kupfer
gutmachung alter Ökosünden durch die
auf städtische Regionen beschränkt, es um-
und Aluminium, aber auch Seltene Erden,
fachgerechte Entsorgung. Doch ist diese
fasst alle anthropogen geschaffenen Lager-
die aus Autokatalysatoren, Bildschirmen
Art der Wiedergewinnung von Rohstoffen
stätten materieller Ressourcen. Ein aktuel-
oder Magneten stammen und heute unter
momentan noch zu teuer und nicht pro-
les Forschungsthema hierzu ist das Landfill
anderem für Mobiltelefone und Flachbild-
fitabel. Ein wirtschaftlicher Rückbau wird
Mining – der Abbau von Mülldeponien.
schirme gebraucht werden.
voraussichtlich erst 2025 bis 2035 möglich
Bis vor einigen Jahrzehnten wurde jedes
Produkt am Ende seiner Verwendung einfach auf der Müllhalde deponiert. Die Endlichkeit von Rohstoffen war kein Thema.
Fernseher, Kühlschränke, Unmengen an
metallhaltigen Produkten liegen weltweit
Landfill Mining
ist ein komplexes
Thema!
auf Müllhalden. Deutschlandweit wird da-
sein – sofern die Rohstoffpreise weiter
steigen. Würde man alle deutsche Deponien abtragen und die Rohstoffe daraus
bergen, könnte man damit den deutschen
Bedarf schätzungsweise ein bis zwei Jahre lang decken. Je nach Preisentwicklung
schätzen Experten den Rohstoffwert einer
einzigen alten Müllhalde auf 25 bis 80 Mil-
her nun in Müllhalden gebohrt. Doch der
Es gibt noch kein Standardverfahren für
Rohstoffgehalt von Deponien schwankt.
den Rückbau von Deponien. Der große
Neben Phosphaten, wiederverwertbaren
Vorteil des Rückbaus alter Deponien und
Kunststoffen und einer Menge organi-
diverser anderer Mülllager, wie Bergtei-
schem Material, findet man nicht zuletzt:
che und Abraumhalden ist die Wieder-
lionen Euro.
Landfill Mining kann zur Rohstoffsicherung beitragen – es fehlen
nur die passenden Technologien!
11
Lösungsansätze
zur Umsetzung
Wie kann man dem Konzept
des Urban Mining gerecht werden?
Alle Produkte, ob Konsumgüter und lang-
clingsysteme müssen optimiert und die
fristig gebunden Güter müssen am Ende
Entsorgungsangebote der Privatwirtschaft
ihrer Verwendung nicht nur als Abfall, son-
genutzt werden. Ausgediente Güter und
dern als Rohstofflieferant wahrgenommen
Produkte müssen in den Betrieben der
werden! Zu viele wertvolle Materialien lan-
Recyclingwirtschaft ankommen. Nur so
den in der Müllverbrennung, das steht fest
kann eine fachgerechte, hochwertige stoff-
- aber Mülltrennung und Recycling müssen
liche Rohstoffrückgewinnung gewährleis-
effektiver und bewusster werden!
tet werden.
Das bedeutet: Zukünftig muss bereits bei
Alle Produkte müssen am
Ende ihrer Verwendung nicht
nur als Abfall, sondern als Rohstofflieferant wahrgenommen
werden!
der Konzeption eines Produkts im Wege eines recyclingfreundlichen Produktdesigns,
darüber nachgedacht werden, was nach
seiner Verwendung damit geschehen soll.
Zudem muss über die Schaffung neuer
Konsumstrategien, wie z. B. das Leasing
bei Elektrogeräten, nachgedacht werden.
So könnten Handys, Waschmaschinen,
Fernseher etc. nach dem Gebrauch zurück zum Hersteller gelangen und von
dort einem ordnungsgemäßen Recycling
zugeführt
12
werden.
Bestehende
Recy-
Rohstoff
Ver g an
g
enh
wa
eit
rt ba
Ur
nM
G e ge n
ini n g
Abfall
D e p o nie ru n g
Produkt
entwicklung wichtige Rohstoffbasis. Die
die Eigenschaft, sich ohne Qualitätsverlust
Unternehmen des Verbands Deutscher
beliebig oft wiederverwerten zu lassen. Ihre
Metallhändler tragen dazu bereits einen
spezifischen Eigenschaften und hochent-
wesentlichen Anteil bei.
wickelte technische Verfahren machen die
veränderbarem Einsatz. Viele Metalle haben
Metalle sind Mehrweg-Werkstoffe mit
dauerhaft die für unsere Wirtschafts-
Mit Metallrecycling sichern wir uns
Ende des Nutzens
Der VDM und
Urban Mining
Verwendung
Ziel: Kreislauf
statt Abfall
Nutzung von Metallen zu einer „unendliDer Metallhandel ist Wegbereiter und
chen Geschichte“.
Motor der Kreislaufwirtschaft metallischer
Rohstoffe. Zentrales Ziel der NE-Metall-Recy-
Die fortschreitende und immer komple-
cling-Wirtschaft ist es, den Sekundärroh-
xer werdende Technisierung und neue
stoff „Schrott“ dem Wirtschaftskreislauf in
Materialkombinationen führen aber zu
höchster Qualität zur Wiederverwendung
immer vielfältigeren Zusammensetzungen
zur Verfügung zu stellen.
bei Elektrogeräten und anderen metallhaltigen Produkten. Dies erfordert gleich-
Der Metallhandel ist zuständig für die
zeitig technisch immer anspruchsvollere
fachgerechte Erfassung und Aufbereitung
Sortier- und Gewinnungsverfahren. Hier
der Altmetalle und leistet somit einen ent-
ist die Metallwirtschaft ganz besonders ge-
scheidenden Beitrag zum Umweltschutz
fordert, aber auch der Verbraucher, wenn
sowie einen wesentlichen und unverzicht-
es darum geht das Produkt dem Recycling
baren Beitrag zur Rohstoffversorgung.
überhaupt wieder zuzuführen!
Schrotte und andere metallische Rückstände werden nicht zu Müll. Spezialbetriebe
arbeiten
metallhaltige
Rückstände
wie
Aschen, Stäube, Schlacken, Schlämme und
Krätzen zum Wiedereinsatz auf oder gewinnen Metalle durch Einschmelzen zurück.
13
Metalle
in der Übersicht
NE-Metalle
Nichteisenmetalle
(NE-Metalle)
sind
vereinfacht ausgedrückt, alle Metalle au-
Recycling:
vom Fräsen, Drehen oder Schleifen sind
z.B. das Sortieren, Schneiden, Paketieren
ßer Eisen. Dazu gehören auch Metallle-
oder Shreddern. Späne werden getrocknet
gierungen, in denen Eisen nicht als Haup-
und gebrochen. Sperriges muss zerlegt
telement enthalten ist bzw. der Anteil
oder in handliche Pakete gepresst, Kabel
Sammeln
an Reineisen (Fe) 50 % nicht übersteigt.
von ihrer Isolierung befreit, Krätze gemah-
Beispiele für NE-Metalle sind Aluminium,
len, Eisen magnetisch abgeschieden wer-
Blei, Kupfer, Nickel, Zink und Zinn. Die-
den. Diese Produkte kommen wiederum in
se Metalle lassen sich auch unter dem
die Schmelzwerke. Zum Schmelzen stehen
Oberbegriff Basis- oder Industriemetal-
unterschiedliche Ofentypen bereit. Mo-
le zusammenfassen. Zu den klassischen
derne Öfen sind mit Hochleistungs-Nach-
NE-Legierungen zählen u. a. Messing und
brennern und Filtrationssystemen ausge-
Bronze. NE-Metalle werden auch häufig
als Buntmetalle bezeichnet. Hinzu kommen die so genannten Nebenmetalle und
Aufbereiten
rüstet. Je nach Qualität der Schmelze muss
Lagern
allenfalls ein zusätzlicher Schritt, die Raffination, durchgeführt werden. Krätzen,
Seltenen Erden, die unter den Oberbegriff
die beim Schmelzen entstehen, müssen
Strategische Sondermetalle fallen.
gemahlen und durch Siebe getrennt werden. In den Schmelzwerken werden die
Eins ist allen Metallen gemeinsam: Der
Es gilt, metallische Schrotte und Reststof-
Schrotte zu Kathoden, Masseln oder Blö-
Recyclingprozess sieht ähnlich aus. Alle
fe im In- und Ausland zu erschließen, das
cken weiterverarbeitet. Von dort gelangen
Recycling-Verfahren basieren auf dem
Material zu erfassen und in den Kreislauf
Sie zurück in den Kreislauf zu Halbzeug-
Sortieren, Trennen und Zerkleinern von
zurückzuführen. Wenn erforderlich, wird
werken oder direkt zu spezialisierten Pro-
Abfallstoffen.
das Sammelgut in einzelne einsatzfähige
duzenten.
Gruppen mit Hilfe verschiedener Techniken (Magnet- und Wirbelstromsortierung,
Schwimmaufbereitung, Prüfen usw.) nach
Art und Größe sortiert und von unerwünschten Fremdbestandteilen wie Eisen,
Holz und Kunststoffen getrennt. Gängige
Aufbereitungsverfahren bei Blechschrott
vom Stanzen und Schneiden, bei Spänen
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Al
Sb
Ga
Ag
Pb
Zn
Au
Ni
Zr
Al
Sn
Al
Pt
Ta
Cu
In
Aluminium
Aluminium ist das bei weitem am häufigsten verarbeitete NE-Metall. Ausgangsmaterial zur Aluminiumherstellung ist das Erz Bauxit. Hauptlagerstätten liegen in Australien, Westafrika, Jamaika
und Brasilien. Gewichtsersparnis, Stabilität, Strom- und Wärmeleitfähigkeit, Beständigkeit gegen
Umwelteinflüsse zeichnen dieses Metall aus. Der leichte und doch feste, rostfreie Werkstoff verringert das Eigengewicht von Autos, Schienenfahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen. Damit trägt er
dazu bei Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren. Aluminium kommt aber auch im Haus
zum Einsatz bei Fenstern, Fassaden, Dächern und Treppen. Man findet Aluminium im gesamten
Alltag – sei es die Bratpfanne, Schilder oder in Form von Verpackungen, wie Dosen oder Folien, die
unsere Lebensmittel frisch halten.
> Recycling: Die Eigenschaften von Aluminium als Werkstoff werden auch nach der Nutzung in
einem Produkt nicht beeinträchtigt. Aluminium kann daher bei entsprechender Aufbereitung
beliebig oft und ohne Qualitätsverlust wiederverwertet werden. Die meisten Schrotte werden zu
Masseln (kleine Barren) verarbeitet, aus denen anschließend qualitativ hochwertige Aluminiumgussstücke hergestellt werden. Sofern die Schrott-Charge aus der mehr oder weniger gleichen
Legierungsart besteht, stellt die Aluminiumindustrie daraus Knetlegierungen, Strangpressbarren und Walzbarren her. Aluminiumschrott kann je nach Mischung und Zusammensetzung des
Schrotts umgeschmolzen oder raffiniert werden. Aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes sind nur
fünf Prozent der ursprünglich eingesetzten Energie beim Recycling von Aluminium erforderlich.
Pb
Blei
Blei ist ein vielseitiges Metall. Es zählt zu den ältesten und wichtigsten Gebrauchsmetallen. Die
größten Bleierzlagerstätten befinden sich in Australien, USA, Kanada, Mexiko, Peru, China, Spanien, Polen, Irland und Schweden. Die bedeutendste Quelle für Blei ist heute aber das Recycling
alter Bleiprodukte. Sein größtes Anwendungsgebiet ist die Energiespeicherung in Akkumulatoren:
z. B. den Autostarterbatterien. Blei schützt uns vor unerwünschter Strahlenbelastung bei Röntgenaufnahmen oder auch gegen radioaktive Strahlenbelastung. Isolierungen aus Blei dämpfen
Geräusche und Lärm, Bleibleche isolieren unsere Gebäude. In der Industrie werden Apparate und
Rohrleitungen mit Blei ausgekleidet. Bleioxide verbessern die Glasqualität in der optischen Industrie und erhöhen den Glanz der Kristallgläser.
> Recycling: Der Metallhandel erfasst Bleischrotte u. a. in Form von Blechen, Rohren und Kabelmänteln. Die weitaus größte Menge entfällt auf gebrauchte Starterbatterien. Mit modernsten
technologischen Verfahren werden Bleigitter, Altblei, Bleipaste sowie bIei- und zinnhaltige Rückstände wie Aschen, Gekrätz oder Schlämme bei ca. 1.200 °C in verschiedenen Öfen eingeschmolzen. In der sich oft anschließenden Raffination werden metallische Verunreinigungen aus dem
Werkblei oder Mischzinn entfernt und kundenspezifische Legierungen hergestellt. Durch gezielte
Zugaben von Arsen, Antimon, Zinn, Kupfer, Selen, Kalzium, Aluminium oder Silber entstehen präzise definierte Legierungen. Das fertig raffinierte Blei wird zu Barren gegossen.
15
Cu
Kupfer
Kupfer ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das rötliche Buntmetall kommt in der
Natur als gediegenes Metall und in Mineralien vor. Zur Gruppe der größten Kupferproduzenten
zählen die USA, Chile, Japan und China. Aufgrund seiner hohen elektrischen Leitfähigkeit ist es der
ideale Transporteur für Strom, Wärme und Informationen. Kupfer findet sich daher in Kabeln, Leitungen und Wicklungen. In Kraftfahrzeugen wird es für Bremsleitungen und elektrische Antriebe
verwendet, im Bauwesen wird es als Dach-, Dachrinnen- und Fassadenmaterial eingesetzt. Kupfer
wird genauso in Heizungsanlagen und bei Sanitärinstallationen genutzt, und wegen seiner Beständigkeit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit auch für die öffentliche Trinkwasserversorgung.
So kommt es auch als Messing (Kupfer-Zink-Legierung) in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln für Haltegriffe und Türklinken zum Einsatz, um die Übertragung von Krankheitskeimen zu
verhindern, da viele Bakterien durch Kupfer im Wachstum gehemmt werden. Zudem ist Kupfer ein
traditionelles Münzmaterial und auch bei der künstlerischen Gestaltung beliebter Werkstoff. Kupfer spielt insbesondere im menschlichen Stoffwechsel als lebenswichtiges Spurenelement eine
wichtige Rolle bei der Energiegewinnung.
> Recycling: Kupfer ist ein Metall, das beliebig häufig ohne Qualitätsverluste recycelbar ist. Mehr
als 80 % des jemals geförderten Kupfers sind heute noch im Kreislauf - es besteht sogar kaum
ein Zweifel, dass Kupfer, das einst im alten Ägypten erschmolzen wurde noch heute im Gebrauch
ist. Kupfer- und Kupferlegierungsschrotte werden Hütten-, Schmelz- und Verarbeitungswerken
zugeführt, die mit modernsten Produktions- und Umweltschutztechnologien arbeiten. Einen wesentlichen Anteil beim Kupferrecycling macht die Zerlegung von alten Kabeln und Leitungen aus.
Sie verbergen unter ihrer Ummantelung einen Kern aus Kupfer von höchster Reinheit. Mühlen
zerschneiden die alten Kunststoffkabel und –leitungen in kleinste Teile. Umweltfreundliche Verfahren trennen die entstehende Mischung aus Kunststoff und Kupfer und führen das rote Metall
dem Kreislauf wieder zu. Auch das Kunststoffmahlgut erfährt eine sinnvolle Wiederverwertung.
Einen weiteren großen Anteil an der Kupferrückgewinnung haben u. a. ausgediente Kupferrohre,
Kupferstangen, Kupferbleche und –länder. Das Recycling von Kupfer kann als größte und wirtschaftlichste Kupfermine bezeichnet werden.
Ni
Nickel
Nickel ist ein vielseitig einsetzbares Metall. Am bedeutendsten ist jedoch sein Einsatz als Legierungsmetall: Schon geringe Nickelzusätze erhöhen die Festigkeit und Zähigkeit von Stahl. Stahl
in Verbindung mit Nickel wird zu Edelstahl „rostfrei“, ist äußerst widerstandsfähig gegen Rost,
Hitze und Säure. Mehr als die Hälfte des weltweiten Nickelbedarfs dient zur Herstellung und
Veredlung nichtrostender Stähle: zum Beispiel für Geschirrspüler, Kochgeschirr, Bierfässer, Rolltreppen, Tankwagen und medizinische Instrumente. Nickel ist ebenso Basismetall für Hochleistungs- und Superlegierungen. Deshalb werden diese Legierungen für besonders anspruchsvolle
Anwendungen eingesetzt: in der chemischen und petrochemischen Industrie, in der Energieund Umwelttechnik, in Luft- und Raumfahrt sowie in der Elektrotechnik und Elektronik. Nickel
ist ein Metall der tausend Möglichkeiten. So dienen galvanoplastische Nickelformen als Matrizen
zum Pressen von CDs und ähnlichen Datenträgern. Auch zahlreiche Münzen werden aus nickelhaltigen Materialen unterschiedlicher Werkstoffgruppen hergestellt.
> Recycling: Da Nickel überwiegend als Legierungsmetall verwendet wird und deshalb nur selten
in seiner ursprünglichen Einsatzform zurückgewonnen wird, sind seriöse Recyclingquoten kaum
zu ermitteln. Da Nickel aber vor allem in der Stahlveredlung eingesetzt wird, sind Edelstahlschrotte auch die ergiebigste Altmetallquelle. Bei der Herstellung und Verschrottung von Anlagen und
Einrichtungen in der chemischen Industrie, der Lebensmittel- und Haushaltsindustrie sowie im
medizinischen Bereich fallen große Mengen Edelstahlschrott in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen an. Schätzungen gehen davon aus, dass rund die Hälfte des in Deutschland hergestellten Edelstahls aus diesen Schrotten gewonnen wird. Vor dem erneuten Wiedereinschmelzen
in den Edelstahlwerken stehen auch hier das Sammeln, Sortieren und Aufbereiten der verschiedenen Sorten durch den Metallhandel. Die Behandlung von Schrotten, die neben hohen Nickelanteilen auch andere wertvolle Metalle enthalten, erfordert umfangreiche Materialkenntnisse und
spezielle technische Einrichtungen. Die produktbezogene Recyclingrate von Nickel wird auf über
80 Prozent geschätzt.
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Ga
Ta
In
Zr
Sb
...
Strategische Sondermetalle
Als Strategische Sondermetalle bezeichnet man Metalle, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihres
Verwendungszwecks eine strategische Bedeutung haben. Zusammen mit den Seltenen Erden wird
auch oft der Ausdruck „Technologiemetalle“ oder „Hightech-Metalle“ verwendet. Zu den strategischen Metallen gehören insgesamt 29 Elemente. Diese Metalle finden ihre Verwendung meist in
Form von Legierungen. Sie sind unverzichtbar für viele technische Anwendungen, aber auch für
die Industrieproduktion an sich. Sie werden häufig in Keramikverbindungen eingesetzt, um eine
höhere Hitzebeständigkeit, Härte oder auch thermische Leitfähigkeit zu erzielen.
Die Palette der Nebenmetalle beginnt bei Antimon geht über Molybdän bis zu Wismut und endet
bei Zirconium. Besonders gefragt sind Gallium, Indium und Tantal. Eine Untergruppe bilden die
Seltenen Erden. Dazu gehören z. B. Lanthan, Neodym oder Scandium. Kein Handy, kein iPad und
kein Auto würden heute mehr ohne diese Metalle funktionieren. Sie sind fester Bestandteil fast
aller elektronischen Produkte.
> Recycling: Bei den strategischen Metallen sind die Recyclingverfahren sehr unterschiedlich und
bedürfen spezifischer Aufbereitungsmethoden. Es geht häufig um Legierungen, die Rückgewinnung ist technisch sehr anspruchsvoll. Gerade für die Seltenen Erden gibt es noch kein ausgereiftes Verfahren, um die Stoffe in großem Stil zurückzugewinnen. Aufgrund ihrer Verwendung
im Bereich der Hochtechnologie, sind die strategischen Metalle in kleinen Mengen vor allem in
Handys und Computern verbaut. Das Herausmontieren einzelner Komponenten aus diesen Geräten ist sehr aufwendig. Folglich landen viele dieser Geräte und somit ihre wertvollen Inhaltsstoffe
nach wie vor im Hausmüll. Die steigende Nachfrage im Bereich der strategischen Metalle, macht
aber ein effektives Recycling unentbehrlich. Das Recycling dieser Metalle steckt noch in den Kinderschuhen, aber es gibt bereits vielversprechende Ansätze und vielfältige Forschungsprojekte.
Zn
Zink
Zink ist eines der häufigsten, natürlichen Elemente in der Erdkruste. Im alltäglichen Leben haben
wir jeden Tag Kontakt mit Zink. Ob in der Nahrung, in Cremes, in Autos, Luftballons, Hausfassaden
oder Wasserhähnen. Zink ist allgegenwärtig. Gefördert wird es hauptsächlich in den USA, Australien und Polen. Zink ist eines der am vielfältigsten einsetzbaren NE-Metalle. Es ist wertvoller
Werkstoff für Bau, Architektur, Automobilproduktion sowie für die chemische und pharmazeutische Industrie. Feuerverzinken ist der beste Korrosionsschutz für Stahl. Wartungsfreiheit und der
vielfältige Einsatz in sämtlichen Bereichen unseres täglichen Lebens machen Zink so besonders.
Viele Präzisionsteile des Autos sind aus Zinkdruckguß. Zinkoxid steigert u. a. die Haltbarkeit von
Autoreifen, verbessert die Eigenschaften von Glas-, Emaille- und Keramikprodukten und ist Bestandteil in Klebebändern. Als Baustoff finden Zinkbleche für Dächer, Fassaden, Dachrinnen, und
Regenfallrohre Anwendung. Aus der Verbindung von Kupfer und Zink, entsteht Messing, das als
Werkstoff für Badezimmerarmaturen sowie Kühler in Nutzfahrzeugen, in Lampen und für vieles
mehr Verwendung findet.
> Recycling: Zink ist je nach Anwendungsgebiet zu fast 100% ohne Qualitätsverlust wieder und
wieder zu recyceln. Sekundärrohstoffe aus Zink fallen in vielerlei Form an. Sie sind das Ausgangsmaterial der Sekundär-Zinkhütten: Zinkaschen, Schlacken und Hartzink als Rückstände aus Verzinkereien. Beim Shreddern von Kraftfahrzeugen und Haushaltsgeräten fällt Zinkschrott an. Alte
Dachrinnen und Regenfallrohre finden den Weg vom Altmetallhändler, um von dort zur Zinkhütte
oder zu einem Schmelzwerk weitergeleitet zu werden. Messingspäne müssen vor dem Einsatz in
speziellen Aufbereitungsanlagen von Anhaftungen gereinigt, entölt und getrocknet werden. Zinkhaltige Legierungen werden als solche neu eingesetzt. Moderne Verfahren gewährleisten so eine
umweltverträgliche Kreislaufführung von Zink aus Schrotten und Rückständen. So z. B. die Verwertung zinkhaltiger Stäube, die bei der Abgasreinigung der Edelstahlwerke in Filtern abgeschieden
werden.
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Sn
Zinn
Zinn ist ein silberweiß glänzendes und relativ weiches Nichteisenmetall. Es lässt sich mit dem
Messer leicht ritzen und man kann es zu hauchdünnen Folien auswalzen (früher "Stanniol"). Zentren des Zinnbergbaus liegen in China, in den Ländern Südostasiens, wie Malaysia, Indonesien,
Thailand aber auch in Brasilien und Bolivien. Zinn veredelt Stahlblech zu sog. Weißblech. Ausgestanzt und zusammengefügt entsteht eines der bekanntesten Produkte, bei denen Zinn mit
von der Partie ist: die Konservendose – auf diese Weise werden unsere Nahrungsmittel konserviert. Zinnchemikalien schützen Kunststoffe vor Beeinträchtigungen durch Hitze und Licht und
erhalten die Durchsichtigkeit des Materials. Im Auto macht eine geringe Zinnzugabe Zylinderblöcke, Kolbenringe und Kupplungsplatten widerstandsfähiger. Mit einer Verbindung aus Zinn und
Blei (Weichlote) werden elektrische Anschlüsse, Autokühler und andere Behälter gelötet. Damit
Motorenlager verschleißfest höchsten Beanspruchungen und Drehzahlen standhalten, wird
dem Kupfer bis zu 8 % Zinn zugesetzt. Bei Federn aller Art sorgt Zinn für Festigkeit. Gläser sind
zinnoxidbeschichtet, um die Oberfläche bruchsicherer zu machen. Zinn sorgt für den guten Klang
einer Glocke oder Orgel. Auch als Kunstwerkstoff kommt es bei Bronze zum Einsatz. Zinn dient
aber auch zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen wie Becher, Geschirr, Teller oder Figuren.
> Recycling: Zinn ist neben den Edelmetallen eines der teuersten NE-Metalle. Die Gewinnung von
Zinn aus zinnhaltigen Sekundärrohstoffen ist daher von besonderer Bedeutung. Bei der Verzinnung von Blechen, Motor- und Getriebeteilen fallen Späne und Schlacken an, in der Elektroindustrie
Reste von Lötzinn. Weitere Vorstoffe des Zinnrecyclings sind Altzinn und zinnhaltige Gleitlager.
Flugstäube der Stahlwerke und Rückstände aus der Bleigewinnung enthalten ebenfalls rückführbares Zinn. Aus all diesen Altmaterialien wird Mischzinn gewonnen, eine von der Lötzinnindustrie
begehrte Zinnlegierung.
Au
Ag
Pt
Edelmetalle
Die Edelmetalle Gold, Silber sowie die Platingruppenmetalle – dazu gehören neben Platin, die
Elemente Palladium, Rhodium, Ruthenium, Iridium und Osmium – haben einen bedeutenden Anteil am Produktionswert der weltweiten Metallwirtschaft. Hauptproduktionsländer sind Südafrika,
USA, Kanada und Australien. Genutzt werden die Edelmetalle überwiegend in den Bereichen der
Juwelier- und industriellen Technik. Ca. 15 – 20 % gehen in Anlagegeschäfte. Der Großteil wird zu
Schmuck verarbeitet. Industriell verwendet man Gold auch in der Elektronik, u. a. in Mobiltelefonen und in der Unterhaltungselektronik. Aber auch in der Medizin und der Optik kommt es zum
Einsatz. Silber verfügt über eine hohe Leitfähigkeit, so wird es bei elektronischen Bauteilen und
elektrischen Kontakten verwendet. Platin, Rhodium und Palladium wandeln im Auto-Abgaskatalysator schädliche Abgase in ungiftige Stoffe um. Daneben werden die speziellen Eigenschaften
von Platin in der Labortechnik, aber auch in der Medizin und in der Luft- und Raumfahrt genutzt.
> Recycling: Wegen ihres hohen Wertes werden Edelmetalle seit jeher im Kreislauf geführt.
Edelmetallhaltige Sekundärrohstoffe sind alter Schmuck und metallische Rückstände aus der
Schmuckwarenindustrie, aus dem Verkehr gezogene edelmetallhaltige Münzen, Rückstände aus
Dentallaboratorien, Silberschlämme aus verbrauchten Fixierbädern, Elektronikschrott und vieles
mehr. Vor der eigentlichen Aufarbeitung steht als wichtiger Verfahrensschritt die Bemusterung
des Scheideguts. Bei der Anlieferung wird das Material meist homogenisiert, da sich die Edelmetalle in der Regel in einem Gemenge vieler Stoffe befinden. Mit hohem technischen Aufwand führt
die Edelmetallscheidung in einer Reihe von Einzelschritten zu Feingehalten bis 99,999%.
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Impressum
Herausgeber
Gestaltung:
Zink: Schrott- und Metallhandel M. Kaatsch GmbH
Verband Deutscher Metallhändler e. V.
Salzkommunikation Berlin GmbH
Weinglas: © Mathier / Fotolia.com
Fotonachweis:
Seite 16
Titelseite
Zinn: ALKU GmbH
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Dose: © beermedia / Fotolia.com
vertreten durch
Thomas Reuther (Präsident)
Ralf Schmitz (Hauptgeschäftsführer)
Hedemannstraße 13
D -10969 Berlin
Seite 13
Flugzeug: © Alexandr Mitiuc/Fotolia.com
Gold: © Tom / Fotolia.com
Laptop: © Tsiumpa / Fotolia.com
Europabüro
Schriftblei: Schrott- und Metallhandel M. Kaatsch
Quellennachweise:
Square Ambiorix 43
GmbH
1.
B -1000 Brüssel
Batterie: © Dmitry Vereshchagin/Fotolia.com
Urban Mining, 2012
Arbeitsgemeinschaft Metalle
Seite 14
Österreich im VDM
Rohr: © RZ / Fotolia.com
Lothringerstraße 12
Nickel: Siegfried Jacob Metallwerke GmbH & Co.
www.urbanmining.at
A -1031 Wien
KG
www.initiative-zink.de
Münzen: © Schlierner / Fotolia.com
www.wvmetalle.de
Dr. P. Kiefhaber: Zukunftsentwicklung
2.
Tel.: +49 30 2593738-10
Fax: +49 30 2593738-20
E-Mail: [email protected]
www.metallhandel-online.com
Redaktion:
Jennifer Zingelmann
ders.: Urban Mining – Rohstoffe aus der
Stadt, 2011
www.gdb-online.org
Seite 15
Strategische Sondermetalle: Haines & Maassen
Metallhandelsgesellschaft mbH
Prozessor: © nblxer / Fotolia.com
www.hydro.com
Stand und Auflage:
Januar 2014/1000
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Verband Deutscher Metallhändler e.V.
www.metallhandel-online.com