Info Blower-Door

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Info Blower-Door
E-S-E Enzinger - Ingenieurbüro für Bauphysik
E-S-E ENZINGER - Ing. Andreas Enzinger
Birkengasse 115 - A-3100 St. Pölten
tel/fax:
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+43 (0) 2742 / 39 0 39
+43 (0) 699 / 12 35 34 33
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Luftdichte Gebäudehülle
Qualitätssicherung durch Blower-Door Messung
Qualitätssicherung im Bauwesen wird im Bezug auf höhere technische und bauliche Anforderungen ein immer
wichtigeres Thema. Ein wesentliches Kriterium zur Vermeidung von Bauschäden und zur Energieeinsparung ist
die bereits seit 1996 in der DIN 4108-7 geforderte luftdichte Bauweise. Um z.B. Komforteinbußen durch Zugerscheinungen und damit einhergehende Heizwärmeverluste zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Luftdichtheit der
Gebäudehülle mit einem Blower-Door-Test nachzuweisen.
Diese Luftdichtheitsmessung gibt einen Nachweis über
den Luftdichtheitsgrad sowie über die Art und Lage von
Leckagen.
Luftdichtung: Sie verhindert Luftströmungen
von innen nach außen und stellt die Dichtheit
des Gebäudes her. Sie liegt immer auf der
warmen Seite der Konstruktion und ist zugleich Dampfbremse bzw. Dampfsperre.
Winddichtung: Sie verhindert Luftströmung
von außen in den Baustoff hinein. Sie liegt im
äußeren Bereich der Konstruktion und verhindert eine Auskühlung und Durchfeuchtung
der Dämmung von außen.
Faustregel: Ein Außenbauteil sollte immer
auf der Innenseite dichter ausgeführt werden
als auf der Außenseite.
Gründe, die für luftdichtes Bauen sprechen:
 Bauschadensvermeidung – Sicherheit für den Planer – Vermeidung von Bauschäden durch konstruktiv richtig ausgeführte Details
 Vermeiden von Tauwasser in der Konstruktion (Schimmelbildung, Wärmeverluste durch feuchte Dämmung)
 Vermeidung von Komforteinbußen durch Zugerscheinungen
 Weitere Verringerung des Heizenergiebedarfs – Vermeidung
unnötiger Lüftungswärmeverluste
 Voraussetzung für den optimalen Betrieb von Lüftungsanlagen
 Höhere Luftqualität – geruchsbelastete Luft kann nicht eindringen
 Schutz vor Materialeintrag, z.B. vor Dämmstofffasern, die
durch Luftundichtigkeiten in den Innenraum eindringen können
 Verbesserter Schallschutz (in durchströmten Leckagen kann
sich auch Schall ausbreiten)
 Geruchbelästigung aus anderen Wohnungen
Die Lüftungswärmeverluste gewinnen immer mehr an
Bedeutung. Sind diese bei einem Gebäude im Bestand noch mit ca. 10-15 Prozent an den gesamten
Verlusten beteiligt, so beträgt der Anteil bei einem
Haus, welches nach der aktuellen Bauordnung gebaut wird, schon knapp 30 Prozent, bei einem Niedrigenergieaus sogar über 40 Prozent. Aus diesem
Grund, ist der Vermeidung von Lüftungswärmeverlusten gesteigerte Aufmerksamkeit zu widmen.
Einzelnen Undichtigkeiten in der Gebäudehülle sind
aber nicht nur aus der Sicht der Energieeinsparung,
sondern vor allem auch aus bauphysikalischen Gründen zu vermeiden.
Im Winter ist die warme Innenluft oft stärker feuchtigkeitsbelastet (weniger Lüften). Dringt nun die Innenluft durch Fugen in die Außenbauteile ein, kühlt sie
auf dem Weg nach außen ab und kondensiert (warme
Luft kann mehr Feuchtigkeit halten als kalte). In
mehrschichtigen Bauteilen, wie z. B. dem Dach, kann
diese Feuchtigkeit häufig nicht schnell genug nach
außen entweichen und die Dämmung wird durchfeuchtet, wobei diese ihre Dämmwirkung verliert.
Zusätzlich kann Schimmelpilz entstehen, der das
Bauteil nachhaltig schädigt.
Bei der unten abgebildeten Grafik wird ein übliches
Dachbauteil unter Berücksichtigung des Wasserdampftransports durch Diffusion und Konvektion
betrachtet. Es wird deutlich, dass der Feuchteeintrag
in das Bauteil durch Konvektion – hier 360 g pro Tag
und m² – gegenüber dem durch Diffusion erheblich
höher sein kann.
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Das Luftdichtheitskonzept
Luftdichtheit wird nicht erst auf der Baustelle geschaffen. Bei jedem normalen Bauvorhaben muss
bereits in der frühen Planungsphase ein Luftdichtheitskonzept entwickelt werden.
Wie sieht ein Luftdichtheitskonzept aus?
Der Planer hat sich mit seinen Plänen – zum Beispiel im Maßstab 1:100 – hinzusetzen, nimmt einen von der Planfarbe abweichenden Stift und
versucht die luftdichte Begrenzung des beheizten
Volumens mit dem Stift entlangzufahren. An jeder
Stelle seiner Reise um das luftdichte Volumen
herum ist zu klären, wo innerhalb der Konstruktion
undAndreas
mit welchen
Materialien die Luftdichtheit erIng.
Enzinger
reicht wird. Bei einer massiven Außenwand wird
dies in aller Regel auf der Innenseite der Wand mit
dem Innenputz erreicht. Bei einer Holzkonstruktion
hingegen kann bei mehrschaliger Bauweise die
luftdichte Ebene auch innerhalb dieser Wand liegen. Hierdurch entsteht dann der Vorteil, dass die
gesamte Sanitär- und Elektroinstallation innerhalb
der dem Innenraum zugewandten Schicht vor die
Luftdichtung gelegt werden kann. Kritisch zu bewerten sind in aller Regel die Bauteilanschlüsse
zwischen unterschiedlichen Materialien. Wechselt
man beim Massivbau von der Wand zum Steildach, so muss der luftdichte Anschluss zwischen
Putz und Dampfbremsfolie bewerkstelligt werden.
 Dampfsperren
Speziell beim Ausbau von Dachgeschossen und im
Leichtbau wird die Dichtheit der Gebäudehülle mittels
Dampfbremsen hergestellt. Es ist sehr wichtig, alle Bahnen korrekt und mit geeigneten Klebebändern miteinander
luftdicht zu verbinden und besonders den Materialwechsel
(Massiv- Leichtbau) auch dauerelastisch dicht auszuführen (um nicht durch spätere Bauteilbewegungen Undichtheiten zu erhalten). Die Lage der Dampfbremse so wählen, dass diese nicht durch die Montage von Lampen,
Steckdosen etc. beschädigt wird.
 Heizungs-, Trinkwasser- und Abwasserleitungen
Satt in Gips oder Klebemörtel einbetten, an Außenwänden
so gut es geht vermeiden.
 Fenster, Balkon- und Terrassentüren
Generell muss der Einbau gemäß ÖNORM B 5320 erfolgen, d.h. die Anschlussstellen zwischen Rahmen und
Mauer müssen sorgfältig mit Klebebändern, Dichtungsbändern und sonstigen Füllstoffen hergestellt werden.
 Schächte
Je nach Planung haben Installationsschächte eine Verbindung zur Außenluft oder sie sind „dicht“ gegenüber außen
ausgeführt. Undichter Schacht: sämtliche Leitungen, Rohre usw. die zu so einem Schacht führen müssen an der
Schachtwand sorgfältig eingeputzt oder abgedichtet werden.
 Kamine
Anschluss Kamin – oberste Geschossdecke oder Dach
abdichten. Achtung: über die Hinterlüftungsebene und den
Kondensatablauf besteht Verbindung zur Außenluft (in der
Planung berücksichtigen).
Kritische Stellen
 Außenwand – Rohdecke
Der Innenputz stellt die luftdichte Schicht dar, es ist besonders wichtig, von der Decke bis zum Rohfußboden –
am besten mit Hohlkehle – durchgehend zu verputzen. Im
Nachhinein ist so eine Leckage nicht mehr zu beheben.
 Steckdosen, Unterputzleitungen in Außenwänden
Unterputzdosen müssen satt in Gips gedrückt werden,
sonst tritt die Luft von der Außenwand über die Perforierung in die Unterputzdose ein. Das gleiche gilt auch für
Elektroschläuche. Ohne Gipsbett gelangt Luft entlang des
Schlauches in die Unterputzdose.
 Rohrdurchführungen durch Außenwände
Bei Elektroleitungen, die nach außen führen muss der
Schlauch zusätzlich mit Silikon verschlossen werden.
 Elektroverteiler, Heizungsverteiler
Bei Elektro- und Heizungsverteiler, die in Außenwände
eingemauert werden, muss die Hinterseite vorher verputzt
werden.
 Vorsatzschalen, Trockenbauwände
Dahinterliegende Außenwände und Schachtwände immer
vorher verputzen. Das Selbe gilt auch für Installationen
(z.B. Rohre) die entlang von Außenwänden verlaufen.
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Wie sieht eine Blower-Door-Messung aus?
Für die Messung wird in eine Öffnung – meist in eine
Tür oder in ein Fenster des zu messenden Gebäudes – ein Gebläse luftdicht eingebaut und mit Hilfe
dieses Gebläses in dem Gebäude ein Unter- oder
ein Überdruck erzeugt. Mit der Messeinrichtung wird
dann ermittelt, welche Luftmenge bei einem Druckunterschied von 50 Pascal zwischen innen und außen durch den Ventilator transportiert wird. Diese
Luftmenge ist gleich der Luftmenge, die bei Unterdruck durch Leckagen in das Gebäude nachströmt.
Diese Leckageluftmenge wird dann ins Verhältnis
zum Raumluftvolumen gesetzt und es kann festgestellt werden, ob die geforderten Grenzwerte eingehalten werden. Es ist sinnvoll, zwei Messungen
durchzuführen, da Leckagen bei Sog oder Druck
konstruktionsbedingt ihren Querschnitt ändern können, was zu abweichenden Messergebnissen führt.
Die Messung
Das Blower-Door Messverfahren ist ein genormtes Verfahren zur Überprüfung der Luftdichtheit der Gebäudehülle. Der n50-Wert (Luftwechselrate) gibt an, wie oft die Luft
im gemessenen Gebäude pro Stunde ausgetauscht wird.
Die Grenzwerte sind in nationalen Normen oder in Anforderungen für die Wohnbauförderung geregelt, können
aber auch vom Planer vorgeschrieben werden. Es werden sowohl Wohnungen als auch ganze Gebäude gemessen.
Für Gebäude ohne mechanische Lüftung (mit Fensterlüftung) ist in der Regel ein n50-Wert unter 3,0 1/h, bei Gebäuden mit Wohnraumlüftung unter 1,5 1/h festgelegt.
Für Passivhäuser wird die Luftwechselrate unter 0,6 1/h
gefordert. Diese Werte sind der ÖNORM B 8110-1 bzw.
der DIN 4108-7 entnommen. Bitte informieren Sie sich
unbedingt über die Grenzwerte, die Ihre Wohnbauförderung vorschreibt!
Tipp: Lassen Sie gleich nach Fertigstellung
der luftdichten Schicht einen Blower-Door
Test durchführen. Bester Zeitpunkt ist dann,
wenn noch alle kritischen Stellen zugänglich
sind und Ausbesserungen ohne großen
Aufwand vorgenommen werden können.
Daher wird gemessen, wenn noch kein Estrich vorhanden ist, der Innenputz fertig ist,
alle Elektro-, Wasser- und Abwasserleitungen
verlegt sind, die Dampfbremse noch zugänglich ist. Fehlende Türen und sonstige Einbauten zu unbeheizten Gebäudeteilen oder nach
außen müssen während der Messung provisorisch abgedichtet werden.
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Wie muss der Zustand des Gebäudes sein?
Bauzustand A: Gebäude befindet sich weitgehend im
späteren Nutzungszustand
Das Gebäude sollte sich in einem Zustand befinden, der
weitgehend dem späteren bewohnten Zustand entspricht. Alle Bauteile und Komponenten, die auf die
Dichtheit einen wesentlichen Einfluss haben, sollten
angebracht sein. Diesen Bauzustand bezeichnet man als
Bauzustand A. Provisorische Abdichtungen sind nicht
zulässig. Dies ist auch der Zustand, der für die Messung,
die zur Vorlage bei der Förderstelle dient, nötig ist.
Bauzustand B: Bauphase, die luftdichte Ebene wurde
bereits fertiggestellt
Da das Verfahren A erst nach Fertigstellung des Gebäudes ausgeführt wird, ist es sinnvoll, dass man schon
während der Bauphase, sobald die Luftdichtheitsebene
eingebaut wurde, eine Kontrolle durchführt. In diesem
Baustadium können eventuelle Mängel einfach und kostengünstig nachgebessert werden.
Zustand B: wichtig für die Luftdichtheitsprüfung:





Die massiven Außenwände sollten innenseitig vollflächig verputzt sein.
Die raumseitige Verkleidung (Gipsplatten) im Leichtbau sollte noch nicht eingebaut sein.
Die Luftdichtungsschicht im Leichtbaubereich (i.d.R.
PE-Folie) sollte vollständig angebracht und gegen
abreißen gesichert sein (z.B. mit Lattung).
Luftdichtende Anschlüsse zwischen verschiedenen
Bauteilen (insbesondere an Fenstern und an Übergängen zwischen Holzleichtbau- und Massivbaubereichen) sollten hergestellt sein.
Alle Durchführungen durch die Gebäudehülle für
Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsinstallationen sollten ausgeführt sein.
Zustand B: unwichtig für die Luftdichtheitsprüfung:




Anbringen von Außenputz, WDVS, Vormauerschale
u.ä.
Einbringen der Fußbodendämmung, des Estrichs
und des Bodenbelags.
Einbau der Sanitärobjekte und der haustechnischen
Anlagen, wenn die zugehörigen Durchbrüche durch
die Gebäudehülle bereits ausgeführt sind (s.o.).
Montage von Steckdosen, Schaltern, etc.
Die Leckage-Ortung
Ist erst einmal ermittelt, ob der geforderte Grenzwert n50 eingehalten wird, so wird in einem zweiten Schritt versucht, diejenigen Punkte zu finden,
wo Luft durch Undichtigkeiten bei Unterdruck ins
Gebäude strömt. Hierzu kann man ein so genanntes Thermoanemometer verwenden, welches die
einströmende Luftgeschwindigkeit in Meter pro
Sekunde misst.
Es hat sich als sinnvoll erwiesen, Undichtigkeiten
auch durch Rauch sichtbar zu machen. Dazu wird
z.B. das ganze Gebäude bei der Überdruckmessung mit Theaternebel verraucht. Eventuelle Undichtigkeiten können durch den nach außen entweichenden Rauch lokalisiert werden.
Die Leckageortung kann auch durch eine Thermographiekamera unterstützt werden. Da bei
einströmender kalter Außenluft auch die Oberflächen des Bauteils auskühlen, kann dies mit der
Wärmebildkamera sichtbar gemacht werden. Das
ist vor allem bei Leckagen hilfreich, die dem Messteam nicht direkt zugänglich sind.
Das Beste aller Messinstrumente ist aber immer
noch die Hand. Fährt man mit dem Finger entlang
der Fugen, kann man im Allgemeinen jede Luftbewegung spüren.
Im Zuge der Leckageortung kann auch versucht
werden diese sofort zu beheben.