Die Schlacht bei Leuthen

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Die Schlacht bei Leuthen
Abstrakt
In der österreichischen Kriegsgeschichte erwies sich die Kavallerie immer als wichtiger
Bestandteil des Militärs. Das Pferd wurde nicht nur als Fortbewegungsmittel für Soldaten
eingesetzt, sondern diente auch zu anderen militärischen Zwecken.
Zu Zeiten Kaiserin Maria Theresias war das Pferd eines Offiziers sein Aushängeschild und
nicht nur ein Fortbewegungsmittel und um sich vom „Gemeinen“ abzuheben. Bereits in der
Heimatgarnison wurde zu den Kavallerie-Einheiten mit Bewunderung aufgesehen, wenn sie
zum Manöver auszogen und sich bei der anschließenden Parade besonders zu präsentieren
wussten.
In dieser Diplomarbeit möchte ich darlegen, dass die Kavallerie nicht nur als Erleichterung
für Offiziere und Soldaten gedacht war, sondern einen wesentlichen Träger des Kampfes in
der Schlacht darstellte.
Die Schlacht bei Leuthen
Die Entscheidung in dieser Schlacht wurde von der Kavallerie herbeigeführt, indem der
General der Kavallerie Graf Lucchese, eine Chance zu erkennen glaubte, die Schlacht
zugunsten der Österreicher zu beeinflussen (Großer GStb 1904 S 36).
G. d. K. Lucchese preschte aus seiner gedeckten Stellung südöstlich Groß-Heidau mit rund 70
Schwadronen (10 500 Mann) vor, um die preußische Infanterie zwischen Butterberg und
Leuthen an der linken Flanke anzugreifen. Der General beging einen großen taktischen
Fehler: Er startete den Angriff ohne zuvor das Angriffsziel aufzuklären.
Sein Gegenspieler, Generalleutnant von Driesen, der Kommandant des linken preußischen
Flügels, erkannte diese gefährliche Bewegung und ritt eine Attacke mit seinen 40
Schwadronen (6 000 Mann) gegen die Flanke der Österreicher.
Lucchese erkannte den feindlichen Angriff zu spät, versuchte mit einem Teil hinter die
eigenen Infanterielinien zu gelangen und sich mit den anderen Teil dem Feind
entgegenzustellen. Diese unkoordinierte Bewegung erzeugte nur Verwirrung in den eigenen
Reihen.
Durch den überraschenden Angriff in die Flanke und in den Rücken der Kaiserlichen wurden
die Reiter beider Lager in die Reihen der österreichischen Infanterie abgedrängt. Das führte
zu einer Panik in den Linien der Infanterie. Ganze Bataillone warfen ihre Waffen weg und
ergriffen die Flucht (Großer GStb 1904 S 37).
Die preußische Infanterie erkannte ihre Chance, ging mit aufgepflanztem Bajonette weiter
Richtung Norden gegen die in wilder Unordnung zurückweichenden Österreicher vor.
Mit großem Nachdruck attackierte die preußische Kavallerie die wirr zurückgehenden Massen
von Flüchtlingen.
Noch einmal versuchten die zurückweichenden Österreicher zwischen Frobelwitz und Lissa
Fuß zu fassen, aber sie wurden von der preußischen Kavallerie und zu guter Letzt von den
eigenen Flüchtenden überrannt.
Noch in der Nacht rückten die Preußen in Lissa ein und die Schlacht galt als geschlagen.
Die Preußen hatten 6 382 Mann als Verlust zu verzeichnen, wovon große Teile nur leicht
verwundet waren.
Der österreichische Verlust auf dem Schlachtfeld betrug 3 000 Tote, 6 000 bis 7 000
Verwundete und über 12 000 Gefangene.
Die Schlacht bei Leipzig
Die Gesamtkräfte der Verbündeten während des ersten Tages der Schlacht beliefen sich auf
202 Bataillone, 348 Schwadronen und 918 Kanonen. Zusammen mit den Kosaken also
insgesamt 205.000 Mann.
Insgesamt hatte Napoleon am 16. Oktober 690 Kanonen und 190.000 Mann, ausgenommen
die Männer, die seinen Tross bewachten und ohne die Verluste vom 14. Oktober mit
einzurechnen, da hierüber keine verlässlichen Angaben vorliegen.
Rechnet man Napoleons Position, seine Stärke und Aufstellung zusammen, so waren die
Chancen für einen Sieg am 16. Oktober auf seiner Seite. Die Hügelkette im Süden und Osten
von Leipzig ergab eine ideale Artilleriestellung, von der er seine Offensive starten konnte.
Außerdem verbarg sie seine Truppenbewegungen.
Die Dörfer entlang der Hauptstraßen waren starke Gegenpositionen, welche Schwarzenberg
nicht einfach einnehmen konnte, denn das schlammige Gelände hielt jede Attacke auf. Im
entscheidenden Territorium rechts der Pleiße hatte Napoleon 138.000 Männer gegenüber
100.000 Alliierten, welche weitere 24.000 Kämpfer an diesem Nachmittag erwarten konnten.
Nun hatte Napoleon seine letzte Chance, den Feldzug zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Bis heute ist unbestritten, dass die Entscheidung in der großen ,,Völkerschlacht bei Leipzig“
dem Eingreifen der österreichischen Reserven sowie dem Umstand zu verdanken ist, dass
Schwarzenberg blitzartig initiativ auf die geänderte Lage reagierte und dem entsprechend
umgruppierte.
Unmittelbar an die Schlacht schloss sich eine energische Verfolgung an, welche die
Verbündeten bis Ende Oktober an den Rhein führte (Befreiungskriege 1913 S 666). Napoleon
hatte unterwegs keine Gelegenheit mehr gehabt, die Armeen der Koalition aufzuhalten.
Die Verfolgung war rastlos und außerdem durch Entbehrungen und Krankheiten für das Heer
Napoleons verhängnisvoll. Von den 190.000 Streitern, über welche er bei Leipzig verfügt
hatte, brachte Napoleon kaum 50 000 nach Frankreich zurück.
Die Schlacht bei Königgrätz
Nachdem sich Feldzeugmeister (FZM) Benedek entschlossen hatte die Schlacht am 3. Juli
anzunehmen, befahl er seinen Ingenieuren Truppen-Befestigungen anzulegen.
Benedek beurteilte als sehr günstig, da sich nordöstlich von Königgrätz ein Höhenzug von
Chlum über Lipa nach Problus zog. Er beurteilte diese Stellung als taktisch sehr stark und
dass eine Abwehr des Gegners Erfolg versprechend sei (MilGesch Forschungsamt 1966 S
154). Weniger günstig war die Stellung im Nordosten, denn geeignete Höhen waren zu weit
vom Zentrum entfernt und die näheren Höhen boten sehr wenig Schutz.
Trotz riesiger Verluste gelang es der österreichischen Kavallerie den Vormarsch der Preußen
zu stoppen. Die Truppen fluteten indessen auf die Tore der Festung Königgrätz zurück, die
jedoch geschlossen waren. Erst spät nachts konnte die geschlagene Armee die Stadt passieren
und den Rückzug Richtung Holice fortsetzen. Die Preußen verfolgten die Österreicher nicht
sonst wäre die Niederlage noch drastischer ausgefallen.
Die Verluste der Österreicher waren immens: 5.700 Tote, 7.400 Vermisste und genau soviel
Verletzte, 22.000 Gefangene, außerdem 6.000 Pferde und 200 Kanonen.
Auch die preußischen Verluste waren groß, wenn auch geringer als die der Gegenseite. Fast
2.000 Tote, 300 Vermisste, 7.000 Verletzte und 900 Pferde (Strobl 1903 S 159).
Zusammenfassung
Einsatz der Kavallerie um die Mitte des 17. Jhdt.
John Keegan beschreibt in seinem Buch „Das Antlitz des Krieges“ den Einsatz von Truppen
und unterteilt die Soldaten in einzelne Kategorien.
In Königgrätz gab es mindestens sieben Arten der Begegnung: Einzelkampf; Kavallerie gegen
Kavallerie; Kavallerie gegen Artillerie; Kavallerie gegen Infanterie; Infanterie gegen
Infanterie; geschoßführende Infanterie gegen geschoßführende Infanterie; und Artillerie
gegen Artillerie (Keegan 1978 S 167).
In Leuthen war der Bereich der Artillerie noch nicht so ausgeprägt, da die Masse an Artillerie
noch nicht zur Verfügung stand.
Während der Schlachten unter Friedrich II. bekam die Kavallerie ein hohes Maß an
Kampfkraft und sie trug entscheidend zu den Siegen bei Rossbach (1757) und Leuthe n bei.
Unter den Kavalleriegeneral Seydlitz wurden Schießen und Fußdienst in den Hintergrund
gedrängt und dem Reiten mehr Beachtung geschenkt (Duffy 1986 S 58).
Auch das österreichische Heer besaß eine starke Kavallerie sowie eine große Zahl leichter
irregulärer Reiter. Die Kavallerie dieser Armee konnte sich auf Erfahrungen aus den
langandauernden Kämpfen gegen das Heer des Osmanischen Reiches stützen.
In der Zeit des siebenjährigen Krieg gelang es der Kavallerie sehr effektiv gegen die
Infanterie vorzugehen.
Die dünnen Infanterielinien jener Zeit begegneten dem Kavallerieangriff voll Vertrauen in die
Wirkung ihres Feuers und schlugen den Angriff oft genug zurück. Doch wenn sie ins Wanken
gerieten, wie bei Hohenfriedberg und Zorndorf, war das Unheil nicht wieder gutzumachen.
Einsatz der Kavallerie in der Zeit der Befreiungskriege
Die bürgerliche Umgestaltung des Militärwesens im Gefolge der Französischen Revolution
von 1789 veränderte Struktur und Einsatzprinzipien. Es bildete sich eine strategische
Kavallerie heraus, die hauptsächlich aus schwerer Kavallerie bestand und in Brigaden,
Divisionen und Korps eingeteilt war. Sie hatte die Schlacht geschlossen und massiert
anzugreifen und dabei möglichst die Entscheidung herbeizuführen, in großer Tiefe
aufzuklären, die Bewegungen der Hauptkräfte zu verschleiern sowie den geschlagenen
Gegner zu verfolgen oder den eigenen Rückzug zu decken.
Diese Kavalleriemassen, die plötzlich an einem bestimmten Punkt des Schlachtfeldes
erschienen, haben oft entscheidend ge wirkt, aber sie haben niemals so glänzende Erfolge
errungen wie die Reiter Friedrichs des Großen.
Ein Beispiel dafür, wie Kavallerieattacken nicht geritten werden dürfen, war Murats großer
Angriff in der Schlacht bei Leipzig. Er formierte 5.000 Reiter zu einer tiefgegliederten Masse
und stürmte gegen die russische Infanterie vor, deren Angriff auf das Dorf Wachau gerade
zurückgeschlagen worden war. Die französische Reiterei näherte sich im Trab, in etwa 600
bis 800 Yard Entfernung von der Infanterie der Verbündeten fiel sie in kurzen Galopp. Durch
den nachgiebigen Boden waren die Pferde bald ermüdet, und bis sie die Karrees der
russischen Infanterie erreicht hatten, war der Angriffsschwung verausgabt.
Bereits in den Kriegen 1792 - 1815 hatte sich gezeigt, dass die zu Kolonnen formierte
Infanterie gegen Kavallerieattacken unempfindlicher geworden war. Die Fortschritte der
Waffentechnik erhöhten die Feuerkraft, ohne dass für Struktur, Ausrüstung und Taktik der
Kavallerie die entsprechenden Konsequenzen gezo gen wurden.
Die Ursache dafür ist zum Teil in der veränderten Taktik der Infanterie zu suchen, die
hauptsächlich unübersichtliches Gelände für ihre Operationen wählte und die Kavallerie stets
im Karree empfing; dadurch wurde es der Kavallerie erschwert, so große Siege zu erringen,
wie sie die preußischen Reiter über die langen dünnen Infanterielinien ihrer Gegner erlangt
hatten.
Königgrätz, der Wendepunkt der Kriegsführung
Die modernen Massenheere beruhten weitgehend auf der Ausschöpfung der nationalen
Möglichkeiten und so musste sich naturgemäß der Anteil der Infanterie erhöhen. Sie war
relativ leicht aufzubringen, auszurüsten, auszubilden und zu versorgen.
Die neuen weitreichenden Feuerwaffen und die damit zusammenhängende Taktik erlaubte
ihre Verwendung in fast jedem Gelände und für jeden Zweck. Demzufolge verlor die früher
so wichtige Kavallerie immer mehr an Bedeutung. Ein massierter Attackeneinsatz erschien
angesichts der gesteigerten Waffenwirkung nicht mehr von so großer Bedeutung. Nur in der
operativen Aufklärung im weiträumigen Bewegungskrieg oder während der Verfolgung
konnte ihre Daseinsberechtigung liegen.
Einen
wesentlichen
Beitrag
für
das
Zurückdrängen
der
Kavallerie
leistete
das
Zündnadelgewehr, welches in immer mehr Armeen zum Einsatz kam. Durch die hohe
Feuergeschwindigkeit konnten die Berittenen während einer Attacke 2-3-mal öfter als mit den
herkömmlichen Waffen bekämpft werden.
Zwar schienen Art und Weise des früheren Schlachteneinsatzes kaum mehr möglich, blieben
aber in manchen Fällen nicht ganz ausgeschlossen. Nun lag die Hauptaufgabe der Reiterei in
der Aufklärung, in schneller, rascher Feindumgehung und einer nachhaltigen Verfolgung.
Kavalleristen sollten nicht nur vollendet reiten können, sondern auch bei Bedarf abgesessen
im Feuergefecht Bedeutendes leisten.
Die Reiterei war über Jahrhunderte Bestandteil eines jeden Heeres und wurde in
verschiedensten Varianten eingesetzt.
Eines war aber immer Ausschlaggebend für einen effektiven und durchschlagenden Einsatz
der Kavallerie:
Ø Die Wucht der einen Masse, welche die andere zum Wanken bringt und zerschmettert.
Ø Die psychologische Wirkung der heranpreschenden Reiterei auf schlecht ausgebildete
und im geringen Maße motivierte Infanterieeinheit war von verheerender Wirkung.
Ø Das moralische Element, die Tapferkeit, wird hier sogleich in materielle Gewalt
umgewandelt. Die tapferste Eskadron wird mit dem größten Selbstvertrauen, mit
größter Entschlusskraft, Schnelligkeit und mit größtem Zusammenhalt weiter reiten.
Ø Daher kommt es, dass keine Kavallerie Großes leisten kann, wenn sie nicht viel
"Schneid" dabei aufweist.
Ø Doch sobald sich die Reihen der einen Seite auflösen, treten die Säbel und mit ihnen
das reiterliche Können des Einzelnen in Aktion. Zumindest ein Teil der siegreichen
Truppe muss seine taktische Formation ebenfalls aufgeben, um mit dem Säbel die
Früchte des Sieges zu ernten.
So entscheidet der erfolgreiche Angriff zugleich das Treffen; aber wenn der Sieg nicht durch
die Verfolgung und durch den Einzelkampf genutzt wird, wäre er verhältnismäßig wertlos.