5. Die Uniformentwicklung der NVA, der

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5. Die Uniformentwicklung der NVA, der
außer Offiziere – erhielten ihn kostenlos. Der bisherige Sommermantel aus gummiertem Gewebe wurde bis einschließlich 1972 noch
aufgetragen.
Aufgrund des Befehls Nr. 148/69 des Ministers für Nationale Verteidigung der DDR vom 5. Dezember 1969 erhielten Soldaten und
Unteroffiziere auf Zeit der Landstreitkräfte und der LSK/LV 1970 wieder das schwarze Lederkoppel mit Schloß. Es war etwas verändert
worden, d.h., die Koppelhaken befanden sich im Koppelschloß.
Ein neuer Kampfanzug verbesserte ab 1970 erheblich die Ausstattung der Angehörigen der fahrenden Volksmarineeinheiten. Äußerlich im wesentlichen gleichbleibend, seien doch die neue
Gewebezusammensetzung(Polyamidseide) mit Spezialbeschichtung
und die nahtarme Gestaltung besonders hervorgehoben.
Im einzelnen bestand der bis 1990 verwendete Kampfanzug verbesserter Ausführung nur noch aus zwei Stücken – der Hose mit
enganliegenden Beinmanschetten und Hosenträgern und der Jacke
mit innen eingearbeiteter Schwimmweste mit Rettungsgurt und
Sicherheitsleine. Die Jacke lief oben in einer Kapuze aus, die mit
einer Spezialleuchtfarbe überzogen war und einen verstärkt gepolsterten Kinnverschluß hatte. Die Jacke konnte mit Knebeln und Plastdruckknöpfen sicher geschlossen werden. Vervollständigt wurde sie
durch den Rettungsgurt mit einer kleinen versteiften Rückenstütze,
der vorn ein Metallring eingearbeitet war. Hier konnte im Bedarfsfall
das Rettungsseil eingehakt werden, mit dem über Bord gegangene
Besatzungsmitglieder geborgen werden konnten. Neu war an der
Gefechtsuniform der Volksmarine ein Sichtfenster auf der linken
Brustseite, hinter dem die Rollennummer des Trägers, d.h. seine
Funktionsnummer an Bord, sichtbar war. Das war eine notwendige
Information, da am Kampfanzug der Volksmarine sonst keine Dienstgrad- oder Laufbahnabzeichen befestigt wurden. Gummistiefel,
Schutzmaskentasche mit Schutzmaske und Schutzhandschuhe sowie der Stahlhelm vervollständigten die Gefechtsuniform.
Auf kleinen Torpedoschnellbooten wurden die Besatzungsmitglieder statt mit dem Stahlhelm mit Spezialhelmen ausgerüstet, die den
notwendigen Schallschutz garantierten. Da die Besatzungsmitglieder dieser KTS-Boote untereinander keinen Sichtkontakt hatten,
waren in diesen Helmen auch Kopfhörer für die Befehlsübermittlung
eingebaut.
Die neue Gefechtsuniform erfüllte optimal drei Funktionen: Sie
bot Schutz vor Massenvernichtungsmitteln, schirmte Kälte und Nässe bei Tätigkeiten an Oberdeck ab und war zugleich persönliches
Rettungsmittel mit einem Auftrieb von 16 Kilopond. Sie bewährte
sich unter den verschiedensten Gefechts- und Einsatzbedingungen
hervorragend. Trotz ihrer Mehrzweckfunktion bot sie ihrem Träger
volle Bewegungsfreiheit. Das bekleidungsphysiologische Wohlbefinden wurde unterstützt durch das Vermögen, Luft durchzulassen,
Wärme zu leiten und sie zu halten. Die Angehörigen der fahrenden
Einheiten der Volksmarine führten auch eine Tragetasche aus dem
Material des Kampfanzuges sowie Farbbeutel und Schrillpfeife zur
optischen und akustischen Signalgebung in Gefahrensituationen mit
sich.
Nationale Verteidigung der DDR, Uniformen offener Fasson für die
Angehörigen dieser Waffengattung der Landstreitkräfte in diesem
Jahr einzuführen. Der dazu entsprechende Befehl Nr. 124/69 des
Ministers für Nationale Verteidigung der DDR, Armeegeneral H.
Hoffmann, und die Durchführungsanordnung seines Stellvertreters
und Chefs Rückwärtige Dienste der NVA, Generalmajor W. Allenstein, datierten vom 9. Oktober 1969.
Was hatte sich an den Uniformen geändert? Von nun an gehörte
eine orangefarbene Baskenmütze als sichtbarstes äußeres Zeichen
zur Parade- und Ausgangsuniform aller Fallschirmjäger. Auch die
steingraue Baskenmütze, die zum Dienst aufgesetzt wurde, erhielt
eine veränderte Form und war jetzt aus Streichgarn gefertigt. Die
neue Uniformjacke für Soldaten und Unteroffiziere war aufgrund ihrer Fassonausführung im Ausgang offen und zusammen mit einem
silbergrauen Uniformhemd und einem dunkelgrauen Binder, im Dienst
ohne Hemd geschlossen zu tragen. Die Offiziere erhielten ebenfalls,
aber für alle Uniformarten, eine Uniformjacke offener Fasson, wie
sie die Offiziere der LSK/LV der NVA bereits hatten. Hinzu kamen
auch das silbergraue Uniformhemd und der dunkelgraue Binder.
Sowohl bei der Uniformjacke als auch beim Uniformmantel war der
Kragen aus dem Grundtuch des Mantels gefertigt.
Neugestaltete Kragenspiegel machten die an den Ärmeln der
Uniformjacken angebrachten Dienstlaufbahnabzeichen überflüssig.
Es handelte sich um die auch heute noch üblichen Kragenspiegel
aus orangefarbenem Tuch mit einem silberfarbenen stilisierten Fallschirm und einer Schwinge für die Soldaten und Unteroffiziere sowie
einer zusätzlichen Umrandung der Kragenspiegel mit silberfarbener
Kordel für die Offiziere. Diese Kragenspiegel waren wie bei den Luftstreitkräften der NVA auch auf die Kragen der Uniformmäntel genäht. Ansonsten blieb die weiße Paspelierung an den Uniformen der
Fallschirmjäger unverändert erhalten.
Durch die Einführung dieser Uniform wurden die Fallschirmjäger
– wie es in der Begründung hieß – entsprechend ihrer Bedeutung
weiter hervorgehoben. Die neue Uniform verlieh den Fallschirmjägern im Ausgang ein sehr repräsentatives Aussehen. Zugleich war
damit die Richtung bestimmt, die für die Uniformierung der Landstreitkräfte künftig auf der Tagesordnung stand.
Generell unterstreicht das Bild, das die Soldaten, Matrosen, Unteroffiziere, Maate, Meister, Offiziere, Generale und Admirale 1970
boten, daß die Staatsführung der DDR auch in den 1960er Jahren
der Versorgung der Streitkräfte der Republik mit zweckmäßiger
Kampf-, Dienst- und Repräsentationsbekleidung stets ihre Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Uniformen offener Fasson für die Fallschirmjäger 1969/1970
Eine der bemerkenswertesten Änderungen ihrer Uniformierung
erfuhren die Fallschirmjäger der NVA Ende der 1960er Jahre. Anfang September 1969 beschloß die Leitung des Ministeriums für
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5. Die Uniformentwicklung der NVA, der Grenztruppen und der Zivilverteidigung der DDR
in den 1970er Jahren
An der Schwelle zu den 1970er Jahren wurde sowohl in den internationalen als auch den innerdeutschen Beziehungen eine relative
Entspannung erreicht, zu der nicht zuletzt die Treffen der Regierungschefs der beiden deutschen Staaten W. Brandt und W. Stoph
in Kassel und Erfurt beigetragen hatten. Entgegen diesem Trend
wurde zeitgleich in der DDR ein Prozeß der verstärkten Abgrenzung
eingeleitet, der in der propagandistischen These von einem „sozialistischen Staat deutscher Nation „seinen Ausdruck fand und sich in
der Umbenennung vieler Institutionen mit dem Zusatz „der DDR“
manifestierte. Diese angemaßte nationale Eigenentwicklung fand in
den 70 er Jahren auch Umsetzung in Details der Uniformierung der
nationalen Streitkräfte der DDR.
Die Verteidigungsausgaben sowohl der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR hatten sich nicht verringert. Die Bundesrepublik gab für Militärisches 22,65 Milliarden DM und die DDR 6,7 Milliarden Mark der DDR aus. Das waren im Westen pro Kopf der Bevölkerung 368 DM und im Osten 390 Mark.
Je 1 000 Einwohner waren in der Bundesrepublik reichlich acht
und in der DDR elf ständige und 18 nichtständige Waffen- und
Uniformträger zu unterhalten.
Während es in der Bundesrepublik vor allem Personalausgaben
waren, die den Großteil der Verteidigungsausgaben ausmachten,
wurden in der DDR die Mittel konzentrierter für eine kontinuierliche
Modernisierung und Neuausrüstung der Teilstreitkräfte, Waffengattungen, Spezialtruppen und Dienste ausgegeben. Das schloß auch
die persönliche Ausrüstung und Bekleidung der Uniformträger mit
ein.
Die Landstreitkräfte der NVA wurden in der ersten Hälfte der 1970er
Jahre mit weiterentwickelten operativ-taktischen und taktischen Raketen ausgerüstet. Neue Artilleriesysteme wie die 122-mm-Haubitze
D-30, die 150-mm-Kanonenhaubitze D-20 und der auf dem Trägerfahrzeug Tatra 813 montierte Geschoßwerfer RM-70 mit Nachladeeinrichtung trugen spürbar zur Erhöhung der Feuerkraft bei. Die bedeutsamste Veränderung war die Ausrüstung der mot. Schützentruppen mit dem sowjetischen Schützenpanzer BMP-1. Die Abwehrmöglichkeiten der Truppenluftabwehr wuchsen durch die Einführung
der Ein-Mann-Fla-Rakete „Strela II“ in die mot. Schützenkompanien,
von Fla-Raketenkomplexen in die mot. Schützenregimenter und von
Mehrfach-Raketenstartrampen einschließlich automatischer
Feuerleitkomplexe in die Divisionen der Landstreitkräfte.
Den Fla-Raketentruppen der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der
NVA wurden moderne Fla-Raketen und Feuerleitsysteme zur Abwehr gegnerischer Luftangriffsmittel zugeführt Die Jagdfliegerkräfte
erhielten die modifizierten Abfang-Jagdflugzeuge MiG-21 MF mit
stärkerer Bewaffnung, höherer Triebwerkleistung und universellen
Einsatzmöglichkeiten.
Am 1.Dezember 1971, dem Beginn des Ausbildungsjahres 1971/
72, wurde die Volksmarine in den gemeinsamen Gefechtsdienst der
Ostseeflotten der Warschauer Vertragsstaaten einbezogen. Die neugebildeten Raketen- und Torpedoschnellbootbrigaden erhielten moderne Kampftechnik. Anstelle der leichten Torpedoschnellboote der
Typen „Wolgast“ und „Berlin“ traten Anfang der 1970er Jahre kleine
Torpedoschnellboote Typ 131 mit wesentlich verbesserten Gefechtseigenschaften. Kampfwert, Einsatzmöglichkeiten und Aktionsradius
der fahrenden Einheiten der Volksmarine erhöhten sich außerdem
durch die Indienststellung von mittleren Landungsschiffen und von
Hochseeversorgern.
5.1 Über die Weiterentwicklung der Uniformierung
der NVA und der Grenztruppen der DDR in der
ersten Hälfte der 1970er Jahre
Die Ausbildung und der Dienst an und mit neuer Militärtechnik
sowie deren Wartung und Pflege erforderten auch eine entsprechend
angepaßte Bekleidung und Ausrüstung der Besatzungen und Bedienungen, die schrittweise entwickelt und eingeführt wurde. Diese objektiven Erfordernisse und ein Beschluß des Ministerrats der DDR
„über Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Berufssoldaten
und zur Verbesserung der Dienst- und Lebensbedingungen der
Armeeangehörigen“ vom 5. Juli 1972 leiteten weitgehende Veränderungen in der Uniformierung der NVA, der Grenztruppen und der
Zivilverteidigung der DDR ein, die ihren Niederschlag in einer neuen
Uniformvorschrift fand.
Zur Bekleidungsvorschrift von 1971/1972
Die neue Bekleidungsvorschrift der NVA, die „DV 010/0/005 Uniformarten und ihre Trageweise“, die am 1. Juni 1971 in Kraft
gesetzt wurde und damit die Vorschrift von 1965 ablöste, aber erst
1972 in gedruckter Form in der Truppe vorlag, schrieb die aktuelle
Während der Lehrveranstaltungen tragen Fachlehrer und Offiziershörer der Militärakademie „Friedrich Engels“ die 1972 eingeführte
Stabsdienstuniform.
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