Abschlussbericht AMZ

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Abschlussbericht AMZ
Für den Inhalt verantwortlich:
Mag. Bernhard Scharmer
Layout:
Mag. Stefan Eberhard
Daniel Hafele
Telfs, am 31.01.2004
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Inhaltsve rzeichnis
I) Einleitende Vorworte
Vorwort von Dr. Fritz Staudigl
Vorwort von Bürgermeister Helmut Kopp
Vorwort von Andreas Bstieler
Vorwort von Mag. Ewald Heinz
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II) Projektinfos, Teilnehmer, Memorandum, Feedback
1) Memorandum zur Ernennung als Botschafter der
Friedensglocke des Alpenraumes 2003
2) Feedback der Projektleitung
3) Teilnehmer von Alpinismus mit Zukunft?
4) Projektteam von Alpinismus mit Zukunft?
5) Projekttagebuch
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III) Tourenberichte der fünf Wochenenden
1) Erstes Alpinwochenende, Telfs
2) Zweites Alpinwochenende, Pontresina
3) Drittes Alpinwochenende, Toblach
4) Viertes Alpinwochenende, Garmisch-Partenkirchen
5) Fünftes Alpinwochenende, Telfs
6) Bergfilmfestival und Bergsymposium
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IV) Erörterungen zum Thema „Alpinismus mit Zukunft?“
1) „Geschichte des Alpinismus“ oder die Sinnfrage
2) Bergsport in fremden Ländern
3) Regelungsbedarf im Alpinsport? oder die Wichtigkeit
von Gesetzen, Tirol Deklaration, Fis Regeln
4) Praxistauglichkeit der Tirol Deklaration
am Beispiel des Projektes: „Alpinismus mit Zukunft?“
5) Jugend und Alpinsportarten
6) Zukunftsvisionen des Alpinsports
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I)
Einleitende Vorworte
Vorwort von Dr. Fritz Staudigl
Leiter der Geschäftsstelle der ARGE ALP
Zur nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums, die die Arge Alp auf
ihre Fahnen geschrieben hat, gehört auch ein behutsamer Umgang mit
dem Naturerbe der Berge als Lebensgrundlage der Bevölkerung und
wichtige Basis des Tourismus.
In seiner Auseinandersetzung mit der Tirol Deklaration, einem von
namhaften AlpinistInnen und alpinen Verbänden getragenen Dokument
über das richtige Verhalten in den Bergen, hat das Arge Alp-Projekt
„Alpinismus mit Zukunft“ dieses Prinzip der verantwortungsvollen Nutzung der natürlichen
Ressourcen konkretisiert und auf die Ausübung verschiedener Spielarten des Bergsports
umgelegt. Dabei hat sich gezeigt, dass von den ökologischen Notwendigkeiten des sensiblen
Alpenraums geprägte Antworten auf ethische Fragen des Bergsteigens nicht nur für die relativ
geringe Anzahl von SpitzenalpinistInnen von Bedeutung sind, sondern ge rade im
Breitensportbereich Wirkung entfalten.
Als Leiter der Arge Alp-Geschäftsstelle freut es mich besonders, dass das Projekt
bergbegeisterten Jugendlichen aus verschiedenen Regionen der Arge Alp ermöglicht hat,
gemeinsam unterwegs zu sein und Ergebnis se zu erzielen, die sich sehen lassen können. Die
ProjektteilnehmerInnen haben damit der Bürgernähe und Lebendigkeit unserer
Arbeitsgemeinschaft ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Dr. Fritz Staudigl
Leiter der Geschäftsstelle der ARGE ALP
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Vorwort von Helmut Kopp
Bürgermeister der Marktgemeinde Telfs
Telfs als Zentrum junger Alpinisten!
In der Feierstunde zum Abschluss der 7. Festwoche des Alpenraumes
wurden 33 junge Alpinisten zu Botschaftern der Friedensglocke
ernannt. Das ist etwas Besonderes und hat Signalwirkung. Denn im
Regelfall werden mit der Würde eines Friedensbotschafters Menschen
bzw. Initiativen für jahrelange Aktivitäten oder ihr gesamtes
Lebenswerk bedacht.
In der gemeinsamen Erklärung, die von zwei Vertretern Mag. Riki Meindl aus Salzburg und
Chistoph Jud aus der Schweiz vorgetragen wurde, hat mir ein Satz besonders gefallen: „Die
Suche nach dem kurzzeitigen Kick steht für uns nicht im Vordergrund.“ Das zeigt, dass die
Jugend den Alpenraum mit Verantwortung betrachtet, ihre Schritte in den Bergen vorsichtig setzt
und nicht gedankenlos auf dem Dach der Welt herumtrampelt.
Worauf ich natürlich besonders stolz bin ist, dass die Initiative zu „Alpinismus mit Zukunft“ von
Telfs ausging. Das beweist, dass in der Sektion Hohe Munde des Alpenvereins junge Menschen
mitarbeiten, die sich über die Zukunft des Alpenraums ernsthafte Gedanken machen.
Telfs wurde auf diese Weise 31 Jahre nach Gründung der Arge Alp zum Mittelpunkt junger
Alpinisten aus vielen Regionen der Arge Alp. Die neu ernannten Botschafter haben die Chance,
ein Leben lang ihre gemeinsam gewonnenen Erkenntnisse durch gutes Βeispiel in die Welt
hinaus zu tragen.
Helmut Kopp
Bürgermeister der Marktgemeinde Telfs
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Vorwort von Andreas Bstieler
Vorsitzender der Sektion Hohe-Munde Telfs
Die wundersame Wandlung eines Fragezeichens zum Ausrufezeichen
Das Projekt "Alpinismus mit Zukunft?" ist wohl in vielerlei Hinsicht
einzigartig. Nicht nur in unserer Region, sondern weit über unsere
Bezirks- und Landesgrenzen hinaus, hat es sich herumgesprochen: "33
junge Alpinsportbegeisterte begeben sich auf die Suche - im Rahmen von
gemeinsam durchgeführten Bergtouren - nach dem Sinn (oder Unsinn)
und der Zukunft des modernen Alpinismus."
Erstmals war nicht die Expertenmeinung gefragt. Ganz bewusst wurden
die Gedanken und Ansichten von Jugendlichen eingeholt. Erstmals haben
sich junge Menschen aus den Regionen der Alpen über Alpin- Geschichte,
ethische Grundsätze, Konfliktpotentiale und Zukunftsvisionen des
Alpinismus ernsthaft auseinander gesetzt und sich im Rahmen eines gelungenen
Bergsymposiums tapfer den durchaus kritischen Wortmeldungen von "Alpinpromis" gestellt.
Erstmals haben sich an die siebzig am Bergsport interessierte Persönlichkeiten aus der Region
versammelt, und konstruktiv Meinungen ausgetauscht, Antworten gefunden und neue Fragen
aufgeworfen. Erstmals wurden 33 junge Menschen mit dem Status des Botschafters ausgestattet,
und mit der Aufgabe betraut, ihre Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt an alle
Bergsportbegeisterte ihrer Region weiter zu vermitteln.
Alle Beteiligten in sämtlichen Alters- und Neigungsgruppen waren mit Herzblut bei der Sache.
Man konnte deutlich fühlen, wie sich in den Köpfen innovative Ideen, Lösungsansätze und neue
Ziele entwickelten, Energien frei wurden und sich in eine Art Aufbruchstimmung wandelten.
Wer dies persönlich miterleben durfte, wird mir wohl gerne zustimmen, wenn ich behaupte, dass
die Zukunft des Alpinismus(!) bereits begonnen hat und gar nicht erst in Frage gestellt werden
muss.
Bei aller Bescheidenheit blicke ich mit einem angemessenen Maß an Stolz auf dieses tolle
Projekt zurück. Mit viel Engagement und hoher Kompetenz hat die Sektion Hohe-Munde Telfs
nicht nur die bergsteigerische Führung sondern auch die Gesamtorganisation des Projektes
ausgeführt. Für diese bravouröse Leistung möchte ich mich an dieser Stelle besonders bei dem
Projektteam, allen Mitarbeitern der Sektion, der ARGE-ALP und den zahlreichen Sponsoren
bedanken.
Andreas Bstieler
Österreichischer Alpenverein
Vorsitzender der Sektion Hohe-Munde Telfs
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Vorwort von Mag. Ewald Heinz
Festwoche des Alpenraumes – Intendanz
Am 12. Oktober 1997 wurde am Gründungsort der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer in Telfs/Mösern das 25-jährige
Jubiläum dieses ersten und ältesten grenzüberschreitenden Gefüges
im Alpenraum gefeiert.
Aus diesem Anlass entstand auf Initiative von Bürgermeister
Helmut Kopp und der Gemeinden Bayerns, Tirols und Südtirols
die Friedensglocke des Alpenraumes, die damals zum ersten Mal
von Altlandeshauptmann Dr. Silvius Magnago geläutet wurde und
seitdem täglich um 17:00 Uhr für den Frieden und die gute
Nachbarschaft im Alpenraum läutet.
Um diese Botschaft der Friedensglocke lebendig zu erhalten, wird jährlich eine Festwoche des
Alpenraumes mit grenzüberschreitenden Begegnungen, inhaltlichem Gedankenaustausch und
kulturellen Entfaltungen des Alpenraume s gefeiert.
Die 100. Veranstaltung dieser Festwochen sollte ein besonderer Höhepunkt werden:
auf Anregung der MitarbeiterInnen in der Geschäftsstelle der ARGE ALP wurde ein Projekt:
„Alpinismus mit Zukunft?“ angedacht. Nachdem mit dem ÖAV Telfs – Sektion Hohe Munde
und deren junger Adventuregroup ein hochmotivierter Projektträger gefunden wurde, der
Leitungsausschuss der ARGE ALP die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen konnte,
fanden sich 33 junge AlpinistInnen, um den Zukunftsfragen des Alpinismus in Theorie und
Praxis nachzugehen.
Der vorliegende Schlussbericht zeugt von der gehaltvollen Arbeit, dem Ernst und der hohen
Verantwortung aller Beteiligten.
Jährlich werden auch drei Botschafter der Friedensglocke des Alpenraumes ernannt: Menschen,
die durch ihr Wirken im Sinne der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Vorbildliches
geleistet haben und leisten. Als in der Mitte des Projektablaufes klar wurde, dass die 33 jungen
Alpinisten dieser Vorgabe und Erwartung entsprechen, wurde erstmalig einer jugendlichen
Gruppe diese Würdigung am 12. Oktober 2003 zuteil.
Es ist zu hoffen, dass diese Ehrung auch als Auftrag verstanden wird, um den umfassenden
Friedensgedanken in den konkreten Schritten des Alpinismus bestmöglich zu verwirklichen.
Ein herzlicher Dank gebührt allen, die als Beteiligte, Verantwortliche und Förderer dieses
Projekt gestaltet und getragen haben.
Ewald Heinz
Festwoche des Alpenraumes
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II) Projektinfos – Teilnehmer, Memorandum, Feedback
1)
Memorandum zur Ernennung als Botschafter der
Friedensglocke des Alpenraumes 2003
Unter der Schirmherrschaft der ArgeAlp haben wir uns an vier Wochenenden 2003
aufgemacht, Abenteuer zu erleben. Nicht nur in den Bergen, in denen wir alle soviel Zeit
verbringen und die uns soviel bedeuten, erlebten wir vieles, auch das Gemeinsame, das
Zusammenfinden so vieler Individualisten sorgte für Spannung. Unterschiedliche Einflüsse
durch Herkunft, Sprache und Interessen galt es zu verarbeiten. Besonders diese
Vielschichtigkeit ist das große Plus unseres Pro jekts „Alpinismus mit Zukunft?“. Denn
auch wir hatten ein gemeinsames Ziel: Der Austausch von Meinungen und die Diskussion
relevanter, drängender Themen rund um unsere Berge. Und nur diese Verschiedenheit
ergab den notwendigen Input, um Erkenntnisse zu ent wickeln, die über diese
Veranstaltung hinaus Bestand haben sollen. Unserer Ansicht nach war es dringend an der
Zeit, auch die Jugend, den alpinen Nachwuchs, zu Wort kommen zu lassen. Bei diversen
alpinen Kongressen in der Vergangenheit ist dies nicht geschehen. Im Laufe unserer
gemeinsamen Wochenenden kristallisierten sich sechs Themengebiete heraus, die uns
besonders interessieren, von denen wir glauben, dass ein Statement der jungen Generation
schon längst fällig war.
Geschichte des Alpinsports und die Frage nach dem Sinn
„Wir achten die herausragenden Leistungen der Vergangenheit und betrachten diese als
Grundstock, auf dem wir aufbauen. Wir geben acht, dieses Erbe in Ehren zu halten und geben
die ethischen Grundsätze an die kommenden Generationen weiter.“
Bergsport in fremden Ländern
„Bergsport in fremden Ländern bedeutet für uns vor allem auch die Auseinandersetzung mit
Kultur. Wir wollen nicht die gläserne Glocke, die uns von fremden Einflüssen abschirmt. Daher
werden wir mit offenen Armen in diese Lä nder gehen und vorab bereits zuhause erste
Informationen sammeln. Dabei sehen wir uns nicht als Entwicklungshelfer, sondern sind uns
bewusst, dass beide Kulturen von einem Kontakt profitieren.“
Regelungsbedarf im Alpinsport
„Regeln werden als Reaktion auf potentielle Konflikte gesehen und als solche akzeptiert. Regeln
sind notwendig, wenn die Unversehrtheit von Personen oder der Umwelt gefährdet ist. Aufgrund
der steigenden Popularität des Bergsports werden zukünftig auch in bislang ungeregelten
Bereichen Regelungen nötig sein. Wichtig ist für uns gerade im Bergsport, dass diese Regeln
eine breite Anerkennung finden.“
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Die Praxistauglichkeit der Tirol Deklaration
„Die Tirol Deklaration ist ein wichtiger erster Schritt in unserem Sinne. Die Umsetzung in der
Praxis stellt für uns geringe Einschränkungen unserer Freiheit dar, die wir im Sinne eines
positiven gemeinsamen Bergerlebnisses akzeptieren und leben werden.“
Jugend und Alpinsport
„Motive für den Bergsport gibt es viele. Dabei unterscheiden sich unsere Beweggründe, in die
Berge zu gehen, nicht wesentlich von denen früherer Zeiten. Die Suche nach dem kurzzeitigen
Kick steht auch für uns nicht im Vordergrund. Was vielmehr zählt, ist die Gemeinschaft und die
ehrliche Leistung.“
Zukunftsvisionen
„Nur darauf zu warten, dass sich die Zukunft ergibt, genügt uns nicht. Alpinismus mit Zukunft
ist für uns der erste Schritt, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und Schritt für Schritt nach
unseren Vorstellungen positiv zu gestalten.“
Abschluss
Abschließend möchten wir betonen, dass es uns trotz der erwähnten Unterschiede der
Teilnehmer gelungen ist, ein wunderschöne Zeit in den alpinen Gegenden der ArgeAlp-Länder
zu erleben. Als Ergebnis dieses Projektes stellen wir fest: Um die Zukunft des Alpinismus steht
es nicht schlecht, sondern wir sehen hoffnungsfroh nach vorne und sind uns bewusst, dass es an
uns liegt, die Zukunft mitzugestalten.
Telfs/Mösern am 12. Oktober 2003
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2)
Feedback der Projektleitung
Liebe Bergfreunde!
Anlässlich des „Jahr der Berge “ wurde von der ARGE ALP in Zusammenarbeit mit dem ÖAV
Telfs die Idee geboren, die Richtlinien der Tirol Deklaration in der Praxis mit jugendlichen
Alpinisten aus den 11 Regionen der ARGE ALP zu testen, umzusetzen und zu diskutieren. Aus
diesem Gedanken he raus ist ein abenteuerliches Berg-Projekt der Superlative entstanden. Der
ÖAV Telfs als Projektträger übernahm die bergsteigerische und verwaltungstechnische
Koordination dieses - Grenzen überschreitenden - Projektes. Weitere Details zu den fünf
Alpinwoche nenden, den Teilnehmern, dem Projektergebnis und dem Abschlusswochenende
kann man auf unseren homepages: www.telfs.com/alpinwoche & www.alpenverein.at/hohemunde nachlesen.
Alpinweekends & Teilnehmer
Jedes einzelne Alpinweekend war ein eigenes kleines Kunstwerk für sich, vom Wetter
angefangen bis zur Organisation und den Gipfelsiegen bleibt für Kritik relativ wenig Platz.
Neben sportlichen Erfolgen wie zB der Gipfelsieg am Piz Palü, Ötztaler Wildspitze und an den 3
Zinnen, blieb auch noch genügend Freiraum für sonstige Outdoor-Aktivitäten, wie Eis- und
Felsklettern, Mtb-Touren, und natürlich interessanten Diskussionen im Spannungsfeld ÖkologieWirtschaft-Jugend-Ethik. Unsere Teilnehmer waren nicht nur besonders gute Bergsteiger,
sondern noch bessere und enthusiastische Diskutierer. Trotz langen anstrengenden OutdoorTagen waren die Teilnehmer immer für interessante Diskussion bereit und wirkten voller
Tatendrang mit.
Da Bergsteiger oft eher individuell eingestellt sind, freut es uns besonders, dass unsere bunte
Truppe aus 11 verschiedenen Regionen Europas zu einem großen motivierten Team
zusammengewachsen ist, alle 33 Teilnehmer bis zum Abschlussweekend aktiv im Projekt tätig
waren, und auch sichtlich Spaß daran hatten. Schlussendlich bleibt noch die Hoffnung, dass die
Teilnehmer auch den letzten Part ihrer Aufgabe wahrnehmen werden, und die Botschaft
„Alpinismus mit Zukunft!“ in Form des gemeinsam ausgearbeiteten Memorandums in ihren
Regionen verbreiten werden. An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an die Teilnehmer für
den aktiven Einsatz während der Alpinweekends und die netten Geschenke am Abschlussabend
für das Projektteam! Ein Revival-Alpinweekend ist schon in Planung, aber mehr wird noch nicht
verraten....
Organisation & Projektteam
Auf Ersuchen der ARGE ALP übernahm die Gesamtkoordination des Großprojektes
„Alpinismus mit Zukunft?“ das junge motivierte Projektteam rund um Mag. Bernhard Scharmer
von der „Adventuregroup“ des ÖAV Telfs. Dieses Team hat sich zum Ziel gesetzt, ein
interessantes, abenteuerreiches und konstruktives Projekt im Namen der ARGE ALP für junge
Menschen aus ganz Europa abzuwickeln und nebenbei noch Freude und Spaß daran zu haben;
dies ist uns trotz langen Sitzungen oft bis in die späte Nacht hinein und zeitaufwändigen
Organisationstätigkeiten bestens geglückt.
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Besonders erwähnenswert und erfreulich ist, dass das gesamte rein ehrenamtlich fungierende
Team des ÖAV Telfs bis zum erfolgreichen Abschlusswochenende voller Tatendrang dabei war
und sich mit dem gesamten Projekt voll identifizieren konnte; an dieser Stelle ein herzlicher
Dank an alle „aktiven Mitarbeiter“ dieses Projektes!
Abschlusswochenende & Projekt-Ergebnis
Ein Filmfestival, von dem man in Telfs und Umgebung noch lange sprechen wird, bildete den
Abschluss der Veranstaltung „Alpinismus mit Zukunft?“. Ausgewählte Bergfilme und
abenteuerreiche Multimedia-Shows zwischen Fels, Eis und Wildwasser bildeten das bunte
Programm, von dem Jung und Alt begeistert waren. Über 600 interessierte Bergsteiger durften
dabei begrüßt werden.
Den inhaltlichen Schlusspunkt setzte das Bergsymposium im Hotel Inntalerhof, bei welchem
unsere brisanten Themen über Jugend, Alpinsport, Wirtschaft und Ökologie in Form von
Kurzreferaten der Teilnehmer diversen Bergpersönlichkeiten wie Wolfgang Nairz, Heinz Zak,
Mag. Michael Larcher, Hanspeter Eisendle etc und der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die
Vorträge der jungen Botschafter waren insgesamt sehr hochwertig und interessant, ein positives
feedback war von mehreren kompetenten Stellen zu vernehmen.
Da den Projektteilnehmern und dem Projektteam die Ehre zugekommen ist, zu Botschaftern der
Friedensglocke ernannt zu werden, fand zum Abschluss der offizielle sehr gut organisierte Akt
der Botschafter-Ernennung bei der Friedensglocke des Alpenraumes in Mösern statt; insgesamt
betrachtet – ein interessantes Abschlusswochenende der Superlative!
Resümee des Projektträgers
Dieses Projekt ist in unserer Region einzigartig und hat in beeindruckender Weise aufgezeigt,
dass unsere Jugend nicht nur willens sondern auch geradezu berufen ist, die Gestaltung des
Alpinismus der Zukunft kompetent und zugleich verantwortungsbewusst zu übernehmen.
Mit bergsteigerischen Grüßen & besten Erinnerungen an dieses Projekt!
das Projektteam:
Daniel, Simon, Florian, Daniel, Klaus, Stefan, Franz, Hansjörg, Ewald, Burghard
& Bernhard
Kontakt & Infos:
Mag. Bernhard Scharmer
[email protected]
0676/83038/213
www.telfs.com/alpinwoche
www.alpenverein.at/hohe- munde
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7. FESTWOCHE DES ALPENRAUMES
Eine Aktion der ARGE ALP
& des ÖAV Telfs - Sektion Hohe Munde
3)
Teilnehmer von Alpinismus mit Zukunft?
Im Jahr der Berge 2002 wurde von der ARGE ALP die Idee geboren, 33 jugendliche Alpinisten
aus allen elf ARGE ALP Ländern einzuladen, um die Praxistauglichkeit der Tirol Deklaration
und die Zukunft des Alpinsports zu untersuchen und in gemeinsamen Aktivitäten zu testen.
Sonja Bechter
Aron Böhler
Albert Faulwasser
Martin Flossmann
Martin Gasser
Andreas Gassner
Daniel Hafele
Florian Hafele
Tobias Hafele
Stefan Holleis
Alex Hofer
Christoph Jud
Karen Kastenhofer
Kathrin Kröss
Martin Mayr
Riki Meindl
Nikolaus Obex
Vorarlberg
Vorarlberg
Baden-Württemberg
Tirol
Südtirol
Salzburg
Tirol
Tirol
Tirol
Salzburg
Südtirol
St. Gallen
Wien
Tirol
Steiermark
Salzburg
Tirol
Simon Pfandler
Thomas Pfisterer
Marie-Kathrin Philipp
Barbara Pöll
Marco Reitmeier
Stefan Richter
Hanna Schwarz
Lucia Steinhauser
Daniel Stockner
Aurelia Ullrich
Tobias Weissteiner
Florian Wieser
Armin Winkler
Florian Zeller
Yolanda Zeller
Walter Zieglmeier
Tirol
Salzburg
Tirol
Vorarlberg
Wien
Bayern
Wien
Bayern
Tirol
Vorarlberg
Südtirol
Tirol
Südtirol
Bayern
Schweiz
Bayern
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4)
Projektteam von Alpinismus mit Zukunft?
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5)
Projekttagebuch
An vier Wochenenden 2003 waren in dieser von der ArgeAlp initiierten und vom ÖAV Telfs
organisierten Veranstaltung junge Menschen am Berg unterwegs um gemeinsam zu erleben,
nachzudenken, zu diskutieren und Spaß zu haben. Insgesamt 33 junge Alpinisten aus den
ArgeAlp Ländern nahmen teil. An diesen Wochenenden wurden gemeinsam viele Varianten des
Bergsports ausgeübt. Daneben blieb genügend Freiraum für Inhalte, Diskussionen, Vorträge und
gegenseitiges Kennenlernen. Am fünften und abschließenden Wochenende präsentierte das
Team die Ergebnisse dieser Veranstaltungen der breiten Öffentlichkeit.
Projekttagebuch
Jänner 2002
Februar - November 2002
Dezember 2002
Projektstart unter der Schirmherrschaft der ARGE ALP
Konzeptausarbeitung und Organisation der Alpinwochen 2003
Auswahl der Teilnehmer
und Startschuss für ein abenteuerreiches Jahr 2003
2003 - Jahr des „Alpinismus mit Zukunft!“
Alpinweekend I (Österreich/Pitztal)
28.2-2.3.2003 – Kennenlernen - Kurzpräsentation Tirol Deklaration - Schitour Ötztaler
Wildspitz - Eiskletterparadies Pitztal
Alpinweekend II
(Schweiz/St. Moritz)
25.–27.4.2003 - Hochschitour Piz Palü – Spaltenbergungen – Keepwild Vortrag
Alpinweekend III
(Italien/Toblach)
27.-29.6.2003 - Große Zinne – Paternkofel – Vortrag über den 1. Weltkrieg –
Mountainbiketour Dürnsteinsee
Alpinweekend IV
(Deutschland/Garmisch-Partenkirchen)
29.-31.8.2003 – Klettern an der Alpspitz – Höllentalklamm – interessante Diskussionsrunden
zu unseren Themen
Endweekend
(Österreich/Telfs)
10.-12.10.2003 – Bergfilmfestival – Bergsymposium - Feierstunde zu Ehren der Botschafter
der Friedensglocke des Alpenraumes – Schnitzeljagd quer durch Telfs - Verabschiedung
Revival-Weekend
(Italien/Arco)
September 2004 im Kletterparadies Arco
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III) Tourenberichte der fünf Wochenenden
1)
Erstes Alpinwochenende, Telfs, Februar 2003
Das erste Alpinwochenende startete mit durchaus winterlichem Charakter. Am Programm stand
eine Skihochtour zur Wildspitze und eine absolut faszinierende Sportart: Eisklettern. Sowohl für
Anfänger als auch für Fortgeschrittene gab es im dafür bekannten Pitztal eine Menge
hervorragend geeigneter gefrorener Wasserfälle. In unserer Unterkunft, dem Hotel Tirolerhof in
Telfs, bekam jeder von uns gleich bei der Ankunft einen großen Karton als
„Willkommenspaket“. Darin enthalten waren einige Kataloge von Sportgeräteherstellern,
Kartenmaterial, einige Pickerl, ein Kapperl, ein Erste-Hilfe-Paket und sogar ein Handwärmer.
Zwei nützliche Materialkarabiner und ein “Gummi“ für die alpine Sicherheit bei Nacht waren
auch dabei.
Von der Bergstation der Stollenbahn auf 2.841 Meter fuhren wir
einige Schwünge hinab zu einem Schlepplift, der uns dann auf
3.166 Meter brachte. Ich bin die Benutzung von Liftanlagen bei
Skihochtouren kaum gewöhnt, muss aber einsehen, dass das
Vorhaben anders kaum in einem Tag bewältigbar gewesen wäre.
Ab dem Mittelbergjoch erfolgte der Aufstieg am Seil, um uns
herum eine faszinierende Hochgebirgslandschaft. Die letzten
Meter zum 3.668 Meter hohen Gipfel legten wir ohne Ski zurück.
Die technischen Schwierigkeiten hielten sich zwar in Grenzen, jedoch hatte der eine oder andere
sicherlich mit der dünnen Luft in dieser Höhe zu kämpfen. Der obere Teil der Abfahrt war in
Wolken gehüllt. Auf der Taschachalpe, etwa 2000 Meter weiter unten lachte uns dann aber
wieder die Sonne ins Gesicht.
Am Abend wurde uns die Tirol Deklaration und deren Inhalte von Rikki, einer der
Teilnehmerinnen präsentiert. Rikki ist Landesjugendreferentin und verstand es, die Ziele der
Deklaration, die Rahmenbedingungen, unter der sie erstellt wurde, aber auch die Schwachstellen
kritisch zu erklären. Gemeinsam diskut ierten wir über die acht Schwerpunktthemen der
Deklaration.
Am nächsten Tag wurden die Ski gegen Steigeisen und die Stöcke
gegen Eisgeräte getauscht. Wer Eiskletterausrüstung nicht sein eigen
nennen konnte, hatte das Glück, erstklassige Ausrüstung von „Austria
Alpin“ ausborgen zu können. Für einige von uns war das Gefühl, mit
ein paar Millimeter Metallfläche im fast senkrechten Fels zu stehen,
völlig neu. Da toprope (von oben gesichert) geklettert werden konnte,
war die Sache halb so gefährlich und doppelt so schön. Eis ist nicht
gleich Eis. Jeder Wasserfall hatte andere Eigenschaften hinsichtlich
Härte, Dicke und Güte des Eises. Mit diesen Erfahrungen
verabschiedete sich aufgrund des ungünstigen dramatischen
Temperaturanstiegs am Sonntagnachmittag das Eis von uns und bald
darauf wir von unserer Projektleitung.
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2)
Zweites Alpinwochenende, Pontresina, April 2003
Das Highlight des zweiten Alpinwochenendes war die Skibesteigung des Piz Palü in der
Schweiz. Die erste Nacht wurde im Hotel Bernina Suot verbracht, welches am Ende der Straße
von St. Moritz lag und eigentlich Hüttencharakter hatte. Der Wetterbericht war nur mäßig
überzeugend. Trotzdem fuhren wir am Samstag per Seilbahn zur Diavolezza Hütte auf 2.873
Meter hinauf. Nach etwa einer Stunde, in der das Matratzenlager bezogen wurde und wir uns
ausreichend akklimatisierten, wurde die weitere Vorgangsweise verkündet. Plan B wurde Plan A
vorangestellt; mit angeschnallten Ski ging es etwa 200 Höhemeter bergab zum Persgletscher.
Dort querten wir zu einem Gletscherbruch, wo sich einige riesige Spalten für
Spaltenbergungsübungen anboten. Während der Gletscherbegehung lockerten sich die dichten
Wolken etwas und die ersten gewaltigen Felsflanken der umliegenden Berge kamen langsam
zum Vorschein. Der Tag wurde für eine Vielzahl von Bergungsmethoden
genutzt, wobei mehrere Gruppen gebildet wurden und jeder einmal den
„Retter“ oder das „Opfer“ spielen durfte. Die meisten von uns wussten
bereits, das „Tote Männer“ graben nichts moralisch verwerfliches ist,
sondern den erste Schritt zur Spaltenbergung darstellt. Die vergrabenen
Verankerungen wurden so tief in den Schnee eingegraben, das man ein
Vielfaches eines Menschengewichts daran hängen hätte können. Am
Nachmittag wurde es so stürmig, dass man sich lieber in die ruhigen
Spalte als oben auf dem ausgesetzten Gletscher wünschte.
Am Abend stand ein Vortrag von Jan Gürke am Programm. Das Thema
lautete „Trendsportarten und Umweltschutz“ und veranschaulichte die aktuellen Hauptprobleme
des Bergsports. Diese können in drei Problemfelder Umweltbelastung, Nutzerkonflikte und
ethische Auffassungsunterschiede unterteilt werden. Die anschließend ins Rollen gebrachte
Diskussion zeigte, dass viele von uns im Vorfeld schon intensiv mit dieser Thematik konfrontiert
waren.
Obwohl der Gipfel des Piz Palü am nächsten Morgen um 6 Uhr noch hinter einigen Wolken
versteckt war, versprach der ansonsten wolkenlose Himmel ein herrliches Bergwetter. Also
machten wir uns über den frisch verschneiten Gletscher auf den Weg zum Piz Palü. Der
Normalweg führte an den berühmten großen Spalten vorbei, von denen sogar eine über eine
schmale Schneebrücke gequert wurde. Das Skidepot lag in einer Höhe von etwa 3.730 Meter auf
der Schulter des Piz Palü Ostgipfels. Von dort ging es in etwa 20 Minuten nur noch mit
Steigeisen weiter über den schmalen Grat zum Ostgipfel auf 3.882 Meter. Die Aussicht war nun
atemberaubend schön. Aus zeitlichen Gründen (es war bereits 12 Uhr vorbei) gingen wir nicht
mehr zum Hauptgipfel weiter. Die Abfahrt erfolgte zunächst am
Seil. Nachdem die heiklen Passagen überwunden waren, lag eine
gut 2000 Höhenmeter lange Abfahrt vor uns. Über den lang
gezogenen Vadret de Morteratsch ging es an der Bovalhütte
vorbei. Der Schnee in tieferen Lagen wurde zunehmend sulziger
und die letzten zwei, drei Kilometer mussten wir die Ski auf der
Schulter tragen, weil saftig grünes Gras den Frühling und das Ende
der Tour ankündigte.
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3)
Drittes Alpinwochenende, Toblach, Juli 2003
Das dritte Alpinwochenende fand in Südtirol, genauer genommen in
Toblach, statt. Unterkunft für beide Nächte war eine Jugendherberge mit
„Hotelqualität“. Am Programm standen ein Besuch der Drei Zinnen am
Samstag und eine Mountainbike-Tour über die Plätzwiese zur
Dürrensteinhütte am Sonntag. Für den Samstag wurden zwei Gruppen
gebildet; die eine führte eine Besteigung der Großen Zinne auf dem
Normalweg durch, die andere Gruppe umrundete auf historischen
Wegen, durch Tunnel und entlang einiger Steiganlangen die drei Zinnen.
Die klettertechnischen Schwierigkeiten am Normalweg auf die Große
Zinne überragten nie den 3. Schwierigkeitsgrad, weshalb die Tour für
alle zum Genuss wurde. Die anspruchsvollste Stelle war ein zehn Meter
hoher, teilweise etwas feuchter Kamin im mittleren Teil der Wand. Die Gipfelfreude war wegen
der grandiosen Aussicht groß, nur während des Abstieges mussten wir mit einem einbrechenden
Unwetter kämpfen. Doch der Regen blieb zum Glück aus.
Am Abend wurden verschiedene Projektthemen vorgestellt. Die Projektthemen umfassten
äußerst differenzierte Sichtweisen des Bergsports, zB. in Zusammenhang mit der Jugend, mit
dem Tourismus, mit der Entwicklung des Bergsports, mit der Zukunft und mit der Kultur in
anderen Ländern. Für jedes Thema wurde eine Arbeitsgruppe aus 5 bis 6 Mitgliedern gebildet,
welche die Ergebnis se, Meinungen und Erkenntnisse am Abschlusswochenende präsentieren
soll.
Der Sonntag galt ganz dem Drahtesel, welchen manche von uns
selbst mitgenommen haben, und manche vor Ort ausgeliehen
haben. Ziel der Radtour war die Dürrensteinhütte. Natürlich
zerstreute sich das Feld entlang des schönen Radwegs ein wenig,
vor allem der Anstieg ab dem Gasthaus Plätzwiese forderte von
jedem sein Individualtempo. Trotzdem erreichten wir alle etwa zur
selben Zeit die Dürrensteinhütte. Wer Lust hatte, konnte sogar mit
dem Rad bis auf den nahen Gipfel des Strudelkopfs fahren. Als
Belohnung gab es eine rasante Abfahrt mit großartigem Dolomitenhintergrund. Die Rückfahrt
nach Toblach erfolgte über Schluderbach. Bald nach dem kleinen Ort wurde ein traumhafter See
entdeckt, der natürlich zum Baden einlud. Je nach vorhandener Restenergie wurde das letzte
Wegstück zurück nach Toblach mehr oder weniger schnell absolviert; zur abschließenden
Brettljausen kam aber jeder noch rechtzeitig.
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4)
Viertes Alpinwochenende, Garmisch-Partenkirchen,
August 2003
Das Quartier am vierten und letzten Wochenende lag auf 1.650 Meter Seehöhe, hieß
Kreuzeckhütte und war nur per Seilbahn oder zweistündigem Fußmarsch erreichbar. Die
Aktionsschwerpunkte an diesem Wochenende waren Felsklettern im alpinen Klettergartenumfeld
und die Begehung der Höllentalklamm. Mit dem Wetter hatten wir auch diesmal enormes Glück.
Nach einem wunderbaren Sonnenaufgang (den die meisten von uns verschliefen) und einem
zünftigen Frühstück marschierten wir in etwa einer Stunde vorbei
an der Hochalpe zu unserem Klettergebiet. Hier gab es viele
Möglichkeiten, zwischen dem dritten und neunten Klettergrad zu
klettern. Einige von uns entschieden sich für die Alternative, den
Klettersteig zur Alpspitze zu begehen. Obwohl das Wetter nicht
stabil war, gab es kein Problem mit Regen. Zumindest bis 14 Uhr
nicht. Die letzte Kletterroute wurde bereits im nassen Fels
absolviert, dann hatten wir das Nachsehen.
Am Abend wurde von jeder Arbeitsgruppe eine kurze Zwischenpräsentation zu den jeweilig
behandelten Themen abgehalten. Nach einer verdienten Pause, in der man sich nicht nur
reichlich satt essen konnte, sondern auch im kleinen Rahmen über den einen oder anderen Punkt
der Tirol Deklaration weiterdiskutieren konnte, wurden die letzten Präsentationen abgehalten.
Es war ein Vorgeschmack auf das Abschlusswochenende.
Der Sonntagmorgen sah wettermäßig nicht mehr so toll aus. Es nieselte. Trotzdem entschied sich
die Mehrheit für den vierstündigen Abstieg durch die Höllentalklamm. Das wunderte vo r allem
Bernhard, unseren Projektleiter, sehr, weil er eindringlich vor dem nassen Abenteuer gewarnt
hatte. Letztendlich hatten die meisten der „Schluchtenabenteurer“ bedenklich wenig trockenes
Gewand am Körper. Dennoch: Die Klamm ist ein Wahnsinn; wild, romantisch und furchtbar
schön. Die Begehung hat sich gelohnt.
19
5)
Fünftes Alpinwochenende, Telfs, Oktober 2003
Das Abschlusswochenende bildete gleich in mehrfacher Hinsicht den tatsächlichen Höhepunkt
des Gesamtprojekts. Zum einen gab es eine lange Freitagnacht des Bergfilmfestivals, an dem die
perfektesten Bilder von unseren gemeinsamen Touren durch Klaus und Stefan präsentiert
wurden. Zum anderen gab es aber auch Bilder und sogar original Tonaufzeichnungen von
Messner und Habeler von einer Mt. Everest Expedition 78 (Nairz), Extremkletterbilder von
Bernhard Hangl, Naturaufnahmen von Heinz Zak, Bilder von den abenteuerlichsten CanyoningKlammen in Tirol und Bilder von Kajakfahrten in Flüssen, die eigentlich Wasserfälle sind. Zum
anderen wurde an keinem der vorherigen Wochenenden so wenig geschlafen und soviel
getrunken. Es wurde aber auch an keinem der vorherigen Wochenenden so intensiv über die
wahren Probleme des Bergsteigens diskutiert, wie hier. Schließlich war auch das Wetter – über
alle drei Tage gemittelt – wohl an diesem Wochenende das brauchbarste von allen; wenngleich
wir es diesmal eigentlich am wenigsten notwendig hatten.
Mit dem Bergfilmfestival gekoppelt gab es auch ein großes Fest am Platz vor dem Rathaussaal in
Telfs, wo Blasmusik zu Würstel mit Senf spielte und die Kinder an einem mobilen Kletterturm
kraxeln konnten. Um 19 Uhr versammelten sich dann fast 600 Menschen im großen Saal, wo das
Filmfestival nicht ganz ohne Pannen ablief und deshalb umso interessanter wurde. Die Aula war
gespickt mit einigen ganz spektakulären Großbildern unserer vergangenen Aktionen.
Der Samstag Vormittag war den Präsentationen der einzelnen Arbeitsgruppen im Rahmen eines
Bergsymposiums im Inntalerhof bei Telfs gewidmet. Präsentiert wurde vor einem Publikum, das
vertreten war durch Herren wie Walter Würtl, Erich Jeitler, Wolfgang Nairz, Hansjörg
Christandl, Andreas Orgler, Michael Larcher, Reinhold Zipperle, Lercher Andreas, Otti
Wiedmann, Hans-Peter Eisendle, Bernhard Hangl, Andreas Bstieler, Ewald Heinz, Helmut
Kirchmair, Kurt Nairz, Martin Ruech und vielen anderen. Vor dem offiziellen Start gab es kurze
Besprechungen mit je ein bis zwei bekannten Bergpersönlichkeiten pro Gruppe. Diese Phase
deutete zum Teil bereits auf die herannahenden beidseitigen Erwartungen und Ernüchterungen
hin. Bald nach dem Beginn der ersten Präsentation zum Thema „Geschichte des Bergsports“
sank die Atmosphäre in dem kleinen Saal aufgrund einer Meldung von Heinz Zak auf einen
relativen Tiefpunkt. Erkenntnisse der Jugend für die anwesende Elite der Spitzenbergsteiger
waren gefragt; nicht die Widerspiegelung unserer Meinungen und Ansichten. Es war zum großen
Teil unserem Moderator, Christian Smekal zu verdanken, dass das Bergsymposium insgesamt
gesehen letztendlich doch ein Erfolg für alle war. Die anfängliche Zeithektik wurde schließlich
durch Diskussionen ersetzt, die auf hoher ethischer Ebene stattfanden. Auch wenn hauptsächlich
20
Dialoge zwischen den „alten“ geführt wurden, gab es doch einige sehr beachtenswerte Beiträge
von Riki und einigen anderen. Für alle stand fest: Das Thema Bergsport war zu komplex, brachte
zu viele Sichtweisen hervor, über die philosophiert werden konnte. Vor allem die Fragen nach
dem Zugang zum Berg und der Notwendigkeit von Regeln (Wem gehören eigentlich die Berge?)
wirbelten viel Staub auf. Nicht unerwähnt möchte ich aber auch die wertvollen Beiträge von
Michael Larcher (Berg und Steigen) lassen – man muss es einfach miterlebt haben!
Nach dem Mittagessen fuhren wir gemeinsam wieder zurück zu unserem Quartier, dem Hotel
Hohe Munde in Telfs. Am Nachmittag gab es dann eine GPS-Schnitzeljagd mit fünf Gruppen.
Mit dem GPS spürten wir zehn Stationen auf, wobei es bei jeder Station ein kleines Rätsel gab,
das Aufschluss über die Koordinaten der nächsten Station gab. Ironischerweise gab es jedoch
just an diesem Tag gleich bei mehreren Gruppen Probleme mit dem Empfang der Satelliten, so
dass die GPS-Schnitzeljagd in eine Suchaktion mutierte. Wer einen Kompass dabei hatte oder
Kenntnisse über Koordinatensysteme besaß, konnte sich glücklich schätzen. Trotzdem machte es
Spaß, der Wald war schön und es gab eine Menge Aktion mit Abseilen, Wandern und Suchen.
Knapp vor der Dämmerung erreichten wir das Ziel. Den Abend verbrachten wir gemeinsam in
einem Cafe. Hier wurden auch die Geschenke an unsere Organisatoren verteilt: Für jeden etwas
Spezielles, dazu Gedichte für unsere Hauptorganisatoren Klaus, Stefan und Bernhard. Ich
glaube, sie freuten sich genauso sehr darüber wie wir selbst.
Der Sonntag galt dem offiziellen Teil des Abschlusswochenendes. Wir fuhren erneut zum
Inntalerhof in Mösern bei Telfs und nahmen zunächst an einer noch etwas fröstelnden Ansprache
Teil. In der Ansprache war nicht der Alpinismus das zentrale Thema, sondern etwas allgemeiner
formuliert der nachhaltige Umgang mit der Umwelt aus der Sicht Tirols. Forstwirtschaft, Transit
und Zukunftsperspektiven waren die Leitthemen. Schließlich wurden die Botschafter der
Friedensglocke im Alpenraum 2003 ernannt: Hans Baur, Hans Lindenberger und wir Teilnehmer
des Projekts „Alpinismus mit Zukunft“. Zum Abschluss erklang die 10.600 kg schwere
Friedensglocke. Auch diesmal gab es wieder ein Abschlussbuffet, das letzte dieser Art. Wer
jedoch glaubt, dass die Geschichte damit ein Ende hat, der irrt. Der nächste Tourenbericht des
AMZ-Teams kommt bestimmt!
Tourenberichte: Marco Reitmeier
21
6)
Bergfilmfestival und Bergsymposium
6)
Freitag, 10. Oktober 2003
Rathaussaal Telfs, 19:00 Uhr
Bergfilmfestival
Alpinismus mit Zukunft?
Moderation: Manfred Gabrielli
Ehrenschutz: Bezirkshauptmann Dr. Herbert Hauser
Bürgermeister Helmut Kopp
Multivisionsshow
NAIRZ - HANGL - ZAK
Beginn: 19:00 Uhr - Ende: 01:00 Uhr
www.telfs.com/alpinwoche/filmfestival
Layout: Stockner/Scharmer
22
Beginn: 15:00 Uhr
Ende: 18:00 Uhr
Fun for Kids
„Straßenfest„
am Eduard -Wallnöfer-Platz
Zum Auftakt des „Festivals der Berge“
veranstaltet der ÖAV Telfs Sektion HoheMunde am Eduard-Wallnöfer-Platz ein Fest
für die ganze Familie: Outdoor-Kletter-Wand,
Kletterburg, Riesenwalzen, Kriechtunnel,
Stelzen, Pedalos...
PROGRAMM
Beginn: 19:00 Uhr
Bergfilmfestival
•Offizielle Eröffnung
•Projekt „Alpinismus mit Zukunft?“
•Mount Everest 1978
•Extrem-Canyoning in Tirol
•Lebe deine Träume
•Sick Line II
•Bergsymphonie
Beginn: 19:15 Uhr
ÖAV-Telfs/Adventuregroup
Projektvorstellung
„Alpinismus mit Zukunft?“
33 junge Alpinisten aus den 11 Regionen der
ARGE-ALP berichten von ihren Abenteuern und
Diskussionen während der 4 gemeinsamen
Alpinwochenenden 2003 (Schitouren, Eis- Fels& Alpin-Klettern, Mountainbiken etc). Eine
kritische Auseinandersetzung der Jugend mit
dem Alpinsport von heute und morgen!!!
Multi-Visions-Show: 20 min
23
Beginn: 19:40 Uhr
Wolfgang Nairz
Mount Everest ´78
Eine nostalgische Betrachtung der Mt.
Everest-Besteigung mit Original-Video&Tondokumenten.
Der erste Österreicher am Mt. Everest
berichtet von einer der erfolgreichsten
Expeditionen der Geschichte im Himalaya.
Extrem informativ und spannend zugleich!
PROGRAMM
Multi-Visions-Show: 35 min
Beginn: 20:20 Uhr
H2O
Extrem-Canyoning
in Tirol
4 junge Zirler Alpinisten berichten in einer
außergewöhnlichen Multi-Vision-Show
über ihre abenteuerlichen
Erstbegehungen in Tiroler Schluchten im
kühlen Nass der Wasserfälle und
Gebirgsbäche.
Multi-Visions-Show: 30 min
Beginn: 21:10 Uhr
Bernhard Hangl
Lebe deine Träume...
Extrem-Alpinismus: Abenteuer aus dem
bewegten Leben des Allround-Alpinisten
und Lokalmatadors aus Telfs.
Beeindruckende Bilder über
Erstbesteigungen im Sommer und
Winter, Extrem-Klettern im alpinen
Gelände
Dia-Show: 20 min
24
Beginn: 21:35 Uhr
Beginn: 21:35 Uhr
Foto: Jens Klatt
PROGRAMM
Beginn: 22:10 Uhr
Olaf Obsommer
Sick Line II
Sick Line steht für die sauberste, tollste und
schönste Linie durch einen schweren
Katarakt, hohen Wasserfall oder einen Surf in
einer Welle. Die besten Paddler der Welt
zeigen krasse Kajak - Action in Neuseeland,
Norwegen, Afrika und den Alpen. Mit dabei
sind die Weltmeister Dep Pinniger und Olli
Grau, sowie Mike Abott, einer der Erstbefahrer
der großen Tsangpo Schlucht in Tibet.
No Limit-No Fear-No Pain!
Extrem-Kajakfilm: 27 min
Heinz ZAK
Symphonie der Berge
ein spektakuläres Gesamtkunstwerk, das
Sie begeistern wird. Durch die
Verschmelzung von einzigartiger BergFotografie, modernste MultivisionsHightech mit klassischer Orchestermusik
werden neue Wege zu einem
berührenden Erlebnis "Berg"
erschlossen. Diese einzigartige Show
des Extrembergsteigers und über alle
Grenzen hinaus bekannten
Bergfotografen - Heinz Zak - bildet den
krönenden Abschluss unseres
Bergfilmfestivals
Multi-Visions-Show: 45 min
Beginn: 23:00 Uhr
Ende: 01:00 Uhr
Nachtschicht der
Bergler
Bei guten Schmankerln und erfrischenden
Getränken treffen sich alle
Bergsportbegeisterten an der
„ Climbing to the Sky“ Bar
in gemütlicher Atmosphäre, um ihre
Bergerfahrungen und Eindrücke zu den
Präsentationen und ihren Abenteuern
austauschen zu können.
Inkl ZEISELE Edelbrand-Verkostung
Event powered by:
sponsored by:
Kontakt:
Karten-Abendkassa:
Vorverkauf:
ÖAV Telfs-Adventuregroup
Marktgemeinde Telfs, Raiba Telfs
[email protected]
12€, 10€ ÖAV, 8€ Kinder/Jugend
Raiba Telfs; Gemeindekassa Telfs
bei Mag. Bernhard Scharmer; 10€
25
Samstag, 11. Oktober 2003
Hotel Inntalerhof in Mösern, 09:00-13:00 Uhr
Berg-Symposium
Alpinismus mit Zukunft?
Eine Aktion der ARGE-ALP
In Zusammenarbeit mit dem ÖAV Telfs-Adventuregroup
26
Berg-Symposium - Alpinismus mit Zukunft?
Ziel:
Ausarbeitung einer zukunftsweisenden Botschaft für alle bergbegeisterten
Jugendlichen in den ARGE-ALP Regionen.
Die beim Bergsymposium gewonnenen Erkenntnisse sollen dieser
Zielgruppe als Wegweiser in alpinen Fragen dienen und sie motivieren,
aktiv an der positiven Weiterentwicklung des Alpinismus mitzuwirken.
Moderation: Univ. Prof. Dr. Christian Smekal
09:00 Uhr:
Begrüßung und Kurzpräsentation des AMZ-Projektes & der zu bearbeitenden
Themen:
1) Geschichte des Alpinsports
2) Bergsteigen in fremden Ländern
3) Regelungsbedarf im Alpinsport
4) Praxistauglichkeit der "Tirol Deklaration“
5) Jugend & Alpinsport
6) Zukunftsvisionen des Alpinsports
09:15 Uhr:
Workshops in Arbeitsgruppen mit geladenen Bergpersönlichkeiten (Wolfgang
Nairz, Mag. Michael Larcher, Andreas Orgler, Walter Würtl, Erich Jeitler,
Hansjörg Christiandl, Bernhard Luis, Reinhold Zipperle, Andreas Lercher, Otti
Wiedmann, Hans-Peter Eisendle, Bernhard Hangl und Univ. Prof. Dr. Christian
Smekal) und 33 jungen Alpinsportlern
10:00 Uhr:
Offizielle Begrüßung und Vorstellung des Projektes "AMZ" durch die
Projektleitung
Begrüßungsworte diverser Ehrengäste
Anschließende Ergebnispräsentation der überarbeiteten 6 Themen
durch die Gruppenmitglieder vor geladenem Publikum mit Gastmeinung der
Bergpersönlichkeiten:
- Kurzpräsentation mit multimedialer Gestaltung
- anschließende offene Publikumsdiskussion
12:30 Uhr:
Ende
anschließend gemeinsames Bergsteiger-Menü im Hotel Inntalerhof
27
IV) Erörterungen zum Thema „Alpinismus mit Zukunft?“
1)
„Geschichte des Alpinismus“ oder die Sinnfrage
erstellt von: Martin Mayr, Daniel Hafele, Martin Flossmann, Florian Wieser
Alpinismus in der Literatur
In der Literatur findet Bergsteigen und Alpinismus seinen Niederschlag in der Epoche der
Romantik. Vertreter: Adolf Pichler, Conrad Ferdinand Meyer,...
Zwischen Eis und Trümmern rast ich droben im öden Karr,
finster steigen mir die Bilder auf von manc h entschwundnem Jahr.
Horch, es pfeift die Wacht der Gemsen, und der Alpenadler schreit,
aus dem Abgrund tauchen Nebel.
Hast du noch zu träumen Zeit ?
Von: Adolf Pichler
Gestern fand ich, räumend eines lang vergessnen Schrankes Fächer,
den vom Vater mir vererbten, meinen ersten Reisebecher.
Währendes ich, leise singend, reinigt ihn vom Staub der Jahre, wars als wöhe mir ein Bergwind
aus der Stirn die grauen Haare,
wars als dufteten die Matten, drein ich schlummernd lag versunken,
wars als rauschten alle Quelle, drauß ich wandernd einst getrunken.
Von: Conrad Ferdinand Meyer
Die Entwicklung des Kletterns
14. Jahrhundert:
Mit der Erstbesteigung des Mont Ventoux vom Italiener Francesco Petrarca im Jahre 1336
begann die Geburtsstunde des modernen Bergsports.
Es war der erste dokumentierte Aufstieg aus reinem alpinem Interesse. Petrarca suchte bewusst
den Naturgenuss.
16. Jahrhundert:
Ca. zwei Jahrhunderte vergingen, bis die literarisch-wissenschaftliche Eroberung der Alpenwelt
einsetzte, die zum eigentlichen Schrittmacher des modernen Alpinismus wurde.
Eingeleitet wurde die wissenschaftliche Erforschung der Berge durch Aegidius Tschudi, welcher
unter anderem den Gotthard und das Matterhorn bestieg.
Unter dem Motto „zurück in die Natur“ begann im 17. Jahrhundert der Bergtourismus.
28
18. Jahrhundert:
Die Blütezeit der Alpenreisen wurde mit der Besteigung des Mont Blanc durch Horace
Benedicte de Sassure im Jahre 1787 erreicht.
Mut, Abenteuerlust und Entdeckerfreude standen im Vordergrund, wissenschaftliches Interesse
wurde in den Hintergrund gedrängt.
1865 bis Jahrhundertwende:
„Der Weg ist das Ziel“
Albert Frederick Mummery (1855 geb., der Brite ist der herausragende Kletterer der 1880er
Jahre. Erstbesteigung Grands Charmoz und Grepon "Mummery-Riss". Er war einer der ersten,
dem es wichtig war, wie und auf welcher Route eine Besteigung durchgeführt wurde:
"Bergsteigen ist das reine Vergnügen!" 1895 am Nanga Parbat verschollen)
Beatrice Thomasson (Erstbegehung der Marmolada Südwand "Via Classica", IV+)
Mangels Karabiner muss das Seil durch Felshaken gefädelt werden, wozu ein Ausbinden
notwendig ist!
Nach der Eroberung und Erforschung der höchsten Alpengipfel (das "Goldene Zeitalter des
Alpinismus" endet 1865 mit der Besteigung des Matterhorns) wurde Bergsteigen zum Sport.
Nicht mehr das bloße Erreichen des Gipfels war das Ziel, sondern das Überwinden der
Schwierigkeiten. Beginn des führerlosen Bergsteigens und des Schwierigkeitsalpinismus.
Gründung der Alpenvereine.
Bergsport in der Neuzeit:
Bereits vor dem 1. Weltkrieg waren alle wichtigen Hilfsmittel zur Sicherung (Seil, Haken,
Karabiner) bekannt, doch sind diese Ausrüstungsgegenstände dann über viele Jahrzehnte nur
unwesentlich verbessert worden.
Bis in die sechziger Jahre unterschieden sich die Ausrüstung und die Sicherungstechnik kaum
von denen die um 1900 bekannt waren.
Grundlegend geändert hat sich dieser Zustand um 1970 mit der Arbeit des DAVSicherheitskreises. Hier wurde begonnen, die sicherheitsrelevanten Aspekte der Ausrüstung und
des Sicherns wissenschaftlich zu untersuchen. Die Ergebnisse fanden dann in den siebziger
Jahren Einzug in die Kletter- und Bergsteigerpraxis.
Vorübergehend kam technisches Klettern in Mode, verlor aber bald wieder an Attraktivität,
nachdem in den Dolomiten auch die überhängendsten Wände eine Diretissima erhalten hatten. Im
Freiklettern schien aber jede Steigerung der Schwierigkeit unmöglich, man stagnierte im sechsten
Grad.
Beispiel einer Route: Die Nordwestwand der Civetta in den Dolomiten galt seit ihrer
Erstdurchsteigung 1925 durch Solleder und Lettenbauer für ein halbes Jahrhundert als Prototyp
des sechsten Grades. Für extreme Kletterer war das eine Pflichttour.
Die Stagnation im sechsten Grad war eng mit den heroischen und ethischen Ansichten vieler
Kletterer in Europa verbunden (wenige Haken, alles frei, wenn möglich ungesichert).
Es bedurfte schon der Erfahrung einer fremden unter anderen Voraussetzungen gewachsenen
Kletterkultur um den herrschenden Heroismus und damit die Stagnation in Frage zu stellen.
29
Zu Beginn der siebziger Jahre wurde in Europa bekannt, dass schöne und schwierige Klettereien
in Kalifornien zu finden seien. Diejenigen, die darauf dorthin pilgerten, kehrten tief beeindruckt
zurück. Die dort angetroffene Einstellung zum Klettersport wurde als Ausdruck von
überschüssigem Lebensmut und Lebensfreude beschrieben.
Die Pioniere des siebenten Grades kamen vielfach aus alpenfernen Regionen. Erst als sich die
Grundeinstellung zum Klettern änderte, konnte der Sprung über den sechsten Grad erfolgen
(nach 60 Jahren Stagnation).
Ein Ausspruch von Wolfgang Güllich ist auf diese Veränderung anwendbar, nämlich dass der
wichtigste Muskel beim Klettern das Gehirn sei. In den darauffolgenden Jahren wurden die
Schwierigkeiten immer mehr nach oben geschraubt und die Routen immer direkter, bis die
neunziger Jahre eine erneute Stagnation brachten. Erst zu Ende des alten Jahrtausends war eine
erneute Aufbruchstimmung zu verspüren. Im kanadischen Schiort Banff beim Summit Meeting
gab es ein Hauptthema und das war „STYLE“.
Darunter ist zu verstehen, dass mit einem Minimum an zwischengeschalteter Technologie eine
Felswand mit ihren naturgegebenen Schwierigkeiten durchstiegen wird (Chris Bonington, Doug
Scott, Reinhold Messner, Lynn Hill,...).
Mittlerweile ha t sich das gemäßigte Klettern bis 6+ zu einem absoluten Breitensport entwickelt.
Wirkliche Publikumsmagneten sind Klettergärten und sanierte Alpinrouten mit üppiger
Hakensetzung und nicht allzu langen Zustiegen.
Abenteuerliche Routen und lange Zustiege sind nach wie vor unbeliebt und bleiben den Freaks
vorbehalten. So sind zum Beispiel Klettergärten überfüllt und alpine Klassiker kaum begangen.
Auch das klassische Bergsteigen und Hochtourengehen ist unter der jüngeren Generation den
Enthusiasten vorbehalten, da viele junge Bergsportler durch Gefahren, lange Gehzeiten und die
Unwägbarkeiten abgeschreckt werden.
Was bringt die Zukunft? Diese Frage stellen sich sicher viele, darauf kann es keine Antwort
geben. Manche sehen in der Free-Solobegehung der Hasse-Brandler Route von Alexander Huber
in der Nordwand der großen Zinne eine Weiterentwicklung.
Wir sehen eher eine Weiterentwicklung darin, dass man versucht über das Klettern eine positive
Lebenserfahrung und Lebensgenuss in Einklang mit sich und der Natur zu vermitteln. Man darf
den Fels nicht als etwas ansehen, das es zu bezwingen gilt und das auf möglichst schwerer
Route, sondern das Klettern sollte den Sportler wieder näher zur Natur bringen, verbunden mit
einer positiven Körpererfahrung auch in Grenzbereic hen.
30
Bergsteigerische Highlights im Spiegel der Zeit:
Juli 1923
Alleingang durch die
Pallavicinirinne
August 1925
Erste Durchsteigung der
Civetta-Nordwestwand (VI)
August 1936
"Wiener" vs "Münchner
Schule": Dachl-RosskuppenVerschneidung durch Schinko
und Sikorovsky
Der Wiener Alpinist Alfred
Horeschowsky durchsteigt allein
in acht Stunden die damals
berühmt-berüchtigte Pallavicinirinne am Großglockner (erst die
3. Begehung). "Horesch", ein
stämmiger Allrounder der wilden zwanziger Jahre,
war überaus erfolgreich in Fels und Eis: erste
Alleinbegehung der Kleinen Zinne-Nordwand,
Erstbesteigung des Illampu (6348 m) in den
bolivianischen Anden, Durchsteigung der MatterhornNordwand bis zur Schulter des Hörnligrates, 8 Jahre
vor der vollständigen Durchsteigung.
Die Paradetour für den legendären VI. Grad, die
Civetta-Nordwestwand, wird von Emil Solleder und
Gustav Lettenbauer zum erstenmal durchstiegen.
Bisher
für
unmöglich
gehaltene
Kletterschwierigkeiten vereinen sich in der über 1000 Meter
hohen Riesenmauer mit Facetten des klassischen,
heroisch-romantischen Alpinismus. Mit nur 12 Haken
zur Absicherung gelingt die Durchsteigung und gilt
danach als eine Art Belegexemplar für den offiziellen
VI. Grad der Welzenbach-Skala.
Erstbegehung der Dachl-Rosskuppen-Verschneidung
("Todesverschneidung") im Gesäuse durch Raimund
Schinko und Franz Sikorovsky. Lange galt die
berüchtigte Tour als das Nonplusultra der
Gesäusekletterei: In jenen Jahren wetteiferten
Kletterer der sog. "Wiener Schule" im Gesäuse mit
denen der "Münchner Schule " im Wilden Kaiser um
die extremen Erstbegehungen in der damals neuen
Technik (Anwendung von Felshaken, Seilzugquergängen, Doppelseilen etc.). Solleder, Herzog,
Heckmair, Schinko, Kasparek, Brunnhuber sind nur
einige der großen Bergsteigerpersönlichkeiten dieser
Zeit!
31
Juni 1953
In den Kinderschuhen: der
Schutzhelm gegen Steinschlag
In Zusammenarbeit mit einem Münchner Sporthaus
entwickelt Paul Hübel einen Steinschlaghelm aus
Aluminium zum Preis von 11,75 DM, wofür er große
Anerkennung aus Fachkreisen erntete und den Anstoß
für weitere Entwicklungen gibt. Bald darauf folgten
die ersten Kunststoffhelme.
Der Italiener Walter Bonatti macht eine der kühnsten
Erstbegehungen der Alpingeschichte. In mehreren
Tagen kämpft er sich im
Alleingang den Petit DruSüdwestpfeiler hinauf - bis heute
eine der ganz schweren Westalpenklettereien.
Weitere Erstbegehungen:
•
August 1955
Walter Bonatti bewältigt allein
den Petit Dru-Südwestpfeiler
•
•
•
1951 Grand CapucinOstwand
• 1953 1. Winterbegehung
Westliche
Zinne-Nordwand (Cassin)
1957 Grand Pilier d'Angle Nordwand
1963 1. Winterbegehung Grandes JorassesNordwand Walkerpfeiler
1965 Erst-, Winter- u. Alleinbegehung der
Matterhorn-Nordwand auf neuer Route
Der charismatische Bonatti zählt zu den besten
Allroundbergsteigern des 20. Jahrhunderts.
Der Belgier Claude "Claudio" Barbier durchstieg als
Erster allein die "Cassin-Führe" an der Westlichen
Zinne-Nordwand. Er avancierte zu einem der
erfolgreichsten Alleingeher seiner Zeit und
September 1959
schockierte 1961 die alpine Welt: An einem Tag
gelingen ihm alle fünf Zinnen-Nordwände im
Erste Alleinbegehung der
Alleingang. Er reiht sich damit ein in die Liste der
Westliche Zinne Nordwand
großen Alleingeher wie Bonatti, Messner oder
"Cassin" durch Claude Barbier gegenwärtig Alexander Huber, der 2002 die "HasseBrandler" an der Großen Zinne Nordwand Free Solo
beging. Barbiers Leben findet, gerade 39-jährig, 1977
in einem belgischen Klettergarten durch tödlichen
Absturz ein jähes Ende.
32
September 1967
Erstbegehung der DachsteinSüdwand "Direttissima "
Juli 1968
Messner klettert in eine andere
Dimension
September 1971
Erste Direktrettung mit dem
Helikopter aus der EigerNordwand
Juni 1973
Ski extrem: Steilwandfahrer
Heini Holzer fährt als erster
den Biancograt mit Ski ab.
Die Hochblüte des Direttissima- Zeitalters hat auch
das Dachsteinmassiv erreicht. Vom 26. bis 28.
September eröffnen der Heeresbergführer Leo
Schlömmer und der Bergführer Peter Perner eine
"Linie des fallenden Tropfens " in der DachsteinSüdwand. Schwerste freie und technische Stellen galt
es zu überwinden - darunter ein 50-Meter-Dach!
Damals war das kraftraubende, akrobatische Klettern
unter Anwendung von Trittleitern und Bohrhaken das
Nonplusultra im extremen Alpinismus. Erst die große
Renaissance des Freikletterns in den 70er- Jahren
führte aus der Sackgasse alles technisch Machbaren.
In der Schlüsselstelle des HeiligkreuzkofelMittelpfeilers klettert Reinhold Messner im Bereich
des VII. Schwierigkeitsgrades. Erneut fordert
Messner nach dieser Erstbegehung (Seilgefährte war
Bruder Günter) die Einführung des VII.
Schwierigkeitsgrades. Erst zehn Jahre später, 1978,
wird der VII. Grad offiziell eingeführt! Messner war
der Vordenker einer neuen Generation, die die
Renaissance des Freikletterns vollzog.
Pilot Günther Ammann von der Schweizer
Rettungsflugwacht und Bergführer Rudolf Kaufmann
wagen als erste eine Direktrettung aus der EigerNordwand. Per Helikopter mit Seilwinde retten sie
zwei Bergsteigern das Leben. Seit Mitte der
neunziger Jahre werden vermehrt Rettungseinsätze
mit der so genannten Long Line (ein bis zu 220 Meter
langes Rettungsseil direkt am Helikopter) geflogen.
Die Methode geht auf Ideen des legendären
Rettungspiloten Siegfried Stangier zurück und bietet
viele Vorteile gegenüber der konventionellen
Windenbergung.
Der kleine (156 cm, 48 kg)
Südtiroler Extremalpinist Heini
Holzer (auch Seilgefährte von
Reinhold Messner) fährt den
unter Bergsteigern beliebten
Biancograt mit Skiern ab.
Brenvaflanke, das Direkte Ortler
Südwestcouloir oder die Nordwand des Großen
Aletschhorns waren weitere kühne Erstbefahrungen
des mutigen Kaminkehrers. Er stürzte im Juli 1977 in
der Piz Roseg-Nordostwand zu Tode.
33
Unter der Leitung von Fritz Moravec machen sich
Erich Lackner, Peter Baumgartner, Erich Vanis,
Manfred Sturm und andere Gedanken zum
Juni 1973
Wettklettern: Ist Wettklettern eine bereichernde
Spielart des Bergsteigens oder ein Tabuthema für die
Ist Wettklettern Alpinistik?
Alpinistik? Welch eine Entwicklung nach vielen
Alpine Größen diskutieren auf
Diskussionen und Auseinandersetzungen, die noch
den "Wiener Sporttagen"
folgten!
Heute
ist
Klettern
unter
Wettkampfbedingungen (Schnelligkeit/ Schwierigkeit)
längst Normalität.
Juli 1973
Revolutionäre
Steigeisenbefestigung
August 1973
Pit Schubert fordert die
Weiterentwicklung von
Bergseilen
September 1979
Erste Bergschuhe aus
Kunststoff
Auf Eistouren kommen die ersten brauchbaren
Kipphebel-Kabelzugbindungen an Steigeisen zum
Einsatz. Die Vorläufer der modernen Step inKipphebelbindung sollen Schluss machen mit
vereisten Lederriemen, rutschenden Perlonbändern
und
Erfrierungsgefahr
durch
eingeschränkte
Blutzirkulation in den Füßen. Damals gab es etwa
drei noch verbesserungswürdige Modelle, heute ist es
ausgereifte Normalität bei der Verbindung Schuh Steigeisen!
Pit Schubert, einer der profiliertesten Sicherheitsexperten für Alpinismus und Bergsportausrüstung,
benennt
die
Bedeutung
der
gerade
erst
aufgekommenen
Everdry-Imprägnierung
bei
Bergseilen. Hinsichtlich Handhabung, Lebensdauer
und
Sicherheitsreserve
eine
deutliche
Weiterentwicklung. Darüber hinaus fordert er immer
wieder eine Erhöhung der Seilnorm (UIAANormstürze). Der heutige sehr hohe Standard bei
Bergseilen (u.a. Kletter-Equipment) ist sicher zu
einem großen Teil Pit Schuberts Engagement zu
verdanken.
Auf der ISPO (Internationale Sportartikelmesse) in
München ist der Kunststoffbergschuh auf dem
Vormarsch. In den Jahren zuvor hatte die Idee des
Bergschuhs aus Kunststoff kontroverse Diskussionen
ausgelöst. Schnell erkannte man aber seine Vorzüge :
absolut
wasserdicht,
mit
hochmodernen
Isoliermaterialien sehr warm, äußerst stabil und mit
schnell trocknenden herausnehmbaren Innenschuhen!
Heute hat der Kunststoffbergschuh im Spektrum
alpiner Spezialschuhe seinen festen Platz!
34
Juli 1983
Rekordzeiten in der
Eigernordwand
Der Österreicher Thomas
Bubendorfer
und
der
Südtiroler
Reinhard
Patscheider durchsteigen die
Heckmair-Route jeweils im
Alleingang unter 5 Stunden!
Die schnellste Begehung in
Seilschaft
gelang
1974
Reinhold Messner und Peter
Habeler in ca. 10 Stunden. Vor 65 Jahren, im Juli
1938, durchstiegen Heckmair, Vörg, Kasparek und
Harrer zum ersten Mal die berühmt-berüchtigte
Wand.
Material Früher / Heute
Allgemein wird im normalem Vereinsleben die Weiterentwicklung der Bergsportartikel (Schuhe,
Bekleidung, Sicherungstechnik,...) stark begrüßt.
Wenn man Fleece, Goretex, Kunststoffseile den alten Hanfseilen, Loden oder Schafwolle
gegenüberstellt ergeben sich einfach augenscheinlich gewaltige Vorteile und Erleichterungen für
den modernen Bergsport. Früher konnte es schon passieren, dass die Kleidung an der Innenseite
gefror, dass man seine Steigeisen verlor oder dass das 15 mm Hanfseil riss. Nur mit ein paar
Bekleidungsstücken unter der Haube als Steinschlagschutz unterwegs, ein paar rostigen
Felsnägeln und selbstgeknüpften Gurt, war damals ein ernstes alpines Unternehmen. Mit der
Modernisierung des Materiales hat sich die Leistungsgrenze enorm hinaufgeschraubt und um
gleiche Grenzerfahrungen wie früher zu machen muss man heute schon sehr hoch hinauf, in sehr
entlegene Gebiete, oder sehr schwierige Routen unternehmen.
Motive, Motivation Früher / Heute
Bei der Befragung einiger Bergsteiger zu diesem Thema kamen wir zum Schluss, dass eigentlich
alle aus einem Hauptgrund in die Berge gehen:
Genießen der Natur, der Freiheit und der Stille.
Diese Meinung vertreten Wanderer genauso wie die Hochalpinisten und Kletterer.
Bei einigen kommt auch noch der gewisse Kick hinzu.
Sogar die jüngere Generation meint, dass wir uns immer mehr von der Natur entfernen und diese
eigentlich mehr als Gegner anstatt als Lebensraum betrachten, sie wollen der Verstädterung mit
Adventuretrips, Wüstendurchquerungen, Erstbesteigungen, mit minimaler Ausrüstung geführten
Expeditionen entgegenwirken.
Wir haben festgestellt, dass sich Motive und Motivation im Laufe eines Lebens ändern: In
jungen Jahren ist der Drang nach oben sehr stark, dann schwierigste Routen und Berge und
später allmähliches Zurückstecken und genießen der kleinen Freuden.
Wenn man tödliche Unfälle miterlebt, verändert sich auch meistens die Einstellung und das
Verhältnis zum ausgeübten Sport in Richtung mehr Ehrfurcht und weniger purer
Eroberungswille, die Vergänglichkeit des Lebens wird hautnah miterlebt.
35
Wenn man ältere Bergsteiger zu Themen wie Sportklettern, bouldern, Speedklettern, base
jumping, etc. befragt, sind eigentlich alle der Meinung, dass jeder seinen Sport ausüben können
sollte und sie finden es als überhaupt nicht störend, wenn auch z.B. einige alpine Routen
sportklettermäßig saniert werden. Es sollte für jeden genügend Spielraum für seine Aktivitäten
vorhanden sein. Die Kontroversen, die hie und da auftauchen werden, spiegeln nicht die
allgemeine Grundeinstellung wider!
(z.B. das Haken im Übungsgebiet umgeschlagen oder entfernt werden, finden alle eigentlich
schlichtweg kriminell, bei als alpin angegebenen Routen sollten Standplätze genügen, die
Einführung von Topos wird als positiv gesehen).
Mit der Sportkletterszene an sich haben wir nur wenig Kontakt.
36
2)
Bergsport in fremden Ländern
erstellt von: Walter Zieglmeier, Hanna Schwarz, Klaus Obex, Florian Hafele, Burghard Fiechtner
Als erstes haben wir Überlegungen angestellt, warum Bergsteiger so gerne in fremde Länder
reisen, obwohl wir doch in den heimischen Bergen genug Betätigungsfeld vorfinden würden. Die
verschiedenen Ursachen die uns wichtig erschienen, möchten wir im Folgenden näher
beleuchten:
Was ist das Interessante an einem fremden Land?
Welche Sorte Mensch bereist das Ausland?
Auswirkungen durch den Fremdenverkehr?
Wie organisiert man solche Reisen?
Was ist das Interessante an einem fremden Land?
Als Erstes möchten wir den Christopher Columbus-Effekt nennen. Christopher Columbus
entdeckte 1492 Amerika und begab sich dabei auf eine
Reise ins Ungewisse, bzw. in ein fremdes Land. Diese
Erfahrungen möchten noch heute viele Reisende
erleben. Viele zieht es in die Welt hinaus, weil sie
Abenteuer erleben und vor allem Entdeckungen machen
möchten.
Die Herausforderungen höhere Berge als in der Heimat
besteigen
zu
können,
größere
technische
Schwierigkeiten zu bewältigen, andere Klimazonen zu erleben, fremde Kulturen kennen zu
lernen, in unangetastetes Land vorzudringen, dies sind einige der Aspekte, die uns in andere
Länder treiben.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist sicher auch der Wunsch, dem Alltag entfliehen zu können und
dabei Ruhe und Einsamkeit zu finden, um sich zu entspannen (Spuren im jungfräulichen Hang,
Abschalten, Nachdenken, Selbstfindung)
Das Ausland bietet uns viele Möglichkeiten, die es im Inland
nicht gibt. Wie zum Beispiel die Besteigung des Mount Everest
mit dem Rollstuhl, sowie das Erklimmen des Sachamas in
Bolivien für Blinde, oder Bungeejumping in Südafrika für
Querschnittsgelähmte und vieles mehr.
37
Welche Art von Mensch bereist das Ausland?
Wir unterscheiden 3 Gruppen von Reisenden:
Die Abenteurer, die aus Neugierde neue Erfahrungen suchen, ihre sportlichen Grenzen
erleben wollen und dadurch oft neue Wege beschreiten. Viele treibt auch Ehrgeiz, Stolz,
Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und die Erwartungen der Sponsoren ins Ausland. Sie
sind aber auch interessiert neue Kontakte zu knüpfen und ein neues Umfeld zu erleben.
Einige unter ihnen sind bereit, zur Ereichung ihres Ziels ein höheres Risiko einzugehen,
obwohl sie wissen, dass die Rettungsmöglichkeiten oft nur beschränkt möglich sind.
Der Bergsteiger will in erster Linie die Natur erleben. Für ihn ist
das Entdecken von Pflanzen und Tieren und das Erfahren von
Naturschauspielen (Wasserfälle, Geysire, Vulkane, Gletscher,
extrem gelegene Ortschaften, geologische Abnormitäten) sehr
wichtig. Er ist nicht nur in der Besteigung von möglichst vielen
Gipfeln interessiert, sondern er setzt sich auch mit der Kultur, der
Religion, der Sprache und der Geschichte des jeweiligen Landes
auseinander. Durch sein vielseitiges Interesse ist er auch bereit,
viel Geld und Zeit für sein Hobby zu investieren.
Der All-Inclusive- Tourist (Ballermann) bucht ein komplettes Urlaubsprogramm welches
alle Bergfunsportarten (Canyoning, Raften, Sportklettern, Kajaking, Mountainbiken,
Eisklettern,…) für so wenig Geld wie möglich beinhalten sollte. Dabei sollte der Urlaub
eine einzige Party sein.
Jeder entscheidet für sich selbst, zu welchem Urlaubstyp er gehören will.
Auswirkungen durch den Fremdenverkehr
Die Tourismusbranc he ist die wirtschaftlich größte Industrie der Welt.
•
•
•
•
•
im Jahr 2000 rechnete man mit 668 Mio. Touristen weltweit, davon 393 Mio. in Europa.
Ca. 6,8% sind auf den Bergsport zurückzuführen.
Vorhersage für 2020: 1.561 Mio. Touristen weltweit, davon 717 Mio. in Europa
der Anteil am weltweiten Bruttoinlandsprodukt beträgt 11,6%
etwa 10% aller Beschäftigten weltweit arbeiten in der Tourismusbranche, d.h. 212 Mio.
Menschen arbeiten in der Tourismus-Industrie.
die Entwicklungsländer mit hoher Abhängigkeit vom To urismus haben gefährliche
Monokulturen, d.h. wenn der Tourismus zurückgeht, geht es mit der Volkswirtschaft
zurück.
Touristen wollen im Urlaub den gleichen Komfort wie zu Hause. Viele Produkte müssen
importiert werden, damit gehen die Devisen, die der To urist ins Land bringt, wieder außer
Landes.
38
Beispiele für die positiven Auswirkungen durch den Tourismus:
Ausbau des Straßen-, des Bahn-, und Wegenetzes,
Erhaltung von Berghütten, Gründung von Nationalparks,
Erschließung abgelegener Täler, Förderung der
Landschaftspflege.
Pflege von Brauchtum und Kultur, Schaffen von
Arbeitsplätzen, Absicherung des Lebensraumes
(Lawinenverbauung)
Beispiele für die negativen Auswirkungen durch den Tourismus:
Bedrohung / Vernichtung von Pflanzen- und Tierarten,
Luftbelastung durch Abgase, Erzeugung großer Mengen von
Abfall durch Bergsportler. Manchmal werden knappe
Ressourcen in großer Menge von Touristen beansprucht
(Beispiel:
Süßwasser
auf
kleinen
Inseln,
Jagen,
Schwammerlsuchen)
Auch wenn der Tourismus viele schlechte Seiten nach sich zieht
(z.B. der Neid der Einheimischen auf die Touristen, die Anzahl der Diebstähle, Geiselnahmen
und Überfälle), kann man nicht abstreiten, dass der Tourismus die Infrastruktur und die
Wirtschaft des jeweiligen Landes fördert.
Wie organisiert man solche Reisen?
Zwischen zwei Arten der Urlaubsvorbereitung kann unterschieden werden: Entweder es wird
über ein Reisebüro gebucht oder der Reisende stellt sich seine Route selbst zusammen.
Im Reisebüro wird aus einem reichhaltigen Angebot das passende Bergprogramm ausgesucht,
das dem Eigenkönnen und der Geldtasche entspricht. Der neueste Trend liegt im Buchen über
das Internet.
Heutzutage kann man die höchsten, schwierigsten und entlegendsten Berge der Welt „buchen“,
wobei die Verantwortung und Vorbereitung zum größten Teil beim Veranstalter liegt.
39
Die Individualisten unter uns planen die Urlaubreise selbst. Dazu muss man sich intensiv mit
dem Land, den Gebräuchen, der Sprache und dem Ziel auseinandersetzen.
Beim Planen einer individuellen Reise sind sehr viele Details zu beachten, wie zum Beispiel die
Hin- und Rückreise, die Übernachtung, die Verpflegung, die Ausrüstung und natürlich auch die
Route der Reise. Natürlich müssen auch die neuesten Informationen über den Zustand der Berge
eingeholt werden.
Und wohin fahren wir das nächste Jahr?
40
3)
Regelungsbedarf im Alpinsport? oder die Wichtigkeit
von Gesetzen, Tirol Deklaration, Fis Regeln
erstellt von: Martin Gasser, Tobias Hafele, Karen Kastenhofer, Stefan Richter, Florian Zeller
Einleitung
Zentrales Thema unserer Diskussionsgruppe war es zu ergründen, ob es
im Alpinsport einen Bedarf an Regelung gibt. Daran knüpfen sich
mehrere weitere inhaltliche Felder. Um die Ausgangsfrage beantworten
zu können, diskutierten wir grundsätzliche Merkmale gesellschaftlicher
Regelung und inwiefern Regelungen in unserer Gesellschaft überhaupt
notwendig sein könnten, aber auch, welche Beweggründe der Forderung
nach Regelungen zuwiderlaufen. Wir stellten die Frage, unter welchen
Bedingungen Regelungen die erwarteten positiven Wirkungen erzielen
können, welcher Prozess hinter der Implementierung von Regelungen
stehen sollte und durch welche Maßnahmen sie sinnvoll ergänzt werden
könnten. Letztendlich befassten wir uns mit der Frage, ob aus der
Erfahrung im Umgang mit Regelungen im Bergsport auch andere
gesellschaftliche Bereiche profitieren könnten. In folgender
Zusammenstellung beginnen wir mit allgemeinen Inhalten, um dann auf spezielle Beispiele
sprechen zu kommen. Abschließend bieten wir ein Resümee zu unseren Diskussionen.
Regeln, Regelsysteme, Normen und Haltungen
Wenn wir von Regelung sprechen, so haben wir unterschiedliche Bilder im Kopf. So fallen unter
diese Kategorie Verbote und Gebote, Gesetzestexte und unverbindliche Handlungsvorschläge,
gesellschaftliche Verhaltensnormen und Vorstellungen darüber, was erstrebenswert ist und was
nicht. Es gibt Regeln für den persönlichen Umgang miteinander und es gibt Regeln, die den
Verkehr so steuern, dass in (beinahe) jeder Situation klar zu entscheiden ist, wer sich wie zu
verhalten hat, um Unfälle zu vermeiden. Unterstützt werden diese Regeln durch ein ganzes
System von Regelungsinstrumenten, wie Ampeln, Zebrastreifen und Verkehrszeichen.
Letztendlich erfolgt die (Selbst)Steuerung von gesellschaftlichen Systemen über
unterschiedlichste Arten von Regelungen, die dem einzelnen bewusst oder unbewusst sein
können und die mehr oder weniger strikt zu befolgen sind, um gewisse Konsequenzen zu
erzielen oder zu vermeiden.
Mit dieser kurzen Darstellung wollen wir unseren Blick auf Regelungen weiten und nicht nur an
die naheliegendste Form des Gesetzestextes denken, dessen schriftliche Formulierung oft erst am
Ende eines längeren Prozesses steht und der in besondere Bedingungen eingebettet sein muss,
um auch die erwünschte regulierende Wirkung zu erzielen: Die Einhaltung muss kontrollierbar
sein und kontrolliert werden. Nichteinhaltung muss mit Konsequenzen verbunden sein, die eine
Verhaltensänderung motivieren. Er muss gesellschaftlich akzeptiert sein, um mit unseren
demokratischen Werthaltungen überein zu stimmen.
Regelung lässt sich daher grob in kollektive Werthaltungen (demokratisches Bewusstsein,
Menschlichkeit, Naturschutzgedanke), soziale Verhaltensnormen (Rücksichtnahme, Toleranz,
aktive Hilfestellung) und Gesetzestexte, als verschriftlichtes und sanktioniertes Produkt,
einteilen. Wenn wir von Regelung im Alpinsport sprechen, denken wir an all diese möglichen
Ausprägungen. Nach diesem kurzen Einführen befassen wir uns mit der Frage, inwiefern diese
im Alpinsport notwendig oder hinderlich sein könnten.
41
Brauchen wir Regelungen im Alpinsport?
Die Art der Fragestellung lässt zweierlei vermuten: Zum einen gibt es
Gründe, die für Regelungen sprechen, zum anderen auch Gründe
dagegen. So kamen wir immer wieder darauf zu sprechen, dass
Regelungen die Freiheit des einzelnen einschränken, und dass gerade
das Freiheitsgefühl im Alpinsport ein wichtiges Element darstellt. Die
Freiheit des einen wird allerdings oft auch durch Handlungen anderer
eingeschränkt. In diesem Fall könnten Regelungen daher Freiheit
herstellen und schützen. Wir treffen hier also auf eine komplexe
Wechselbeziehung, die so einfach nicht zu beantworten ist. Wenden wir
uns daher zuerst der Frage zu, wo eindeutiger Bedarf an Regelung
besteht:
Wir brauchen Rege ln, wenn die persönliche Sicherheit und Gesundheit / Unversehrtheit
bedroht sind, sei es die eigene oder die anderer Personen.
Wir brauchen Regeln, wenn die Natur bedroht ist oder gar zerstört wird, sei es durch die
Intensivierung des Alpintourismus oder durch die Intensivierung touristischer Infrastruktur.
Wir brauchen Regeln, wenn die Interessen anderer gestört werden, sei es durch das Verhalten
gegenüber anderen Alpinisten, sei es durch das Verhalten gegenüber der natürlichen Umwelt
und damit gegenüber den Lebensbedingungen künftiger Generationen.
Hier eröffnen sich drei deutliche Situationsmuster, die wir aus dem Alpinsport kennen und in
denen wir Regelung einfordern. Umgesetzt ist diese Forderung in den Richtlinien der UIAA, in
Verhaltensregeln für einzelne Alpinsportarten (von Kursleitern, Lehrwarten und Bergführern
vermittelte good practice), in Umwelt- und Naturschutzbestimmungen (inklusive Einrichtung
von regionalen Schutzzonen und Nationalparkgesetzen, rote Liste -Artenschutz, Flora-FaunaHabitat-Richtlinie, etc.), in allgemeinen Verhaltensregeln und deren gesetzliche
Ausformulierung (Hilfeleistungspflicht, Verbot der Körperverletzung, etc.), und schließlich in
politischen Leitzielen, wie Nachhaltigkeitsstrategie, Klimastrategie und die allgemeine
Umweltschutzzielsetzung.
Dass es trotz der bestehenden Maßnahmen dennoch einen weiteren Bedarf an Regelungen im
Alpinsport gibt, erklären wir uns mit steigenden Zahlen von Alpintouristen und Bergsportlern,
mit dem Auftauchen neuer Bergsportarten, mit dem generell anwachsenden Druck auf natürliche
Ökosysteme, mit einem gestiegenen Problembewusstsein einzelner Gruppierungen und mit
einem Mangel an Information, Wissen und Fähigkeiten einzelner zur Umsetzung der genannten
Ziele. Die Behebung der daraus erwachsenden Probleme kann durchaus durch Regelungen
unterschiedlicher Art unterstützt werden. Zu bedenken bleibt aber, welche Art von Regelung für
welches Problem unter welche spezifischen Kontextbedingungen passt. Damit kommen wir zu
einer nächsten Fragestellung: Welche Arten von Problemsituationen lassen sich beschreiben und
in Hinblick auf die jeweils beste Regelungsstrategie differenzieren?
42
Welche Regelung für welchen Konflikt?
Nachdem wir uns mit der Welt der Regelungen befasst haben, werfen wir nun einen kurzen Blick
auf die Welt der Konfliktsituationen. Wie bereits dargestellt, sind Regelungen Reaktionen auf
Konflikte oder auch umgekehrt: Konflikte sind Resultate inadäquater (Selbst-)Regulierung. Sie
sollten die positiven Kräfte nutzen (Effizienzkriterium und Synergieeffekt: die Regelung sollte
einfach und ökonomisch umsetzbar sein) und die Konflikte zur größten Zufriedenheit aller
bearbeiten (die Regelung sollte effektiv, im Sinne aller, und gerecht sein). Anders ausgedrückt
lenkt eine Regelung auf spielerische Art die vorhandenen Kräfte einer gesellschaftlichen
Situation so, dass das Ziel mit möglichst wenig zusätzlichem Aufwand und mit möglichst
wenigen negativen Auswirkungen für einzelne und andere Situationszusammenhänge erreicht
wird. Damit eine Re gelung situationsadäquat ist, muss sie die speziellen Eigenschaften einer
Situation möglichst gut berücksichtigen, damit sie effizient ist, muss sie selbst gut in diese
Situation integrierbar sein.
Welche speziellen Konfliktsituationen treffen wir im alpinen Umfeld an? In unseren Gesprächen
kamen wir auf
Interessenskonflikte zwischen unterschiedlichen Sportarten (wie Klettern und KlettersteigGehen, zwischen Sportklettern und Alpinklettern, zwischen Mountainbiken und Wandern),
zwischen unterschiedlichen Gruppierungen (Bergsportlern, Naturschützern, Touristen,
Tourismusbetrieben, Jägern, Förstern und Bergbauern) und zwischen der gegenwärtigen
und der künftigen Generation.
Akzeptanzschwierigkeiten zwischen Vertretern alter und neuer Sportarten, zwischen
leistungsorientierten, erlebnisorientierten und gemeinschaftsorientierten Alpinisten und
zwischen einheimischer Bevölkerung und Touristen.
Informations- und Erfahrungsdefizit über nachhaltigen Umgang in natürlichen Ökosystemen,
über richtigen Umgang mit alpinistischer Infrastruktur und Ausrüstung, über richtiges
Verhalten gegenüber sogenannten objektiven Gefahren (Steinschlag- oder Lawinengefahr,
Wettersturz), über die Grenzen des eigenen Könnens und über einen reibungslosen
Umgang miteinander.
Die Vielfalt der Konfliktursachen lässt sich also in
Interessenskonflikte, Akzeptanzschwierigkeiten
und Informations/Erfahrungsdefizite einteilen,
eine Kombination aller in einer Konfliktsituation
ist
allerdings
die
häufigste
Variante.
Widerstreitende Interessen, fehlende Akzeptanz
und Unwissen führen zur Konfrontation:
Mountainbiker gefährden Wanderer, Jäger und
Förster
beschränken
Mountainbike-Routen
soweit, wie möglich, Alpinkletterer pflastern
Felsen mit Bohrhaken zu, Extremkletterer
schlagen gesetzte Haken wieder ab und Wanderer
pflücken Sträuße aus Enzian und Edelweiß.
Auf ein zweites Detail wollen wir eingehen, bevor
wir uns konkreten Beispielfällen widmen: „Damit eine Regelung effizient ist, muss sie selbst gut
in diese Situation integrierbar sein“ hieß es weiter oben. Was stellen wir uns darunter vor?
Gesellschaftliche Konfliktsituationen sind Prozesse, die sich über die Zeit entwickeln und von
43
einzelnen Akteuren getragen in bestimmten institutionellen Rahmen und in gewissen
naturraumgegebenen Grenzen stattfinden. Je mehr Elemente (Akteure, Institutionen, Naturraum)
und Eigenschaften (Prozesshaftigkeit, zeitliche Ausdehnung, komplexe Wechselbeziehungen)
die Regelung berücksichtigen und schließlich positiv nutzen kann, umso effizienter und
effektiver wird sie sein. So sorgt eine frühe Einbindung aller Betroffenen in den Prozess der
Regelformulierung dafür, dass das Wissen und die Erfahrung aller genutzt werden kann. Es fließt
nicht nur in die Regelformulierung ein, sondern wird für alle Betroffenen verfügbar. Wissen über
die Schwierigkeiten anderer betroffener Gruppen sorgt für gegenseitiges Verständnis und erhöhte
Kooperationsbereitschaft. Die Berücksichtigung der Einzelinteressen und ein Klima
gegenseitiger Akzeptanz gewährleisten, dass die Regelung von den Betroffenen mitgetragen
wird. Zugleich verbessert sich auch die soziale Qualität des Gesellschaftssystems, etwa der
Gemeinde, oder der Region. Sie besteht nicht mehr aus einer mehr oder weniger zufälligen
Ansammlung von Einzelgruppierungen und Individuen mit unterschiedlichen Interessen. Durch
den gemeinsam durchgestandenen Prozess, die gemeinsam gemachten Erfahrungen und das
Bewusstsein der gemeinsamen Wertschätzung für den alpinen Naturraum entsteht ein sozialer
Zusammenhang und Zusammenhalt. Die Entwicklung der Tirol Deklaration und ihre Ergänzung
durch „Alpinismus mit Zukunft“ sehen wir als einen wertvollen Beitrag zu diesem Ansatz.
Um nun in der Diskussion noch deutlicher zu werden, führen wir zwei konkrete Beispiele für
Konfliktsituationen im alpinen Bereich an:
Beispiel 1: Konflikt zwischen unterschiedlichen Sportarten
Möglicher Lösungsansatz: Wechselseitige Rücksichtnahme
Bei Konflikten zwischen unterschiedlichen Sportarten könnte im Konfliktfall die Verpflichtung
zu einem gegenseitigen Austausch und der gemeinsamen Suche nach einer einvernehmlichen
Lösung bestehen. Hier treten oft auch die Konflikte zwischen ‚alten’ (Alpinklettern, Wandern)
und ‚neuen’ (Mountainbiken, Sportklettern) Bergsportarten auf. Vielfach ist dann von den
‚Traditionellen’ erst einmal ein Akzeptieren des neuen Trends notwendig. Aber auch die neue
Sportart muss sich erst ihren Platz in den Bergen suchen. Dabei muss auch akzeptiert werden,
dass der Öffentlichkeit nicht alle Wege/Wände offen stehen und Rücksichtnahme notwendig ist.
Man muss als Mountainbiker nicht jeden noch so schmalen Pfad hinaufkurbeln, wenn man zu
Fuß schneller ist und ein Ausweichen schon bei zwei Fußgängern schwierig ist. Wo liegt
anderseits das Problem, auf einer Forststraße als Wanderer einem Mountainbiker den Weg frei
zu machen und diesem den Genuss an einer schnellen Abfahrt zu gönnen? Muss jeder
Kletterklassiker mit Bohrhaken auf Hallenniveau herunter gesichert werden? Und kann man
nicht auch in großen und berühmten Wänden wenigstens eine schöne Sportkletterroute
einrichten?
44
Beispiel 2: Nationalpark und Besucherlenkung
Möglicher Lösungsansatz: Starke Lenkung des Tourismus
Alpine Regionen leiden vielfach unter einem ungebremsten Ansturm von Bergtouristen und
deren gedankenlosem Verhalten. In viel besuchten Gebieten kann Besucherlenkung eingesetzt
werden, z.B. durch Ausbau einer sanften Infrastruktur, die den Wanderer/Touristen auf dem Weg
hält, ihm aber ermöglicht, die Schönheit der Landschaft zu genießen und besondere Attraktionen
zu erleben. Das wird in vielen in- und ausländischen Nationalparks (z.B. Neuseeland, Island etc.)
sehr gut gemacht. Hier wird auf der einen Seite dem Besucher (auch dem weniger sportlichen
und damit einem Großteil der Masse) die Möglichkeit gegeben, berühmte Naturschauspiele zu
besuchen, und auf der anderen Seite wird klipp und klar gesagt, wo es verboten ist, die Wege zu
verlassen u.ä. Zu diskutieren ist auch, ob es nicht auch in den europäischen Alpen in manchen
Gebieten eine Regelung wie in anderen Nationalparks geben soll, dass innerhalb eines
Zeitraumes nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern einen Trek oder ein Gebiet besuchen darf.
Diese Frage könnte regional unter Einbezug der Bevölkerung und Vertretern aller
Interessensgruppierungen beantwortet werden. So könnten auf der einen Seite Gebiete
geschaffen werden, in denen der Tourismus und der Bergsport sich mehr oder weniger frei
entfalten können und in ökologisch wertvollen Gebieten bzw. bei gefährdeten Lebensräumen von
Flora und Fauna könnten diverse Einschränkungen eingeführt werden, z.B. in Form einer
gewissen "Stufenregelung":
1. frei zugängliche Gebiete
2. nur auf bestimmten Wegen zugängliche Gebiete, in denen nur an bestimmten Plätzen z.B. das
Campieren erlaubt ist / Verpflichtung zur Hüttenunterkunft mit vorheriger Anmeldung, eventuell
zusätzlich Besucherzahlenbeschränkung
3. gesperrte Gebiete
Wichtig ist hierbei jedoch, dass auch für die "echten Bergsportler", oder die sich dafür halten,
entsprechende Regelungen gefunden werden (Klettern frei, auch Anbringen von neuen Routen /
Klettern nur in den bestehenden Routen / Kletterverbot).
Anhand dieser Situationsbeispiele wird nun klarer, wie sich Konfliktsituation,
Regelungsstrategie und Regelungsprozess wechselseitig unterstützen können.
45
Ergänzende Maßnahmen
Regelung wurde als Reaktion auf Konflikt identifiziert, als Konfliktursachen wurden
widerstreitende Interessen, Akzeptanzschwierigkeiten und Informationsdefizit genannt. Will man
nun den „Wald an unterschiedlichen Regelungen“ in Hinblick auf mitunter auch negative
Auswirkungen zu starker Regelung (wie Einschränkung persönlicher Freiheit, notwendiger
Aufwand für Entwicklung, Implementierung, Kontrolle und Sanktionierung) nicht grenzenlos
anwachsen lassen, macht es Sinn, ergänzende und wenn möglich auch ersetzende andere
Maßnahmen zu entwickeln. Diese können bei der Konfliktvermeidung durch die Vermeidung der
Konfliktursachen ansetzen:
Widerstreitende Einzelinteressen können durch die Entwicklung und Stärkung
gemeinschaftlicher Interessen abgeschwächt werden. So wird ein umweltbewusster
Tourismusbetrieb von sich aus oder auch um ein besseres Image zu erreichen nicht nur an eine
kurzfristige Steigerung der Touristenzahlen denken. Eine Regelung der Tourismusströme von
staatlich-öffentlicher Seite wird damit überflüssig.
Akzeptanzschwierigkeiten können, wie beschrieben, durch interaktive Entscheidungsfindungsprozesse und durch geteilte Interessen verringert werden. Überall dort, wo gemeinsam
an der Erreichung eines gemeinsamen Ziels gearbeitet wird, entsteht zugleich auch gegenseitiges
Verständnis und Akzeptanz.
Informations- und Erfahrungsmangel ist logischer Weise durch Informationsarbeit und Schulung
zu beheben. Diese werden gegenwärtig von Schulen und alpinen Vereinen getragen und dort
könnte man auch gezielt weiterarbeiten. So waren wir uns in der Diskussionsgruppe einig, dass
so mancher Schulwandertag ungenutzt für alpine Bewusstseinsbildung und Wissensvermittlung
verstreicht. Alpine Vereine sind großteils auf unbezahlte Mitarbeit angewiesen, was wir an sich
nicht schlecht finden. Dennoch kann ein zu großes Ungleichgewicht an wenigen, die sich für
viele einsetzen und keine angemessene Wertschätzung bekommen nicht gerade motivierend
wirken. Der „durchschnittliche“ Bergtourist ist sich gar nicht bewusst, welches persönliche
Engagement dahinter steht, alpine Wanderrouten von dem täglich anfallenden Müll zu befreien.
Die lärmenden Hüttenrunden denken nicht an die Bergsteiger, die frühmorgens möglichst
ausgeschlafen aus dem Lager kriechen wollen, um um 4 Uhr früh ihre Tour unter möglichst
sicheren Bedingungen zu beginnen. Und damit kommen wir zu unserem letzten Thema:
Bewusstseinsbildung im Bergsport
In verantwortlich ausgeführtem Bergsport findet Bewusstseinsbildung ununterbrochen statt, um
Gefahren zu vermeiden und auch den persönlichen Genuss zu
erhöhen und den individuellen Aktionsradius zu erweitern.
Bewusstseinsbildung kann Regelung ersetzen, sie kann durch
Regelung gefördert werden und sie kann die Effektivität von
Regeln steigern. Insofern sollte sie bei der Regelung immer
mitgedacht werden. Abschließend wollen wir ergänzend zu der
Forderung, Bewusstseinsbildung in Bezug auf den Alpinsport und
seine Rahmenbedingungen durch Schule und Alpinvereine zu
verstärken, auch darauf hinweisen, dass Bewusstseinsbildung in
Zusammenhang mit Alpinsport zu Lernprozessen führt, die auch
gesamtgesellschaftlichen Nutzen bringen; ein Umstand, der
zumindest in der Freizeit- und Abenteuerpädagogik schon längst
aufgegriffen wurde.
46
Im Bergsport funktioniert vieles erstaunlich gut. (Das wollen wir hier nach all den beschriebenen
Konfliktsituationen betonen!) Manchmal deshalb, weil es Regelungssysteme gibt, die „greifen“,
also gut funktionieren. Insofern können bestimmt auch andere gesellschaftliche Bereiche von
diesen positiven Erfahrungen und dem gesammelten Wissen profitieren. Kaum woanders ist es
so überlebensnotwendig, manche Regeln striktest einzuhalten (z.B. zu hohe Seil/Seil-Reibung
vermeiden), sich so eingehend zu informieren (z.B. über die Lawinensituation) und so schnell
auf geänderte Bedingungen (z.B. Wettersturz) richtig zu reagieren. Kaum woanders bekommen
wir Fehler so schnell zu spüren. In kaum einer anderen Situation sind wir so aufeinander
angewiesen, wie in einer Seilschaft oder einer Trekkinggruppe. Aus diesem Grund sind das
Regelsystem, das Informationssystem und das Ausbildungssystem im Alpinsport bereits jetzt in
einer Art optimiert, die für andere Bereiche vorbildlich sein könnte. Insofern könnte fachkundig
durchgeführter Bergsport im Schulbetrieb vielfach positiv wirken und nicht nur der Ausbildung
späterer Leistungssportler dienen.
47
4)
Praxistauglichkeit der Tirol Deklaration
am Beispiel des Projektes „Alpinismus mit Zukunft?“
erstellt von: Christof Jud, Armin Winkler, Simon Pfandler, Tobias Weissteiner, Yolanda Zeller, Alex Hofer
Theorie und Praxis, Praxisbericht AMZ, wurde sie umgesetzt?
Die Tirol Deklaration zur Best Practice im Bergsport enthält eine Sammlung von Werten und
Maximen als Orientierungshilfe für ein optimales Handeln im Bergsport. Dies sind keine
Verhaltensregeln oder ins Detail gehende Anweisungen, sondern es handelt sich dabei um eine
Sammlung ethischer Grundsätze, eine Art „Ethik des nachhaltigen Bergsportes“.
Die Ethik, grundsätzlich verstanden als Normen und Maxime der Lebensführung, die sich aus
der Verantwortung gegenüber anderen herleitet, bringt ein Grundproblem mit sich. Sie wird nicht
durch explizite Regeln definiert und kann dementsprechend nicht als quasi rechtsetzend gesehen
werden. Sie erwächst vielmehr aus einer Art traditioneller Verhaltenspflichten, welche Sie
versucht über ein Wertesystem weiterzugeben. Ein System welches sich nicht primär aus
Verboten zusammensetzt, sondern eine Sammlung von Geboten, die an die Vernunft des
Bergsteigers appellieren.
Umsetzung der Deklaration
Zur Bildung dieses Systems richtet die Deklaration die nachfolgend aufgeführten Appelle an die
Bergsportler. Die Umsetzung dieser Punkte in unserem Projekt „Alpinismus mit Zukunft“ soll
anhand einiger Gedanken, Eindrücke und Geschehnissen nach unserer Einschätzung beurteilt
werden.
Akzeptiert die mit dem Bergsport verbundenen Risiken und übernehmt
Verantwortung
Das Risikobewusstsein wird über das ganze Projekt hinweg gefördert. So verfolgt jede Tour
unseres Projektes das Ziel, einen bestimmten Lerninhalt zu vermitteln. Dieser zielt in der Regel
auf eine bessere Risikokalkulation und die Vermeidung von Risiken ab.
Während der verschiedenen Veranstaltungen übernahmen jeweils die Bergführer die
Verantwortung über die Teams 1 . Zu Recht, da sie unbestritten über die grösste Erfahrung
verfügten. Allein schon deren Anweisungen Folge zu leisten, entspricht einer Risikominimierung
durch die einzelnen Teammitglieder.
Was die Verantwortungsübernahme betrifft, gestaltet sich einerseits die Umsetzung viel
schwieriger, andererseits tritt diese im Projekt weniger in den Vordergrund. Hauptsächlich liegt
dies an der Gruppengrösse, welche kaum eine reibungslose Verantwortungsübergabe von der
Führung an die einzelnen Teammitglieder erlaubt. In diesem Zusammenhang sind zwei weitere
Faktoren von Bedeutung: Zum einen ist dies das sehr unterschiedliche Können der einzelnen
Teilnehmer, zum andern die Haftungsfrage. Im Falle eines Unfalles könnten damit die
Veranstalter zur Rechenschaft gezogen werden.
Zur angesprochenen Gefahr eines Unfalles muss sich jeder Bergsportler, wie es die Deklaration
bereits empfiehlt, des Risikos bewusst sein, dem er sich und sein Team aussetzt. Abschliessend
1
Im folgenden Zusammenhang wird unter Team eine Gruppe von rund 6 Teilnehmern verstanden, welche jeweils
für eine Tagestour, einem Teamleiter, respektive einem Bergführer „zugeteilt“ wird
48
darf festgestellt werden, dass die Teilnehmer ein hohes Risikobewusstsein aufwiesen und bereit
waren, Risiken zu erkennen und zu lernen, damit umzugehen.
Die eingangs angesprochenen Lerninhalte schaffen zugleich die notwendige Grundlage zur
späteren Verantwortungsübernahme.
Grundsätzliches zu Risiken und Verantwortung beim Sport
Jugendlichen steht heutzutage eine Vielzahl an Sportarten zur Verfügung. Zumal es mit der Zeit
immer mehr sein werden, muss man sich mit gewissen Spielregeln, die alle Sportarten mit sich
bringen, vertraut machen.
Nur so kann man gewisse Sportarten verantwortungsbewusst und mit dem Ris ikofaktor auf
niedrigster Stufe sicher betreiben. Da nicht auf alle Sportarten und deren Risiken und
Verantwortungen eingegangen werden kann, behandelt dieser Text in der Folge jene Sportarten
vordringlich, die wir in unserem Projekt betrieben haben.
In unserem Projekt haben wir uns insbesondere mit den Wintersportarten Skitourengehen und
Eisklettern und den Sommersportarten Sportklettern und Alpinklettern befasst.
Ziel unseres Projekts war es, durch Betreiben des Sports an den jeweiligen Tourenwochene nden
und durch Vorträge praktischen und theoretischen Lehrstoff zu vermitteln, so dass jeder
Teilnehmer einen gewissen Lehrinhalt erwerben konnte.
Nur indem man Theorie mit Praxis vereint, kann man risikoreichere Sportarten besser erfahren
lernen, verantwortungsbewusst Risiken entgegengehen und Risiken vermeiden lernen.
Diese Lehrinhalte schaffen somit eine Basis, um später verantwortungsbewusst diese Sportarten
auszuüben.
Risiken können in der Regel leichter vermittelt werden als Verantwortung, denn diese hängt im
Allgemeinen vom Hausverstand jedes einzelnen ab. Was Verantwortungsübernahme betrifft so
gestaltet es sich in unserer Gruppe viel schwieriger. Dies ist aber hauptsächlich von der
Gruppengröße abhängig, welche kaum ein verantwortungsbewusster Sportler alleine ohne
Mitverantwortung erfahrener Bergführer übernehmen hätte können.
Lediglich auf dem Klettersteig wurde die Verantwortung auf jeden einzelnen abgegeben, denn
hier ist jeder für sich verantwortlich, das richtige Material zu verwenden ohne dabei das Können
und die Risiken zu vernachlässigen.
Insgesamt ist die Verantwortungsübernahme in unserem Projekt wegen oben genannter Gründe
etwas in den Hinterhalt geraten.
Wenn ich mir einen Kommentar erlauben kann so beginnt das Lernen von Risiken und
Verantwortungen schon beim Diskutieren unter einzelnen Teammitgliedern oder in der Gruppe,
und durch Austauschen von Erfahrungen, und dies ist uns auch sehr gut gelungen!
Stimmt Ziele, Können und Ausrüstung aufeinander ab
Ziele
Ausrüstung
Können
Zwischen diesen drei Punkten entsteht ein so genanntes
Spannungsdreieck. Alle drei Faktoren müssen aufeinander
abgestimmt werden, um keine unnötigen Risiken und Gefahren
einzugehen. In unserem Projekt darf festgestellt werden, dass wir
uns immer im Rahmen dieses Dreiecks bewegten. So sollen
beispielsweise nie, aufgrund von unbedingt zu erreichenden, zu
hohen Zielen, Ausrüstung und Können vernachlässigt werden.
Diese Ziele orientieren sich wiederum am Können des Einzelnen
und nehmen Rücksicht auf das weniger starke Mitglied. Was ein
Stück weit auch Selbstzweck darstellen kann, da das schwächste
49
Glied der Kette den Bestand der ganzen Kette gefährdet. In unserem Projekt beobachten wir
dahingehend Rücksichtnahme und Kalkulation als einen wesentlichen Aspekt, Motivation und
Unterstützung durch Teamkollegen als stärkendes Instrument.
Was die Organisation betrifft, sind die Team-, wie auch die Projektleiter genügend kompetent
und ausreichend ausgebildet, um Gefahren dieses Dreiecks zu erkennen, zu berücksichtigten und
ihre Verantwortung wahrzunehmen.
Verhaltet euch fair und berichtet wahrheitsgemäß
Fairness, Ehrlichkeit und Wahrheitstreue sind überhaupt kein Problem. Ich möchte sogar sagen,
sie
werden
als
selbstverständlich
angesehen.
Hauptsächlich
aufgrund
des
Verantwortungsbewusstseins jedes einzelnen gegenüber den anderen Mitgliedern. Was sicher
berücksichtigt werden muss, dass unser Verhalten nicht durch den Faktor „Wettbewerb“ negativ
beeinflusst wird. Im Team und auch nach aussen findet kein Leistungsmessen statt, welches
leider all zu häufig, Verhalten negativ beeinflusst. Jeder hatte Respekt und Achtung vor der
Leistung des anderen und niemand versuchte übertriebenen Ehrgeiz in den Vordergrund zu
stellen. Ziel war das Gruppenerlebnis des Projekts. Weder die beste Leistung, die schnellste
Begehung noch der höchste Schwierigkeitsgrad standen im Mittelpunkt.
Bemüht euch, nach der Best Practice zu handeln und hört nie auf zu lernen
Das ist eine Forderung, die ein erklärtes Ziel des Projektes ist und daher - nachvollziehbar
anhand der übrigen Erläuterungen - erfolgreich umgesetzt wird. Über unsere wertvollen
Gespräche und die eingehenden Diskussionen zeigte sich immer wieder Unverständnis diesem
Punkt gegenüber. Einigkeit herrschte hinsichtlich der Selbstverständlichkeit die eine solche
Anweisung beinhaltet. Jene Selbstverständlichkeit welche die ganze Deklaration prägt. In
welchem Verhältnis stehen aber 50 Projektmitglieder gegenüber allen anderen Bergsteigern, die
unterwegs sind? Auch hier trat die Meinung zu Tage, dass praktisch jeder Bergsportler diese
Verhaltensregeln bereits kennt und lebt, ohne je die Tirol Deklaration gelesen zu haben. Oder
haben wir jemanden vergessen? Derjenige der die Ausnahme darstellt, derjenige der das nicht
kennt und das „Papier“ lesen sollte? Für diesen scheint es leider nötig zu sein, diese
Anweisungen niederzuschreiben.
Seid tolerant und rücksichtsvoll, helft einander
Team- und Projektintern sind Toleranz, Rücksicht und Hilfsbereitschaft vorhanden. Bisher
notwendig waren lediglich Toleranz und Rücksicht. Nicht aufgrund spezieller Ereignisse,
sondern weil ohne diese beiden Eigenschaften kein Team funktionieren kann. Von der
Hilfsbereitschaft der Mitglieder oder der einzelnen Teams musste anhand von tragischen oder
tief greifenden Ereignissen kaum Gebrauch gemacht werden. Höchstens hinsichtlich
irgendwelcher Materialversäumnisse, wo aber kaum von einer „Prüfung“ bezüglich der
Hilfsbereitschaft die Rede sein kann. Gerne geht aber vergessen, was man nicht sieht oder nicht
merkt. So gibt es immer wieder kleine Punkte, wo man auf die Unterstützung und Hilfe der
anderen angewiesen ist, ohne das überhaupt bewusst wahrzunehmen. So geschehen und gesehen
auch in unserem Projekt.
50
Schützt die wilde, ursprüngliche Natur der Berge und Felsen
Der Themenschwerpunkt „Nachhaltigkeit im Bergsport“ beinhaltet die Forderung nach
ökologischem, respektive nachhaltigem Umgang mit der Natur. Gewährleistet wird dieser
Umgang über die Wahl der Touren. Diese befinden sich lediglich in Gebieten welche dem
Tourismus zugänglich sind, berücksichtige n ökologische „Hindernisse“ und hinterlassen
möglichst keine Spuren.
Allerdings stellt das Projekt AMZ per se bereits eine Berührung, oder gar eine Belastung, der
Natur dar. Wer die Natur schützen will, darf sie auch nicht betreten. Man kann sie nicht
schützen, aber in höchstem Masse schonen. Uns ist das sehr gut gelungen. Wir haben kein
Material und allenfalls Spuren im Schnee hinterlassen.
Unterstützt die Bevölkerung in den Berggebieten und ihre nachhaltige Entwicklung
Eine Forderung der Deklaration, welche unserer Meinung nach so nicht in die Deklaration
gehört. Die Bevölkerung kann und wird, soweit wirtschaftlicher Bedarf vorhanden ist,
unterstützt. Nicht zuletzt auch durch die Nutzung der örtlichen Gegebenheiten in Form von
Übernachtung, Verpflegung und Konsum in den jeweiligen Gebieten.
Besser wäre einerseits die Forderung nach Rücksichtnahme auf Bevölkerung und Respekt vor
deren nachhaltiger Entwicklung. Des Weiteren ist sie nicht an den Bergsteiger zu richten,
sondern an den Touristen schlechthin. Vom Bergsteiger bis hin zum Tagestouristen, der mit dem
öffentlichen Verkehrsmittel anreist um ein Dorf zu besichtigen.
Fazit
Persönlich finden wir, gelingt die Umsetzung der Forderungen, respektive der Berücksichtigung
der Appelle an die Bergsportler, grundsätzlich mit relativ geringem Aufwand. Der Ansatz über
solche Handlungsanweisungen eine Bewusstseinsveränderung und eine Problemsensibilisierung
zu erlangen, ist Erfolg versprechend, sofern dieser mit genügend Einsatz verfolgt wird. Einsatz in
der Form wie wir sie praktizieren über den Gang an die Öffentlichkeit und die Weitergabe in den
einzelnen Alpenlä ndern. Wobei nicht nur die ARGE ALP Mitgliedsländer, sondern alle
Bundesländer und Kantone angesprochen werden sollen.
Erfolg versprechen im Wesentlichen folgende drei Ansatzpunkte für grosse und kleine, bezahlte
und kostenlose Gruppen mit Jugendlichen oder Erwachsenen. Ansatzpunkte für jede Tour also.
1. Gut ausgebildete Führung auch in kleinen Teams
2. Angepasste Planungskompetenz von Touren
3. Sensibilisierung der Bergsportler
Die Tirol Deklaration ist eine sinnvolle Niederschrift von Handlungsanweisungen, die
moralisch dem heute nicht mehr so oft gebrauchtem Wort, dem „Hausverstand“ entsprechen.
Schade höchstens, dass die Deklaration nur Leute lesen werden, die sich für Verhaltensregeln am
Berg interessieren und die ohnehin mit Bedacht in den Bergen unterwegs sind. Vielleicht aber
hören die anderen uns wenn, oder gerade weil wir darüber reden!
51
5)
JUGEND und ALPINSPORTARTEN
erstellt von: Marco Reitmeier, Andreas Gassner, Riki Meindl, Thomas Pfisterer, Marie-Kathrin Phillip, Barbara Pöll
Jugend und Alpinsport, das sind zwei Begriffe, die sich in letzter Zeit immer stärker annähern.
Der Alpinsport erlebt eine wahre Imagewende. Outfit und Sicherheit haben sich gewandelt, das
Freizeitangebot hat sich erweitert und somit ist der Alpinsport auch für Jugendliche attraktiv
geworden. Vor allem die Bereiche Sportklettern und Snowboarden erleben einen regelrechten
Boom.
Im anschließenden Bericht befassen wir uns mit folgenden Fragen:
Was ist Alpinismus? Welche Bereiche sind für die heutige Jugend interessant?
Wie kommen Jugendliche zum Alpinismus?
Welche Freizeitmöglichkeiten haben Jugendliche bei uns?
Welche Angebote bietet der Tourismus für Jugendliche im alpinen Bereich an?
Sportklettern – eine Form des Alpinismus – als neuer Leistungssport?
Definition von Jugend und Alpinsportarten
Definition der Jugend?
Vor einigen Jahren zählte man noch all jene Personen zur „Jugend“, die der Altersgruppe von 14
bis 24 Jahren angehörten. In letzter Zeit wurde diese Altersgruppendefinition jedoch als zu eng
kritisiert. In der Folge wurden nicht nur Personen in einem gewissen Altersabschnitt zur Jugend
gezählt, sondern sie müssen auch in den modernen Jugendkulturen integriert sein. Das bedeutet,
„dass man einer Person das Attribut ‚jugendlich’ zuweist, wenn sie in der Welt der Jugendkultur
lebt, sich mit dieser auseinandersetzt und sich Symbole und Handlungsweisen der Jugendkultur
aneignet“ (Hahn/Heinzlmaier/Zentner in Friesl 2001, S. 10). Bedingt durch die längere
Verweildauer im Bildungsprozess ist heute ein großer Teil der 20- bis 30-jährigen noch in
jugendkulturellen Kontexten integriert und damit der Jugend zuzurechnen. Im folgenden Bericht
werden wir die Kategorie „Jugend“ auf ca. 14 bis 35 Jährige ausdehnen.
[Literatur: Friesl, Christian (Hrsg.): Experiment Jung-Sein – Die Wertewelt österreichischer
Jugendlicher. Wien 2001]
Alpinsportarten:
o Schi- und Snowboarden im alpinen Gelände bzw. Variantenfahren
o Wandern/Bergsteigen/Hochtouren
o Klettern (in Klettergärten, Kletterhallen, alpinem Gelände) und Klettersteiggehen
o Mountainbiken: Down- und Up-Hill
o Eisklettern
o Kajaking, Raften, Canyoning
o Flugsportarten
Als Alpinsport wird jener Sport bezeichnet, den man im alpinen bzw. in küns tlich geschaffenem
„alpin-ähnlichem“ Gelände ausübt. Geklettert wird nicht mehr ausschließlich auf natürlichen
Felsen - vor ca. 50 Jahren verabschiedete sich ein Teil des Kletterns vom „Mythos Berg“ und
kehrte auch in Großstädte und flache Länder ein. Viele Kletterhallen und Boulderräume (allein in
Tirol existieren 60 Anlagen) wurden errichtet. Die spektakulärste Indoor-Kletterwand ist wohl
jene in einer ehemaligen Kirche in Amsterdam. Dadurch erhielt der markige Berglerspruch „Auf
52
Rufweite mit den Engeln“ eine ganz neue Bedeutung. Neben Kletterhallen entstanden auch
Indoorschipisten.
Zugangsformen zum Alpinismus
Viele Jugendliche kamen über ihre Eltern bereits in ihrer Kindheit
zum ersten Mal mit dem Alpinismus in Kontakt. Vor allem das
Bergwandern und das Schifahren auf der Piste bilden den Einstieg
in den Alpinsport. Je „kindgerechter“ das Freizeitprogramm in den
Familien im alpinen Raum gestaltet wird, desto größer ist auch die
Freude und Lust der Kinder am Wandern. Eltern sollten ihre
Kinder daher nic ht als kleine Erwachsene sehen und von ihnen
alpinistische Höchstleistungen verlangen (vgl. tschechisches Kind
starb heuer aufgrund Überforderung in den Hohen Tauern).
Vereine, wie z.B. der Österr. Alpenverein, die Naturfreunde, der
ÖTK (Österr. Touristenclub) und der persönliche Freundeskreis
bilden erst später eine mögliche Zugangsform zu alpinen Sportarten. Seit 1998 steigen die
Neuanmeldungen im Jugendbereich des ÖAV sogar überproportional an (Zitat L. Töchterle,
Alpenvereinsjugend). Dabei treten immer mehr die Sportarten Klettern (auch als Leistungssport)
und Snowboarden in den Vordergrund der Jugendlichen. Mountainbiken, Schitourengehen und
Eisklettern kommen erst später hinzu. Oft ist es der Freundeskreis und das soziale Umfeld, das
für den Alpinismus spricht. Dazu einige Studien der letzten Zeit:
Fessel+GFK Studie 1994 (im Auftrag des ÖAV)
Welche Sportarten üben Jugendliche aus?
Sportklettern 01
4
Alpinklettern 01
4
regelmäßig
3
5
öfter
Paddeln 0 2
Rafting 01
Skitouren
2
selten
10
Mountainbiking
15
6
17
18
4
Wandern
0
10
15
39
20
30
40
50
60
70
Angaben in Prozent
Befragt wurden Jugendliche aller sozialen Schichten und Bildungen, Mit- und Nichtmitglieder
des ÖAV. Das Ergebnis dieser Befragung zeigt, dass Wandern mit über 60%, vor MountainBiking mit 38%, Skitouren mit 27%, Raften 6%, Paddeln 5% steht. An letzter Stelle der
genannten Sportarten wird hier noch Sportklettern, gleichgesetzt mit Alpinklettern, mit 5%
genannt.
Fessel-GFK Jugend Online Befragung 2002
53
Wie oft üben Jugendliche diese Sportarten aus?
Klettern 1 2
Mountain-Biking
regelmäßig
5
Jogging, Walking, Wandern
öfter
11
12
Schifahren, Snowboarden
23
17
0
5
30
10
15
20
25
30
35
40
45
50
Angaben in Prozent
Laut den Ergebnissen dieser Online-Befragung übt fast die Hälfte aller Jugendlichen Schifahren
oder Snowboarden regelmäßig und öfter aus, gefolgt von 35%, die Wandern/ Jogging/ Walking
zu ihren Freizeitaktivitäten zählen, und den 16% der Bikern. An letzter Stelle stehen hier die
Kletterer mit 3% – eine bemerkenswert Zahl, wenn man bedenkt, dass dies immerhin 3% aller
(und nicht nur der sportausübenden) Jugendlichen sind und, dass Klettern eigentlich ein
Individual- und nicht ein, wie in diesem Alter beliebterer, Gruppensport ist.
Erwähnt sei, dass hier nur jene Sportarten aus den Ergebnissen exzerpiert wurden, die für diese
Arbeitsgruppe zu den Alpinsportarten zählen.
„sports&more“ Befragung 2002 der Tiroler Schüler
Lieblingssportarten der Tiroler Schüler
Snowboarden
126
Klettern
regelmäßig
157
Radfahren
272
0
50
100
150
200
250
300
Zahl der Nennungen, total 728
Bei einer Befragung von 728 Tiroler Schülern gehört Klettern eindeutig zu den beliebtesten
Sportarten (157 Nennungen). Im Gesamtergebnis belegt es die zehnte Stelle (auch hier wurden
nur die für uns relevanten Sportarten erwähnt) und gehört sicher zu den aufstrebenden
Sportarten.
Eine Möglichkeit Jugendliche für das Sportklettern zu begeistern, geht über den Schulsport. Seit
einigen Jahren werden in Tirol und anderen Bundesländern Schulmeisterschaften auch in dieser
Sportart durchgeführt. Allein im vergangenen Schuljahr 02/03 nahmen 340 Tiroler SchülerInnen
aus 29 Schulen an Kletterbewerben teil. Im Schulsportbereich reagierte man bereits erfolgreich
auf den Kletterboom. Eine spezielle Kletter-Ausbildung wird jährlich vom Pädagogischen
Institut für LehrerInnen ausgeschrieben und auch zahlreich angenommen.
„Der Berg ist in den letzten Jahren wieder jünger geworden und spricht mit seiner Vielseitigkeit
heute alle Generationen an“ (Peter Habeler, Extrembergsteiger). Die Vielzahl von Bergsportarten sowie die zahlreichen Innovationen der letzten Jahre im Ausrüstungsbereich haben das
alte Bergwander-Image verdrängt.
54
Die pädagogischen und therapeutischen Potentiale der alpinistischen Sportarten haben zudem an
Bedeutung gewonnen. Der Berg spielt damit auch in den Bereichen Erlebnispädagogik,
Teamtraining, Integration und Präventionsarbeit eine wichtige Rolle. Nicht umsonst werden
Ferien-, Abenteuer- oder Lerncamps gerne mit alpinen Sportarten kombiniert und von
Jugendlichen angenommen.
Freizeitangebote für unsere Jugendlichen
Da die Alpin-Schiene mit Adventuresport und Abenteuertourismus bei unseren Gästen äußerst
beliebt ist, wird die Entwicklung in diesen Bereichen auch stark gefördert. Dies kommt natürlich
auch einheimischen Jugendlichen und Kindern zugute. Sie werden mit den Freizeitmöglichkeiten
ebenso konfrontiert und erfahren nicht nur von ihren
Großeltern, dass Bergsteigen eine Alternative zu Fußball und
Tennis sein kann.
In den vergangenen 10 bis 20 Jahren hat sich speziell
Sportklettern zu einer sehr beliebten Freizeitbeschäftigung
unter Jugendlichen heraus kristallisiert; ja sogar zu einer
Leistungssportart mit Wettkämpfen entwickelt. Das Sportklettern löste einen wahren Boom aus und in vielen
Gemeinden wurden Kletterhallen bzw. Boulderräume
errichtet. Rudolf Karl, der „Erfinder“ des „Rotpunktklettern“,
beschrieb die neue Art zu Klettern in gesicherten Touren
folgendermaßen: „Zum ersten Mal macht mir Klettern richtig Spaß, denn die Angst ist
abgestürzt. Klettern ist kein Kampf mehr ums Leben, es ist ein Spiel mit der Schwerkraft und
den eigenen Möglichkeiten.“ Für viele Jugendliche sicherlich auch ein Grund sich dem
Sportklettern zuzuwenden.
Auch andere alpine Bereiche, wie Schitourengehen, Bergsteigen, alpines Klettern oder Kajaken
haben unter Jugendlichen an Interesse gewonnen. Die Sanierung vieler Kletterrouten,
Verbesserungen im Ausrüstungsbereich und das Angebot vieler Organisationen zieht die jungen
Bergsteiger an. Oft ist der Einstieg in den Alpinsport stark vom Freundeskreis abhängig. Auch
immer mehr risikoreiche Unternehmungen (Eisklettern, Klettern im alpinen Gelände und
Canyoning) werden von Jugendlichen entdeckt und ausprobiert – oft auch ohne fachkundige
Einweisung. Ein reichhaltiges Angebot ist durchaus vorhanden. Allerdings fehlt es in Vereinen
vielfach an (meist ehrenamtlich tätigen) Personen, die die Jugendlichen auch für andere Bereiche
– neben dem Sportklettern – motivieren und solche Touren auch führen können. Die folgende
Studie aus dem Jahr 2002 zeigt, in welchen Bereichen der ÖAV tätig war.
Regelmäßige Jugendaktivitäten in den Sektionen des ÖAV
Paddeln, Raften 1
Snowboard
1
Schi 1
Biken
2
Wandern
12
Klettern
40
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
Angaben in Prozent
55
Laut der Mitarbeiterbefragung 2002, die vom ÖAV in Zusammenarbeit mit dem
Jugendforschungsinstitut jugendkultur.at durchgeführt wurde, gehören Kletteraktivitäten zu den
meist angebotenen Programm der Alpenvereinsjugend. Außer dem Bereich „Kle ttern“ sind die
Angebote recht traditionell. Trendsportarten wie Paddeln oder Snowboarden werden von den
meisten Sektionen in der Programmgestaltung wenig berücksichtigt. Der ÖAV ist sicherlich,
auch aufgrund der zahlreichen Kletterhallen, zum Anbieter Nummer 1 im Bereich IndoorKlettern geworden.
Im Rahmen des ArgeAlp Projekts „Alpinismus mit Zukunft“ wurde von unserer Arbeitsgruppe
ein Fragebogen ausgearbeitet, der Aufschluss über die beliebtesten Sportarten und Motivationsgründe Jugendlicher geben soll. Insgesamt wurden 162 Personen zw. 14 und 35 Jahren befragt.
Mountainbike
12%
Skitouren
13%
Flugsport
0%
Bergsteigen,
Wandern
19%
Hochtouren
8%
Snowboard
7%
Canyoning
2%
Rafting
1% Kajak
3%
Klettersteige
8%
Eisklettern
3%
Klettern
(Klettergarten)
15%
Klettern
(Wettkampf)
1%
Spez.
Fähigkeiten
(Navigation,
Seilkunde,
etc)
10%
Mit Freunden
unterwegs
sein
24%
Naturgenuss
27%
Erholung,
Abwechslung
26%
Leistungssport
13%
Klettern (Alpin)
8%
Die beliebtesten Sportarten
Die wichtigsten Motivationsfaktoren beim Bergsport
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind durchaus als „traditionell“ zu bewerten, vor allem was die
Bergsportarten betrifft. Die Mehrheit aller Begsportler sieht das Wandern und Bergsteigen noch
immer als wichtigstes Freizeitfeld. Eine Trendanalyse, wie sie etwa durch eine ähnliche Umfrage
in Zukunft durchgeführt werden könnte, würde aber wahrscheinlich das Sportklettern und
Eisklettern mehr hervorheben. Auch bei den Motivationsfaktoren spielen Naturgenuss, Erholung
und Abwechslung zur Zeit bei den meisten Befragten eine größere Rolle als der reine
Leistungsaspekt. Aus dieser Studie geht weiters hervor, dass fast die Hälfte (47%) aller
Jugendlichen die Möglichkeit haben/nutzen, im eigenen Freundeskreis Bersport auszuüben und
nur 14% auf angebotene Bergsportaktivitäten zurückgreifen. Ist das Angebot begrenzt, die
Nachfrage nicht vorhanden oder gibt es andere Gründe für diese ungleiche Verteilung?
Tourismus
Bei der Suche im Internet nach diversen Urlaubs-, Abenteuer-, Sport- und Freizeitangeboten für
Kinder und Jugendliche in den Bergen entdeckt man unzählige Anbieter, welche mit einem
vielfältigen Angebot zu locken versuchen. Nicht die körperliche Ertüchtigung oder die Leistung
werden in der Vordergrund gestellt, sondern vielmehr das Erlebnis Natur unter dem Aspekt
„learning by doing“. Die Angebote reichen von Schlafen unter freiem Himmel, Outdoor-Küche,
die Natur als Klassenzimmer, Spaß und Vergnügen in der Gruppe, das gemeinsame Erleben und
Erfahren, das Orientieren mit Karte und Kompass, die Geschicklichkeit auf dem Bike spielerisch
zu verbessern, Floße zu bauen und einen Fluss damit zu befahren bis zur Möglichkeit
verschiedene neue Sportarten auszuprobieren und zu erlernen. Nicht immer ist der Sport das Ziel
56
eines Abenteuerwochenendes. So kann u.a. auch unter fremdsprachiger Leitung Englisch
spielerisch verbessert und gefestigt werden.
Nicht nur für Jugendgruppen, sondern auch als Familienurlaub oder Vater-Sohn-Abenteuertrip
findet man eine Menge interessante Angebote sowohl für den Sommer als auch für den Winter.
Interessante Links:
http://www.urlaubsanbieter.com/sitemap-Jugendurlaub-Jugendreisen.htm
http://www.nows-abenteuer.de/frame_html.htm
http://www.skigebiet.at/wildwasser/jugend/index.html
Leistungssport: Sportklettern
Speziell zu diesem Thema wurden jugendliche Kletterer der OeAV Sektionen Seekirchen und
Kufstein und Kinder ohne Vereinsangehörigkeit befragt. Die Befragten sind zwischen 12 und 20
Jahre alt, ihr Kletterniveau reicht bis ca. 7b. Viele der Befragten nehmen mehr oder weniger
regelmäßig an Wettkämpfen teil oder versuchen durch gezieltes Training ihr Kletterniveau zu
verbessern.
1) Fast einhellige Aussage ist, dass das Klettern der Hauptsport, bzw. Hauptbeschäftigung
im Freizeitbereich der Jugendlichen darstellt.
2) Die meisten Jugendlichen sind eher zufällig zum Klettern gekommen, z.B.: Kletterwand
auf einer Messe oder durch Mundpropaganda von Freunden bzw. Eltern.
3) Die jüngeren Befragten (bis 15 Jahre) sind sehr leicht bei der Aktivität Klettern zu halten.
ZB: durch geregeltes Training bzw. gemeinsame Unternehmungen.
4) Bei den Motivationsgründen steht an erster Stelle der Leistungsgedanke, danach der
Spaßfaktor zusammen mit dem Gemeinschaftserlebnis. Gründe wie Ersatzdroge, Trendsport, Kickerlebnis wurden nicht genannt.
5) Speziell bei den älteren Jugendlichen (ab 18) ist zu beobachten, dass die Integration in
den angestammten Freundeskreis (“Schulfreunde“) abnimmt. Die Interessen gehen zu
weit auseinander. Stattdessen bilden sich aus der Kletterszene heraus auch die
Freundeskreise, d.h. auch die Freizeit abseits vom Klettern wird gemeinsam geplant bzw.
verbracht.
6) Drogen, wie Alkohol und Marihuana, werden zwar in der Gruppe geduldet, bilden aber
keinen Motivationsgrund. Für einen Außenstehenden waren auch keine Probleme im
Umgang mit oben erwähnten Drogen erkennbar. Vielmehr wurde der Eindruck vermittelt,
dass die Befragten mit “beiden Beinen im Leben stehen“.
57
6)
Zukunftsvisionen des Alpinsports
erstellt von: Lucia Steinhauser, Sonja Bechter, Aaron Böhler, Kathrin Kröss, Aurelia Ullrich, Daniel Stockner
Die alpinistischen Sportarten gehören zu den wenigen, die man bisher ohne Regeln und nach
eigenem Gutdünken ausleben konnte. Der erzieherische und soziale Aspekt einer Betätigung, die
aus eigenem Antrieb und eigener Verantwortung ausgeübt wird, ist unschätzbar groß. Erlebnisse,
die vielen Menschen Abwechslung zu Beruf und Alltag geben, sei es durch Erholung in freier
Natur, Stille und Frieden, Freude an Bewegung, sollen und dürfen nicht verloren gehen.
Doch wie wird es zukünftig in den Bergen aussehen?
Wirtschaft, Tourismus und vor allem die Gesellschaft beeinflussen den Fortschritt in großem
Ausmaß.
Gesellschaft
Die Entwicklungen in der Gesellschaft haben einst und jetzt die Entwicklungen im Bergsport
entscheidend bestimmt. Und sie werden dies auch in Zukunft tun. Wohin wird also der
Entwicklungstrend in der Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten gehen und wie wird der
Bergsport aussehen?
Da Politik und Wirtschaft alles daran setzen werden, Fortschritt und Wachstum weiter
anzukurbeln, ist es wahrscheinlich, dass sich auch die Trends der gesellschaftlichen Entwicklung
verstärken. Wenn ein Trend sich stark in eine bestimmte Richtung entwickelt, gibt es bekanntlich
einen Gegentrend. Im Bergsport geht der aktuelle Trend stark in Richtung einer Konsum- und
Fungesellschaft. Verstärkt sich dieser Trend, verstärkt sich auch der Gegentrend: die Rückkehr
zur Natur, zum Idealismus.
Wie sieht die neue Gesellschaft aus? Die Konsum- und Fungesellschaft lehnt
Eigenverantwortung ab und lässt möglichst alle Risiken versichern. Es wird erwartet, dass
ausgebildete Führer die Verantwortung übernehmen und die Sicherheit garantieren, unterstützt
durch High- Tech-Ausrüstung. Der Bergsportler kann durch perfekt organisierte Angebote und
ein Maximum an Sicherheit seine Abenteuer mit ungetrübtem Spaß nachgehen.
Die Motivation des Fun-Bergsportlers ist weniger das Naturerlebnis, sondern vielmehr die
sportliche Leistung oder ein möglichst großer Spaßfaktor.
Er ist bereit viel Geld zu investieren, beansprucht dafür aber einen möglichst großen
persönlichen Gewinn (an spannenden Erlebnissen oder überragenden sportlichen Leistungen).
Steigt der Wohlstand in der Gesellschaft, kann es sich ein größerer Personenkreis leisten, dem
Abenteuer und Spaß am Berg zu frönen.
Mit dem Boom der Fungesellschaft wird auch die Gegenbewegung „Zurück zur Natur und zu
den ursprünglichen Idealen“ Zulauf bekommen. Die Idealisten werden die reglementierten
Funsportparks meiden und sich in weniger erschlossene Berggebiete bewegen. Da sich die
Funsportparks ausbreiten, werden auch die Idealisten alles daran setzen, Gebiete für sich zu
beanspruchen. Die Alpen bieten zwar viel aber nicht unbegrenzt Raum. Als Raummangel werden
sich Nutzerkonflikte zuspitzen. Die zwei Fronten „militante Bergsportidealisten“ und
„konsumierende Funsportler“ werden die Bergwelt in Beschlag nehmen.
Es ist zu hoffen, dass sich zwischen den beiden extremen Parteien eine dritte Partei über Wasser
halten kann: die der genießenden und gemäßigten Bergsportler. Diese Spezies sieht Sport und
Naturerlebnis als untrennbare Einheit.
58
Welche der drei Parteien in Zukunft den Bergsport bestimmen wird, bleibt abzuwarten. Es liegt
in der Hand jedes einzelnen, sich für eine der Richtungen zu entscheiden und sich dafür
einzusetzen.
Wirtschaft/Tourismus
Um über die Zukunft des Alpinsportes Aussagen treffen zu können, darf ein ganz wesentlicher Teil
der Tourismusindustrie nicht vergessen werden: die Wirtschaft! Der Tourismus ist ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor in vielen Alpenländern und somit Nährboden für viele Menschen.
Wie wichtig der Tourismus für die Wirtschaft ist, verdeutlichen die Nächtigungszahlen und die
damit verbundenen Einnahmen. Im Jahr 2001 nächtigten knapp 27 Millionen Auslandsgäste in
Österreich und brachten 11,3 Milliarden € der Wirtschaft ein.
Zahlreiche Veränderungen im Alpentourismus vollziehen sich heute schon turbulent, die sich aber
in Zukunft noch drastisch steigern werden.
Diese schnelle Veränderung ist hauptsächlich auf 2 Ursachen zurückzuführen:
Nicht nur der neue Konsument ist anspruchsvoller und quicklebendig geworden, auch die
Gesellschaft hat sich immer stärker fragmentiert.
Als Resultat ist der europäische Alpenraum zu einer bunten Freizeitanlage geworden. In die einst
schroffen und abweisenden Berge sind Seilbahnen und Hotels getrieben worden, errichtet einzig
und allein für die Freizeiträume von Touristen. Die Tourismusexperten wollen „Berge voller
Leben“ gestalten.
Schlagwörter wie
Berge als Naturraum und Ort der Inspiration
Berge als Lebensraum und Ort der Begegnung
werden großgeschrieben! Doch steht heute wirklich noch die Bergwelt als „Oase“ und
Naturerlebnis im Vordergrund? Im Zusammenhang mit dem Tourismus bzw. „Berge voller Leben“
wohl kaum.
In Zukunft wird sich dieses Leben in den Bergen drastisch vervielfältigen, aber nicht ohne Einbußen
des erholsamen Naturraumes. Es wird sich eine so genannte „Megageneration“ bzw. „FunGesellschaft“ lautstark bemerkbar machen.
Welche Auswirkungen hat der Trendwandel auf den Alpinsport:
Die Zukunft des Alpinsportes schreit stark nach „All- inklusive-Angeboten“ in den Bergen, nach
geführten Kurzurlauben in der gesunden Alpenluft!
Der neue Bergsportler bucht ein Komplettangebot, reist auf gut ausgebauten Straßen in das
jeweilige Wunschgebiet, wird mit der Hightech – Seilbahn auf die gewünschte Höhe gebracht,
checkt im Hotel ein, das natürlich einen Wellnessbereich bieten muss und entscheidet sich
gemütlich bei einem 5-gängigen Menü, was in den nächsten Tagen unternommen wird.
59
Diese Beschreibung der touristischen Zukunft verdeutlicht, dass sich einige Konflikte zuspitzen
werden, insbesondere
der wachsende Druck auf die letzten natürlichen Reservate ,
die größer werdenden Reisedistanzen und damit der zunehmende Energieverbrauch
die zunehmende Gefahr, dass Feriendestinationen zum Fast-Food-Artikel der Wegwerfgesellschaft verkommen.
Vieles deutet darauf hin, dass die Grenzen des touristischen Wachstums im Alpenraum und
insbesondere in Tirol zwar noch nicht erreicht, aber in Sicht sind!
Die touristische Entwicklung mit Zukunft sollte weniger versuchen, eine wahrscheinliche Zukunft
zu erraten, als vielmehr eine wünschbare Zukunft vorzubereiten. Vor dem Hintergrund dieser
Veränderungen und mit dem Ziel, eine wünschbare Zukunft wahrscheinlich zu machen, ist im
Alpentourismus ein Entwicklungspfad zu suchen, der sich an den Prinzipien der Nachhaltigkeit, der
Verantwortungsethik und der kulturellen Identität orientiert!
Das heißt im Klartext :
Weg vom Massentourismus und hin zum Individualtourismus bzw.
„Sanften Tourismus“!
Umwelt
Stichwort Klimaerwärmung – nicht unbedingt die Einleitung, nach der jetzt jeder
hochinteressiert weiter liest (bzw. zuhört), leider jedoch ein Stichwort, das uns sicher bereits in
den nächsten 20 Jahren im Zusammenhang mit der Umwelt betreffen wird. Bei dem Wort
Klimaerwärmung denkt leider ein Großteil nur an warme Temperaturen, vie lleicht noch an
steigende Meeresspiegel. Leider ist auch unser Alpinsport von den Auswirkungen betroffen. Was
der Klimawandel auslösen kann, bekamen kürzlich Bergsteiger am Matterhorn hautnah zu
spüren. Rund 70 Personen mussten mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden, da
schätzungsweise 100 Kubikmeter Fels plötzlich abgebrochen sind. Grund dafür war unter
anderem das Schmelzen des Permafrostbodens. Bisher gab dieser den Hängen ihre Stabilität. Die
Böden, das Lockergestein und der nackte Fels waren ganzjährig gefroren, doch mit der
Klimaerwärmung sind auch im Permafrost die Temperaturen kontinuierlich angestiegen. Und
das Dahinschmelzen des ewigen Eises schreitet bedauerlicherweise fort. Man wird auch in
Zukunft mit Steinschlägen und Bergstürzen, wie sie am Matterhorn und am Mont Blanc der Fall
waren, rechnen müssen.
Glücklicherweise gibt es auch noch Punkte zum Thema Umwelt, bei denen wir als einzelne
Person nicht so machtlos sind.
60
Vor kurzem hat die ATM (Abfallwirtschaft Tirol Mitte) in Zusammenarbeit mit dem ÖAV,
DAV, dem Umweltministerium und dem Land Tirol das Projekt „Saubere Berge“ in die Welt
gerufen. Kleine Müllsäckchen, die kostenlos aus Spendern in diversen Wandergebieten bzw. bei
einigen Hütten entnommen werden können, sollen die Leute dazu bewegen, ihren Müll wieder
mit ins Tal zu nehmen. So kann jeder Einzelne schon etwas dazu beitragen, um unsere Umwelt
vor nicht mehr „verdaubaren“ Belastungen zu schützen.
Weitaus kritischer sollte man die Verbauungen und Erschließungen in unseren Berge n
betrachten.
Ich teile unsere Gesellschaft zum Veranschaulichen in 2 Gruppen:
In Zukunft wird es auf der einen Seite die „Fun- & Action-Gesellschaft“ geben, der es
hauptsächlich darum geht, den so genannten Ausübungsort ihrer Sportart so schnell wie möglich
zu erreichen. Was natürlich bedeutet, dass gut ausgebaute Straßen vorhanden sein müssen und
Lifte, die jeden Quadratmeter des Berges erreichbar machen.
Auf der anderen Seite sehe ich allerdings die Gruppe Mensch, die langsam entdeckt, welche
Schätze in der unberührten Natur des Berges liegen. Diese Sparte von Alpinsportlern denkt nicht
an den Adrenalinkick, will nicht an ihre Grenzen gehen. Diesen Bergsportlern geht es viel mehr
darum der Hektik und dem Stress des Alltags zu entfliehen.
Der Konflikt zwischen beiden Gruppen besteht bereits heute und wird auch in Zukunft nicht aus
der Welt zu schaffen sein.
Jeder hat seine eigenen Vorstellungen vom Alpinsport. Und mit höchster Wahrscheinlichkeit
wird es auch in Zukunft ein Zusammenleben von Bergsportlern geben, die über die Handhabung
der Natur verschiedene Ansichten haben, solange jeder dem anderen die nötige Toleranz
entgegenbringt.
61
Technische Entwicklung/neue Sportarten
Die technische Entwicklung ist einer der Punkte, die bereits in der Vergangenheit und auch in
Zukunft mit höchstem Interesse verfolgt werden. Erst die Modernisierung und
Weiterentwicklung unserer Sportausrüstung hat viele Spitzenleistungen, Rekorde und
dergleichen erst möglich gemacht.
Eine Frage stellt sich uns allerdings: was wollen wir mit der technischen Weiterentwicklung, den
verschiedenen Neuerungen noch alles erreichen? Der Trend geht bereits jetzt hin zum Extremen.
Höher, steiler, ausgesetzter, schneller, … es geht meist darum, Grenzen zu durchbrechen, die
dem Menschen ohne seine perfekt durchdachte Ausrüstung nicht möglich wären. Doch wann ist
ein Ende des Machbaren erreicht? Naja, es sei nun in den Raum gestellt, wie weit man hier noch
gehen kann.
Dem Extremen steht allerdings auch der Spaß ge genüber. Und auch hier sind scheinbar den
Gedanken keine Grenzen gesetzt.
Eine herkömmliche Sportart wie zum Beispiel das Skateboarden wird einfach zu
Mountainboarden umgewandelt. Allein Mountainbiken, eine Sportart die eigentlich ja schon für
die Berge bestimmt ist, wird ausgebaut. Es werden zum Beispiel eigene Downhill-Parks
errichtet, Stollenbiken ist eine neue Attraktion, usw.
Ein 10-jähriger Volksschüler meinte, dass es in Zukunft Snowboards bzw. Skier geben wird, die
einen Motor eingebaut haben und somit selbst wieder den Berg hochfahren können – also nie
mehr Warteschlangen bei den Liften. Warum nicht, hätte jemand im 19. Jahrhundert gedacht,
dass man mal auf den Mond fliegen kann. Allerdings ist es ja für viele schon schwer genug, sich
die Pisten unfallfrei hinunter zu bewegen, welch ein Chaos ist bloß zu erwarten, wenn das
Fortbewegen in diesem Tempo in beiden Richtungen möglich ist? ϑ
Was feststeht: die technische Entwicklung, auch in Hinsicht auf neue Sportarten, hat in Zukunft
sicher noch einiges zu bieten. Lassen wir uns überraschen!
… or back to the roots ?
62
Zukunftsvisionen
Navigationscomputer bei Kletterrouten, Mountainbiken,...
3-D-Brille zum Klettern per Computer
Indoorhallen für alle Alpinsportarten; Schifahren, Mountainbiken, ...
Neue Sportgeräte: Mountainbike mit Motor
Klettersteige mit Eintritt, Wege-Karte für Wanderungen
Sicherungsautomat zum Klettern – Kein Partner mehr, dafür Maschine
Rafting-Rolltreppe
auf das Matterhorn bei jedem Wetter dank klimatisierter Glashülle
Kajaken in der Halle
Werden wir in Zukunft noch Kletterhallen brauchen? Wie wäre es mit einer 3-D-Brille,
wo uns ein Computer alles vor die Augen projiziert und wir nur noch in Gedanken in den
Bergen klettern. In Punkto Sicherheit ein großer Fortschritt, da uns ja daheim nicht viel
passieren kann, keine Stürze mehr, keine Sicherung, keine Ausrüstung und kein Partner.
Man kann eben mal für eine Stunde klettern gehen und hat keine langen Anfahrten mehr.
(Aber wollen wir das? Zu Trainingszwecken wäre das siche r ideal, aber als Ersatz zum
Klettern?)
In Zukunft wird uns ein Navigationscomputer alle Anweisungen beim Sporteln geben.
„... nächsten Weg links abbiegen, und einen Gang zurückschalten, um im aeroben
Bereich zu bleiben; momentaner Durchschnittsverbrauc h 300 kcal/h...“ oder „ nächster
Haken bereits in Reichweite, bitte einhängen! Nun links höher greifen zu
Dreifingerleiste...“. Daheim kann man dann alles nachbearbeiten und die persönlichen
Tourdaten archivieren.
Mit dem E-Bike mit eingebautem Elektromotor
können auch untrainierte Radfahrer in die Berge fahren.
Der Motor unterstützt den Fahrer, so wie es eingestellt
wurde – viel Schub, wenig Reichweite oder wenig
Schub und große Reichweite. Praktisch zum Trainieren!
P.M. Magazin November 2002
Der Sicherungsautomat zum Klettern erleichtert
vielen Alpinsportlern das Leben ungemein. Keine lange Suche mehr nach einem
Sicherungspartner, keine Expressschlingen mehr,....Man geht einfach zur Wand, hängt sich
ein und klettert los. Zu Trainingszwecken ideal.
Die Berge werden in Zukunft nicht mehr kostenlos sein. Für Klettersteige wird Eintritt
verlangt werden; wenn man Wandern gehen will, braucht man eine Wegekarte (ähnlich den
heutigen Liftkarten). Dafür wird alles überwacht und Hilfe kommt sofort.
In Zukunft brauchen wir uns beim Mountainbiken nicht mehr so anstrengen – es wird ein
E-Bike geben mit individuell zuschaltbarem Motor. Beim Klettern wird es Gecko-Schuhe
geben, mit extrem gutem Halt auch auf glatten Stellen. Beim Raften gibt es Rolltreppen,
damit man die schönsten Stellen gleich noch einmal fahren kann. Beim Wandern gibt es
Sommerschi oder -rodeln, damit wir den Abstieg leichter schaffen.
Die beliebtesten Berggipfel wie z.B. das Matterhorn werden mit einer Hülle aus Glas
verkleidet. So können die Alpinisten ihrem Bergsport unabhängig von den
Wetterverhältnisseen frönen. Die Glashülle ist außerdem so klimatisiert, dass z.B. Gletscher
am Berg nicht schmelzen, der Permafrostboden nicht auftaut oder an niedrigeren Gipfeln das
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Edelweiß weiterhin wachsen kann. Und natürlich
wetterunabhängigen Gipfelsieg entsprechend bezahlen.
muss
der
Alpinist
seinen
Die Wave-Box ist eine mobile Trainingsanlage für Kanuten.
Bald schon werden mehr Wassersportler die Chance nutzen, auch
im Winter ihrem Sport nachzugehen. Der Wasserfall verwandelt
die Box in einen reißenden Fluss. Darin können sich acht
Kajakfahrer gleichzeitig auf den Ritt im Wildwasser vorbereiten.
P.M. Magazin Mai 2003
Fazit
Können wir unsere Zukunft nicht heute schon in die Hand nehmen. Wer sagt, dass wir alles auf
uns zukommen lassen müssen. Ein Einzelner kann mit ein paar Mitstreitern eine ganze Lawine
ins Rollen bringen. Durch die Aktion „Alpinismus mit Zukunft“ haben wir die große Chance
gehabt, interessante Themen zu diskutieren und vie l über die Zukunft nachzudenken. In Zukunft
werden wir die Berge und unsere Abenteuer sicher mit anderen Augen sehen und noch mehr
genießen. Bis bald auf den Gipfeln unserer Heimat!
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