File - Yvonne A.Kienesberger

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File - Yvonne A.Kienesberger
Aus dem Norden zurückkommende Vögel hörten die Stimme der alten Heilerin. Sie
beschwerte sich darüber, dass alle sie verlassen hätten. Die Vögel antworteten, dass sie im
Winter ja nicht im Süden bleiben konnten, weil sie nichts hätten, das ihnen Schutz bieten
würde und um diese Zeit auch nichts mehr zum Essen vorfinden würden. Die Stimme der
Koonex meinte darauf, dass das ab diesem Augenblick anders wäre und weil sie ab jetzt im
Winter nicht mehr alleine bleiben wollte, lieβ sie einen Strauch wachsen, der seither den
Vögeln im Winter einen Unterschlupf bietet und auch noch im Spätherbst Früchte trägt: die
köstlichen und nahrhaften Calafate-Beeren.
Seit diesem Tag leben Vogelarten in Patagonien, die im Winter nicht mehr in den Norden
fliegen und die Legende will, dass derjenige, der Calafate-Beeren isst, immer wieder ans Ende
der Welt zurückkehren wird.
So werde auch ich ziemlich sicher wieder ans Ende der Welt zurückkehren, denn CalafateBeeren habe ich viele gegessen…
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IV.2 ELFTES MONAT
„Mögen alle dein Lied singen.“
(… schrieb mir mein Bruder beim Abschied in Wien 2008 ins Tagebuch)
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„You know that you are in love when you can´t fall asleep, because reality is finally better
than your dreams.”
(“Du weiβt, dass du verliebt bist, wenn du nicht einschlafen kannst, weil die Realität endlich
besser ist als deine Träume.“ Dr. Seuss)
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WAS MIR NOCH GEBLIEBEN IST, ist die Musik.
Tagebuchteintrag über ein Experiment:
„Mit dem Auto durch eine Stadt fahren und dabei klassische Musik hören. Danach durch eben
diese Stadt fahren und dabei Rockmusik hören. Danach durch die Stadt fahren und dabei
Reggae hören. - Es wird nie dieselbe Stadt sein…“
Einer meiner Lieblingsplätze auf dieser Welt ist ein Proberaum.
Ich nahm nun regelmäβig an der Bandprobe teil, zunächst nur als Zuhörer. Bald fand ich aber
heraus, dass mich die Musik um mich herum, die in der Luft liegende Kreativität, das geistige
Schaffen der Bandmitglieder und die „buena onda“ zwischen ihnen dazu animierte, zu
schreiben. Es war eine ausgemachte Sache. Zur Probe kam ich mit Block und Bleistift und
schrieb.
„Musik spielen“ heiβt auf Spanisch „tocar“.
„Tocar“ heiβt auch „berühren“.
Diese Musik, gespielt in einer manchmal nur von Kerzenlicht beleuchteten Hütte am Ende der
Welt, rührte mich an.
Die Band hieβ „UN SEGUNDO“ – „Eine Sekunde“. Und wirklich konnte in nur einer
Sekunde ja sehr viel passieren. Es konnte zum Beispiel die völlig absurde Idee entstehen, dass
ich, wo ich schon mal da war, auch eine musikalische Funktion ausüben könnte. Da noch ein
Bassist fehlte, sollte ich das gleich übernehmen.
Und… warum eigentlich nicht?
Am Tag darauf trafen wir uns alle in einem Musikgeschäft und begutachteten die
vorhandenen Bassgitarren. Der Verstand und das Geldbörsel tendierten zu einem Instrument,
ich hatte mich aber schon gleich beim ersten Berühren für ein anderes entschieden und lieβ
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mich davon auch nicht mehr abbringen - und so kam „Carlitos“, das brummige Ding in mein
Leben und raubte mir den Schlaf - denn er wollte ja gespielt werden.
Es kam so weit, dass wir uns unseren eigenen Proberaum bauten. Eine alte Garage wurde zum
vielleicht bestisolierten Ort in Ushuaia. Es drang nicht viel nach auβen und drinnen musste
man auch nicht allzu viel frieren, wenn man sich erst einmal warm gespielt hatte.
Eine Wanduhr fiel gleich bei unserer ersten Bandprobe zu Boden. Das Glas zerbrach, die
Zeiger waren verbogen. Die Zeit stand ab diesem Moment still im Proberaum von UN
SEGUNDO.
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Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst, sie liegt in unseren
Herzen eingeschlossen.
(Fjodor Dostojewski)
Meinen Geburtstag verbrachten wir mit Musik und Gelächter die ganze Nacht lang. Und ich
genoss jede einzelne Sekunde davon…
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-
Yvonne, wenn du einen Wunsch frei hättest oder ganz viel Geld, was würdest du dann
machen? Wo würdest du jetzt am liebsten sein?
-
Hmm. Du, ich glaube, ich wäre einfach nur am liebsten hier - mit euch.
-
Siehst du, schon hat sich dein Wunsch erfüllt!
Kein Geburtstag in Argentinien ohne Asado. Kein Haus in Argentinien ohne eine Parilla,
ohne einen Asador. Auch in dem Ex-Garage-jetzt-Proberaum war natürlich so eine Grillstelle
vorhanden. Schlieβlich handelte es sich um eine argentinische Band mit argentinischem
Fleischbedarf. Zum Musik- kam auch gleich der kulinarische Genuss dazu.
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Das Asado ist so alt wie das Land selbst. Wie Deutschland seinen Faust, Italien die Göttliche
Komödie oder Spanien seinen Don Quijote, so hat auch Argentinien ein literarisches
Hauptwerk: das viel zitierte Gedichtepos Martin Fierro von José Hernández, von dem der
erste Teil 1872 und der zweite Teil 1879 veröffentlicht wurde. Schon dort findet man
geschrieben:
“470
“470
(…) todo bicho que camina
(…) jedes Viech, das gehen
va parar al asador.
kann, wandert auf den Grill.
472
472
El que vive de la caza
Der, der von der Jagd lebt,
a cualquier bicho se atreve,
wagt sich an jedes Viech, ob
que pluma o cáscara lleve,
es Federn oder einen Panzer
pues, cuando la hambre se trägt, denn, wenn er Hunger
siente,
verspürt,
el hombre le clava el diente
dann versenkt der Mensch
a todo lo que se mueve.”
seine Zähne in alles, was sich
bewegt.“
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Martin Fierro ist ein Gaucho, ein „argentinischer Cowboy“ also, dessen Lebensart und Kultur
in Geschichten, Überlieferungen und der Volksvorstellung mindestens genauso romantisch
verklärt wird wie die seines nordamerikanischen Pendants. Gauchos sind wahre Reitkünstler,
was sie noch heute in Wettbewerben auf Volksfesten unter Beweis stellen. Eng mit ihnen und
ihren Geschichten verbunden ist die Folklore. Ein Gaucho ist immer mit seiner Gitarre
unterwegs und so trugen die „Rinderhirten“ viel zur Verbreitung von Musikrichtungen und
Tänzen wie Zamba und Chacarera sowie dem gedichtartigen Sprechgesang der Payada bei.
Die kämpferische Natur, die ihnen nachgesagt wird, kommt schon in der Figur des Martin
Fierro zum Ausdruck. Martin wird von der Regierung wie viele seiner Kollegen in den Krieg
gegen die indigene Bevölkerung geschickt. Als er nach vielen Jahren unbezahlten
Söldnertums nach Hause zurückkehrt, ist seine Frau verstorben und seine beiden Söhne sind
verschwunden. Er macht sich auf die Suche nach ihnen, gerät dabei aber in viele
Schwierigkeiten. So tötet er bei einem Streit einen Mann und muss fliehen.
Unterwegs lernt er Cruz kennen, der ebenfalls auf der Flucht ist. Von nun an ziehen die
beiden
gemeinsam
durch
die
Pampa.
Es
entsteht
eine
typische
argentinische
Männerfreundschaft. Zusammen geraten sie in Gefangenschaft eines Eingeborenenstammes,
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bei dem sie einige Jahre verbringen werden. Schlieβlich wird der Stamm aber von einer
Krankheit heimgesucht, der viele seiner Mitglieder erliegen. Auch Cruz stirbt.
Martin Fierro ist wieder alleine unterwegs. In einer Taverne findet er seine inzwischen
erwachsenen Söhne, die auch mit dem Sohn von Cruz befreundet sind. Die Freude ist groβ,
das Wiedersehen wird aber von der Ankunft eines Mannes überschattet, der Martin zu
verstehen gibt, er wäre der Bruder des Mannes, den dieser vor Jahren getötet hatte. Wieder
begibt sich Fierro also auf die Flucht, getrennt von seiner Familie, der einsame Gaucho, der
alleine durch die Pampa reitet…
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Die Anfänge des Rock ´n Roll waren mit Chuck Berry, Elvis und den Beatles in den 60er
Jahren auch nach Argentinien gekommen und hatten Jugendliche begeistert und Eltern
entsetzt. Schnell begannen sich vor allem in Buenos Aires eigene Rockbands zu formen, die
in dunklen, verrauchten Bars28 die neue Musik zunächst nachspielten, dann selbst Lieder
komponierten und schlieβlich auch begannen, in der eigenen Sprache, also auf Spanisch, zu
texten. Der argentinische Nationalrock, „Rock nacional“ genannt, war geboren – und wird
seither niemals alt.
Wie der Tango und die Folkloremusik, ist der Rock Nacional in den argentinischen Herzen
tief verankert. Schon Kinder kennen die Songs von Urgesteinen wie Charly Garcia, Luis
Alberto Spinetta, Fito Paéz, Gustavo Cerati, León Gieco, Pappo oder Andres Calamaro
auswendig und auf den Konzerten von Bands wie Virus, Sumo, Las Pelotas, Los Fabulosos
Cadillacs, Divididos, Los Enanitos Verdes, Babasonicos, La Renga, Catupecu Machu, Los
Auténticos Decadentes, Attaque 77 und vielen, vielen mehr findet man begeisterte Fans in
allen Altersstufen.
Auch UN SEGUNDO verschrieb sich dem Rock nacional. Wir spielten Songs der
bekanntesten argentinischen Vertreter nach und die Jungs verfassten eigene Themen, die wir
dann auch auf Familienfeiern oder bei Asados zum Besten gaben und die im Freundeskreis
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Eine der bekanntesten Rock ´n Roll Bars zu dieser Zeit in Buenos Aires hieβ „La Cueva“ („Die Höhle“);
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bekannt und beliebt waren. Sie wurden zumindest schon von einem kleinen Publikum
mitgegrölt.
Wir trafen uns eine Zeitlang täglich im Proberaum. Nach der Arbeit oder nach meinem
Unterricht eigentlich mitten in der (hellen) Nacht und spielten bis in die frühen
Morgenstunden.
Schlaflose, mit Musik angefüllte, völlig verrückte Nächte, fern aller Realität.
Vor allem meine nicht an die Belastung gewohnten Finger machten mir mit allerlei
Unannehmlichkeiten klar, dass ich doch bitte etwas langsamer machen sollte: Blut, Blasen
und sogar eine Stütze für den Mittelfinger der rechten Hand, vom Doktor verordnet, um die
beleidigten Sehnen ruhig zu stellen, brachten mich aber nicht davon ab, weiterzuspielen. Ich
benutzte die Fingerleiste einfach als Plektron29, beklebte die anderen Finger mit Pflaster und
rockte weiter.
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Es gab eine Zeit, da wurde der Rock Nacional zum Ausdruck des Widerstands gegen
Regierung oder Diktatur. Es gab eine Zeit, da waren Polizeikontrollen in den Rock ´n Roll
Bars von Buenos Aires an der Tagesordnung. Es gab eine Zeit, in der man als Rockmusiker
mit langem Haar und Gitarre in der Hand zum Stammgast auf den Polizeiwachen des Landes
wurde und dort so manche Nacht verbringen musste. Es gab eine Zeit, in der die Gitarre oder
der Bleistift in der Hand so gefährlich wurden, dass man dafür verfolgt wurde - und einem als
Künstler, Musiker oder Schriftsteller, oft nichts anderes übrig blieb, als das Land zu verlassen,
ins Exil zu gehen.
WAS ZURÜCKGEBLIEBEN IST, ist die Musik.
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Das Plektrum ist ein kleines Plättchen aus zB Plastik, mit dem Zupfinstrumente angeschlagen werden.
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(Charly García - Los
(Charly Garcia ist eines der
dinosaurios; 1983)
Aushängeschilder des Rock
Nacional in Argentinien.)
Los amigos del barrio pueden
Die Freunde aus dem Viertel
desaparecer, los cantores de
können verschwinden, die
radio pueden desaparecer. Los
Sänger im Radio können
que están en los diarios pueden
verschwinden. Die, die in der
desaparecer, la persona que
Zeitung stehen, können
amas puede desaparecer.
verschwinden, die Person, die du
liebst, kann verschwinden.
Los que están en el aire pueden
Die, die in der Luft sind, können
desaparecer en el aire. Los que
in der Luft verschwinden. Die,
están en la calle pueden
die auf der Straβe sind, können
desaparecer en la calle.
auf der Straβe verschwinden.
Los amigos del barrio pueden
Die Freunde des Viertels können
desaparecer, pero
verschwinden, aber die
los dinosaurios van a
Dinosaurier WERDEN
desaparecer.
verschwinden.
No estoy tranquilo, mi amor, hoy Ich bin unruhig, mein Liebling,
es sábado
es ist Samstagabend und ein
a la noche un amigo está en
Freund ist im Gefängnis.
cana. Oh, mi
Oh, mein Liebling, die Welt
amor, desaparece el mundo.
verschwindet.
Si los pesados, mi amor, llevan
Wenn die Quälgeister, mein
todo ese
Schatz, wenn sie dieses riesige
montón de equipaje en la mano.
Handgepäck mit sich schleppen,
Oh, mi amor,
oh mein Liebling, dann möchte
yo quiero estar liviano.
ich leicht sein30.
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Charly spielt mit den Worten. „pesado“ heiβt in diesem Zusammenhang „Quälgeist“ (und man kann sich
vorstellen, wen er damit meint), es bedeutet aber auch „schwer“. Deshalb das Bild des schweren Handgepäcks und die
Aussage, dass er selbst „leicht“ sein möchte. Wer die Dinosaurier in seinem Lied sind, können wir uns auch denken. Dass
der Song bei der Militärregierung nicht sonderlich gut ankam auch.
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Cuando el mundo tira para
Wenn die Welt nach unten zieht,
abajo es mejor no estar atado a
ist es besser, an nichts gebunden
nada,
zu sein,
imaginen a los dinosaurios en la
stellt euch die Dinosaurier im
cama.
Bett vor.
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„Der ist so reich wie ein Argentinier“, sagte man Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa,
wenn man von einem sehr betuchten Menschen sprach. Wirklich ist Argentinien ja ein sehr
groβes und von der Natur reichlich ausgestattetes Land, das alle seine Einwohner und die
vieler Länder mehr ernähren könnte…
Meine Damen und Herren! Es ist der 18. Dezember 2001. Wir berichten live von der Plaza de
Mayo, auf der sich bürgerkriegsartige Szenen abspielen. Die Polizei ist mit Wasserwerfern
angerückt. Auch Tränengas ist in Verwendung. Und es wird geschossen! Die versammelte
Menschenmenge ist empört und geschockt. Es soll schon viele Verletzte geben. Auch von
Toten habe ich gehört. Aber die Proteste halten an. „El pueblo no se va“, wird laut gerufen,
„das Volk geht nicht!“ Auf dem Platz befinden sich tausende Argentinier jeden Alters und aus
allen Gesellschaftsschichten. Wut und Verzweiflung sind groβ…
Angefangen hatte die Katastrophe eigentlich schon unter Perón. Hohe Sozialausgaben kamen
beim Volk natürlich gut an. Das Geld dafür war aber eigentlich nicht vorhanden. Argentinien
verschuldete sich.
In den 70er Jahren war das „Schuldenmachen“ IN auf dieser Welt. Schulden sind ja immer
gut, vor allem für die Geldgeber und den Internationalen Währungsfonds, weil man den
Schuldner so schön von sich abhängig machen kann. Während der sechs Jahre Militärdiktatur
wuchsen die Auslandsschulden Argentiniens von acht auf 45 Milliarden Dollar.
Der demokratisch gewählte Präsident Raúl Alfonsín erbte ein riesiges Haushaltsdefizit, den
Schuldenberg und eine Wirtschaft in desolatem Zustand. Während seiner Amtszeit betrug die
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jährliche Inflationsrate durchschnittlich 300 Prozent. Das einstmals so reiche Argentinien war
1989 zum ersten Mal zahlungsunfähig. Hungrige Menschen plünderten Supermärkte in den
ärmeren Vierteln von Buenos Aires.
Wenn man nun glaubt, es könne gar nicht mehr schlimmer werden, dann kommt Carlos
Menem ins Spiel, der es als Präsident verstand, das Land in den nächsten 10 Jahren ab 1989 in
den absoluten Ruin zu treiben.
Menem ist ein skrupelloser Politiker, der Versprechen gibt und bricht wie es ihm beliebt, das
aber auf so charmante Art und Weise, dass ihm jeder immer alles zu glauben scheint. Wenn
man sich näher mit ihm und seinen Taten beschäftigt, dann kann man eigentlich nur zu dem
Schluss kommen, dass es sich um den Teufel persönlich handeln muss, der es schaffte, dem
Volk, das offensichtlich unter seiner Dauerhypnose stand, eine Realität vorzugaukeln, die
Alice´s Wunderwelt gleicht.
„Bald werden wir zur ersten Welt gehören“, tönte er am Anfang seiner ersten Amtszeit immer
wieder. Am Ende seiner zweiten Amtszeit 1999 (ja, man hatte ihn wiedergewählt!), hatte
Argentinien 132 Milliarden Dollar Schulden und keinerlei wirtschaftliche Grundlagen mehr.
Denn Menem hatte alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war und schlieβlich sogar das:
sämtliche Staatsbetriebe, die Eisenbahn, YPF, Öl- und Gasfelder, Land und Infrastruktur,
Kommunikationsanlagen. Alles an ausländische Unternehmen, Konsortien und Banken
verscherbelt - um nur einen Bruchteil des eigentlichen Werts und schuldenfrei!
Argentinien gehörte nicht mehr Argentinien.
Menem tanzte vor Freude - und mit ihm das Volk, denn er hatte in seiner destruktiven
Genialität die Menschen mit nur einem Schachzug zu Mittänzern gemacht:
Er hatte den schwachen argentinischen Peso an den amerikanischen Dollar gekoppelt, um die
Inflation in den Griff zu bekommen. Fortan war ein Peso also einen US-Dollar wert und
schlagartig waren die Argentinier um ein Vielfaches reicher als alle anderen
Lateinamerikaner. Denn, wenn man 1000 Pesos verdiente, dann hatte man am Ende des
Monats 1000 Dollar zur Verfügung! Argentinien schien tatsächlich das Schlaraffenland zu
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sein, in dem Geld sich wie Brei auf wundersame Weise immer weiter vermehrte. Mit dem
Geld, das eigentlich nicht vorhanden war, machte man Luxusreisen ins Ausland (Miami und
auch Südafrika waren sehr beliebt) und kaufte wertvolle Konsumgüter.
Man lebte in Saus und Braus. Da hatte man keine Zeit dafür und sah auch keine Not darin,
genauer hinzusehen und nachzufragen. Nachzuschauen, was genau Menem denn da eigentlich
so trieb.
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Die groβe Illusion begann erst 1999 an Kraft zu verlieren. Das rauschende Fest war vorbei. Es
folgte ein Erwachen mit Katerstimmung.
Menem hinterlieβ seinem Nachfolger Fernando de la Rúa ein verschuldetes und zutiefst
korruptes Land (und seinen Wirtschaftsminister Domingo Cavallo, der unglaublicherweise
dieses Amt weiter ausüben würde). Aus Angst vor dem Zusammenbruch horteten viele
Argentinier ihr Geld, meist in Dollar umgetauscht, zu Hause oder brachten es ins Ausland.
Die heimischen Banken trockneten aus.
Mit unorthodoxen Methoden versuchte die Regierung, wenigstens etwas Geld im Land zu
behalten und führte den sogenannten "Corralito" ein: jeder Bürger durfte ab diesem Zeitpunkt
nur noch 1000 Pesos im Monat von seinem Konto abheben, der Rest wurde eingefroren.
Zudem wurde ein Teil des in Dollar angelegten Vermögens in die einheimische Währung
zurückgeführt.
Über Nacht verloren viele Argentinier ihr gesamtes Geld.
(Stell dir vor, du gehst auf die Bank und willst dein Erspartes abholen und es wird dir gesagt,
dass es dieses Ersparte nicht mehr gäbe, dass dein Geld verschwunden sei, dein Konto leer…)
Das war nun der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im Dezember 2001
protestierte das wütende, aber vor allem verzweifelte Volk lautstark auf den Straβen. Geld
weg und Arbeit weg! In schlaflosen Nächten suchte man nach einem Ausweg, während
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hungrige Kinder fragten, was man denn essen würde – wo doch nicht mal mehr Kleingeld für
Brot vorhanden war. Tagsüber ging man mit leeren Töpfen und Mägen protestieren.
Wieder wurden Supermärkte geplündert. Die Menschen weinten dabei vor Scham. Sogar
Christbäume stahl man aus Schaufenstern, um den Kindern wenigstens eine kleine Freude zu
bereiten. Schlieβlich stand Weihnachten vor der Tür.
Buenos Aires glich einem Schlachtfeld und de la Rúa sollte seinen letzten Fehler begehen: er
verhängte den Ausnahmezustand mit Ausgangssperre.
Einem wütenden, hungrigen Menschen, dem man alles genommen hatte, auch noch die
Freiheit zu nehmen, das ist wie einen Stier bis aufs Blut zu reizen und ihn schlieβlich höchst
erregt in einen Stall zu sperren.
Er wird rot sehen und wutschnaubend so lange mit dem Kopf gegen die Wand donnern bis er
sie zerschmettert hat, aus dem Stall stürmen und seinen Peiniger auf die Hörner nehmen...
Meine Damen und Herren! Es ist der 20. Dezember 2001. Wir sind wieder auf der Plaza de
Mayo, auf der sich in den letzten Stunden Unbeschreibliches ereignet hat. Im Gefecht mit der
Polizei gab es zahlreiche Tote und Schwerverletzte. Aber das Volk ist wirklich nicht
gegangen, es ist noch immer da.
Wutschnaubend und unermüdlich fordert es den sofortigen Rücktritt der Regierung. Moment
mal! Da tut sich was! Wir hören einen Hubschrauber. Da sehen wir ihn auch schon näher
kommen. Er landet auf dem Dach der Casa Rosa! Meine Damen und Herren, unglaublich!
Wir sehen jetzt den Präsidenten! Ja, da ist de la Rúa! Er eilt auf den Hubschrauber zu und
steigt ein! Der Helikopter hebt auch schon ab! Der Präsident hat seinen Amtssitz verlassen! Er
hat sein Amt verlassen! Ist zurückgetreten! Da sieht man noch den Hubschrauber als kleines
Pünktchen in der Ferne. Das Volk jubelt…
Fünf Präsidenten traten in den zwei Wochen darauf ihr Amt an und angesichts der
aussichtslos scheinenden Lage auch gleich wieder zurück bis Eduardo Duhalde am 1. Jänner
2002 als neuer Präsident den Staatsbankrott erklärte und endlich die Peso-Dollar-Bindung
aufhob.
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Stellt man einen Argentinier vor die Möglichkeit, 100 Pesos jetzt oder 1000 Pesos in einem
Jahr zu bekommen, dann wählt er die 100 Pesos in diesem Augenblick. Denn der Spatz in der
Hand ist besser als die Taube auf dem Dach und wer weiβ schon, was in einem Jahr sein wird.
Vielleicht gibt es dann mich oder dich schon gar nicht mehr, oder es gibt das Bankkonto nicht
mehr, auf dem die 1000 Pesos in der Zwischenzeit eigentlich „sicher“ liegen sollten oder es
gibt den Peso als Währung nicht mehr oder aber es hat eine so starke Inflation eingesetzt, dass
die 1000 Pesos dann weniger wert wären als die 100 Pesos heute.
Ansparen ist bei der vorhandenen Inflation kaum möglich und vielleicht auch nicht sinnvoll,
siehe die Dinge die passieren könnten im letzten Absatz. Und wenn sparen, dann sicher nicht
auf einer Bank, weil die könnte ja plötzlich die Konten einfrieren und man sieht sein Geld nie
wieder. Was also tun mit den paar Scheinen, die man am Ende eines Monats vielleicht übrig
hat? „Hacete un colchón“, wird mir geraten, „steck das Ganze in deine Matratze.“
Die Argentinier sind Wirtschaftskrisen gewohnt, mehr noch rechnen sie alle vier Jahre damit.
Es scheint als könnte sie wirklich nichts mehr erschüttern, nach allem was sie erlebt haben.
Wenn es ums Finanzielle oder Arbeit geht, hat es also keinen Sinn, sich sonderlich
aufzuregen. „Tranquilo! Tranqui! Ruhig, ruhig…“, wird wie ein indisches Mantra wiederholte
Male beschwörend ausgerufen, dann setzt man das Wasser für den Mate auf, setzt sich selbst
an einen Tisch und wartet. „Irgendwas ergibt sich immer!“ „Algo va a salir!“
Und das tut es dann auch. Denn die Argentinier als Krisenprofis sind Weltmeister der
Improvisation
und
entwickeln
in
ihrem
Überlebenswillen
einen
erstaunlichen
Einfallsreichtum. Da baut man seinen eigenen kleinen Kiosk in der Garage auf und wenn das
nicht funktioniert, dann wird man halt Taxifahrer und wenn das auch nicht funktioniert, dann
verkauft man selbstgemachte Empanadas in der Nachbarschaft. Aufgeben gibt´s nicht.
Aus der Ruhe („tranqui, tranqui!“) kommen die Argentinier nur, wenn man einen Fehler
macht und Nordamerika als „Amerika“ bezeichnet. „Wir sind auch Amerika“, rufen sie dann
entrüstet und sind stolz darauf. Amerika also mit allem, was dazu gehört, auch der Traum
„vom Tellerwäscher zum Millionär“.
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Als Überlebenskünstler und Schlingel, als „Chamuyeros“ („Um-den-Finger-Wickler“), habe
ich sie kennengelernt, die Argentinier. Endgültig von der Richtigkeit dieses Stereotyps
überzeugt wurde ich, als ich einen weiteren argentinischen Volkssport kennenlernte, beliebt
bei Alt und Jung im ganzen groβen Land, ob im Urwald im Nordosten, in den Anden im
Norden, im Weinland im Westen, im weiten Patagonien im Süden, in der Hauptstadt, an der
Atlantikküste oder am Ende der Welt in Ushuaia.
Ob zu Hause, auf dem Weg in die Arbeit, am Wochenende, während man darauf wartet, dass
das Fleisch auf dem Grill gar wird, ob auf dem Schulhof, in der Kantine oder im Park, ob
beim Mate-, beim Bier-, oder beim Weintrinken: immer und überall wird „Truco“ gespielt.
„Truco“ bedeutet „Trick“ oder in diesem Zusammenhang vielleicht passender „Täuschung“
und ist ein Kartenspiel, gespielt mit einem spanischen Kartenset. Während des Spiels wird, im
Gegensatz zu unseren Kartenspielen, die ganze Zeit über gesprochen, gedeutet, gezwinkert,
mit den Schultern gezuckt, gewitzelt, vielleicht sogar erzählt, was man so in der Hand hat.
Ganz im Gegensatz zum Poker kommt es also nicht auf das berühmte starre „Face“ an, das
nichts verraten soll, sondern es wird im Gegenteil die ganze Zeit sehr viel verraten - man kann
sich nur nie sicher sein, ob es auch stimmt.
Flunkern ist eine Spielregel, falsch spielen Konzept. Wenn man es so betrachtet, hat man auch
IMMER gute Karten, man muss sie nur gut zu verkaufen wissen. Und wenn man schon
verliert, dann „con ganas“, „mit Lust“, dann erst recht setzt man alles (was man eigentlich
nicht in den Karten hat) und schwindelt, was das Zeug hält.
Wenn vielleicht der Tango, das Asado, das Bild des Gaucho, der Fuβball, Matetrinken und
das groβe Herz eines argentinischen Freundes den Argentinier noch nicht ausreichend
beschrieben haben, so reicht nur das Zusehen oder gar Mitspielen bei einem „Truco“ und man
weiβ, mit welch gewitzten, aber liebenswürdigen Lausbuben man es zu tun hat…
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(meinem Dad gewidmet)
„(…) Vor uns schon die Berge, Ausläufer der Anden, schneebedeckt. Gleich werde ich
Ushuaia zum ersten Mal sehen - aus der Vogelperspektive. Wie ein Kondor kreist mein
Flugzeug nun über den feuerländischen Inseln. Ich genieße den Ausblick auf eine
spektakuläre Landschaft aus Meer, Wald und Felsen bis ich schließlich auch Ushuaia in der
Ferne erspähe.
Wir beginnen mit dem Landeanflug. Kurz bevor wir aufsetzen sehe ich endlich auch den
Hafen Ushuaias, sehe die Segelboote, die vor der Stadt vor Anker liegen. Meine Aufregung
schlägt in Begeisterung um. Ich bin am Ende der Welt angekommen.“ (aus dem Vorwort)
„Die kleine, reizvolle Ansiedlung Ushuaia liegt nun zu meinen Füβen; ich fliege sehr niedrig,
fast die Dächer berührend und drehe ein paar Ehrenrunden. Viele Einwohner befinden sich
auf den Straβen und jubeln uns herzlich zu. Die sympathische Frau des Gouverneurs grüβt
uns mit einem Blumenstrauβ in der Hand. Einen Augenblick später setzen unsere
Schwimmkörper leicht im Wasser auf. (…) Heute war der herrlichste Tag meines Lebens!“
Kapitän Gunther Plüschow beschreibt so die Ankunft mit seinem Wasserflugzeug in Ushuaia
am 3. Dezember 1928, und damit die erste Landung eines Flugzeugs am Ende der Welt
überhaupt.
Direkt hinter dem Yachtclub Ushuaias befindet sich der Fliegerclub mit einem eigenen
kleinen Flugfeld. Das Fliegen auf Feuerland hat Tradition und gerade um diese Zeit des Jahres
gedenkt man einem seiner Pioniere, dem Münchner Gunther Plüschow.
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Bis zu seiner Ankunft auf Feuerland hatte Plüschow schon so einiges erlebt:
Geboren 1886 träumte er früh von Abenteuern in fremden Ländern. In der deutschen Armee
ausgebildet zum Piloten, wurde er im Ersten Weltkrieg mit seiner Einheit nach China verlegt
und wurde dort zum „Helden von Tsingtau“, einer deutschen Kolonie, geriet später aber in
Gefangenschaft.
Als einzigem deutschem Offizier des Ersten Weltkriegs gelang ihm die Flucht aus einem
britischen Gefangenenlager. Verkleidet als Tagelöhner gelangte er nach London, von wo aus
er sich unter anderem als blinder Passagier auf einem niederländischen Dampfer bis nach
Deutschland durchschlug. Bis zum Ende des Krieges war Plüschow dann als Ausbilder der
Seefliegerstaffeln der Marine an der Ostsee tätig.
Im Oktober 1927 brach er von der Hafenstadt Büsum in einem kleinen Schoner, den er
“Feuerland“ getauft hatte, nach Patagonien auf. Nach einem Jahr einer gefährlichen und
harten Reise, auf der er unter anderem Eingeborenenstämme am Amazonas besucht und
gefilmt hatte, erreichte er schlieβlich den Magellankanal - und machte sich ab diesem
Zeitpunkt zum unermüdlichen Forscher, Fotografen und Dokumentarfilmer des patagonischen
Südens.
Ende November 1928 baute er mit seinem Freund, dem Mechaniker Ernst Dreblow im
chilenischen Punta Arenas sein Wasserflugzeug, eine Heinkel HD 24, das er in Einzelteilen
mitgebracht hatte, zusammen.
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Am 3. Dezember landete er in Ushuaia, mit im Gepäck: die erste Flugpost, die am Ende der
Welt ankam. Während des Fluges filmte er und so entstanden die ersten Bilder vom kleinen
Städtchen und fantastische Aufnahmen von den Darwinkordilleren aus der Vogelperspektive.
Man kann die Leistung Plüschows gar nicht genug bewundern. Es gab damals noch keinerlei
Informationen zum Gebiet, keine Flughäfen mit Landebahnen, keinen Funk, natürlich kein
GPS und nur ganz mangelhaften Treibstoff. Für Ushuaia selbst bedeutete sein tollkühnes
Unternehmen den Schritt aus der Isolation und den Beginn einer wirtschaftlichen
Entwicklung.
1929 kehrte Plüschow nach Deutschland zurück, um in einem Buch und einem Film, beide
mit dem Titel „Silberkondor über Feuerland“ von seinem Abenteuer zu erzählen.
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Lange hielt er es jedoch nicht zu Hause aus, schon ein Jahr später kehrte er nach Patagonien
zurück und nahm dort seine riskanten Flüge und Dokumentationsarbeiten wieder auf.
Am 25. Jänner 1931 wurden Plüschow und sein Co-Pilot Dreblow in der Luft von einer Böe
überrascht und mussten in unwegsamem Gelände mitten in den Bergen notlanden. Über
mehrere Tage hinweg versuchten sie das Flugzeug wieder flott zu bekommen.
Das später gefundene Tagebuch Plüschows gibt Zeuge von der verzweifelten Situation in der
sich die beiden befanden. Es war die ganze Zeit über eisig kalt und sie hatten auch keine
Nahrungsmittel mehr zur Verfügung. Der letzte Eintrag im Tagebuch am 28. Jänner besagt
denn auch, dass sie um 11 Uhr einen weiteren Versuch unternehmen würden, das Flugzeug zu
starten und von diesem Ort wegzukommen.
Tatsächlich gelang ihnen das Abheben, aber sie sollten es nicht mehr nach Hause schaffen. Ihr
Flugzeug stürzte über dem Lago Rico, 70km von Calafate entfernt ab, Plüschow und Dreblow
kamen dabei ums Leben.
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Schon als junger Mann hatte Plüschow sich fest vorgenommen: „Ich will der erste Mensch
sein, der über Patagonien fliegt und seine Schönheit fotografiert und filmt, um sie auf der
ganzen Welt bekannt zu machen.“
Und er war ein Abenteurer, der seine Träume lebte…
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Um Träume leben zu können, muss man erst einmal aufwachen.
Ya despiértate nena
Wach schon auf, Kleines!
Sube al rayo al fin
Setz dich endlich auf den Blitz
Y así verás
Und du wirst sehen
Lo bueno y lo dulce
Wie schön und süβ
Que es amar.
Es ist zu lieben.
Ya despiértate nena
Wach schon auf, Kleines!
(…)
(…)
Y así verás
Und du wirst sehen
Lo triste y lo dulce
Wie traurig und wie süβ
Que es vivir.
Es ist zu leben.
(Pescado Rabioso, 1972;
(Der Song „Despiértate, Nena!“
Pescado Rabioso war eine Blues
ist auch in der Fassung der Band
und Rockband mit Leadsänger
„Divididos“ bekannt, deren
Luis Alberto Spinetta, einem
Stilrichtung man dem Rock
weiteren Altmeister des
Nacional zuschreiben kann,
argentinischen Rock Nacional,
manchmal vermischt mit
der leider 2012 an Krebs
Folklore oder Tango;)
verstorben ist;)
Munterer konnte ich wirklich nicht sein! 17 Stunden Tageslicht und die vielen Nächte, die wir
im Proberaum zum Tag machten, lieβen auch nichts anderes zu.
220
Die Zeit der Träumerei war vorbei und einer meiner Träume wartete auch schon darauf,
gelebt zu werden: eine Reise auf der berühmten Ruta 40 von Ushuaia aus an den Anden
entlang in Richtung Norden…
221
IV.3 ZWÖLFTES MONAT
Leben ist das, das passiert, wenn man nicht schlafen kann. (Fran Lebowitz)
------------------------------------------------------------------
Morgendämmerung:
Wenn vernünftige Menschen ins Bett gehen.
(Ambrose Pierce)
--------------------------------------------------------------------
Ich glaubte es wäre ein Abenteuer, aber in Wirklichkeit war es das Leben.
(Joseph Conrad)
222
129
„Am Anfang war das Fernweh.
In einem kleinen, altmodischen Wiener Kino sah ich den Film „The Motorcycle Diaries“ mit
Gael Garcia Bernal als Che Guevara und verliebte mich in die Landschaft Argentiniens und
die spanische Sprache (und natürlich ein bißchen in Gael Garcia Bernal)...“
In diesem Film ist sie auch zu sehen: die Ruta 40, eine legendäre argentinische Straße, die das
Ende der Welt mit dem Norden des Landes verbindet. Sie führt vom Magellan-Kanal immer
an den Anden entlang bis nach Bolivien, wo sie an andere transamerikanische Straßen
anknüpft.
Das Wort „Straße” ist dabei mit Vorsicht zu genießen. Weite Strecken sind nicht asphaltiert,
oft gibt es über viele Kilometer hinweg keine Tankstellen. Man fährt stundenlang durch
unbewohnte Gegenden und durch atemberaubende Landschaften.
UN SEGUNDO hatte sich für seine erste (und vorläufig auch letzte) Tournee die Ruta 40
ausgesucht. Die Energievampire in Ushuaia waren kurz davor, uns auszusaugen, der
Inselkoller war auch im Proberaum schon spürbar. Das lange Schuljahr war fast zu Ende, es
standen nur noch die letzten Prüfungen an. Da war so ein bisschen Reiseplanung wirklich was
Schönes. Auch wenn es noch ein Weilchen dauern sollte, die Pläne auch umzusetzen...
WAS MIR NOCH GEBLIEBEN IST, ist die Erinnerung an eine wundervolle Reise.
Eines frühen Morgens, ein paar Monate später, packten wir dann endlich unsere sieben
Sachen, Zelt und Schlafsäcke, sowie unsere Instrumente mit Zubehör auf und in ein kleines
Auto. In meiner Erinnerung hatten wir den gesamten Proberaum mit, jeden Zentimeter des
PKWs nutzend. Wie wir zu viert inklusive Reservereifen und -kanister da noch zusätzlich
Platz hatten, ist mir heute ein Rätsel. (Ich habe die Antwort darauf offensichtlich verdrängt,
denn...)
Eng war´s, sehr eng.
223
Dass wir von weitem schon als Musiker (und damit offensichtlich als potentielle
Schwerverbrecher oder Hippies oder beides) ausgemacht wurden, nutzte natürlich jede
Polizeistreife genüsslich aus - und ließ uns bei unzähligen „Routineuntersuchungen” alle
unsere sieben Sachen, das Zelt mit Schlafsäcken sowie die Instrumente mit Zubehör, kurz den
gesamten Proberaum mit Reservereifen und -kanister, aus dem Kofferraum auspacken und
vom Autodach herunternehmen und auf der Straße ausbreiten. Gefunden haben sie dabei
natürlich nichts.
Was sollten sie auch finden, frage ich mich. Schwerverbrecher waren wir nicht und das
bisschen Hippie hatten wir da schon längst konsumiert.
Im argentinischen Fernsehen wurde während der Ferienzeit eine etwas ungewöhnliche
Warnung ausgestrahlt. Darin wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass das Land
wirklich sehr groß sei und es deswegen vielleicht vernünftiger und sicherer wäre, sich einen
Flug zu leisten, wenn man die Oma besuchen wollte, als sich ins Auto zu setzten.
Wirklich ist es so, dass man stunden- und tagelang fährt und fährt - und man sich noch immer
im selben Land befindet! Als Europäerin und mehr noch als Österreicherin ist das eine
beeindruckende Erfahrung, für Argentinier aber natürlich nichts Besonderes.
Ich musste immer lachen, wenn mir ein argentinischer Schüler oder Freund von einer
Europareise erzählte. In drei Wochen wurden da alle europäischen Hauptstädte besucht und
man hatte doch tatsächlich noch Zeit für ein bisschen baden an einem der Mittelmeerstrände.
Weite Strecken zurückzulegen war man gewohnt. Kurz von Berlin nach Paris zu düsen war
auch nicht weiter als von Mendoza nach Buenos Aires zu fahren.
Wir hatten nicht sehr viel Urlaub und würden nicht die gesamte Ruta 40 bereisen können,
legten aber insgesamt auch viele hunderte Kilometer während unserer Reise zurück:
Mein Trip mit der Band führte durch Feuerland, dann auf dem Festland angekommen durch
Patagonien bis nach Bariloche. Von dort machte ich mich mit dem öffentlichen Bus alleine
auf den Weg Richtung Córdoba im Landesinneren. In der zweitgrößten Stadt Argentiniens
verbrachte ich zwei Wochen (mit einem “kleinen” Abstecher an einem Wochenende nach
Buenos Aires) bevor ich weiterfuhr Richtung Missiones im Nordosten des Landes, das an
224
Brasilien und Paraguay grenzt. Schließlich ging mir aber das Geld aus und ich musste
außerdem zurück zur Arbeit in Ushuaia, also fuhr ich sechs Tage lang von Missiones nach
Feuerland zurück, dabei mindestens fünfmal den Bus wechselnd. Wahrlich ein Abenteuer,
über das ich vielleicht einmal an anderer Stelle berichten werde. Dabei übrigens immer
begleitet von meinem Bass.
Mit Carlitos auf dem Schoß habe ich so einige interessante - und verrückte - Bekanntschaften
gemacht.
130
Die Fernsehwarnung blieb ohne Erfolg. In der Ferienzeit und während der vielen langen
Wochenenden war das Verkehrsaufkommen auf argentinischen Straßen deutlich erhöht.
Durch eine sehr sorglose Fahrweise der Argentinier (was nett ausgedrückt ist) kam es dabei
leider auch immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen, wie es das Fernsehen und Zeitungen
mit furchtbaren Fotos dokumentierten.
Wenn die Liebsten unterwegs waren, dann half eigentlich nur eins: beten, dass sie gut wieder
nach Hause zurückkommen würden. Am besten zu dem ganz speziellen Volksheiligen und
Wundervollbringer Gauchito Gil.
Noch so ein Gaucho-Held, um den sich viele Mythen und Legenden ranken. In der Provinz
Corrientes geboren, bestand er seine Abenteuer in der Zeit um 1850. Sehr genau weiß man
das nicht. Viele der über ihn erzählten Geschichten beginnen denn auch mit einem „Ganz
sicher ist es nicht, aber...“
Was einigermaßen geklärt sein sollte, ist, dass der Gaucho Antonio Mamerto Gil Núñez in so
einige Schwierigkeiten geriet, sei es wegen einer Liebschaft oder aber, weil er wie Robin
Hood die Reichen überfiel und ausraubte, um den Armen zu geben. Er musste fliehen und trat
in die Armee ein, die zu dieser Zeit in den Krieg gegen Paraguay zog.
Wieder in der Heimat zurück, wurde der Gaucho aber verhaftet und zum Tode verurteilt. Vor
seinem Ableben erklärte er seinem Henker, dessen Sohn schwer erkrankt war, er möge ihm
vertrauen und zu ihm, Gauchito Gil beten, dann würde schon alles gut werden.
225
So geschah es denn auch. Der Henkersmeister vollzog seine Arbeit, köpfte Gil, kniete nieder
und betete zu ihm, den (toten) Gaucho bittend, seinen Sohn wieder gesund zu machen.
Das erste bekannte Wunder des Gauchito Gil bestand in der vollständigen Genesung dieses
Jungen. Seitdem lässt er das Wundervollbringen nicht.
An allen Straßen in Argentinien, vom Norden bis in den Süden, findet man daher kleine und
große Gedenkstätten und „Marterl“, die Gauchito Gil gewidmet sind. Schon von weitem an
der blutroten Farbe (dem Kennzeichen der politischen Gruppierung, der Gil angehört hatte)
erkennbar, steht er da am Straßenrand, der Gaucho, umgeben von allerlei kuriosen Dingen
und wehenden Fähnchen - alle in derselben roten Farbe gehalten.
Auch ich bin auf meiner Reise durch das Land an unzähligen Denkmälern für den
Volksheiligen vorbeigekommen, der mir als argentinischer Schutzgeist der Reisenden
vielleicht auch so manches Mal beigestanden hat.
131
„In einem zur Wohnung umfunktionierten Gartenhäuschen in Wien las ich „In Patagonien“
von Bruce Chatwin ...“
Nachdem ich ein Jahr am südlichsten Ende Patagoniens, auf Feuerland, gelebt hatte, war ich
nun also selbst auf der Reise durch dieses weite, wilde, nur spärlich besiedelte Gebiet im
Süden Südamerikas. Patagonien weist eine Fläche von etwa 1Mio km² auf, davon gehören
75% zu Argentinien und 25% zu Chile.
Woher sein Name stammt, das ist eine kleine Geschichte Wert...
Man könnte sich mit der eher langweiligen und etwas kuriosen Erklärung zufrieden geben,
dass sein Entdecker, der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan, die sehr großen und
226
kräftigen Ureinwohner des Landes, die Tehuelche, ob ihrer ungewöhnlich großen Füße
„Patagones“31 genannt hatte.
Oder aber:
Es war einmal ein heute in Vergessenheit geratener spanischer Schriftsteller mit Namen
Francisco Vázquez. Er schrieb zu seiner Zeit sehr bekannte und beliebte Ritter- und
Heldengeschichten. Eine davon, Primaleón, wurde 1512 veröffentlich und sofort sehr populär.
In diesem Buch kommt nun neben dem Helden und seiner Liebsten auch ein Ungeheuer vor,
ein Riese, den Vázquez „Pathoagón“ nannte.
Es kann durchaus sein, dass Magellan sich auf den langen Überfahrten auf seinem Segelschiff
die Zeit mit der Lektüre dieser Rittergeschichten vertrieben hatte. Als er dann die hünenhaften
Tehuelche kennenlernte, verpasste er ihnen den Namen des literarischen Riesen.
So wurde einmal umgekehrt ein Mythos zur Wirklichkeit.
Die Rittergeschichten, von denen hier die Rede ist, wurden im Laufe der Zeit zur Vorlage
vieler weiterer interessanter und bekannter Geschichten. So lässt sich zum Beispiel ihr
Einfluss auf „Don Quijote“ nicht leugnen.
Bruce Chatwin geht in seinem Buch „Wiedersehen mit Patagonien“, das er gemeinsam mit
Paul Theroux verfasste, sogar so weit, im „Caliban“ von Shakespeare den Riesen „Pathagón“
wiederauferstanden zu sehen. Warum auch nicht? Könnte doch sein, dass sich der englische
Dichter von Francisco Vázquez inspirieren hatte lassen.
132
Wanderer, kommst du in eine argentinische Stadt, dann solltest du zur besseren Orientierung
zunächst einmal den Hauptplatz suchen. Dort spielt sich alles Leben ab. Meist natürlich in der
Mitte des Orts gelegen, ist eventuell eine Kirche vorhanden, ganz sicher aber ein paar Bäume
und viele Parkbänke. Denn man kommt hierher in der Mittagspause, nach der Arbeit oder
31
Bein heißt auf Spanisch „pata“.
227
Schule, um sich mit Freunden zu treffen, um Mate zu trinken, um zu diskutieren, um Truco zu
spielen.
Die Navigation in einer argentinischen Stadt noch einfacher macht eine weitere Tatsache:
dieser Platz mit Park oder auch die Hauptstraße, die zu ihm führt, wird sicher „San Martín“
heißen.
San Martín wird dir also den Weg weisen...
José Francisco de San Martín hat nichts mit „unserem“ heiligen Martin zu tun, dem wir als
Kinder Ende Oktober mit einem Laternenumzug huldigten, weil er seinen Mantel mit einem
Bettler geteilt hatte. Es handelt sich um einen anderen Martin, der dem argentinischen Volk
aber der wichtigste und damit auch heiligste Volksheld ist - denn er hat es in die Freiheit
geführt.
Hört sich sehr pathetisch an, war aber auch so:
1778 in einem Städtchen des argentinischen Vorläufers, dem „Vizekönigreich am Rio de la
Plata“, geboren, reiste San Martín schon früh mit seiner Familie nach Europa, wo er in
Spanien zum Offizier ausgebildet wurde und für die spanische Krone in Nordafrika, sowie
gegen Napoleon in Spanien selbst in einige Gefechte zog. Dabei wurde er verwundet, wovon
er sich nie ganz erholen sollte.
Mit 34 Jahren kehrte er zurück nach Buenos Aires. Er gründete ein eigenes Infanterieregiment
und wurde Gouverneur von Cuyo, mit Sitz in Mendoza - immer im Auftrag und unter Befehl
der spanischen Krone, der Kolonialmacht in Südamerika.
Am 9. Juli 1816 wurde von einem Kongress, dem auch San Martín angehörte in der
argentinischen Stadt Tucumán die Unabhängigkeit Argentiniens ausgerufen.
San Martíns Plan, den gesamten Kontinent von der spanischen Vorherrschaft zu befreien
wurde schon bald immer konkreter. Er wusste, dass man dafür viele spanische Stützpunkte
angreifen und auch besiegen musste. Aber das hielt ihn nicht davon ab, seine tollkühne Idee in
die Tat umzusetzen.
228
Er versammelte ein Heer gleichgesinnter Soldaten und Wagemutiger und führte es auf einem
Esel reitend, dem einzigen Tier, das solche Strapazen aushalten konnte, durch Schnee und
Stürme in einem Gewaltakt über die Anden. Ein Held auf einem Esel kommt heute natürlich
nicht mehr so gut an, deshalb ist in vielen Legenden von seinem schneeweißen Pferd die
Rede, das es aber nie gegeben hat.
Bei der Überquerung der Anden und während der Schlachten bediente sich San Martín
übrigens so einiger Listen und Tricks, ohne die er gegen die Spanier sicher sehr wenige
Chancen gehabt hätte. Ein argentinischer „Truco“-Spieler eben.
In blutigen Schlachten befreite er Chile von den Spaniern und fuhr dann mit einer Flotte
weiter nach Peru, wo er dasselbe „Wunder“ vollbrachte und 1821 in Lima die Unabhängigkeit
des Landes ausrufen konnte.
Kurze Zeit später traf er den Heldenkollegen Simón Bolívar, der in der Zwischenzeit mit
seiner Armee den Norden des Kontinents befreit und so die Unabhängigkeit von Venezuela,
Kolumbien, Bolivien, Ecuador und Panama erreicht hatte.
In Argentinien wird San Martín heute „Der Vater des Vaterlandes“ genannt, in Chile wurde
der Freiheitsbringer zum Kapitänsgeneral erhoben, in Peru nennt man ihn den „Gründer der
Freiheit des Landes“. In allen drei Ländern steht er als Statue auf unzähligen Plätzen in
unzähligen Städten. Alle Hauptstraßen sind nach ihm benannt. Aber ob ihm das heute noch
etwas bringt?
Noch zu seiner Zeit hatte man ihn nicht wie einen Helden oder gar einen Heiligen behandelt.
Zurück in Argentinien ließ man ihn zunächst nicht nach Buenos Aires zu seiner schwer
kranken Frau reisen. Sie starb, ohne ihren Mann noch einmal gesehen zu haben. Die inneren
Machtkämpfe, die der Zeit der Befreiungskriege in Buenos Aires folgten, verlor der Held San
Martín schließlich auch. Er wurde des Verrats bezichtigt und musste das Land in Schimpf und
Schande verlassen. Mit 45 Jahren ließ er sich in Frankreich nieder und kümmerte sich ab
diesem Zeitpunkt fast ausschließlich um seine Tochter Mercedes und deren Ausbildung.
229
Der Freiheitskämpfer starb im Jahr 1850 in Frankreich im Beisein seiner Tochter und seines
Schwiegersohns. Die Legende will, dass die Wanduhr des Hauses mit seinem letzten
Atemzug stehenblieb. Um Punkt 3 Uhr nachmittags.
133
Was eine argentinische Stadt, ob groß oder klein neben den nach seinen Helden benannten
Plätzen und Straßen noch ausmacht, ist ihre Aufteilung in „barrios“ (Viertel). Sein eigenes
barrio ist für den Argentinier sehr wichtig. Wie die Familie und Freunde bietet es das soziale
Netz, das einen bei Schwierigkeiten auffängt und die Gemeinschaft ohne die ein Überleben
einst unmöglich war.
Das Konzept des barrios ist tief im Herzen eines Argentiniers verankert. Hier wächst er mit
seinen Freunden und Geschwistern auf, hier geht er sonntags auf den Fußballplatz, hier
verliebt er sich in die schöne Nachbarin, hier trifft er sich im Kaffee an der Ecke mit Freunden
zum Frühstück, hier trifft er sich mit denselben Freunden in der Bar zum „FußballspielSchauen“ oder genießt mit ihnen das sonntägliche Asado.
Von hier aus zieht er in die Welt und hierher kehrt er zurück, ob er Student, Arzt, Lehrer oder
Pilot ist, ob er ein Arbeiter oder Angestellter ist. Ob er unbekannt oder berühmt ist, ob er
Messi oder Maradona heißt. Sein barrio vergisst er niemals.
Zum barrio gehört der eigene Fußballclub mit „cancha“ (Fußballplatz), der eine wichtige
soziale Rolle trägt. Hierher kommt man nicht nur zum Fußballspielen. Der Club ist
Veranstaltungsort, wichtiger Treffpunkt, bietet verschiedenste Ausbildungsmöglichkeiten an,
holt die Kinder von der Straße, versorgt das Viertel mit dem Nötigsten und trägt zum
Zusammenhalt bei. Hat man das einmal verstanden, wird einem klar, warum der Fußball und
der eigene Club für den Argentinier so wichtig sind.
Der Argentinier, sein Viertel und sein Club - das ist eins.
Das Feiern kommt im Viertel natürlich auch nie zu kurz. So findet man in fast jedem barrio
ein „Kulturzentrum“, einen Ort, an dem man gemeinsam Feste plant und umsetzt. Im
Mittelpunkt steht dabei die „Murga“, eine Gruppe von Tänzern und Musikern, die in ihren
230
bunten
Fetzen-Kostümen
und
mit
ihrer
lauten
Musik,
die
hauptsächlich
mit
Schlaginstrumenten ausgeübt wird, ihr Viertel bei Straßenumzügen und im Karneval
vertreten. Ein wirbelnder Tusch und ein farbiges Bumstarassa, ein Hingucker und Mitmacher.
Zieht eine Murga an einem vorbei, dann kann man nicht anders, als vor Freude
mitzuklatschen und sich dem Umzug anzuschließen, zu hüpfen, zu singen und sich des
Lebens zu freuen.
Auch ich fühlte mich wohl in meinem barrio in Ushuaia, aus dem ich im Laufe meiner Zeit
am Ende der Welt zwar öfter wegzog, in das ich aber doch immer wieder zurückkehrte. Ich
genoss den Plausch mit den Nachbarn, ging im Kiosk am Eck einkaufen und spielte mit den
Nachbarskindern am Platz des Viertels Fußball. Zum Schluss zogen meine Freunde sogar in
dieselbe Nachbarschaft in ein großes Haus und wir bauten unseren Proberaum eben in diesem
meinem barrio, das ich sicher nie vergessen werde.
Auszüge aus dem „Chacarera de
los Barrios“ von Peteco
Carabajal
(Peteco Carabajal ist ein
argentinischer Folkloremusiker.
Eines seiner bekanntesten Lieder
ist das herzzerreißende „La
estrella azul“, das seinem Sohn
gewidmet ist, den er wegen
privater Wirrungen lange Jahre
nicht sehen konnte...)
Jedes Viertel in Santiago32 hat
Cada barrio de Santiago, tiene
ese don que lo hace especial
dieses gewisse Etwas, das es
ganz speziell macht,
mit seiner „barra“33 und seiner
con su barra y su canchita,
también la esquina lugar central
cancha, auch der Straßenecke,
dem zentralen Ort;
Für das Viertel „Los Lagos“
para el barrio de los lagos, tengo
verspüre ich eine bedingungslose
32
Santiago del Estero ist die älteste Stadt Argentiniens und wird auch als die „Wiege der Folklore“ bezeichnet.
„barra“ bedeutet im argentinischen Lunfardo mehrere Dinge: die geliebte Bar aus alten Zeiten (dazu gibt es einen Tango
von Carlos Gardel), die alten Freunde sowie die Fangemeinde eines Fußballclubs – eben alles, was ein Viertel ausmacht.
33
231
mi amor incondicional.
Liebe.
Nie endende Freundschaft,
Amigos interminables,
alles Freunde des Herzens,
todos amigos de corazón
welche einem das Leben zeigen
esos que entregan la vida,
wie eine würdige Offenbarung;
como una digna revelación
nie endende Freundschaft,
amigos interminables,
alles Freunde des Herzens.
todos amigos del corazón.
Jene Tage des Fußballs,
Aquellos días de fútbol,
tiene un toque tradicional.
das hat was Traditionelles.
Frei rennt der Ball als wäre er der
Libre corre la pelota,
größte Schatz auf Erden.
es el tesoro universal.
Die Fantasie blüht,
La imaginación dibuja,
als würde es sich um eine
como si aquello fuera un
Weltmeisterschaft handeln.
mundial.
Chacarera der Viertel,
Chacarera de los barrios,
mein ganzes Leben werde ich
toda mi vida te cantaré
dich singen. Und am Sonntag
y el domingo en este patio.
Me quedaré hasta el anochecer.
werde ich in deinem Hof bleiben
bis zum Sonnenuntergang. (…)
(...)
134
„Wir müssen uns beständig verändern, erneuern, verjüngen; andernfalls verhärten wir.”
(J.W. von Goethe)
Ich kann alles sein, was ich sein will.
In jedem Hostel, in dem wir im Laufe unserer Reise übernachteten, mussten wir unseren
Beruf angeben. Meinen Beruf? Ich habe viele! Da steht nun in den Gästebüchern über das
Land verstreut, ich wäre Lehrerin und Journalistin und Schriftstellerin und Musikerin und PR
232
Beraterin und Übersetzerin und Dichterin und Kapitänin und Segellehrerin und Matrose. Ich
bin nun mal ich und ich kann alles sein, was ich will.
„Am Anfang war das Wort.”
Eigentlich war er ja schon lange Zeit in meinem Kopf, mein kleiner Buchladen mit zwei, drei
Kaffeetischchen. Ja, ich träumte diesen Traum schon seit Jahren - bis ich auf der Reise
plötzlich auch den Namen vor mir sah. Da steht es Schwarz auf Weiß in meinem Tagebuch:
mein „Almacén de cuentos“, mein Geschichtenladen, hatte seinen Namen erhalten und
begonnen, Wirklichkeit zu werden.
„Am Anfang war das Fehlen von Worten.
Die deutsche Sprache schien mir für die Übersetzung von südamerikanischer Literatur nicht
ausreichend. Wenn ich südamerikanische Autoren auf Deutsch las, dann fehlte mir etwas. Das
passende Wort etwa? Oder der passende Platz des Wortes im Satz, die Magie der
Geschichte?“
In Córdoba angekommen, führte mich einer meiner ersten Wege auf die Universität. Ich
wollte mehr über südamerikanische Literatur erfahren, wollte die Geschichten des Kontinents
kennen-, ihre Magie verstehen lernen. Ich fand ein sehr spannendes Studienfach, dessen
Lehrplan genau auf meine Fragen einzugehen schien und begann, davon zu träumen, eines
Tages in Córdoba studieren zu können. Am nächsten Tag schrieb ich auf den Anmeldezettel
eines Hostels: „Yvonne Kienesberger, Studentin“.
„Am Anfang war die immer wiederkehrende plötzliche Sehnsucht nach völliger
Abgeschiedenheit, nach einem Ort, an dem ich schreiben kann.“
Die Sierras von Córdoba.
Ein Berg- und Hügelland, Wälder, Felder, Seen und Flüsse. Ein Paradies nur eine Stunde von
Córdoba Stadt entfernt.
Meinen ersten Tag in den Sierras werde ich nie vergessen. Dort, am Ufer eines Sees, passierte
etwas Magisches, etwas Unbeschreibliches. Ich fühlte mich als wäre ich schon einmal da
gewesen, als wäre ich hier „zu Hause“.
233
„Am Anfang war das Schreiben.“
Und mein „Almacén de cuentos“ hatte plötzlich seinen Standort gefunden und ich einen Platz,
an dem ich als nächstes schreiben wollte.
135
Bevor ich das alles erlebte,
bevor ich ins Leben neuer Identitäten startete,
vor meiner Reise in die Zukunft also,
war ich in Ushuaia aber wieder einmal auf der Einwanderungsbehörde und ließ mir erklären,
welches Papier ich denn als nächstes zu erbringen hätte, um endlich den argentinischen
Identitätsausweis zu erhalten.
Viel Amtsspanisch hatte la loca Austriaca gelernt im letzten Jahr, viel wusste sie darüber, was
sie zu tun hatte, um zu den entsprechenden Papieren zu kommen, noch viel mehr wusste sie
nun, wie es nicht ging.
Die To-Do-Bürokratieliste war immer länger geworden, mit jedem Punkt, den ich
durchgestrichen hatte, waren zwei andere dazugekommen, so schien es. Mein Pass wies schon
so viele Einreise- und Ausreisestempel auf, dass ich mich bald um einen neuen würde
kümmern müssen, weil es keine freie Seite mehr gab (ein Punkt mehr auf der Liste)!
Eine unendliche Geschichte etwa? Nun, ich war die Geschichtenerzählerin und ich würde
alles für ein Happy End unternehmen, wie lange es auch dauern und mit welchen Büromäusen
und -drachen ich es auch zu tun bekommen würde.
136
Vor der Reise musste auch noch die Schule zu Ende gehen. Lehrer wie Schüler waren
gleichermaßen müde und ausgelaugt. Wir alle wünschten uns ein schnelles und schmerzloses
Ende herbei.
234
So ganz schmerzfrei ging es dabei leider nicht zu. Es standen ja die Abschlussprüfungen an.
Da ich kein sehr großer Fan von Prüfungen und Prüfungssituationen bin, wie sie einem ein
leider weltweit gültiges (völlig veraltetes) Schulsystem auferlegt, habe ich wirklich gelitten.
Und ich war die Lehrerin!
Aber alle meine Schüler haben natürlich bestanden und auch ich konnte zu guter Letzt einen
Erfolg vermelden. In der letzten Deutschstunde mit meiner Kindergruppe sprangen die Kids
plötzlich auf und riefen begeistert in die Hände klatschend:
„Seño! Dijiste la -R-!“
(Frau Lehrerin, du hast das -R- ausgesprochen!)“
Wirklich hatte ich in einem Satz das spanische -R- gerollt wie es sich gehört! Es war also
noch nicht aller Hopfen und Malz verloren - und ich hatte die Gewissheit, dass ich zumindest
die nötigen anatomischen Grundvoraussetzungen besaß, somit auch alle Stimmbänder - und
einem Rrrrrollen in Zukunft nichts im Wege stand (außer vielleicht meine Zunge).
137
Den letzten Schultag hatte ich also gut überstanden. Zum Erholen blieb aber erst einmal keine
Zeit. Es stand mir mit meinen Freunden nämlich eine Feierwoche bevor, in der wir nicht viel
zum Schlafen kommen würden.
Weihnachten
im
Sommer
zu
feiern
ist
für
eine
Österreicherin
eine
recht
gewöhnungsbedürftige Angelegenheit. Die Probleme hatten für mich schon vorher im
Unterricht begonnen. Denn ich hatte kein einziges passendes Weihnachtslied gefunden, das
ich mit den Kindern hätte einstudieren können! Ein ganzes Jahr lang Kälte und Schnee
ertragend, waren wir jetzt im feuerländischen Hochsommer angekommen und es setzte sich in
der Adventszeit kein einziges Schneeflöckchen ans Fenster, auch wenn man singend noch so
sehr darum bat. Nichts rieselte leise vom Himmel herab.
235
War schon der Inhalt unserer Weihnachtslieder völlig unpassend, so war der Rhythmus eine
Katastrophe. Stille-Nacht-Heimeligkeit, Frieden auf Erden und besinnliche Melodien trafen
auf argentinisch-sommerliche Partylaune - und passten daher überhaupt nicht ins Konzept.
Sehr schnell gab ich es auf, österreichischer Weihnachtsstimmung verfallen zu wollen - und
stürzte mich in die Partyvorbereitungen.
Die Woche zwischen Weihnachten und Silvester ist dem Argentinier wahrscheinlich die
wichtigste Woche im Jahr. Die ganze, oft sehr zahlreiche Familie kommt zu diesem Anlass im
Haus der Eltern oder Großeltern zusammen. Es wird sehr aufwendig vorbereitet und gekocht.
So trafen wir uns zum Beispiel schon am 23. Dezember zum einfachen Abendessen und
bereiteten dabei die Empanadas für das Weihnachtsessen am nächsten Tag vor!
Zeitweise hatte ich ein ganzes Schaf in meiner Kühltruhe (was natürlich übertrieben ist, aber
es sah von der Fleischmenge her für mich so aus) und ich bekam eine genaue Anleitung,
wann, wie und wo ich es aufzutauen hatte, um es dann am Silvesterabend auf dem Grill
zubereiten zu können.
Am 24. Dezember versammelten wir uns spät nachts im Haus von Freunden. Wir alle hatten
unsere jeweiligen Familien anderswo auf dieser Welt und waren uns in dieser Woche mehr
Familie denn je.
Kleine Geschenke wurden ausgetauscht. Darunter rosarote Unterhosen für die Damen, die wir
am Silvesterabend tragen sollten, um dadurch im nächsten Jahr viel Glück zu haben. Bitte,
man konnte mich auch noch nach einem Jahr mit den Auswüchsen argentinischen
Aberglaubens überraschen - aber ich hatte schon lange aufgehört, dagegen zu protestieren.
Mit dem Glück spielt man schließlich nicht.
Um Mitternacht des Heiligen Abends ging es dann erstmals in dieser Woche (bei weitem
nicht zum letzten Mal) ans Zuprosten und Anstoßen. Raketen wurden in den Himmel
geschossen. Die Freude war auf allen Seiten groß - und wurde laut zum Ausdruck gebracht.
Stille Nacht.
Heilige Nacht.
236
Alles schläft.
Einsam wacht.
--Man stelle sich bitte das genaue Gegenteil davon vor.
Um zwei Uhr früh zogen wir alle an den Strand, entzündeten ein Lagerfeuer, kuschelten uns
in mitgebrachte Decken und warteten so bei Gitarrenmusik auf den spektakulären
Sonnenaufgang.
Der Silvesterabend unterschied sich davon nur in kleinen Details, von denen ich hier schon
erzählt habe. Ich zog festliches Gewand über die rosarote Unterhose, tanzte um acht Uhr
abends (Mitternacht in Österreich) einen Walzer durch die Küche und hörte mir die
Bummerin übers Internetradio an.
Damit war mein spezielles Glücks-Ritual für das neue Jahr erfüllt.
Dann verpackte ich selbstgemachtes Brot und Apfelstrudel und wartete darauf, dass man
mich, die Lebensmittel und das in der Badewanne wartende, aufgetaute Schaf mit dem Auto
abholen kam.
Auch dieses Mal feierten wir im Familienkreis und danach mit Freunden am Strand mit viel
Musik und noch mehr Lachen bis in die frühen Morgenstunden des neuen Jahres...
237
138
Auf der Badezimmertür in meiner Wohnung am Ende der Welt hing folgendes Gedicht von
Hermann Hesse. Die hier fett gedruckten Wörter hatte ich im Laufe der Zeit mit
verschiedenfarbigen Stiften unterstrichen - und lernte es so verstehen.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
238
Das Ende - jede Geschichte hat eines.
Und jedes Ende ist ein neuer Anfang.
„Poder decir adiós es crecer.
Auf Wiedersehen sagen zu können, ist zu wachsen.“
(aus dem Song „Adiós“ von Gustavo Cerati)
Genau ein Jahr später, am ersten Jänner 2011, saß ich wieder auf diesem Strand, dieses Mal
allein, den Rücken an einen Felsen gelehnt und schaute auf den Beagle-Kanal.
Es war früher Morgen, die Stadt schlief den Rausch der Silvesternacht aus.
Ich hatte meine am Ende der Welt vollgeschriebenen Tagebücher mitgebracht und begann,
darin zu lesen.
Darin war von meinem Aufbruch in Österreich die Rede und der Magie des Wortes
YAMANA.
Davon, von einer Krankheit wieder gesund zu werden.
Davon, zu leben.
Ich las von meiner Suche nach einer Heimat und dem Glück der Erkenntnis, dass ich diese in
mir trug.
Noch einmal sah ich mich weinend auf genau diesem Strand stehen und meinen Bruder
anrufen, darauf hoffend, er würde mir sagen, ich möge zurückkommen.
Wie gut, dass er das nicht getan hatte.
Auf der letzten freien Seite schrieb ich in mein Tagebuch:
„Danke für alles, was du für mich getan hast, Ushuaia. Es ist Zeit für mich, weiterzuziehen.“
239
Danach blieb ich noch sehr lange einfach dort sitzen und betrachtete den Onashaga, die Insel
Navarino, den Monte Olivia und die „Cinco Hermanos“ und nahm Abschied.
Decir adios es crecer.
240
NACHWORT
(VORWORT)
Wieder einmal saß ich im Chaos zwischen Kisten und Koffern. Um mich herum, auf dem
Boden und auf Couch und Tisch ausgebreitet Bücher und Gegenstände, die sich im Laufe
meiner Zeit am Ende der Welt angehäuft hatten. Vieles davon konnte ich nicht mitnehmen ins
tausende Kilometer entfernte Córdoba. Der Transport mit einem Umzugsunternehmen war
kostspielig und ich selbst würde tagelang im Bus unterwegs sein, da hatte ich mit Rucksack,
Laptop und dem Bass Carlitos schon alle Hände voll zu tun.
Am einfachsten war es wohl, das schwere Gepäck zurückzulassen und nur mit den schönen
Erinnerungen im Herzen und den dazugewonnenen Erkenntnissen im Geist zu reisen.
Ein Freund in Córdoba schrieb um diese Zeit an einem Text mit dem Titel „El eterno chico
nuevo“, den er bei Veröffentlichung mir widmete. Darin beschreibt er einen Reisenden, einen
freien Vogel, einen Menschen, der immer wieder - auf ewig - „der Neue“ an einem Ort sein
wird. Das hatte etwas Schönes, Aufregendes, aber natürlich auch etwas Zerstörerisches, denn
alles, was man sich aufgebaut hatte, ließ man beim Weiterziehen, ohne sich noch einmal
umzusehen, zurück.
Ich hatte mich am Ende der Welt kennengelernt und hatte akzeptiert, dass ich wohl selbst
eine ewig Reisende war, mit allen Fröhlichkeiten und Traurigkeiten, die damit verbunden
sind. Jetzt machte ich mich auf die Suche nach einem Basislager, von dem aus ich meine
Reisen antreten - in das ich aber immer wieder zurückkehren konnte.
Ein Reisender benötigt eine Familie und Freunde, die sein Wesen verstehen und ihn
unterstützen. Wie gut, dass es solche Menschen auch in meinem Leben gibt. Menschen, die
mich erkennen, die mir sagen „du musst gehen“ und mich ziehen lassen. Ihnen werde ich
immer dankbar sein.
Was ich noch gelernt hatte, war, dass Baldriandragees nicht gegen Liebeskummer helfen. Die
halb verbrauchte Packung ließ ich in meinem Badezimmer am Ende der Welt zurück.
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„... plötzlich passte alles zusammen und alle Anfänge - die Kräfte des Universums - vereinten
sich und verhalfen mir zu einem Neubeginn...“
Was würde Córdoba wohl bringen?
Würde ich dort mein Basislager finden?
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Rückenwind
sind mit mir auf der Reise, haben Rückenwind.
Und wir fahrn auch über Wasser, wenn da Brücken
Siehst du den Horizont?
sind,
Direkt überm Boden fängt der Himmel an. Und
He, Yvonne hat 'ne Meise, aber Rückenwind.
wär' ich dort,
Wir betreten neue Wege, die wir noch nicht hatten,
dann würd' ich wetten,
ich nehm' euch mit,
dass ich ihn erreichen kann.
Windschatten. (…)
'n Stück in meinem
Doch hier, hat es den Anschein,
bin ich dafür zu klein.
Und wir fahrn gemeinsam ab, weil jeder selbst
steuert,
Also hau' ich ab mit Sack und Pack, und pack ein
dann geb' ich euch meine Kraft, weil ihr mich
paar meiner sieben Sachen, die ich hab, und dann
anfeuert,
wird mir klar, es fehlt immer ein Stück, doch ich
denn wenn ihr beteuert, mich zu verstehn, dann
mach' mir nichts draus, setz' den Wagen zurück und
lasst mich gehen - und wir werden uns wiedersehn.
bin raus.
(…)
Fahr gerade über Land, es wird grade mal hell,
Und ihr seht mich als Punkt am Horizont
spüre Freiheit in mir, denk', das ging aber schnell,
verschwinden,
bleibe besser in mir, denn es gibt kein Zurück, und
um ein Stück weiter hinten mich selbst zu finden.
alles was ich brauche ist mein Auto und Glück. (…)
Ich packe meine Sachen und bin raus, mein Kind,
Ich packe meine Sachen und bin raus, mein Kind,
die Yvonne ist auf der Reise und hat Rückenwind.
die Yvonne ist auf der Reise und hat Rückenwind…
Ich sag es euch auf diese Weise, alle die am Suchen
sind,
(Thomas D.)
-----------------------Ich bin raus mit Rückenwind!----------------------
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