Mein Freiwilliges Soziales Jahr in Costa Rica

Transcrição

Mein Freiwilliges Soziales Jahr in Costa Rica
Mein Freiwilliges
Soziales Jahr
in Costa Rica
Mit EIRENE in der
Fundación Paniamor in San José
Dienstzeit:
07. August 2013
bis 22. September 2014
Erster Rundbrief
Johanna Katharina Rickel
November 2013
Liebe Familie, liebe Freunde, liebe UnterstützerInnen und Interessierte,
nach drei Monaten ist es nun endlich Zeit für den ersten Rundbrief und ich freue
mich sehr, meine ersten Erfahrungen aus meinem Alltag in San José und meiner
Arbeit bei Paniamor mit euch teilen zu können!
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr meinen Bericht an Freunde und
Bekannte weiterreicht, da das Berichten einen wichtigen Teil der Arbeit von uns
Freiwilligen darstellt und so viele Leute wie möglich erreichen sollte. Natürlich
nehme ich neue Interessierte auch gerne in meinen E-Mail-Verteiler auf.
Nun wünsche ich euch eine gute Lektüre!
Meine Entsendeorganisation
EIRENE-Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V.
Während meines Freiwilligen Sozialen Jahres werde ich pädagogisch und
organisatorisch durch die Organisation EIRENE betreut. EIRENE (griech. „Frieden“)
ist eine gemeinnützige Nichtregierungorganisation (NGO) mit internationaler
Geschäftsstelle in Neuwied. Seit 1957 entsendet die Organisation Fachkräfte und
Freiwillige in Partnerprojekte nach Afrika, Europa, Nord- und Lateinamerika.
Grundsatz der Arbeit von EIRENE ist die Idee der Gewaltfreiheit und der sozialen
Gerechtigkeit. Die Arbeitsfelder sind Friedens- und Versöhnungsarbeit, Förderung
von Menschenrechten, Umweltschutz und interreligiöser Dialog. Zielgruppen im
Bereich der Menschenrechtsarbeit sind insbesondere Frauen sowie benachteiligte
Kinder und Jugendliche. Unterstützt wird EIRENE unter anderem durch das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, die UN und die EU. Den
verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern bescheinigt seit 1993 jährlich
das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
(Weitere Informationen auf www.eirene.org)
Vorbereitung auf die Ausreise
Die letzten Wochen vor meiner Ausreise waren sehr ereignisreich. Neben
Impfungen, Beschaffung von Kreditkarte und Dokumenten für das Visum,
Unibewerbungen und Einkäufen waren sie gefüllt mit Abschieden von geliebten
Menschen. Auch habe ich an einem zweiwöchigen Ausreiseseminar von EIRENE
teilgenommen.
Dort
wurden
wir
Freiwilligen
in
die
kulturellen
und
gesellschaftlichen Besonderheiten unseres Einsatzlandes eingeführt, mit der
Thematik
unserer
Projekte
vertraut
gemacht
und
für
potentielle
Konfliktsituationen sensibilisiert. Das Wichtigste, was ich dort allerdings gelernt
habe, war unvoreingenommen auf Menschen und Situationen zuzugehen und mir
bewusst zu sein, dass alle Erfahrungen, die ich mache, subjektive Ausschnitte
eines Gesamtbildes sind. Diese Vorsicht mit vorschnellen Urteilen und
Verallgemeinerungen hilft mir im Kontakt mit den Menschen hier sehr, da ich so
viel offener auf die neuen Situationen zugehen kann.
Am 7. August ging es dann
endlich los. Der Abschied von
meinen Eltern und meiner
Schwester
am
Frankfurter
Flughafen war mit Abstand
der Schwerste und meine
Gefühle
Wir Costa Rica Freiwilligen und unsere Tutorin kurz
nach unserer Ankunft im glücklichsten Land der Welt
dementsprechend
gemischt: Auf der einen Seite
war ich traurig, alle geliebten
Menschen für ein Jahr zurück zu lassen und auf der anderen Seite war ich
unheimlich aufgeregt und gespannt, wie mein Friedensdienst in Costa Rica sein
würde.
Die ersten Schritte auf costa-ricanischem Boden begannen sehr vielversprechend:
Wir wurden am Flughafen mit dem Banner „Willkommen im glücklichsten Land
der Welt!“ begrüßt. Laut dem Happy-Planet-Index leben in Costa Rica nämlich
gemessen an Lebenserwartung, Grad der Zufriedenheit und Nachhaltigkeit seit
2005 die glücklichsten Menschen der Erde.
Costa Rica - Die Eckdaten
Costa Rica liegt zwischen Nicaragua und Panama und bildet den südlichen Teil der
Landbrücke Zentralamerikas. Auf einer Fläche, die etwa so groß wie
Niedersachsen ist, leben 4,6 Millionen Einwohner (Stand 2012), deren offizielle
Amtssprache Spanisch ist. Hauptstadt und Regierungssitz ist die Stadt San José im
Herzen des Landes. Costa Rica kann auf eine 100-jährige Demokratiegeschichte
zurückblicken und hat seit 1948 das Militär abgeschafft. Das Land ist
landwirtschaftlich geprägt, wichtige Exportgüter sind Kaffee und Bananen; jedoch
gewinnen Industrie- und Elektronikprodukte auf dem internationalen Markt
zunehmend an Bedeutung. Die wichtigste Einnahmequelle des Landes ist
mittlerweile der Tourismus. Dank der unterschiedlichen Klimazonen verfügt Costa
Rica über eine sehr große Bio-Diversität und eine sehr abwechslungsreiche Natur.
Costa Rica gilt außerdem als Musterland im Bereich Naturschutz, so sind
beispielsweise 25 % der Landesfläche geschützte Gebiete.
Mein erster Monat im Einsatzland
Für
die
Zeit
des
vierwöchigen
Sprachkurses in San José habe ich in
einer Gastfamilie in der Nähe der
Spanischschule
gewohnt.
Diese
bestand aus meiner Gastmutter, zwei
ihrer Töchter (25 und 28 Jahre) und
deren kleinen Töchtern (3 und 7
Jahre). Die Familie hat mich vom
ersten Tag an sehr herzlich empfangen
Meine kleinen Gastschwestern und ich im
Wohnzimmer meiner Gastfamilie
und mir auf diese Weise das Einleben in die neue Kultur sehr erleichtert. Ich habe
den familiären Umgang und die fröhliche Atmosphäre sehr genossen und bin nach
dem ersten Monat ein wenig wehmütig ausgezogen.
Den größten Teil des Tages habe ich während dieser
Zeit mit den anderen Freiwilligen von EIRENE, Mission
Eine Welt und Brot für die Welt in der Sprachschule
verbracht. Neben den sehr intensiven
Spanischeinheiten besuchten wir zahlreiche
Kulturveranstaltungen und bekamen Tanz- und
Kochkurse. So kann ich nun schon beispielsweise das
Nationalgericht „gallo pinto“ (Reis mit Bohnen) in
Buen provecho! –
unterschiedlichen Variationen, Empanadas (gefüllte
Guten Appetit!
Maisfladen) und Tortillas zubereiten. Im Rückblick
waren die Tanzeinheiten ebenfalls sehr hilfreich, da in vielen Bars tatsächlich
Salsa, Meerenge und Batchata getanzt wird und wir uns so viel schneller
integrieren konnten.
Mein Arbeitgeber Paniamor
Seit fast zwei Monaten arbeite ich nun bei der
Fundación Paniamor („Brot und Liebe“) in der
costa-ricanischen Hauptstadt San José. Paniamor
ist eine gemeinnützige NGO, die sich seit 1987 für
die Stärkung der Kinderrechte in Costa Rica
einsetzt. Im Fokus stehen dabei Gewaltprävention und das Fördern einer positiven
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Um diese Ziele zu erreichen,
entwickeln die Mitarbeiter von Paniamor Programme, die präventiv auf
unterschiedlichen Ebenen ansetzen.
So
kämpft
mein
Einsatzprojekt
beispielsweise durch Einflussnahme auf
Schlüsselakteure der Tourismusindustrie
gegen
den
kommerziellen
sexuellen
Missbrauch von Minderjährigen (dazu
unten
mehr).
Weiterhin
gibt
es
Programme, die die technische Bildung
„25 % unseres Landes und 100%
ihrer Rechte sind geschützte
Bereiche“
sowie die politische Partizipation von
Kindern und Jugendlichen fördern, um
den sozialen Ungerechtigkeiten entgegenzuwirken. Außerdem wurde für Eltern
und andere Erziehungskräfte in Zusammenarbeit mit dem costa-ricanischen
Gesundheitsministerium ein
Bildungsprogramm entwickelt, das
sich für
gewaltfreie Erziehung und frühkindliche Förderung einsetzt.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit Paniamors ist das Einflussnehmen
auf die aktuelle Politik. Die Geschäftsführerin, Melina Grillo Rivera, ist die Exfrau
des Bruders des ehemaligen Präsidenten und Friedens-Nobelpreisträger Oscar
Arias. Aus diesem Grund hat die Fundación Paniamor ein großes politisches
Gewicht und genießt ebenfalls viel Aufmerksamkeit der lokalen Medien. Diese
nutzt Paniamor, um Kinderrechte gesetzlich zu verankern, den entwickelten
Programmen mehr Einfluss zu verleihen und ein größeres Bewusstsein bei der
costa-ricanischen Bevölkerung zu schaffen. Kürzlich hat Paniamor eine Kampagne
entwickelt, um die Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2014 dazu zu
bewegen, ihre Position zu Kinderrechten und Gewaltprävention in ihr
Wahlprogramm aufzunehmen. Dafür hat die Fundación am 28. Oktober in die
Wikipedia-Artikel der Kandidaten ein Kapitel „Was denkt der Kandidat zu
Kinderrechten?“ eingefügt und diese darin aufgefordert, zu unterschiedlichen
Themen Stellung zu beziehen. Dies wurde von den hiesigen Medien stark
verbreitet, um eine große Öffentlichkeit zu erreichen und so die Politiker zu einer
Reaktion zu bewegen. Diese Kampagne war im Vorfeld streng geheim, keiner der
Angestellten durfte ihren Freunden, dem Partner oder der Familie etwas davon
verraten, um den Überraschungseffekt nicht zu verfehlen. Ich fand es unheimlich
interessant, bei diesem Projekt zuzusehen und bin auf die Reaktionen der Politiker
gespannt!
Mein Einsatzprojekt: Der Código de Conducta
Die kommerzielle sexuelle Ausbeutung
von Kindern und Jugendlichen ist in ganz
Lateinamerika ein präsentes Problem mit
sehr komplexen Mechanismen. Laut der
Internationalen
Migration
(IOM)
Organisation
werden
in
für
den
lateinamerikanischen Ländern jährlich etwa 16 Milliarden US-Dollar mit
kommerziellem sexuellem Missbrauch von Kindern verdient. Der weitaus größte
Teil der Menschen, die Kinder sexuell ausbeuten, kommen aus dem Ausland. So
spielt die lokale Tourismusindustrie eine Schlüsselrolle bei der Förderung aber
auch der Eindämmung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger. Vor diesem
Hintergrund hat die Fundación Paniamor 2003 in Zusammenarbeit mit den
führenden costa-ricanischen Tourismusverbänden den „Código de Conducta“ ins
Leben gerufen. Bei diesem Programm handelt es sich um eine regionale Adaption
der internationalen Initiative „The Code“ von ECPAT International und der WeltTourismus-Organisation (WTO). Ziel der Initiative ist es, dem sexuellen Missbrauch
von Minderjährigen durch Einflussnahme auf die Tourismusplattformen vorzubeugen und ihn so zu bekämpfen. Finanziell wird das Programm durch die
Niederländische Botschaft und Save the Children Schweden gefördert.
Die Unternehmen, die sich
dem Código de Conducta
anschließen,
sich,
ihre
Position
verpflichten
Null-Toleranzgegenüber
sexuellem Missbrauch von
Kindern und Jugendlichen
deutlich
sichtbar,
beispielsweise durch Flyer oder Plakate, zu zeigen. Zudem müssen Sie in die Verträge mit ihren MitarbeiterInnen und Partnerunternehmen eine Klausel einfügen,
die die Ablehnung sexueller Ausbeutung von Minderjährigen beinhaltet, und ihr
Personal regelmäßig schulen. Weiterhin müssen die Unternehmen einmal im Jahr
einen Bericht an Paniamor schicken, in dem ihre Maßnahmen zum Schutz von
Kindern und Jugendlichen sowie eventuelle Vorfälle aufgeführt sind.
Um Mitglied der Initiative werden zu können, müssen die Unternehmen einen
Eingliederungsprozess durchlaufen, den Paniamor zusammen mit dem costaricanischen Tourismusinstitut (ICT) betreut. Zuerst nehmen VertreterInnen der
Unternehmen, in der Regel Hotels, an einem Workshop teil, in dem sie über die
Problematik der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern und
Jugendlichen in Costa Rica aufgeklärt und über das weitere Vorgehen informiert
werden. Anschließend müssen die Unternehmen verschiedene Dokumente, unter
anderem ein Bewerbungsformular, einen Handlungsplan und den Vertrag an
Paniamor schicken. Sind alle Formulare vollständig, wird der Vertrag an das ICT
geschickt, wo er unterschrieben und schließlich wieder an die Unternehmen
zurück gesendet wird. Mit der Aushändigung des Vertrages sind die Unternehmen
dann offiziell aufgenommen und können mit dem Zertifikat werben. Bis heute sind
über 400 costa-ricanische Tourismusunternehmen Teil der Initiative.
Meine Aufgabe besteht darin, den
Eingliederungsprozess zu unterstützen,
das heißt Listen über die eingegangen
Dokumente zu führen und mit den
Unternehmen
per
Mail
oder
per
Telefon zu kommunizieren, um den
Eingang der Dokumente zu bestätigen
und
sie
an
die
noch
fehlenden
Meine Kollegin Chris, meine Tutorin Maria
und ich bei der Friedensmesse in San José
Dokumente zu erinnern. Außerdem fahre ich im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit
mit meiner Tutorin zu Veranstaltungen außerhalb des Büros. So waren wir kürzlich
bei einem Vortrag für Jugendorganisationen, die ihre Öffentlichkeitsarbeit
verbessern wollen, sowie bei einer Friedensmesse am 21. September 2013 in San
José, auf der Paniamor mit einem Stand gegen häusliche Gewalt vertreten war.
Ein weiteres Highlight war ein Eingliederungsworkshop, an dem ich vom 22. bis
zum 24. Oktober 2013 teilnehmen durfte. Es war sehr spannend, die
VertreterInnen der Hotels, mit denen ich in Zukunft kommunizieren werde,
kennenzulernen und hinter die Kulissen eines solchen Workshops schauen zu
können. Wir waren in einem Hotel an der Pazifikküste untergebracht, das schon
Teil der Initiative war und uns, die VertreterInnen von Paniamor und des
Tourismusinstitutes, eingeladen hat.
Ursprünglich sollte ich die Hälfte meiner Arbeitszeit in einer Freizeiteinrichtung für
Kinder und Jugendliche verbringen. Jedoch wird diese Einrichtung im Dezember
aus finanziellen Gründen schließen. Mein Arbeitsalltag ist also anders als erwartet,
aber je länger ich hier bin, desto mehr weiß ich meine Arbeit bei Paniamor zu
schätzen. Ich lerne sehr viel über die Kommunikation mit Unternehmen und über
die Strukturen und Vorgehensweisen einer NGO. Zudem erfahre ich durch den
engen Kontakt mit den Kolleginnen von Paniamor immer mehr über die weiteren
Projekte, was sehr spannend ist, da ich so viel über die unterschiedlichen Ebenen
zum Schutz von Kinderrechten lerne. Außerdem fühle ich mich im Büro
mittlerweile sehr wohl, da das Team mich sehr herzlich aufgenommen hat.
Obwohl alle Beschäftigten deutlich älter sind als ich, findet sich immer jemand zu
einer netten Unterhaltung und ich habe schon mehrere Einladungen für die
Wochenenden erhalten.
Meine ersten Eindrücke:
Der Tourismus hat sich in den vergangenen
Jahren in Costa Rica stark entwickelt und so für
einen
höheren
Lebensstandard
und
wirtschaftliches Wachstum gesorgt. So sind die
Lebenshaltungskosten teilweise doppelt so
hoch wie in den Nachbarländern. Auch ist
insbesondere in der Hauptstadt San José, zum
Beispiel auf Grund zahlreicher Fastfood-Ketten
und internationaler Unternehmen, der Einfluss
der USA deutlich bemerkbar. Da ich in San José
wohne und arbeite und ich außerhalb der
Ein Straßengemälde aus
Flaschendeckeln: Wortspiel
„RespeteMonos“ – „Respektiere
Affen“ und „Respektieren wir uns“
Arbeit erst wenige Gelegenheiten hatte, den
Rest des Landes kennen zu lernen,
beschränken sich meine bisherigen
Erfahrungen auf das Leben in der Hauptstadt. Ich empfinde San José als sehr
lebendige, kosmopolitische und vor allem als gegensätzliche Stadt. Es gibt hier
sehr reiche Stadtviertel mit einer weit ausgebauten Infrastruktur und wenige
Kilometer entfernt Bezirke, in denen die Menschen in Wellblechdach-Hütten in
großer Armut leben. Meine Gastfamilie hat mir erzählt, dass sich die
Kriminalitätsrate während der zwei vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht hat,
was hier als erstes an den stark abgezäunten und verriegelten Häusern sichtbar
ist. Für uns Freiwillige war dies anfangs
ein sehr ungewohntes Bild, mittlerweile
gehört dies aber genauso zu unserem
Alltag wie der chaotische Verkehr oder
die unglaubliche Vielfalt an leckeren
Papayas auf einem der zahlreichen Märkte
San Josés
und exotischen Früchten.
Was mich an San José am meisten begeistert, ist das gigantische kulturelle
Angebot. Es gibt hier immer mehr zu erleben, als mein Terminkalender zulassen
würde und zum Glück gibt es zahlreiche kostenlose oder sehr günstige Angebote,
sodass wir Freiwilligen ebenfalls daran teilhaben können. So gibt es zum Beispiel
jeden Samstagvormittag im Zentrum die Aktion „Enamorate de tu ciudad“
(Verliebe dich in deine Stadt), wo man kostenlos die unterschiedlichsten Angebote
wahrnehmen
kann:
Yogastunden,
Hula-Hoop-Kurse,
Pacourstraining,
Kinderschminken, Schach, Gesellschaftsspiele und kleine Theaterstücke. Auch
habe
ich
das
Glück,
in
einer
Wohngemeinschaft im Studentenviertel
San Josés nicht weit von der staatlichen
Universität Costa Ricas zu leben. Die Uni
hat ebenfalls ein großes Freizeitangebot,
von dem ein Teil auch für NichtMit den anderen Freiwilligen im Zentrum
von San José
Immatrikulierte zugänglich ist. Deshalb
konnte
ich
das
Tanzen
wieder
aufnehmen und habe so erste Kontakte zu gleichaltrigen Costa-RicanerInnen
schließen können.
Ein
weiterer
Hauptstadtleben
Vorteil
ist,
Ereignisse
hautnah
können.
So
alle
am
großen
miterleben
konnte
ich
zu
am
Nationalfeiertag, dem 15. September,
mit den anderen Freiwilligen der Rede
der Präsidentin Laura Chinchilla und
dem darauf folgenden Umzug im
Stadtzentrum
zusehen.
Am
Der feierliche Umzug am Nationalfeiertag
im Zentrum San Josés
Nationalfeiertag feiern die Costa-Ricaner ihre Unabhängigkeit von Spanien und
Guatemala im Jahre 1821. Teil des Festaktes ist die Übergabe eines Feuers, das
aus Guatemala über Nicaragua bis nach Costa Rica gebracht wird, was
symbolisiert, dass Costa Rica die gute Nachricht damals erst mit einmonatiger
Verspätung erreicht hat.
Spanisch sprechen in Costa Rica
Das Spanische stellt mich jeden Tag vor neue Herausforderungen und häufig habe
ich das Gefühl, mich in einem riesigen, alltagsübergreifenden Tabu-Spiel zu
befinden, da ich noch sehr viele Begriffe umschreiben muss. Glücklicherweise
hatte ich in der Schule bereits 5 Jahre Spanischunterricht, wodurch die
Sprachbarriere am Anfang nicht ganz so groß war. Allerdings unterscheidet sich
das costa-ricanische Spanisch sehr von unserem Schulspanisch. Zum Beispiel wird
das „r“ wie im Englischen gerollt; sagt ein Costa-Ricaner also „Costa Rica“ hört es
sich fast nach einem US-amerikanischen Akzent an. Auch wird hier häufig nicht die
Verniedlichungsform „ito“ an ein Adjektiv gehängt, sondern die Endsilbe „tico“,
weshalb die Costa-Ricaner auch „Tico/as“ genannt werden. Es macht mir
unheimlich großen Spaß, jeden Tag neue Wörter oder Ausdrücke zu lernen und
kleine
aber
stetige
Fortschritte
Der
wichtigste
wahrzunehmen.
Ausdruck, den man kennen muss, ist
„Pura vida“ (Pures Leben). Es ist hier
nicht
nur
eine
Begrüßungs-
und
Abschiedsformel und eine gute Antwort
auf fast jede Frage sondern auch das Lebensmotto der Ticos und Ticas.
Nun bin ich am Ende meines ersten Rundbriefes angelangt und hoffe, ich konnte
euch einen Einblick in mein Leben als Freiwillige in Costa Rica geben. Ich möchte
mich bei euch allen bedanken, die ihr mir diese unglaubliche Erfahrung durch eure
finanzielle und emotionale Unterstützung möglich macht.
Über Rückfragen, Kritik, Anmerkungen oder Berichte von Eurer Seite freue ich
mich sehr!
Zum Schluss grüße ich euch sehr herzlich aus dem fernen Costa Rica.
İQue les vaya muy bien! Dass es euch sehr gut ergehen möge!
Eure Johanna Katharina