Ganzer Reisebericht

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Ganzer Reisebericht
Anfang Dezember 2013
Mein Reisebericht nach Gheorgheni / Siebenbürgen / Rumänien
Text: Josef Zihlmann
Wochenlang berichteten einschlägige Medien über Grausamkeiten und Gräueltaten, die an rumänischen Hunden
verübt werden. Irgendwie konnte ich dies nicht wirklich glauben. Ich versuchte mich in Siebenbürgen zu informieren,
bei Leuten, die ich von verschiedenen Aktivitäten her bereits kannte. Die Antworten waren unbestimmt, man hatte
sich eigentlich um diese Problematik des Hundeelends gar nicht interessiert, das heisst, dass die Rumänen in
Bukarest ihre Probleme selbst zu lösen hätten. Mir waren diese Antworten nicht geheuer, und ich hakte nach und
wollte um die Situation der Hundeproblematik in Siebenbürgen Näheres wissen.
Fast zufällig habe ich mich bei Facebook ‚eingelinkt‘ und merkte dann auf dieser Schiene relativ rasch, dass da nicht
nur einiges sondern sehr vieles im Argen liegt. Die Schilderungen des Hundeelendes in Rumänien und auch in
Siebenbürgen waren erschreckend grausam und nahmen Dimensionen an, die meine Vorstellungskraft bei weitem
überstiegen. Dazu kam dann Ende September dieses Jahres, dass nach dem sehr umstrittenen und niemals
bewiesenen Todesfall eines Kindes, der durch einen Rudel wildender Hunde geschehen sein soll, die Nachricht vom
Neuen Hundesetz.
Das Hundegesetz ist innerhalb Wochenfrist eingesetzt worden! Durch diese Massnahme, aber vor allem durch die
falsche Interpretation dieses eigentlich guten Gesetzes wurden alle Hunde zum abknallbaren Freiwild erklärt.
Hundefänger - Schergen mit Ceausescu-Manieren bedienten sich mit brutalsten Methoden der streunenden Hunde!
Ich verzichte hier gerne, genaue Details dieser Methoden zu schildern. Das Vorgehen der Hundefänger zieht sich seit
Wochen hin. Sicher sind die vielen Äusserungen über Facebook zum Teil übertrieben dargestellt worden, im grossen
und ganzen aber herrschen nach wie vor unbeschreibliche Zustände, die kaum in Worte gefasst werden können.
Die grosse Hundemisere vor allem in Bukarest ist eigentlich schon vor über dreissig Jahren entstanden; Ceausescu
hat mit seinem überdimensionierten Regierungspalast ganze Strassenzüge und Alleen geräumt, die Leute wurden in
Hochbauten deportiert, und die vielen Hunde mussten zurückgelassen werden. Verständlich, dass nach diesen
Räumungen das heute noch bestehende Hundeelend seinen Anfang nahm. All die Jahre haben die Behörden wenig
bis nichts unternommen, damit diese grassierende Hundeüberpopulation gestoppt werden konnte. In Bukarest
leben weit über 60 000 Hunde, in ganz Rumänien soll es über 6 Millionen Hunde geben, die mehr oder weniger
herrenlos umherstreunen.
Durch all diese Informationen aufgeschreckt gründete ich mit allen Kolleginnen und Kollegen unseres Notfalldienstes
Zürich- West und Limmattal anlässlich unserer Jahres - Zusammenkunft die Institution STARROMANIA. Wir wollen
humane, nachhaltige und professionelle Tierhilfe vor Ort leisten, als Schweizer Tierärzte für Rumänien. Es gilt jetzt,
sich mit anderen Schweizer-Hilfsorganisationen, die bereits in Rumänien tätig sind, zu vernetzen. So können wir in
Rumänien unsere Kräfte optimal einsetzen. Vorerst müssen wir aber Geld sammeln für Futter und bauliche
Massnahmen in Tierheimen. Als spätere Hilfe werden wir als STARROMANIA in Zusammenarbeit mit einheimischen
Tierärzten Kastrationsaktionen durchführen.
Weil all die Meldungen mich verunsicherten, entschied ich mich, vor Ort den effektiven Stand der Dinge abzuklären.
Dr. Lajos Baróti, der Tierarzt, József Mehés, der Agronom und der Leiter des Bildungshauses St. Benedikt László
Kastal habe ich als Helfer in der Not aufgeboten. Diese mir seit Jahren bekannten Leute aus Gheorgheni
vermittelten mir dann auch die Politiker den Bürgermeister János Mezei und den stellvertretenden Bürgermeister
Zoltán Nagy. Nur zusammen mit politischen Persönlichkeiten kann vor Ort eine Lösung des Streunerhundeproblems
erzielt werden.
Die Reisevorbereitungen verursachten nicht erwartete Schwierigkeiten. Nur auf Umwegen konnte ich vernünftige
Flugverbindungen ergattern, die mir eine Reise nach Targu Mures ermöglichten.
Dort wurde ich natürlich wie immer von Lajos Baroti abgeholt, und die Reise führte in knapp zweieinhalb Stunden
nach Gheorgheni ins Hotel Astoria, einem neu eröffneten Hotel mitten in der Stadt. Er hätte mich auch ohne Murren
in Bukarest abgeholt, aber auf die sechs Stunden Fahrt konnte ich gerne verzichten. Bei einer guten Suppe konnten
wir den Verlauf meiner Reise in Siebenbürgen in groben Zügen festlegen. Die erste Nacht im Hotel hatte ich mir ein
wenig angenehmer vorgestellt, denn ein nicht geheiztes Hotelzimmer mit Sommerdecke sorgte dafür, dass ich mir
eine saftige Erkältung zuzog. Der erste Arbeitstag führte uns nach Mercurea Ciuc. Auf dem Weg dorthin begleitete
uns die Leiterin des Tierheimes, die zugleich die Vorsteherin des Tierschutzvereines von Gheorgheni ist. Sie erzählte
uns eindrücklich von den vielen Problemen, die sie im überfüllten Tierheim von Gheorgheni tagtäglich vor schier
unlösbare Probleme stellten. Die Besichtigung dieses Tierheimes war auf den übernächsten Tag vorgesehen.
In Mercurea Ciuc angekommen ging‘s zur Hauptversammlung der Tierärzte des Bezirkes Harghita. Ich hatte
Gelegenheit, mit meinem Übersetzer Lajos Baroti den Tierärzten den Grund zu erklären, warum mich die Reise nach
Siebenbürgen führte. Ich gab den Tierärzten, ungefähr 80 an der Zahl, besuchten diese Veranstaltung, in einem
auch für mich eindringlichen Votum zu verstehen, dass es an der Zeit ist, dass die Tierärzteschaft sich der aktuellen
Probleme der Streunerhunde annehmen müsse. Nicht die Politiker haben über Leben oder Tod der Hunde zu
entscheiden. Es ist Sache der Tierärzteschaft, das längst anstehende Hundeelend zusammen mit den Politikern zu
lösen. Auch in Siebenbürgen ist das Streunerhundeproblem akut und keinesfalls gelöst. Hinschauen und handeln soll
die Devise sein, das seien sie auch diesen Hunden schuldig.
Gleich anschliessend an diese Versammlung ging es zur Besichtigung des Tierheimes in Mercurea Ciuc, mit uns
kamen auch der verantwortliche Tierarzt der Stadt Mercurea Ciuc, der ehemalige Verantwortliche Veterinär des
Tierheimes Dr. Tibor Nagy und die Leiterin des Tierheimes von Gheorgheni. Das Tierheim, das vor allem von der
Deutschen Tierschutzgruppe Freundeskreis Bruno PET gesponsert und betreut wird, machte trotz der Belegung mit
400 Hunden einen äusserst positiven Eindruck. Die deutschen Leiterinnen scheinen den Betrieb im Griff zu haben, sie
schuften fast Tag und Nacht! Die Hunde machen einen guten und gesunden Eindruck. Gesunde Hunde, die kastriert,
geimpft und gechipt sind, werden in regelmässigen Abständen mit ausgerüsteten Lastwagen nach Deutschland
transportiert. Dort verbringen sie eine kurze Zeit in einem befreundeten Tierheim um sich einzugewöhnen. Dann
werden sie in für sie geeignete Familien integriert, wo sie oft schon ungeduldig erwartet werden. Im Moment ist
dies die einzige Lösung, die übervollen Tierheime entlasten zu können; noch können die Hunde kaum in
Siebenbürgen selbst platziert werden, weil die Bevölkerung für die Aufnahme dieser Streunerhunde noch viel zu
wenig vorbereitet ist. Meine Frau und ich haben solche Transporte schon mitfinanziert, weil im Moment absolut
keine bessere Lösung existiert, und nur so können wir das Töten dieser Hunde verhindern. Die Tierheimleitung
bereitet sich ganz vorbildlich für die strenge Winterzeit vor durch Hüttenbauten und Verbesserung der bestehenden
Unterstände.
Die ganze Anlage sieht recht gepflegt aus, und man merkt, dass die Arbeitenden mit Leib und Seele ihren tollen Job
verrichten, mit Herzblut und Engagement, tierschützerisch vorbildlich.
Dann ging die Reise wieder zurück nach Gheorgheni, denn um sechs Uhr wartete der Bürgermeister mit Gefolge auf
uns, weil wir zur abgemachten Besprechung zum Essen geladen waren.
Zuerst wurde obligat mit Schnaps angestossen. Die Vertreter der Stadt informierten eindrücklich über die
Hundeprobleme der Stadt Gheorgheni. Sie erzählten auch über die Reglementierung der Stadt zum Hundeproblem.
Das Reglement ist schon 3 Monate vor der Veröffentlichung des staatlichen Hundegesetzes in Gheorgheni
verabschiedet und in Kraft gesetzt worden. Im Moment ist man bei der Bearbeitung der Informationsbroschüre an
die Bevölkerung. Wir finden es äusserst wichtig, dass neutrale von aussen zugezogene Spezialisten ein Komitee
gründen, die helfen, das neue Hundereglement durchzusetzen. Dieses Komitee, mit Vorsitz eines von mir
vorgeschlagenen Tierarztes, Dr. Tibor Nagy, soll diesem vorstehen. Er wird beauftragt, die Vorgaben des neuen
Reglementes in aller Härte durchzusetzen. Alle Hunde sollen kostenlos kastriert, gechipt, geimpft und registriert
werden, vor allem die privaten. Wer sich widersetzt, wird mit hohen Bussen bestraft. Die Stadt kann nur für die
Kosten von insgesamt 35 Hunden im Tierheim aufkommen. Im Moment sind aber über 200 Streunerhunde im
Hundeheim vor der Stadt. Dazu kommen noch schätzungsweise 150 Hunde, die immer noch auf den Strassen leben.
Eine Deutsche Tierschutzgruppe, die ‚Karpatenstreuner‘, die 2 Mal jährlich für Kastrationsaktionen nach Gheorgheni
kommen, übernehmen einen Teil der Kosten, die die heimatlosen Hunde verursachen. Kranke Hunde und aggressive
Hunde müssen euthanasiert werden. Der verantwortliche Tierarzt soll dies entscheiden. Es muss unbedingt
angestrebt werden, dass bis Ende 2014 höchstens noch 35 Hunde im Tierheim sind. Gesunde und gut vorbereitete
Hunde sollen nach Möglichkeit in Familien ausser Landes transportiert werden. Die Kompetenz soll einzig und allein
Sache diese Komitees sein. Die Kosten der Informationsbroschüre wird von STARROMANIA übernommen. Es wird
angestrebt, und ich finde dies die einzig richtige Lösung, dass alle Kastrationskosten inkl. Folgekosten wie Impfung
und Registrierung kostenlos für das Tierheim und für die Bevölkerung erfolgen soll. Nur so kann ein Mitmachen aller
Bevölkerungsschichten garantiert werden und nur so können wir gemeinsam dieses dringende Problem lösen. Es soll
angestrebt werden, dass die Tierärzteschaft ins Boot geholt wird, dass alle umliegenden Gemeinden, Dörfer und
Städte orientiert und zum Mitmachen aufgefordert werden. Vor allem in den Schulen muss nachhaltig über die
Bedürfnisse, das Wesen des Hundes und tiergerechte Haltung orientiert werden.
Das klare Ziel ist, im ganzen Bezirk Harghita unsere Idee und Vorgabe umzusetzen. Die entsprechenden Leute sind
bereits vorgesehen, die diese Aufgabe übernehmen und mit den Allgewaltigen der Gemeinden und Körperschaften
von unserer Aktion überzeugen. Das Hundereglement der Stadt Gheorgheni hilft uns, unsere Ideen umzusetzen.
Presse, Radio und Fernsehen haben bereits erste Informationen gemäss unserer Abmachung an die Bevölkerung
weitergeleitet. Das stimmt uns zuversichtlich. Wir haben Vertrauen in die politische Behörde der Stadt Gheorgheni.
Vertrauen und Zuverlässigkeit sind schon mehr als die halbe Miete.
Wir haben das Versprechen erhalten, entgegen anders lautenden Informationen, dass dort keine Tötungsstationen
errichtet werden. Wir haben davor eindringlichst gewarnt, denn sollte in dieser Richtung etwas auch nur im Ansatz
passieren, würden wir unser Hilfsangebot augenblicklich stornieren, und wir kennen den Weg, wie alle Welt von
solchen furchtbaren Ereignissen sofort erfahren würde.
Unsere alten Verbindungen durch die rotarischen Aktivitäten haben uns geholfen, uns für die wichtige Aufgabe auch
für das Wohl der Streunerhunde in Gheorgheni und Umgebung erfolgreich einzusetzen.
STARROMANIA ist überzeugt, dass der geplante Einsatz sehr zum Wohl der ganzen Bevölkerung Gheorghenis und
Umgebung dienen wird. Natürlich hofft STARROMANIA auf grosszügiges Wohlwollen und finanzielle Unterstützung.
Hier kann im Vergleich mit wenig Geld noch unwahrscheinlich Vieles bewegt und erreicht werden. Wer möchte da
nicht mittun!?
Die Diskussionsrunde zog sich weit in den Abend hinein, das gemeinsame Nachtessen ging bei mir fast vergessen; im
Salat mit Gurken , Tomaten und Kohl stocherte ich so zwischendurch, und die Bachforelle konnte nur linksseitig
berücksichtigt werden. Die intensiven Gespräche bestätigten mir, dass die politische Behörde von Gheorgheni bereit
ist, ohne Wenn und Aber mit uns ‚STARROMANIA‘ zusammenzuarbeiten. Mit diesem Gefühl lässt sich gut schlafen!
Der Tag drei führte die kleine Reisegruppe nach Odorheiu Secuiesc zu unseren Rotaryfreunden. Die hatten vor
wenigen Tagen ein gediegenes Fest feiern dürfen: 15. Gründungsjahr von Rotary Odorheiu Secuiesc. Sie feierten
diesen Anlass gebührlich, mit viel Prominenz, aber vor allem mit vielen jungen Leuten, die sie mit speziellen Aktionen
und Sammlungen unterstützen. Mir fiel die Ehre zu, die Glückwünsche unseres Rotary – Clubs zu überbringen. Dabei
durfte ich einen Brief überreichen mit persönlichen Worten unseres Präsidenten Peter Voser, aber auch mit einer
generösen finanziellen Gabe, der für Umbauten einer Schule eingesetzt wird. Das Treffen mit den Rotariern war
herzlich. Man hatte sich wieder so viel zu erzählen und in Erinnerungen zu schwelgen. Ein gemeinsam betreutes
Hilfsprojekt in Jasvalva (Ulies, Jasu) war denn unser nächstes Reiseziel.
Eigentlich hatte ich vorgesehen, meine liebe Freundin Anna Neni in Jasfalva zu besuchen. Ich liess sie vor unserer
Reise fragen, was sie denn zu Weihnachten wünscht: Gut gefütterte Winterstiefel, aber genügend grosse, damit sie
auch mindestens 3 Paar Socken darunter anziehen kann. Lajos und ich kauften diese Schuhe zwei Tage vorher in
Tirgu Mures. Wir haben mindestens ein halbes Dutzend Schuhgeschäfte durchwühlt, bis wir passende Schuhe für
Anna Neni fanden. Bei Fussgrösse 38 dürfte ein Stiefel mit der Grösse 42 gerade passen.
Anna Neni erwartete uns in ihrem Haus mit Schnaps und Gebäck, wie gewohnt! Sie trug ein wunderschönes Kleid,
wie immer wenn ich komme! Zu meiner grossen Überraschung, und dies hatte ich diesmal wahrlich nicht erwartet:
Im von uns umgebauten Haus wartete die ganze Dorfgemeinschaft auf uns und bewirtete uns mit wunderbaren
Köstlichkeiten. Anna Neni übernahm das Tischgebet, wie eben nur sie es kann, und sang dann noch mit wunderbarer
Stimme ein Lied, das uns alle sehr berührte. Vielleicht habe ich ihr Dasein und ihren Gesang zum letzten Mal erlebt,
wer weiss!
Der Bogenschützenverein, den wir damals mit der Dorfgemeinschaft gründeten, hat reichlichen EU – Segen ins Tal
gebracht. Jedenfalls hat Bruxelles mit beträchtlichen Geldern die Bauern in Jasvalva unterstützt.
Beeindruckt vom Besuch, vom Erlebten, ging‘s dann wieder zurück nach Gheorgheni, aber bevor ich zur Ruhe kam,
liess es sich die Frau von Lajos nicht nehmen, uns zu einem wunderbaren Nachtessen in ihrem Hause einzuladen.
Mit dabei war auch der Sohn von Familie Baroti Hunor mit Frau und Töchterchen. Und weil die Schwiegertochter
gerade noch Geburtstag feierte, gab’s noch einen kräftigen Schnaps obendrauf. Ein wunderschöner und
erlebnisreicher Tag war das! Alleluia!
Am Freitag hat uns die Stadtbehörde in’s Stadthaus eingeladen. Das am Vortag Besprochene wurde noch einmal
bestätigt. Noch einmal wurde dargelegt, wie die Vorbereitungen zur Bewältigung des Hundeelendes in der
Gemeinde gegenwärtig laufen. Das neue Hundereglement von Gheorgheni wurde nochmals erklärt. Man hat mir
versprochen, den auf Deutsch übersetzten Text in den nächsten Tagen zuzustellen, was denn auch passiert ist.
Ebenfalls wird ein Protokoll unserer Beschlüsse im Hotel Astoria in deutscher Sprache ausgehändigt und bestätigt.
Nach dieser sehr erfolgreichen Besprechung ging’s weiter ins Städtische Hundeheim, ausserhalb der Stadt in
Richtung Joseni. Zuerst wurde die von Tierschützern gescholtene Tötungsstation besichtigt, die unmittelbar neben
dem Tierheim aufgebaut worden ist. Doch soll hier keine Tötungsstation gemacht werden, sondern eine
Auffangstation für Hunde, die sich noch auf den Strassen von Gheorgheni herumtreiben. Es sind solide, gedeckte und
geschützte Bauten. Ich habe vorgeschlagen, dass diese Bauten für das Tierheim selbst genutzt werden sollten. Es ist
genügend stadteigenes Land vorhanden, das verwendet werden könnte, diese Bauten sinnvoll zu ergänzen. Bei der
Besichtigung des Tierheimes wurde meine Ansicht in jeder Hinsicht bestätigt: Das Tierheim in Gheorgheni braucht
unbedingt neue Räumlichkeiten, die den minimalsten Bedürfnissen eines Hundes angepasst werden müssen.
Trockene, wind – und wettergeschützte Liegeflächen, genügend grosser Auslauf, Rückzugsmöglichkeiten sind
unbedingte Voraussetzungen, damit die Tiere eine tierschutzgerechte vorübergehende Bleibe haben. Es muss
absolut vermieden werden, dass Hunde sich nur auf nassen und verschmutzen Böden bewegen können. Eine
Überbelegung der Boxen darf nicht passieren, Junghunde müssen zusätzlich von ‚guten‘ Leuten betreut werden,
damit sie später auch vermittelt werden können. Grosse und kleine Hunde dürfen nicht in gemeinsamen Gruppen
gehalten werden. Eine sinnvolle Zusammenstellung der Gruppen braucht viel Feingefühl und Tierkenntnisse, vor
allem aber Fachkenntnisse.
Ich habe auch vorgeschlagen, dass unbedingt mit dem Tierheim in Mercurea Ciuc zusammengearbeitet werden
sollte: Vieles von dort kann man eins zu eins kopieren!
Auf die neu zu gründende Tierschutzkommission von Gheorgheni mit einem Tierarzt als Chef wird eine knochenharte
Arbeit warten, die jetzt und in den nächsten Tagen und Wochen erledigt werden muss. Ein Tierheim, das für 35
Hunde konzipiert ist, kommt nicht ohne massivem Schaden an Tieren, Gebäuden und Menschen vorbei wenn dort
über 200 Hunde gepflegt, betreut und verköstigt werden müssen. Das Hilfspersonal, das in diesen Gehegen arbeitet,
hat nicht eitel Freude an der Arbeit gezeigt. Die Betreuung eines Tierheimes in dieser Dimension braucht geschultes
Fachpersonal, das aber in Siebenbürgen so nicht zur Verfügung steht. Eine ausgeklügelte Planung und Umsetzung
tierschutzgerechter Betriebe kann nicht durch Hilfspersonal erledigt werden, und emotionale Tierschützer bringen
ein Tierheim auch nicht weiter. Aggressive Hunde, unheilbar kranke Tiere, nicht vermittelbare Hunde müssen
tiergerecht euthanasiert werden. Diese Auslese wird die zu bestimmende Kommission unter der Leitung eines
Tierarztes festlegen. Das Ziel, bis Ende nächsten Jahres einen Höchstbestand von 35 Tieren zu erreichen ist reell und
durchführbar. Alle müssen am gleichen Strick ziehen!
Die Überforderung, schlecht geplante Betriebe führen zu müssen, stumpft ab und ist lähmend. Eine Wende zum
Guten kann so nicht realisiert werden, es fehlen die Kraft, die Einsichten, die Perspektiven!
Und trotzdem: Ich glaube daran, dass die Stadt Gheorgheni mit viel Kraft und Enthusiasmus vorbildhaft die
Umsetzung der besprochenen Massnahmen realisieren wird. Ich bin überzeugt, dass die guten Leute im Stadthaus
alles daran setzen werden, dass das Tierwohl für die vielen Streunerhunde eine echte Chance sein wird!
Ich bin sicher, dass Gheorgheni als Vorbild für die Lösung dieser gewaltigen Hunde - Probleme gelten wird. Vorbilder
stecken an! Wir werden alles daran setzen, dass in der engeren und weiteren Umgebung das Streunerhundeproblem
ähnlich wie in Gheorgheni gelöst werden kann. Die enge Zusammenarbeit einer in sich geschlossenen Landschaft
muss das Streunerhundeproblem mit gemeinsamen Strategien angehen.
Lassen wir uns ein paar Jahre Zeit. Gute Lösungen brauchen Zeit. Wir haben Zeit!
Gleichentags, auf der Rückfahrt nach Tirgu Mures, haben wir bei Balázs Sándor in Ditrâu seine Hühnerfarm
besichtigt. Er hat einen guten Legehennenstall gebaut und betreut dort mit seiner Mutter legefreudige Hühner!
In Tirgu Mures, nach einer mit Sonne durchtränkten Fahrt, wurde ich dann von Lajos nach dem Hotelbezug in ein
Live - Konzert eingeladen, (Ungarische Musiker mit CRYLLUS DANIEL – WEÖRES SÁNDOR: A TELJESSÉG FELÉ) das
wegen Strompannen ein wenig später begann als vorgesehen, dafür gab es dann keine Pausen, und so konnte ich
meine verdienten Nickerchen wahllos einstreuen ohne gestört zu werden.
Der Samstag war Rückreisetag. Doch bevor wir zum Flughafen fuhren, zeigte mir Lajos Baroti in einem städtischen
Museum eine Ausstellung von Leonardo da Vinci, die von seinem Künstlersohn Hunor Baroti eingerichtet und
äusserst attraktiv und erfolgreich gestaltet worden war.
Bevor der Frühling in die Siebenbürgische Lande zieht, werde ich meine nächste Reise nach Gheorgheni
unternehmen. Dann geht’s an’s Eingemachte! STARROMANIA hat seine Aufgabe gefasst. Wir werden alles daran
setzen, unsere Versprechen einzuhalten. Besonders in Siebenbürgen soll unser Projekt nachahmenswert für andere
Gegenden in Rumänien sein, um das Hundeelend für immer zu lösen. Ihr alle könnt uns durch eure finanzielle
Unterstützung helfen, das Versprochene auch umzusetzen! www.starromania.ch
Im Anhang finden Sie 2 Briefe, die wir an die Stadtbehörden von Pitesti wo die Regierung völlig uneinsichtig ist
gesandt haben. Dort hat sich in der Zwischenzeit nichts zum Positiven verändert, im Gegenteil!
Hundeelend in Rumänien - Pitesti
Sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverwaltung von Pitesti, Rumänien
Die geplante Massentötung in Pitesti muss gestoppt
werden!
Stoppen Sie doch endlich mit diesem Hundemorden auf!
Sie haben ein neues Hundegesetz! Dieses Hundegesetz, das für ganz Rumänien stimmt, sieht
solches Abschlachten der Hunde nicht vor.
Kommen Sie zur Besinnung, denken Sie als Mensch und nicht als Dracula.
Sie gehören zur Europäischen Union! Niemand in diesen Ländern versteht, was Sie mit diesen
Hunden anstellen. Das ist verwerflich und nicht nachvollziehbar!
Ich habe gedacht, dass Ceausescu, der dieses Unheil von Überpopulation von Hunden zu
verantworten hat, so langsam aus Euren Köpfen verschwindet!
Sie gebärden sich aber als verlängerte Hand eines Schergen, der so lange das Volk
Rumänien terrorisiert hat.
Sie wissen, dass das Morden dieser unschuldigen Hunde zu keinem Ziel führt.
Sie wissen, dass Kastrationen der Hunde der einzige Weg aus dieser Misere ist.
Sie wissen, dass das Europäische Parlament diesem unsäglichen Treiben hoffentlich nicht mehr
lange zusieht und den Geldhahn zudreht!
Sie wissen, dass positiv denkende Rumänen Euer Verhalten nicht mehr lange goutieren werden.
Sie wissen, dass die fiese Art, wie Sie sich diesen Tieren gegenüber verhalten, nicht ungestraft
bleibt.
Sie wissen, dass der gute Ruf von Rumänien durch solche Aktionen ‚vor die Hunde‘ geht.
Sie wissen, dass Sie diesen Tieren eine Chance geben müssen, in Würde leben zu dürfen.
Sie wissen, dass das, was hier abgeht, eine nachhaltige negative Werbung für Rumänien bedeutet;
das könnt Ihr Euch jetzt nicht leisten.
Sie wissen, dass Schimpf und Schande über Sie von der ganzen Welt herfallen wird, Unrecht tun
wird bestraft.
Sie holen sich keine Lorbeeren mit dem Abschlachten dieser Hunde! Werden Sie einsichtig und
lassen Sie sich durch Tierärzte und Tierschützer helfen!
Sie werden es nicht bereuen: Den Tieren und dem Lande Rumänien zu liebe.
Josef Zihlmann, ein Tierarzt aus der Schweiz
Sonntag, 10. November 2013
Hundeelend in Pitesti / Rumänien
Sehr geehrte Damen und Herren
Die Stadt Pitesti hat sich als eine von zwölf europäischen Städten um den Titel als „Europäische grüne
Hauptstadt“ beworben. Gerade einer Stadt in Rumänien würde ich diese Auszeichnung wirklich
gönnen. Doch was ich gerade erfahren habe ist niederschmetternd und wird mit Bestimmtheit
verhindern, dass Ihre Stadt für irgend etwas ausgezeichnet werden kann. Sie wollen die
Massentötung von Hunden in Ihrer Stadt veranlassen und damit 13 Jahre Fortschritt zunichte
machen. Ihre Stadt hatte Bewunderung für Ihre Haltung gegenüber Kastrationsprogrammen
verdient. Durch fremde Hilfe wurde ein riesiges Tierheim erstellt, um die Tiere artgerecht zu
versorgen und zu vermitteln.
Wie kann es passieren, dass sich Ihre Meinung über Strassenhunde plötzlich um 180 Grad dreht?
Rumänien ist ein EU-Land und sollte sich auch wie ein EU-Land verhalten. Sie werden von der ganzen
Welt beobachtet und der Hass gegen ganz Rumänien wird immer grösser. Vielleicht ist Ihnen
bekannt, dass bereits mehrere Petitionen unterschrieben werden, Rumänien aus der EU zu werfen
und vor allem den Geldhahn zuzudrehen weil sie von einer korrupten Regierung für irgendwelche
Zwecke verwendet werden, bloss nicht um das Strassenhundeproblem zu lösen. Dass in Rumänien
sehr viele schmutziges Geld damit verdienen wenn das Strassenhundeproblem nicht gelöst wird, ist
längst kein Geheimnis mehr. Dass Ihre Stadt jetzt ebenfalls auf diese Seite wechseln will ist höchst
verachtenswert. Pitesti war ein gutes Beispiel für andere Städte in Rumänien weil hier schon sehr viel
erreicht worden ist durch die Kastrationsprogramme und weil man die Hilfe von aussen
angenommen hat. Wenn Sie vor 13 Jahren überzeugt waren, dass dies die einzig richtige Lösung ist
können Sie doch Ihre Meinung darüber nicht von heute auf morgen ins Gegenteil kehren. Sollten Sie
die Massentötung von Hunden, die barbarische Tierquälerei ist doch veranlassen, werden Sie mit
Sicherheit die Quittung dafür erhalten. Es wird Folgen von politischer Seite haben und irgendwann
haben auch die Tierschützer genug von diesen Machenschaften. Sollten eines Tages sämtliche
Tierschützer Ihr Land verlassen, was denken Sie passiert in Rumänien? Sie werden in 20 und in 50
Jahren das Strassenhundeproblem nicht gelöst haben. Irgendwann wird auch kein Geld mehr da sein,
um die Schergen zu bezahlen. Haben Sie sich einmal überlegt, was Sie dann unternehmen? Dann
wird es zu spät sein und kein anderes Land wird sich mehr um Rumänien kümmern. Sie können nicht
wirklich glauben, dass dies der richtige Weg ist. Wenn Sie Ihr Land lieben stoppen Sie sofort die
Massentötungen und andere Städte werden Ihnen folgen. Sie wissen genau, dass einzig und allein
Kastrationsprogramme Ihrem Strassenhundeproblem Abhilfe schafft. Dies beweisen Studien aus
anderen Ländern, was Ihnen sicherlich nicht entgangen ist.
Mit freundlichen Grüssen
Silvia Zihlmann, Schweiz