Arktis-Erschließung per Zeppelin

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Arktis-Erschließung per Zeppelin
Arktis-Erschließung
Zeppelin
per
Ewiges Eis, der Nordpol, extreme Kälte. Aber auch immenser
Reichtum an Bodenschätzen, der offenbar nur darauf wartet,
seinem eisigen Hort entnommen zu werden. Wenn es nach Russland
ginge, bekämen die letzten dort lebenden Eisbären auf ihren
Eisschollen schon bald eine Vorstellung der besonderen Art
frei Haus geboten.
Die Erschließung der Arktis – ein anspruchsvolles Unterfangen,
in sprichwörtlich unwirtlicher Umgebung. Nachdem Russland
2007, mittels zweier U-Boote, die Landesflagge am Meeresgrund
des Nordpols platziert hat, war nicht nur die russische
Territorialgrenze am Nordpol ein für alle mal markiert,
sondern man sicherte sich gleichzeitig die Hoheitsrechte über
eine Fläche von 1,2 Millionen arktischen Quadratkilometern. Im
Besonderen handelt es sich hierbei um immense Öl- und
Gasvorräte, die in der Eiswüste im Dornröschenschlaf
schlummern.
Schätzungen zufolge lagern bis zu 13 Milliarden Tonnen Öl
sowie fast 70 Billionen Kubikmeter Gas unter dem Eis. Dass 30
Prozent der weltweiten Gasvorkommen und immerhin ein Zehntel
der globalen Ölreserven nicht in die falschen Hände gelangen,
dagegen hat Russland bereits letztes Jahr auf der Insel
Alexandraland eine Fläche von 140.000 Quadratmeter zur
Militärbasis ausgebaut. Deutlich in den Farben der russischen
Trikolore, Weiß-Blau-Rot, gehalten, sollen 150 Soldaten
eineinhalb Jahre lang in der Lage sein, dort autonom leben zu
können.
Was den Nordpol und die Arktis gerade jetzt so lukrativ
erscheinen lässt, ist eine Folge des Klimawandels. Während
früher die Passagen nur mit schweren Eisbrechern befahrbar
waren, erschließt das vor sich hin schmelzende Packeis
plötzlich ganz neue Passagen für den Schwerfrachttransport,
die Sibirien, den Fernen Osten und die Arktis miteinander
verbinden können. Nun schlug Russlands Sicherheitsrat eine
weitere Bewältigung des Korridors von Europa an den Pazifik
vor – Luftschiffe.
Effiziente Nutzung des Klimawandels
Gerade der Güterstrom zwischen dem Nördlichen Seeweg und der
Transsibirischen Eisenbahnmagistrale, der Zeitunabhängig sei,
könne laut Kirill Lyats, dem Präsidenten des Unternehmens
„Lokomoskai“, damit gewährleistet werden. Russlands
Vizepremier Arkadi Dworkowitsch indes beruft sich auf einen
Vorschlag des Akademikers Alexander Nekipelow, dadurch ein
„Geeintes Eurasien“ zu schaffen. Im Wesentlichen geht es
darum, die Europäische Union und den asiatisch-pazifischen
Raum miteinander zu verbinden, wobei in diese Arbeiten auch
die Amerikaner und Europäer mit einbezogen werden sollen.
Über die Kosten, die dadurch auf Russland zukommen, weist man
im Sicherheitsrat darauf hin, dass ein Luftschiff zum Preis
von 30 Millionen Dollar fünf Mi-8-Hubschrauber ersetzen könne,
die gegenwärtig im Hohen Norden eingesetzt würden. Insgesamt,
so schätzt man, wäre das Projekt zur Erschließung der Arktis
220 bis 240 Milliarden US-Dollar schwer. Zum nordpolaren
Einsatz kämen wohl bevorzugt Luftschiffe des Modells „Atlant“
aus der Zeppelin-Schmiede des Luftschiffzentrums „Augur
RosAeroSystems“.
Allerdings habe die Zeitung „Kommersant“ bisher keine Angaben
zum konkreten Inhaber dse Unternehmens ermitteln können, heißt
es. 62,5 Prozent der Aktien sollen dem Chef der Russischen
Luftschiff-Gesellschaft, Stanislaw Fjodorow, gehören, anderen
Angaben zufolge ist die Eigentumsstruktur eine Ringstruktur,
die auch die zypriotische „Everfar Management Limited“ mit
einschließe. Der Lufttechnologiekonzern lässt sich offenbar
nicht gern in die Karten achauen.
Freigiebiger geht man da schon mit den technischen Daten der
Luftgiganten um, die bis zum Jahr 2018 ihre Arbeit im Norden
Eurasiens aufnehmen sollen. Demnach ist der Hybrid-Zeppelin
vom Typ „Atlant“ laut Hersteller eine Fusion von Flugzeug-,
Luftkissenfahrzeug- und Luftschifftechnologie mit einer Länge
von 130 Metern. Bis zu 200 Passagiere, beziehungsweise 60
Tonnen Nutzlast soll das Monstrum transportieren können und
bei einer Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern
dabei eine Reichweite von vollbeladenen 2.000 Kilometer
erreichen. Bei Leerfahrten laut dem Lufttechnologiekonzern
sogar ganze 6.000 Kilometer.
Wie
Mikhail
Talesnikov,
der
Vize-Präsident
von
„RosAeroSystems“, der Zeitung “The Siberian Times” gegenüber
sagte, stünde der „Atlant“ technologisch betrachtet als
einmalig da. „Während der Entladung kann das Gewicht des
Luftschiffes über das Kontrollsystem so gesteuert werden, dass
es auch ohne zusätzlichen Ballast nicht zu leicht wird und in
die Stratosphäre aufsteigt.”, schwärmt Talesnikov. Der
„Atlant“ werde auch eine „harte Schale” bekommen – also keinen
Rahmen, der mit Gewebe umspannt ist, sondern ein Mantel aus
Verbundstoff. Damit könne der Zeppelin auch die für den
russischen Winter typischen Außentemperaturen von -40 Grad
Celsius leicht überstehen.
Der Experte des Portals Aviation Explorer, Wladimir Karnosow,
erinnerte jedoch im Gespräch mit der Zeitung „Kommersant“
daran, dass man seit der Erfindung von Luftschiffen und
anderen Flugapparaten leichter als die Luft davon träume, sie
für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Allerdings sei bislang
keine einzige solche Idee mit einem finanziell positiven
Ergebnis in die Tat umgesetzt worden, gibt er zu bedenken. Wir
wünschen eine gute Fahrt.
[mb/russland.RU]