Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.): Religion im Plural - RPI
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Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.): Religion im Plural - RPI
Horst F. Rupp / Klaas Huizing (Hg.): Religion im Plural. Forum zur Pädagogik und Didaktik der Religion Bd. 3. Würzburg: Königshausen & Neumann 2011, 159 S., Abb. ISBN 978-3-8260-4445-8 Zwei protestantische Geisteswissenschaftler der Universität Würzburg, der Religionspädagoge Horst F. Rupp und der Systematiker Klaas Huizing, zugleich Chefredakteur eines Kulturmagazins, sind mit kompetenten Fachleuten der Spannung von Huntingtons „clash of civilisations“ und der Wirkkraft von Hans Küngs Projekt „Weltethos“ ausgesetzt. Hintergrund war eine Ringvorlesung im Sommersemester 2008, die unter demselben Titel wie nun auch das Buch gestaltet wurde. Die anderen Religionen und Weltanschauungen bilden eine Herausforderung, die gerade Theologen angesichts von Globalisierung und religiöser Vielfalt nötigt, bisherige Positionen zu überdenken. Dies geschieht in drei Abschnitten: I. Explizite und implizite Religion angesichts religiöser Pluralität: Der Religionswissenschaftler Peter Antes (Hannover) zeigt angesichts der Vielfalt religiöser Richtungen in Indien auf, dass der moderne Hinduismus keinerlei Schwierigkeiten hat, nicht nur Jesus sondern auch fast die gesamte Christologie zu integrieren. Jeglicher christlicher Absolutheitsanspruch wird jedoch abgewehrt: ein durchaus inklusives Denken. Das zeigt sich auch im Buddhismus, obwohl dieser sich als den wahren Weg aber im Kontext des „Mitleids“ versteht. Michael Bauer, ebenfalls evangelischer Theologe in Würzburg, nimmt der spannenden „Medien-Religion“ an (Film, TV, Video, Popkultur, Werbung), nämlich wie sich Religion „implizit“ und explizit in den (Massen-)Medien zeigt und wie dies unter „pluralismustheoretischer Perspektive zu bewerten ist. Er fragt sehr deutlich, wie weit das Christentum im Blick auf die „Medienreligion“ (noch) dialogfähig ist, zumal das „instrumentalisierende“ Christianisierungsmodell ausgedient hat, das Anknüpfungs- und Korrelationsmodell immer noch Vereinnahmungstendenzen zeigt und letztlich nur das kulturhermeneutische Modell die religiöse Pluralisierung ernst nimmt. Ob er allerdings Paul Tillichs Methode der Korrelation nicht zu negativ einschätzt, muss doch gefragt werden, weil diese eine gewisse Gleichwertigkeit der Bezugselemente voraussetzt. Davon abgesehen: Bauer erweist sich in diesem Beitrag als profunder Kenner von Filmen, TV-Serien u.ä., deren religiöse Gehalte oft nicht genügend wahrgenommen werden. So liefern seine theologischen Entdeckungsfahrten in die Medienproduktion wichtige Erkenntnisse für eine interreligiöse Begegnung abseits der traditionellen religiösen Institutionen. Der Erlanger Orientalist Hartmut Bobzin, der erst kürzlich mit einer beeindruckenden Koran-Übersetzung einem größeren Kreis von Interessierten bekannt geworden ist, untersucht mit seinem Beitrag die „Anderen“ im Koran das Verhältnis des Islam zu den anderen Religionen, besonders zu den monotheistischen „Schriftbesitzern“. Das Ergebnis fällt bei sorgfältiger Betrachtung einschlägiger Suren und trotz mancher Dialogoffenheit der muslimischen Seite angesichts der heutigen Weltsituation recht negativ aus: „Die gegenwärtige nahöstliche Islamische Welt – die Türkei ist dafür ein besonders markantes Beispiel – scheint jedenfalls die Segregation von den „Anderen“ eher zu begünstigen als das Streben nach einen Miteinander“ (S. 62). Einer solchen Einschätzung stehen aber islamische Initiativen wie z.B. „A Common Word“ (http://www.acommonword.com/) entgegen! II. Atheismusdebatte: Sehr zu begrüßen ist, dass der interreligiöse Dialog nicht auf die Religionen beschränkt bleibt, sondern die Weltanschauungen und auch den Atheismus einbezieht. Zwei Beiträge nehmen hierzu Stellung, und zwar der vom Mitherausgeber Klaas Huizing: „Wo geht‘s hier zum lieben Gott? Über das Humorgefälle in Atheismus-Debatten“. In anregendem Stil erfährt der/die Leser/in etwas über atheistische Eiferer wie die Giordano-Bruno-Stiftung, Dawkins, Hitchens und Sloterdijk, dann über die „Smarten“ wie Julian Barnes, die vielleicht erstaunt wären, wenn sie entdeckten, dass die biblische Literatur von Humor durchdrungen ist (S. 81). Und dann gibt es noch die wirklich Humorvollen, unter denen Umberto Eco „Der Name der Rose“ allein schon deshalb hervorragt, weil es dort auch um die gefährliche Frage geht, ob Jesus gelacht hat; aber man nehme doch den Humor Jesu selbst, der sich in den Geschichten von ihm und über ihn immer wieder im Neuen Testament zeigt. Burkhard Müller von der Universität Chemnitz und damit im weithin entchristlichten Osten Deutschlands beheimatet, möchte das „metaphysische Rauschen“ in der Existenzerfahrung nicht als “Gott“ lokalisieren, weil es ein schmerzlicher unaufhebbarer Sachverhalt ist, der nichts Tröstliches an sich hat. III. Globale Ethik, Religionsunterricht, Religionswissenschaft: Norbert Klaes, emeritierter Religionsgeschichtler der Universität Würzburg, geht besonders auf die Dialoginitiativen der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (WCRP), jetzt Religionen für den Frieden (RfP) und die Wirkungen des Küng’schen WeltethosProjekts ein. Jonathan. Magonet, langjähriger Direktor des Leo-Baeck-Instituts in London und seit Jahrzehnten auch praktisch im interreligiösen Dialog engagiert, zeigt an Schwerpunkten der Judentumsgeschichte verschiedene „Jewish Attidudes to Interfaith Dialogue“, die natürlich besonders durch die Pogrome und Vernichtungserfahrungen unter christlichen Vorzeichen geprägt sind. Dennoch hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Wandlung im jüdisch-christlichen Dialog durchgesetzt. Magonet bringt dies auf den Punkt: „In the past we have defined ourselves in contradistinction and in opposition to one another. Today we have to define ourselves in relationship to one another“ (S. 71). Mitherausgeber Horst F. Rupp untersucht die religiöse Pluralität auf der Schulebene und zeigt neue Entwicklungen im Religionsunterricht auf. Der bis vor kurzem an der Universität Jena lehrende Religionswissenschaftler Udo Tworuschka geht die Frage des Gottesverständnisses im Sinne „Praktischer Religionswissenschaft“ an: „Glauben alle an denselben Gott?“ Solche Anfragen zeigen eine gewisse Annäherung an religionspluralistische Theologien ohne ein solches Konzept zu übernehmen. Man vermisst übrigens den vom Titel neugierig machenden Beitrag von Iris Kreile, der in der Verlagsankündigung noch stand: „Rede, dass ich dich sehe. Die Schöpfungsweisheit als Grenzgängerin“. Dieses Buch reiht sich in seiner argumentativen Vielfalt in eine ganze Reihe von Versuchen ein, angesichts der Herausforderungen der Gegenwart auf eine eigenständige (auch religionspraktische) Theologie der Religionen zuzugehen, die aus subjektiver Überzeugung die Heilswege nicht mehr konfessionalistisch eingrenzt. Reinhard Kirste, Rz-Rupp, 30.07.11