Journal 1-2003
Transcrição
Journal 1-2003
Journal 1-2003-48.qxd 03.08.2005 09:54 Seite 16 TEST & TECHNIK Text: Robert Sulzbacher Fotos: Tabbert EINE FRAGE DER EHRE Adel verpflichtet der Tabbert Vivaldi 540 E im Test! wie Tradition – T wie Tabbert. Selten wird mit einem Produktnamen gleichzeitig die Wertigkeit so zum Ausdruck gebracht wie im Falle der Marke Tabbert. Seit gut 50 Jahren werden in der Wohnwagenschmiede in Sinntal-Mottgers hochwertige Wohnwagen gebaut. Und doch – manches mal kann der Nimbus der Tradition auch zur Last werden. Nämlich dann, wenn er auch mit dem Hauch des „altvatrischen“, ewig gestrigen in Einklang gebracht wird. T Tradition – eine Last? Die Namen Baronesse und vor allem Comtesse standen im Kennerbereich immer schon im Einklang mit Qualität und Haltbarkeit. Gleichzeitig hing aber schon ein wenig Staub über den Namen der beiden, zugegeben schon in die Jahre gekommenen alten Damen. Ein kräftiger Schritt in die Neuzeit war angebracht, mit neuen Namen und Modellen will man nun den Markt der qualitätsbewussten, junggebliebenen Käuferschicht erobern. Stehen laut Prospekt die beiden „adeligen" Baronesse und Comtesse noch immer für Wertigkeit und Klassischem, will man mit der neuen Baureihe DaVinci als Trendsetter gelten und mit der Serie Vivaldi die neue Freizeitklasse definieren. Der Test Test Wir fuhren nicht weit die Westautobahn hinaus und holten in Altlengbach bei Pusch einen Tabbert Vivaldi 540 E zum Test. Der Grundriss des Probanden entspricht dem Zeitgeist, ein Wohnwagen für das allein reisende Paar mit bequemen, getrennten Betten 16 CCA-JOURNAL 1/2004 im Bugbereich und einer USitzgruppe im Heck. Rundgang aussen Bezüglich des Aufbaus hat sich gottlob nichts geändert. Tabbert räumt mit beständiger Regelmäßigkeit Designerpreise für seine Modelle ab, über die Wertigkeit der Materialien gibt ein Kältetest Auskunft. Rund 24% besser als die Norm präsentieren sich die Heizwerte eines Tabbert aufgrund des ausgesuchten Materialmix und des ausgeklügelten Heizsystems. Dass Tabbert lt. Prospekt seine Wohnwagen auch bei gut 150 km/h im Test noch problemlos auf der Straße hält, liest man in der Händlerschaft gar nicht so gerne und ist auch nur ein sehr theoretischer Wert. Praktisch nachvollziehbar hingegen ist hingegen die Dichtheitsprüfung unter härtesten Bedingung, das Ergebnis ist eine Dichtheitsgarantie über sechs Jahre. Als besondere Merkmale beim Rundgang fallen noch die typische TabbertNase, das vorspringende Journal 1-2003-48.qxd 03.08.2005 09:55 Seite 17 TEST & TECHNIK Dach, und die qualitativ hochwertigen Fenster und Klappen auf. Apropos Dach: Seit über 40 Jahre bestückt Tabbert seine Wohnwagen mit dem hinterlüfteten Patentdach, das nicht nur durch ständige Luftzirkulation Sommers und Winters für ein ausgeglichenes Innenklima sorgt, sondern auch eine optimale Schallschutzdämmung gewährleistet. Dass der Vivaldi dank ausgezeichnetem Fahrwerk, ausgeglichener Lastenverteilung und serienmäßiger AL-KO A K S - 2 0 0 4 - S c h l i n g e rd ä m pfung ausgezeichnet hinter- her läuft, will nur mehr der Ordnung halber angemerkt sein. Hinein in die gute Stube Auffällig beim Betreten gleich das Bemühen um modernes Design, ohne aber deswegen zu übertrieben jugendlich zu wirken. Die Innenarchitekten haben sich viel Mühe mit der Raumaufteilung im Zusammenhang mit dem Möbelbau gegeben, unterschiedliche Raumtiefen in Verbindung mit integrativen Formübergängen vermitteln mehr Bewegungsspielraum. Die farbliche Abstimmung der Möbelfronten in honigfarbenem Kirschholz in Verbindung mit der Polsterung Atlantique, einem aparter Blau-Grau-Weiß-Mix, vermittelt rundum gediegenen Behaglichkeit. Gleich links nach der Ein- gangstüre hat Tabbert allen Modellen die neue Multifunktionssäule spendiert, ein integratives Element, das neben der praktischen Einstiegshilfe auch gleich die Schalter für Licht und den praktischen Bewegungsmelder aufnimmt, Platz für weiter technische Features bereithält und angenehmen Bedienungskomfort in Sitzhöhe bietet. W ohnen & Schlafen Die U-Sitzgruppe präsentiert sich als bequeme Ecke für mehr als nur zwei Personen, der Sitzkomfort ist ausgezeichnet. Die neuen, indirekt beleuchteten Eckregale sind nicht nur praktisch, sondern auch apart anzusehen und ermöglichen das sichere Unterbringen einer Wein- oder Sektflasche. Die Klappen unter den Sitzpölstern öffnen den Zugang zu großzügigen Stauräumen. Für die Fertigung der Hängeschränke darüber kommt hochwertiges Sperrholz zum Einsatz, die Innenräume sind mittels Fächern gut unterteilt, die Türen und Klappen werden mit Echtholzfurnier gefertigt. Auffällig auch die neuen, im Haus gefertigten SafetyLock-Beschläge, die nicht nur verbesserten Halt versprechen, sondern auch noch gut aussehen. Des Nächtens Ruhe findet der Eigner auf Einzelbetten in der Größe von 195x85 cm, für gesunden Schlaf sorgt das punktelastische Froli-Bettsystem unter den KaltschaumMatratzen. Wer es lieber kuschelig möchte, kann beide Betten zu einem Ganzen zusammenfügen. Stylistisch gut gelungen ist nicht nur der Beleuchtungskörper am Hauptende der Betten, auch die Schiebetürlösung für die dadurch teils offenen und geschlossenen Fächer am Kopfende konnte die Testmannschaft beeindrucken. Stauraum genug bieten Hängeschränke und offene Fächer, falls Gäste über Nacht bleiben möchten, verwandelt Der Schritt zum modernen Innendesign scheint gelungen. sich die U-Sitzgruppe zu einer Schlafstätte in der Größe von 205x138 cm. Bleibt man Abends allein, findet der allseits unverzichtbare Fernseher auf einer kompakten Anrichte rechts neben der Eingangstüre seinen Platz, Strom- und Signalversorgung sind bereits vorinstalliert, die Gläser für den Rotwein finden darüber in einer kleinen Glasvitrine ihren Platz. Kochen & Heizen Zum Rotwein passt ausgezeichnet Käse, die Küche des Vivaldi erlaubt aber auch problemlos die Zubereitung aufwändigerer Speisen. Platz in Hülle und Fülle, Dreiflammherd und Spüle sind praktisch bündig in die großzügige, formschöne Arbeitsplatte integriert. Die Hängeschränke sind teils mit Glastüren verse- hen, in Verbindung mit den zwei entzückenden Gewürzbords macht hier das Kochen so richtig Freude. Und da Rotwein nicht zu jedem Gericht passt, kühlt man Weißwein und Champus im Dometic-Kühlschrank mit 97 Liter Fassungsvermögen. Die exzellenten Isolierwerte haben wir am Anfang schon hervorgehoben, die Truma S 5002 mit zwei separat regelbaren Gebläsesystemen sorgt für schnelle und gleichmäßige Erwärmung des Inneren. Wintercamping ist damit kein Thema mehr, zudem die Wasserleitungen noch mit speziellen Schellen direkt frostsicher auf den Umluftschläuchen montiert sind. Baden & Technik Technik Wer auf ein Duschvergnügen nicht verzichten möchte, muss Einzelbetten, auch zum Doppelbett umbaubar. CCA-JOURNAL 1/2004 17 Journal 1-2003-48.qxd 03.08.2005 09:55 Seite 18 TEST & TECHNIK W as nehme ich mit? Formschönes Gewürzbord. noch einmal die Geldbörse zücken und das Autark-Paket im Wert von gut 1.850,– Euro ordern. Darin enthalten ist nicht nur der Truma-Boiler für Gas- und Elektrobetrieb, sondern auch ein 45-Liter-Frischwasser und ein rollbarer 27Liter-Abwassertank mit Geruchsverschluss. Zusätzlich gibt's dafür auch noch ein 80AH starke Gel-Batterie, Solarregler, elektronischen Spannungslifter, Bordcontrol und ein elektronisches Ladegerät. Dann aber steht dem Planschen im holzgetäfelten Bad nichts mehr im Wege, drehbare Toilette ist selbstverständlich. Hier haben wir den Vivaldi endlich mit einer kleinen Schwäche ertappt: Kein einziger Haken weit und breit im Bad für Duschtuch oder Bademantel. Sonst aber viel Spiegelflächen, genug Stauraum hinter Türchen und Klappen, viel Licht und Luft, gediegenen Atmosphäre rundum auch im Nassbereich. 18 CCA-JOURNAL 1/2004 Eigentlich wenig. Zumindest in der Serienversion. Hier fordert der qualitativ hochwertige Auf- und Ausbau seinen Tribut. Dem Leergewicht samt Grundausstattung von gut 1.378 kg steht ein Gesamtgewicht von gerade einmal 1.500 kg gegenüber. Also bleiben 122 kg Zuladung. Nicht gerade die Welt. Zum Aufpreis von 250 Euro lässt sich der 540 E aber auf 1.600 kg auflasten, was die Sache schon wieder besser aussehen lässt und wenn „zugfahrzeugtechnisch“ möglich, unbedingt zu empfehlen ist. Denn mit auf die Reise nehmen lässt sich einiges im Vivaldi. Fazit Der Tabbert Vivaldi 540 E hat auf der ganzen Linie gehalten, was wir uns von einem Markenprodukt dieser Klasse erwartet haben. Positiv überrascht hat uns der gelungene Spagat zwischen hochwertiger Fertigung und der Verwendung moderner, flotter Materialien zur Erreichung des jugendlichen Designs. Tabbert hat es damit geschafft, die Vorteile des traditionsreichen Wohnwagenbaus zu erhalten und trotzdem mit dem Produkt Vivaldi das verstaubte Image der adeligen Baureihen vergessen zu machen. Dass der Vivaldi 540 E im fahrfertigen Zustand locker die 20.000 Euro-Grenze übersteigt, wird die qualitätsbewusste, junggebliebene Käuferschicht nicht aus der Ruhe bringen. Wie schon Eingangs erwähnt: Adel verpflichtet eben! Automotives Aussendesign 2004 auch bei Tabbert. Technische Daten Tabbert Vivaldi 540 E Aufbau: Leicht-Lauf-Chassis mit Breitspurfahrwerk, AKS 2004, dreifach verklebte Sandwichplatten, 49 mm Bodenplatte. Gesamtlänge 765 cm Gesamtbreite 230 cm Gesamthöhe 262 cm Masse i. f. Z. 1.378 kg h.z.GG. 1.500/1.600 kg Zuladung 122/222 kg Liegeflächen: Bug 2x195x85x140 cm Heck 206x138 cm Kühlschrank 97 l Preis E 18.790,– inkl. 20% Mwst. Aufpreis für Autark-Paket mit Truma-Boiler, 45 l Frischund 27 Liter Abwassertank, 80-AH- Batterie, Bordcontrol, Bordelektronic, etc. E 1.850,– Zur Verfügung gestellt wurde uns das Fahrzeug von Wohnwagen Pusch, Linzer Straße 138, 4810 Gmunden. Tel. 0 76 12/679 45. www.pusch-wohnwagen.at