Festveranstaltung zum Jubiläum 130 Jahre Friedhof Friedrichsfelde
Transcrição
Festveranstaltung zum Jubiläum 130 Jahre Friedhof Friedrichsfelde
Festveranstaltung zum Jubiläum 130 Jahre Friedhof Friedrichsfelde am 21. Mai Pressemitteilung Berlin, den 16.05.2011 130 Jahre Friedhof Friedrichsfelde Der Städtische Zentralfriedhof in Friedrichsfelde wird im Mai 130 Jahr alt. Bekannte Künstler, Naturwissenschaftler und Politiker sowie unbekannte Berliner/innen fanden auf dem Städtischen Zentralfriedhof ihre letzte Ruhe. Mit einer Festveranstaltung in der Feierhalle des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde in der Lichtenberger Gudrunstraße wird am Sonnabend, dem 21. Mai, um 11 Uhr das Bezirksamt Lichtenberg des 130. Gründungstages des ersten Städtischen Gemeindefriedhofes von Berlin in Friedrichsfelde gedenken. Die geladenen Gäste werden von Christina Emmrich, Bezirksbürgermeistern von Lichtenberg (DIE LINKE), Andreas Geisel, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Verkehr (SPD) sowie von Katrin Framke, Bezirksstadträtin für Kultur und Bürgerdienste (DIE LINKE) begrüßt. Prof. Dr. Jörg Haspel, Landeskonservator von Berlin, wird ein Grußwort an die Festgäste richten und Prof. Jürgen Hofmann, Vorsitzender der Kulturausschusses der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung, wird den Festvortrag halten. Grußworte aus Anlass des Jubiläums sandten Ingeborg Junge-Reyer, Senatorin für Stadtentwicklung (SPD), Katrin Lompscher, Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz (DIE LINKE) und André Schmitz, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten (SPD). Musikalisch wird die Festveranstaltung von dem Instrumental-Duo Lakasax von der Lichtenberger Schostakowitsch-Musikschule begleitet. Im Anschluss an den Festakt steht eine einstündige Führung von Prof. Jürgen Hofmann über den als Gartendenkmal ausgewiesenen Friedhof auf dem Programm. Eine Präsentation von Kopien historischer Dokumente aus der Entstehungszeit des Friedhofes zeigt unter anderem die Entwürfe der Friedhofakapelle und das Torgebäude. Friedhofsführungen Weitere Informationen: Bezirksamt Lichtenberg von Berlin Büro der Bezirksstadträtin für Kultur und Bürgerdienste Tel.: (030) 90296 -3701/-02 | Fax: -3769 E-Mail Zur Geschichte des Zentralfriedhofs Friedrichsfelde Der heutige Zentralfriedhof Friedrichsfelde wurde am 21. Mai 1881 mit der Bestattung des mittellosen Arbeiters Carl Gustav Siebert auf dem von Lenné-Schüler und Stadtgartendirektor Hermann Mächtig entworfenen Städtischen Gemeindefriedhof Friedrichsfelde seiner Bestimmung übergeben. Später vollendet wurden die Feierhalle und das Totengräberhaus aus der Hand des Berliner Stadtbaurates Hermann Blankenstein. Das Torgebäude wurde nach Plänen des Stadtbaurates Ludwig Hoffmann 1910 realisiert. Der Friedhof war schon in der Planung nach dem Vorbild des Ohlsdorfer Friedhofes in Hamburg parkähnlich angelegt worden. Mit dem zu seiner Zeit modernen Konzept wurde auch die Idee verwirklicht, wonach der Friedhof im Zeichen der Säkularisierung für die Toten aller Religionen und Konfessionen offen sein sollte. Das war für die Stadt vorbildlich und zeitgemäß, denn die aufstrebende Metropole Berlin hatte großen Bedarf an ausreichenden und vor allem „billigen“ Begräbnisstätten. Schon 1887 wurde die erste Urnenbestattung in Friedrichfelde durchgeführt, noch ehe sie 1911 in Preußen offiziell zugelassen wurde. Bis 1911 war der Friedhof eine Stätte, an der die Armen der Stadt kostenlos bestattet werden konnten. Ein Friedhof der Begüterten wurde Friedrichsfelde aber auch danach nicht, obwohl sich auf ihm auch Gräber wohlhabender und angesehener Bürger, wie das der Familie des Finanzberaters, Bismarck-Vertrauten und jüdischen Bankiers Gerson von Bleichröder oder das Grab des Wissenschaftlers Friedrich Simon Archenhold. Eine Folge der Ausrichtung auf das wenig oder nicht vermögende Volk war auch, dass der Zentralfriedhof Friedrichsfelde zur wichtigsten Begräbnisstätte derjenigen wurde, die sich politisch für die Armen nicht nur in der Stadt Berlin einsetzten. Mit der Beisetzung von Wilhelm Liebknecht am 12. August 1900 entwickelte sich der Friedhof zu einem deutschlandweit einzigartigen Begräbnisort der führenden Vertreter der sozialistischen und später der kommunistischen Bewegung. Hier finden sich die Gräber unter anderem von Franz Mehring, Paul Singer, Carl Legien und Johannes Stelling und der ermordeten Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Immer waren die Grablegungen zugleich politische Massenkundgebungen, an denen Hunderttausende teilnahmen. Die Nationalsozialisten wollten dieses Vermächtnis tilgen, in dem sie das von Ludwig Mies van der Rohe entworfene und 1926 eingeweihte Revolutionsdenkmal und damit auch eine Spitzenleistung der Denkmalskunst 1935 zerstörten. Nach 1945 entwickelte sich der Friedhof zu einem Ort, an dem der Opfer, der Vorkämpfer und Anhänger der sozialen Revolution aber auch der Funktionsträger der DDR gedacht wurde. 1950 entstand die Gedenkstätte der Sozialisten, die den Ruf des Ortes über Jahrzehnte bestimmen sollte. Im jährlichen Ritual zogen von da an bis 1989 nicht wenige Menschen, oft der Januarkälte trotzend und ausgesetzt, an die Gräber der Revolutionsopfer und -helden von 1919 und der Opfer der faschistischen Diktatur. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Neben Ernst Thälmann finden sich hier die Gräber unter anderem von Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und der SED-Politbüros ganzer Jahrzehnte.1988 nutzten Oppositionelle die Kundgebung, um an das Wort von Rosa Luxemburg zu erinnern, dass Freiheit immer auch die Freiheit der Andersdenkenden ist. Sie wurden damit zu einem der vielen Auflösungselemente für den DDR-Staat und des staatlichen Sozialismus. Aber auch den sozial Benachteiligten oder der sozialistischen Idee nahe stehende, ihr folgende und sie weiter tragende Künstler und Publizisten sind in Friedrichsfelde begraben, so Käthe Kollwitz und Otto Nagel, für die Ehrengräber der Stadt Berlin eingerichtet worden sind. In weiteren Künstlergräbern sind zum Beispiel Erich Weinert, Ludwig Renn, Friedrich und Konrad Wolf, Alfred Kurella, Paul Wiens, Friedrich Karl Kaul, Irmtraud Morgner, Steffie Spira, Curt Trepte, Eduard von Winterstein, Walter Womacka und Gabriele Mucchi bestattet. Trotz seiner 130-jährigen und politisch festgelegten Geschichte ist der Friedhof Friedrichsfelde auch noch heute das, was seine Gründer bezweckt hatten – ein Friedhof, auf dem Menschen unterschiedlicher Konfessionen und Weltanschauungen und auch politischer Ausrichtungen würdevoll ihre letzte Ruhe finden können. Er ist ein Ort des persönlichen und historischen Gedächtnisses der Stadt, auf dem auch noch heute und in Zukunft Bestattungen möglich sind. In der auf über 32 Hektar Fläche angewachsenen, weitläufigen, parkähnlich angelegten Anlage finden die Besucher auch Ruhe und Erholung, wie es deren Gründer schon vor 130 Jahren bezweckt hatten.