Alt und neu auf der Alb

Transcrição

Alt und neu auf der Alb
Alt und neu auf der Alb
Kaeser-Kompressoren im Zementwerk Dotternhausen der Holcim (Süddeutschland) GmbH
Aus Kalk und Ölschiefer der westlichen Schwäbischen Alb stellt Holcim (Süddeutschland)
in Dotternhausen, wenige Kilometer südlich von Balingen gelegen, Zement und Spezialbindemittel her – und betreibt das wohl einzige einem Zementwerk angegliederte Fossilienmuseum,
hauptsächlich bestückt mit Funden aus den eigenen Abbaustätten.
12
Report 1/09 – www.kaeser.com
Zum Kerngeschäft von Holcim Süddeutschland zählen Zement, Kies und
Beton. Kies- und Betonwerke befinden
sich in den Regionen Stuttgart, Karlsruhe und Weil-Lörrach. Das 1939 von Rudolf Rohrbach gegründete Zementwerk
Dotternhausen wurde bis 2004 von seinem Sohn Gerhard Rohrbach geführt
und fusionierte dann mit der Holcim
(Süddeutschland) GmbH.
Die Rohstoffe des Werks kommen aus
nächster Nähe: Etwas südöstlich von
Dotternhausen findet sich auf dem
Plettenberg der große Kalksteinbruch.
Der hier abgebaute Weißjurakalk gelangt per Luftseilbahn ins Werk. Dort
wird er in mehreren Stufen fein gemahlen und das Kalkmehl mit Druckluft homogenisiert, bevor es an die Weiterverarbeitung geht.
Direkt neben dem Werksgelände liegt
die ältere der beiden großen Ölschiefergruben, die hauptsächlich rund 185
Millionen Jahre altes Lias-Gestein liefern. Der neuere Schieferbruch liegt einige Kilometer nordwestlich des Werks.
Der abgebaute Ölschiefer erreicht die
Werksanlagen über ein eingehaustes
Förderband. Im Werk Dotternhausen
wird der Ölschiefer – weltweit einmalig –
dreifach genutzt: Gebrannter und dann
gemahlener Ölschiefer wird als hydraulisches Bindemittel dem gemahlenen
Zementklinker zugefügt. Das Endprodukt ist ein einzigartiger, umweltfreundlicher Portland-Ölschieferzement. Zum
Zweiten dient der Ölschiefer dank seines Energiegehalts über die thermische
Aufbereitung der Stromerzeugung und
der Energieversorgung des Werks.
Und schließlich wird das Gestein ungebrannt als Brennstoff und „Tonträger“
bei der Klinkerherstellung im Drehofen
verwendet.
Reise in die Vergangenheit
Was das Dotternhausener Zementwerk
noch einmalig macht, empfängt den
Besucher in Gestalt des futuristisch gestalteten Werkforums: 1989 zum 50-jährigen Bestehen von Rohrbach Zement
eingeweiht, hat es sich zum weithin beund anerkannten Zentrum für Kunst und
Kultur entwickelt. Der örtliche Ölschiefer
ist reich an Fossilien aus dem Jurameer,
deren schönste und interessanteste Exemplare den Weg ins werkseigene Museum finden, wo sie hervorragend aufbereitet zu bewundern sind. Neben dem
Besucherparkplatz können Interessierte selbst auf Fossilienjagd gehen: Der
„Klopfplatz“ wird regelmäßig mit Nachschub aus den Schiefergruben bestückt
und ist für jedermann zugänglich.
Fördern, Steuern, Reinigen
„Klopfplätze“ anderer Art finden sich im
Werk selbst in stattlicher Zahl: Die Rede
ist von Druckluft-„Kanonen“, welche als
sogenannte „Shockblower“ im weitverzweigten Fördersystem des Zementwerks den „Verkehrsfluss“ aufrechterhalten: Ihr regelmäßiges, von Druckluft
aus dem separaten 10-bar-Netz ausgelöstes Anschlagen löst zuverlässig
alle Anbackungen der geförderten
Rohstoffe und Fertigprodukte, so dass
es gar nicht erst zum Stau kommt. Dies
und das ebenfalls regelmäßige Reinigen der großen Filteranlagen sind die
liefermengenmäßig intensivsten Druck-
Reise in die Vergangenheit – auf dem Klopfplatz vor dem Holcim-Werkforum wird stets für Nachschub fossilienträchtigen
Gesteins aus den nahegelegenen Ölschieferbrüchen gesorgt.
Report 2/09 – www.kaeser.com
13
luftanwendungen. Etwas niedriger wird
die Steuerluft für die unterschiedlichsten
Förder-, Handhabungs- und Abfüllanlagen verdichtet. Sie arbeiten mit 7,5 bar.
Neben dem 7,5-bar-Netz wird ein 3-barNetz betrieben. Dieses stellt Förderluft
bereit, welche die fein gemahlenen Gesteine und den gemahlenen Zement an
ihre Bestimmungsorte bringt.
All diese Druckluft wird in einer zentral im Werksgelände angeordneten
Druckluftstation erzeugt: Neun KaeserSchraubenkompressoren mit energiesparenden „Sigma Profil“-Rotoren
arbeiten der Aufbereitung aus drei Kältetrocknern und einem Adsorptionstrocker zu, denn besonders im Umgang
mit Zement ist allzeit trockene Druckluft
unabdingbar.
luftversorgung. Das ist wichtig, denn
Druckluft gehört auch im Zementwerk
Dotternhausen zu den bedeutendsten
Energieträgern.
Internet:
www.holcim.de/sued
Verfasser: Klaus Dieter Bätz
Kontakt: [email protected]
Die Luft ist rein
Die Filteranlagen im Holcim-Werk sind,
entsprechend der Umweltstandards und
dem Holcim eigenen hohen Anspruch
auf Nachhaltigkeit, exzellent: Die Ansaugluft für die Kompressoren muss
nicht separat zusätzlich gefiltert werden, sondern strömt in „Werkshofqualität“ durch die Ansaugklappen in die
Station. Diese zeigt sich bei unserem
Besuch entsprechend sauber, und zwar
ohne extra „gewienert“ worden zu sein,
versichert Michael Brachwitz, der Leiter
der Instandhaltung, ebenso glaubhaft
wie seine Zufriedenheit mit der Druck-
14
Report 2/09 – www.kaeser.com
„Shockblower“ (oben links)
sorgen für stets reibungslosen
Materialfluss; Rohmaterial vom
Kalksteinbruch kommt per
Gondelseilbahn (oben rechts);
der örtlich abgebaute Tonschiefer
dient auch als Energieträger
(rechts); im zentralen Leitstand
(rechte Seite) hat das technische
Personal alle Vorgänge im Werk
Dotternhausen im Blick und im Griff
– auch die Druckluftversorgung