65 Jahre - IG Metall Wolfsburg
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65 Jahre - IG Metall Wolfsburg
65 Jahre 1946 - 2011 IG Metall Rückblick auf die vergangenen 65 Jahre Eine Sonderveröffentlichung der Aller-Zeitung/Wolfsburger Allgemeinen Zeitung vom 25. Juni 2011 2 | Festschrift 65 Jahre IGM Die Jahre 1946 - 1950 Blick auf eine bewegte Geschichte Stets die Interessen der Kollegen im Blick: Die IG Metall Wolfsburg feiert ihren 65. Geburtstag Auf eine nun bereits 65-jährige Geschichte kann die IG Metall in Wolfsburg zurückblicken – wahrhaftig eine lange und dazu sehr erfolgreiche Historie. Viel hat sich verändert in den sechseinhalb Jahrzehnten, ein Blick zurück lohnt sich also allemal. Am 24. Juli 1946 fand in Wolfsburg eine erste Versammlung der Wirtschaftsgruppe Metall innerhalb der „Allgemeinen Gewerkschaften“ statt. Dies wird heute als die Geburtsstunde der IG Metall Wolfsburg bezeichnet. Vor 65 Jahren waren die Gewerkschaften in der damaligen britischen Besatzungszone noch eine zentralistische Einheitsgewerkschaft mit abhängigen Wirtschaftsgruppen. Erst ein Jahr später wurde der Wechsel zum heute noch gültigen Prinzip der eigenständigen Industriegewerkschaften unter dem Dach des DGB eingeleitet. Als sich am 24. Juli 1946 – knapp 14 Monate nach der Befreiung vom Faschismus – die wenigen Männer der Wirtschaftsgruppe Metall trafen, gab es ein zent- rales Thema: die Verbesserung der Lebensmittelversorgung. Die Gewerkschaft beschloss auf die britische Militärregierung einzuwirken, die „Fettration“ für die Arbeiter zu erhöhen. Außerdem forderten die Metallgewerkschafter, dass die Gewerkschaften bei der Kontrolle der Herstellung und Verteilung der Nahrungsmittel beteiligt werden sollten. Es waren gewaltige Aufgaben, vor denen die Gewerkschafter in den Nachkriegsjahren standen. Zähigkeit, Kreativität und Kom- petenz haben die Wolfsburger IG Metaller in den vergangenen sechseinhalb Jahrzehnten immer wieder ausgezeichnet. Bei all ihren Entscheidungen haben die Verantwortlichen der IG Metall Wolfsburg stets die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen im Blick. Eine ausführliche Chronik der IG Metall Wolfsburg wird derzeit für eine Veröffentlichung vorbereitet. Das Buch wird ab Ende August im Gewerkschaftshaus in der Siegfried-Ehlers-Straße 2 zu kaufen sein. Wo sind die Gewerkschafter? Die ersten schweren Anfangsjahre waren geprägt von den Problemen der Zeit Die alliierten Nachkriegspla- die allgemeine Gewerkschaft mit werk unter erschwerten Bedin- nungen sprachen der deutschen einem zentralistischen Einheits- gungen zu kämpfen. Bis Ende Arbeiterschaft durchaus das prinzip gewählt. Initiator Wilhelm 1946 waren nur 2300 der 8200 Recht zur Bildung von demo- Kiesel übernahm die kommissa- VW-Arbeiter gewerkschaftlich kratischen Gewerkschaften rische Geschäftsführung. organisiert. Die Gewerkschafts- und Betriebsvertretungen zu. Deren Tätigkeit sollte aber nach Ab Januar 1946 richtete der von 1950 äußerst desolat. Vieles war britischem Vorbild auf Kollek- der Militärregierung genehmigte dem Zufall überlassen. tivverhandlungen über Arbeits- vorläufige Vorstand ein Gewerk- bedingungen begrenzt bleiben, schaftsbüro in einer Baracke am Am 28./29. Dezember 1946 politische Ziele oder Aktivitäten Schillerteich ein. Die „Allgemei- fand im Volkswagenwerk die waren nicht erwünscht. Trotz ne Gewerkschaft“ für den Land- Gründungsversammlung der aller Schwierigkeiten fanden kreis Gifhorn erhielt in Wolfsburg sich Männer und Frauen, die ver- erst am 12. Mai 1946 die formelle Wirtschaftsgruppe Metall für Niedersachsen statt. Zum Vor- suchten, die Gewerkschaften neu Anerkennung der britischen Mili- sitzenden wurde Otto Brenner aufzubauen. tärregierung. gewählt. Im Februar 1947 schon Anfang Dezember 1945 wur- Bis zum 1. September 1946 hat- Metall für die britische Zone den in Wolfsburg, Fallersleben, ten sich im Kreis Gifhorn (inklu- in Peine statt. Otto Brenner Wittingen und Gifhorn sowie in sive Wolfsburg) 2257 Mitglieder wurde erster Leiter des neuen Isenhagen/Hankensbüttel Grün- zur Allgemeinen Gewerkschaft dungsversammlungen veranstal- bekannt. Die Gewerkschaft hatte IG Metall-Bezirks Hannovers. Die ersten Wahlen für eine Be- tet. Als Organisationsform wurde insbesondere im Volkswagen- triebsvertretung fanden im arbeit war in den Jahren 1945 bis fand der Gründungstag der IG Festschrift 65 Jahre IGM | 3 Die Jahre 1946 - 1950 Herbst 1945 im Werk statt. Diese Sozialdemokraten Otto Peter mut Hillebrecht, Gründungsmit- nierende Organisation aufbauen und die folgenden Wahlen bis zum zum Vorsitzenden, der Kom- glied der DRP-Wolfsburg, wurde und eine gewerkschaftlich orien- Jahre 1953 waren ausschließlich munist Josef Zeis wurde Stell- 1949 in die Belegschaftsvertre- tierte betriebliche Interessenver- Persönlichkeits- und keine Lis- vertreter. Die SPD-Mehrheit im tung gewählt. Gewerkschaftsver- tretung im Werk etablieren. Zum tenwahlen. Bei der ersten Wahl Gremium grenzte sich gegenüber treter waren in der Belegschaft anderen mussten sie das verlo- wurden 32 Kandidaten in acht ihren mittlerweile acht kommu- eher „Exoten“. Generaldirektor rene Vertrauen der Belegschaft Wahlbezirken vorgeschlagen. nistischen Kollegen zunehmend Heinrich Nordhoff betrachtete zurückgewinnen. Interessenver- Von den zwölf gewählten Mit- ab. Die Vereinigung der Verfolg- gewerkschaftliche Forderun- tretungspolitik im VW-Werk und gliedern der Betriebsvertretung ten des Naziregimes (VVN) wies gen eher als Einmischung in die Gewerkschaftspolitik in Wolfs- waren drei KPD- und der Rest Betriebsrat und Gewerkschaften inneren Angelegenheiten einer burg konzentrierten sich nun auf SPD-Mitglieder oder -Sympathi- auf die zunehmenden Aktivitäten Betriebsgemeinschaft. Bei der die Lohn- und Sozialpolitik. santen. ehemaliger Nationalsozialisten Betriebsratswahl im Mai 1949 hin. An verschiedenen Stellen stieg zwar die Wahlbeteiligung 1950 wurden die ersten großen Die Möglichkeiten und Rechte waren Hakenkreuze und Nazi- auf 82,5 Prozent und die Mehrheit Vertrauensleutewahlen nach der zwölfköpfigen Interessen- Propaganda angebracht und im der 19 gewählten Betriebsräte der neuen Betriebsordnung des vertretung waren allerdings Presswerk zwei Mal die Haken- gehörte der IG Metall an. Jedoch VW-Werkes durchgeführt. Zu den sehr eingeschränkt. Ihr stand kreuzfahne gehisst worden.1948 ergab sich unter dem neuen Vor- ersten Vertrauensleuten gehör- satzungsmäßig lediglich zu, kam es bei den Kommunalwahlen sitzenden Otto Peter und seinem ten zahlreiche Personen, die „Probleme und Schwierigkeiten von Werksangehörigen der in Wolfsburg zu einem spekta- Stellvertreter Ernst Rahm eine später wichtige gewerkschaft- kulären Wahlerfolg der NSDAP- deutliche Verschiebung nach liche Funktionen wahrnahmen Werksleitung vorzutragen“. Am Nachfolgepartei DRP. Auch bei rechts. wie Bernhard Tyrakowski, Hugo 16. Dezember 1946 konstituierte den Wahlen zur Belegschaftsver- sich ein neu gewählter 20-köp- tretung im VW-Werk wurde die Für die Gewerkschafter ging es Gewerkschaftsfraktion leistete figer Betriebsrat und wählte in nationalsozialistische Gesinnung in diesem Zeitraum um zweierlei. Aufbauarbeit und unterstützte einer Kampfabstimmung den vieler Wolfsburger deutlich. Hel- Einmal mussten sie eine funktio- die Tarifpolitik von Otto Brenner. Bork oder Siegfried Ehlers. Diese Anzeige 4 | Festschrift 65 Jahre IGM Die Jahre 1950 - 1973 IG Metall wird stärkste Kraft Ära Bork und Tyrakowski ist geprägt von neuen Strömungen in Gesellschaft und Werk Mit der Wahl Hugo Borks an die ten 12.278 Mitgliedern eine Heim- Spitze der VW-Arbeitnehmer- statt zu bieten. Und die IG Metall vertretung trat die Betriebs- erzielte im Betrieb weitere Erfol- ratsarbeit 1951 in eine Phase ge. Bei den Aufsichtsratswahlen personaler Kontinuität ein. Auf bekam sie immerhin 73 Prozent der Betriebsratsseite wuchs mit der Stimmen und gewann alle Hugo Bork eine Persönlichkeit fünf Mandate. heran, die sich mit Generaldirektor Heinrich Nordhoff ideal Die IG Metall wollte nach 1960 ergänzte. Gemeinsam mit der nicht mehr länger als Junior- Wolfsburger IG Metall konzen- partner des Betriebssouveräns trierte sich der Betriebsrat auf Nordhoff angesehen werden. Sie die Handlungsfelder Lohn- und und der Betriebsrat wollten auch Tarifpolitik sowie soziale Verbes- auf dem Gebiet der Tarifpolitik serungen der Arbeitnehmer. ihre eigenen Forderungen stärker herausstellen. Die IG Metall Die Delegierten der Vertreterversammlung wählten am 21. Februar 1954 Bernhard Tyrakowski zum 1. Bevollmächtigten setzte auch nach der Umwand1955 lief der einmillionste Käfer vom Band. lung des Volkswagenwerks in eine Aktiengesellschaft 1960 einmillionste Volkswagen vom Band. Ausserdem erreichte die zur 45-Stunde-Woche getan und dessen Teilprivatisierung der IGM-Ortsverwaltung. Er sah war, wollten die Beschäftigten vor allem zwei Aufgaben: Ers- Gewerkschaf tsorganisation und auch die Gewerkschaftsmit- ihre tarifpolitische Offensive fort. Eine Belegschaftsbefragung tens wollte er die VW-Arbeiter zunehmend die Belegschaft, die glieder allerdings in der nächs- ergab 1962, dass ein längerer aus ihrer „Lethargie“ reißen. über den Transmissionsriemen ten Stufe „zur Zeit keine weitere Jahresurlaub, höhere Löhne und Zweitens sollte die Gewerkschaftsorganisation nach außen des Vertrauenskörpers einen Arbeitszeitverkürzung, sondern Gehälter sowie die Verbesserung „Stimmungsumschwung“ her- Lohnerhöhung“. des Lohnausgleichs im Krank- fest zusammenhalten und nach beiführte. Die Durchsetzbarkeit innen innerhalb der Gremien für von tariflichen Forderungen hing Die Verengung der Gewerk- die Sicht der Dinge streiten. aber zunehmend vom Organi- schaftspolitik auf Einkommens- sationsgrad ab. Das Beleg- steigerungen zeigte sich in einer Am 17. Januar 1962 kam die Die IG Metall ging in die Betriebs- schaftswachstum überstieg die denkwürdigen Orientierungslo- erste Gruppe von Italienern ratswahl von 1955 mit Forderun- Zunahme der Mitgliedszahlen sigkeit bei der Privatisierungsfra- nach Wolfsburg. Diese Auslän- gen nach einem verlängerten fast durchgängig. Dennoch: Die ge, die 1957 auf die Tagesordnung dergruppe wurde zum festen Wochenende, der Einführung 1957 getroffene Entscheidung für rückte. IG Metall und Betriebsrat Teil des Vertrauenskörpers und von Kurzpausen, höheren Löhnen einen Gewerkschaftshausneubau befürchteten, dass sich der Spiel- des Betriebsrats, dem seit 1965 und Gehältern, dem Ausbau der zeigte das gewachsene Selbst- raum des Unternehmens für die auch Italiener angehörten. Selbst Erholungsheime, einem 24-tägi- bewusstsein. Das Ergebnis der Tarifpolitik und die innerbetrieb- im Angestelltenbereich kam die gen Urlaub und dem Ausbau der Betriebsratswahl von 1957 gab lichen Sozialleistungen nach der IG Metall langsam aber stetig betrieblichen Alterversorgung. den Optimisten Recht, erzielte Privatisierung verengen und der voran. Zudem sprach sie sich gegen jede doch die IG Metall 26 von 35 Sit- Einfluss externer Kapitalvertre- Privatisierung des Unternehmens zen. ter im Aufsichtsrat die Beziehun- Die Tendenz eines wachsenden gen insgesamt neu strukturieren Gewerkschaftseinflusses setzte könnten. sich auch bei den Aufsichtsrats- aus. Sie baute ihren Stimmenan- heitsfalle an die Spitze des Forderungskatalogs gehörten. teil aus. Deshalb stellte sie mit Mitte der 50er Jahre griff die IG 14 von 21 Mandaten erstmals die Metall das tarifpolitische Ziel der absolute Mehrheit im Gremium. Arbeitszeitverkürzung auf. Unter Das am 23. August 1958 mit einer die inzwischen 21.000 Mitglieder dem Slogan „Samstags gehört Festrede des 1. Vorsitzenden der zählende IG Metall bei einer um Das Jahr 1955 brachte auf ver- Vati mir“ forderte die Gewerk- IG Metall, Otto Brenner, eröffnete 20 Prozent gesteigerten Wahl- schiedenen Ebenen einen Um- schaft die 5-Tage-Woche mit 40 Gewerkschaftshaus kam gerade beteiligung fast drei Viertel der schwung. Im August lief der Stunden. Als der erste Schritt recht, um den Ende 1958 gezähl- Stimmen auf sich vereinigte. wahlen des Jahres 1966 fort, als Festschrift 65 Jahre IGM | 5 Die Jahre 1950 - 1973 Die Konjunk tur kr ise von 1966/67, die bei Volkswagen zur Kurzarbeit und kurzzeitiger Belegschaftsreduzierung führte, sorgte nach dem langjährigen, unerschütterlichen Unternehmensaufstieg für eine Trendwende. Da aber die konjunkturelle Delle Ende 1967 bereits wieder überwunden war, beruhigte sich die Verunsicherung rasch. Mit dem Tod Nordhoffs im April 1968 endete eine lange Ära. Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Kurt Lotz erfolgte eine Einkommenssteigerung war das Zauberwort der 50er-Jahre. neue Austarierung des Verhältnisses von Vorstand und domi- der Entwicklung der Mitglieder- 1972 angeordnete Kurzarbeit, die Chance auf eine Verjüngung nanter Gewerkschaft. Zudem zahlen bemerkbar, die zwischen die gekürzte Erfolgsprämie und des Gewerkschaftsapparats, gewannen auch gesellschafts- Anfang 1969 und Ende 1971 die abgeschlossenen Aufhe- Tyrakowski wurde nach mehr politische Fragen an Bedeu- von 29.808 auf 43.943 anstieg. bungsverträge für eine soziale als 20-jährigem Wirken als 1. tung. Die IG Metall wurde zum Unter dem 1971 berufenen Gemengelage, die im Frühjahr Bevollmächtigter 1975 durch Motor der Demokratisierung. neuen Vorstandsvorsitzenden 1973 zu spontanen Streiks führ- Walter Kaufmann ersetzt. Auf Eine neue Generation Gewerk- Rudolf Leiding, einem harten te. In dieser Phase eröffnete das Betriebsebene war bereits 1971 schafter begann sich zu enga- Sanierer, schufen betriebliche krankheitsbedingte Ausschei- der Übergang von Hugo Bork auf gieren. Dies machte sich auch in Sparmaßnahmen, die Anfang den von Bernhard Tyrakowski Siegfried Ehlers erfolgt. Anzeige 6 | Festschrift 65 Jahre IGM Die Jahre 1974 - 1992 Dem Krisendruck standhalten Ölpreisschock, drohender Streik und Arbeitszeitverkürzung: Jede Menge Bewegung in den 70er und 80er Jahren Der Ölpreisschock vom Sep- werden, indem die Belegschaft Streik. Ein Kompromiss in letz- im Juni 1979 zur Ausrichtung tember 1973 machte die Unter- um rund 25.000 reduziert wer- ter Minute verhinderte einen des Weltautomobilkongresses in nehmenskrise offenkundig, die den sollte – davon 10.000 Mas- Arbeitskampf. Diese Tarifaus- Wolfsburg, in dessen Verlauf der durch eine veraltete Modellpa- senentlassungen. einandersetzung bildete einen V W-Weltautomobilausschuss Einschnitt im Verhältnis zwi- gegründet wurde – ein früher lette, einen Absatzeinbruch und die hohen Investitionskosten des Nachdem im Februar 1975 Toni schen Unternehmensleitung und gewerkschaftlicher Vorläufer Übergangs zu der neuen Fahr- Schmücker als Vorstandsvorsit- IG Metall. Der Belegschaftsab- des VW-Weltkonzernbetriebs- zeuggeneration mit wasserge- zender gefolgt war, setzte zwar bau bei Volkswagen reduzierte rats. Zum 31. Dezember 1980 kühlten Frontmotoren hervor- ein intensiver Meinungsaus- auch den Mitgliederbestand. gerufen wurde. tausch zwischen Unternehmens- stellten die immerhin 10.036 Angestellten schon ein Fünftel der 54.539 Mitglieder. vorstand und dem Betriebsrat Nach 1976 spielten die Novellie- Der 1. Bevollmächtigte Bernhard sowie der IG Metall ein. Jedoch rung des Betriebsverfassungs- Tyrakowski gab bereits auf der setzte Schmücker seinen Plan gesetzes und die paritätische Zu Beginn der 1980er Jahre Vertreterversammlung am 15. des radikalen Belegschaftsab- Mitbestimmung eine große Rolle. erschwerten die Arbeitslosigkeit November 1974 bekannt, dass baus im Aufsichtsrat gegen die Dabei bildete die Professionali- und nachlassendes Wirtschafts- er einen Rentenantrag gestellt Stimmen der Arbeitnehmerver- sierung der Betriebsräte- und wachstum die gewerkschaftliche habe. Nachfolger wurde ein treter durch. Die Interessenver- der Gewerkschaftsarbeit eine Arbeit. Bereits 1974 entwickelte Jahr später Walter Kaufmann. tretung erreichte aber, dass die wesentliche Voraussetzung zur die IG Metall das Konzept, durch Unter dem neuen Vorstands- Unternehmenspläne deutlich Nutzung der erweiterten Mit- eine Verkürzung der Lebensar- vorsitzenden Rudolf Leiding entschärft wurden. wirkungsmöglichkeiten. In den beitszeit älteren Arbeitnehmern Fokus gewerkschaftlicher Arbeit ein vorzeitiges Ausscheiden zu verschlechterten sich die Beziehungen zunehmend. Er zeigte Kurze Zeit später stand die rückte nun das Thema „Humani- ermöglichen. Die tarifpoliti- gegenüber dem Betriebsrat Belegschaft bei Volkswagen sierung der Arbeitswelt“. sche Antwort der IG Metall auf und der Gewerkschaft keiner- unter Schmücker erstmals vor lei Gesprächsbereitschaft. Für einem Streik. Bei den Urabstim- Parallel konkretisierte die Orts- keit lautete: Arbeitszeitver- große Unruhe sorgte der Plan mungen votierten 88,58 Prozent verwaltung ihre internationalis- kürzung. 1977 wurde auf dem S1: Der Konzern sollte saniert der IG Metall-Mitglieder für tische Orientierung. Dies führte Gewerkschaftstag der IG Metall die zunehmende Arbeitslosig- erstmals die Einführung der 35-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich gefordert. Diese Forderung wurde zum großen Ziel der Gewerkschaftsbewegung. Der Kampf um die 35-Stunden- Woche wurde auch zu einer politischen Auseinandersetzung mit dem konservativen Bundeskanzler Helmut Kohl. Auch bei Volkswagen nahm die Ausein- andersetzung um die Arbeitszeitverkürzung an Schärfe zu. 1985 gelang bei VW aber der Durchbruch. Im weiteren Verlauf der Tarifaus- einandersetzung des Jahres 1984 gewann ein Konflikt an Brisanz: 1977 wurde erstmals die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gefordert. der Kampf um den Streikpara- Festschrift 65 Jahre IGM | 7 Die Jahre 1974 - 1992 graphen 116. Am 6. März 1986 sechs VW-Werken bis 1991 aus. formierten sich mehrere Stern- In dieser kritischen Phase über- märsche zum Rathausplatz, wo nahm dann Wilfried Eickmann mit rund 30.000 Teilnehmern kein leichtes Amt von Walter die bis dahin größte politische Kaufmann an der Spitze der Demonstration in der Geschichte Ortsverwaltung. Der internati- Wolfsburgs stattfand. onale Konkurrenzkampf brachte Volkswagen beispielsweise auf Auf betrieblicher Ebene zeig- dem US-amerikanischen Markt ten sich die Auswirkungen der gegenüber den stärker werden- Arbeitszeitverkürzung und den japanischen Anbietern weit der Produktionssteigerung, so ins Hintertreffen. dass 1985 das Allzeithoch der Beschäftigung im Werk Wolfs- Die politischen Veränderungen burg erreicht wurde. Eine ange- in der DDR brachten schließlich nehme Folge der Entwicklung war der Anstieg der Mitgliederzahlen Ende 1985 auf 63.814 nach November 1989 unverhofft Ende der 80er-Jahre zeichneten sich neue, unübersehbare Beschäftigungsprobleme ab. eine Wende. Denn die vereini- gungsbedingte Sonderkonjunk- tur ergab bei Volkswagen einen Mitglieder. Auf betrieblicher Ebene hatte des allmählichen Arbeitsplatz- zusätzlichen Beschäftigtenbe- 1986 wurde Walter Hiller Nach- sich eine kooperative Konflikt- abbaus im Werk Wolfsburg darf. Die Gewerkschaft konnte folger vom verstorbenen Sieg- bewältigung durchgesetzt, die gelang es, die Mitgliederzahlen kurzzeitig wieder auf über 70.000 fried Ehlers. Mit dem Namen durch interne Verhandlungen im bis Sommer 1987 auf den neuen Mitglieder wachsen. Allerdings Hiller verbinden sich vor allem Vorfeld von Tarifstreitigkeiten Höchstwert von 70.303 zu stei- zeigte sich schon im Sommer zwei Entwicklungen: die inter- mögliche Lösungen vorbereite- gern. Ende der 80er Jahre zeich- des Jahres 1992 durch den Ent- nationale Gewerkschaftsarbeit te, so dass die Volkswagen AG neten sich neue, unübersehbare zug von Aufträgen an örtliche und die Aufarbeitung der natio- bei Gewährung angemessener Beschäftigungsprobleme ab. Der Zulieferbetriebe, dass die Lage nalsozialistische Vergangenheit Einkommenssteigerungen zur VW-Vorstand ging von einem von Volkswagen nicht mehr so des Konzerns und der Stadt. streikfreien Zone wurde. Trotz Personalabbau um 11.000 in den rosig war. Anzeige 8 | Festschrift 65 Jahre IGM Die Jahre 1993 - 2004 Konflikte kooperativ bewältigt Einkommenseinbußen gegen Arbeitsplatzsicherheit: der „New Deal“ Die außerordentliche Konjunktur- Durch Aufhebungsverträge und krise der europäischen und deut- Fluktuation reduzierte sich aber schen Automobilkrise erreichte bis Mitte 1997 die Zahl der Beleg- 1993 Volkswagen. In dieser Situ- schaft und damit der Mitglieder- ation wagte die Betriebsrats- bestand auf 60.000. spitze um Klaus Volkert, Bernd Sudholt und den VK-Leiter Bernd Der Sicherung der Arbeitsplätze Osterloh einen mutigen Plan. Im Interesse des Arbeitsplatzerhalts diente auch die am 3. März 1994 auf eine Initiative der IG Metall für die meisten waren sie bereit, zurückgehende Gründung der durch eine kollektive Arbeitszeit- Regionalen Entwicklungsagentur verkürzung ohne Lohnausgleich (RESON). Diese Agentur verfolg- einen noch nie gegangenen Aus- te das Ziel, mit einem Umbau auf weg aus der verfahrenen Situati- eine „Verkehrskompetenzregion“ on zu nehmen. Impulse für den längerfristigen Stets gelingt es der IG Metall, den Nachwuchs zu mobilisieren. Aufbau von zusätzlichen Beschäf- endete abrupt nach einer Straf- wickelte sich ab dieser Zeit zur Klaus Volkert hatte seit dem Juni tigungsmöglichkeiten zu schaffen anzeige von Opel wegen Indus- Boomtown – mit dem Konzept 1990 das Amt des Betriebsrats- - ein unmittelbarer Ertrag stellte triespionage. AutoVision. Volkswagen, Poli- vorsitzenden als Nachfolger von sich aber in den folgenden Jahren Walter Hiller inne. Die IG Metall, nicht ein. Nachdem erhebliche Kostenre- tik und Gewerkschaften zogen an einem Strang: Dank Zuliefe- den Betriebsrat und den Perso- duzierungen und neue Fahrzeuge reransiedlungen, Innovations- nalvorstand Peter Hartz einte Überraschend gelang es Fer- wie der 1995 startende Sharan campus, Autostadt sowie Qua- das Ziel, Massenentlassungen dinand Piëch, im Jahr 1993 den oder auch die neuen Modellge- lifizierung und Vermittlung von zu vermeiden. Die in der Nacht Einkaufschef von General Motors nerationen von Passat und Golf Erwerbslosen wurde die Arbeits- vom 24. auf den 25. November (GM) José Ignacio López zum das Unternehmen wieder auf losigkeit halbiert. Auch die IG 1993 erzielte tarifvertragliche Volkswagen-Konzern abzuwer- den Erfolgspfad zurückgebracht Metall Wolfsburg profitierte von Lösung sah unter anderem die ben. Mit einer kompromisslosen hatten, konnte 1996 die Talsoh- diesem Projekt: 2003 genossen Reduzierung der Wochenarbeitszeit um 20 Prozent auf 28,8 Verhandlungstaktik gegenüber le durchschritten werden. Der mehr als 70.000 Arbeitnehmer den Zulieferern gelang es ihm, am 14. Juli 1997 unterzeichnete den Schutz und den Service der Stunden bei Verzicht auf vollen die Produktionskosten zu sen- Tarifvertrag ermöglichte Neu- IG Metall Wolfsburg. Durch die Lohnausgleich vor. ken. Seine Zeit bei Volkswagen einstellungen. Wolfsburg ent- Integration der Gewerkschaft Textil-Bekleidung (1998) und der Gewerkschaft Holz und Kunst- stoff (2000) kamen neue Kolleginnen und Kollegen hinzu. Die Freude über den Regierungswechsel 1998 von Kohl zu Schröder wich schnell der Ent- täuschung in Folge des Regie- rungshandelns. Im Sommer 2004 startete die IG Metall gar ein Arbeitnehmerbegehren „Soziale Gerechtigkeit – jetzt“ gegen die Politik von Kanzler Gerhard Schröder. Mit der Gründung des Weltkonzernbetriebsrates bewies die IG Metall bei VolksDie Wolfsburger Metaller verstehen es, sich Gehör zu verschaffen. wagen einmal mehr Pinonier- Die Jahre 1993 - 2004 Festschrift 65 Jahre IGM | 9 leistung. Als erster Automobil- den Ruhestand. Neuer Mann an und Zeitarbeitssektor. Aber in schloss die IG Metall mit Volks- Konzern installierte VW im Mai der Spitze der IG Metall Wolfsburg der Automobilindustrie kündig- wagen einen Zukunftstarifver- 1999 in Barcelona eine weltweite wurde der bisherige 2. Bevoll- ten sich härtere Zeiten an. Seit trag ab. Sichere Jobs bis 2011, Interessenvertretung. Zwei Jahre mächtigte Wolfgang Schulz. Mit 2002 wirkten sich die Folgen der keine betriebsbedingten Kündi- später vereinbarte Volkswagen ihm stellte sich die IG Metall dank Globalisierung zunehmend auch gungen, feste Zusagen für neue mit der Sozial-Charta soziale innovativer Tarifverträge den auf den Volkswagen-Konzern Produkte und Fahrzeuge – das und gewerkschaftliche Mindest- neuen Herausforderungen im mit deutlichen Auslastungspro- waren die Kernergebnisses des standards für alle VW-Standorte Produktions-, Dienstleistungs- blemen aus. Im November 2004 Kompromisses. weltweit. Auch auf gewerkschaftlicher Ebene baute die IG Metall ihre internationalen Aktivitäten weiter aus. 1998 lud sie erstmals zu ihrem großen Sommerfest ein. Im Januar 1999 erschien erstmals das neue Mitgliedermagazin „WIR“. Zehnmal im Jahr informiert die IG Metall seitdem die Kolleginnen und Kollegen über die vielfältigen Aktivitäten der Verwaltungsstelle, porträtiert Menschen und Gremien der Organisation und berichtet über Termine und politische Hintergründe. Eine immer größere Bedeutung gewann in dieser Zeit auch die Wohnbezirksarbeit. In den Tarifrunden 1999 und 2000 ging es bei Volkswagen auch um die Übernahme der mittlerweile rund 6000 befristet Beschäftigten. Erst mit massiven Protestaktionen gelang es schließlich, dass die meisten betroffenen Kolleginnen und Kollegen übernommen werden konnten. Zum Jahreswechsel von 1999 auf 2000 startete der VW-Betriebsrat die Spendenaktion „Eine Stunde für die Zukunft“. Bis heute sind elf Millionen Euro für Kinderprojekte an den VW-Standorten gesammelt worden. Die Diskussion über die Produktion des so genannten A-MPV, der später unter dem Namen Touran in Serie ging, sorgte Anfang der 2000er Jahre für viel Gesprächsstoff. Betriebsrat und IG Metall hatten gemeinsam vom VW-Vorstand gefordert, industrielle Fertigung in Deutschland nicht nur zu sichern, sondern auszubauen. Resultat war letztlich das Modell „Auto 5.000“. Am 4. Februar 2000 wechselte Wilfried Eickmann in Anzeige 10 | Festschrift 65 Jahre IGM Die Jahre 2005 - heute Auf dem Weg in die Zukunft Gesellschaftspolitisches Engagement und hoher Organisationsgrad zeugen von der guten Arbeit der Wolfsburger IG Metall Das Jahr 2005 brachte die IG tes – nur sechs Monate vor der Mit dem Zukunftstarifvertrag GmbH ihre tarifpolitische Feu- Metall und den VW-Betriebsrat nächsten Betriebsratswahl. von 2004, der Standortent- ertaufe. Erstmals hatte die IG in eine ganz schwierige Situa- Mit viel Kraft und Engagement scheidung für den Tiguan, der Metall für die 3700 Beschäftig- tion. Im Juni wurde bekannt, starteten sie, unterstützt von Beschäftigungssicherung in ten eine eigenständige Tarif- dass der langjährige Betriebs- der IG Metall-Verwaltungstelle der aktuellen Planungsrun- runde durchgeführt. Bei der IAV ratsvorsitzende Klaus Volkert mit Wolfgang Schulz und Frank de sowie Horst Neumann als GmbH mussten IG Metall und in die VW-Affäre verwickelt war. Patta an der Spitze, eine nach- neuen Arbeitsdirektor konnten Betriebsrat erstmals betrieb- Später kam heraus, dass meh- haltige Image-Kampagne. Mit IG Metall und VW-Betriebsrat liche Aktivitäten organisieren, rere prominente Betriebsräte einer neuen Veranstaltungsreihe beweisen, dass sie auch in um eine neue Entgeltvereinba- vom Unternehmen jahrelang mit „BR-Dialog“ standen sie in zahl- schwierigen Situationen die rung abzuschließen. Luxusreisen und Bordellbesu- reichen Diskussionsrunden der Interessen der Arbeitnehmer chen „bei Laune“ gehalten wor- Belegschaft Rede und Antwort. durchsetzen. den waren. Die Medien stürzten Der Einsatz lohnte sich: Mit 86,9 sich auf diese Affäre. Prozent holte die IG Metall bei Auch mit der Grundsteinlegung wagen mit dem Tarifabschluss Volkswagen das zweitbeste für das neue Gewerkschafts- ein weiterer Meilenstein auf Ergebnis aller Zeiten. haus Ende 2005 präsentierte die dem Weg zur Beschäftigungs- IG Metall ihr wieder erlangtes und Standortsicherung. Außer- Volkert trat noch im Juni 2005 von allen Ämtern zurück. Wenig Ebenfalls 2006 schließlich gelang der IG Metall bei Volks- später verließ er die IG Metall. Bei V W versuchte der neue Selbstbewusstsein. Am 1. Mai dem konnte der Betriebsrat Am 22. Februar 2008 wurde Vol- Chef Wolfgang Bernhard, das 2007 wurde es offiziell eröffnet. nach zähen Verhandlungen mit kert wegen Beihilfe und Anstif- Unternehmen rücksichtslos tung zur Untreue zu zwei Jahren zu sanieren. Er forderte spür- In der Folgezeit konnte sie barung zur Komponentenstra- und neun Monaten Haft verur- bare Einschnitte bei den Per- weitere tarifpolitische Erfolge tegie abschließen. Allerdings: teilt. Gegen weitere Betriebsräte sonalkosten, drohte damit, die erzielen. 2006 vereinbarte die Die Mitgliederzahlen rutschten wurden Strafbefehle erlassen. nächste Golf-Generation nicht Gewerkschaft mit dem Unter- in Folge von Aufhebungsverträ- mehr in Wolfsburg produzieren nehmen eine neue Altersteil- gen und der Altersteilzeit auf Bernd Osterloh, Bernd Wehlau- zu lassen und sinnierte über zeitregelung. Im Sommer des- 69.000 ab. er und Michael Riffel rückten an den Verkauf der Komponenten- selben Jahres bestanden die die Spitze des VW-Betriebsra- werke. Beschäftigten der Auto 5000 dem VW-Vorstand eine Verein- Immer aktiver mischte sich die IG Metall in die Sozial- und Gesellschaftspolitik ein. Fast 1000 Kollegen fuhren im Oktober 2006 nach Berlin, um gegen die unsoziale Politik der Großen Koalition zu demonstrieren. Am 30. März 2007 verließ Wolf- gang Schulz schließlich die politische Bühne. Zu seinem Nachfolger wählte die Dele- giertenversammlung den bisherigen 2. Bevollmächtigten Frank Patta. Neuer zweiter Mann der IG Metall Wolfsburg wurde Thilo Reusch, der aber nach wenigen Monaten in die Bezirksleitung nach Hannover wechselte. Lothar Ewald löste ihn im März 2008 als 2. BevollDie Grundsteinlegung für das neue Gewerkschaftshaus erfolgte Ende 2005. mächtigter ab. Die Jahre 2005 - heute Unter dem 1. Bevollmächtigten seine Pläne endgültig. Wiede- Frank Patta beschritt die IG king und Härter mussten gehen. Metall neue Wege und betonte Stattdessen wurde nun die stärker als zuvor die partei- Integration von Porsche in den politische Unabhängigkeit der Volkswagen-Konzern beschlos- Gewerkschaft. Sie suchte den sen. Volkswagen kam zwar Kontakt zu anderen Instituti- dank der von VW-Betriebsrat onen. Entstanden sind in den und IG Metall vorgeschlagenen Jahren so bemerkenswerte Umweltprämie und der guten Projekte wie die „Starthilfe“, Modellpolitik des Unterneh- das Sozialticket, das Sozial- mens deutlich besser durch kaufhaus „Lichtblick“ und der die folgende Wirtschafts- und Schulterschluss der Wolfsbur- Finanzkrise 2008 als viele ger Demokraten. Außerdem andere Automobilunterneh- fasste die IG Metall stärker men. Aber auch in dieser Regi- noch als zuvor Fuß in den ande- on waren Kollegen von Kurz- ren Betrieben. arbeit betroffen. Die IG Metall versuchte mit dem Abbau von Festschrift 65 Jahre IGM | 11 Die Betriebsratswahl 2010 endete bei VW mit einem historischen Ergebnis: Erstmals über 90 % der Stimmen. Parallel zu diesen neuen Her- Arbeitszeitkonten, Urlaubsre- ausforderungen musste die IG gelungen und anderen tarifli- men erreichen.Im gleichen Jahr Jahren Wolfsburg zur bundes- Metall ihre Organisation konso- chen Möglichkeiten die Auswir- konnte die IG Metall bei Volks- weit mitgliederstärksten Ver- lidieren. Die Mitgliederzahl war kungen für die Beschäftigten so wagen die Beschäftigungssi- waltungsstelle der IG Metall auf 69.000 zurückgegangen. gering wie möglich zu halten. cherung für weitere fünf Jahre machen wolle. Mitte diesen bis 2014 sichern. Außerdem Jahres waren es schon 76.000. Das Jahr 2009 brachte für die garantierte Volkswagen für die Damit hat die IG Metall Wolfs- IG Metall neben vielen betrieb- nächsten Jahre insgesamt 6450 burg seit 2007 ihre Mitglieder- Am 25. September 2005 gab lichen und tariflichen Erfolgen Ausbildungsplätze und die Über- zahl um 7000 steigern können Porsche bekannt, dass man auch drei bittere politische nahme aller Ausgebildeten. - die IG Metall Wolfsburg hat sich mit rund 20 Prozent an Niederlagen – bei der Europa-, Volkswagen beteiligen wolle. Kurz darauf gab es Gerüchte, der Bundespräsidenten- und Bei seiner Wiederwahl im März als mitgliederstärkste Verwal- der Bundestagswahl. Sie ließ 2008 kündigte Frank Patta an, tungsstelle der IG Metall ein- dass Porsche-Chef Wendelin sich aber nicht entmutigen. Mit dass er in den kommenden vier drucksvoll ausgebaut. Wiedeking gemeinsam mit sei- einem Bündel von Aktivitäten nem Finanzchef Holger Härter machte sie mobil gegen die an der vollständigen Übernah- Sozialpolitik der neuen Bun- me des VW-Konzerns bastele. desregierung. Der Kampf um das VW-Gesetz Im Herbst 2009 verabschie- zur Abwehr der Porsche-Über- dete der Volkswagen Konzern nahme wurde eine der wichtigs- als erstes Unternehmen eine ten Aktivitäten von IG Metall und weltweit gültige „Charta der Betriebsrat. Vom 28. bis zum Arbeitsbeziehungen“. Sie setzt 30. April 2008 lud die IG Metall für den gesamten Konzern ver- Wolfsburg Gewerkschafter aus bindliche Mindeststandards bei allen V W-Standorten welt- den Beteiligungsrechten der weit zu einer Internationalen Arbeitnehmervertretungen auf Gewerkschaftskonferenz. In betrieblicher Ebene. Gleichzeitig waren die Kosten gestiegen. einer „Erklärung von Wolfsburg“ sprachen sich die Teilnehmer Die Betriebsratswahlen 2010 der Konferenz für den Erhalt endeten mit einem überwälti- des VW-Gesetzes aus. genden Erfolg für die IG Metall: Sie erzielte das beste Betriebs- Im April 2009 berichteten ratswahlergebnis aller Zeiten. Medien, dass Porsche Proble- Historisch das Ergebnis bei me habe, die VW-Übernahme Volkswagen: Erstmals konnte finanziell zu stemmen. Einen die IG Metall im VW-Stamm- Monat später begrub Porsche werk über 90 Prozent der Stim- im Jubiläumsjahr ihren Platz Anzeige 12 | Festschrift 65 Jahre IGM Ein Blick zurück Als noch der Bollerofen wärmte Eine Rückbesinnung auf die Anfangsjahre der IG Metall Wolfsburg gibt Aufschluss über die Arbeitsbedingungen Elfriede Magiera erinnert sich Alle Bäcker wollen zu VW Die IG Metall Wolfsburg kann auf pen autonom wurden und sich Das Arbeitsamt Wolfsburg Einen äußerlich noch stärker eine lange Geschichte zurück- Industriegewerkschaften nann- klagte in seinem Strukturbe- sichtbaren Einfluss auf das blicken. Aus heutiger Sicht ist ten, wurde Elfriede Magiera der richt aus dem Jahr 1957 darü- städtische Leben nimmt das manches von dem, was die Men- IG Metall zugeordnet. „Anfangs ber, dass es schwierig sei, das Werk durch seine Arbeitszeitre- schen beschäftigte, für die spä- waren dort nur vier Personen Fleischer- und Bäckergewerbe gelung, schrieb Martin Schwon- teren Generationen kaum noch angestellt. Ein Bevollmächtig- mit Arbeitskräften zu versor- ke in seiner 1967 erschienen vorstellbar. Elfriede Magiera ter, ein Kassierer, eine Kassen- gen. Gleichzeitig waren bei den Dokumentation „Wolfsburg hatte als junge Frau diese Zeiten angestellte und ich als Stenoty- Lohnempfängern im Volkswa- – soziologische Analyse einer mit erlebt. pistin.“ Bald erweiterte sich ihr genwerk mehr als 700 gelern- Aufgabenbereich: Ihr wurde die te Bäcker beschäftigt, ferner jungen Industriestadt“. Die Mehrzahl der Werksangehöri- Wenn sie morgens ins Büro Führung der Kasse übertragen, rund 500 Schneider, ebenso gen arbeitete im Zwei-Schicht- kam, dann musste sie sich erst und 1952 wurde sie als offizielle viele Schuhmacher, rund 200 Betrieb. In einer Woche waren einmal um den kleinen Boller- Kassiererin gewählt. Friseure und über 1000 Arbeit- sie von morgens 5.30 bis 14 nehmer im Lohnverhältnis, die Uhr beschäftigt, in der nächs- ofen kümmern. Kurz nach dem Krieg war Brennmaterial knapp, Damals kassierte die Gewerk- eine bereits abgeschlossene ten Woche von 14 bis 22.30 Uhr. die junge Frau war daher gehal- schaft die Beiträge noch bar. Es kaufmännische Lehre vorwei- Und: In den Werksferien war die ten, sparsam mit dem kostbaren gab 280 Kassierer, die zu den sen konnten. Stadt wie ausgestorben. Gut umzugehen. Elfriede Magi- Mitgliedern gingen – und zwar era war eine der ersten Ange- entweder an den Arbeitsplatz stellten bei der Allgemeinen oder sogar nach Hause. Elfrie- Gewerkschaft. de Magiera rechnete die eingesammelten Beiträge dann mit Im Dezember 1945 kam sie nach den entsprechenden Kassierern Wolfsburg, um dort zu arbeiten. ab. „Zu der Zeit gab es in Wolfs- Wolfsburg hatte damals nur eine burg eine recht große Gewerk- kleine Innenstadt, ringsum gab schaftsfeindlichkeit“, berich- es lediglich Baracken. „Wenn ich tet sie. „Der Mitgliedsbeitrag tanzen gehen wollte, musste ich musste ganz unauffällig kas- zuerst fünf Kilometer weit laufen“, erinnerte sie sich später. siert werden, aus Angst, dass es herauskommt.“ So haben sich Nachdem die Wirtschaftsgrup- die Zeiten gewandelt. Mitte der 50er Jahre gab es Probleme, Personal fürs Bäckerhandwerk zu finden – die Bäcker arbeiteten lieber bei VW. Kredit dank Ausweis Ein „unglaublicher“ Lohn Viele Familien von VW-Beschäf- 1959 einen derartigen Umfang, tigten wollten die Segnun- dass sich die Werksleitung gen des Wirtschaftswunders sogar genötigt sah, in einer Wolfgang Schulz, der spätere 1. Unternehmen müsse sich bei schneller haben, als es selbst Betriebsversammlung zum Bevollmächtigte der IG Metall, der Abrechnung vertan haben. das vergleichsweise üppige Maßhalten aufzufordern. wechselte 1962 von einem klei- „Ich bekam 4,62 Mark pro Stun- nen Elektrobetrieb zu Volks- de – das war 1,50 Mark mehr als VW-Einkommen zuließ. Ende der 50er Jahre war es in und Den Beschäftigten wurde das wagen. Als er seine erste Lohn- ich zuvor als Geselle im Hand- um Wolfsburg „üblich“, dass man über seinen Verhältnissen „Anschreiben“ leicht gemacht: tüte aufmachte, staunte er werk verdiente.“ Zudem gab es Sie brauchten nur ihren Werks- nicht schlecht über die für ihn bei Volkswagen schon zu dieser lebte und sich verschuldete. Die ausweis vorzuzeigen, um bei damals unvorstellbare Menge an Zeit viele Sozialleistungen – von Ratenkäufe und in ihrem Gefolge den Wolfsburger Kaufleuten Geld, die er vorfand. Auch seine der Vorzugsmilch bis hin zu den die Lohnpfändungen erreichten Kredit zu erhalten. Mutter glaubte zunächst, das Erholungsheimen. Internationale Ausrichtung Festschrift 65 Jahre IGM | 13 Weit über den Tellerrand geschaut In Folge der globalen Ausrichtung von VW und der Zustände an ausländischen Standorten richtete die IG Metall früh den Blick in die Ferne Volkswagen war seit Ende Seminare in der Heimvolks- der Kriegsproduktion geprägt hochschule Hustedt zum Thema durch den Export von Fahrzeu- „Internationale Solidarität“. Aus gen. Bereits 1953 wurden dann diesen Seminaren ist letztend- in Brasilien, drei Jahre später lich der Arbeitskreis „InterSoli“ in Südafrika und 1964 in Mexiko der IG Metall Wolfsburg entstan- eigene Produktionsstätten von den. InterSoli beschäftigte sich VW errichtet. Da die inländische mit den Lebens- und Arbeitsbe- Entwicklung stetig aufwärts dingungen der Kollegen an den ging, wurden die Auslandsin- VW-Standorten. vestitionen von gewerkschaftlicher Seite lediglich zur Kenntnis Die 80er und 90er Jahre brachten genommen. für die internationale Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit 1995 wurde auch die Arbeitnehmervertretung von VW Bratislava in den E-KBR aufgenommen. Im Oktober 1976 unternahm der bei Volkswagen wesentliche VW-Gesamtbetriebsrat seine Änderungen. Der Mauerfall erste Reise nach Brasilien, vier eröffnete Möglichkeiten in Ost- den Gewerkschaften der spani- schaftsnetzwerk. 2008 beschlos- Jahre später nach Südafrika. und Mitteleuropa. Im August 1990 schen Region Baix-Llobregat, die sen die Vertreter der polnischen, 1978 besuchte schließlich John gründeten Arbeitnehmerver- später auf Katalonien ausgewei- tschechischen, slowakischen Gomomo, der Sprecher der tretungen von Volkswagen und tet wurde. Mit Gewerkschaften und deutschen Gewerkschaften damals noch verbotenen Metall- Audi in Deutschland, VW Brüssel aus den V W-Standorten von an den VW-Standorten auf Ini- arbeitergewerkschaft COSATO in sowie SEAT in Spanien gemein- Argentinien, Brasilien, Mexiko, tiative der IG Metall Wolfsburg, Südafrika, zum ersten Mal seine sam mit den an diesen Standor- Portugal und Spanien knüpfte die ebenfalls ihre Zusammenarbeit Kollegen in den VW-Werken in ten vertretenen Gewerkschaften IG Metall Wolfsburg 2005 das so zu intensivieren. Sie gründeten der Bundesrepublik. 1979 orga- den Europäischen Konzernbe- genannte basisnahe deutsch- das MOE-Netzwerk für Mittel- nisierte der Gesamtbetriebsrat triebsrat (E-KBR). 1995 wurden iberoamerikanische Gewerk- und Osteuropa. zusammen mit der IG Metall und die Arbeitnehmervertretungen dem Internationalen Metallge- von VW Sachsen, VW Bratislava werkschaftsbund (IMB) in Wolfs- und Skoda in den E-KBR aufge- burg die erste „Internationale nommen. Im Mai 1996 legte die Arbeitnehmerkonferenz“ des Weltarbeitnehmerkonferenz in VW-Konzerns. Wolfsburg dann den Grundstein für eine weltweite Interessenver- Ein großes Problem zeigte sich tretung bei VW. Daraus entstand durch den schwierigen Informa- 1999 der Weltkonzernbetriebs- tionsaustausch. Die deutschen rat. Gewerkschafter wurden über die Situation in den Auslandswerken 2002 einigte sich dieser Welt- weitgehend über das Manage- konzernbetriebsrat mit dem VW ment informiert. Auf Initiative Vorstand auf die Sozialcharta. des Gesamtbetriebsrates und 2004 bekannte sich Volkswagen der IG Metall wurde festgelegt, außerdem zu einer einheitlichen dass kontinuierlich konkrete und nachhaltigen Arbeitsschutz- Probleme im Ausland mit dem politik. Und 2009 verabschiedete Betriebsrat und im Aufsichtsrat der Volkswagen Konzern als ers- besprochen wurden. tes Unternehmen eine weltweit gültige „Charta der Arbeitsbezie- Im Winterhalbjahr 1982/83 ver- hungen“. Seit 1998 pflegt Wolfs- anstaltete die IG Metall zwei burg eine enge Kooperation mit Anzeige 14 | Festschrift 65 Jahre IGM Tarifpolitik Vorbildliche Modelle entwickelt Erfolgsgeheimnis der mitunter unkonventionellen Lösungen hat seinen Ursprung im Haustarifvertragssystem Lohn- und Gehaltstarifverträge tarifvertrag von 1987. Zum Aus- Angestellte in der Metallindus- ab dem Ende der 1990er Jahre. wurden schon 1948 zwischen druck kam ein neues Selbstbe- trie. Nur zwei Jahre später der Das Stichwort lautete „Auto der IG Metall und der Werkslei- wusstsein in der Tarifrunde 1978, nächste Kraftakt: Der Absatz 5000“. Dieses Konzept führte zu tung auf Grundlage eines Haus- als die IG Metall die erste und in der Marke VW brach ein. Zu mehr Beschäftigung mit 3500 tarifvertrages abgeschlossen. bislang einzige Urabstimmung bewerkstelligen war also die zusätzlichen Produktionsar- So wurde das Volkswagenwerk bei VW umsetzte, bei der 88,58 Quadratur des Kreises. Diese beitsplätzen in Deutschland zu auch hinsichtlich der Lohn- Prozent der IG Metall-Mitglieder lautete: Senkung der Personal- ordentlichen tariflichen Bestim- höhe und der Sozialleistun- für Streikmaßnahmen stimmten. kosten bei gleichbleibendem mungen. Die tarifpolitische Inte- gen zu einem Musterbeispiel. Schon 1977 forderte sie zudem Personalbestand. gration der „Auto 5000 GmbH“ Das erste komplexere Tarifwerk erstmals die Einführung der VWs war der Manteltarifvertrag 35-Stunden-Woche mit vollem Aus dieser Vorgabe entstand von 1954. Nicht tariflich, sondern Lohnausgleich. die Vier-Tage Woche, die am 1. auf betrieblicher Ebene verein- in die Volkswagen AG gelang schließlich im Jahr 2008. Januar 1994 in Kraft trat. Die Zur Senkung der Personalkos- barte man dann am 30. Januar Im Dezember 1990 konnten Beschäftigten büßten durch ten forderte VW in der Tarifrun- 1956 den schrittweisen Einstieg sechs Prozent mehr Lohn und die Einführung der Vier-Tage- de 2004 dauerhafte Nullrunden, in die 40-Stunden-Woche. Gehalt erreicht werden sowie die Woche etwa zehn Prozent bis die Entgelte das Niveau des Festlegung auf die 36-Stunden- ihres Nettoeinkommens ein. Flächentarifvertrags erreichten. Aus Sicht der IG Metall galt es Woche zum 1. April 1993 und Als im Jahr 1995 die Erneue- Es folgte eine der konfliktreichs- später, die Auswirkungen der die Einführung der 35-Stunden- rung des Tarifvertrages von ten Tarifauseinandersetzungen Rationalisierung von vornher- Woche zum 1. Oktober 1995. 1993 anstand, spielte für V W die Wettbewerbsfähigkeit eine der VW-Geschichte. Nach 23 drei wegweisende Tarifverträge: W ir kliche Tar ifgeschichte große Rolle. Beide Tarifpartei- eines Monats und vier Verhand- der Lohnrahmen-Tarifvertrag schrieben IG Metall und VW im en wollten dennoch an der 28,8 lungsrunden unterzeichneten (LORA) von 1978, der Tarifver- folgenden Jahr mit der Einigung Stunden-Woche festhalten. IG Metall und VW im November trag zur Lohndifferenzierung auf den ersten einheitlichen Ent- (LODI) von 1979 und der Technik- gelttarifvertrag für Arbeiter und ein zu kontrollieren. Es kamen Warnstreikaktionen innerhalb 2004 den „Zukunftstarifvertrag“. Mit der 1995 vollzogenen Darin setzte die IG Metall eine Erneuerung des Tarifvertra- siebenjährige Beschäftigungs- ges zur Vier-Tage-Woche von sicherung bis 2011 durch. 1993 und der damit verbundenen Beschäftigungsicherung Der im Sommer 2006 erzielte lieferten IG Metall und VW den Tarif-Kompromiss sah zwei Kor- Beweis, dass das Modell nicht ridormodelle zur Arbeitszeitver- nur vorübergehend taugt. längerung vor. Die Vier-Tage- Woche war damit Geschichte. Anstatt der Mehrarbeit in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre Gleichzeitig vermochte die IG Metall den Angriff auf die Golf- mit unbefristeten Neueinstel- Produktion und Komponenten- lungen zu begegnen, erhöhte werke zu parieren. Im Resultat VW die Zahl befristet Beschäf- erzielte sie letztlich einen erwei- tigter. Nach sechs Verhand- terten Zukunftstarifvertrag, der lungsrunden und 30-stündigem die Beschäftigungssicherung -marathon gab es im Sommer über 2011 hinaus erweiterte. 1997 deutschlandweit die erste Die Beschäftigungssicherung tarifliche Regelung zur Altersteilzeit in einem großen Indust- konnte inzwischen bis 2014 ausgedehnt werden. Erstmals rieunternehmen. wurde zudem eine konkrete Beteiligung am wirtschaftlichen Die einzige Urabstimmung bei VW fand 1978 statt. Globalisierung und Massenar- Erfolg der Marke Volkswagen beitslosigkeit prägten das Bild festgeschrieben. Antifa-Arbeit | Engagement in den Betrieben Festschrift 65 Jahre IGM | 15 Die Erinnerung wach halten Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen: Die antifaschistische Arbeit der IG Metall Wolfsburg Für die IG Metall Wolfsburg hat die IG Metall Wolfsburg erstmals die antifaschistische Arbeit in ihre Woche des Antifaschismus, den vergangenen 25 Jahren einen die mittlerweile zum festen ganz besonderen Stellenwert. Datum im politischen Kalender Es ist dem Betriebsrat und sei- der Stadt zählt. 2007 schloss sie nem langjährigen Vorsitzenden mit der „Vereinigung der Häft- Walter Hiller zu verdanken, dass linge der Hitler’schen Konzent- Volkswagen sich seiner histori- rationslager“ in Zgorcelec einen schen Verpflichtung stellte. 1986 Kooperationsvertrag. Stanislaw kam es zu einer gemeinsamen Hantz, Opfer des Nazi-Terrors, Erklärung. Im November 1996 diskutierte mehrfach bei der erschien eine Studie unter dem „Woche des Anti-Faschismus“mit Titel „Das Volkswagenwerk und Schülern sowie Auszubildenden. andere Herkunft, Hautfarbe oder ein „Museum der KdF-Stadt“ seine Arbeiter im Dritten Reich“. 2007 rief die IG Metall ange- Religion haben – beruhigt wer- errichten wollten. Der Schulter- 1985 gehörten prominente IG sichts von NPD-Ankündigungen den. Andererseits war es auch schluss der Wolfsburger Demo- Metall-Mitglieder zu den Initia- im Landtagswahlkampf zum eine Warnung an die NPD und kraten wurde ganz schnell reak- toren eines Bürgerantrags, der Schulterschluss der Wolfsburger andere Rechtsradikale, diese tiviert. Und er hatte Erfolg. Am die Umwidmung des „Ausländer- Demokraten auf. Repräsentanten Stadt nicht als Tummelplatz ihrer 18. Juni 2010 wurde das Mahnmal friedhofes“ an der Werderstraße aus Politik, Kirchen, Unterneh- populistischen Ideologie zu miss- zur Erinnerung an die Zwangs- in „Gedenkstätte für die Opfer men und Gewerkschaften sag- brauchen. Ende Juni 2009 wurde arbeiter in Wolfsburg offiziell des Faschismus“ forderte. Die ten spontan zu. Mit dem Bündnis bekannt, dass Rechtsradikale um eingeweiht. Der Ort bekam – wie IG Metall-Jugend übernahm die sollten einerseits die Menschen den Nazi-Anwalt Jürgen Rieger von der IG Metall vorgeschlagen – Patenschaft. 2005 organisierte – vor allem diejenigen, die eine im früheren Möbelhaus Alsdorff den Namen Sara-Frenkel-Platz. Bei der Antifa-Woche erzählte Stanislaw Hantz vom Nazi-Terror. Viel mehr als „nur“ VW Die IG Metall Wolfsburg wird Mehr als 90 Prozent der fast 400 selbstverständlich nach wie vor Betriebsräte sind Mitglied der IG vom Stammwerk der Volkswa- Metall. Seit 1998 treffen sich ein- gen AG mit seinen fast 50.000 mal im Monat Betriebsräte der Beschäftigten dominiert. Aber: größten Unternehmen außerhalb Gut 20.000 Kollegen arbeiten von Volkswagen. Gemeinsam mittlerweile außerhalb des werden Kampagnen und Aktivitä- VW-Werkes. Mehr als die Hälfte ten zur Mitgliederbetreuung und davon sind in der IG Metall orga- -gewinnung beraten. Viel Wert nisiert. Sie organisiert neben wird auf die Schulung gelegt. der VW-Belegschaft, auch die Einmal im Monat bietet die IG Arbeitnehmer aus der Metall- Metall Wolfsburg den Betriebs- und Elektroindustrie, in den räten eine Tagesschulung im Ingenieurs- und IT-Betrieben, Gewerkschaftshaus an. Dort der Holz- und Textilwirtschaft, werden sie über aktuelle Fragen dem Kfz-Gewerbe, dem Elektro-, Sanitär- und Heizungshand- aus dem Arbeits- und Betriebs- werk sowie den industrienahen den regelmäßigen Sitzungen Dienstleistungsunternehmen. In lernen sie zudem, professionell fast 50 Betrieben gibt es gewähl- betriebliche Öffentlichkeitsarbeit te Arbeitnehmervertretungen. für ihre Tätigkeit zu nutzen. verfassungsrecht geschult. In Anzeige $0 **-++$.%$/0 '.$$0 **9 (.%$($.,&$+$(,/ +$!1.0/0 & +/0 &1*( 1%#$+$*6,#$#$/ $(01,# '.2$.$(,/ 9'.(,#$.1,# +(*($,%$/0+(02($*$,000. )0(-,$,%7.#($& ,5$ +(*($M 0$'&$& M " ) $++)+,)% M '$$&),+*! M ') M "*&"&$*& M "*&("$()# M "&)"&)&"*!& M 3(,) & M "*&!3(#"**& M /(')'$$&M ,& ,& M $+&*!,#$ M ,)+))%(M $"&#"&))"!3)"&),&+) !)&M "&)!%"&#&M ),**$$*M "&)$++) )+&M " ,)&+!+)'%( &"'$*,) M '&0)" +&,&,+*!!)&M '"-$"&$,4$$,)&")M '& $,),&&+'%"%M ,))9 "*!)")#$8 M '+'#+"'&9"&). &"$+8M "/,(7#+"'&3)9(')+$)!$&(')+$)&8M !))'"),& 7 )#!)*.!+'$*,) M , &,).!)'$*,) M %"+"$*!")%!))+*+M +$$'!&1")# M 2$+%"+,&,!&M $$&**** & 9 '.7',$,'-3.-&. ++ M '(*' .+-,("-*)/3 &$,."'$/0. (& ,# M ,5$,#$/'$ 0$.-*%/!1.& M 3$$04*(00$. M $$ 0*$/ M ($-*#$,$,$(0$. '.!/"'*1//$1$.3$.) $0 **'$*,)