Jahresbericht 2011
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Jahresbericht 2011
Ya Kesho e.V. Schulbank drücken für eine stärkere Zukunft! JAHRESBERICHT 2011 Ein Pfarrer steht bei Regen in einer Pfütze, die immer größer wird und die ihn zu ertränken droht. Als ihm das Wasser bis zur Hüfte steht, kommt ein Boot vorbei. Ein Mann auf dem Boot sagt: „Lieber Herr Pfarrer, bitte steigen Sie in mein Boot ein, sonst ertrinken Sie!“. Der Pfarrer sagt: „Nein, nein, ich glaube an Gott! Er wird mich schon retten!“ Als das Wasser dem Pfarrer bis zur Brust steht, kommt ein zweites Boot vorbei: „Herr Pfarrer, steigen Sie bitte ein, sonst ertrinken Sie!!“ „Nein, nein!“ sagt der Pfarrer, „der Herr wird mich retten, ich glaube daran!“ Als das Wasser dem Pfarrer bis zur Nase steht, kommt ein drittes Boot vorbei: „Biiiiiiitttte Herr Pfarrer!!! Steigen sie doch ein, sonst ertrinken sie!“ „Nein, ich bleibe dabei, ich glaube an Gott, er wird mich retten.“ Kurz darauf ertrinkt er und kommt in den Himmel. Als er vor Gott steht, fragt er ihn enttäuscht: „Herr, warum hast du mich nicht gerettet?!“ Und Gott sagt: „Also bitte, ich habe dir 3 Boote und damit 3 Möglichkeiten geschickt, dich selbst zu retten und du bist nicht eingestiegen!“ Unsere Ya Kesho-Kids kennen inzwischen alle diese Anekdote und es ist immer wieder interessant ihre Reaktion darauf zu beobachten. Von Lachen, über Augenrollen oder einfach nur Verdutztheit war alles dabei. Beim Erzählen solcher Geschichten in Einzelgesprächen ist es vor allem unser Ziel, den Kindern die Augen und zu öffnen, damit sie erkennen, dass sie selbst Herr ihres Lebens sind. Ya Kesho bietet ihnen die Möglichkeit, eine anständige Grundausbildung zu erlangen. Ob und wie sie diese Chance nutzen, müssen Sie für sich selbst entscheiden. Manche Kinder verstehen das besser, manche schlechter. Wir sehen in manchen Potential, weil sie hungrig nach Wissen sind und Lust am Arbeiten haben. Andere zeigen dagegen nicht viel Leidenschaft für dieSchule und die angebotenen Praktika. Mit allen Höhen und Tiefen haben wir es gemeinsam durch das erste offizielle, durch eure Spenden finanzierte Schuljahr geschafft. Wir bedanken uns herzlichst für das Vertrauen und die Zuversicht mit uns zusammen, einen kleinen, aber feinen Unterschied auf dieser Welt zu bewirken. Dieser Jahresbericht gibt einen Einblick was mit euren Spendengeldern im vergangenen Jahr bewegt worden ist. Aktuelles findet ihr auf unserer überarbeiteten Website (http://www.yakesho.org). Ve Kessen-Soltmann 1. Vorsitzende Ya Kesho e.V. 1 I. YA KESHO KIDS – RÜCKBLICK 2011 / AUSBLICK 2012 Nun kommen wir zu den eigentlichen Akteuren; unsere Ya Kesho-Kids mit ihren Erfolgen und Herausforderungen. Ganz wesentlich war, dass ab Anfang 2011 die Schulgelder aller Familien vom Verein und nicht mehr privat finanziert werden. Die Eltern wurden über diesen neuen Status aufgeklärt und haben gelernt konsequent mit den Förderhilfen umzugehen und dementsprechend Quittungen und Unterschriften zu sammeln. Zusätzlich ergaben sich viele private und aufschlussreiche Gespräche mit den Kindern, deren Eltern und Lehrern. Wie es nun mal so ist, erging es nicht allen Kindern im letzten Jahr gleich. Wir, bei Ya Kesho e.V., sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Kids bei ihrer schulischen Laufbahn individuell zu unterstützen - Die Überflieger weiterhin fliegen zu lassen und die Schwächeren so zu fördern, dass sie ihr volles Potential erreichen. 1.) SULEIMI (22) Noten 2010 (10. Klasse): 308 / 800 Punkte (38,5 %) Noten 2011 (11. Klasse): 332 / 800 Punkte (41,5 %) Schulgeld Ist 2011: € 284,46 Geplant 2012: € 245,05 1 Unsere Älteste wurde nach dem 2. Semester 2010 aus ihrem Internat in Tanga, Tanzania, aufgrund politischer Unruhen wieder zurück nach Kenia zu ihrer Familie geholt. Sie musste die zunächst gefundene Freiheit und ihre Freunde aufgeben und in die lokale Gombato High School eingegliedert werden. Der Schulwechsel mitten im Jahr, war für sie nicht leicht. Leider haben damit ihre schulischen Leistungen deutlich abgenommen. Ihre Noten im 1. Semester 2011 wichen sichtlich von ihren bisherigen, überdurchschnittlichen, Noten ab. Um sie beim Aufholen zu unterstützen erhielt sie Ende des Jahres 2010 in ihren Semesterferien zusätzliche Förderung durch einen Privatlehrer. Wir hoffen, dass sie bald wieder den aktuellen Stoff aufholen kann. Suleimi ist dieses Jahr in die 11. Klasse gekommen. Ende 2012 schliesst sie die Secondary School ab und muss sich langsam damit auseinandersetzen, was sie danach mit ihrer Schulbildung anfangen will. In Gesprächen kristallisiert sich nach wie vor ihr Wunsch heraus, 1 Differenz vgl. S. 7 2 Medizin zu studieren. Da wir für eine derartige Ausbildung nicht mehr zuständig sind und glauben, das Berufserfahrung ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit ist, wird sie zunächst 2012, während ihren Schulferien ein Klinikpraktikum absolvieren. 2.) ABUBAKHAR(19) Noten 2010 (8. Klasse): 314 / 500 Punkte (62,8 %) Noten 2011 (9. Klasse): 630 / 1100 Punkte (57,3 %) Schulgeld Ist 2011: € 302,56 Geplant 2012: € 290,48 2 Im Sommer letzten Jahres bekam Abu durch uns die Möglichkeit nebenbei an einen TaekwondoWorkshop in Nairobi teilzunehmen. Sein ‚Meister’ zeigte großes Interesse an seinem Talent und er wurde zusätzlich gefördert. Im Dezember 2010 nahm er dann an einem landesweiten Wettbewerb Teil und gewann den ersten Platz. An unserem Ya Kesho-Treffen kurz vor Weihnachten zeigte er uns dann eindrucksvoll seine Technik - ein voller Erfolg! Zur gleichen Zeit schloss Abu Ende 2010 seine Primary School (8. Klasse) mit einem guten Notendurchschnitt ab und wartete bis Mitte Januar geduldig auf seine amtliche Versetzung auf die Secondary School (9.-12. Klasse). Die landesweite Zuteilung der Schulplätze geschieht durch das kenianische Bildungsministerium, je nach Notenschnitt. Abus Abschlussnoten lagen eher im oberen Drittel und so zog er Mitte Februar in das Internat der Shimba Hills Secondary School. Auch das Vertrauen seiner Lehrer gewann der beliebte Schüler schnell und ist nun ‚head boy’ und dafür zuständig, dass in seinem Haus (20 Jungen) alles in Ordnung gehalten wird. Ab dem 2. Semester sanken trotz aller Anstrengungen Abu’s Noten ständig ab. Wir luden daraufhin ihn und seinen Vater zu einem Gespräch ein, um nachzuhaken woran das liegen könnte. Es stellte sich heraus, dass die Noten aller Mitschüler diesen Abstieg verzeichneten. Dies lag nicht zuletzt daran, dass die Kinder im Lehrplan hinterherhinkten. Im Dezember 2011 trafen sich alle betroffenen Eltern an der Schule um sich über die Unterrichtslücken zu beschweren. Da von Seiten der Schule keine Änderung angeboten wird, überlegen Abus Eltern ihn auf eine andere Schule zu nehmen. So kann er seine Noten aufholen und damit hoffentlich wieder sehen, dass sein hartes Arbeiten auch belohnt wird. 2 Differenz vgl. S. 7 3 3.) JUMA (17) Noten 2010: keine Angabe Noten 2011 (4. Klasse): 282 / 500 Punkte (56,4 %) Schulgeld Ist 2011: € 209,97 Geplant 2012: € 182,08 3 2009 ist Jumas leibliche Mutter bei der Geburt seines 8. Geschwisterchens gestorben. Da sein Vater vor längerer Zeit die Familie verlassen hatte, stand Juma mit seinen 7 jüngeren Geschwistern auf der Strasse. Anfang 2010 nahm ihn sein Onkel ihn in seine Familie auf, so dass er nun mit Suleimi, Abubakhar, Yahya und Imran zusammen lebt. Obwohl damit für seine Grundversorgung gesorgt war, hatte Juma große Schwierigkeiten, sich in der Familie wohlzufühlen. Er war nun getrennt von seinen eigenen Geschwistern und vermisste sie und seine Mutter sehr. Ab und zu fuhr er mit dem Bus ins Nachbardorf um seine Lieblingsschwestern, die 4 Zwillinge Saumu und Binti , zu besuchen. Sein Onkel bemerkte seine Aufhellung nach jedem Besuch und beschloss, auch noch die zwei kleinen 8-jährigen Zwillinge bei sich aufzunehmen. Alle drei Kinder hatten bis dahin große Lücken in ihrer Schulbildung, sie waren nur sporadisch auf öffentliche Schulen gegangen. Wir beschlossen den drei Kindern die Möglichkeit zu geben, ebenfalls auf eine private Schule zu gehen. So wurde bis Ende 2010 Juma mit Nachhilfeunterricht gefördert, in der Hoffnung, er könne den Einstufungstest bei der Diani Baptist Academy bestehen. Nach 2 Anläufen gelang dies und er ist nun seit Anfang 2011 auf der Schule eingeschrieben. Ende 2011 schloss er mit relativ guten Noten die 4. Klasse ab und qualifizierte sich für die 5. Klasse in 2012. Dank dem regelmäßigen Schulgang, seiner Freundschaft mit Yahya und der Anwesenheit der Zwillinge ist er sichtlich aufgeblüht. Er fühlt sich jetzt in seiner neuen Familie richtig wohl. Wir blicken mit Zuversicht auf seinen schulischen Werdegang. 3 4 Differenz vgl. S. 7 Genauere Beschreibung auf S. 6 4 4.) YAHYA (16) Noten 2010 (7. Klasse): 298 / 500 Punkte (59,6 %) Noten 2011 (8. Klasse): 335 / 500 Punkte (67 %) Schulgeld Ist 2011: € 357,22 Geplant 2012: € 403,92 5 Unser helles Köpfchen Yahya ging Anfang 2011 sein letztes Schuljahr der Diani Baptist Academy (Primary School) an. Wie üblich auf solchen Schulen, ziehen die Schüler für das letzte Schuljahr (8. Klasse) in das angeschlossene Internat, um sich intensiv auf ihren Abschluss vorzubereiten. Yahya war sehr motiviert seine Noten oben zu halten, da er unbedingt auf eine ‚National High School’ gehen wollte. Diese nationalen Schulen nehmen jedes Jahr an einem landesweiten Wettbewerb um die besten Schüler teil. Trotz seiner zurückhaltenden Art, möchte Yahya gerne ganz oben mitmischen – ein stilles Wasser wie uns scheint. Sein Wunsch Ingenieur zu werden bleibt und er zeigt außerordentliches Talent Kaputtes zu reparieren. Ende 2011 schaffte er den Übergang auf die National High School mit mehr als gutem Notenstand. Er war sehr stolz darauf, besser abgeschnitten zu haben als sein älterer Bruder Abubakhar. Anfang 2012 bekam er endlich die Zusage, einen Platz an der Kwale High School zu bekommen und zog dann Mitte Januar frisch in deren Internat. 5.) IMRAN (12) Noten 2010 (4. Klasse): 367 / 500 Punkte (73,4 %) Noten 2011 (5. Klasse): 352 / 500 Punkte (70,4 %) Schulgeld Ist 2011: € 202,92 Geplant 2012: € 179,82 6 Imran ist einer der jüngeren Ya Kesho Kinder und ein etwas schüchtener, aber sehr aufgeweckter junger Mann, wie man jedes Jahr unschwer an seinen Noten sehen kann. Er hält sich wacker im oberen Drittel seine Stufe. 2011 ist sein Notenschnitt im Vergleich zu 2010 etwas abgesackt. Nach einem Gespräch mit seinen Eltern hat er verstanden, dass er sich weiterhin Mühe geben 5 6 Differenz vgl. S. 7 Differenz vgl. S. 7 5 muss. Eigentlich ist er hochmotiviert seinen großen Vorbildern Abubakhar und Yahya auf eine gute Secondary School zu folgen. Wir sind zuversichtlich, dass seine Noten in 2012 wieder besser werden. Bis dahin geht er weiterhin zusammen mit Juma auf die Diani Baptist Academy in Ukunda. 6.) ERNEST (5) Noten 2010 (Kindergarten): very good (sehr gut) Noten 2011 (Vorschule): 636 / 700 Punkte (90,8 %) Ausgaben 2011: € 164,84 Geplante Ausgaben 2012: € 220,61 7 Ernest wohnt zur Zeit er zusammen mit zwei Cousins bei seiner Tante, da seine Mutter eine Lehramtausbildung im Norden von Kenia macht. Sein Vater ist zwar ganz in der Nähe und sieht ihn jeden Tag, kann sich aber nicht genügend um ihn kümmern, weil er als Taxifahrer Tag und Nacht unterwegs ist. Ernest wird Ende 2012 aus dem Ya Kesho Programm aussteigen. Ab diesem Zeitpunkt hat seine Mutter ihre Ausbildung in der Tasche und kann selbst zusammen mit Ernest Vater sein Schulgeld bezahlen. Ende 2011 hat Ernest sein letztes Kindergartenjahr mit Erfolg abgeschlossen. Er ist sowohl bei seinen Mitschülern als auch bei den Lehrern auf der Ukunda Catholic Nursery School sehr beliebt. Die Noten sind stets im oberen Bereich. Ende 2011 hat er seinen Kindergarten abgeschlossen und zieht in die erste Klasse gleich nebenan in die Ukunda Catholic Primary School ein. Wir hoffen, dass er dann auch außerhalb der Ya Kesho-Familie weiterhin so erfolgreich ist wie bisher. 7.) NEUZUGANG 2012 - SAUMU (11) Noten 2011: keine Angabe Geplante Ausgaben 2012: € 208,47 Saumu und Binti sind die Zwillingsschwestern von Juma, die seit Anfang 2011 mit ihm bei ihrem Onkel wohnen. Als die Mädchen eintrafen, wurde schnell klar, dass 7 wir auch diesen beiden eine Differenz vgl. S. 7 6 Bildungschance bieten wollten. Saumu ist die Aufgewecktere der beiden Zwillinge und pochte schnell darauf, gemeinsam mit Juma und Imran zur Schule zu gehen. Mit Nachhilfeunterricht in mehreren Anläufen hat sie Ende 2011 den Einstufungstest and der Diani Baptist Academy bestanden und kann nun ab 2012 dort in die 2. Klasse gehen. Sie ist neugierig und freut sich schon auf die Schule. Saumus Schwester Binti hat diesen Test noch nicht bestehen können. Wir sind zuversichtlich, dass Sie mit ein bisschen mehr Nachhilfe auch bald zur Schule gehen kann. II. ZAHLEN EINNAHMEN – AUSGABEN 2011 Stand 1.1.2011 3.126,34 € Spendeneinnahmen Zinsgutschriften 1.295,55 € 19,72 € SUMME EINNAHMEN 1.315,27 € Zahlung Schulgeld Steuern von Bank Bankgebühren 1.521,97 € 3,75 € 12,95 € SUMME AUSGABEN 1.521,97€ SALDO 31.12.2010 -223,40€ Stand 31.12.2011 2.652,92€ AUSGABEN – ALLE KINDER 2011 Suleimi Abubakhar 284,46€ 302,56€ Juma 209,97€ In den Summen enthalten, sind: Yahya 357,22€ Imran 202,92€ Ernest 164,84€ 1.521,97€ Schulgeld (3 Semester / Jahr) Internatsaufenthalte (Suleimi, Abubakhar, Yahya) Nachhilfe (Juma, Suleimi) Schulbücher je nach Bedarf Schuluniformen – und schuhe je nach Bedarf Mittagessen GEPLANTE AUSGABEN – ALLE KINDER 2012 Suleimi Abubakhar 245,05€ 290,48€ Juma 182,08€ Yahya 403,92€ Saumu Imran 208,47€ 179,82€ Ernest 220,16€ GESAMT 1.729,98€ Wir rechnen in 2012 mit höheren Ausgaben. Zunächst einmal verzeichnen wir eine Schulgelderhöhung bei allen Schulen in unserem Programm. Dies liegt u. A. an der Erhöhung der Lebenskosten in Kenia seit Anfang 2012. Ende 7 2011 sank der Wechselkurs rapide, fing sich dann aber wieder im Februar 2012. Dennoch steigen vor allem die Lebensmittelkosten und Bezinkosten stetig an. Da die Schulgeldkosten sich beim Einzug der Kinder in die Secondary School fast verdoppeln und immer mehr unserer Kids in höhere Schulen eintreten, muss man auch mit einer Erhöhung des Finanzbedarfs rechnen. Ende 2012 steigen Suleimi und Ernest aus unserem Programm aus, es kommen jedoch Bintis Schulgeldkosten hinzu und Yahya steigt in die Secondary School auf. Beim Eintritt in das erste Semester auf der Secondary School, stehen erhöhte Ausgaben an, wobei für die Einschreibung und für die erstmalige Ausrüstung fürs Internat ein Betrag von € 200 anzusetzen sind. 8