Vortrag Rothenburger

Transcrição

Vortrag Rothenburger
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
„Artenschutz denken“
Frühzeitige Konflikterkennung in Planung, Bau und
Unterhaltung
Tagung „Naturschutz und Verkehrswegebau“, Friedberg, 29.10.2014
Volker Rothenburger, Untere Naturschutzbehörde
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
„Artenschutz denken“
Sensibilität für Artenschutz in Planung, Bau und
Unterhaltung
Tagung „Naturschutz und Verkehrswegebau“, Friedberg, 29.10.2014
Volker Rothenburger, Untere Naturschutzbehörde
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„Artenschutz denken“ - Vortragsgliederung
„Regionaltangente West“: Frühzeitige Einbeziehung des
Artenschutzes im Vorplanungsprozess
„Höhlenbäume im urbanen Raum“ – vorsorglicher
Artenschutz bei Baumpflegearbeiten
in Frankfurt am Main
Artenschutz in der Praxis der Verkehrswegeunterhaltung
a)Bauwerke als Fortpflanzungs- und Ruhestätte
b)Gehölzrückschnitte an Straßen und Bahnlinien
Zusammenfassende Hinweise
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
1. Regionaltangente West (RTW)
2 Linien:
• Bad Homburg - Neu-Isenburg Zentrum
• Praunheim - Dreieich-Buchschlag
Bad Homburg Bf
Oberursel Bf
Oberursel-Stierstadt
Linienlängen 33 km bzw. 38 km
Gesamtnetz ca. 44 km
Steinbach/Weiskirchen
Praunheim
Gewerbegebiet
30-Minuten-Takt je Linie /
zusammen 15-Minuten-Takt
Eschborn Süd
Dunantsiedlung
Eschborn Ost/Helfmann
Park
Carl-Sonnenschein-Siedlung/
Düsseldorfer Straße/
21 Haltestellen, davon 12 „im Bestand“
Sossenheim Bf
Krankenhaus Höchst/Höchst
Stadtpark
Höchst Bf
Fahrzeiten (exemplarisch, in Minuten):
Leunastraße
Gewerbepark
Süd
Gateway
Gardens
Flughafen
Regiobahnhof
Stadion
Neu-Isenburg
Bf
Isenburgzentrum
WilhelmLeuschnerStr.
Buchschlag - Flughafen:
ca. 15
Neu-Isenburg - Flughafen:
ca. 15
Flughafen - Höchst:
ca. 10
Höchst - Eschborn Süd:
ca. 10
Eschborn Süd - Bad Homburg: ca. 15
Eschborn Süd - Praunheim:
ca. 7
DreieichBuchschlag Bf
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Quelle: Regionaltangente West Planungsgesellschaft mbH
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Umweltaspekte von Anfang an …
Beratung der Geschäftsführung durch
Fachpersonal der Gesellschafter
Einschätzung von Risikopotenzialen
bereits vor Beauftragung von
Ingenieurbüros
Begehung problematischer Korridore mit
der technischen Geschäftsführung –
Sensibilisierung vor Ort
Begleitung aller techn. Routinen in der
Leistungsphase 1 und 2 HOAI
Landschaftsökologische und
artenschutzfachliche Bewertungen in allen
Planungsvarianten durch Fachbüros
Transparenz in der Öffentlichkeit:
Ortsbeiräte, Naturschutzbeirat
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Beispiele von Artenschutzbetroffenheiten
Fließgewässer:
Vernetzungslinien in der
Landschaft
Landwirtschaftliche
Flächen: Feldhamster
Fotos: Volker Rothenburger
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Beipiele von Artenschutzbetroffenheiten
Bahnböschungen als
Lebensraum: Zaun- und
Mauereidechse
Verstärkung von
Zerschneidungswirkungen:
Wechselkröte
Fotos: Volker Rothenburger
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Beispiele von Artenschutzbetroffenheiten
Streckenführung im
Schwanheimer Wald:
Fledermäuse, Vögel
Fotos: Volker Rothenburger
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Potenzielle
Risikoabschätzung
der Varianten durch
Betrachtung der Habitate
aus: Umweltfachliche Beurteilung vom Februar 2011,
Grondmij GmbH i.A. RTW PlanungsgmbH
… auch Vögel und
Insekten
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Feldhamstervorkommen
in Frankfurt 2001 - 2010
Foto: Manfred Sattler
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Grafik: AG Feldhamsterschutz
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• Sind Vorkommen zu erwarten?
• Falls Vorkommen: planerisch zu
bewältigen?
• Möglichkeiten der Vermeidung
und des Ausgleichs
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Grondmij GmbH, i.A. RTW PlanungsgmbH
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Bahntrasse als Lebensraum nutzen
Aus: Hinweise zu möglichen Artenschutzmaßnahmen für Amphibien und Reptilien an der RTW-Trasse, Nov. 2010, Gronmij GmbH i.A. RTW-PlanungsgmbH
Ziel: Eignung vorhandener Trassenabschnitte sowie
Neubauabschnitte für Artenschutzmaßnahmen
für Amphibien und Reptilien
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Foto: Volker Rothenburger
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2. Das Frankfurter
Höhlenbaumprojekt
4 Tierbilder: Institut für Tierökolgie
und Naturbildung, Laubach
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Volker Rothenburger
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Ausgangspunkt: „Frankfurter Nachtleben“
Frankfurter Fledermäuse
8 Tierbilder: Institut für Tierökolgie
und Naturbildung, Laubach
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Bäume in der Stadt:
Fortpflanzungs- und Ruhestätten
contra Verkehrssicherheit?
Foto: Stefan Cop
Foto: UNB Frankfurt
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Verantwortungsarten im Altholz
Foto
Heldbockbaum:
Volker
Rothenburger
Foto: Hirschkäfer:
Tina Baumann
Foto Specht:
Institut für
Tierökolgie
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Foto
Heldbock
Wikipedia
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Projekt: „Höhlenbäume im urbanen Raum“
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Höhlenbaumkartierung: Beispiel Grüneburgpark
Plak.
142
24.2.06
143
24.2.06
143
24.2.06
143
24.2.06
144
24.2.06
145
24.2.06
145
145
19.3.12
19.3.12
146
27.2.06
147
27.2.06
148
27.2.06
149
27.2.06
149
27.2.06
150
27.2.06
151
27.2.06
152
27.2.06
153
27.2.06
153
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
BaumDatum
kataster
19.3.12
x
y
347565
5
347565
8
347565
8
347565
8
347567
7
347566
3
347566
3
347566
3
347607
7
347608
1
347608
3
347607
4
347607
4
347606
5
347604
4
347598
9
347590
9
347590
9
555485
6
555484
6
555484
6
555484
6
555483
6
555490
0
555490
0
555490
0
555460
9
555459
4
555456
3
555464
0
555464
0
555473
4
555473
8
555481
3
555474
4
555474
4
Baumhöhle
Expo. Lage
ntyp
Baumart
Vitalität
BHD
Robinie
lebend
< 80 cm
Rinde
O
Stamm < 5 m
Laubbaum
lebend
< 80 cm
Spalte
S
Stamm < 10 m
SO
Stamm < 10 m
Spechthöhl
< 80 cm
e
Spechthöhl
< 80 cm
e
Spechthöhl
< 60 cm
e
Höhe
Laubbaum
lebend
Laubbaum
lebend
Linde
lebend
Esche
lebend < 100 cm
Spalte
SO
Esche
lebend < 100 cm
Spalte
SO
Esche
lebend < 100 cm Astabbruch NW Stamm < 10 m
Ahorn
lebend
< 60 cm Astabbruch
Ahorn
lebend
< 40 cm Astabbruch
W
N
Stamm < 5 m
Ast
< 15 m
Stamm < 5 m
Stamm < 5 m
SW Stamm < 5 m
Ahorn
lebend
< 60 cm
Laubbaum
lebend
< 80 cm
Laubbaum
lebend
Laubbaum
lebend
< 40 cm Astabbruch
NO Stamm < 5 m
Laubbaum
lebend
< 60 cm Astabbruch
SO
Stamm < 10 m
S
Stamm < 10 m
Laubbaum
Kastanie
Kastanie
Spalte
SW Stamm < 15 m
Spechthöhl
e
Spechthöhl
< 80 cm
e
Spechthöhl
lebend < 40 cm
e
Spechthöhl
lebend > 100 cm
e
lebend > 100 cm Astabbruch
NO Stamm < 10 m
NO
Ast
< 20 m
NO
Ast
< 10 m
SO
O
Ast
< 15 m
Stamm < 10 m
Markierung der Höhlenbäume
Foto: UNB Frankfurt
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Darstellung der Höhlenbäume im GIS
Grafik: Grünflächenamt Frankfurt
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Höhlenbäume im Baumkataster des Grünflächenamts
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Grafik: Grünflächenamt Frankfurt
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Leitfaden: Höhlenbäume
im urbanen Raum
Inhalte:
Rechtliche Grundlagen
Baumhöhlen: Entstehungen,
Typen
Baumhöhlen bewohnende
Tierarten
Erkennungsmerkmale von
besiedelten Höhlenbäumen
Artenschutz in der Praxis der
Baumpflege und
Verkehrssicherung (Kartierung,
Markierung, Protokolle,
Beispiele)
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Der Leitfaden ist
frei zugänglich
unter:
www.frankfurt.de
Umweltamt –
Pflanzen und Tiere
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3. Artenschutz in der Praxis der Verkehrswegeunterhaltung
3.1 Brücken als „Fortpflanzungs- und Ruhestätte“:
Tannenmühlkreisel B 45
(mit Unterstützung durch Hans Schwarting, Rodgau)
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Hans Schwarting
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Spaltenquartiere an Brücken
Fotos: Hans Schwarting
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Autobahnbrücke A45 bei Marköbel
Fotos: Hans Schwarting
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Fledermausquartiere in Brücken
Problem:
keine gleichmäßige Temperatur
niedrige Luftfeuchte
Totfunde Zwergfledermaus und Gr. Abendsegler
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Fotos: Hans Schwarting
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Langohr
Braunes Langohr
Foto: Hans Schwarting
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Brücken, Tunnel etc. sind auch Brutplatz,
Winterquartier, Ruheort
Fotos: Hans Schwarting
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
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3.2 Gehölzrückschnitt an Straßen und
Bahnlinien
Potenziale von Gehölzen an Straßen und Bahnlinien:
Rückzugsort für Tiere der angrenzenden Feldflur,
z.B. bei Schnee, Starkwind, Erntephase etc.
Brut- und Fortpflanzungsstätte, insbesondere bei
ausreichendem Abstand zur Straße oder Bahnlinie
Leitlinie für Fledermäuse, Insekten, Säuger u.a.
Stehende Altbäume als Höhlenbaum
Liegendes Altholz für Zersetzer
u.v.m.
Foto: Heinz Schaan
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Gehölzrückschnitt B43
B43 Raunheim
B43 Rüsselsheim Ausgangszustand
B43 Rüsselsheim
Fotos: UNB Rüsselsheim
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Gehölzrückschnitt
Beispiel: A5
Homburger Kreuz
2013
2014
„Gerade durch die
Aufwuchsgröße dieser
Gehölze war die
Verkehrssicherheit
beeinträchtigt …“ (…)
„Daher wurden bei diesen
Arbeiten alle Bäume mit
den beschriebenen
Problemen entfernt. „
Stadt Frankfurt - GIS
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Gehölzschnitt
Beispiel B 486 Langen - Offenthal
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Fotos: UNB Kreis Offenbach
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4. Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
1. Schulung der Außenmitarbeiter (Entscheider vor Ort)
für den „ökologischen Blick“
Foto: Heinz Schaan
Foto: Volker Rothenburger
Foto: Hans Schwarting
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Heinz Schaan
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
2. Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften
•
•
•
•
•
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Schnittzeitpunkte (§ 39 BNatSchG)
Artenschutzrechtliche Verbote
(§ 44 BNatSchG)
Eingriffsregelung (§ 13 ff. BNatSchG)
Örtliche landschaftsschutzrechtliche
Regelungen
Grenzen der genehmigungsfreien
Unterhaltung
Fotos: UNB Kreis Offenbach
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
3. Großgehölze und Altbäume zulassen, Gebüsche altern lassen
Foto: Volker Rothenburger
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
4. Biotopfunktion vom Straßenbegleitgrün stärken Schutzzäune straßenseitig aufstellen
Foto: Volker Rothenburger
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
5. Sonderstandorte, geschützte Biotope
erkennen, erhalten und entwickeln
Fotos: UNB Rheingau-Taunus-Kreis
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
6. Potenziale für Artenschutz erkennen, Habitatstrukturen
entwickeln, neue Pflegekonzepte konzipieren (z.B. Beweidung)
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Foto: Volker Rothenburger
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
7. Transparenz und Beteiligung von
Naturschutzverbänden und -behörden
vor Unterhaltungsmaßnahmen
(Baumschau, Bauwerkschauen)
8. Bauwerkskataster und
Freiflächenkataster mit
Biotop- und Artenschutzinformationen ergänzen
(Informationen nicht zufallsbedingt an Personen binden)
Foto: Hans Schwarting
9. Interne Abfrage der Informationen vor Entscheidungen
(z.B. Pflegeeingriffe , Bauwerkssanierung) gewährleisten
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
10. Bei Neu- und Umbaumaßnahmen:
frühzeitige Einbeziehung von Behörden und Verbänden,
auch transparente Vorstellung in Naturschutzbeiräten:
Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung von Anfang an –
jenseits gesetzlicher Vorschriften
A 648 zur A5
Abb: GIS Stadt Frankfurt
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Manfred Sattler
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
11. Zerschneidungswirkungen reduzieren
z.B. Überführungen mit
Überflughilfen für Fledermäuse
konzipieren; Grünbrücken
nicht als Sonderfall ansehen
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Fotos: Volker Rothenburger
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Hinweise für Planung, Bau und Unterhaltung
12. Baukörper mit artenschutzrelevanten
Strukturen ausstatten
Foto:
Volker Rothenburger
Foto: Christa Mehl-Rouschal
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Hans Schwarting
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Fazit
Straßen, Bahnlinien, Brücken und Tunnel, Begrünungen,
Gebüsche, Bäume und Böschungen sind immer Bestandteil
des Naturhaushaltes und nicht nur als verkehrstechnische
Einrichtungen anzusehen.
Die ökologischen Potenziale dieser Einrichtungen und
Flächen für Tiere und Pflanzen werden kaum genutzt.
Der „ökologische Blick“ muss insbesondere bei der
Unterhaltung von Infrastruktureinrichtungen gestärkt
werden. Dieser kann mit einfachen technischen Mitteln
institutionalisiert werden (Kataster, Kennzeichnungen etc.).
Transparenz und frühzeitiger Austausch in Planung, Bau
und Unterhaltung ermöglichen wechselseitig Informationen
und Verständnis.
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
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Herzlichen
Dank…
…für Ihr
Interesse
Stadt Frankfurt am Main – Umweltamt
Foto: Volker Rothenburger

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