PLAY IT LOUD! - HS-OWL
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PLAY IT LOUD! - HS-OWL
EINBLICK MASTERING PLAY IT LOUD! Das Mastering ist der letzte Feinschliff vor der Veröffentlichung eines Songs und wird von vielen Musikern als die Königsdisziplin der Musikproduktion angesehen. Ich gehe dem Mythos auf den Grund. Von Niklas Großwald ir schalten das Radio an, hören ein paar Minuten und was stellen wir fest? Rein gar nichts. Dafür gibt es sicherlich vielfältige Gründe. Einer davon ist der ständig gleiche Lautstärkepegel. 2 Mit Hilfe von Kompression und Limiting verkleinern Radiosender die Bereiche zwischen lauten und leisen Tönen bei gleichbleibenden Spitzenpegeln. Der gefühlte Höreindruck, es ist lauter. Radiokompression und modernes Mastering sind zwar nicht genau das Gleiche, verfolgen grundsätzlich aber die selben Motive und zwar einen möglichst lauten, individuellen und brillanten Klang zu erzeugen. Man könnte jetzt den Eindruck gewinnen bei der Arbeit eines Masteringtechnikers geht es darum einen Song so laut und brillant wie möglich zu machen. Ob das wirklich der Fall ist oder ob mehr hinter dem Prozess steht - wir gehen der Frage auf den Grund. Die Namensgebung Um ein Platte zu vervielfältigen, muss zunächst eine Matrize geschnitten werden. Das übernimmt eine Maschine die - unter Rotation der Matrize - Senkungen und Erhebungen in das Ausgangsmaterial schneidet. Die Matrize besteht aus einer mit Lack beschichtete Folie, die später versilbert und galvanisiert wird um sie haltbar zu machen oder einer Edelstahlplatte die mit Kupfer beschichtet ist. Auch an- dere Materialien sind möglich und während der Entstehung der Platte wurde mit unzähligen experimentiert. Die Matrize dient als Negativ für die folgenden Pressungen und wird - dem Englischen entlehnt als Master bezeichnet. 3 GECHICHTE EINBLICK DES MASTERING 1101 1001 0111 1011 0000 1100 0010 0110 0101 1000 1110 0010 1011 0011 1110 0111 0000 1100 0101 1100 1011 0001 Das Gramophon von Emil Berliner Walzen, Schneiden, Pressen Die Geschichte beginnt im Jahre 1887 als Emil Berliner mit der Erfindung des Grammophons den Grundstein für die Entstehung des Mastering legt. Ende der vierziger Jahre nimmt die kommerzielle Vinylproduktion so richtig Fahrt auf und begünstigt die Entwicklung. Ingenieure beginnen nach und nach damit, Geräte wie den Kompressor zwischen das Aufnahmemedium und den Vinylcutter zu schalten. In Folge dessen werden Platten immer lauter geschnitten ohne an Klarheit zu verlieren. Vinyl bleibt bis in die Mitte der achtziger Jahre das Medium für Alben und 4 Singles - viel Zeit um den Prozess des Schneidens zu perfektionieren. Vinyl VS CD Die digitale Revolution und eine nachhaltige Beeinflussung der Industrie begann durch die Einführung der CD im Jahre 1982. Bis Anfang der Neunziger verdrängte die kleine silberne Scheibe die Schallplatte aus den Produktsortimenten kommerzieller Musikverleger. Eine Zeit die von Klangenthusiasten übrigens als die Blütezeit der Pop- und Rockmusik beschrieben wird. Profitorientierte Tonproduzenten mussten zwangsläufig umsatteln. Obwohl es weniger notwendig ist eine CD-Master für die Massen produktion vorzubereiten, verbrachten Toningenieure dennoch immer mehr Aufwand damit ihre Master für das Zielpublikum zu komprimieren, equalizen und zu pegeln. Alben die von verschiedenen Produzenten in unterschiedlichen Studios aufgenommen wurden, wurden durch das Mastering zu einem einheitlichen Hörerlebnis und für das Spielen in unterschiedlichen Umgebungen fit gemacht. [1] 1100010100010110011100101010011101100001010110111011000101000101100111 111101 110110001010001011001110010101001110110000101011011101100010100 1001010100111011000010101101 11011000101000101100111001010100111011000 1101100010100010110011100101010011110111011000101000101100111001010100 01010110111011000101000101100111001010100111011000010101101 1101100010 011100101010011101100001010110111011000101000101100111001010100111101 0100010110011100101010011101100001010110111011000101000101100111001010 000010101101 110110001010001011001110010101001110110000101011011101100 1100111001010100111101 11011000101000101100111001010100111011000010101 0101000101100111001010100111011000010101101 11011000101000101100111001 0110000101011011101100010100010110011100101010011110111011000101000101 0101001110110000101011011101100010100010110011100101010011101100001010 1000101000101100111001010100111011000010101101110110001010001011001110 11101 1101100010100010110011100101010011101100001010110111011000101000 001010100111011000010101101 110110001010001011001110010101001110110000 1011000101000101100111001010100111101 11011000101000101100111001010100 01010110111011000101000101100111001010100111011000010101101 1101100010 0111001010100111011000010101101110110001010001011001110010101001111011 1000101100111001010100111011000010101101110110001010001011001110010101 00010101101 1101100010100010110011100101010011101100001010110111011000 100111001010100111101 1101100010100010110011100101010011101100001010110 101000101100111001010100111011000010101101 Moderne Master werden in binären Umgebungen erstellt. Mastering für jedermann Im Jahr 1996 kommt ein Gerät auf den Markt, das alle wichtigen Werkzeuge wie etwa den Equalizer, den Kompressor, Expander oder Limiter in einer 19 Zoll Rack Einheit vereint. Der Finalizer von TC Electronic Dieses Gerät arbeitet digital mit einer Auflösung von 24 Bit und einer Abtastrate von 96 kHz und findet wegen hochwertiger D/A-Wandler sowohl in digitalen als auch analogen Studioumgebungen Anwendung. Der Finalizer wurde wegen seines erschwinglichen Preises (ein paar tausend Mark bei seiner Markteinführung) zum Tool für jedermann. [1] Im selben Jahr stellte die Firma Steinberg ihre VST (Virtual Studio Technology) Schnittstelle vor, die es ermöglicht Softwareeffekte und -instrumente als Plugins in virtuelle Produktionsumgebungen auf Windowssystemen einzubinden. In der Anfangszeit waren virtuelle Effekte den physikalischen grundsätzlich unterlegen, durch die steigende Rechenleistung und [1] MusicTech Focus:Mastering, Anthem Publishing Ltd die Entwicklung immer effizienterer Algorithmen, wurden Plugins allerdings sehr viel leistungsfähiger. Mittlerweile stellen sie echte Alternativen zu Hardwareeffektem dar. Nebenbei etablierten sich einige andere Standards zum Beispiel die auf Apple Rechnern lauffähigen AUs oder Plugins, die nicht mehr vom Hauptprozessor, sondern von Hardwarekarten berechnet werden. In der heutigen Zeit finden Plugins in allen Bereichen der Musikproduktion, unter anderem im Mastering, Verwendung und haben Musikern zu mehr Autonomie in der Musikproduktion verholfen. 5 MODERNES EINBLICK MASTERING Analog VS digital? Als die digitale Studiotechnik aufkam und in die Territorien analoger Geräte eindrang führte das immer wieder zu Diskussionen zwischen den Anhängern beider Lager. Mittlerweile sind einige Jahre ins Land gegangen, diskutiert wird aber nach wie vor. Die Argumentation der analogen Fraktion wird häufig mit Adjektiven wie weichem, natürlichem Sound untermauert. Das digitale Lager kontert mit Brillanz, Detail und Flexibilität. Passt die Kontroverse überhaupt noch in die heutige Zeit oder ist es der Versuch einiger an alternden Techniken festzuhalten? Wer über den Tellerrand der Studiotechnik hinaus schaut findet einige interessante Beispiele im Vergleich zwischen zwei alten Bekannten, der CD und der Schallplatte. Prinzipiell kann man die CD als minderwertig betrachten, da sie ein zerstückeltes Bild des Ganzen wiedergibt. Wer Öl ins Feuer gießen möchte, könnte aber behaupten, dass selbst die hellsten Köpfe damit überfordert wären sich in einer Sekunde über 44.100 Samples, die sich in 65.536 Lautstärkenuancen entfalten Gedanken zu machen. Im Gegensatz wird ein analoges Mischpult auch noch funktionieren, wenn ein einzelner Balanceregler den Geist aufgibt. Das dynamischere Medium ist die CD mit einem Umfang von 96dB, dass heißt mit einem maximalen Unterschied von 96dB zwischen den leisesten und lautesten Stellen. Der Dynamikumfang einer “direkt” geschnittenen Schallplatte liegt bei etwas über 70 dB. Ein ähnliches Verhalten können wir bei analogen Kompressoren feststellen die in der Regel etwas sanfter zu Werke gehen als ihre digitalen Pendants. Analoge Geräte verarbeiten Klänge physikalisch mit Hilfe mechanischer Bauteile. Dadurch entstehen grundsätzlich Störgeräusche die zum Beispiel unregelmäßigen Stromschwankungen zu Grunde liegen (Rauschen). Zwar werden Geräte so konstruiert, dass sie so wenig wie möglich Rauschen (hochwertige Bauteile, abgeschirmte Stromleiter und so weiter) aber abschalten lässt sich das Phänomen nicht. CDs können ohne Klangverlust vervielfältigt werden. Wenn sie allerdings fehlerhafte oder kaputte Sektoren enthalten, können oft nur Teile der CD mit spezieller Software wieder hergestellt werden. Innerhalb digitaler Studioumgebungen - in Sequenzern, DAWs oder an speziellen digitalen Konsolen - wird ebenfalls ohne Klangverlust gearbeitet, ein defektes Bauteil oder ein Fehler in der Software endet aber üblicherweise mit dem Totalausfall. Analoges Equipment ist nicht wegen überlegener Signalverarbeitung so berüchtigt, sondern wegen der offensichtlichen Unperfektion, dem charakteristischen Klang den viele Geräte über die Jahre entwickelt haben. Es geht daher weniger darum, ob den nun Bits & Bytes oder Potis und Schaltkreise besser klingen sondern welche Geräte durch ihren Eigenklang überzeugen können. Solid State Logic Hardware und Ihre virtuellen Nachbauten 6 Eine Frage der Klangfarbe Squeeeze Das Beste aus beiden Welten Charakteristisch für Neve SSL Equalizer ist eine Hüllkurve die sich beim Anheben der Lautstärke immer weiter ausdehnt und nebenliegende Frequenzen proportional mit anhebt. Das Ergebnis der weichen Übergänge ist ein warmer, musikalischer Sound. [1] Vergleiche zeigen, dass Analoge Kompressoren die Nase noch leicht vorne haben. Allgemein wird ihr Klang als angenehmer, fetter angesehen, da Pegel in der Regel nicht so harsch und steil komprimiert werden wie bei den digitalen Nachbauten. Allerdings kommt auch hier wieder die Tatsache zum tragen, dass es möglich ist, das Verhalten analoger Geräte hervorragend zu emulieren, was ein Test zweier schwedischer Musikstudenten aus dem Jahr 2008 eindrucksvoll beweist. Getestet wurde eine digitale Neuauflage des analogen UA 1176LN von Universal Audio. Die Testergebnisse wurden als Mix A und Mix B in einem Forum der Seite gearslutz.com veröffentlicht. 75% der Hörer bewerteten Mix B als besser klingend und viele brachten ihn dadurch mit der analogen Hardware in Verbindung. 15 % waren für Mix A , 10% enthielten sich. Die Auflösung ergab das Mix B die digital komprimierte Version war. [2] Die Stärken analoger Geräte liegen im Soundcharakter. Glücklicherweise verfügen viele moderne Geräte über analog-digital Wandler und lassen sich problemlos in digitale Umgebungen integrieren. Wer einen individuell klingenden Sound erreichen möchte, sollte beiden Welten gegenüber aufgeschlossen sein. Der Neve SSL Equalizer in der Analyse Digitale Messtechniken und mathematische Algorithmen sind in der Lage akkurat zu ermitteln, was ein SSL Equalizer macht. Daher können analoge Werkzeuge digital präzise nachgeahmt werden. Es gibt mittlerweile einige digitale EQs, die das Verhalten analoger Equalizer simulieren und das so gut, dass selbst die besten Ohren nicht über den Versuch hinaus kommen, real von digital zu unterscheiden. [1] Ein gut klingender Nachbau stammt zum Beispiel aus dem Hause Sonnox und trägt den Namen Oxford Equalizer. Master or Desaster? Der Limiter schiebt die Pegel in Richtung der Nulllinie. Wenn man es hier übertreibt wird aus dem schieben allerdings ein quetschen und Werte, die über die Nulllinie schießen, werden einfach abgeschnitten was zu Clippings führt und sich im Extremfall durch sehr harsch klingende Verzerrungen äußert. Ob Analog oder Digital ist auch hier wieder eine Frage des Geschmacks. Als kompetente Plugins werden die Limiter der Firma Waves betrachtet. Ausdehnung der Hüllkurve bei steigender Lautstärke. Der Sonnox Oxford EQ emuliert SSL Equalizer. Die abgeschnitteten Kanten oben und unten signalisieren starkes Limiting. [1] Neve & SSL EQ De-Mystified, http://www.playgroundstudio.com/blog [2] http://www.gearslutz.com/board Auch analoge Sounds brauchten eine Weile um sich zu dem zu entwickeln was sie heute sind. Digitale Klangerzeuger sind bereits sehr nah dran die Wirklichkeit zu simulieren. Die Rasanz der Entwicklung spricht für die “neue“ Technik. Qualitativ sind schon keine wirklichen Unterschiede mehr auszumachen und natürlich ist das ganze auch eine Frage des Geschmacks und des Budgets. Wer modernes Mastering betreiben will sollte sich folgende Fragen stellen. Wie werde ich Konkurrenzfähig. Wo wird meine Musik gehört, auf welchem Medium möchte ich sie veröffentlichen und was geht technisch? Hörumgebungen Moderne Hörumgebungen fordern viel Kompromissbereitschaft von Masteringtechnikern. Songs werden überall und auf vielfältigen Systemen gehört. Unterwegs mit dem Ipod, vor dem Computer, im Auto, in Clubs, Bars, dem Radio oder der heimischen Hi-Fi Anlage. Da ein sehr Laut gemasterter Mix auf einer Hi-Fi Anlage immer noch recht annehmbar klingt, ein zu leiser Mix sich auf Handheld- oder Computersystemen aber nicht durchsetzen kann werden Tracks in der Regel sehr “heiß” gemastert. Durch die Verschiebung der Hörgewohnheiten und die Tatsache, dass digitale Limiter in der Lage sind einen Song Extrem an den Maximalpegel zu quetschen, hat sich ein Phänomen entwickelt, dass die Pop Musik schon seid einigen Jahren dominiert. 7 MODERNES EINBLICK EINBLICK MASTERING Loudness War Wenn man zwei Songs mit unterschiedlichen Lautstärken vergleicht ist es üblich, dass der lautere als besser klingend empfunden wird. Das hängt damit zusammen, dass die Bässe und Höhen bei steigendem Pegel stärker Wahrgenohmen werden. Lautere Master setzen sich außerdem bei viel Umgebungsgeräuschen durch. Rock-, Pop- und Electromusiker die konkurrenzfähig sein wollen, müssen also zwangsläufig auf den Loudness Zug aufspringen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch das Aufkommen digitaler Masteringtools. Außer Frage steht, dynamischere Musik klingt spannender und führt nicht so schnell zu Ermüdungserscheinungen der Ohren. Viele Musiker sind daher der Meinung, dass der Loudness War nur eine Phase ist und sich langfristig nicht durchsetzen wird. MP3, CD oder Vinyl Wer einen Song mastert sollte sich immer die Frage stellen für welches Medium er die Musik vorbereiten will. Schallplatten erfordern eine ganz andere Behandlung als digitale Medien, zum Beispiel müssen Frequenzen unter 300Hz wegen schlechter Stereoeigenschaften Mono gesetzt werden. Ein Masteringtechniker sollte gegeläufige Distributionsstandards kennen. Wie viel Platz habe ich auf einer CD, welchen Mp3 Encoder verwende ich und wie beschrifte ich meine Medien? Dass alles sind Fragen, die zum Erfolg einer Veröffentlichung beitragen können. INTERVIEW Chris Hampshire, ist einer der wenigen Produzenten mit cross-genre Anspruch und erfolgreichen Projekten in House, Progressive, Techno, Hard Dance und Trance. Über 100.000 verkaufte Schallplatten, mehr als 100 kommerzielle Releases, Kollaboration oder Remixe mit und für Leute wie Sinead O Connor, DJ Tiesto, Satoshi Tomiie, Sourmash oder Tony De Vit sind Belege für die Qualitäten des Brightoners. Seid einigen Jahren betreibt Chris mehrere erfolgreiche Independent Labels wie etwa Discover, Flux Deluxe oder Kill The Lights, alle unter dem Schirm der RecoverWorld Label Group. Ich sprach mit dem Toningenieur über seine Erfahrungen mit dem Mastering. Hi Chris, was ist Mastering und wo steht es im Gesamtkontext einer Musikproduktion? Mastering ist ein Prozess der deine Songs für den Vertrieb im Internet, auf CDs oder Vinyl vorbereitet, ihn in seiner Lautstärke und Auflösung der Konkurrenz anpasst. Ich glaube es ist genau so wichtig wie die Anfängliche Produktion und sollte als ganz eigener Schritt behandelt werden. Selbst wenn du dich dafür entscheidest deine Tracks selber zu mastern, misch’ erst den Track so gut wie möglich ab, lass’ ihn für mindestens einen Tag Ruhen und komm‘ dann zurück um mit dem Mastering zu beginnen. 8 Bist du der Meinung man sollte seine Tracks nicht selber mastern? Ich lehne es nicht rigoros ab, schließlich habe ich ja viele meiner Tracks selber gemastert. Allerdings gibt es einige Gründe die dagegen sprechen. Wenn du während des Mixes viel Zeit damit verbracht hast deine Snare zu equalizen, wirst du während des Masterns wahrscheinlich wieder anfangen an diesem Element rumzuwerkeln. Da bist du einfach vorbelastet und eine objektive Beurteilung fällt schwer. Letztendlich hängt es aber auch von deinem Budget ab oder ob dein Label einen guten Mastering Engineer stellen kann. Du sagst du hast viele deiner Tracks selber gemastert. Wie kamst du mit dem Mastern in Berührung und kannst du dich noch an deinen ersten gemasterten Track erinnern? In den Neunzigern, als ich mein erstes Studio öffnete, kam ich durch das Pre Mastering - das ist der Schritt in dem das Finale Master auf ein Medium gebracht wird mit dem Mastern in Berührung. Damals wurden Tracks noch in einer typischen Studioumgebung, mit einem Mischpult und Hardware gemischt und dann auf DATKasetten aufgenommen wurden. Ich war manchmal unzufrieden damit, wie sich der Klang meiner Tracks änderte nachdem sie das Studio verließen und zu mir als fertiges Platte oder CD zurück kamen. Das lag vielleicht daran, dass viele Mastering Ingenieure nicht vertraut mit unserem Sound waren also fing ich an rumzuforschen und fand letzendlich ein Studio das mir gefiel. Von da an habe ich versucht so viele Sessions wie möglich zu begleiten. Indem ich einige HighEnd Kompressoren und Limiter zu unserem bestehenden Studio Setup hinzufügte, war ich in der Lage meine Tracks selber zu Mastern. Wenn ich sie dann zum Mastern schickte mussten die Tracks nur noch auf die CD oder Schallplatte gebracht werden. An den ersten Track den ich gemastert habe kann ich mich nicht mehr erinnern. Wie viele Songs hast du seitdem gemastert? Sehr viele! Ich zähle nicht, aber es ist sicherlich eine Zahl im vierstelligen Bereich. Wie Lange dauert es einen Song zu mastern? Das hängt vom dem Song ab. Alles ist möglich, angefangen bei einer Stunde, wenn es nur darum geht Anfang und Ende anzupassen und den Song etwas zu leveln oder zwei bis drei Stunden, wenn der Song drastischeres Equalizing erfordert. Wenn ein Song allerdings richtig schlecht klingt, schicke ich ihn einfach zurück. Du kannst nur so viel machen in der Masteringphase. drückung wenn du alte Schallplatten neu masterst. Welche Tipps kannst du Bands und Künstlern geben, die Ihren Mix für‘s Mastering vorbereiten wollen? Lasst immer genug freien Headroom, Spitzenpegel von -6dB sind völlig ausreichend und komprimiert eure Songs nicht zu stark. Wenn Ihr es übertreibst, werdet Ihr das finale Master kompromittieren. Was meinst du mit kompromittieren? Schlechte Komprimierungen, Clippings oder ähnliches sind alles Faktoren die sich in der Summe bemerkbar machen und auch durch das Mastern nicht mehr glattgebügelt werden können. Wenn du dein Auto lackieren lassen willst und vorher selber eine Grundierung aufträgst denkst du vielleicht, das sieht ja Super aus aber nachdem der Lackierer seine Farbe aufgetragen hat werden viele kleine Unebenheiten sichtbar. Wer sich im Internet über Audiosoftware informiert, wird eventuell auf virtuelle Audioprozessoren stossen, die behaupten den Klang von echtem analogen Equipment zu simulieren. Was hältst du von solchen Emulationen, können die mit ihren großen Brüdern mithalten? Ich habe echte SSL Equalizer und bevorzuge sie. Trotzdem klingen die SSL Plugins von Waves ziemlich gut. Wenn du weißt was du tust, kannst du mit moderner Software sehr gute Resultate erzielen. Viele der billigeren Plugins sind problematischer als die High-End Emulationen. Du bekommst wofür du bezahlst! Moderne Kompressoren und Limiter erlauben extreme Kompression ohne zu Übersteuern. Viele Produzenten machen davon Gebrauch. In dem Zusammenhang wurde die Bezeichnung “Loudness war” recht populär. Was hältst du von dieser Entwicklung? Ich denke es hängt vom Genre ab. Dancemusic hat mit Sicherheit ihren Teil dazu beigetragen, da Tracks über die Jahre immer lauter gemastert wurden. Dancemusik, die nicht laut genug ist wird von keinem DJ gespielt, da sie im Vergleich zu den anderen Tracks schwach klingt. Wenn du jedoch einen Track zu stark komprimierst entfernst du die Dynamik, was bedeutet das der Track auf deinem Ipod sehr gut und auf einer teuren Anlage ziemlich mies klingen wird. Toningenieure richten sich danach wo Ihre Musik konsumiert wird und nehmen Qualitätseinbußen in Kauf. Bei Dance Musik ist es weniger problematisch, da diese Musik nicht den Anspruch hat natürliche Akustik zu erzeugen. Meiner Meinung nach sollte Dance Musik schön laut gemastert werden, einige andere Genres sollten allerdings nicht so hart gepusht werden. Welches Equipment wird für das Mastering benötigt? Gute, präzise Monitorboxen, die bis mindestens 30 Hz runter gehen - wenn du denn Bass nicht hören kannst, kannst du es nicht Mastern - einen ordentlichen Equalizer, Kompressor, Limiter und manchmal Rauschunter9 DIE EINBLICK TOOLS MASTERING Welche Tools man zum Mastern braucht ist hier erklährt. Ratio-, einen Treshold- und einen Gain Regler verfügen. Equalizer Der Treshold legt fest ab welcher Lautstärke die Kompression einsetzt. Für das Mastering bieten sich Equalizer mit linearer Phaseverschiebung an. Bei üblichen EQs ist es der Fall, dass Frequenzen die den Filter durchlaufen leicht zeitverzögert hinauskommen. Dieses Phänomen nennt sich Phasenverschiebung und kann hörbar werden - Chorus und Flanger sind zum Beispiel zwei Tools die davon Gebrauch machen. Equalizer mit linearer Phasenverschiebung kompensieren diesen Effekt, indem sie alle Frequenzen leicht zeitverzögert wiedergeben. Der Ratio regelt das Verhältnis in dem komprimiert wird. 2:1 bedeutet, dass ein Signal welches den Grenzwert um 2 dB übersteigt mit einer Lautstärke von 1 dB über dem Grenzwert den Kompressor verlässt. Der Gain Regler dient dazu den Lautstärkeverlust der sich durch die Komprimierung ergibt zu kompensieren. Attack und Release steuern wie schnell die Kompression einsetzt und abklingt wenn ein Signal den Grenzwert überschreitet. reichen zuordnen lassen. Grundsätzlich können beide Arten miteinander kombiniert werden. Stereobearbeitung Ein gut bearbeitetes Stereobild, verleiht dem Song eine gewisse Breite, das natürliche Bandfeeling. Setzt man die Frequenzen bis ca 100 Hz Mono, erhält man mehr Punch und Präzision. Bei Mastering für Vinyl ist dieser Schritt unverzichtbar und man sollte das Material bei etwa 300 Hz Mono setzen, da Schallplatten Probleme haben Stereotöne in niedrigen Frequenzbereichen darzustellen. Basslane bearbeitet das Stereobild Der Linear Phase Eq von Waves kompensiert Phasenverschiebung. Des weiteren ist es wichtig, dass der EQ über frei einstellbare Filterbände verfügt, damit man jeden Song individuell behandeln kann. Einfache Lautsprecher machen sich oft durch ein ungenaues Verhältnis zwischen den Bässen, Mitten und Höhen bemerkbar. Um trotzdem einen linearen Frequenzgang zu erreichen, sollte man in der Kette nach dem Equalizer ein Werkzeug zur Frequenzanalyse einfügen und seinen Song zwischendurch mit anderen Songs vergleichen. Kompression Gut eingesetzte Kompression schafft Headroom indem sie Peaks nach individuell getroffenen Einstellungen absenkt. Ein guter Kompressor sollte über einen Attack-, einen Release-, einen 10 Das Freeware Tool Basslane von otiumFx eignet sich ausgezeichnet für diesen Job. Der Waves RComp liefert alle wichtigen Kompressionseinstellungen in einer leicht verständlichen GUI. Einige Kompressoren bieten außerdem Schalter für soft- und hardknee also ob der Kompressor weich oder abrupt einsetzt. Multi- oder Breitband? Es gibt zwei Arten von Kompressoren. Den Breitband- und den Multibandkompressor. Erster senkt die Spitzen eines Signals über das gesamte Frequenzspektrum hinaus ab. Die Multibandgeräte komprimieren stärker und effektiver als ihre Kollegen, weil sie aus mehreren Kompressoren bestehen, die sich jeweils verschiedenen Frequenzbe- iZotope Multiband Stereo Imaging Möchte man das Stereobild in selektiven Frequenzlagen verbreitern oder schmälern, bietet sich der Stereo Imager aus iZotope’s Mastering Plugin Ozone an. Exciter, Saturation und Co. Zusätzliche Effekte wie Verzerrung oder Bandsättigung können dem Track zu mehr Brillanz oder Punch und einer individuellen Note verhelfen. Ein Exciter reichert das Signal mit zusätzlicheb Obertrönen an. In dem Plugin Ozone aus dem Hause iZotope ist ein Exciter zu finden, der über vier individuell einstellbare Frequenzbänder verfügt. Ein wenig Excitement in sehr hohen Tonlagen sorgt für einen luftigeren Mix. die Lautstärke in Richtung des Maximalpegels. Signale die den Maximalpegel überschreiten, werden üblicherweise abgeschnitten wodurch mehr oder weniger höhrbare Verzerrungen entstehen. Limiter sind - üblich mit einem Treshold Regler ausgestattet - einfach zu bedienende Tools, was einen übertriebenen Einsatz begünstigt. Im digitalen Bereich haben sich die Waves L2 oder L3 Limiter durchgesetzt. Mit der integrierten OutCeiling Funktion, kann der Maximalwert gegen den gepusht wird festgelegt werden. Ich achte beim Limiten immer darauf, dass Peaks nur in sehr geringem Maß abgeschnitten werden. Übersteuert ein Track zu oft, sollte der Threshold auf einen höheren Wert gesetzt werden. Ist der Song zu leise, sollte man versuchen in der Kompression Headroom rauszuhohlen und danach nochmal den Treshold des Limiters korrigieren. Viele Toningenieure schwören auf den positiven Effekt von Bandsättigung. Kleine Portionen sorgen für einen samtigen Schleier, verringern die Peaks und verdichten den Track insgesamt. Wer über keine Bandmaschine verfügt kann durchaus mal einen Blick auf das Plugin Reel Tape Saturation von Digidesign oder den Voxengo TapeBus werfen. Digidesign Reel Tape Saturation Limiting Der Waves L3 gehört zu den renomiertesten digitalen Limitern. Das letzte Tool in der Masteringkette, der Limiter, ist eine Extremform des Kompressors. Er drückt 11