Frohes Fest mit KiK

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Frohes Fest mit KiK
LINKE Landeshauptstadt | 3
Fortschritt in Havanna | 8
Mit einigem Erfolg regiert Angelika
Gramkow seit vier Jahren in Schwerin
Kolumbiens Friedensunterhändler
sehen sich in Kuba »auf gutem Weg«
z nd-Schachgala
der Damen | 20
Die Favoritin
Walentina
Gunina aus
Russland siegt
bei der
7. nd-Damenschachgala in
Berlin
Montag, 3. Dezember 2012
67. Jahrgang/Nr. 282 ● Bundesausgabe 1,50 €, Auslandspreis 1,80 €
STANDPUNKT
Frohes Fest mit KiK
Macht des
Marktes
Konzernchef beklagt Imageschaden nach Brandkatastrophen bei Zulieferern
Von Markus Drescher
Es weihnachtet. Seit gestern brennt
die erste Adventskerze, der Legende nach hat nun die Zeit der
Nächstenliebe begonnen. Aber
bitte verstehen Sie die propagierte
Jahresendgefühlsduselei bloß nicht
miss. Da haben Sie die Werbung
falsch verstanden. Nicht die Herzen
sollen sich öffnen, sondern der
Geldbeutel. Nichts soll da das Konsumentengemüt verdunkeln.
Schon gar keine lästigen »Hiobsbotschaften« von brennenden
Arbeitern in Bangladesch, Pakistan
oder einem anderen Billiglohnland.
Klamotten machen sich einfach
besser unterm Weihnachtsbaum,
wenn das Flackern der Kerzen
nicht an die Flammen erinnern, die
aus einer Fabrik schlagen.
Oder diese Flüchtlinge. Protestieren für mehr Rechte. Nicht nur in
Berlin, auch in Wien. Dort wurde
eine Demonstration mit der Begründung verboten, wegen des
Einkaufsrummels in der Innenstadt und der Menschenmassen,
die auf die »Christkindlmärkte«
strömen, sei der Protest zu gefährlich. Dort, wo Menschen konsumieren, ist eben nicht auch noch
Platz für Demonstranten, die
menschliche Behandlung fordern.
In Berlin wiederum wurde am
Freitag der Wärmebus der protestierenden Flüchtlinge am Brandenburger Tor so gründlich vom
Pariser Platz abgeschleppt, dass er
nun nicht mehr heizt. Ob er verschwinden musste, weil gestern
dort feierlich ein Weihnachtsbaum
erleuchtet werden sollte – man
kann es sich gut vorstellen.
So sieht sie aus, die Adventszeit
unter der Macht des WeihnachtsMarktes.
Unten links
Jeder nun kommende Sonntag gefährdet die Sicherheit mehr. Schon
die eine lodernde Kerze war brandgefährlich. Mit der zweiten verdoppelt sich das Risiko. Unverantwortlich, wer am dritten Advent abermals
zündelt. Und wenn dann tatsächlich
auch das vierte Lichtlein brennt –
entfacht von unbelehrbaren, irrationalen, das eigene Leben und das ihrer ach so geliebten Nächsten missachtenden, ja: Chaoten –, dann ist es
nur noch eine Frage der Zeit, bis der
komplette Baum, das ganze Haus,
das liebe Land in Flammen steht. Das
muss unterbunden werden! Wir benötigen ein Sicherheitskonzept! Liebe
Adventsterroristen (und Fußballfans): Für eure sogenannte »Stimmung« ist das Zündeln so entbehrlich
wie das vielstimmige Grölen eintöniger Besinnlichkeitshymnen. Die LEDLichterkette von [Werbung] und Musik-MP3s von [Werbung] aus der
Dolby-Surround-Box von [Werbung]
tun's auch – im Stadion wie in der
Stube. Oder nicht? Ho-ho-ho und HaHo-He: Das wird ein Fest!
mha
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Einzelpreise Tschechien 65/75 CZK
Polen 6,60/9,50 PLN
ISSN 0323-3375
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»Wenn nicht neue Hiobsbotschaften die
Kauflaune dämpfen, dürfte es ein
ordentliches Weihnachtsgeschäft werden.«
Karl-Erivan Haub,
Chef des Handelskonzerns Tengelmann, zu dem
der Textildiscounter KiK gehört, nach den
Fabrikbränden mit hunderten Toten in Asien
Mehr als 100 Menschen starben beim Brand in einer Textilfabrik Ende November nahe Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch.
Berlin (nd/Agenturen). Nach mehreren verheerenden Bränden in asiatischen Textilfabriken, zu deren Abnehmern der deutsche Discounter KiK gehört, macht sich dessen Unternehmensleitung Sorgen. »Für die Reputation
ist der Schaden immens«, sagte Karl-Erivan
Haub, Chef des Tengelmann-Handeskonzerns,
zu dem KiK gehört, der »Wirtschaftswoche«.
Viele Politiker schauten nun skeptisch auf KiK,
wenn neue Läden eröffnet werden sollen. Haub
beteuerte zugleich, sein Unternehmen bemühe
sich um die Sicherheit der Arbeiter in Billiglohnländern; letztlich seien aber die Behörden
in diesen Staaten zuständig. »Als einzelner
Abnehmer können wir da nur relativ wenig
Einfluss nehmen.«
Der Gesamtverband Textil und Mode sieht
das offenbar anders. Sein Präsident Peter
Schwartze verlangt vom Handel schärfere
Kontrollen der Arbeitsbedingungen bei den
Zulieferern. Die Brandkatastrophen, bei denen
hunderte Menschen starben, zeigten, »dass
Foto: dpa
Takko oder KiK offenbar mehr tun müssen, die
Produktion ist oft undurchsichtig«, sagte
Schwartze dem »Tagesspiegel«.
Letztlich aber ist Konzernchef Haub optimistisch. Einzelne Kunden hätten nach den
Brandkatastrophen nachgefragt, »aber eine
breite Kritikwelle hat uns nicht erreicht«, versichert er. »Wenn nicht neue Hiobsbotschaften
die Kauflaune dämpfen, dürfte es ein ordentliches Weihnachtsgeschäfte werden«, sagte der
Manager mit unnachahmlicher Einfühlsamkeit.
.
Alles im schwarzen Bereich
Heute beginnt mit dem CDU-Parteitag in Hannover der Merkel-Wahlkampf
Von Uwe Kalbe
Am heutigen Montag beginnt der
dreitägige Bundesparteitag der
CDU in Hannover. Er soll eine Triumphveranstaltung für Parteichefin Angela Merkel werden, birgt
aber im Detail auch Streitpunkte.
Wie wild die »Wilden 13« werden können, ist nicht absehbar.
Aber dass ihr Antrag scheitern
wird, ist für die CDU-Oberen
schon abgemachte Sache. Die
Gruppe von 13 Bundestagsabgeordneten der CDU verlangt in
einem Antrag die steuerliche
Gleichstellung von homophilen
Lebenspartnerschaften
und
Ehe. Die Parteispitze samt CDUVorsitzender Angela Merkel
unterstützen hingegen einen
Antrag aus Fulda, der eine von
den 13 gewünschte Gesetzesänderung ablehnt. In einer ersten Formulierung der Fuldaer
hatte es gar geheißen: »Ehe und
Familie mit Kindern sind die
Keimzelle unserer Gesellschaft
und müssen deshalb in besonderer Weise gefördert werden.«
Mittlerweile hat sich die Antragskommission mit den Antragstellern auf eine Formulierung geeinigt, die Lebenspartnerschaften zwar zugesteht,
ebenfalls »für unsere Gesellschaft grundlegende Werte« zu
leben, ihre steuerliche Aufwertung jedoch trotzdem ablehnt.
Er könne sich nicht vorstellen,
dass die Mehrheit der Delegierten in Hannover dem Antrag der 13 zustimmen werde,
sagte CDU-Fraktionschef Volker
Kauder gegenüber der »Süddeutschen Zeitung« im Brustton
der Überzeugung.
Dass es überhaupt einen
Antrag gibt, der die Parteiführung herausfordert, mag für
Angela Merkel bereits uner-
freulich genug sein. Jedoch
handelt es sich hier eher um einen Nebenkriegsschauplatz. Die
wichtigste Mission des Parteitags besteht darin, geschlossen
die Vorsitzende zu wählen und
damit ihrer Spitzenkandidatur
für die Bundestagswahl im
nächsten Jahr einen möglichst
schillernden Anstrich der Unvermeidlichkeit zu verleihen.
Die gewünschte Geschlossenheit der Delegierten steht
auch deshalb kaum im Zweifel,
weil der Leitantrag in erster Linie der vermeintlichen Kernkompetenz der Kanzlerin gewidmet ist – der Wirtschaftspolitik. »Wohlstand und Arbeit für
alle«, ist er überschrieben. Interessant könnte freilich werden, mit welchem Anspruch
auch gegenüber dem Koalitionspartner FDP die von Merkel
bereits geäußerte Neigung formuliert wird, einen gesetzli-
chen Mindestlohn einzuführen.
Arbeitsministerin Ursula von
der Leyen hat sich hierzu bisher auch eher ambivalent geäußert.
Trotz der vorliegenden rund
800 Änderungsanträge zum
Leitantrag dürfte es zu emotionalen und verbalen Erhitzungen allenfalls bei perspektivisch
wenig
imageschädigenden
Themen kommen. Neben der
Gleichstellung von Lebenspartnerschaften könnte dies auch
die Frauenquote in Unternehmen sein. Hier handelt es sich
zugleich um einen Konflikt zwischen von der Leyen und ihrer
Ministerkollegin
Kristina
Schröder (Familie). Schröder
vertritt eine sogenannte freiwillige Flexi-Quote und kritisiert von der Leyens Vorstoß für
eine feste 30-Prozent-Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten.
Nach »Leos« nun
»Boxer« für
Saudi-Arabien
Rüstungsexporte entgegen
deutschen Richtlinien
Berlin (nd-Heilig). Saudi-Arabien hat in
Deutschland offiziell wegen des Kaufs von
mehreren hundert Radpanzern des Typs »Boxer« für die königliche Garde angefragt. Der
Wunsch sei vor einer Woche in der Sitzung des
stets geheim tagenden Bundessicherheitsrats
verhandelt worden, schreibt der »Spiegel«.
Das Gremium soll die Entscheidung auf das
kommende Jahr verschoben haben. Auch über
die Lieferung von bis zu 200 Leopard-2A7Kampfpanzern an das Folterregime SaudiArabien ist angeblich noch nicht entschieden
worden. Das geplante Geschäft hatte in den
vergangenen Monaten zu heftigen innenpolitischen Debatten geführt. Sowohl die gewünschte Leopard- wie die Boxer-Variante
sind bei der Aufstandsbekämpfung im Inneren
eines Landes einsetzbar. Hersteller sind
Krauss-Maffei-Wegmann und Rheinmetall.
Genehmigt haben soll der Bundessicherheitsrat die Ausfuhr von deutschen Abschussgeräten für Panzerfäuste und von bunkerbrechender Munition der Firma Dynamit Nobel
Defence an Israel. Waffen und Munition können im Kampf gegen die Hamas im GazaStreifen einsetzen werden. 2011 hat die Bundesregierung nach erst im November veröffentlichten eigenen Angaben Einzelausfuhrgenehmigungen für militärische Güter im Wert
von 5,4 Milliarden Euro erteilt. 2010 waren es
knapp 4,8 Milliarden Euro. Für 2012 liegen
noch keine Zahlen vor. Allerdings wurden bis
November bereits sechs Hermes-Bürgschaften
freigegeben, mit denen Rüstungsgeschäfte mit
Schwellenländern staatlich abgesichert werden. Der Wert der Bürgschaften beträgt fast
3,3 Milliarden Euro. Das sind nach Berechnungen des Abrüstungsexperten der Bundestags-Linksfraktion Jan van Aken schon jetzt
800 Millionen Euro mehr als im Jahr 2011.
Laut
Rüstungsexportrichtlinien
darf
Deutschland militärisches Gerät nicht in Krisengebiete oder an Regime liefern, die Menschenrechte missachten. Kommentar Seite 4
SPORT
Topduell ohne Sieger
München (dpa). Fußball-Rekordmeister Bayern München hat im Topduell der Bundesliga
gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund
seine derzeitige Vormachtstellung nicht untermauern können und kam nicht über ein
1:1 hinaus. Dortmund als Tabellendritter hat
weiterhin elf Punkte Rückstand auf die Bayern. Bayer Leverkusen festigte mit einem 1:0Sieg gegen den 1. FC Nürnberg seinen zweiten Platz und bleibt mit acht Punkten Rückstand erster Verfolger der Münchner. Im Tabellenkeller bleiben der FC Augsburg und die
SpVgg Greuther Fürth sieglos.
Biathleten gut drauf
Östersund (dpa). Die deutschen Biathleten
glänzten am Schlusstag des Weltcups im
schwedischen Östersund mit guten Leistungen. Andreas Birnbacher (Schleching) belegte
im 12,5-km-Verfolgungsrennen den zweiten
Platz. Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) verfehlte das Podest als Vierter knapp. Im abschließenden 10-km-Verfolgungsrennen der
Frauen blieb Doppel-Olympiasiegerin Andrea
Henkel (Großbreitenbach) als starke Dritte aus
deutscher Sicht Alleinunterhalterin. Sie war
am Vortag im 7,5-km-Sprintrennen Fünfte.
Rodler unaufhaltsam
Königssee (dpa). Die deutschen Rodler ließen
auch beim Heim-Weltcup am Königssee der
Konkurrenz keine Chance. Sie kamen bei den
Frauen und im Doppelsitzer zu Doppelerfolgen sowie bei den Männern zum Dreifacherfolg. Schon vor einer Woche hatte es durchweg deutsche Siege gegeben. Seiten 18 bis 20