Corporate Governance hat Einfluss auf Erfolg
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Corporate Governance hat Einfluss auf Erfolg
SOZIALWIRTSCHAFT Nr. 01/02. 10.01.2014 ■ epd sozial 17 Corporate Governance hat Einfluss auf Erfolg Studie zu Führungs- und Aufsichtsstrukturen in der Sozialbranche Münster (epd). Professionelle Corporate-GovernanceStrukturen können den Erfolg von Unternehmen beeinflussen. Dies zeigt eine Studie der Curacon GmbH. Die Beratungsgesellschaft hat dazu im Sommer rund 300 Entscheider von Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen zu den Führungsund Aufsichtsstrukturen in ihren Unternehmen befragt. Aus den Studienergebnissen lassen sich Empfehlungen für die Praxis ableiten. Von Matthias Borchers und Tobias Allkemper D ie Einhaltung von Corporate-Governance-Stan dards führt zu Verbesserungen der Transpa renz, der Stärkung des Vertrauens der Öffent lichkeit in das Unternehmen und im besten Fall zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Der Diakoni sche Corporate Governance Kodex (DGK) liefert hier zu für alle diakonischen Einrichtungen praktische Empfehlungen. Als zentrales Element wird dabei das duale Führungssystem – mit klarer Trennung zwi schen Aufsicht und Leitung – vorgegeben. Auch wenn die diakonischen Einrichtungen diese Vorgaben mehr heitlich bereits b erücksichtigen, besteht im Einzelnen Verbesserungspotenzial. Das Gesellschaftergremium, z.B. die Mitgliederver sammlung, repräsentiert im weitesten Sinn die Eigentümer eines Unternehmens. Dieses Gremium beschließt über alle grundsätzlichen und richtungs weisenden Maßnahmen. Obwohl vom DGK so inten diert, muss in der Praxis nur bei rund der Hälfte der Unternehmen das Gesellschaftergremium zu Ge schäften zwischen Mitgliedern des Aufsichtsgremiums und dem Unternehmen zustimmen. Eine angemessene Kontrolle des Aufsichtsgremiums durch das Gesellschaftergremium ist aber gerade bei Sachverhalten, die Interessenkonflikte im Aufsichts gremium auslösen können, sinnvoll. Interessenkon flikte in Form von persönlichen Beziehungen der Mit glieder des Aufsichtsgremiums in das Unternehmen stellen bei jedem fünften diakonischen Unternehmen der Curacon-Befragung ein Problem dar. Von den teilnehmenden diakonischen Einrichtungen haben 90 Prozent ein Aufsichtsgremium, also einen Aufsichtsrat, ein Kuratorium oder Ähnliches instal liert. Bei der Ausgestaltung der Aufsichtsgremien ist auf eine praktikable Größe zu achten, um eine effizi ente Kommunikation und Entscheidungsfindung sicherzustellen. In der Praxis weist die Mehrheit der Gremien zwischen sechs und elf Mitgliedern auf. Der Anteil geborener, d. h. Kraft ihres Amtes entsen deter Mitglieder sollte ein Drittel nicht übersteigen. Immerhin jedes fünfte diakonische Unternehmen weist einen Anteil von mehr als 25 Prozent geborener Mitglieder auf. Das aber kann die Akzeptanz und Unabhängigkeit der Gremien negativ beeinflussen. Matthias Borchers (li.) leitet bei Curacon den Bereich »Prüfungsnahe Beratung«. Tobias Allkemper ist Sprecher der Geschäftsführung der Beratungs gesellschaft in Münster. Die Aufgaben eines Aufsichtsgremiums sollen sich auf grundsätzliche und strategische Themen begrenzen, um eine klare Trennung zwischen operativer Leitung und Aufsicht sicherzustellen. Dieses ist bei der Mehr heit der befragten Unternehmen auch gut ausgestaltet. Beachtenswert ist, dass in mehr als einem Drittel der Fälle das Aufsichtsgremium nicht für die Richtlini en des Risikomanagements bzw. der Compliance zu ständig ist. Ein verantwortungsbewusstes Gremium muss sich aber auch damit auseinandersetzen, um grundlegende Gefahren abwehren und Gesetzesrege lungen einhalten zu können. Die Aufsichtsgremien sollten fachlich differenziert zu sammengesetzt sein, um eine größtmögliche Kompe tenzspanne abzudecken. A llerdings weist nur knapp die Hälfte aller diakonischen Unternehmen neben fachspezifischen auch ökonomische und juristische Kompetenzen im Aufsichtsgremium auf. Bei jeder zehnten diakonischen Einrichtung fehlt die betriebs wirtschaftliche Kompetenz ganz. Da sich die Rahmen bedingungen in der Sozialwirtschaft aber weiterhin ökonomisieren, mündet dieses in der Praxis oft in ei ne eingeschränkte Aufsichtsmöglichkeit. E in Großteil der Befragten zeigt sich insgesamt zufrieden mit der Erfüllung der an ihre Mitglie der im Aufsichtsgremium gestellten Anforde rungen. Knapp ein Viertel der Unternehmensleitungen diakonischer Einrichtungen ist jedoch weniger zufrie den mit der Vorbereitung der Mitglieder auf die Sit zungen des Aufsichtsgremiums. Wie bei den Studien teilnehmern insgesamt, bemängeln darüber hinaus knapp zwei Drittel eine unzureichende Fort- und Wei terbildung der Mitglieder im Aufsichtsgremium. Fazit: Die Studie hat verdeutlicht, was anhand vieler Negativbeispiele in der Praxis längst erkennbar ist: Richtig aufgestellte Führungs- und Aufsichtsstruktu ren können einen erkennbaren Beitrag zum Unter nehmenserfolg leisten. Den diakonischen Einrichtun gen im Gesundheits- und Sozialwesen wird daher geraten, ihre eigenen Strukturen wiederkehrend auf Effizienz und Effektivität zu überprüfen und im Bedarfsfall anzupassen.