Angewandter Naturschutz im Niederwildrevier
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Angewandter Naturschutz im Niederwildrevier
IM REVIER • NIEDERWILD NIEDERWILD • IM REVIER Von Wolfgang Neubauer Naturschutz und Jagd haben zwar unterschiedliche Interessenfelder, jedoch sind die Maßnahmen zur Interessenverwirklichung vielfach dieselben. Wir gehen der Frage nach, was der Naturschutz zur Lebensraumverbesserung des Niederwildes beitragen kann. FOTO: S. MEYERS Angewandter Naturschutz im Niederwildrevier A lle, die meinen, Naturschutz und Jagd passen nicht zusammen, das sind zwei Institutionen, die sich ausschließen, irren sich. Naturschutz und Jagd haben zwar unterschiedliche Interessenfelder, jedoch sind die Maßnahmen zur Interessenver wirklichung vielfach dieselben, die sehr wohl dem Naturschutz als auch der Jagd, vor allem im Bereich der Hege, in gleicher Weise zugutekommen. Extensives Grünland Ein großer Schwerpunkt im Naturschutz liegt im Erhalt der wertvollen Grünlandflä chen. Diese Flächen sind durch eine hohe Artenanzahl in ihrer floristischen Zusam mensetzung gekennzeichnet. Dies bedeu tet wiederum, dass diese Flächen auch die besten Voraussetzungen für eine hohe faunistische Artenvielfalt bieten. Erreicht wird dies durch einen späten Mähzeit punkt und den Abtransport des Mäh 28 gutes bei geringen Düngergaben. Genau dieser Umstand wertet auch Grünland als Lebensraum für Niederwild extrem auf. Geringe Düngergaben verringern die Massenwüchsigkeit und in Kombination mit der späten Mahd und dem Abtrans port des Mähgutes hat unser Niederwild weit höhere Überlebenschancen als in einer verfilzten Wiese, die nur gehäck selt wird – und dies womöglich noch zu einem unpassenden Zeitpunkt. Ein hohes Insektenvorkommen erhöht nebenbei das Angebot an tierischem Eiweiß im Jugend stadium unseres Niederwildes. Vorbeugender Gewässerschutz Ebenso wirken sich sämtliche Maßnahmen des vorbeugenden Gewässerschutzes posi tiv auf unser Niederwild aus, da sich diese Flächen meist in Gewässernähe befinden und von vornherein günstige Begleitstruk turen wie heckenartigen Bewuchs etc. aufweisen und immer mit Extensivie rungsmaßnahmen kombiniert sind. Auch Der Autor Ing. Mag. Wolfgang Neubauer ist Bürgermeister der Marktge meinde St. Georgen an der Stiefing, Nebenerwerbslandwirt und Natur schutzbeauftragter für die Bezirke Leibnitz und Deutschlandsberg. Er ver fügt über eine landwirtschaftliche Ausbildung durch die HBLA Raumberg und hat Zoologie mit Schwerpunkt Wildbiologie auf der BOKU in Wien studiert. Thema der Diplomarbeit: Lebensraumbewertung für das Reb huhn und den Feldhasen im Grazer Feld. Daneben ist der praktizierende Jäger in der Jungjägerausbildung aktiv. DER ANBLICK 6/2016 der Anbau von Wildäsungsmischungen ist auf diesen Flächen möglich. Im Was serbau praktiziert man bereits einige Jahre den „naturnahen Wasserbau“ Das heißt, es wird nach Möglichkeit weitgehend auf den Einsatz von Wasserbausteinen und technischen Hilfsmitteln verzichtet. Es kommen „ingenieurbiologische Varianten“, wie der Einbau von Holz und Wurzelstö cke zum Einsatz. Großer Wert wird auf die Strukturierung unserer Flüsse und Bäche gelegt. Das heißt auch Bepflanzungen und Maßnahmen im Gewässer werden vor genommen, was wiederum sämtlichen Wasservögeln und der Fischfauna zugu tekommt. Ein geschlossener Uferbegleit saum hat die gleiche ökologische Funktion wie eine Hecke mit dem Vorteil, dass die Grundlage für sämtliches Leben nämlich das Wasser, in unmittelbarer Nähe vor handen ist. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass dieses Wasser auch für unser Niederwild zugängig ist. Tiefe Gräben mit steilen Ufern können vor allem für unser Jungwild zur Falle werden, wenn nicht dafür gesorgt wird, dass dieses Möglich keiten eines gefahrlosen Zuganges vorfin den. Naturnahe Gewässer sind auch durch eine starke Mäandrierung gekennzeichnet, welche im Zuge von flussbaulichen Maß nahmen zu erhalten ist. Regulierungen in Form von Begradigungen ohne öko logischen Ausgleich entsprechen Gott sei Dank nicht mehr der gelebten Praxis. Wirkungsvolle Flussuferbelebung Die zwischen den Mäandern liegenden unregelmäßig ausgeformten Flächen bringen oft für die Land wirtschaft in ihrer Bearbeitung einen höheren Aufwand mit sich, der natürlich auch höhere Kosten verursacht. Speziell diese Flächen eignen sich in Kombination mit der Uferbegleitvegetation und dem vorhandenen Wasser ideal als Niederwildlebensraum und könnten im Zuge der möglichen Förderungs maßnahmen niederwildgerecht gestaltet werden. Alleine eine „Nichtbewirtschaftung“ dieser Flächen, also die Nutzung als „Brache“, welche dementsprechend gepflegt wird, würde den ökologischen Wert nicht nur für unser Niederwild, sondern auch für sämtliche wild lebende Tiere, beginnend bei den Klein säugern, Singvögeln über die Schmetterlinge bis hin zu den Laufkäfern und Spinnen, enorm steigern. Ebenso wirkt sich die Aktivierung von Altarmen positiv auf den Lebensraum unserer jagdlich genutzten Wasservögel aus. Beim „naturnahen Wasserbau“ verzichtet man weitestgehend auf technische Hilfsmittel. Es kommen „ingenieurbiologi sche Varianten“, wie der Ein bau von Holz und Wurzelstö cken, zum Einsatz. Strömungs beruhigte Wasserzonen nutzen nicht nur Wildenten zum Brut geschäft, auch eine Vielzahl an Amphibien und Reptilien sie deln sich rasch an. Kooperation mit Bauern Finanziell unterstützt werden viele Maß nahmen des Naturschutzes über das „ÖPUL – Naturschutzprogramm“ oder das landes interne „Biotoperhaltungsprogramm“ und diverse „Sonderprogramme“ in den Euro paschutzgebieten. Vor allem Jäger sind daher gefordert, auch Landwirte von diesen Programmen zu überzeugen, da die ange botenen Maßnahmen neben den positiven Auswirkungen in der Landwirtschaft auch unserem Niederwild zugutekommen. Jäger können sogar, wenn es notwendig wird, Hilfeleistungen in der Pflege dieser Flächen oder die Bereitstellung von speziellen Saat gutmischungen übernehmen. Mein persönlicher Wunsch wäre es, wenn sich Jagd und Naturschutz auch in den durchaus sensiblen kritischen Bereichen ihrer Interessen auf eine vernünftige Vor gehensweise und Sicht annähern könnten. Den größten Vorteil dadurch hätten unsere Wildtiere sowie die geschützten Tiere und Pflanzen in unserem Land. Der Idealfall: Zwischen Bach ufer und landwirtschaftlicher Intensivfläche soll in ausrei chender Breite ein Wiesen streifen vorherrschen. In der Praxis reichen die Felder leider sehr oft bis an das Ufer und die wichtige Korridorfläche für Äsung und Brutgeschäft ent fällt. FOTOS: W. NEUBAUER STEIRISCHES NIEDERWILDPROJEKT 29