St. Luke´s Hospital- Zimbabwe, Lupane

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St. Luke´s Hospital- Zimbabwe, Lupane
Aufenthaltsbericht
St. Luke´s Hospital- Zimbabwe, Lupane
Fächergruppe 3 Gynäkologie
01.10.2012- 20.12.2012
Anna Katharina Hanserl
Das St. Luke´s Missionskrankenhaus im südlichen Afrika wurde vor 60 Jahren von
der heute 94-jährigen Saarländerin Dr. Hanna Davis-Ziegler zusammen mit dem
Missionspriester Father Odilo Weeger vom Mariannhiller-Orden gegründet.
Seit Mai 2001 arbeitet Dr. Hans Schales in diesem Missionskrankenhaus in
Zimbabwe. Davor war Dr. Schales Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Gynäkologie
und Geburtshilfe am Dudweiler Krankenhaus St. Josef.
www.afrikaprojedt-schales.de
Bei diesem Projekt wird er von Misereor und AGEH unterstützt. Durch seinen
persönlichen Einsatz in Afrika will er Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.
Haupteingang St. Luke´s
Dr. Davis-Ziegler
und ich
Kloster der Mariannhill,
Bulawayo
Das St. Luke´s Krankenhaus verfügt über eine Kinder Station, eine Frauen-, Männerund eine Geburtshilfe mit großer Entbindungsstation und rund 3000 Geburten
jährlich. Lange Zeit vor der Geburt finden sich die Mütter in den sogenannten „mother
waiting shelters“ ein um auf die Entbindung zu warten und die Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen zu erhalten. Für eine Mehrheit der Frauen in Entwicklungsländern ist die Reise der Schwangerschaft und Geburt immer noch gefährlich und
weltweit verlieren jeden Tag etwa 16.000 junge Frauen bei dieser Reise ihr Leben.
Des weiteren führt das St. Luke´s Hospital eine Schwestern- und Hebammenschule.
Die Schwesternschule
Das Krankenhaus verfügt über 250 Betten, täglich werden an die 150-200 ambulante
Patienten betreut- und das alles von nur 4 Ärtzen (Dr. Schales, Dr. Fanuel Mwedzi
Superintendent und Facharzt für Gynäkologie und zwei weiteren afrikanischen
Ärzten, wobei der District Doctor kaum im Krankenhaus anwesend war. Anfang
Dezember hat einer der Ärzte das Krankenhaus verlassen, da er eine
Assistenzarztstelle als Chirurg in der Hauptstadt erhielt. Ein Nachfolger ist nur
schwer zu finden...)
Das Krankenhaus St. Lukes wurde, vor allem durch die Initiative des Afrikaprojektes
von Dr. Schales, darauf ausgerichtet sich selbst versorgen zu können. Es verfügt
über zwei Brunnen mit Trinkwasser (Bohrloch in 90 Meter Tiefe), zwei Solar
betriebene Brunnen (falls die Stromzufuhr wieder einmal durch die maroden
Stromleitungen, Gewitter oder Elefanten tagelang ausfiel), Solarcooker,
Dieselgenerator, Biogasanlage, Getreide-, Gemüse und Obstanbau (Ab Dezember
trugen nach und nach die vielen im Hospitalsgelände stehenden Mangobäume ihre
Früchte!), einer kleinen Viehzucht (Hühner, Ziegen, Kühe) und vieles mehr...
Infusioslösungen werden selbst hergestellt und Geräte sterilisiert.
Solar betriebener Brunnen, Essensverteilung
welcher den OP versorgt
Viehzucht im Krankenhausgelände: Hühnerhaltung für
Eier und Fleisch
Stromausfall- Annacleter und KH-Küche:
auf
offenem Dr. Mwedzi und Dr. Bondera
Antonia kochen für uns Ärzte Feuer wird täglich für 350 im Speisehaus der Ärzte
Personen gekocht (Kranke,
Personal und Schüler)
SadzaMaisbrei
Hauptnahrungsmittel
das ChamoliaGemüse
unser
tägliches Entweder es gab Rindfleisch
oder Huhn od. kein Fleisch
Trotz dieser guten Rahmenbedingungen litten wir oft unter den lokalen
Stromausfällen, man überlegte mehr als nur zwei mal den Generator anzuwerfenaus sparmaßnahmen-; ein weiteres großes Problem war das Ausbleiben der Ernte
weil die Regenzeit auf sich warten ließ; ein defekter Brunnen oder ein defekter
Autoklav wurde zu einer Herausforderung- die benötigten Fachmänner oder
Ersatzteile aus der Stadt waren nur schwer zu organisieren. Die Biogasanlage war
schon seit Jahren nicht mehr einsatzfähig und der Solarcooker verstaubte in der
Ecke, da er in der Anwendung doch nicht so praktisch war und nur zum Wasser
kochen geeignet- im Falle eines Stromausfalles war eben doch noch das
romantische Lagerfeuer die beste Alternative.
Das Land- und vor allem die Buschbevölkerung (und das St. Luke´s Hospital lag im
Busch!) war nach wie vor gezeichnet von der großen Arbeitslosigkeit
(95%Arbeitslosenrate), der von Anfang 2008 bis Anfang 2009 herrschenden
Hyperinflation mit allen negativen Begleiterscheinungen (Nahrungsmittelknappheit
und Flucht aus dem Land vor allem der gut ausgebildeten Schicht- es herrscht in
Zimbabwe seither ein massiver!!! Ärzte- und Fachkräftemangel! Alle inkl. Firmen sind
in die Nachbarländer geflüchtet), bis schließlich die Währung aufgegeben werden
musste- Zahlungsmittel ist nun vorwiegend der US$ oder der südafrikanische Rand.
Hinzu kamen noch die „normalen“ Probleme des zimbabwischen Klinik-Alltags: kein
Gesundheitssystem,
kein
Ambulanzsystem,
kein
Verkehrssystem,
kein
funktionierendes Festnetztelefon, kein funktionierendes Internet- nur das Mobilnetz
funktionierte. (dank sei Econet!). Zu all dem Übel kamen noch die hohe HIV und
Tuberkulose Raten hinzu und die Nahrungsmittelknappheit der Buschbevölkerung.
Nach wie vor sterben Kinder an Unterernährung!
Keine Arbeit- kein Geld für die Behandlung, geschweige denn für Essen- selbst die 5
US$ für das Lungenröntgen konnte die Bevölkerung nicht aufbringen- geschweige
denn 54US$ für eine Bluttransfusion (Blutkonserven wurden meist von den
Schulkindern gespendet und waren vor allem in der Ferienzeit Mangelware). Eine
größere OP, beispielsweise eine totale Hysterektomie, kostete 250 US$ davon waren
100 US$ für den Pathologen in der Stadt. (Es gab übrigens nur einen Pathologen in
der 150 km entfernten Stadt Bulawayo, zweitgrößte Stadt des Landes.). Ohne
Unterstützung des Afrikaprojektes wäre die Therapie der vielen Patienten nicht
möglich gewesen. (Ganz anders sieht jedoch die Lage in den öffentlichen
Krankenhäusern aus… kein Geld- keine Therapie)
Medikamente waren nicht immer verfügbar- o/s hieß das: out of stock! Nur die HIV,
TB- Diagnostik und Therapie war durch Spendenmedikamente vom Ausland
gesichert- alles andere war Mangelwaare oder ist auf unerklärliche Weise
verschwunden…
Die Diagnostik gestalltete sich mitunter sehr schwierig- und an dieser Stelle möchte
ich den arbeitenden Ärtzten in Zimbabwe meinen größten Respekt aussprechen! Mit
nur einfachsten Mitteln wurde diagnostiziert und therapiert! Viel hatten wir nicht an
diagnostischen Möglichkeiten zur Verfügung: ein kleines Labor das für einen full
blood count, Blutzucker und eine banale Harnuntersuchung reichte- keine Nieren-,
Leberwerte etc., zwei Ultraschallgeräte- die bei Stromausfall aber auch nicht
weiterhalfen, Röntgengerät (oft ohne Röntgenfilm), das CTG Gerät war halb defekt, 1
steriler OP und zwei OP Räume für kleinere Eingriffe. Kein EKG, kein CT, kein MRdas nächste CT Gerät gab es in Bulawayo (150km Entfernung) oder in der Haupttadt
Harare (650km Entfernun) und nur gegen hohen Kostenaufwand. MR war nur in
Harare vorhanden. Nicht nur dass die Ärzte hier mit den minimalsten Mitteln
auskommen mussten- sie waren auch gleichzeitig alles: sie waren
Allgemeinmediziner, Chirurgen, Internisten, Neurologen, Anästhesisten, Kinderärzte,
Geburtshelfer, Gynäkologen, Orthopäden, Psychiater, Tropen- und Notfallmediziner.
Soweit es möglich war, wurde alles behandelt- denn wenn St. Lukes nicht half, half
nur noch der Prister. Ohne Geld keine Therapie in den öffentlichen Krankenhäusern!
HIV rate in Zimbabwe:
Country
1999
2001
2007
2009
Zimbabwe 25.06% 24.6% 15.3% 14.3%
(Andere Quellen sprechen wiederum von 40% HIV Rate, 1,6Millionen Aidswaisen bei
8Millionen Einwohnern.)
Staatliche
Projekte
Senkung der HIV Rate
Condyloma acuminata
(HIV related)
National Cancer Registry of
Zimbabwe 1997 indicate that
cancer of the cervix is the
leading cancer among female
Zimbabwean of all races.
Worldwide breast cancer is
leading before CA of the cervix.
Cancer of the cervix affects
more black than non black
Zimbabwean women
28,7% : 1,8%
zur
Kind unter HIV Prophylaxe HIV Patientin 18 Jahre mit Herpes simplex einer HIV
einer HIV positiven Mutter
chronischer Diarrhoe
positiven Patientin
Steven-Johnson Syndrome
25 Jahre alte Patientin; HIV signifikant
Nebenwirkung von Nevirapine, Efavirenz
und Cotrimoxazole
Therapie: Absetzen des verursachenden
Medikaments und Prednisolon.
Frakturversorgung
Unterernährung und TB
Verbrennungen
Mein Tagesablauf gestaltete sich folgendermaßen:
05:30 aufstehen- 05:45 laufen mit Dr. Mwedzi- 07:30 Frühstücken im Ärtze-Speise-Haus- 08:00
Beginn auf der Frauen Station mit der Visite, dann Geburtshilfe- 11:00 Tee- 13:00 Mittagessen- 14:0016:00 entweder Ambulanz, Operationen oder Geburten- 18:30 Abendessen
Hier in St. Lukes wurde mir die einmalige Chance zu Teil Dinge zu sehen, die man in
Europa schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommt, in eine andere Welt
einzutauchen- ihre Menschen und Kultur kennenzulernen, ihren Umgang mit einer
vernichtenden Diktatur, mit Korruption und katastrophalen Lebensumständen,
Krankheit und Tod- und doch begegnet man so glücklichen Schulkindern und so
freundlichen und hilfsbereiten Menschen!
Ich werde Antonia und Annacleter vermissen, die für unser leibliches Wohl sorgten
und uns immer wieder mit frischem Gemüse aus ihrem Garten verwöhnten und
Elisabeth, die immer fleißige Haushälterin (ohne die meine Wäsche niemals wieder
sauber geworden wäre...)
Meinen tiefsten Dank möchte ich an dieser Stelle auch den Mariannhillern
aussprechen- in deren Kloster ich immer herzlich willkommen war! Das Kloster stellte
eine Ruheinsel dar, bei der ich Abstand vom Krankenhaus gewinnen konnte und es
half mir das Erlebte besser zu verarbeiten und neuen Mut zu sammeln und bei
einem Bier oder Glas Wein den einen oder anderen netten Abend mit den lustigen
schon in die Jahre gekommenen bayrischen Brüdern ausklingen zu lassen.
Abschließend möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Dr. Schales, Dr.
Mwedzi und den Hebammen Gudrun und Washaya bedanken, die mich schulten und
Schritt für Schritt begleiteten und mir in meinen drei Monaten in St. Lukes eine
Medizin lehrten, die mich einschneidend prägte und ich mein ganzes Leben lang nie
vergessen werde.
Last but not least bedanke ich mich vielmals bei Frau Mag. Phil. Christiane Pliessnig
und der Meduni Graz für die Unterstützung meines Vorhabens.
Haus von Dr. Schales- hier Ein „Kral“-Dorf - Hütten der Frauen verkaufen im Dorf
durfte auch ich wohnen.
Einheimischen- hier wohnen ihre Ware
bis zu 12 Menschen!!
Kinder
begleiten
am
Schulweg mich auf meiner Laufrunde
Matopos Höhlenmalerei
Sonnenaufgang 05:45
Ein Esel verirrt sich ins KH
Elisabeth
li: Kinder hohlen Wasser am
Damm re: Ziegel
Matopos
Matopos- Mt. Inungu
Chobe River
Laufstrecke
Vic Falls
Vollmond November
Mother waiting shelters in St. Luke’s Mission Hospital
Schwangere
Frauen
warten vor den mother
waiting shelters auf die
tägliche Registrierung.
Midwife
Washaya:
Registrierung
Leben vor den mother waiting
shelters
Young mother
Junge Mütter kochen
Sadza, Küche der mother
waiting shelters
Schwangerschaftsgymnastik
St. Luke´s
in
In einigen afrikanischen Volksweisen erzählt eine Mutter ihren Kindern: "Ich gehe an das Meer, um ein neues
Baby zu holen. Die Reise ist gefährlich und ich werde vielleicht nicht zurückkommen."