Erasmusaufenthalt an der Universidad Europea de Madrid

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Erasmusaufenthalt an der Universidad Europea de Madrid
Erasmusaufenthalt an der Universidad Europea de Madrid
WS2012
Vorbereitung
Die Anreise von Frankfurt (Oder) nach Madrid erfolgt am leichtesten mit Easyjet via
Berlin Schönefeld. Verbindungen mit Stop-Over und inkludiertem Freigepäck bieten
daneben alle großen Airlines an.
Es empfiehlt sich vor dem Aufenthalt eine internationale Kreditkarte zu besorgen, wie
zum Beispiel die DKB Cash Karte, um an jedem Geldautomaten kostenlos Bargeld
abheben zu können.
Des Weiteren ist es für die ersten Tage am vorteilhaftesten, in einem Hostel zu wohnen,
von wo aus sich bequem eine Wohung suchen lässt und erste Kontakte geknüpft werden
können. Über das bekannte Hostelworld.com kann man eines der sehr zahlreichen
Hostels in Madrid buchen. Bevor mit der Wohnungssuche begonnen werden kann,
benötigt man außerdem eine Simkarte. Der Provider Yoigo vertreibt die preiswertesten
Prepaidkarten, welche sich im Einkaufszentrum der Station Princípe Pío und auch sonst
überall in der Stadt für Simlock freie Handys kaufen lassen. Für die Fahrt zur Uni wird
eine Monatskarte mit Tarifbereich B2 benötigt. Die Trägerkarte kann in jedem „TobaccoGeschäft“ beantragt werden, womit man nach ca. zwei Wochen am Automaten für
ungefähr 60€ das eigentliche Ticket kaufen kann.
Unterkunft
Die UEM liegt im Ort Villaviciosa de Odón, ca. 40 Busminuten außerhalb von Madrid. Da
der Ort recht klein ist, empfiehlt es sich nicht, direkt dort nach einer Unterkunft zu
suchen, sondern eher in Madrid. Die Studenten, denen kein eigenes Auto zur Verfügung
steht, pendeln mit dem Bus 518 ab Príncipe Pío. Bei der Wohnungssuche lohnt es sich
folglich, auf eine gute ÖPNV-Anbindung an diese Station zu achten.
Allgemein sollte sich die Wohnungssuche aber auf das Zentrum und den südwestlichen
Stadtbereich konzentrieren. Zur Wohnungssuche selbst empfehlen sich die Seiten
www.idealista.com oder alternativ www.easypiso.com. Sie sind vergleichbar mit dem
deutschen wg-gesucht.de und bieten die größte Auswahl an Wohnungen und WGZimmern.
Sofern kein persönlicher Kontakt nach Madrid besteht, sollte auf jeden Fall erst vor Ort
ein Zimmer verbindlich gemietet werden. So lässt sich eine unangenehme Überraschung
vermeiden, da die angebotenen Räume oft erheblich von ihrer Beschreibung und auch
dem vereinbarten Preis abweichen.
Madrid gilt als die lauteste Stadt Europas, was sich schwer von der Hand weisen lässt.
Zurückführbar ist es auf ein fast nicht vorhandenes Empfinden der Spanier, Krach als
auch nur in irgendeiner Weise störend wahrzunehmen. Wer nachts also gerne auch mal
etwas schläft, dem empfiehlt es sich, sehr auf Lage und Isolierung des zu besichtigenden
Zimmers zu achten. Ferner hat nicht jedes Zimmer auch ein Fenster. Ist es vorhanden,
besteht es oft aus Einfachverglasung, wodurch Lärm oder winterliche Kälte leicht
eindringt. Auch Heizkörper sind nicht in jeder Wohnung vorhanden. Am besten ist es
also gleich bei der Besichtigung darauf zu achten. Ein vernünftiges Zimmer ist ab ca.
400€ zu bekommen. Nebenkosten, die sogenannten Gastos, werden in der Regel separat
berechnet und sind nicht immer im angebotenen Preis mit angegeben.
Die UEM
Die Universidad Europea de Madrid ist eine 1995 gegründete Privatuni. Aufgrund der
durch die regulären Studierenden entrichteten erheblichen Studiengebühren ist die
materielle und personelle Ausstattung der Universität sehr hoch. Jedoch weicht das
Konzept der UEM deutlich von dem Deutscher Universitäten ab. Ständige Hausarbeiten,
kleine Klassen und Anwesenheitspflicht machen den verschulten Charakter dieser
Hochschule deutlich. Selbstständigkeit, Eigeninitiative und das freie Entwickeln von
Lösungen sind weniger gefragt als das kontinuierliche Bearbeiten des
Unterrichtsmaterials. Während dieser Umstand eher Geschmackssache ist, empfand ich
das moderne Umfeld und den großzügige Sportkomplex der Uni als sehr angenehm. Der
Sprachkurs, welcher zu Beginn des Aufenthalts angeboten wird, blieb in meinem
Semester leider hinter den Erwartungen zurück. Wenn man ein bis zwei Niveaustufen
über dem eigenen Level einsteigt, kann er aber trotzdem ganz hilfreich sein. Übrigens
gibt es im Obergeschoss der Bibliothek mehrere Kopierer, mit denen die Studenten mit
eigenem Papier gratis ihre Vorlesungsmaterialien ausdrucken können. Etwas schade ist
es, dass die UEM auf eine Trimester Modell umgestiegen ist, wodurch der Aufenthalt
doch recht kurz ist. Mit der Wahl und Eintragung in die Kurse durch das int. Büro der
UEM empfiehlt es sich so früh wie möglich nach der Ankunft zu beginnen, da die
Kursplätze nach Reihenfolge der Interessentenanmeldungen vergeben werden und
beliebte Kurse so sehr schnell ausgebucht sind. Lange Wartezeiten auf einen Termin zur
persönlichen Erstellung des Stundenplans sollten hier unbedingt einkalkuliert werden.
Mit dem richtigen Ansprechpartner im int. Büro der UEM findet man aber zielsicher
auch durch den wildesten Kursdschungel.
Alltag und Freizeit
Der Alltag als UEM Student ist stark geprägt vom Pendeln zur Uni und zurück, was an
einem normalen Tag gut 100 Minuten einnimmt. Die Kurse an der UEM beginnen nicht
vor 10 und erstrecken sich dann mit vielen Pausen bis in den Abend gegen 20.30 Uhr
hinein. Während der unterrichtsfreien Zeit kann man also bequem in der Bibliothek
lernen, eines der Restaurants auf dem Campus besuchen oder, wie viele der Studenten
es tun, sich für ca. 50€ im Monat eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio erwerben und
einen der Swimmingpools und das Fitnessstudio nutzen.
Allgemein spielt sich das Leben der Spanier wenig zu Hause ab, sondern mehr
unterwegs auf der Straße und in den Restaurants oder Cervecerías. Das sind Tagesbars
in denen man sich bereits zum Frühstück treffen und günstig einen kleinen Imbiss, ein
Bier oder einen sehr guten Kaffee zu sich nehmen kann. Mindestens jeder Wohnblock
hat eine Cervecería, die von den Anwohnern als eine Art erweitertes Wohnzimmer
genutzt wird. Es gilt die Faustregel, je lauter und voller die Cerveceria ist, desto besser
ist es. Sich nur brüllend unterhalten zu können ist hier ganz normal. Ein schöner Brauch
ist, das zu einem Getränk fast immer ein kleiner Tapas dazu gereicht wird, z.B. eine
Scheibe Baguette mit Käse oder Oliven. Die Ketten „cien montaditos“ oder „mueseo del
jamon“ sollte man als Student unbedingt einmal aufsuchen. Die einheimische Küche ist
stark vom lokalen Angebot geprägt. Meeresfrüchte und Frittiertes kommen häufig auf
den Teller. An Oliven, Bocadillos, Schinken und Taps kommt man auf keinen Fall vorbei.
Die Stadt Madrid ist sehr hübsch und bietet die für eine Hauptstadt dieser Größe
bekannten Attraktionen, welche für einige Wochenenden mehr als genug zu entdecken
sind. Natürlich ist der Alltag auch vom Klima geprägt. Es ist praktisch immer sonnig und
selten richtig kalt. Aufgrund der starken Hitze in den Sommermonaten konzentrieren
sich Aktivitäten auf die Abendstunden, während mittags die Straßen recht leer sind und
die echten Madrileños in dieser Zeit an die Küste flüchten. Sicherlich ist die Mentalität
der Spanier auch vom herrschenden Klima beeinflusst. Spanier sind sehr entspannt und
Stress ist ein Fremdwort. Für ein kleines Gespräch zeigen sie sich erfreulicher Weise
immer aufgeschlossen. Zwar wartet man deshalb an der Supermarktkasse schnell
einmal 15 Minuten, aber dafür werden auch Fristen und Regeln nicht allzu genau
genommen. Eine starkes Gemeinschaftsgefühl und Harmoniebedürfnis ist auch in Zeiten
der Wirtschaftskrise präsent.
Erstaunlich fand ich, in welchem exzellenten Zustand sich trotz der Wirtschaftskrise die
Infrastruktur befindet. Straßen, Hochgeschwindigkeitszuglinien und Bahnhöfe sind alle
in einem vorbildlichen Zustand. Des Weiteren ist Madrid recht sicher. Das Risiko
ausgeraubt zu werden ist geringer als in Berlin und den meisten Hauptstädten. Jedoch
ist Diebstahl ein ernstzunehmendes Problem. Kaum ein Wochenende verging, ohne aus
dem Freundeskreis von einem in der U-Bahn geklauten Smartphone oder Portemonnaie
zu erfahren. Extreme Vorsicht ist in touristischen Gegenden und in der Flughafenlinie
geboten, wo Taschendiebe zweimal versuchten, mich zu beklauen.
Im Umland bietet die nahegelegene Sierra de Guadarrama mit ihrem 2500 Meter hohen
montaña Peñalara einen großen Freizeitwert. Im Winter kann man auf der Sierra sogar
Ski laufen! Doch auch Ausflüge in andere spanische Städte lassen sich realisieren, wenn
man sie rechtzeitig an einem der zahlreichen Brücken- und Feiertage plant. Barcelona,
Valencia, Sevilla, Toledo und Santiago sind auf jeden Fall eine Reise wert. Auch sind die
Regionen Spaniens angenehm abwechslungsreich.
Fazit
Mein Reiseführer „Gebrauchsanweisung für Spanien“ klärte mich schnell über einen
Umstand auf: „Wer nicht auf Schwarzbrot verzichten kann, nachts bevorzugt schläft,
Fahrrad fährt, an einem ruhigen Ort gerne klare Gedanken fasst und sogar Vegetarier ist,
der ist in Spanien nicht am richtigen Ort.“ Auf wen aber das Gegenteil zutrifft, der kann
in Madrid eine tolle Zeit verbringen. Dazu sollte man die Bereitschaft mitbringen, jeden
Tag zur Uni zu pendeln, viele Hausarbeiten zu erledigen und zum Beibehalten des
heimischen Lebensstandards tiefer in die Tasche zu greifen. Meine schlechteste
Erfahrung war das wohl berechtigte Gefühl, ständig seiner Sachen beklaut werden zu
können, was Unbeschwertheit beim Erkunden der Stadt manchmal verhinderte.
Zugestoßen ist mir dahingehend schlussendlich aber nichts. Am besten gefiel mir
hingegen die Kontaktfreudigkeit der Spanier und die Leichtigkeit, mit Ihnen ins
Gespräch zu kommen. Erasmus ist eine großartiges Programm und mit den richtigen
Voraussetzungen kann man eine tolle Zeit in Madrid verbringen!