Über den Tellerrand geschaut
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Über den Tellerrand geschaut
570.qxd 06.09.2007 11:34 Seite 570 570 • PRAXIS KOMMENTAR B. Richter Über den Tellerrand geschaut Alles in allem kann ich nur jedem empfehlen, falls möglich, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Die neuen Erfahrungen und Erlebnisse bereichern das weitere berufliche Handeln und helfen, Situationen besser einzuschätzen und neue Wege zu begehen. Mein Auslandsaufenthalt führte u. a. zur Gründung einer Gesellschaft von Im- und Export von Medizinprodukten (www.makro-med.de). Ich besuchte viele nationale und internationale Messen und schloss Kontakte zu führenden Herstellern von Medizinprodukten, u. a. in den USA und Brasilien. Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich. Die zunehmende Globalisierung führt zu einem verstärkten Preisdruck, den Zahnärzte aber vor allem die Zahntechniker schon leidlich zu spüren bekommen haben. Ich sehe in der Globalisierung jedoch nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Durch die Erschließung neuer Märkte können wir günstiger einkaufen und damit auch günstiger Leistungen anbieten. So haben wir qualitativ hochwertige Produkte auf dem brasilianischen Markt entdeckt, ein großer und unterschätzter Medizinmarkt, der anders als Fernost auf natürliche Weise gewachsen ist. Brasilianische Ärzte müssen unter ganz anderen Konditionen arbeiten und erreichen dabei in meinen Augen erstaunliche Ergebnisse – auch ohne 3DRöntgen und Cerec-Labor. Sicherlich findet man in einer solchen Gruppe extreme Abweichungen zu beiden Seiten, aber warum nicht ein paar Erfahrungen übernehmen? Der deutsche Medizinmarkt ist gezeichnet durch eine breite und solide Mittelschicht. Es besteht die Gefahr, dass diese verschwindet und eine Positionierung im oberen oder unteren Preissegment stattfindet, so wie wir es von anderen Ländern kennen. Und welche Entwicklungen nimmt die Praxis, in der ich in Portugal ein Jahr gearbeitet habe? Mein ehemaliger Kollege hat die Nische erkannt und plant Fortbildungsveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Implantologie für deutsche und internationale Kollegen. In entspannter Atmosphäre und „Urlaubsfeeling“ wird dieses Vorhaben sicherlich eine Chance haben. Einen Haken hat der Auslandsdienst allerdings – er wird nicht als Assistenzzeit anerkannt. Ein Manko, das die europäische Sonderstellung Deutschlands reflektiert. Im Rahmen einheitlicher EU-Richtlinien ist das deutsche Gesundheitssystem schon einigen Änderungen unterworfen worden. Mit Sicherheit wird sich diese Entwicklung in Zukunft weiter fortsetzen und der Medizinmarkt sich liberalisieren. Mehr Wettbewerb und eine marktwirtschaftliche Ausrichtung der Medizin auch als Dienstleistung werden die Folge sein. Hier können deutsche Ärzte vom Ausland lernen. Sehen wir die Entwicklung als Chance, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Grundlage dafür werden die Universitäten sein, die mit ihrer Ausbildung und Forschung den Standard setzen. • Korrespondenzadresse: Dr. Bert Richter Hauptmarkt 13 54290 Trier E-Mail: [email protected] AMA - Algarve Medical Center Rua Cidade de Goa, Lote 11 8500-580 Portimao Portugal E-Mail: [email protected] Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift • 62 • 2007 • 9 • © Deutscher Ärzte-Verlag, Köln