B ild : C la u d io G o ts ch

Transcrição

B ild : C la u d io G o ts ch
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Bild: Claudio Gotsch
La Punt Chamues-ch
Ort mit zwei Herzen
SPEZIALREGION
Schöne Aussicht vom Albulapass:
Vorne beim Inn liegt La Punt,
am Fusse des Piz Mezzaun Chamues-ch.
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Spezialregion
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Auf einen Blick
Sehenswürdigkeiten
Hotel & Gastro
Ruine Guardaval
→ S. 26 + 28
Gasthaus Krone
→ S. 30
Chesa Albertini
→ S. 26
Ristorante Pugliese Müsella
→ S. 31
Kirche San Andrea
→ S. 28
Albula Hospiz
→ S. 31
Alp Serlas
→ S. 29
Bumanns Chesa Pirani
→ S. 31
Chesa Merleda
→ S. 26
Metzgerei
Laudenbacher
→ S. 31
Unnützes Wissen zu La Punt Chamues-ch
• Am Albulapass fanden vor einigen Jahren Geologiestudenten
versteinerte Korallen. La Punt Chamues-ch liegt rein geologisch
auf der afrikanischen Kontinentalplatte.
• In der Grundschule La Punt Chamues-ch gehen momentan
37 Schüler zum Unterricht. Jeweils zwei Jahrgänge besuchen gemeinsam die Schule.
• Ein Glas Rotwein bestellt man in La Punt Chamues-ch als
«magöl vin cotschen».
• 1927 fährt das erste Automobil durch La Punt Chamues-ch. Bis
zu diesem Zeitpunkt war das Befahren der Engadiner Strassen mit
Automobilen verboten. Teilweise wurden Pferde vor die Automobile gespannt, damit diese trotzdem im Tal verkehren konnten.
• Der britische Musiker Robbie Williams hat 2005/6 Silvester in
der Villa Albertini gefeiert. Eine Woche lang.
• Die Höhenangabe auf dem Albula stimmt nicht: Es steht
2315 m ü. M., es sind aber nur 2313 m ü. M.
• Nach seinem Olympiasieg 2014 in der Superkombination taufte
die Gemeinde die ehemalige Via Chamuera zu Ehren ihres Siegers
in Via Sandro Viletta um.
• Die erste Freimaurerloge Graubündens, L’intimité parfait, traf
sich ab 1816 im Wirtshaus in Las Agnas, das 1929 abgerissen wurde.
• In La Punt Chamues-ch leben rund 740 Einwohner, das Dorf hat
aber auch rund 2600 Gästebetten. Der Zweitwohnungsanteil liegt
bei 70 Prozent.
• Zu Spitzenzeiten zwischen Weihnachten und Neujahr wurde ein
Wasserverbrauch von 1500 Liter Trinkwasser pro Minute gemessen.
Illustration: CinCin
• La Punt Chamues-ch wartet bereits seit 34 Jahren auf eine Umfahrung der Kantonsstrasse (Projektauflage 1980).
• In La Punt Chamues-ch gehen jeden Herbst 27 Jäger auf die Jagd.
Aufgrund des intensiven Hüttenlebens können die Abschusspläne
jedoch selten eingehalten werden.
• Die Bezeichnung Engadin bedeutet «Garten des Inns».
• Wenn bis zum 15. Dezember mangels Schneefall keine Langlaufloipen präpariert werden können, wird die Loipenerstellung mittels
Kunstschnee in Angriff genommen. Dies kam noch nie vor.
• Chamues-ch kommt vom Wortstamm «Chamuotsch» und bedeutet «Gemse».
• In La Punt Chamues-ch gibt es 32 Fussgänger- und Autobrücken, die über Gewässer führen, aber nur eine führt über den Inn.
• La Punt Chamues-ch wurde früher auch als Klein-Chicago bezeichnet, weil sich die Leute aus dem Tal in den lokalen Gasthäusern
zum Kartenspiel trafen und es zum Teil wüste Raufereien gab.
• In La Punt Chamues-ch stehen zwei reformierte Kirchen, eine
Sommer- und eine Winterkirche. In der einen finden die Gottesdienste nur im Winter statt, in der anderen nur im Sommer.
• Die Platten-Covers der international tourenden La Punter Musikerin Martina Linn sind alle in der Gemeinde fotografiert worden.
• Im Sommer reicht dem Ort die Trinkwasserversorgung mit Wasser aus Bergquellen. Im Winter muss ein Grundwasserpumpwerk
am Inn zugeschaltet werden, um die Spitzen abzudecken.
• 2009 wurde im Dorf extra ein Ski-Club gegründet, damit Sandro
Viletta unter dem Namen seines Wohnortes starten kann.
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???: ???
Bild: Stefan Bogner
La Punt Chamues-ch
Alles beginnt
auf dem
Albula
Die Brücke über den rauschenden Inn verbindet das Bauerndorf Chamues-ch mit dem ehemaligen Patrizierort La Punt, die zusammen
eine Gemeinde bilden. Aus dieser fruchtbaren
Verbindung ist am Fuss des Albula eine bodenständig-weltoffene Gemeinde gewachsen. Seit
über 500 Jahren werden hier Gäste empfangen und deren Wünsche mit gelassener Natürlichkeit erfüllt.
Text Jon Bollmann
Die schönste Anreise ins Engadin führt über den Albulapass nach La Punt Chamues-ch. Der Weg über diesen
farbkräftigen Pass mit seinen frischen Wässerchen und
den saftigen Wäldern ist so angelegt worden, dass der
vorfreudige Gast aus dem Fahrzeug oder aus den Socken
heraus möglichst viel atemberaubende Landschaft zu sehen bekommt. So weckt der Aufstieg die Lebensfreude,
vertreibt allfälligen Stress und überrascht ab der Passhöhe eins ums andere Mal mit dem einzigartigen Engadiner
Licht, das nicht in Worte gefasst werden kann.
Wilhelm Tell des Oberengadins
Die Geschichte des Passes und des ersten Dorfes im Tal
sind eng miteinander verbunden, denn vor der Nutzung
des Albula als ernsthafte Transportroute lebte man auf
Engadiner Seite von der Landwirtschaft, die damals wie
heute keine grossen Sprünge zuliess. Die erste schriftliche Erwähnung des Bauerndörfleins Chamues-ch dreht
sich folglich auch nicht um die Errungenschaften der
Einheimischen, sondern befasst sich mit dem Kauf des
Gemeindegebietes durch das Bistum Chur, das 1137 mit
weltlichen Mitteln ins Engadin expandierte. Was auf
dem Gemeindegebiet vorher passiert war, liegt im Dunkeln. Sicher ist nur, dass bereits die Römer die Albularoute kannten und Korn sowie Wein gegen Käse, Honig,
Bienenwachs und Felle tauschten. Den ursprünglichen
Alles liegt auf Gemeindegebiet:
Albulasee mit Ova d’Alvra, die neben der Albulapassstrasse von
← der Albulapasshöhe durchs Albulatal hinunter in den Inn fliesst.
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La Punt Chamues-ch
Die Herrschaften aus Italien
Befreit vom tyrannischen Vogt bewirtschafteten die
Chamues-cher die Säumerei selber weiter. Sie bauten einerseits die Passstrasse aus und machten sie winterfest
und bauten andererseits eine Brücke über den Inn. Dank
dieser rückte Chamues-ch näher an die Albulastrasse heran, was den Zugang zu Transitgebühren und dem saftigen
Alpgras auf dem Pass erleichterte.
Besonders profitiert haben die Albertini, aus Italien zugewanderte Herrschaften, die sich gut mit den Einheimischen verstanden und das Geschäft mit dem Albulapass
professionalisierten. Sie waren die «Herren der Brücke»
und bauten ab dem 16. Jahrhundert die Prunkbauten mit
venezianischen und Tiroler Einflüssen, welche bis heute
das Ortsbild von La Punt prägen. Als Juristen, Politiker,
1 Die Chesa Merleda, erbaut zwischen 1642 und 1649, ist im
Bürgerhausinventar als Vertreter der «frühesten Epoche der
Engadiner Herrenhäuser» charakterisiert. Die gotisierenden Giebelzinnen und Kamintürme zeugen davon, dass der Bauherr kurz
vor Baubeginn geadelt worden war.
2 Die gewölbte Querhalle der Chesa Merleda ist geprägt von
Steinböden und verkalkten Wänden. Von hier führen Türen in die
repräsentativen Stuben.
3 In der Bischofsstube der Chesa Merleda nächtigte der Bischof von Chur, wenn er die Gemeinde im Oberengadin besuchte.
4 Regula Curti-Vaterlaus war schon in ihrer Kindheit oft in
La Punt. Sie hat die Chesa Merleda mit viel Liebe renoviert und den
alten Gemäuern neues Leben eingehaucht.
5 Die mit grossartigen Intarsien geschmückte Stüva sura der
Chesa Merleda ist im Renaissance Stil gehalten. Die speziell gefertigten Werkzeuge sind noch vorhanden.
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Offiziere & Kaufleute hatten sie aber weit über das Oberengadin hinaus Einfluss. Sie haben den Kindern eine gute
Ausbildung geboten, sich (politisch) engagiert und gelten
als Vorkämpfer eines modernen Rechtsverständnisses
im Engadin – was damals viel Mut und Unbestechlichkeit
brauchte. Dafür wurden sie mit Respekt und jahrhundertelangem Erfolg belohnt.
Architektonische Zeitzeugen
Die Familie Albertini scheint vieles richtig gemacht zu haben, dass sie so lange Zeit derart erfolgreich sein konnte.
Und der wirtschaftliche Erfolg zeigt sich bis heute in der
Architektur der Häuser. Denn um 1630 herum verwandelten die Albertini La Punt durch zahlreiche Um- und Neubauten in ein weitherum gut erkennbares Herrendorf, das
Samedan und Zuoz an baulicher Pracht überstrahlte. Die
schönen Engadinerhäuser aus dieser Zeit sind gut erhalten
und heute noch in Händen, welche die Geschichte sowie
die Bausubstanz mit viel Rücksicht und Engagement pflegen. Besonders herauszustreichen ist die Chesa Albertini
mit ihren auffälligen Läden: das majestätischste Haus am
Platz. Es wurde 1655 errichtet und stand bis zum Bau der
Kantonsstrasse direkt am Inn. Der Eigentümer Andreas
Schmidt, dessen Grossmutter eine Albertini war, hat
das Haus zusammen mit dem bekannten Modedesigner
Hannes B. stilvoll renoviert und vermietet es an illustre
Gäste wie etwa den Popstar Robbie Williams, der es an
Silvester in La Punt krachen liess.
Gleich nebenan steht die Chesa Froriep. Als ein Albertini
einst im Schloss Tarasp gute Arbeit geleistet hatte, durfte
er zum Dank etwas mitnehmen. Er wählte die Fassadenuhr mit Glockentürmchen, die daraufhin in der Chesa
Froriep eingebaut wurde. Die Glocken auf dem Dach sind
über ein Drahtsystem mit anderen Glocken im Haus verbunden, die alle zusammen die Zeit schlagen. Die heutigen Besitzer, die hier aufgewachsen sind, sind direkte
Nachkommen der Albertini und liessen die Bausubstanz
weitgehend unverändert.
Am anderen Ufer sticht die Chesa Merleda ins Auge. Sie
ist eines der ersten Bündner Herrenhäuser und nationales
6 Beat Curti sprüht vor Leidenschaft für La Punt und veranstaltet
regelmässig Brückengespräche in der Krone, um Brücken zu
schlagen zwischen den beiden Dörfern.
7 Andreas Froriep ist ein direkter Nachfahre der Albertini und in
der Chesa Froriep aufgewachsen. In bester Familientradition wurde
er Jurist und engagiert sich heute für den Erhalt des architektonischen Erbes.
8 Die Chesa Froriep eckt an: Wer vom Albulapass herunterkommt, der muss um das 1609 erbaute Bürgerhaus herumzirkeln.
9 Die historische Ledertruhe ist ein Zeitzeuge der Epoche, als
in La Punt die Pferde gewechselt wurden, bevor es weiterging zum
nächsten Pass.
10 Der Glockenturm auf der Chesa Froriep ist verbunden mit
weiteren Glocken im Hausinneren.
11 Die Chesa Albertini war ursprünglich als Bauernhaus errichtet
und später zum Bürgersitz umgebaut worden. Sie kann mit dem
nötigen Kleingeld gemietet werden.
Bild: Corinne Kramer
Säumerweg über den Pass kann man noch gut erkennen.
Im 13. Jahrhundert erreichte der Handel eine interessante
Grösse, woraufhin der Bischof in Madulain eine Zollstelle
einrichten liess, um für die Pfaffen Geld einzutreiben.
Und da es sich wohl gelohnt hat, errichtete er wenig später zum Schutz der Zollstation und der bischöflichen Besitztümer im Oberengadin die Burg Guardaval (von der
Gerüchten zufolge ein geheimer Gang ins Dorf geführt
haben soll. Leider ist dessen Eingang unbekannt). Auf
der Burg residierte ein Vogt, der den Bischof vertrat und
auf den Ländereien nach dem Rechten schaute. Einer dieser Vögte schaute darüber hinaus auch den Röcken nach
und liess sich gelegentlich junge Mädchen auf die Burg
bringen. Als er aber die Tochter des Adam da Chamuesch auswählte, veranlasste er damit unwillentlich die Befreiung des Oberengadins: Der Vater führte die Tochter
schön geschmückt höchstselbst zur Burg, erdolchte den
vor Leidenschaft mit offenen Armen herausstürzenden
Vogt und stürmte mit einer kleinen Gefolgschaft die Burg.
Damit rettete er nicht nur seine Tochter, sondern befreite
als Wilhelm Tell des Oberengadins die Ländereien von
der Knechtschaft, was an seinem ehemaligen Wohnhaus
an der Via Cumünela bis heute festgehalten ist: «Chesa
Adam da Chamues-ch. Liberatur da Guardaval. 1420.»
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La Punt Chamues-ch
Baudenkmal, zu dessen Bauzeit (1649) Zinnen gerade der
letzte Schrei waren. Das Gebäude kann unter anderem
mit einem grossartigen Intarsienzimmer auftrumpfen,
das in langer Handarbeit vor Ort gebaut wurde, wozu der
Intarsienmeister einige Jahre im Haus gelebt hatte. Die
heutigen Besitzer, Beat und Regula Curti, haben noch
die originalen Werkzeuge des Künstlers, welche extra
für dieses Werk angefertigt und für allfällige Reparaturarbeiten beim Auftraggeber belassen wurden. Daneben
gibt es noch das etwas spartanischere Bischofszimmer,
in welchem der Bischof von Chur bei seinen Besuchen in
La Punt Chamues-ch jeweils nächtigte.
Während in La Punt die reichen Handelsfamilien residierten, lebten die einfachen Leute im Bauerndorf Chamuesch, in dem noch heute viele alte Engadiner Häuser mit
traditionellen Sgraffiti stehen. Für Liebhaber der klassischen Engadiner Architektur ist daher der Dorfkern
von Chamues-ch erste Wahl. Beispielsweise für Giorgio
Armani, der immer in schwarzen Kurzarmshirts oder
weissen Hemden auftritt und hier eine Liegenschaft besitzt.
Ankommen und Entschleunigen
Wer heute über den alten Säumerpfad in den Talboden hinunter kommt, der findet in der Gemeinde mit den zwei Herzen ein wunderbar bodenständiges Modell des Engadins.
Der Ort ist etwas für fortgeschrittene Engadinfahrende,
welche den übertriebenen Trubel von St. Moritz gerne in
homöopathischen Dosen geniessen und es sich nicht nehmen lassen, am Abend einen Gang zurückzuschalten, um
mit dem kraftvollen Rauschen des Gletscherwassers im
Ohr in einen gesunden Schlaf zu sinken. ●
Sgraffito
Sgraffito ist eine historische Technik zur Bearbeitung von Wandflächen, die besonders im Italien und Böhmen des 16. Jahrhunderts
benutzt wurde. Theoretisch ist es ganz einfach: Die Mauer wird grob
verputzt, erhält dann eine dicke, pigmentierte Mörtelschicht und
darauf noch ein Deckverputz. In diesen ritzt, schneidet oder kratzt
der Sgraffito-Künstler nach kurzem Antrocknen, bis die darunterliegende Schicht sichtbar wird. Als Werkzeug dienen verschiedene
Schlingen und Kratzeisen, Wasserwaage und Zimmermannszirkel.
Und ein gutes Vorstellungsvermögen: Was soll weiss bleiben? Wo
wird gekratzt? Denn hier liegt die Krux: Das Bild muss anders angepackt werden, als man es beim Vorzeichnen getan hat. Ähnlich wie
beim Bildhauen, wenn überflüssiger Stein von der Statue gehämmert wird. Und es muss schnell gehen, denn der Verputz trocknet
rasch. Zwar kann man mit feuchten Jute-Säcken etwas Zeit gewinnen, innert Tagesfrist muss die gesamte Hausfassade aber fertig
sein. Und Fehler können nicht korrigiert werden.
Bedeutung der Zeichen an den Wänden
Wagen mit Pferd
Säumer
Wassernixe
Sonne & Sterne
Baum des Lebens
Drache
Wandel und Fortschritt. Die Reise als
Symbol des Lebens.
Harmonische Verbindung verschiedener
Landschaften und Kulturen.
Wasser spendet Leben und Fruchtbarkeit,
die Nixe Glück und Freude.
Erhellung, Weisheit, Ruhe, Beständigkeit.
Verwurzelt im Boden, reckt er sich zum
Himmel. Die Vögel vermitteln zwischen dem
Himmlischen und dem Weltlichen.
Wohnt in einer Höhle im Boden, bewacht
grosse Schätze und auch das Feuer der
Erde. Er kann fürchterlich toben, wenn er mit
unkontrollierbarer Urgewalt hervorbricht.
Events
Kunstinterventionen
2001/2 konzipierten Künstler wie Pipilotti Rist, Fischli/Weiss, James
Turrell und Martin Kippenberger Kunst für den öffentlichen Raum.
Einige Werke sind auch heute noch zu sehen. artpublicplaiv.ch
Chalandamarz
Am 1. März, wenn die Kirchenglocke von San Andrea sechsmal
schlägt, reihen sich die Kinder der Grösse der mitgebrachten Kuhglocken nach auf und marschieren singend durch die Gassen, die
vom Klang der vielen Schellen vibrieren. Der Brauch stammt aus
der Zeit, als Rätien eine Provinz des römischen Reiches und der
1. März der Neujahrstag war. Die Geistervertreibung scheint nur
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teilweise zu nützen: Die römischen Legionen sind zwar abgezogen,
aber einige Italiener wie Armani oder Etro sind geblieben.
Alpgottesdienst mit Hausbesichtigung
Alle zwei Jahre findet auf der Alp Serlas ein Alpgottesdienst statt.
Bei diesem Anlass werden auch die Tore für eine Hausbesichtigung dieses aussergewöhnlichen Gebäudes geöffnet. Das nächste Mal wahrscheinlich am 19. Juli 2015.
Guardaval Sounds
Im August hallen feine Klänge von der Burg Guardaval ins Tal hinunter, wenn Musiker wie Anna Rossinelli, Adrian Stern oder Marc
Sway ihre Werke zum Besten geben. Geheimtipp!
SlowUp Mountain Albula
Einmal jährlich wird der Albula im Sommer für Motorfahrzeuge
gesperrt, so dass man die fantastische Bergstrecke – befreit von
knatternden Motoren – mit Muskelkraft und Schweiss für sich erobern kann. Fast wie zu Säumerzeiten.
slowup-mountain-albula.ch
Bild:zvg
La Punter Silvester Fackelschlitteln
Am 31. Dezember brennen jeweils entlang der Albulapassstrasse
die Fackeln. Wer seinen Schlitten bis zur Waldgrenze hinaufzieht,
wird dafür mit einer drei Kilometer langen Abfahrt verwöhnt, die
knapp oberhalb des Dorfes endet. Hier spendiert La Punt Ferien
Punsch und Glühwein, damit die Schlittler und andere Leute mit
Übersicht das Feuerwerk im Tal gut gewärmt bestaunen können.
Spezialregion
Das Experiment
auf der Alp Serlas
Wild: Die Alp Serlas liegt in einem der ursprünglichsten Täler des Engadins.
Is there a God?
Bild: Markus Erismann
Auf der Landeskarte von La Punt Chamues-ch sind viele Götter eingezeichnet. Warum?
Der nachfolgende Crashkurs in Rätoromanisch erklärt vieles.
God Arschaida
God Pschaidas
God Chamaduoir
Champesch
Munt da la Bês-cha
Plaun de la Sent
Pro Lorenzin
Pradatsch
Val Bella
Val S-chüra
Lärchenwald («god» = Wald und «larsch» (lat. «larix») = Lärche).
Dichter Wald («spescha» (lat. «spissea») = Dickicht).
Hier schläft das Vieh, wenn die Mittagssonne brennt («cauma» = Sonnenhitze).
Schafweide (lat. «campus» und lat. «bestia»).
Schafberg (lat. «bestia»).
Ebene, in welcher der Wermut wächst (lat. «absinthium»).
Pra/Pro = Wiese (lat. «pratum»). Wiese des kleinen Lorenz.
Das lautmalerische «–atsch» macht die Wiese gross und minderwertig.
Schönes Tal = Bauerntalk für «leicht zu bewirtschaften, ertragreich».
Finstertal (lat. «obscura»).
Das aussergewöhnlichste Gebäude im
Val Chamuera findet sich weit abgelegen. Das Tal beginnt hinter dem Dorfkern von Chamues-ch und führt durch
eine wildromantische Urlandschaft aus
Lärchen, Föhren, Arven und Frauenschüeli bis an die Grenzberge zu Italien.
Das Tal ist ein Geheimtipp für Ruhesuchende und gilt als das urtümlichste
im ganzen Engadin. Wer hierher kommen will, der muss Schusters Rappen
oder einen Drahtesel satteln, um dahin
vorzustossen, wo sich Hirsch und Bartgeier gute Nacht sagen.
Und dann, nach zwei Stunden Fussmarsch, sieht man mitten im Tal auf
2000 m ü.M. einen grossen Prachtbau
aus dem 19. Jahrhundert, der deutlich
grösser ist als das Maiensäss, das man
hier erwarten würde. Das eindrückliche
Haus wirft Fragen auf: Wer hat es wohl
gebaut? Und warum? Ein Blick in die
Chronik fördert zu Tage, dass die Alp
Serlas 1828 von Giachem Orlandi gegründet wurde, der in der Einsamkeit
einen ganzjährigen Landwirtschaftsbetrieb aufziehen wollte. Dazu kaufte
er sich die umliegenden Alpen und errichtete an sonniger, lawinen- und überschwemmungssicherer Lage ein hospizähnliches Haus mit weissgetünchten
Mauern, vielen Fenstern und einem
langgezogenen Stall. Dazu ein grosser
Heuschober für die Winterversorgung,
eine Käserei und genügend Platz für
Knechte und Mägde, so dass die Alp
auch dann bewohnt werden konnte,
wenn die Schneemassen im Winter die
Verbindung zum Dorf während Monaten unterbrachen. So zog er mit Mann
und Kuh auf die Alp Serlas, wo er ein
paar Jahre blieb. Als jedoch im siebten
Jahr ein Knecht an einer Blinddarmentzündung starb und wegen der Lawinengefahr bis im Frühling im Estrich
aufbewahrt werden musste, wurde das
Projekt nach einigen Diskussionen wieder abgebrochen. Ein bedauerlicher Ausgang für eine mutige Idee. Die heutigen
Besitzer der Alp Serlas nutzen das Haus
als Ruheort sowie als Jagdsitz. Alle zwei
Jahre stehen die Gebäude anlässlich des
Alpgottesdienstes auf Serlas für Besichtigungen offen. ●
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Bettgeschichte
Blaublüter schlafen bei blauem Licht. Und Sie?
Hier essen Sie köstliche Spaisas principales
Königlich & köstlich
Gasthaus Krone in La Punt
Text Jon Bollmann
SEHEN — Die Krone ist reich verziert mit Kunst aus
dem Engadin, die hier wie selbstverständlich ein Zuhause gefunden hat. Einen starken Eindruck hinterlassen
beispielsweise die grossflächigen Werke von Not Vital,
deren archaische Kraft das rauhe Klima des Engadins
widerspiegeln. Demgegenüber entzückt Albert Steiner
den Gast im alten Stübli mit Originalabzügen seiner Fotografien, welche die grandiose Kulisse des Engadins
meisterhaft einfangen. Mittendrin auch die Golfspieler
in Samedan, welche in Plakatform weltweit fürs Engadin
werben durften.
RIECHEN — Auch einige Jahre nach ihrer Neueröffnung riecht die Krone noch stark nach Arven, Engadiner
Steinen und frischem Wind. Wenn Sie zwei Betttage in
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einem Zimmer verbringen oder in der Stüva d’En dinieren, nehmen Sie den Duft in sich auf. Versuchen Sie es!
TASTEN — Das Haus möchte gerne angefasst werden, damit die Patina weiterleben kann. Auf den Zimmern
lässt sich die Lichtstimmung der eigenen Befindlichkeit
anpassen. Je nachdem, ob das Zimmer in ehrliches Weiss,
entspannendes Blau, sonnenwarmes Gelb oder feuriges
Rot getaucht ist, werden Sie ganz unterschiedlich berührt
sein.
SCHMECKEN — Sonja und Andreas Martin sind
mit der Bündner Küche umgegangen wie der Architekt
mit dem Haus: Sie haben die Essenz herausgearbeitet und
komponieren damit perfekt erdachte Spaisas principales
und Spezialiteds zu fairen Preisen.
HÖREN — Wenn sich der Geist nach einem langen
Tag in der Engadiner Höhenluft müde ins Bett legt, dann
erzählt ihm der Inn zum Geleit noch Episoden aus der
langen Geschichte des Dorfes, seiner Häuser und der
spannenden Leute, die hier schon durchgekommen sind.
Tafeln & betten
Spaisas principales: sFr. 40.— bis sFr. 50.—, Mittagsmenues:
ab sFr. 20.—; Zimmer ab sFr. 95.— p.P. guten Geschmack und
Rauschen des Flusses inklusive.
Hotel Krone, La Punt, T. 081 854 12 69. krone-la-punt.ch
Mehr zum Künstler Not Vital: notvital.com
Bild: zvg
Die Krone gehört seit Menschengedenken zu La Punt. Der
Bauernhof von 1565 ist vermutlich das älteste Gebäude
am südlichen Brückenkopf und profitiert von einer berauschenden Lage am Ufer des Inn mit Blick auf die ganze
Pracht der Albertinihäuser. Schon früh wurde die Krone
zum Gasthaus umgebaut und ist seit Jahrhunderten ein
wichtiger Treffpunkt für Ansässige und Reisende.
Nach der Jahrtausendwende übernahm der Unternehmer
Beat Curti das Zepter und holte den einfühlsamen Architekten Hans-Jörg Ruch ins Haus. Dieser befreite das Hotel vom Ballast der letzten 400 Jahre und baute auf der
DNA des alten Hauses ein neues Gesamtkunstwerk.
Hotel & Gastro
Restaurant
Bumanns Chesa Pirani
Testen Sie die SterneKüche des Restauranttesters, das mit marktfrischen Zutaten aus der
Region und Herzlichkeit
in original Engadiner Arvenholzstuben aufwartet.
Albula Hospiz
Holzkohlen-Tatarenhut
mit diversen Fleischsorten
zum Selberbraten mit
verschiedenen Beilagen.
Ab 10 Personen,
Reservation erwünscht,
nur im Sommer geöffnet,
T. 081 407 12 96.
albulahospiz.ch
Via Chantunela 15 — 19,
T. 081 854 25 15.
chesapirani.ch
Pizzeria Gianni Uno
Pizza aus dem Holzofen und italienische Küche im
Arvenstübli oder auf der Sonnenterrasse.
Chesa Sur Prasüras, T. 081 854 34 14.
gianniuno.ch
Restaurant / Pizzeria Albula
Gilde-Betrieb mit flambierten Spiessen, Holzofenpizzas
und klassischen Gerichten für die ganze Familie.
Albulastrasse, T. 081 854 12 84.
restaurant-albula.ch
Ristorante Pugliese Müsella
Die süditalienische Oase im Engadin mit hervorragenden
Spezialitäten aus Apulien.
Seglias 3, T. 081 854 10 24.
ristorantepugliesemusella.com
Hotel
B&B Chesa d’Arch
Schön gelegen am Eingang zum Val Chamuera.
Arch ist rätoromanisch und bedeutet «Bogen»,
denn hier findet man den Bogen von Hektik und
Alltagsstress zu Ruhe und Entspannung.
Via suot Röven 1, T. 081 851 21 00.
chesa-darch.ch
Ca . 16
0
weiter
U n te r k e
ün
engad fte
in.ch
B&B Chesa Staila
Neueröffnung im Januar 15! Am Fusse des Albulapasses gelegen,
verspricht das frisch renovierte Haus viel Sonne und Stil.
Via d’Alvra 14, T. 081 854 12 88.
chesa-staila.ch
Chesa Albertini
Fühlen Sie sich wie ein Albertini. Oder wie ein Popstar.
Mieten Sie das prunkvollste Haus am Platz.
Via Chantunela 37-39, T. 079 480 17 00.
chesaalbertini.ch
Bild: Slinziga: Jochen Reinhardt / Daniel Bumann: 3+ / Albula Hospiz: zvg
Laudenbachers
Slinziga
Für Carnivoren ist der Besuch bei Laudenbacher ein
Muss. Wenn möglich verarbeitet Laudenbacher Fleisch
aus der Region, aus dem beste Würste und Trockenfleisch werden. Speziell erwähnenswert ist das Slinziga,
ein typisches Trockenfleisch der Bündner Südtäler, vergleichbar mit Bresaola, aber in kleineren Stücken hergestellt. Slinziga wird mit Salz, Zimt, Nelken, Knoblauch,
Lorbeer und Pfeffer gewürzt, was ihm im Vergleich zur
Bresaola ein intensiveres Aroma verleiht. Wer Glück
hat, der bekommt neben jagdfrischem Wild auch selber
geräucherten Lachs, für den Laudenbacher hie und da
selber in einem alaskischen Fluss steht.
laudenbacher.ch
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