KulturLANDkompass

Transcrição

KulturLANDkompass
Frühjahr 2009
KulturLANDkompass
Pfalz
Rheinhessen
Hunsrück/Nahe – Mosel/Saar
Eifel/Ahr – Westerwald/Lahn
Rheintal
Balkan-Beats, böse Polkas und Trommelgrooves 7. Weltkulturfestival Horizonte
The Slapstickers
24. und 25. Juli
7. Weltkulturfestival Horizonte
Festung Ehrenbreitstein
Eingerahmt in das fantastische Ambiente
der Festung Ehrenbreitstein (UNESCO
Weltkulturerbe) findet Ende Juli in
Koblenz zum siebten Mal das „Horizonte
Festival“ statt. Auf zwei großen Bühnen
wird ein abwechslungsreiches Programm
aus traditioneller und zeitgenössischer
Weltmusik geboten.
Neben den virtuosen Insel-InstrumentalAnarchisten The Ukulele Orchestra of
Great Britain und dem Música Popular
Brasileira-Star Vanessa Da Mata sind
Künstler aus Afrika, Lateinamerika,
Osteuropa und Frankreich (Ma Valise)
in Koblenz vertreten. Horizonte bietet
Balkan-Beats von Shantel (BBC World
Music Award 2006), Swing, Balkan-Brass
und orientalischen Pop mit Fatima Spa,
Trommelgrooves von menino-jam und
böse Polkas von Figli Di Madre Ignota – Estrelas do Fogo (traditionelle Musik
der Kapverdischen Inseln). Zulu (Barcelona, Niederlande) und Rafael Pondé
(Brasilien), Tuck & Patti (USA) und die
deutsche Ska-Gruppe The Slapstickers
nehmen Zuhörer und Zuschauer mit auf
eine ­abwechslungsreiche
Weltmusikreise. Moderiert
wird das Festival von Stephan
Maria Glöckner (Menino).
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
Weitere Informationen unter:
www.horizonte-festival.de
www.ukuleleorchestra.com
Inhalt
HIGHLIGHTS
Ma Valise
www.mavalise.com
26
Shantel
www.bucovina.de
OPEN AIR SCHLOSS
ENGERS
28
AUTORENPORTRÄT
30
GEWINNSPIEL
32
INTERVIEW
34
TICKER
38
Figli Di Madre Ignota
www.figlidimadreignota.it
Rafael Pondé
www.rafaelponde.com
The Slapstickers
www.slapstickers.de
25
Gaukler- und Kleinkunstfestival
Kulturland Highlights
Rudi Schaluppke
www.myspace.com/schaluppke
Rommersdorf
Festspiele
Robert kreis
www.robert-kreis.com
Florian Schroeder
www.florian-schroeder.de
Stefan Jürgens
www.stefanjuergens.com
Burgfestspiele Bad Vilbel
www.kultur-bad-vilbel.de
Theater Chamäleon
www.chamaeleon-dorsten.de
Immer wieder Rhein!
Florian Schroeder
Norwich & District
Photographic Society
www.ndps.co.uk
18. Internationales Gaukler- und Kleinkunstfestival
31. Juli bis 2. August, Koblenz
Seit 1992 verwandelt das Gaukler- und
Kleinkunstfestival die Koblenzer Altstadt
jedes Jahr für drei Tage in ein fantastisches Straßenspektakel.
Freitagabend, Samstag und Sonntag
werden unter freiem Himmel inmitten
der Altstadt ausgesuchte internationale
Gaukler, Walk-Act-Künstler, Jongleure
und Clowns Besucher jeden Alters auf
Bühnen, Plätzen, Gassen und im Gauklerzelt verzaubern. Die große Gauklergala
fasziniert am Samstagabend. Im großen
Finale am Sonntagabend konkurrieren
die besten Gaukler um den Kleinkunstpreis. Eine Jury ermittelt die Gewinner.
Für 2009 haben sich wieder hochkarätige
Künstler angekündigt: Rudi Schaluppke
erzählt bissige Geschichten von einem
Arbeitsplatz, in dem der Fußpilz selbst
regiert, Steve Rawlings, der Irrwisch unter
den Comedy-Performern, mischt mit
einer einzigartigen Mischung aus Standup-Comedy und technisch brillanter
Jonglage jedes Publikum auf.
www.gauklerfest-koblenz.de Kk
26
Rommersdorf Festspiele
19. Juni bis 12. Juli
Abtei Rommersdorf
Menschen, Masken, Musik: Die Abtei
Rommersdorf ist 2009 erneut Kulisse
für einen facettenreichen Kultursommer
im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis.
Nach dem großen Erfolg des Vorjahres
liegt bei den diesjährigen Rommersdorf
Festspielen der Schwerpunkt erneut auf
Kabarett und Comedy, daneben stehen
jedoch auch klassisches Schauspiel und
Musik auf dem Programm.
Alte Hasen wie Robert Kreis oder Newcomer wie Florian Schroeder werden
das Publikum unterhalten. Mit Stefan
Jürgens, der vor zwei Jahren in Rommersdorf begeisterte, gibt es ein Wiedersehen.
Auch das klassische Schauspiel kommt
nicht zu kurz: Das Ensemble der Burgfestspiele Bad Vilbel ist erneut zu Gast.
Zudem erobern einheimische Künstler die
Rommersdorf-Bühne, so etwa die Lästermimen oder die Theatergruppe Chamäleon. Was bei den Festspielen ebenfalls
nicht fehlen darf, ist das umfangreiche
Kindertheater-Festival.
www.neuwied.de/rommersdorf2009.html Kk
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
Immer wieder Rhein!
17. Mai bis 12. Juli
Festung Ehrenbreitstein
Das Landesmuseum Koblenz zeigt im
Ravelin der Festung Ehrenbreitstein
Aufnahmen bekannter englischer
Fotografen des 19. Jahrhunderts sowie
zeitgenössische Arbeiten von Mitgliedern
der Norwich & District Photographic
Society. Fotografien von Francis Frith,
Cundall & Fleming und William England
werden den neuen Arbeiten der Mitglieder des Fotoclubs Norwich, der britischen
Partnerstadt Koblenz’, gegenübergestellt.
Motive der Rheinromatik und die architektonische und landschaftliche Vielfalt
des Rheintals stehen im Mittelpunkt der
historischen Aufnahmen. Die zeitgenössischen Arbeiten dokumentieren die
individuelle Sichtweise der Fotografen,
ihre Suche nach dem Besonderen und
außergewöhnlichen Stimmungen an den
bekannten Orten.
www.landesmuseumkoblenz.de Kk
Lahneck Live
Auletta
www.auletta.de
L‘UNA Theater
www.luna-theater.de
Auletta
Roberto Aussel
17. Koblenz International
Guitar Festival &
Academy 25. Mai bis 1. Juni
Lahneck live POLITICAL SHORTCUTS
„Very british“ und gewohnt ­vielseitig –
von Soul und Funk über A Capella, Old
and New Rock bis hin zu Shakespeare
und englischer Klassik sowie Hexen und
dem typisch englischen Humor: Auch in
diesem Jahr hat Lahneck Live für jeden
etwas zu bieten.
Während der Freitag musikalisch beginnt,
verwandeln am Samstag britische
Comedy, ein schottisches Dudelsack-Orchester und eine Comedy-Stadtführung
die Innenstadt in eine einzige Bühne. Am
Sonntag stehen die Kinder im Mittelpunkt: Es gibt eine Mittelalter-Rallye,
Heike Handlos liest in der Kapelle aus
„Catweezle“, wo auch das L’Una Theater
das Stück „Das Elfenwunder“ aufführt.
www.lahneck-live.de Kk
2009 findet erstmals in Koblenz das
Kurzfilmfestival Political Shortcuts statt.
Es soll einen Überblick über aktuelle politische Themen geben, deren Beachtung
fördern und zu einer kritischen Auseinandersetzung anregen.
Rassismus ist das Thema der Festival­
premiere: Er hat viele Gesichter und
findet sich auf unterschiedliche Weise in
der Gesellschaft wieder. Die Filme werden
Ausprägungen rassistischer Zuschreibungen und Ausgrenzungen ebenso zum
Thema machen wie Gegenstrategien
oder antirassistisches Engagement. Im
Rahmen der Political Shortcuts wird es
ein umfangreiches Begleitprogramm
geben.
www.political-shortcuts.de Kk
15. Mendelssohn-Tage
Cool Britannia in Waldbreitbach Bad, mad and dangerous Großbritannien und seine Kunst- und
Kulturszene, vor allem die musikalischen Höhepunkt der vergangenen vier
Jahrhunderte, stehen im Mittelpunkt des
Kultursommers in Waldbreitbach. Musikalische Größen wie Henry Purcell, John
Stanley, Elton John und The Beatles werden vokal und instrumental interpretiert.
Den Kleinsten wird sich im Mitmach-Theater die Welt der Märchen eröffnen.
www.waldbreitbach.de Kk
George Gordon Lord Byron – geheimnisvoll, schillernd, skandalumwittert. Unter
verschiedenen Aspekten werden Leben
und Werk des britischen Lyrikers in einer
Lesung und einem Konzert beleuchtet.
Auch Ingo Bracke wird in einer Lichtinstallation das Thema des zerrissenen
Byronschen Helden inszenieren.
www.arpmuseum.org Kk
15. bis 17. Mai, Lahnstein
14. März bis 8. November
Koblenz
Werke der Geschwister Fanny Hensel
und Felix Mendelssohn Bartholdy sowie
Arnold Mendelssohn erklingen alljährlich
bei den Mendelssohn-Tagen in Koblenz.
Hinzu kommen Werke von Komponisten,
mit denen sich die Mendelssohns auseinandergesetzt haben. Vortragsreihen zur
Familiengeschichte und ihrer besonderen
Beziehung zum Rheinland vermitteln
Hintergrundinformationen.
www.mendelssohn-koblenz.de Kk
22. bis 23. Mai, Kulturfabrik Koblenz
10. Mai bis 5. Juli
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
Weit über zweihundert konzertierende
Künstler, Dozenten und Studenten aus
mehr als fünfzig Ländern finden sich ab
Ende Mai in Koblenz zum Guitar Festival ein. Es werden rund 5.000 Besucher
erwartet. Das alljährliche Kulturereignis
gehört aufgrund seiner Qualität und
stringenten Programmatik zu den renommiertesten Spezialfestivals für Gitarre
weltweit.
Zu den 22 Veranstaltungen, öffentlichen
Meisterkursen, Workshops und Vorträgen
kommt in diesem Jahr erstmals die ­Messe
Koblenz Guitar Fair hinzu. Im Foyer der
Rhein-Mosel Halle präsentieren Gitarrenbauer und Händler von weltbekannten
Gitarrenmarken ihre Produkte.
www.koblenzguitarfestival.de Kk
18. & 19. Juni
Arp Museum Bahnhof Rolandseck,
Remagen
27
Open-Air-Konzerte Engers
Schloss Engers
Lust aufs Lustschloss
Von Claudia Jung bis Hubert von Goisern
Allein die alabasterfarbene Pracht des
Schloss Engers in Neuwied ist es wert,
dass dort Open-Air-Konzerte veranstaltet werden. Wenn unterm nachtblauen
Himmel das Licht einer großen Bühne das
prunkvolle Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert in all seiner architektonischen
Grandezza magisch illuminieren lässt,
sorgen die Livedarbietungen erlesener
Stars aus Volks- und Popmusikszene, aber
auch aus den Genres Folk, Swing und Jazz
für die akustische Hauptkomponente
einer Konzertreihe, deren Merkmal es ist,
die Sinne der Besucher zu betäuben. Der
nahe Rhein, in klaren Sommernächten
liegt er ruhig und majestätisch in seinem
weiten Bett, tut sein Übriges: Es ist eine
Kulisse von vollkommener Ästhetik.
Fröhlicher Weinberg
www.swr.de/weinberg
MArc Marshal
www.marcmarshall.de
Claudia Jung
www.claudia-jung.de
Helene Fischer
www.helene-fischer.de
MArianne & Michael
www.marianneundmichael.de
Swinging Voices
www.swinging-voices.info
Semino Rossi
Eröffnung mit dem SWR
Dass hier in den letzten Jahren Spitzenkünstler wie Chris Rea und Roger Cicero
auftraten, nimmt nicht Wunder. Auch das
SWR-Fernsehen lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, alljährlich Konzerte
von Engers aus in die Wohnzimmer zu
senden. Zu reizvoll ist das Ambiente im
Schlagschatten des einst als Jagd-, Lustund Sommerschloss erbauten Spätbarockgebäudes, das zugleich Sitz der Villa
Musica ist. In diesem Jahr überträgt der
SWR eine Ausgabe seiner Reihe „Fröhlicher Weinberg“ mit Schlagergrößen
wie Marc Marshall, der durch den Abend
moderiert, sowie Claudia Jung und dem
ambitionierten Bläser-Youngster Dirk
Schiefen live vom Schloss. Zum Teil ist
die Hauptveranstaltung bereits ausverkauft, die Tischplätze im Hauptblock sind
begehrt.
Doch es gibt noch Karten, auch für die öffentliche Generalprobe am Nachmittag.
www.seminorossi.com
28
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
Die Ticketpreise an diesem Eröffnungstag
sind besonders moderat. Nur zwei Tage
später ist es wiederum der SWR, diesmal
der Radiosender SWR 4, der für das Programm verantwortlich zeichnet. Moderiert von Walter Depenheuer und Lore
Mertens werden Helene Fischer, Marianne
und Michael und die Swinging Voices
aufspielen. Zudem nimmt das Polizei­
orchester Rheinland-Pfalz das Publikum
in Unterhaltungshaft. Auch an diesem
Juninachmittag lacht der kleine Geldbeutel, eine Sitzplatzkarte kostet zehn Euro.
Swing, Jazz und Südamerika
Von Mitte Juli bis Anfang August wird es
hochkarätig im Schlosshof. Der aktuell
erfolgreichste deutsche Schlagersänger,
Semino Rossi, eröffnet gemeinsam mit
seiner Band eine bestechend besetzte
Konzertreihe. Rossis südamerikanischem
Charme folgen die Swinglegenden. Unter
diesem Titel werden Vertreter eines
Genres auf Schloss Engers präsentiert,
Foto: Jim Rakete
Helen Schneider
welches seit kurzem eine Renaissance
erlebt. Hugo Strasser und Max Greger,
dazu Bill Ramsey sowie die Kessler-Geschwister Alice und Ellen werden hier
durch den Abend swingen. Als Special
Guest komplettiert die SWR Big Band das
Programm. Es folgt mit Helen Schneider
eine echte Jazzgröße, deren Stimme im
Zeichen ihres aktuellen Albums „Dream a
little Dream“ zwischen kräftiger Zartheit
und amoureusem Flüstern changiert.
Nicht minder stimmgewaltig tritt am
nächsten Konzertabend Gitte Haenning
mit Orchester auf die Schlossbühne.
Deutschsprachig
und stimmungsgeladen
Schließlich wird noch einmal gehörig
aufgedreht. Aus der obersten Etage der
deutschsprachigen Stimmungsmusik
kommen Hubert von Goisern und die
Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV)
nach Engers. Ersterer tritt im Rahmen
seiner „S’Nix“-Tour auf. Der Mann mit
der Ziehharmonika, der wie kein Zweiter rockige und poppige Elemente mit
alpiner Jodelkunst verquickt, dürfte dafür
sorgen, dass Sitzplätze nur noch als Wort
auf Eintrittskarten existieren – hier wird
aufgestanden, geklatscht und mitgejohlt.
Die EAV ist neben Falco sicher die bekannteste Erscheinung österreichischer
Popkultur. Seit über drei Jahrzehnten
produzieren die Künstler aus dem Land
der Berge musikalischen Klamauk am
laufenden Band, wobei nicht selten
ein gesellschaftskritischer Unterton in
ihren Werken mitschwingt: Tschernobyl,
Sextourismus, Alkoholismus und religiöse
Fragen waren nur ein paar der brisanten
www.kulturland.rlp.de
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Hubert von Goisern
Themen, deren die EAV sich in ihrer einzigartigen Weise angenommen hat – der
erhobene Zeigefinger ging dabei stets
mit einem zwinkernden Auge einher. Die
langjährigen Bühnenprofis um Frontmann und Sänger Klaus Eberhartinger
werden mit ihrer „Best of Show“ eine
aufwendige Musiktheaterrevue auf die
Bühne bringen. Kk
Swr Big Band
www.swrbigband.de
Helen Schneider
www.helenschneider.de
Helen Schneider „Dream A
Little Dream“ bei amazon
Auf einen Blick
Open-Air-Konzerte
Schloss Engers,
Neuwied-Engers
www.amazon.de/gp/product/B0017YXZIM?ie=UTF8&tag=heu-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=B0017YXZIM
Hubert von Goisern
www.hubertvongoisern.com
12. Juni bis 2. August
Erste Allgemeine Verunsicherung
Weitere Informationen unter:
www.schlosskonzerte-engers.de
www.eav.at
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Foto: Renee Lindner
Porträt
Spuren seiner Wurzeln
David Wagner
IN ANDERNACH GEBOREN, VERSCHLUG ES DAVID WAGNER IN DIE WEITE WELT. HEUTE LEBT ER als schriftsteller IN BERLIN. DOCH AUFMERKSAME LESER FINDEN
IN SEINEM JÜNGSTEN BUCH HINWEISE DARAUF, Woher DER AUTOR STAMMT.
Jeder Vater ist zugleich auch Sohn – eine
nüchterne Feststellung, die David Wagners jüngst im Februar erschienenem
Roman „Spricht das Kind“ zugrunde liegt.
Der Blick auf das eigene Kind weckt Erinnerungen an die eigene Kindheit – seit
jener des 1971 in Andernach geborenen
Autors sind ereignisreiche Jahre ins Land
gegangen. Wagner studierte in Bonn,
Paris und Berlin Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte. Er hielt sich über längere Zeit
in Rom, Barcelona und Mexiko Stadt auf,
um schließlich wieder in Berlin anzukommen. Als Journalist schrieb er Feuilletons
für die Berliner Seiten der Frankfurter All-
30
gemeine Zeitung und Kolumnen für Die
Zeit, arbeitete außerdem für die Berliner
Zeitung.
Erste Erzählungen waren bereits während seines Mexikoaufenthalts in den
Neunzigern entstanden, es folgten der
Debütroman „Meine nachtblaue Hose“,
Gedichtbände, Essays und weitere Erzählungen. Parallel zu seiner wachsenden
Bibliografie wurden Wagner einige Auszeichnungen für sein literarisches Schaffen verliehen, darunter der Georg-K.-Glaser-Preis des Landes Rheinland-Pfalz und
der Martha-Saalfeld-Preis. Ferner kam er
dank seines literarischen Schaffens in den
Genuss dreier Auslandsaufenthalte in
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
Rumänien, den USA und Frankreich.
Gewissermaßen ein Mann von Welt,
treten, gerade in einem Werk wie „Spricht
das Kind“, mitunter David Wagners
Wurzeln zutage: etwa dann, wenn ein Zuhörer bei einer Lesung ein Detail aus Andernach entdeckt, obwohl die Stadt am
Rhein in Wagners aktuellem Roman gar
nicht auftaucht. In „Meine nachtblaue
Hose“ schlängelt sich der Fluss indessen
durch das Werk selbst. In seinem ersten
Roman schildert David Wagner seine
Kindheit im Rheinland der siebziger und
achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Kk
Auszüge aus: „Spricht das Kind“
(Droschl, 2009)
Schippe
Das ist ein Spaten, sagt das Kind im
Sandkasten, das ist eine Schaufel, das
eine Schippe. Und gräbt so seinen Wortschatz aus, führt vor, zeigt seinen Hort an
Worten.
und sinke, Suppe, Sumpf, Strumpf.
Vielleicht weiß auch das Kind, was die
Wörter bedeuten, nur, weil es weiß, was
sie nicht bedeuten. Es schwimmt erst mal
mit in der Sprache, die um uns fließt.
Das Kind malt eine Sonne. Eine Wolke.
Sagt, das sei ein Baum. Was sie malt, sieht
aber nicht einmal von weitem, nicht im
entferntesten danach aus. Aber wenn
sie doch sagt, daß es ein Baum sei? Ist es
nicht nur eine Abmachung?
Als Kind hatte ich eine Zeitlang die Vorstellung, alles sei aus Wörtern gemacht,
ich glaubte, die ganze Welt setze sich
aus sehr klein geschriebenen Wörtern
zusammen, die Wand, der Teppich, der
Stuhl, jeder Quadratzentimeter meines
Zimmers bestand aus tausenden, unleserlich klein geschriebenen Wörtern, die
Wand aus dem tausendfach geschriebenen Wort Wand, die Tapete aus dem fein
geschwungenen, abertausendfach wiederholten Wort Tapete, und in der Nacht
lag ich auf einem Kissen, dessen Bezug
aus dem Wort Kissenbezug gewebt und
dessen Plumeau tausendfach mit dem
Ich selbst weiß ja auch nicht so genau,
was Wörter bedeuten. Vielleicht weiß
ich es bloß, weil ich weiß, was sie nicht
bedeuten. Manchmal, am Rand meiner
eigenen Sprachkenntnis, hört die Sicherheit auf, stehe ich plötzlich auf weichem
Boden, weiß nicht mehr, was das eine
oder andere nun tatsächlich heißen soll,
Höhere Mannigfaltigkeit
Das Kind legt Wörter auf jeden Gegenstand, das Kind hat bald für alles einen
Namen.
Bleiben da nicht große Brachen? Ränder
und Randstreifen ohne ein einziges Wort?
Gebiete, für die es gar keine Wörter gibt?
Auf denen noch gar keine Wörter liegen?
Was wird mit den Zwischenräumen?
Dem Unbenennbaren dazwischen? So
dicht ich die Wörter auch lege, es bleiben
doch immer Lücken. Und die leeren Felder
werden, so kommt es mir vor, immer
größer. Als dehne sich alles um mich herum aus und drifte unter meinen Füßen
auseinander.
Die Fläche ist die Projektion der Kugel­
oberfläche, die Linie die der Fläche, der
Punkt die der Linie. Nur in die andere
Richtung setzt das keiner fort.
Der Text ist die höhere Mannigfaltigkeit
um uns herum. Die Form, die Hülle, das
Gewebe, das sich um die Gestalt, von der
ich gar keine klare Vorstellung habe, legt.
Der Erwachsene, so scheint’s, ist verpflichtet, die Welt zu verstehen. Er gibt sich
alle Mühe, diesen Eindruck zu erwecken.
Eigentlich dürfte kein Kind und auch
sonst niemand ihm glauben, denn die
Lücken werden mit der Zeit doch immer
größer. Nie wieder war ich so schlau wie
Anfang zwanzig.
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Wort Kopfkissenfüllung gestopft war.
Oder doch mit Daunen?
Ich wußte nicht, wie viele Wörter ich
in meinem Zimmer zusammenbringen
könnte, ich sah und las Bett, Wand, Schalter, Lampe, Glühfaden, Bilderrahmen,
ich lag auf der aus dem Wort Matratze
gemachten Matratze, ich schloß die Augen und sah die Schatten, die Lampe, das
Fenster, den Vorhang, das Fensterkreuz,
den Lichtschein vom Flur, der aus dem
Wort Licht bestand, und so weiter.
Bitte, eine Frage, sagt das Kind, was ist
eine Schippe?
Bibliografie
„Spricht das Kind“, Roman, Droschl, 2009
„Ich bin der Mann. Sie ist die Frau.“, Essays,
SuKuLTuR, 2007
„Endivien“, Erzählung, SuKuLTuR, 2006
„Der Kunstschütze galt als einer der wenigen
Artisten“, SuKuLTuR, 2005
„Weiße Nacht“, Erzählung, SuKuLTuR, 2004
„Was alles fehlt“, Erzählungen, Piper, 2002
„In Berlin“, Gesammelte Feuilletons, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, 2001
„Meine nachtblaue Hose“, Roman, Alexander
Fest Verlag, 2000
Preise und Stipendien
2005 Martha-Saalfeld-Preis
2004 3 Monate Besançon auf Einladung des Centre Régional du Livre de Franche
Comté
2003 Fellow im Ledig-Rowohlt-House in Omi,
NY, USA
2002 2 Monate Rumänien auf Einladung der
Stiftung Brandenburger Tor, Berlin
2002 Stipendiat der Stiftung Niedersachsen
2001 Kolik-Literaturpreis Wien
2001 Georg-K.-Glaser-Preis 2001 des Landes Rheinland-Pfalz
2000 Dedalus-Preis des SWR und des Landes
Baden-Württemberg
1999 Walter-Serner-Preis
1998 Alfred-Döblin-Stipendiat der Akademie
der Künste
31
Web-Links
David Wagner „Spricht das
Kind“ bei amazon
www.amazon.de/gp/product/3854207514?ie=UTF8&tag=heu-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3854207514
www.amazon.de/gp/product/3854207514?ie=UTF8&tag=heu-21&linkCode=as2&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3854207514
www.amazon.de/gp/product/3937737812?ie=UTF8&tag=heu-21&linkCod
David Wagner „Ich bin der Mann.
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Sie ist die Frau“ bei amazon
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Fotos: Andreas Kurz
Interview
Tobias Mann
„Ich bin, der ich bin“
Im Interview mit Albert Hoehner
Rheinland-Pfalz hat einen neuen Star in Sachen GEhaltvoller Humor.
Der Mainzer Kabarettist, Comedian und Musiker Tobias Mann, bundesweit auch solo und mit Aca & Pella aus der TV-Fastnacht bekannt, erobert derzeit im deutschsprachigen Raum die (Kleinkunst-) Bühnen.
Sein erstes Programm hat den Titel
„Man(n) sieht sich! – Ein Endzwanziger in
Wort und Lied“. Tobias Mann zeigt darin
humorvoll selbstkritisch und exemplarisch an seiner Biografie, wie „eine
Generation durch elterliche Abschirmung
an der Basis aufweicht und schon allein
das Verschwinden eines Laubfrosches
zu schwerwiegenden Traumata führen
kann“. Sein aktuelles Bühnenprogramm
hat den Titel „Man(n)tra – Der Sinn des
Lebens in zwei Stunden“.
Seine autobiografischen Ausflüge in die
Vergangenheit hinter sich lassend, stürzt
sich Toby nun „voll und ganz auf das Hier
und Jetzt, um dem alltäglichen Wahnsinn
34
einen Sinn abzuringen – und sei es auch
nur Unsinn“. „Digitalisieren wir uns zu
Tode? Und lohnt sich das Leben im Update 2.0 noch? Viel dringender die Frage:
Reicht die Hardware unseres Körpers
noch aus, um die aktuelle Alltagssoftware
laufen zu lassen?“ Mit Mundwerk, Gitarre
und Klavier im Anschlag zieht er alle
komödiantischen Register und bemächtigt sich verschiedener Schattierungen
des Humors – Satire und Ironie garniert
mit einer gehörigen Portion frechem
Zynismus und hanebüchenem Nonsens.
Ob Politik, Religion, Zeitgeist oder Alltäglichkeiten – ebenso wie seine Themen
wechseln sich Stand-ups und witzig-hintersinnige Lieder ab, die in Kombination
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www.kulturland.rlp.de
mit Manns unstillbarem Bewegungstrieb
und seiner einzigartigen Mimik einmal
mehr einen erstklassigen Kabarettabend
garantieren. Oder wie es die Jury des
Deutschen Kleinkunstpreises 2008 in
ihrer Laudatio beschrieben hat: „Den Förderpreis zum Deutschen Kleinkunstpreis
2008 erhält Tobias Mann. Damit zeichnet
die Jury einen lausbubenhaften Charmeur
aus, der mit kritischem Blick souverän einen Bogen schlägt zwischen Kabarett und
Comedy, zwischen Politik und Philosophie,
zwischen Wissenschaft und WorldWideWeb. Davon erzählt und singt er facetten­
reich und mit großer Musikalität. Das
quirlige Allroundtalent verbindet spielend
Genres und Generationen.“ Kk
Für den Entertainer Knacki Deuser ist
Comedy weitaus politischer als Kabarett,
weil es den Alltag mit einbezieht, für den
Literaten Heinz Strunk sind Comedians
nur schlechte Retortenclowns, zwischen
Dieter Hildebrandt und Mathias Richling
ist jetzt gerade wieder die alte Comedy-Kabarett-Diskussion entfacht. Wo
verortest du dich da?
Ich halte diese Unterscheidung für überflüssig. Was mich vor allem an der Diskussion stört, ist, dass jahrelang Comedy
gleichgesetzt wurde mit Blödsinn und
minderwertigem Schrott und Kabarett
grundsätzlich als hochwertig und klasse
galt. Das gefällt mir nicht, weil es einfach
nicht stimmt. Wir sollten endlich dahin
kommen, jemanden danach zu beurteilen, ob er lustig ist und etwas zu sagen
hat oder eben nicht lustig ist und keine
Aussage hat. Wir sollten das Lager- und
Schubladendenken von Comedy und
Kabarett endlich überwinden.
Hat nicht der Comedy-Boom auch dem
Kabarett mehr Freiheiten via TV gebracht?
Ja, auf jeden Fall. Der Boom lustiger
Formate hat auch für Kabarettisten
mehr Entfaltungsmöglichkeiten im TV
gebracht – natürlich auch, weil es die
Unterscheidung zwischen Kabarett und
Comedy eigentlich nicht gibt. Es ist ein
Boom für alle Farben des Humors.
Jetzt bist du als Teil der Spaßgeneration
in der Vergangenheit immer wieder kritisiert worden, ist denn vieles „spaßiger“
geworden?
Was meine Biografie angeht, kann ich
nur sagen, dass sich das Befinden meiner
Generation nicht auf Spaß reduzieren
lässt. Man muss sich ja nur anschauen,
wie dieser Kampf stattfindet, einen Arbeitsplatz zu finden, zu behalten und sich
auch ansonsten in dieser Gesellschaft
zu bewähren. Ich habe das Gefühl, man
muss heute dauernd im roten Bereich des
Drehzahlmessers laufen, um etwas zu erreichen. Daher ist es eher eine Katharsis,
eine seelische Reinigung, wenn man mal
ablacht oder feiert.
Beim Begriff der Spaßgeneration
schwingt ja auch der Vorwurf einer unpolitischen Haltung mit…
Im Gegenteil. Ich beobachte in meiner
Generation, übrigens auch unter Künstlerkollegen, dass sich viele darum bemühen, die Grenzen des bisher politisch
Korrekten aufzuheben. Das ist vielleicht
die Rebellion – die Rebellion gegen diese
festgefahrenen Schwarz-Weiß-Malereien,
die einfach die Generation vorher in die
Sackgasse geführt haben. Man lacht auch
wieder mehr über sich selbst, man zieht
sich selbst in den Fokus. Das mache ich
auch ausführlich in meinem Programm.
Dabei rede ich allerdings nur vordergründig über mich, während ich eigentlich
über die Befindlichkeiten einer gesamten
Generation spreche und dabei vieles humoristisch hinterfrage, ja auch zum Teil
der Lächerlichkeit preisgebe.
Vor nicht allzu langer Zeit hat bei deinen
Auftritten ein Johanniter-Bus zum Transport ausgereicht, bei deiner DVD-Pro-
Foto: Stephan Heinz
Zur Person
Seit September 2005 ist Tobias Mann
als Solokabarettist auf den Bühnen der
Nation unterwegs. Zuerst mit seinem
Programm „Man(n) sieht sich“ und nun
auch mit „Man(n)tra“. Unter anderem
bespielt er Schmidts Tivoli (Hamburg),
das Theater Wühlmäuse (Berlin), den
Quatsch Comedy Club (Berlin und Hamburg), das unterhaus und den Frankfurter Hof (Mainz), die Lach- und Schießgesellschaft (München), das Senftöpfchen
(Köln) und das Kom(m)ödchen in
Düsseldorf. Zahlreiche renommierte Comedy- und Kabarettpreise wie der Trierer
Constantin Comedy Preis 2006/2007,
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
duktion im März war die halbe Mainzer
Altstadt durch drei Sattelschlepper mit
Equipment blockiert. Ein großer Sprung …
Ich war selbst etwas schockiert. Erstmal,
weil eine riesige Verantwortung auf
einem lastet. Man ist der Protagonist
an diesem Abend. Alles, was da angekarrt wird, hat den Zweck, die eigene
Performance einzufangen. Und wenn die
schlecht ist, wird dieser ganze Apparat
null und nichtig. Es hängt alles von dem
Typ ab, der auf der Bühne steht – das ist
schon beängstigend, denn der war ja ich.
SCHMIDTS TIVOLI
www.tivoli.de
der Münchner Förderpreis „Goldene
Weißwurscht 2007“, der Münchner
„Kabarett Kaktus 2006“ und der Publikumspreis des Kleinkunstfestivals 2007
der Berliner Wühlmäuse wurden ihm
verliehen. 2008 gewann Toby Mann
den Hamburger Comedy Pokal und den
Bonner Prix Pantheon. Zuletzt überreichte man ihm für sein Programm „Man(n)
sieht sich! – Ein Endzwanziger in Wort
und Lied“ den Kabarettpreis „Memminger Maul 2009“.
Darüber hinaus wurde er mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 2008 (Förderpreis
der Stadt Mainz) ausgezeichnet.
Die Wühlmäuse
www.wuehlmaeuse.de
quatsch comedy club
www.quatsch-comedy-club.de
unterhaus
www.unterhaus-mainz.de
Frankfurter Hof
www.frankfurter-hof-mainz.de
Goldene Weisswurscht
www.stustaculum.de
Prix Panthoneon
www.pantheon.de
35
Dafür war der Auftritt überraschend
souverän.
Ich war zwar furchtbar aufgeregt, aber
ich habe es geschafft, meine Nervosität
zu unterdrücken. Man sagte mir, dass ich
gut gespielt habe. Dann will ich das mal
glauben.
Jetzt der Auftritt in „Neues aus der Anstalt“ im ZDF – ist das der bundesweite
Durchbruch?
Es ist auf jeden Fall eine ganz wichtige
Sendung für mich. Ob es mein Durchbruch ist, kann ich nicht sagen. Was
ich sagen kann ist, dass ich mit dem
letzten Jahr und auch für dieses Jahr mit
meinem Vorankommen sehr zufrieden
bin. Die Kartenverkäufe ziehen überall
spürbar an und ich stehe wie ein kleines
Kind mit großen Augen davor. Ich kann
manchmal diese Eigendynamik selbst
nicht glauben, die sich in relativ kurzer
Zeit entwickelt hat.
Du hast ja mal bei McDonalds hinter der
Theke gearbeitet, das hat dir bestimmt
auch die ein oder andere EntertainmentErfahrung gebracht. Wie ist das mit der
Fastnacht, was hat dir die Mainzer Fastnacht mitgegeben?
Ich habe durch die Fastnacht sehr viel
gelernt. Wann hast du schon mal als
blutjunger Mensch die Gelegenheit,
direkt vor so einem großen Auditorium
zu spielen. Ich habe in dieser Hinsicht
verschiedene Aggregatzustände des
Künstlerdaseins erlebt. Zum einen spielte
ich in einer Rockband: The Four-FunnyFive. Wir haben in Jugendzentren gespielt, da kamen manchmal fünf, 15, in
der Spitze fünfzig Leute. Und parallel hab
ich dann in der Fastnacht vor 600 Leuten
oder in der Rheingoldhalle gar vor 2.000
Leuten einen Auftritt gehabt. Das hat
sehr geschult.
Was verbindet Fastnacht mit Comedy
und Kabarett? Waren nicht die Mainzer
Gonsbachlerchen unter Herbert Bonewitz
die erste Comedy-Truppe?
Ja, klar. Die Schnittmenge ist größer, als
sich die beiden Gruppen zugestehen.
Beides fußt auf der gleichen Philosophie: auf der Bühne gegen die Obrigkeit
mal Tacheles zu reden – und das möglichst komödiantisch. Aber man muss
schon sagen, dass die Grenzen in der
Neues aus der Anstalt
anstalt.zdf.de
Mainzer Zetfestival
www.frankfurter-hof-mainz.de
3SAT-ZELTFESTIVAL
www.3sat.de/kleinkunst
36
Fastnacht enger gesteckt sind als im
Kabarett. Das liegt natürlich zuallererst
ganz einfach daran, dass du bei einer
­Fastnachtssitzung ein breiter gefächertes
Publikum hast.
Manche haben dir ja diesen Sprung über
die Fastnacht hinaus nicht zugetraut …
Ach, was haben die Unken gerufen: „Das
schafft der nie. Der ist ein regionales
Phänomen. Mehr nicht. Der wird deutschlandweit nicht funktionieren.“ Das war
für mich nur noch mehr Ansporn. Und
ich musste mich dazu noch nicht einmal
groß verstellen. Ich bin einfach der, der
ich bin. Ich babbele genauso auf der
Bühne, wenn ich in Hamburg oder Zürich
spiele. Die Leute verstehen mich und
www.kulturland.rlp.de
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Termine Rheinland-Pfalz:
Di, 28. April, 22.15 Uhr
ZDF – Neues aus der Anstalt
Sa,13. JUNI
Alzenau Schlösschen Michelbach
SA, 27. Juni Tobias Mann & Friends
11. Mainzer Zeltfestival,
Mainzer Volkspark
Di, 8. SEPTEMBER
TV-Aufzeichnung 3sat-Zelt-Festival,
3sat-Zelt, ZDF-Gelände
DVD:
Im Juli/August erscheint bei Universal:
„Man(n) sieht sich!“.
Weitere Informationen unter:
www.tobiasmann.de
Ticker
Rock am Ring
Pech gehabt: Rock-am-Ring
in der Eifel ist auch in diesem
Jahr wieder ausverkauft.
80.000 Musikfreaks dürfen sich freuen. Mit dabei
werden evt. die Mainzer
Bands Earotation und Million
Dollar Handshake sein, die
bei der „Coca-Cola Soundwave Discovery“-Tour in die
Live-Runde (ausgewählt aus
2.000 Bewerbern von einer
Expertenjury und den MySpace-Usern) unter die besten
24 Newcomer-Bands gewählt
wurden. Ende April entscheidet nun das Publikum im
Kölner E-Werk, wer endgültig
bei Rock-am-Ring dabei sein
kann. ++++ Die vielfach preisgekrönte Drehbuchautorin
und Regisseurin Margarethe
von Trotta („Die bleierne Zeit“,
„Rosa Luxemburg“, „Rosenstraße“) entwirft in ihrem
neuen Film „Visionen“ das
Porträt der außergewöhnlich begabten und mutigen
Äbtissin und Heilkundigen
Hildegard von ­Bingen (ca.
1098-1179). ­„Vision – Aus
dem Leben der Hildegard
von Bingen“, bundesweiter
Start am 24. September. Im
Historischen Museum am
Strom in Bingen, Museumsstraße, kann man sich vorab
in der Dauerausstellung über
Hildegard von Bingen informieren. ++++ Feierlich: Am 18.
Mai ist wieder Verfassungstag
mit „Landtag Backstage“
und einem unterhaltsamen
Programm. Im Rahmen der
rheinland-pfälzisch-burgundischen Partnerschaft hat das
Haus Burgund in Mainz das
Jazz-Ensemble Medium Band
Amsa aus Dijon eingeladen.
Infos: www.landtag.rlp.de
www.rock-am-ring.com
Historisches Museum
am Strom
www.bingen.de
3SAT-ZELTFESTIVAL
www.3sat.de/kleinkunst
Volker Pispers
www.volkerpispers.de
Frank Lüdecke
www.frank-luedecke.de
Florian Schroeder
www.florian-schroeder.de
Django Asül
www.django-asuel.de
Tobias Mann
www.tobiasmann.de
Helmut Schleich
www.helmut-schleich.de
Olaf Schubert
www.olaf-schubert.de
Christoph Sonntag
www.sonntag.tv
Ina Müller
www.inamueller.de
Circus Maximus
www.circus-maximus.org
Dieter Thomas Kuhn
www.dieterthomaskuhn.info
STeinbach Ensemble
www.steinbachensemble.de
Xyrion Trio
www.xyriontrio.com
38
++++ Kleinkunst: Ab dem 4.
September wird das 3satfestival auf dem Mainzer Lerchenberg mit Stars und Newcomern der Kleinkunstszene u. a.
das Superwahljahr 2009 unter
die Lupe nehmen. Volker
Pispers, Frank Lüdecke, Florian
Schroeder und Django Asül
beweisen im 3sat-Zelt, dass
das politische Kabarett lebt.
Django Asül
Außerdem sind eingeladen:
der Mainzer Shootingstar Tobias Mann, der oberbayerische
Kabarettist Helmut Schleich,
der Betroffenheitslyriker Olaf
Schubert und der selbsternannte Meisterkabarettist
Christoph Sonntag. Mit Ina
Müller und ihrer Band wird
das diesjährige Festival am 4.
September im 3sat-Zelt auf
dem ZDF-Gelände eröffnet.
++++ Go crazy: Unterwegs
zu Europas verrücktesten
Veranstaltungen waren Ralf
Prestenbach und Wolfram
Denzer. In einer Multimediamitmachlesung berichten
sie vom Moorschnorcheln
in Wales, Kuhfladenlotto in
Schwaben oder von der Tomatina in Spanien und vielen
anderen Events in Europa.
Am 10. Juni in Koblenz, Circus
­ aximus ++++ Schalala: DieM
ter Thomas Kuhn & Band reisen auch 2009 wieder durch
das Land. Eine neue Show,
ein neues Bühnendesign und
neue Bühnenoutfits der Band
garantieren etliche Knalleffekte. Was sich aber auch
auf der neuen Tournee nicht
ändern wird, ist der überbordende Fun bei Kuhns Auftritten. „Ein Kuhn-Konzert ist wie
der letzte Kindergeburtstag!“
Am 27. Juli, Freilichtbühne
Loreley, Infos: www.dieterthomaskuhn.de ++++ „Heiter und
kritisch – very British“: Beim
9. Humordichter-Festival auf
Burg Stolzenfels gibt es am
29. Mai Satirisches über den
Humor im Allgemeinen und
den britischen im Besonderen.
Lesung mit Musik mit den
Poeten und Wortkünstlern
des Steinbach-Ensembles,
Baden-Baden. Musik: The
Georg Singers, Musikdirektor:
Georg Wolf. Sommerhalle,
Schloss Stolzenfels. Infos:
www.schloss-stolzenfels.de
Ina Müller
++++ Cool Art: Kunstreich ist
ein Projekt der Jugendkunstwerkstatt Koblenz e.V. Junge
Leute zwischen 14 und 27
Jahren und Künstler setzen
sich in Workshopgruppen mit
verschiedenen künstlerischen
Ausdrucksmitteln auseinander. Im Mittelpunkt steht u.a.
die Beschäftigung mit dem
Thema des Kultursommers
www.kulturland.rlp.de
www.kulturland.rlp.de
„Cool Britannia“. 3. bis 5. Juli,
Fort Konstantin, Infos: www.
jukuwe.de ++++ XIX. Andernacher Musiktage auf Burg
Namedy vom 21.bis 24. Mai:
Alljährlich bietet der Spiegelsaal der Burg eine vorzügliche
Kulisse, wenn im Rahmen der
„Andernacher Musiktage”
Künstler der nationalen und
internationalen Spitzenklasse
musizieren. Die künstlerische
Leitung liegt in den Händen
des Xyrion-Trios. Eröffnungsgala (21.Mai) – Xyrion Trio
(Nina Tichman, Klavier; Ida
Bieler, Violine; Maria Kliegel,
Cello. Programm: Ludwig v.
Beethoven (1770 bis 1827)
Trio c-moll, op. 1 Nr. 3; Dimitri
Schostakovitch (1906 bis
1975) Trio e-moll, op. 67; Felix
Mendelssohn Bartholdy (1809
bis 1847) Trio d-moll, op. 49.
Infos: www.andernach.net
++++ Die Rheinsirenen sind
virtuose Instrumentalistinnen
mit originellen und neuen
Arrangements. Ob Filmmusik,
Popmusik im Sound der 20er
Jahre, Charleston, Rock‘n‘Roll,
Tango oder Swing – das
perfekt eingespielte Sextett
bringt die alten und jüngeren
Klassiker in ungewohnt frischem Soundgewand auf die
Bühne; aber auch unbekannte Schätze werden aus den
Untiefen des Rheins gehoben
und an der Oberfläche zum
Funkeln gebracht. Die Rhein­
sirenen – da werden Sie Ohren
machen! 4. Mai, „Südliche
Nächte“, Abtei Rommersdorf,
Neuwied, Infos: www.rheinsirenen.de ++++ Ein Land feiert:
Rheinland-Pfalz-Tag vom 3. bis
5. Juli in Bad Kreuznach.
Infos: rlp-tag.de
Albert Hoehner
Dieter Thomas Kuhn
Earotation
Rheinsirenen

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