weiterlesen - Christine Schönfeld
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Sonnabend, 27. März 2010 I Seite 33 Klaro und Safaro: Gut erklärte Nachrichten und vieles mehr Kinderseite 34 WOCHENEND-MAGAZIN ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● SCHULALLTAG IN DER CHAMPAGNE AKROBATIK UND POESIE Die 16jährige Buxtehuderin Pia Kölzer hat zwei Monate in Frankreich gelebt. Jugendseite 35 Cirque du Soleil kommt mit der Produktion „Saltimbanco“ in die Color Line Arena. Hamburg Kultur 37 Atze Schröder: Revolution liegt in der Luft Atze Schröder – das heißt: PudelMinipli, getönte Pilotenbrille, RolexImitat, Gold kettchen, bis zur Schmerzgrenze enge Jeans und ein NeunElferPorsche. Die ewige Frohnatur aus dem Pott mit großer Klappe kommt am 27. August mit seinem Pro gramm „Revolution“ nach Stade. Open Air. TageblattReporterin Christine Schön feld traf den Comedian in Bremen – und kam nicht ganz ungeschoren davon. Denn beim Thema Perücke kamen sie sich näher (siehe Foto rechts). Im hinteren Teil der AWD-Arena, abgeschirmt durch eine zwei Meter hohe Metallwand liegt das Areal der Atze-Tour-Crew. Zunächst einmal geht’s für mich zum Catering. An der Wand ein Tarnnetz, darunter steht ein Tisch mit Putenschnitzel, Pommes, Zucchini-Gemüse. Hinter Schüsseln und Tellern steht ein Bild von Che an die Wand gelehnt. Der Koch der Crew trägt Leder- hose und füllt den JägermeisterAutomaten auf. Das Getränk gehört zu dem allabendlichen Ritual vor der Show, genau wie das gemeinsame Singen von „Ein Jäger aus Kurpfalz“. Es ist 19.45 Uhr, in 15 Minuten beginnt die Show. „Der ist locker“, denke ich, als ich drei weitere Räume durchlaufe und vor einem Bodyguard noch einmal zwei Minuten warten muss. Und dann geht die Tür auf, Atze steht da, wimmelt einen Anrufer am Handy ab und bittet mich auf sein braunes Ledersofa. Gemütlich ist es hier in dem rot gehaltenen Raum mit Tresen, braunen Club-Sesseln, Sofa und Tulpen auf dem CouchTisch. Und nett ist er, der Mann mit der hellblauen Jeans und dem engen T-Shirt. So ganz ohne Starallüren. Ja nee, is klar. Ein echt töffter Typ. Anfangs ganz manierlich: Christine Schönfeld und Atze Schröder kamen... TAGEBLATT: Wie soll ich Sie anreden? Mit Herr Schröder oder mit Ihrem wirklichen Nachnamen? Schröder: Nenn mich einfach Atze. TAGEBLATT: Atze, was liebst du an deinem Beruf? Atze: Pauschal kann ich erstmal sagen alles. Nee, wirklich. Die ganze Zeit Blödsinn reden und die Leute klatschen auch noch. Schöner geht’s ja nicht. Das ist wirklich mein Traumjob. TAGEBLATT: Wolltest du mal etwas anderes werden? Atze: Als Kind wollte ich immer Abenteurer werden und irgendwie hat es ja auch geklappt. Dann war ich ja auch mal Schlagzeuger ‘ne ganze Zeit. Bestimmt 20 Jahre und das könnte ich mir auch noch vorstellen. TAGEBLATT: Dein neues Programm heißt „Revolution“. Bist du ein Revoluzzer? Atze: Das löst sich am Ende des Programms auf, insofern will ich jetzt nicht so viel vorwegnehmen. Aber dir kann ich das ja sagen: Ich bin kein Revoluzzer, sondern ein kleiner Komiker, der versucht, den Leuten einen schönen Abend zu bereiten. Aber in der Zeit, wo Manager 20 Millionen kassieren und andere wegen einer Frikadelle rausgeschmissen werden oder Amy Winehouse sich das Bruttosozialprodukt von Bangladesch durch die Nase zieht und eine alleinerziehende Mutter nicht weiß, wie sie die Spange für ihre Tochter bezahlen soll – in so einer Zeit liegt auch ein bisschen Revolution in der Luft. TAGEBLATT: Was ändert sich denn durch deine Revolution? Atze: Ich gehe natürlich wieder dahin, wo es weh tut. Aber nicht nur vom politischen Statement her. Es geht um den Bundestag, der ja jetzt nach Nivea riecht und wo die Anzüge wieder sitzen – mit immerhin zwei Frauen in der Regierung, Angie und Guido. Dann gibt es die sexuelle Revolution, die Kulturrevolution, und ich wäre ja nicht Atze, wenn es nicht eine Liebesgeschichte gäbe. TAGEBLATT: Das Geheimnis deines Erfolgs? Atze: Ich habe ein großes, freches Herz. Ich liebe die Menschen und das Leben und meine Fans. TAGEBLATT: Atze und die Frauen. Wie ist euer Verhältnis? Atze: Meine Kollegin aus dem Kiosk hat neulich im Interview gesagt: Wenn alle Männer so wären wie Atze privat, dann gebe es keine Probleme. Nicht übel, die Frau. Nee, mal ehrlich, ich liebe die Frauen. Ich bin ja in einem Frauenhaushalt groß geworden, mit Mutter und Oma. Bin deshalb auch ein guter Schwätzer. Das kommt an. TAGEBLATT: Du bist in EssenKray großgeworden. Wo lebst du jetzt? Atze: Ich bin zu meiner Perle ins Münsterland gezogen. Das ist ganz schön, so ländlich. TAGEBLATT: Wie typisch ist Atze für den deutschen Mann? Atze: Boah. Das weiß ich überhaupt nicht. Ich hab heute gerade drüber nachgedacht, ein Buch rauszubringen, zum Beispiel „Tagebuch eine Silberrückens“. Was soll ich da jetzt zu sagen, jeder Mann ist ja auch anders. Ich hab’ ja auch nicht immer so eine große Klappe wie auf der Bühne, aber das interessiert ja überhaupt keinen. Trotz blauen Auges im TAGEBLATTInterview wunschlos glücklich: Atze Schröder in seinem Programm „Revolution“. Fotos dpa/Schönfeld TAGEBLATT: Welche Überschneidungen gibt es zwischen Atze auf der Bühne und privat? Atze: Na, privat bin ich schon ein bisschen schüchterner. Aber das ...sich bei der HaarFrage näher. interessiert natürlich auf der Bühne keinen. Die Leute wollen zwei Stunden lachen, deswegen muss ich da natürlich auch Vollgas geben. TAGEBLATT: Wie läuft ein Tag bei Atze auf Tournee? Atze: Ich schlafe erstmal im Hotel aus. Wenn Zeit ist, versuche ich dann zu joggen oder zu schwimmen. Dann Frühstück und Zeitung lesen, Zeitung lesen und nochmal Zeitung lesen. Alle möglichen Leute abtelefonieren, dann gibt es die ersten Interviews oder sonst irgendetwas, was ich beruflich besprechen muss. Dann geht es zwei Stunden vorher in die Halle und dann auf die Bühne. Und schon ist der Tag um. TAGEBLATT: Was bedeutet Bühne für dich? Atze: Das ist wirklich der Ort, wo ich am liebsten bin. Die Bühne nimmt mich als einziges so richtig gefangen. Man muss zwar viel Energie einbringen, bekommt aber auch viel raus. Nach einem gelungenen Abend gibt es so ein Gefühl von Einzigartigkeit. TAGEBLATT: Was machst du, wenn du beruflich mal nichts machst? Atze: Boot fahren, segeln, surfen. Auf der Nordsee, aber auch gerne an den üblichen Orten im Mittelmeer. Ich lese oder gucke DVDs. TAGEBLATT: Du hast drei Wünsche frei bei einer Fee, was wären die? Atze: Bück dich, Fee. Wunsch ist Wunsch. (Er lacht) Das klingt jetzt wirklich dahergelabert, aber ich bin ganz schön gut zufrieden. Wenn überhaupt einen Wunsch, dann, dass alles so weitergeht. TAGEBLATT: Gibt es etwas in deinem Leben, was du im Nachhinein anders machen würdest? Atze: Vielleicht würde ich noch eher auf die Bühne gehen, ohne Band, und mich ans Mikro stellen. Das hätte ich schon fünf Jahre früher machen sollen, weil mir das auch am meisten Spaß macht. TAGEBLATT: Worauf darf sich Stade denn freuen, wenn du am 27. August dort bist? Atze: Es wird ein sehr dichtes Programm – meine Freunde haben alle gesagt: So dicht war es noch nie. TAGEBLATT: Was verstehst du unter dicht? Atze: Naja, von den Lachern her. Alle, die’s verdient haben, kommen dran. Reife Frauen ab 40, echte Kerle … Es ist ein sehr frauenaffines Programm. Und natürlich gibt es die ultimativen Baggertipps. TAGEBLATT: Na, da bin ich mal gespannt. Atze: Viele Männer haben ja Angst vor schönen Frauen. Wenn da so ’ne Miss Milka am Tresen sitzt, trauen sich viele erst gar nicht. Und von mir gibt’s dann die Tipps, wie man sich in ihr Stammhirn pflanzt. Mehr verrate ich aber nicht.