Peter Turrini

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Peter Turrini
Ö1 macht Schule.
Ein Projekt von
Peter Turrini
Ö1 Menschenbilder
Gestaltung: Heinz Janisch
28. Dezember 2008
Länge: 50´
HINTERGRUNDTEXT
Im Namen der Liebe
Der Schriftsteller Peter Turrini
Peter Turrinis Liebesgedichte und Erzählungen wurden und werden viel gelesen, seine Bühnenstücke
zeigen einen Autor, der auf poetisch-humorvolle Weise die Komödie und Tragödie des Menschseins
reflektiert.
Peter Turrini, geboren 1944, wurde zunächst für seine gesellschaftskritischen Theaterstücke wie
"Rozznjagd" und "Sauschlachten" bekannt. Fürs Fernsehen schrieb er die viel diskutierte Serie
"Alpensaga". Als Autor hat sich Peter Turrini immer wieder auch zu aktuellen politischen Ereignissen zu
Wort gemeldet. Als "provokanter Heimatdichter" wird er heute in so manchem Literaturlexikon bezeichnet.
Er sei "ein Klassiker des politisch und gesellschaftskritisch erneuerten Volkstheaters" war bei der
Verleihung des Würth-Preises für Europäische Literatur zu hören, den er in diesem Jahr erhielt. Als
"unbequemer Autor", wird er da gelobt, als einer, der es "meisterlich verstehe, das Feine im Groben und
das Menschliche im Schrecklichen aufzudecken und zur literarischen Anschauung zu bringen."
Beschreibungsversuche eines umfangreichen Werkes, das sich allen Beschreibungen letztlich entzieht.
Nicht dazugehören
Am 26.September 1944 wird Peter Turrini in St. Margarethen im Lavanttal in Kärnten geboren, einem
heutigen Stadtteil von Wolfsberg, seine Kindheit verbringt er in Maria Saal. Der Vater ist Tischler und
stammt aus Italien, die Familie ist zugewandert, das Kind fühlt sich "draußen", als "nicht zugehörig".
Als man Peter Turrini im Jahr 2000 die Ehrenbürgerschaft von Wolfsberg verleihen will schreibt er in
einem Brief an den Bürgermeister: "Glauben Sie mir, die Verletzungen unserer Kindheit sind
unauslöschbar, die Pflaster der späteren Jahre verkleben nur die Narben. Wir bleiben Erdulder und
Entfacher der Hölle, was immer wir an Titeln und Ehrungen und Besitz anhäufen: Es brennt!"
© Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Winfried Schneider
Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt.
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Ö1 macht Schule.
Ein Projekt von
Anders schreiben als die anderen
Als Kind war Peter Turrini oft bei Aufführungen im Landestheater Klagenfurt, eine Theatererfahrung, die
bewirkte, dass er wusste, wie seine Stücke später nicht aussehen sollten. Er träumte von einer anderen
Theater-Sprache, von anderen Bildern, anderen Lebensentwürfen auf der Bühne.
Am 22 .Jänner 1971 wurde sein Stück "Rozznjagd" am Wiener Volkstheater uraufgeführt. Die Aufführung
wurde zum Skandal- und der Theaterautor Peter Turrini schlagartig bekannt. Nach der "Rozznjagd"
folgten Stücke wie "Sauschlachten", "Josef und Maria", "Die Minderleister", "Alpenglühen", "Die Liebe in
Madagaskar" und viele andere. Ob am Burgtheater oder am Volkstheater, im Theater an der Josefstadt
oder im Akademietheater, ob im Schauspielhaus Bochum oder beim Berliner Ensemble, im
Schauspielhaus Graz oder bei den Salzburger Festspielen, Turrini-Stücke waren und sind seit 1971 auf
unzähligen Bühnen zu sehen, sie wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und werden heute weltweit
gespielt.
Gedichte aus schwierigen Zeiten
Im renommierten Suhrkamp-Verlag erscheint eine umfassende Werkausgabe von Peter Turrini in
zahlreichen Bänden, ein Unterfangen, das bereits vor Jahren begonnen hat. Ein Blick auf die vielen
unterschiedlichen Stücke des Autors zeigt seine Vielseitigkeit. Da findet sich ein Band mit Monologen,
wie "Die Eröffnung", "Endlich Schluss", "Kindsmord", da gibt es eine Sammlung von historischen Dramen
wie "Mein Nestroy", "Da Ponte in Santa Fe", "Der Riese vom Steinfeld", da sind die Dialektstücke
"Rozznjagd" und "Sauschlachten", Komödien wie "Der tollste Tag" und "Die Wirtin", da gibt es bürgerliche
Dramen wie "Bei Einbruch der Dunkelheit" und "Die Bürger". Nicht zu vergessen die Essays und die
Gedichte. Ein beindruckendes Werk.
1980 erschien der erste Gedichtband von Peter Turrini, "Ein paar Schritte zurück", 1993 folgte ein zweiter
Band mit Gedichten, "Im Namen der Liebe". Beide Bände waren überaus erfolgreich und liegen
inzwischen in zahlreichen Auflagen und Neuausgaben vor. Peter Turrini hat ein ambivalentes Verhältnis
zu seinen Gedichten, sind sie doch meist in für ihn schwierigen Zeiten entstanden.
Durchlässige Elefantenhaut
Es gab Zeiten, da war Peter Turrini einer der meistgehassten Dichter im Land, ähnlich wie Thomas
Bernhard und Elfriede Jelinek wurde er öffentlich attackiert, er scheute keine öffentliche Diskussion,
setzte mit vielen Reden und Lesungen politische Akzente.
"Man soll als Autor eine Kinderhaut haben, eine verletzliche, durchlässige, und gleichzeitig braucht man
eine Elefantenhaut, die alles abhält, die einen schützt", sagt Peter Turrini. Keine leichte Übung. Da hilft
nur die konsequente Arbeit am Text.
Ende Jänner wird im Theater an der Josefstadt eine erneuerte Fassung des Turrini-Klassikers "Die
Wirtin" uraufgeführt, im Herbst soll ein neues Stück am Wiener Burgtheater gezeigt werden. Die Liebe zur
Sprache, zum Theater scheint ungebrochen. Die "Wortfechterei" wird auch weiterhin täglich aufs Neue
erprobt werden. Das Anschreiben gegen die Sprachlosigkeit geht weiter.
Text: Heinz Janisch / Ö1
© Diese Zusammenstellung: Ö1 macht Schule / Mag. Winfried Schneider
Ausschließlich zur nicht-kommerziellen Nutzung zu Unterrichtszwecken im Sinne des § 42 Abs 6 UrhG bereitgestellt.
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