Soziales Jahr in den Slums von Manila

Transcrição

Soziales Jahr in den Slums von Manila
REGENSBURG
MITTELBAYERISCHE ZEITUNG
DIENSTAG, 18. DEZEMBER 2012
RE03_S
Soziales Jahr in den Slums von Manila
Elf Jahre für
Aggressor
MENSCHEN Felix Rehbach, Absolvent des Goethe-Gymnasiums, erweitert auf den Philippinen seinen Horizont.
Für Kinder hat er ein Weihnachtsfest organisiert.
GERICHT Mann verletzte zwei
Opfer bei Messerattacken.
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Projekt der Salvatorianer
Diese Aufmerksamkeit bekommen
viele Kleinkinder nicht, da die Eltern
oft nicht für ihren Nachwuchs sorgen,
sondern ihre Zeit mit Glücksspielen
verbringen und oft schon vormittags
beginnen zu trinken. Oft sind die Eltern selbst noch „Kinder“, die ständig
versuchen vor der Verantwortung zu
fliehen.
Andererseits versuchen viele Mütter wenigstens die Schulausbildung zu
finanzieren, indem sie in einem entwi-
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REGENSBURG Elf Jahre Haft und Unter-
Wie wir aufwachsen, können wir nicht beeinflussen. Manche haben es gut, andere weniger – wie die Menschen in den Slumgebieten auf den Philippinen. Die
Kluft zwischen arm und reich ist größer als in vielen anderen Entwicklungsländern auf unserer Welt. Knapp
40 Prozent der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Viele von ihnen haben weder fließend Wasser
noch Elektrizität. Viel erschreckender
ist jedoch, dass die Anzahl der Straßenkinder in jedem Land sinkt, jedoch auf
den Philippinen stetig ansteigt.
Um diesem Leid ein kleines Stück
entgegenzuwirken hat sich Felix Rehbach entschieden, nach dem Abitur
am Goethe-Gymnasium ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Hauptstadt Manila zu machen.
Ein Fest für 1000 Kinder
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VON MARION VON BOESELAGER, MZ
MANILA/REGENSBURG.
Inzwischen ist ein Drittel seiner Einsatzzeit vorbei, und ihm wird immer
mehr bewusst, wie wichtig es ist, den
Menschen auch nur einen Funken an
Bildung zu ermöglichen. „Durch Bildung können sie aus ihrer ärmlichen
Situation entfliehen und ihr Leben
selbst verbessern.“
Aus diesem Grund hat der Orden
der Salvatorianer in einem der ärmsten und unterentwickeltsten Stadtteile Manilas ein Projekt „Puso sa Puso“,
was übersetzt „Herz zu Herz“ bedeutet,
für Schulabbrecher gegründet, um diesen Kindern eine Perspektive bieten
zu können. Felix Rehbachs Arbeit ist
es, 20 drei- bis sechsjährige Kinder auf
die Schule vorzubereiten.
Slumkinder benötigen nicht nur
Bildung sondern auch uneingeschränkte Aufmerksamkeit, um ihre
dreckige Umgebung, Gewalt und das
Elend wenigstens für einen kurzen
Augenblick vergessen zu können und
einfach nur Kind sein dürfen. „Aus
diesem Grund werde ich jeden Tag von
einer begeisternd schreienden Kindertraube empfangen, denn ich kann ihnen etwas Hoffnungsvolleres und Positiveres bieten – meine Aufmerksamkeit.“
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Felix Rehbach mit zwei Kindern bei der Weihnachtsfeier für Slumkinder.
Die Zahl der Straßenkinder steigt auf den Philippinen.
Diese Kinder werden auf der Müllkippe groß.
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DAS ONLINE-TAGEBUCH DES FELIX REHBACH
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➤ Um das Projekt zu unterstützen, würde sich Felix Rehbach über Spenden für
seinen Solidaritätskreis freuen. „Jeder
einzelne Cent hilft“, ist Rehbach über●
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Fotos: Rehbach
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ckelten Land arbeiten, weil sie ein
Vielfaches von dem Lohn in ihrer Heimat verdienen. Dadurch verpassen die
Mütter zum einen die Entwicklung ihrer Kinder zu Hause, zum anderen
müssen diese noch jungen Kinder oft
früh Verantwortung übernehmen. Ein
normales Leben, ohne Gewalt und
Drogen, ist für viele Slumbewohner
nur mehr als ein wundervoller Traum.
Um diesen Traum für wenigstens
einen Tag zu verwirklichen, veranstal-
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und seine Organisation informieren
möchte, informiert sich auf der Seite:
http://rehgoestothephilippines.wordpress.com
zeugt. Salvator Mission BLZ: 75090300
Liga Bank Kontonummer: 2333619 Verwendungszweck: MAZ Felix Rehbach.
➤ Wer sich genauer über sein Projekt
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tet „Puso sa Puso“ seit 2008 jedes Jahr
eine Weihnachtsfeier für mehr als
1000 Kinder aus Elendsvierteln. Dieses
Jahr durfte Rehbach zusammen mit
anderen Freiwilligen diese Weihnachtsfeier gestalten. Es war für die
Kinder ein Tag, an dem sie ihr trauriges Leben kurzzeitig hinter sich lassen
konnten. Dieser Tag wurde durch das
bunte Rahmenprogramm, mit internationalen Gastauftritten, einem leckeren Essen und einem Geschenke-
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sack mit T-Shirt, Slippern, BananaChips, sowie Stiften und Schreibblock
für alle Kinder zu einem einmaligen
Ereignis. „Diese Weihnachtsfeier für
die Kinder aus Slumgebieten wurde
durch deren Freude zu einem meiner
schönsten und erfüllendsten Tage.
Durch ihre strahlenden Augen wurde
mir wieder bewiesen, dass sich jede Sekunde meines Einsatzes als Missionar
auf Zeit lohnt“, schreibt der Goethianer Felix Rehbach.
bringung in einer Entziehungsanstalt
lautete am Montag das Urteil des Regensburger Schwurgerichts für einen
31-jährigen Messerstecher aus Regensburg. Die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Werner Ebner sprach
den Angeklagten des versuchten Totschlags, der gefährlichen Körperverletzung in zwei Fällen und der vorsätzlichen Körperverletzung für schuldig.
Er hatte 2010 seinen früheren Regensburger Nachbarn und einen Kontrahenten in Neumarkt mit Messern attackiert und einen dritten Mann mit einem Faustschlag verletzt. Vor seiner
Einweisung in die Therapie muss der
31-Jährige dreieinhalb Jahre „Vorwegvollzug“ im Gefängnis absitzen.
Zwischen dem drogenabhängigen
Angeklagten und seinem Nachbarn
gab es schon länger Streit, unter anderem, weil der 31-Jährige häufig laute
Musik aus der rechten Szene hörte. An
jenem Abend im Januar 2010 vernahm
der Angeklagte einen Schlag und
glaubte, sein Nachbar habe seine Tür
aufgebrochen, skizzierte Ebner den
Vorfall nach. Er klingelte bei dem vermeintlichen Störenfried und versetzte
ihm, als der Nachbar öffnete, „eine
Schnittverletzung im Nacken.“
Im Gegensatz zur Staatsanwältin,
die hier bereits von einer Tötungsabsicht des Angeklagten ausging, und
auf versuchten Mord plädierte, schloss
das Gericht zugunsten des Messerstechers nicht aus, dass er in diesem Moment möglicherweise noch nicht die
Absicht hatte, seinen Kontrahenten zu
töten. Als der kampfsporterprobte
Nachbar sich nun aber zur Wehr setzte, stach der Angeklagte nach Überzeugung des Gerichts „gezielt in die Brust
des Nachbarn und nahm seinen Tod
billigend in Kauf.“ Nur dem Zufall sei
es zu verdanken, dass die Klinge nicht
weiter eindrang. Das Opfer überlebte
und schlug den Angreifer in die
Flucht.
Eine weitere Messerattacke verübte
der Mann auf einen Kontrahenten in
Neumarkt. Der hatte den Angeklagten, der schon mehrere Haftstrafen
verbüßt hat, als „Opfer“ im Knast bezeichnet – also als einen auf niedrigster Stufe in der Gefangenenhierarchie
stehenden Häftling. Der 31-Jährige
hielt seinem Gegner ein Springmesser
an den Hals und versetzte ihm einen
tiefen Schnitt, nur zwei Millimeter
von der Halsschlagader entfernt. Diese
Attacke wertete das Gericht als gefährliche Körperverletzung. Bei einer dritten Gelegenheit hatte der Angeklagte
einen Passanten durch einen Faustschlag verletzt.
Die Staatsanwaltschaft hatte für
den Angeklagten 14 Jahre und Unterbringung gefordert. Das Urteil ist noch
nicht rechtskräftig.
Freunde von St. Emmeram präsentieren Schlemmer-Werk
FORSCHUNG Ein „Who’s who“
über 1300 Jahre Abtei und
Pfarreigeschichte liegt vor.
Der Verein der Freunde
und Förderer von St. Emmeram hat
Band 2 mit Schriften seines Gründungsmitglieds Hans Schlemmer vorgestellt. Der vor zwei Jahren kurz vor
Weihnachten verstorbene „Emmerams-Gelehrte“ ist vielen Regensburgern durch seine Führungen und Vorträge weit über die Pfarrgrenze hinaus
bekannt geworden.
Der Titel des Buches „Ein in jedem
Betracht verehrungswürdiger Mann!“
ist ein Lobspruch auf den Emmeramer
Mönch Frobenius Forster, der vor genau 250 Jahren zum Abt der gefürsteten Reichsabtei gewählt wurde. Dieser
REGENSBURG.
wissenschaftlich
hochgebildete
Mönch hat die Entwicklung des
Reichsstiftes zu einem oberdeutschen
Wissens-, Wissenschafts- und Bildungszentrum im 18. Jahrhundert
nachdrücklich gefördert. Über diesen
von Hans Schlemmers besonders verehrten Benediktiner referierte am
Abend der Buchvorstellung Generalkonservator Professor Dr. Egon Johannes Greipl.
Nicht nur die bedeutenden Äbte
und Mönche werden im neuen Band
portraitiert, vor allem wird erstmals
zusammenhängend auch die vor genau 200 Jahren begonnene Ära St. Emmerams als Stadtpfarrei in Lebensbildern der Pfarrer, Kooperatoren und
Kapläne dargestellt. Die Angaben dazu
hatten Hans Schlemmer und der damalige Stadtpfarrer Prälat Josef Kraus
in einer wahren Sisyphosarbeit aus
Quellen des Pfarrarchivs zusammengetragen und als verstreute Einzelartikel im Emmeramer Pfarrblatt 1961/62
veröffentlicht.
Das neue Schlemmer-Buch ist somit eine erste umfassendere Personengeschichte, ein „Who‘s who“ der Abtei
und Pfarrei St. Emmeram.
Die Texte wurden von Schlemmers
Tochter Martina Schlemmer-Baade
und von Vereinsschatzmeister Dr. Albert Vogt redigiert; die zahlreichen
Farb-Illustrationen hat der 2. Vorsitzende des Emmeramsvereins Diözesankonservator Dr. Hermann Reidel
beigetragen.
Ab sofort ist der neue SchlemmerBand im Buchhandel sowie im Pfarrbüro St. Emmeram erhältlich (Preis
9,90 Euro).
Lotte Schlemmer und Tochter Martina Schlemmer-Baade bei der Buchvorstellung im Museum Obermünster
Foto: Schamriß

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