Schneller Wechsel
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Schneller Wechsel
Informationstechnik Schneller Wechsel Festplattentausch bei allen Festplattenreceivern möglich? Thomas Riegler Einige Modelle digitaler Empfänger für Fernsehen (DVB-Receiver) enthalten auch Festplatten für die Aufnahme und Speicherung von Filmen. Die Kapazität dieser Festplatten ent- Bild 1: Digitalreceiver Humax PVR-9100 mit entfernter Wechselfestplatte spricht insbesondere bei älteren werden die neuen Platten nicht erkannt. Mit der Neuformatierung werden alle bereits auf der Festplatte gespeicherten Daten gelöscht. Wird die Formatierung unterlassen, erkennt der Receiver die neue Festplatte nicht. Bei unseren Versuchen war es demnach nicht möglich, Aufnahmen des einen Receivers auf einem anderen anzusehen. Modellen nicht mehr den heutigen Erwartungen. Hier hilft nur ein Auswechseln der Festplatte, was aber nicht immer unproblematisch ist. Receiver für digitalen Satellitenempfang, aber auch DVB-T und digitales Kabel mit eingebautem Festplattenrecorder bietet der Markt verstärkt an. Die Speicherkapazität der Festplatten ist begrenzt. Bei älteren Geräten liegt sie mitunter nur bei 40 GB oder 80 GB. Nachdem immer größere Festplatten immer preiswerter werden, stellt sich die Frage, ob man sie ohne weiteres tauschen kann. Wir sind dem nachgegangen und haben mehrere Geräte unter die Lupe genommen. Testobjekte Kaon und Humax Unseren ersten Test führen wir an zwei Festplattenreceivern mit Wechselfestplattenrahmen durch. Zuerst bauen wir die Festplatten aus den Wechselfestplattengehäusen unserer Receiver – je einem Kaon KVR 1000 DAB und Humax PVR-9100 (Bild 1) – aus. Mehr als zwei Kreuzschraubendreher verschiedener Größe braucht es dazu nicht. Nachdem eine solche Platte aus dem Gehäuse ausgebaut wurde, sind nur noch die Stecker für Stromversorgung und Datentransfer abzuziehen (Bild 2). Danach ist die neue Festplatte in umgekehrter Reihenfolge wieder in den Rahmen einzubauen. Die Inbetriebnahme der »neuen« Harddisk geht vollautomatisch vor sich. Nach dem erstmaligen Einschalten erkennen die Receiver das neue Speichermedium und fragen, ob diese formatiert werden sollen. Sieht man davon ab, Thomas Riegler, freier Fachjournalist, Baden-Baden 92 nicht unbedingt erforderlich. Die neu eingebauten Platten ließen sich uneingeschränkt nutzen. Man glaubte, es mit der originalen Festplatte zu tun zu haben. Fachmann erforderlich Bei Digitalreceivern mit Wechselfestplatte ist der Tausch des Speichermediums vorgesehen. Nicht so bei Geräten Zwischengespeichert mit fix eingebauter Harddisk. Sie gestatten nicht automatisch den Einbau einer Interessant war das Verhalten des Kaonanderen oder größeren Platte. In der Receivers. Nach dem ersten Einschalten Bedienungsanleitung sucht man entspreschlug auch er eine Neuformatierung chende Hinweise meist vergebens. vor. Nachdem diese unterlassen wurde, Trotzdem ließen wir es auf einige Versuerkannte er die neue Festplatte nicht. che ankommen. Entgegen unseren Erwartungen forderte Bei Geräten mit fest eingebauter Festdas Gerät beim zweiten Hochfahren platte ist der Gehäusedeckel zu öffnen, nicht mehr zur Neuformatierung auf. In um an den Datenspeicher zu gelangen. der Menüoberfläche ließ sich das FestDa bei geöffnetem Gerät direkter plattenmenü aufrufen. Alle für den Zugang zu stromführenden Teilen Receiver typischen Festplattenordner besteht, ist dem Endverbraucher davon erschienen im Menü. Das lässt abzuraten es selbst zu versuchen. Nur den Schluss zu, dass diese nicht nur auf der Fachmann bringt die nötige Erfahder Festplatte aufgespielt sind, sondern rung mit, um diese Aufgabe mit Bedacht von der Receiversoftware auf sie überzu erfüllen. tragen werden. Die bereits auf der Platte Fix eingebaute Harddisks sind meist gespeicherten Aufnahmen des anderen leicht zugänglich montiert. Auch an die Receivers blieben unerkannt. Während Anschlüsse kommt man leicht heran. der Humax ein Neuformatieren der Wir schließen kurzerhand eine FestFestplatte verlangte, war dies beim Kaon platte, die zuvor einem anderen Digitalreceiver entnommen wurde, anstatt der eingebauten an. Nach dem anschließenden Einschalten lässt eines unserer Testgeräte, ein Skymaster DVR 7400 die Aufforderung, die Festplatte zu formatieren, vermissen. Auch ein Menüpunkt »Festplatte formatieren« fehlt. Bei aufgerufener Playlist zeigt der Receiver die schon auf der Platte gespeicherten Mitschnitte ebenfalls Bild 2: Der Festplattenreceiver läuft auch mit anderen nicht an. Mission gescheiFestplatten. Der Tausch dauert nur wenige Minuten de 7/2006 Informationstechnik tert? Nein. Wir betätigen die Aufnahmetaste: Und siehe da, das Gerät beginnt sofort mit der Aufzeichnung der gerade empfangenen Sendung. Aufnahme und Wiedergabe funktionieren genauso komfortabel, wie mit der ab Werk eingebauten Harddisk. Der Tausch einer fix eingebauten Festplatte geht bei vielen anderen Receivern ebenfalls leicht von der Hand. Festplattentausch bei alten Festplatten-Receivern Ein weiterer Versuch soll zeigen, ob auch ältere Festplattenreceiver einen Plattenwechsel zulassen. Ältere Geräte, wie der Echostar DVR-7000, sind mit kleinen, fest eingebauten 40-GB-Platten ausgestattet. Mit etwa 16 h Aufnahmekapazität lassen sie nur wenig Spielraum. Anders als bei den meisten neueren Receivern, erscheint beim Hochfahren des DVR-7000 keine Meldung, die zum Neuformatieren der Festplatte auffordert. Dieser Menüpunkt fehlt auch in der Bedienungs- oberfläche. Die neu eingebaute Harddisk wird vom Receiver selbst nach mehrmaligem Aus- und wieder Einschalten nicht erkannt. Die Menüoberfläche enthält lediglich einige LöschFunktionen. Auch ihr Ausführen führt nicht zum Ziel. Die nicht verlöschende Einblendung »Erase in Progress« zeigt das Scheitern dieses Versuchs an. Der Receiver lässt sich erst nach einem Restart wieder steuern. Festplattentausch nicht immer möglich Nicht alle Digitalreceiver mit integrierter Harddisk lassen den Tausch der Festplatte zu. Besonders bei älteren Modellen schließen Hersteller den Wechsel des eingebauten Speichermediums aus. Falls überhaupt auf die Möglichkeit des Festplattentausches im Handbuch eingegangen wird, empfehlen wir das Einsenden des Receivers zur Servicewerkstätte. Bei eingebauten Festplattengrößen von 40 GB oder gar nur 20 GB ist der Wunsch nach einem größeren Speicher- medium natürlich groß. Wie unser Versuch gezeigt hat, ist der Festplattenwechsel durchaus auch bei Geräten möglich, wo er nicht extra angeführt ist. Das muss aber nicht für alle Receiver gelten. Endgültige Klarheit kann nur ein Versuch schaffen. Verfügt ein Festplattenreceiver über einen Menüpunkt »Festplatte formatieren« (oder ähnlich bezeichnet), kann das als sicheres Indiz für die Tauschmöglichkeit der Festplatte verstanden werden. Wechselfestplatte: Wozu nützlich? Wechselfestplatten empfehlen sich für alle, die sich aktiv mit dem Receiver und seinen technischen Möglichkeiten auseinander setzen wollen. Für den Normalverbraucher genügt in der Regel auch eine fest eingebaute Harddisk. Im täglichen Betrieb gibt es keine Unterschiede zwischen beiden Einbauvarianten. Der Bedienungsumfang ist ausschließlich von der Software abhängig. Die Wechselfestplatte ist also kein Informationstechnik Grund ist es selbst für einen bestimmten Sender nicht möglich, eine exakte maximale Aufnahmedauer zu ermitteln. Garant für mehr Funktionen. In beiden Fällen ist die sorgsame Nutzung der im Festplattenrekorder zur Verfügung stehenden Speicherkapazität erforderlich. In der Regel verbleibt die Wechselfestplatte im Receiver. Womit sich keine Unterschiede bei der täglichen Handhabung im Vergleich zu Geräten mit fest eingebauter Platte ergeben. Festplatte unbedingt erforderlich? Festplattenmenüoberfläche Bild 3: Die Festplatteninfos geben Aufschluss über belegte und freie Speicherkapazitäten und Details zur eingebauten Harddisk Festplattenreceiver mit Wechselfestplatte arbeiten auch ohne Harddisk einwandfrei. Die Festplatte wird ausschließlich zum Speichern von TV- und RadioAufnahmen herangezogen. Die für den Receiver nötige Betriebssoftware enthalten sie nicht. Das Fehlen des Datenspeichers macht sich nur insofern bemerkbar, als in der Receivermenüoberfläche das Untermenü für die Festplattenverwaltung nicht aufgerufen werden kann. Auch Aufnahme- Bild 4: Über das Festplattenmenü kann auch das und Wiedergabetasten bleiben Formatieren gestartet werden ohne Funktion. Der Receiver verchische ORF1 belegt während dieser hält sich wie eine Box ohne eingebaute Zeit ein Speichervolumen von 842,9MB. Harddisk. Bis auf die nun fehlende AufDie ebenfalls unters Auge genommenen nahmefunktion sind in der Regel keine Privatsender SAT1 und Pro Sieben liegen Einschränkungen zu erwarten. im Mittelfeld. Sie belegen auf der Festplatte 405,5 MB beziehungsweise Welche Aufnahmekapazität? 575,6 MB. Zum Vergleich: 15 min Hörfunk, Bayern 4 Klassik, beanspruchen Auf die Festplatte eines digitalen Sat-, 424 MB. Verschiedene deutsche PrivatDVB-T- oder DVB-C-Receivers wird radiostationen geben sich mit rund immer der originale Datenstrom eines 25 MB zufrieden. Fernsehprogramms ohne KomprimieAuf eine 80-GB-Festplatte hochrung aufgezeichnet. Wie viele Stunden gerechnet, könnte man annähernd auf eine Festplatte passen, hängt dem24 Stunden ORF1 speichern. Als praxisnach nur zum Teil von ihrer Speicherkagerechter Mittelwert kann Pro Sieben pazität ab. Mehr als Richtwerte gibt es gelten, der Aufnahmen von etwa demnach nicht. Für 80-GB-Platten wer34 Stunden zulässt. Und Radio? Da den oft an die 48 h Aufnahmekapazität ergibt unsere Rechnung etwa 47 h Aufversprochen. In der Praxis passen auf sie nahmekapazität bei qualitativ hochweraber nur rund 30 h bis 40 h. Je höher die tigen Hörfunksendern. Das Datenvoluübertragene Datenrate ist, umso besser men ist bei den einzelnen Stationen ist das Bild digitaler Fernsehprogramme. jedoch nicht konstant. Aus diesem Vor allem öffentlich-rechtliche Kanäle verwöhnen mit einem sehr guten und, damit verbunden, datenintensiven Bild. Kleine Spartenkanäle übertragen ihr Signal zum Teil nur mit sehr geringen Datenraten und entsprechend bescheidener Bildqualität. Wie sehr sich das auf die Aufnahmekapazität der Festplatte auswirkt, zeigt ein kleiner Versuch: Wir haben auf Astra einige Kanäle exakt 15 min lang aufgezeichnet. Das österrei- 94 Festplattenreceiver besitzen in ihrer Menüoberfläche auch ein eigenes Untermenü für die Harddisk. Sein Umfang variiert je nach Modell. Hier finden sich in der Regel Informationen zum Festplattenstatus. Darin können enthalten sein: • Modell und Type der eingebauten Platte, • ihre Softwareversion und • Seriennummer. Hier erhält man auch Auskunft, wie viel der Speicherkapazität bereits belegt oder noch frei ist (Bild 3). Diese Angaben werden nicht nur durch Zahlenund Prozentwerte veranschaulicht. Oft gibt es dazu auch eine übersichtliche Grafik. Viele Festplattenreceiver zeigen auch in der Aufnahmeliste den schon belegten bzw. noch freien Speicherplatz an. Über das Festplattenmenü erfolgt meist auch die Neuformatierung der Platte (Bild 4). Diese wird etwa gebraucht, nachdem eine neue Festplatte eingebaut wurde. Einige Geräte verfügen auch über eine Festplattenprüfung. Dabei wird die Harddisk kurz gescannt und auf einwandfreie Funktion überprüft. Fehlermeldungen werden ebenfalls gelistet. Fazit Seit Januar 2006 strahlt das ZDF seine digitalen Programme mit höherer Datenrate und somit besserer Bildqualität aus. Das lässt die Aufnahmekapazität der Festplattenreceiver weiter schrumpfen. Damit verbunden steigt der Wunsch vieler Kunden, ihre bereits gekauften Festplattenreceiver mit einer größeren Harddisk auszustatten. Selbst wenn bei vielen aktuellen und etwas älteren Geräten nicht auf die Möglichkeit eines Festplattentausches hingewiesen wird, ist er vielfach mit wenigen Handgriffen durchführbar. Das hilft einerseits dem Kunden, sein lieb gewonnenes Gerät aufzuwerten und gibt dem Fachhandel mit eigener Werkstatt die Möglichkeit, seine Kompetenz weiter unter Beweis zu stellen und einen weiteren Service für den Endverbraucher anzubieten. ■ de 7/2006