Wir Wohnen Schön

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Wir Wohnen Schön
WWS_1-16_magazinA4 15.03.16 11:18 Seite 1
Nr. 1/16
Das Magazin der WWS Herford www.wws-herford.de
zusammenleben
in Herford
Ein neues Zuhause
in Herford
Wir
Wohnen
Schön
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02 Editorial
Inhalt
Seite 03
WWS Herford kümmert sich um Wohnraum für Flüchtlinge
Seite 04
Ilyas Sabri Ali ist aus dem Nordirak
geflohen
Seite 05
Ulrike Haltiner gibt Deutschkurse
für Asylbewerber
Seite 06
Malstube in der Ulmenstraße ist Treffpunkt für Flüchtlingskinder
Seite 07
Ehrenamt: Kemal Ogultarhan engagiert
sich für Flüchtlinge
Liebe Mieterinnen und Mieter,
der Zustrom von Menschen nach Deutschland, die vor Krieg und Not flüchten, hält unvermindert an. Auch Herford wird durch die Zuweisungen des Landes NRW zum Ziel vieler
Flüchtlinge. Auf Grundlage ihrer sozialen Verantwortung engagiert sich die WWS Herford
als Partner der Hansestadt Herford für deren menschenwürdige und integrationsfördernde
Versorgung mit Wohnraum. Die Flüchtlinge leben im Wohnungsbestand der Bundesanstalt
für Immobilienaufgaben (BImA), der nach dem Abzug der britischen Kräfte mietkostenfrei
von der Stadt Herford angemietet werden konnte, in Wohnungen der WWS Herford sowie
in Wohnraum privater Vermieter.
In der kürzlich erschienenen Studie des Verbandes der Wohnungswirtschaft GdW „Mieter
mit Migrationshintergrund” sind die Erfahrungen der Mitgliedsunternehmen aus den
letzten Jahrzehnten beschrieben und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet worden.
Eine zentrale Aussage ist: Wir müssen die Zuwanderung als Chance begreifen und dürfen
es nicht zulassen, dass die zweifellos bestehenden Herausforderungen die öffentliche
Debatte dominieren.
Die große Aufgabe der Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen erfordert eine langfristige soziale Betreuung, integrative Maßnahmen sowie ein großes finanzielles Engagement aller staatlichen Ebenen. Zur Integration gehören das Erlernen der deutschen Sprache
ebenso wie das Vertrautwerden mit den hiesigen Sitten, Gebräuchen, Rechten und Pflichten.
Wir freuen uns sehr darüber, dass sich zahlreiche Herforder Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich für die Integration von Migranten und Flüchtlingen engagieren. Stellvertretend
stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe unseres Magazins „zusammenleben“ Ulrike Haltiner
und Kemal Ogultarhan vor.
Seite 08
Minderjährige unbegleitete Flüchtlinge
werden in Clearingstellen betreut
Seite 09
Exklusive Modenschau für WWSMieterinnen
Seite 10
Bauvereinstraße: WWS Herford führt
Modernisierung fort
Seite 11
Diakonische Stiftung Wittekindshof
hat Wohnungen an der Bauvereinstraße
gemietet
Seite 12
Taschengeldbörse: Neues Projekt soll
Miteinander stärken
Seite 13
Mieterportrait: Mit 77 Jahren reif genug
für die Ehe
Seite 14
Äpfel fördern gute Nachbarschaft
Seite 15
Die Nordstadt blüht in bunten Farben
Gruppen können Raum an der Magdeburger Straße nutzen
Herzlichst!
Neue Sitzbänke werden aufgestellt
Buchtipp von Dirk Strehl
Magnus Kasner
Heinz-Dieter Klein
Seite 16
Ausflugstipp: Museumsinsel Bünde
Öffnungszeiten/Impressum
WWS_1-16_magazinA4 15.03.16 11:19 Seite 3
Modernisierungen 03
WWS kümmert sich im Auftrag der Stadt um den Wohnraum für Flüchtlinge
Auf dem Weg in ein neues Zuhause
Nach dem Abzug der britischen Streitkräfte
sind in Herford zahlreiche Wohnungen frei
geworden, in denen zuvor Armeeangehörige gewohnt haben. Dazu gehören auch insgesamt rund 200 Wohnungen im Bereich
Ulmen-, Birken-, Ahorn- und Eichenstraße,
am Alten Postweg sowie im Wohngebiet
Brahmsstraße, Schumannstraße, Kattenschling. Zur Unterbringung von Flüchtlingen wurden die Häuser von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) an
die Stadt Herford übergeben. Als Dienstleister für die Stadt ist die WWS Herford
nicht nur für die Wohnraumakquise zuständig, sondern hat auch die Belegung
und Ausstattung der Wohnungen übernommen.
Dominique Redecker und
Hausmeister Daniel Drömert
organisieren die Ausstattung
der Wohnungen.
Für die Übergabe der Wohnungen an neu in
Herford ankommende Flüchtlinge gibt es
einen sehr engen Zeitplan. Sobald ein Zuweisungsbescheid der Bezirksregierung
Detmold in der Ausländerabteilung der
Stadt Herford eintrifft, kommt eine Belegungsrunde zusammen, in der Mitarbeiter
der Ausländerabteilung, des Sozialamtes
und der WWS vertreten sind. Je nach Herkunftsland und Personenzahl der zu erwartenden Flüchtlinge wird in dieser Runde
entschieden, welche Wohnung aus dem
BImA-Bestand geeignet ist. Dabei handelt
es sich um 3- bis 4-Zimmerwohnungen in
Mehrfamilien- und Reihenhäusern. „Wir
achten darauf, dass Familien eine eigene
Wohnung bekommen, während Einzelpersonen in Wohngemeinschaften untergebracht
werden“, berichtet Dominique Redecker, die
bei der WWS für Asylangelegenheiten zuständig ist.
Da sich die ehemals von Briten bewohnten
Räume überwiegend in einem guten Zustand befinden, müssen vor dem Bezug
zumeist nur kleinere Handwerkerarbeiten
vorgenommen und die Funktionsfähigkeit
der Rauchmelder überprüft werden. Ist
dies geschehen, organisiert Dominique
Redecker die Ausstattung der Wohnungen.
Die bereits vorhandenen Küchenzeilen werden um einen Kühlschrank und eine Waschmaschine ergänzt, die anderen Zimmer
werden mit Betten, Tischen und Stühlen
eingerichtet. Geschirr, Bettwäsche, Handtücher und Putzutensilien gehören ebenfalls zur Grundausstattung.
Nur drei Tage nach Eingang des Zuweisungsbescheides werden die Wohnungen bezogen. Die mit dem Bus in Herford eintreffenden Flüchtlinge werden zunächst in der Ausländerabteilung erfasst und dann zu ihrem
neuen Zuhause gebracht, wo sie vom Hausmeister der WWS und dem für sie zuständigen Sozialarbeiter empfangen und mit den
Gegebenheiten vor Ort vertraut gemacht
werden. In den Wohnungen können sie so
lange verbleiben, bis das Asylverfahren abgeschlossen ist und sie anerkannt sind.
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04 Titelthema
Ilyas Sabri Ali lebt seit Herbst in Herford
Auf der Flucht vor der Terrormiliz IS
„Ich hatte schon länger den Wunsch, zum Studieren nach
Deutschland zu gehen. Aber ich wollte auf keinen Fall als
Flüchtling kommen“, sagt Ilyas Sabri Ali. Doch die Situation
in seiner nordirakischen Heimat änderte für den jungen Mann
alles: Wie viele seiner Landsleute, die der jesidischen Glaubensgemeinschaft angehören, ist der Englischstudent vor der
Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflohen. Fast 14 Monate
hat es gedauert, bis Ilyas Sabri Ali endlich wieder ein Zuhause
gefunden hat. Am 1. Dezember 2015 hat er mit seinem Bruder
eine Wohnung der WWS bezogen.
Den 3. August 2014 wird Ilyas Sabri Ali
nie vergessen: An diesem Tag stürmten ISKämpfer die jesidischen Dörfer im Nordirak,
erschossen tausende von Männern, verschleppten Frauen und Kinder. Zu dieser
Zeit lebte Ilyas Sabri Ali gemeinsam mit
seiner Mutter und der Familie seines Bruders in einem eigenen Haus in der kleinen
Stadt Baadre. „Für den IS sind wir Jesiden
Ungläubige. Die Terrormiliz will alle Menschen ausrotten, die keine Moslems sind“,
berichtet der 26-Jährige. Als die Bedrohung immer größer wurde, entschloss er
sich mit einem Cousin und seinem 13 Jahre
alten Neffen am 6. Oktober 2014 zur Flucht,
die durch die Türkei, Bulgarien, Serbien,
Ungarn und Österreich führte und exakt
einen Monat später in München endete.
Dazwischen lagen lange Märsche durch eisige Kälte, bange Stunden in Fluchtfahrzeugen, in denen die Menschen zusammengepfercht waren wie Vieh, Tage in schäbigen
Notunterkünften mit zwei kleinen Räumen
und einem WC für 16 Personen, Hunger,
Durst und immer wieder Polizeikontrollen
und die Angst, ins Heimatland zurückgeschickt zu werden. „Ich war oft sehr hoffnungslos und habe um mein Leben gefürchtet. Aber mir war klar, dass ich lieber
sterben würde, als wieder in den Irak zu
gehen, wo es keine Menschlichkeit mehr
gibt“, erinnert sich Ilyas Sabri Ali.
Von München, seiner ersten Station auf
deutschem Boden, ging es für ihn zunächst
ins Übergangslager Friedland, weitere Aufenthaltsorte waren Unterkünfte in Osnabrück und Rinteln. Nachdem er als Asylant
anerkannt worden war, zog es ihn im Herbst
2015 nach Herford. „Ich wollte in der Nähe
meiner Mutter und meiner Brüder wohnen,
die inzwischen auch aus dem Nordirak geflohen waren“, sagt er. Seit Oktober besucht
der sprachbegabte 26-Jährige, der neben
seiner Muttersprache Kurdisch perfekt Englisch sowie Arabisch und etwas Persisch
spricht, einen Deutschkurs. „Ich bin sehr
froh, eine Wohnung bekommen zu haben.
Nun hoffe ich, Arbeit etwa als 1-Euro-Jobber
zu finden oder mein Studium fortsetzen zu
können“, betont er. Ob er jemals wieder in
sein Heimatland zurückkehren will? „Ich
denke häufig darüber nach. Aber die Jesiden
erleiden zurzeit den 74. Genozid ihrer Geschichte, und ich kann mir nicht vorstellen,
dass sie im Nordirak irgendwann einmal
auf Dauer in Sicherheit leben können.“
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Titelthema 05
Ulrike Haltiner gibt Deutschkurse für Asylbewerber
Sprache ist der erste Schritt zur Integration
An diesem Vormittag dreht sich alles um Nahrungsmittel. „Heute lernen wir Wörter,
die wir beim Einkaufen brauchen“, wendet sich Ulrike Haltiner an ihre Schülerinnen
und Schüler.
Neben dem Ehepaar Yousuf aus Bangladesch, das seinen sechs Monate alten Sohn
im Kinderwagen mitgebracht hat, haben
sich heute Seltene, Yosief und Anbes eingefunden, drei junge Männer, die aus Eritrea
stammen. Aufmerksam und gespannt blicken alle auf Ulrike Haltiner, die langsam
und deutlich die neuen Vokabeln „die Nudeln, die Tomate, die Banane, die Wurst“
ausspricht, die anschließend von der ganzen Gruppe wiederholt werden.
Seit Juni 2015 gibt Ulrike Haltiner im Bürgertreff „Nordstern“ am Magdeburger Platz ehrenamtlich Deutschkurse für Asylbewerber.
Doch liegt der Herforderin, die vor ihrem
Ruhestand in der Erwachsenenbildung tätig
war, nicht nur die Vermittlung des Vokabulars und der Grammatik am Herzen. Sie
weiht ihre Schützlinge auch in die Sitten
und Gebräuche ihrer neuen Heimat ein.
Dabei geht es um Umgangsformen und Regeln ebenso wie um ganz alltägliche Dinge
wie die Mülltrennung und die Funktionsweise eines Fahrrades. Ulrike Haltiner hilft
zudem bei der Übersetzung von Behördenbriefen, informiert über die wichtigen Anlaufstellen in der Stadt und kümmert sich
um Kontakte zum Wohnumfeld ihrer Schüler. So haben die Flüchtlinge gemeinsam
mit Einheimischen bei einem Gottesdienst
in der Petri-Kirche Kerzen für den Frieden
aufgestellt und konnten die beiden Töchter
der Familie Yousuf an einer Theatergruppe
teilnehmen.
Bewundernswert ist für Ulrike Haltiner die
Motivation der fünfköpfigen Familie aus
Bangladesch. „Sie wissen, dass Integration
über Sprache geschieht und geben sich
daher sehr große Mühe, schnell Deutsch zu
lernen“, betont sie. So verwundert es nicht,
dass die acht und elf Jahre alten Töchter
schon jetzt wissen, was sie später einmal
werden wollen: Als Ärztinnen möchten sie
Leben retten.
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06 Aus der Mieterschaft
Malstube in der Ulmenstraße ist Treffpunkt für Flüchtlingskinder
Bilder schaffen Distanz zum erlebten Schrecken
Eine Stadt mit Häusern, Autos und Menschen hatte das Mädchen gezeichnet. Auf
den ersten Blick ein typisches Kinderbild –
wären da nicht die lilafabenen Massen, die
auf die Stadt niedergehen. „Als ich abends
in den Nachrichten einen Luftangriff mit
Fassbomben sah, wusste ich, was das Mädchen, das mit seinen Eltern aus Syrien geflohen ist, gemalt hat“, sagt die Illustratorin und Kunsttherapeutin Ingvild ScheeleKolesch.
Jeden Dienstagnachmittag verlegt sie ihren
Arbeitsplatz vom Museum Marta, wo sie
Führungen und Workshops anbietet, in die
Ulmenstraße 7. In einer Ergeschosswohnung, die als Begegnungsort zur Verfügung
steht, treffen sich dann für zwei Stunden
Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien in der Malstube.
✆
Kontakt
Die Wohnung an der Ulmenstraße 7 ist
täglich für alle Bewohner des Quartiers
geöffnet. Neben der Malstube gibt es
hier u. a. offene Spielangebote.
Wer sich mit weiteren Angeboten ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich
bei Anne Grit Bangura von der Asylbegleitstelle Herford, Telefon: 189-289,
E-Mail: [email protected],
melden.
„Begleitetes Malen“ heißt das Angebot,
bei dem das Marta seit dem Frühjahr 2015
mit der Integrationsagentur des Deutschen
Roten Kreuzes zusammenarbeitet. Palettentische mit bis zu 20 leuchtenden Farben
baut Ingvild Scheele-Kolesch jedes Mal
vorher auf, und für jede Farbe gibt es einen
Pinsel. Nachdem große Papierbögen an den
holzverkleideten Wänden befestigt worden
sind, können die jungen Künstler ans Werk
gehen. „Die Kinder und Jugendlichen dür-
fen völlig frei und ohne Vorgaben malen.
Hier gibt es kein richtig, falsch oder misslungen. Die Bilder werden nicht korrigiert,
sondern im Gegenteil immer wertschätzend behandelt“, betont Ingvild ScheeleKolesch.
Zwar erzählen manche Bilder von den
schrecklichen Erlebnissen, die die überwiegend aus Syrien, Afghanistan, Albanien,
Ghana, dem Kosovo und dem Irak stammenden Kinder in ihrer vom Krieg zerrütteten Heimat und auf der Flucht erfahren
haben, doch sind auch viele fröhliche Darstellungen dabei: In bunten Farben scheint
die Sonne, blühen Blumen und flattern
Schmetterlinge. Nicht selten erscheinen
Landschaften mit langen Baumreihen, wie
man sie bei einer Zugfahrt wahrnimmt.
Zu den Lieblingsmotiven der Jungen gehören die Flaggen ihrer Heimat. So trägt
auch Dawud, ein unbegleiteter Minderjähriger aus Afghanistan, hochkonzentriert
und sehr exakt drei senkrechte Streifen in
schwarzer, roter und grüner Farbe auf,
während sich sein Freund Fazel für eine
Blumenvase entschieden hat. „Die Bilder
schaffen Distanz zu erlebtem Schrecken,
können aber auch Halt geben, indem sie
tröstliche Erinnerungen an eine Zeit vor
der Traumatisierung wach halten“, sagt
Ingvild Scheele-Kolesch.
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Aus der Mieterschaft 077
Kemal Ogultarhan engagiert sich seit langem ehrenamtlich
Vom Sportverein zur Flüchtlingshilfe
Acht Jahre alt war Kemal Ogultarhan, als sein Vater, der einer der ersten türkischen Gastarbeiter in Herford war, 1965 seine Familie nachkommen ließ. An den Empfang in Deutschland kann sich der heute 63-Jährige noch gut erinnern.
„Wir sind sehr herzlichen aufgenommen
worden. Unsere Nachbarn waren ganz begeistert von meinen schwarzen Locken,
schenkten mir Süßigkeiten und nahmen
mich in den Arm, wenn ich Heimweh hatte.
Und da ich anfangs ja kein Wort Deutsch
sprach, haben sie mir auch bei den Hausaufgaben geholfen, so dass ich schon bald besser in der Schule mitkam“, berichtet er. Die
Unterstützung, die Kemal Ogultarhan und
seine Familie erfahren haben, gibt er jetzt
an jene Menschen zurück, die sich nach der
Flucht aus ihrer Heimat ein neues Leben in
Deutschland aufbauen müssen: Er begleitet
Asylbewerber bei Behördengängen und hilft
ihnen bei der Bewältigung ihres Alltags in
einem völlig fremden Land.
Ehrenamtliches Engagement ist für den Vater
von vier Söhnen seit langem selbstverständlich. „Als meine Kinder klein waren, waren
sie in verschiedenen Sportvereinen, haben
Fußball gespielt und sind geschwommen.
Damals habe ich den Übungsleiterschein erworben und die Vereinsarbeit als Jugendwart
unterstützt“, sagt er. Nachdem seine Söhne
erwachsen geworden waren, suchte sich der
WWS-Mieter, der in einer Wohnung am
Wurmker Weg lebt, neue Betätigungsfelder.
So kümmerte er sich um die betagten
Bewohner des Hauses Elisabeth und des
Marie-Schmalenbach-Hauses, ging mit ihnen
spazieren und erledigte für sie Besorgungen.
Auf seine Hilfe konnten auch die Menschen
mit Behinderungen zählen, die in einem
Wohnheim der „Lebenshilfe“ zu Hause sind.
Außerdem hat er für das Arbeitslosenzentrum Familienfreizeiten betreut.
Seit dem Zuzug von Flüchtlingen aus den
vielen Krisengebieten dieser Erde ist Kemal
Ogultarhans freiwilliges Engagement an anderer Stelle gefragt. Dass er die deutsche und
türkische Sprache gleichermaßen beherrscht,
ist bei der Betreuung von Asylbewerbern von
großem Vorteil. „Vor allem die Menschen,
die aus Kasachstan, Syrien, dem Iran und dem
Irak kommen, haben Türkischkenntnisse“, erklärt der ehemalige Kraftfahrer, der seit zwei
Jahren im Ruhestand ist. Sein ehrenamtlicher
Einsatz macht ihm großen Spaß, auch wenn
er sich so manches Mal über bürokratische
Hürden ärgert. „Aber ich bin eine Kämpfernatur und beiße mich da durch“, sagt er.
Ein Lob auf das Ehrenamt!
Sind auch Sie ehrenamtlich
tätig?
Oder kennen Sie einen Nachbarn, der sich freiwillig und
unentgeltlich für seine Mitmenschen engagiert?
Dann melden Sie sich bitte bei
der WWS-Mitarbeiterin Tanja
Seelmeyer unter der Telefonnummer 5994-29.
In unserem Mietermagazin
„zusammenleben“ möchten
wir gern regelmäßig ehrenamtlich tätige WWS-Mieterinnen und Mieter vorstellen.
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08 Aus der Mieterschaft
Gibt es darüber hinaus weitere Angebote
der Clearingstelle für die Jugendlichen?
Helga Popp: Bei uns im Haus findet an fünf
Tagen in der Woche jeden Vormittag von
8.30 bis 13.30 Uhr ein Deutschkurs statt.
Wir haben dafür zwei Gruppen eingerichtet,
da die jungen Männer sehr unterschiedliche
Bildungsniveaus besitzen. So brauchen Analphabeten verständlicherweise deutlich
mehr Unterstützung als Personen, die Lesen
und Schreiben gelernt haben. Zusammen
mit einem Freizeitpädagogen sind Sportangebote eingerichtet worden. Außerdem wollen wir mit den Jugendlichen ein Hochbeet
anlegen, um frische Kräuter ernten zu können.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden in Clearingstellen betreut
Nach langer Zeit wieder ein Gefühl von Sicherheit
Drei sogenannte Clearingstellen für unbegleitete minderjährige Jugendliche sind
in Herford eingerichtet worden; betrieben
werden sie von der von Laer Stiftung, dem
Verein für soziale Arbeit und Beratung
(VAB) und der Arbeiterwohlfahrt. Über
das Schicksal und die Motivation der Jugendlichen sowie über die Arbeit in der
Clearingstelle berichten Stephan Tuschen,
Bereichsleiter für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bei der von Laer Stiftung,
und Hausleiterin Helga Popp.
Wie alt sind die Jugendlichen, und woher
stammen sie?
Helga Popp: Wir betreuen zurzeit zwölf junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren. Sie
sind aus Afghanistan, Algerien, Mali, Bangladesch und aus dem Irak nach Deutschland
geflohen – die meisten mit Unterstützung,
einige aber auch gegen den Willen ihrer
Eltern, die im Heimatland geblieben sind.
Welches sind die Aufgaben der Clearingstelle?
Stephan Tuschen: Clearing bedeutet ja Abklärung, und diese Abklärung erfolgt in zwei
Bereichen. Zum einen wird in sozialpädagogischer Hinsicht überprüft, welche Art der
Unterstützung die Jugendlichen benötigen,
wenn sie die Clearingstelle durchlaufen
haben. Können sie danach in eine Wohngruppe wechseln? Kommt für sie ein betreutes Wohnen in Frage? Oder können sie
selbstständig leben? Darüber hinaus erfolgt
bei uns das ausländer- und asylrechtliche
Clearing. Wir erstellen Erstberichte, in denen
die individuellen Gründe für die Flucht und
deren Verlauf erfasst werden. Sie dienen als
Basis für einen späteren Asylantrag. Seit
Ende des letzten Jahres dürfen die unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen erst
mit Vollendung ihres 18. Lebensjahres Asyl
beantragen. Sie haben aber alle einen gesetzlichen Vormund, der den Antrag vorbereitet und ihn für das Mündel stellt.
Wie erleben Sie bei Ihrer täglichen Arbeit
die Motivation der jungen Flüchtlinge?
Helga Popp: Die Motivation ist bei fast allen,
die hier im Haus leben, sehr hoch. Sie lernen
innerhalb kürzester Zeit die deutsche Sprache. Häufig haben sie Schuldgefühle, weil
ihre Eltern viel investiert haben, damit sie
nach Deutschland fliehen konnten. Ihren
Eltern etwas davon zurückzugeben, ist ein
ganz wesentliches Motiv für den Wunsch,
sich möglichst schnell zu integrieren.
In den Fokus der Öffentlichkeit sind dagegen
Jugendliche geraten, die beispielsweise im
Zusammenhang mit den Geschehnissen in
der Silversternacht für negative Schlagzeilen
gesorgt haben ...
Stephan Tuschen: Tatsächlich gibt es bei den
jungen Flüchtlingen auch immer einige, die
wir mit unseren Angeboten nicht erreichen.
Sie haben bereits in ihrem Heimatland auf
der Straße gelebt und sich mit Diebstahl und
anderen kriminellen Handlungen über Wasser gehalten. Sie fliehen nicht vor Krieg und
Verfolgung nach Deutschland, sondern weil
sie denken, dass sie mit genau diesen Handlungen bei uns mehr „verdienen“ können.
Wir sprechen dabei aber von einem geringen
Prozentsatz. Alle anderen haben sehr großes
Heimweh, vermissen ihre Eltern und würden
sofort in ihre Heimat zurückkehren, wenn
sich die dortige Situation geändert hätte.
Nach der oft dramatischen Flucht, bei der
sie anderen Menschen hilflos ausgeliefert
waren, können sie in der Clearingstelle zur
Ruhe kommen und erfahren nach langer Zeit
endlich wieder ein Gefühl von Sicherheit.
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Aus der Mieterschaft 09
Ursula Sanders Idee fand großen Anklang
Exklusive Modenschau für WWS-Mieterinnen
Für Sylke Geier steht fest: „Mode soll nicht
nur gut aussehen, man muss sich darin
auch wohl fühlen.“ Rund 400 Kleidungsstücke, die diese Kriterien erfüllen, hat die
Mitarbeiterin des Modegeschäftes Höinghaus an zwei Nachmittagen in die Seniorenwohnanlagen der WWS Herford an der
Hermannstraße und Auf der Freiheit mitgebracht. Dort kamen die zahlreich erschienenen Mieterinnen in den Genuss einer
exklusiven Modenschau, dargeboten bei
Kaffee und Kuchen.
„Jeans machen vor keinem Alter Halt. Sie
können lässig in der Freizeit getragen werden, sind aber in Kombination mit einem
eleganten Oberteil auch für besondere Anlässe geeignet“, sagt Sylke Geier, während
zwei Models über den Laufsteg schreiten.
Auf die Idee, die aktuellen Modetrends in
die Gemeinschaftsräume der Wohnanlagen
zu holen, ist Ursula Sander gekommen.
Die WWS-Mieterin, die selbst in dem Haus
Auf der Freiheit 19 wohnt, hatte viele Jahre
für die AWO Busreisen zu dem alteingesessenen Modegeschäft in Hille organisiert.
„Da wir dort immer gute Kunden waren,
zeigte sich die Chefin Monika Höinghaus
sofort von meinem Vorschlag begeistert,
Modenschauen in Herford anzubieten“,
berichtet sie.
Lange Kleiderständer mit Hosen und Jacken, Blusen und Pullovern schiebt Sylke
Geier im Anschluss an die Modenschau in
den Raum. „Wir haben Mode ausgewählt,
die flott und dabei alltagstauglich ist“,
betont sie. Nun können die älteren Damen
nach Herzenslust stöbern und sich ihre
Lieblingsstücke aussuchen und anprobieren. Die WWS-Mieterinnen lassen sich
gern von der Modeexpertin aus Hille beraten, und so wechselt am Ende des Nachmittages so manches schicke Outfit die
Besitzerin. Auch Ursula Sander ist fündig
geworden und präsentiert ein gemustertes
T-Shirt in ihrer Lieblingsfarbe: „Das wünsche ich mir von meiner Tochter!“
Bei der großen Auswahl des Modehauses
Organisiert wurde die Modenschau von Ursula
Höinghaus war für jeden Damengeschmack
Sander, die von ihrer Tochter Elke Enskat tatkräf-
etwas dabei.
tige Unterstützung erfuhr.
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10 Modernisierungen
Modernisierung an der Bauvereinstraße wird fortgeführt
Ein ganzes Wohngebiet bekommt ein neues Gesicht
Das bereits modernisierte Haus an der Bauvereinstraße 67/69 lässt erahnen, wie attraktiv
künftig alle Gebäude der WWS Herford in diesem Wohngebiet aussehen werden. Durch das
Fassadenkonzept des Farbgestalters Andreas Maier bekommen die Häuser Zug und Zug ein
neues elegantes Erscheinungsbild in warmen naturnahen Farbtönen mit einzelnen grafischen Elementen. Doch nicht nur optisch wertet die WWS ihren Bestand in diesem Bereich
auf. Sie versieht die Gebäude mit einem Wärmedämmverbundsytsem, tauscht die Fenster
aus und erneuert die Dächer. Die im vergangenen Jahr begonnenen Arbeiten werden ab
Ende Februar an der Bauvereinstraße 63/65, 60/62/64 und 66/68/70 fortgeführt.
Grafiken: Andreas Maier
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Interview 11
Im Gespräch: Daniela Linnenbrügger,
Diakonische Stiftung Wittekindshof
Unterstützung bei der
Bewältigung des Alltags
Handelt es sich an der Bauvereinstraße um
ein stationäres oder um ein ambulantes
Wohnangebot?
Daniela Linnenbrügger: Wir betreuen in diesem Bereich zwölf stationäre Bewohner,
weitere 15 Klienten werden ambulant begleitet. Jeweils zwei Bewohner wohnen in
einer Wohnung, wobei jeder von ihnen ein
Zimmer für sich hat und das Wohnzimmer,
die Küche und das Badezimmer gemeinsam
genutzt werden.
Seit September 2012 hat der Geschäftsbereich
SoLe (Selbstbestimmte offene Lebensräume)
der Diakonischen Stiftung Wittekindshof in
Abstimmung mit der Geschäftsbereichsleitung
Alwin Rüter und der für den Bereich Herford
zuständigen Bereichsleitung Daniela Linnenbrügger von der WWS Herford elf Wohnungen
in Häusern an der Bauvereinstraße 65, 67, 69
und 70 angemietet. Zwei weitere Wohnungen
im Erdgeschoss der Bauvereinstraße 67 sind
jetzt zusammengelegt worden und dienen als
Büro- und Gemeinschaftsräume für Menschen,
die vor Ort von einem Team unterschiedlicher
Fachrichtungen begleitet werden. Über die
Wohnangebote des Wittekindshofes informiert
die Sozialpädagogin Daniela Linnenbrügger.
Unter welchen Erkrankungen leiden die hier
lebenden Menschen, und wo haben sie vorher gelebt?
Es handelt sich um Menschen, die eine
Doppeldiagnose haben, d.h. sie haben eine
leichte bis mittelgradige geistige Behinderung mit im Vordergrund stehenden psychischen und psychiatrischen Veränderungen. Einige Bewohner haben vorher in ihrer
Familie gelebt, einige kommen aus anderen
Einrichtungen oder waren Psychiatriepatienten.
Wie sieht die Betreuung durch die Mitarbeiter des Wittekindshofes aus?
Wir legen großen Wert auf eine individualisierte Begleitung, die sich an dem Grad der
Behinderung orientiert. Unser Ziel ist es,
dass die Bewohner ihr Leben im Rahmen
der Inklusion so normal wie möglich führen
können und von uns bedarfsgerechte Unterstützung im Rahmen der Teilhabe in allen
Lebensbereichen erfahren. Je nach individuellem Betreuungsbedarf reicht unsere Betreuung von ambulanten Hilfen bis zu einer
intensiven Betreuung rund um die Uhr.
Jeder Bewohner hat entsprechend des Be-
zugspersonensystems einen Alltagsbegleiter, der ihn bei der Bewältigung der täglichen Dinge unterstützt. Ziel ist die Ermöglichung eines weitestgehend ganzheitlichen
eigenständigen, selbstbestimmten Lebens
der Klienten in allen alltäglichen Bezugssystemen. Dies basiert auf einem gemeinsam
mit dem Klienten erarbeiteten realistischem
Selbstkonzept, welches die individuellen
Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bedarfe im
Rahmen Privatheit und Öffentlichkeit, Paarbegleitung, Gesundheitsbewusstsein (Körperhygiene, -wahrnehmung, Ernährung),
lebenspraktischer Fertigkeiten (Haushaltshygiene, Kochen, Essensversorgung) und administrativer Angelegenheiten (Behördenund Ämterangelegenheiten) sowie Urlaubsbegleitung berücksichtigt.
Wie werden die Räume im Erdgeschoss des
WWS-Hauses an der Bauvereinstraße 67
genutzt?
Durch die Zusammenlegung von zwei Wohnungen ist ein großer Gemeinschaftsraum
mit einem Ess- und einem Wohnzimmerbereich entstanden, der gern und oft genutzt
wird. Unsere Bewohner freuen sich schon
jetzt auf den Sommer, denn von dem Gemeinschaftsraum geht es direkt auf zwei
Terrassen, die von der WWS neu angelegt
worden sind. Neben dem Büroraum, einer
Küche und einem Badezimmer für unsere
Mitarbeiter sowie einem Raum für die
Nachtbereitschaft befindet sich hier auch
eine Trainingsküche, in der gemeinsam mit
den Bewohnern Mahlzeiten zubereitet und
Feiern ausgerichtet werden. Außerdem gibt
es einen Entspannungsraum für besondere
Lebenslagen und ein Bewohnerbad.
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12 Aus der Mieterschaft
Svenja gehört zu den Jugendlichen, die sich bei der Taschengeldbörse beworben hat.
Schon an ihrem früheren Wohnort hat sie älteren Menschen im Alltag geholfen.
✆
Neues Projekt soll das Miteinander stärken
Taschengeldbörse verbindet Alt und Jung
Gardinen waschen und wieder aufhängen,
draußen das Laub fegen, zum Einkaufen
fahren – vielen älteren Menschen fallen die
Aufgaben des Alltags zunehmend schwer.
Ein neues Handy, modische Kleidung, ein
Kinobesuch – viele Jugendliche wünschen
sich für Anschaffungen und Freizeitaktivitäten etwas mehr Geld. Das Projekt
„Taschengeldbörse Herford“ bringt Senioren und Heranwachsende zusammen: Es
ermöglicht 15- bis 20-Jährigen, sich ein
kleines Taschengeld zu verdienen, indem
sie älteren Menschen gelegentlich helfen.
Die Taschengeldbörse, die sich bereits in
mehreren deutschen Städten erfolgreich
etabliert hat, wird in Herford vom Jugendzentrum Punch organisiert; Träger ist der
Stadtjugendring. Nachdem die Punch-Mitarbeiterin Jennifer Klimczak das Projekt in
Schulen und Seniorenzentren vorgestellt
hat, haben sich bereits etliche Interessenten
gemeldet. Dazu gehören auch die 16-jährige
Svenja und ihre Freundin Jacqueline. „Ich
habe bis vor kurzem in Düsseldorf gewohnt
und habe dort auch schon älteren Menschen
im Haushalt geholfen“, berichtet Svenja.
Mit allen Jugendlichen, die sich für die
Taschengeldbörse beworben haben, führt
Jennifer Klimczak Vorstellungsgespräche,
in denen sie die Inhalte des Projektes erläutert. Mögliche Tätigkeitsfelder, in denen
Unterstützung vermittelt wird, sind beispielsweise die Erledigung von Einkäufen,
Hilfen im Haushalt und das Ausführen des
Hundes. Dabei darf jedoch die wöchentliche
Arbeitszeit nicht mehr als zehn Stunden
betragen, und es sollte ein angemessener
„Lohn“ von 7 bis 10 Euro pro Stunde gezahlt
werden. „Neben der ganz praktischen Unterstützung geht es darum, Generationen zusammenzubringen und neue Kontakte zu
schaffen. Die Taschengeldbörse steht also
für die Stärkung des Miteinanders“, betont
Jennifer Klimczak.
Kontakt zur Taschengeldbörse
Möchtet ihr euer Taschengeld aufbessern?
Hätten Sie gern manchmal Hilfe im Haushalt?
Interessenten können sich unter der Rufnummer 26465 im Jugendzentrum Punch
melden oder über die Internetplattform
www.herforte.de im Bereich „Taschengeldbörse“ das Onlineformular ausfüllen.
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Aus der Mieterschaft 13
WWS-Mieter Wolfgang Kowalczyk hat sich getraut
Mit 77 Jahren reif genug für die Ehe
Mit dem Gang zum Standesamt hat sich Wolfgang Kowalczyk
ein wenig Zeit gelassen. „Ich fühlte mich einfach nicht reif
genug für die Ehe“, erzählt er schmunzelnd. Am 2. November
2015 hat er sich dann aber doch getraut – im Alter von 77 Jahren.
Seine frischgebackene Ehefrau Petra kannte er da auf den Tag
genau seit 19 Jahren. „Wenn man schon so lange glücklich liiert
ist, kann man es wohl wagen zu heiraten“, meint er – und da
stimmt ihm seine Petra voll und ganz zu.
Kennengelernt haben sich die gebürtige
Bielefelderin und ihr aus dem sächsischen
Grimma stammender Partner am 2. November 1996 beim Dartspielen. Bald schon
merkten die beiden, dass sie mehr verbindet
als ein gemeinsames Hobby. Aufopferungsvoll hatte Wolfgang Kowalczyk mit Unterstützung seiner Brüder seine Eltern bis zu
ihrem Tod gepflegt, und auch seine neue
Bekanntschaft hatte sich zehn Jahre lang
um ihren Vater gekümmert, der nach einem
Schlaganfall hilfebedürftig war. „Wir konnten uns von Anfang an sehr gut über unsere Erfahrungen austauschen“, erinnert sich
Petra Kowalczyk. Nach dem Tod seiner Eltern
war Wolfgang Kowalczyk 1996 in eine Wohnung der WWS Herford an der Renntormauer gezogen, wo er zwei Jahre später
eine neue, ihm gleichwohl schon recht vertraute Nachbarin bekam. „Seit August 1998
haben wir Tür an Tür gelebt. Wir haben
immer mehr Zeit miteinander verbracht,
fanden es aber auch wichtig, einen eigenen
Rückzugsbereich zu haben“, berichtet das
Ehepaar.
Als Petra Kowalczyk im vergangenen Jahr in
den Ruhestand ging, beschlossen die beiden, ihre Haushalte zusammenzulegen. Seit
April 2015 wohnen sie in der größeren Wohnung von Wolfgang Kowalczyk und sind sich
einig: „Das Zusammenleben ist noch viel intensiver geworden.“ Das Dartspielen haben
sie zwar aufgegeben, aber seit langem teilen der 77-Jährige und seine 14 jahre jüngere
Ehefrau ein anderes Hobby: Sie betreiben
einen Schrebergarten im Eisgraben, in dem
sie Kartoffeln und Bohnen, Tomaten und
Gurken anbauen. „Im Sommer sind wir
jeden Tag dort und genießen die frische Luft
und die Sonne“, sagt Petra Kowalczyk. Jetzt
freuen sich die Eheleute aber erst einmal
auf ihre Hochzeitsreise: Im April machen sie
zwei Wochen Urlaub an der Ostsee.
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14 Neues aus der Nordstadt
Gute Nachbarschaft in der Nordstadt
Äpfel förderten
deutsch-türkisches Miteinander
Kiloweise Äpfel hat Erich Freitag, den alle Peter nennen, im Herbst in dem großen Garten
einer Bekannten geerntet. „Für mich allein war das Obst zu viel, und darum habe ich jeden
Morgen eine Schale mit vier, fünf Äpfeln auf die Hecke vor meinem Haus gestellt“, sagt
der 87-Jährige. Sehr zur Freude des kleinen Yasar Burgulu, der mit seinen Eltern in einem
’
WWS-Haus an der Magdeburger Straße wohnt und täglich von seiner Großmutter zum
Kindergarten Bornbrede gebracht wird.
„Der Junge war ganz bescheiden und nahm
sich immer nur einen Apfel. Seine Oma
hatte ihm wohl gesagt, dass auch für die
anderen Kinder noch etwas übrig bleiben
sollte“, berichtet der Rentner, der in einem
Bungalow an der Halberstädter Straße lebt.
Über Wochen holte sich Yasar seine tägliche
’
Obstration, und weil er die Früchte nicht
alle selbst essen konnte, hat seine Großmutter Anfang Dezember einen leckeren
Apfelkuchen gebacken.
Und so fand „Peter“ Freitag zu seiner großen Überraschung ein Päckchen mit drei
Stück Apfelkuchen vor seiner Haustür – zusammen mit einem Brief, über den er sich
sehr gefreut hat. „Den Kuchen möchten wir
gern mit Ihnen teilen, er ist mit viel Liebe
gebacken. Wir hoffen, dass sie ihn mit so
viel Genuss essen wie wir Ihre Äpfel. Vielen
Dank!“, hat ihm Yasars Mutter geschrieben.
’
Inzwischen hat der rüstige Senior die ganze
Familie Burgulu kennengelernt, und man
steht in einem guten nachbarschaftlichen
Kontakt, der den schwindenden Apfelvorrat
sicher überdauern wird.
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Buchtipp 15
Die Nordstadt blüht
in bunten Farben
Krokusse, Tulpen und Narzissen verwandeln
die Nordstadt in diesem Frühjahr in ein
leuchtend buntes Blütenmeer. Im vergangenen Herbst hatten die WWS Herford und
der Verein Nordstadtdrachen gemeinsam
mit den jüngsten Mietern in den Außenanlagen der WWS-Wohnhäuser 30.000 Blumenzwiebeln gepflanzt. Gestartet wurde
die Aktion Ende Oktober mit rund 20 fleißigen Helfern und der musikalischen Unterstützung eines Akkordeon-Spielers an der
Halberstädter und Magdeburger Straße;
weitere Pflanztermine folgten am Nagelskamp sowie an der Magdeburger und
Quedlinburger Straße. Bereits in den vergangenen Jahren hatte die WWS Kinder in
mehreren Wohngebieten zu Blumenpflanzaktionen eingeladen.
Gefeiert wird die Blütenpracht mit einem
Frühlingsfest für die ganze Familie: Unter
dem Motto „Die Nordstadt blüht“ erwartet
die Gäste am 9. April ab 14 Uhr auf dem
Magdeburger Platz ein abwechslungsreiches Programm mit Musik und Tanz, internationalen Gerichten und Getränken.
Und wer weiß: Vielleicht locken die bunten
Blumen ja auch den Drachen Flocke aus
seinem Winterquartier ...
Raum steht Gruppen zur Verfügung
Sitzbank sucht Hausgemeinschaft
Die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des
WWS-Hauses, Magdeburger Straße 19,
in denen der Chor Rodnik probt und sich
Gymnastikgruppen treffen, können bei
Interesse von weiteren Gruppen aus der
Nordstadt genutzt werden.
Weitere Informationen bekommt man
beim Verein Nordstadtdrachen e. V. unter
der Rufnummer 05734 512821.
Bequeme Sitzbänke aus Metall, die in
den Außenbereichen zum Verweilen einladen, hat die WWS Herford für ihre Mieterinnen und Mieter anfertigen lassen.
Sie sollen nach und nach die alten Bänke
im Bestand ersetzen. Hausgemeinschaften, die gern eine Bank in ihrem Wohnumfeld haben möchten, melden sich bei
Elina Gergert, Telefon: 5994-64 oder
Tanja Seelmeyer, Telefon: 5994-29.
Sofern der Standort dafür geeignet ist,
wird die WWS dort eine neue Sitzgelegenheit aufstellen.
Dirk Strehls Buchtipp
Die unglaublichen Abenteuer
des Barnaby Brocket
Dirk Strehl ist Inhaber der Buchhandlung
„Auslese“ im Elsbach Haus. Für unsere
Mieterinnen und Mieter stellt er in jeder
Ausgabe des Magazins „zusammenleben“
einen Buchtipp vor. Dieses Mal:
John Boyne: „Die unglaublichen
Abenteuer des Barnaby Brocket“,
Fischer Verlag, 288 Seiten, 7,99 Euro
Der Junge Barnaby Brocket, der mit seinen Eltern und zwei Geschwistern in
einer kleinen Stadt in Australien lebt,
besitzt eine außergewöhnliche Gabe:
Er kann schweben. Seine Geschwister
lieben ihren Bruder so, wie er ist, während
seine Eltern Barnabys besondere Fähigkeit nicht akzeptieren können. Daher
gehen sie mit ihrem Sohn nur selten
nach draußen und schicken ihn auf eine
Schule für unerwünschte Kinder. Doch
so sehr Barnaby sich auch bemüht, normal zu sein, schafft er es einfach nicht,
auf dem Boden zu bleiben. Als er acht
Jahre alt ist, geht er auf eine abenteuerliche Reise rund um die Welt, bei der er
vielen Menschen begegnet, die wie er
etwas ganz Besonderes sind.
John Boyne hat ein Kinderbuch geschrieben, das auch Erwachsene anspricht. Er
erzählt eine mal berührende, mal witzige
Geschichte über Akzeptanz und Mut, die
deutlich macht, dass es die Einzigartigkeiten sind, die uns als Menschen ausmachen.
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16 Zu guter Letzt
Öffnungszeiten
WWS-Mitarbeiter geben Ausflugstipps
Auch Bünde hat eine Museumsinsel
Zentrale Goebenstraße 3–7 (im Elsbach Haus)
Montag
10–17 Uhr
Dienstag
10–17 Uhr
Unser neuer Kollege Irek Kiser
Mittwoch
10–17 Uhr
Donnerstag 10–18 Uhr
Freitag
10–14 Uhr
Ansprechpartner für die
Mieterinnen und Mieter
Wenn Not am Mann ist …
„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“,
wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Für die Region Ostwestfalen-Lippe gilt die Erkenntnis in besonderer Weise. Denn
zwischen Rahden und Warburg, Versmold und dem Extertal gibt
es viele reizvolle Landstriche, interessante Museen, Sehenswürdigkeiten und Kulturstätten zu entdecken, die man schnell erreichen
kann. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WWS stellen Ihnen
in unserer Serie Ihre Lieblingsorte in OWL vor. Und wer weiß:
Vielleicht ist ja auch für Sie ein Ausflugstipp dabei!
Drei Museen in einem Gebäudekomplex – diese Besonderheit hat
WWS-Mitarbeiterin Katharina Wickenkamp in Bünde entdeckt.
Eine Museumsinsel gibt es nicht nur in Berlin, sondern auch im
benachbarten Bünde. An der Fünfhausenstraße befindet sich das
Museum Bünde, und das widmet sich drei ganz unterschiedlichen
Themenbereichen. Über die Geschichte der Tabakverarbeitung,
die in der Elsestadt eine lange Tradition hat, informiert auf anschauliche Weise das Deutsche Tabak- und Zigarrenmuseum.
„Hier finden sich mehr als 300 historische Tabakpfeifen aus aller
Welt sowie Pfeifenstocher und Tabakdosen“, berichtet Katharina
Wickenkamp.
… ist die WWS Herford für Sie da –
auch am Wochenende, außerhalb der Öffnungszeiten!
In dringenden technischen Notfällen rufen Sie bitte an
unter Telefon 05221 59940.
Zum Beispiel bei
– Schäden durch Wohnungs- und Hausbrand
– Gasgeruch
– Rohrbruch
– Stromausfall
– Heizungsausfall
– Wasserausfall
– erheblichen Schäden bei Unwetter
– Verstopfung im Sanitärbereich
– Schäden an Haus- und Wohnungstüren bei Einbruch
– Schäden an Haus- und Wohnungstürfenstern (Notverglasung)
– defekten Türschlössern
– Verlust von Schlüsseln
– defektem/feststeckendem Fahrstuhl
Impressum
Wer sich für die Erdgeschichte interessiert, ist im Doberg-Museum
bestens aufgehoben. In dem Geologischen Museum werden Fossilienfunde aus dem nahen Doberg, aber auch aus der weiteren
Umgebung von Bünde präsentiert. Anhand der Exponate und mit
Hilfe computerunterstützter Grafikanimationen hat der Besucher
die Möglichkeit, komplexe Vorgänge innerhalb der Natur nachzuvollziehen. Einblicke in das ländliche Arbeits- und Alltagsleben im
Ravensberger Land gewährt schließlich das Kreisheimatmuseum.
Im „Dammhaus“ aus dem Jahr 1595 kann man sich historische
Möbel, Hausrat und Arbeitsgeräte der bäuerlichen Bevölkerung
ansehen. Das „Hurlbrinksche Haus“ von 1688 zeigt, wie man um
1900 in Bünde lebte. „Ein Krämerladen erinnert hier an Großmutters Zeiten“, so Katharina Wickenkamp.
Das Museum Bünde an der Fünfhausenstraße 8-12
ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
zusammenleben in Herford
Das Magazin der WWS Herford
Ausgabe: Nr. 1/16
Auflage: 4.200 Stück
Herausgeber
WWS Wohn- und Wirtschafts-Service Herford GmbH
Goebenstraße 3–7
32052 Herford
Telefon 05221 5994-0
Telefax 05221 5994-36
[email protected]
www.wws-herford.de
www.facebook.com/wwsherford
Verantwortlich für den Inhalt
Claudia Gelhard, Magnus Kasner, Heinz-Dieter Klein
Redaktion
Regina Doblies
Layout
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Fotografie
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Produktion
Industrie+werbedruck, Hermann Beyer GmbH & Co.KG