Inklusion oder spiel nicht mit den Schmuddelkindern
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Inklusion oder spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Projekt InKö Integration / Inklusion Köln Email: [email protected] Homepage: www.inkoe.de Datum: 08. März 2011 Universität zu Köln Department Heilpädagogik und Rehabilitation Lehrstuhl Pädagogik und Didaktik bei Menschen mit geistiger Behinderung Prof.’in Dr. Kerstin Ziemen Klosterstraße 79b, 50931 Köln Tel.: 0221/470-5530 Fax: 0221/470-5580 Thomas Wasilewski Hochstadenstraße 33 41189 Mönchengladbach 02166-2628341 Inklusion oder spiel nicht mit den Schmuddelkindern Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert ein inklusives Schulsystem, in dem behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet werden. Das Recht der UNBehindertenkonvention wird von den jeweiligen Schulministern der Länder tagesaktuell gedeutet und das nach jeweils eigenem aber auch nach parteipolitischem Verständnis. Häufig nach dem Motto: Was es in der Vergangenheit nicht gab, darf es auch heute nicht geben. Die Situation der betroffenen Kinder ist vergleichbar mit den Passagieren der MS St. Louis. Die geheuchelte Bereitschaft der Politiker und Lehrer sich auf etwas Neues einzulassen, sprich auf „Inklusion“ scheitert am Willen, die „Verlierer“ in unserer Gesellschaft zu integrieren. Damals wie heute kommt es zur Selektion! Und heimatlos zieht die „MS St. Inklusion“ mit ihren kleinen Passagieren von einem Hafen zum nächsten. Behinderte Kinder werden in ihren Bildungsmöglichkeiten eingeschränkt, indem sie dem gemeinsamen Lernen in der Regelschule entzogen werden. Dort könnten sie auch von Anregungen anderer Kinder, die eventuell besser gestellt sind, profitieren. Nicht behinderte Kinder können an einer Schule, die Inklusion praktiziert, ebenfalls von Anregungen anderer Kinder profitieren. Sie lernen, dass eine funktionierende Gesellschaft auf Diversität beruht, und dass man mit Solidarität und Kooperation mehr erreicht als im Einzelkampf. Momentan lernen nicht behinderte Kinder auf Regelschulen, dass Selektion der Normalfall ist. Nur wer in der Lage ist, mit dem Strom zu schwimmen und dabei 100%ige Leistung zu bringen, hat schulischen Erfolg. Solidarität ist dabei unerwünscht - nur wer die Ellbogen ausfährt, gewinnt. Wer bei diesem Leistungsprinzip nicht mithalten kann, wird frühzeitig aussortiert, und kommt auf eine Förder- oder Sonderschule. Einmal unten – immer unten, das ist Faktum und darum geht es in unserer Gesellschaft. Auf die soziale Ungerechtigkeit in unserem Schulsystem hat noch kein Schulminister Antworten gefunden. Eine Mögliche wäre die „Inklusion“. Die hoch gepriesene individuelle Förderung findet in der Schule nicht statt und Nachhilfe können sich die Hartz IV Dynastien nicht leisten. Das Auffangbecken für sozial Schwache – das sind die Förderschulen für Lernbehinderte in der Realität. Und sind nicht eigentlich diejenigen sozial schwach, die die Schwächsten in unserer Gesellschaft ausgrenzen? Der erste ehrliche Schritt zu mehr Gerechtigkeit im Schulsystem ist der „Rechtsanspruch auf sonderpädagogische Förderung an einer allgemeinen Grund- oder weiterführenden Schule“ aber diesen gewährt kein Bundesland in Deutschland. -1- Förderschulen sind schlecht und teuer! Je länger ein Schüler eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen besucht, desto ungünstiger entwickeln sich seine Leistungen. Es wundert mich, dass kein Politiker auf die Studie der Bertelsmann Stiftung reagiert. So reisen die kleinen Passagiere weiter und finden keinen Hafen. -2-