Bericht 05_Final print - Landesamt für Geologie und Bergwesen

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Bericht 05_Final print - Landesamt für Geologie und Bergwesen
MITTEILUNGEN ZU GEOLOGIE UND BERGWESEN
VON SACHSEN-ANHALT
BAND 14
Tätigkeitsbericht des Landesamtes
für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt
2005 / 2006
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
Tätigkeitsbericht des LAGB
2005 / 2006
Halle, November 2007
Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen
von Sachsen-Anhalt, Band 14
ISSN 1861-8723
Tätigkeitsbericht 2005/2006
des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
Herausgeber: Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
Köthener Str. 34, 06118 Halle / S.
Tel. (0345) 52 12 - 0
Fax. (0345) 522 99 10
email: [email protected]
Präsident: A. Forker
Redaktion: F. Esters
Redaktionsschluss: 22.10.2007
Titelbild: Schlüsselstollen am Freieslebenschacht, Hettstedt-Großörner (Foto: Stedingk, 2007)
Druck: dmv druck-medienverlag GmbH, 06188 Halle-Queis
Für den Inhalt der Beiträge sind die Autoren allein verantwortlich.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck, Vervielfältigung sowie die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen – auch nur auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.
5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort des Ministers für Wirtschaft und Arbeit von Sachsen-Anhalt ....................................... 7
Berthold, U., Brandt, M., desselBerger, U., garlipp, F., Jost, g.,
poschwald, p., schaar, U. & thier, w.
Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2005 / 2006 .............................................. 9
- Anlage 1: Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2005 ................ 41
- Anlage 2: Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2006................ 47
Möller-lindenhoF, n.
Zulassungsverfahren für die Haldenkapazitätserweiterung des Kaliwerkes Zielitz ............ 53
Berthold, U., heidecke, c. & riedel, w.
Wiedernutzbarmachung eines Kiessandtagebaues – Chance für die Natur ......................... 57
thaUer, g.-w.
Bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) des Endlagers für
radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) ...................................................................................... 61
stottMeister, l.
Die geologische Entwicklung des Allertals im Quartär, abgeleitet aus der
Übersichtskarte zur Quartärbasis (GK 25, Blatt 3732 Helmstedt) .......................................... 65
Balaske, p. & wansa, s.
Geodaten für die zukünftige Bundesstraße B190neu ............................................................... 69
helBig, h. & FeldhaUs, d.
Datengrundlagen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen
Gemeinschaft und das Bodenbewertungsverfahren Sachsen-Anhalt ................................... 71
weller, M.
Boden-Dauerbeobachtung als ämterübergreifende Aufgabe in Sachsen-Anhalt ................ 77
hartMann, k.-J.
Von bodenkundlichen Grundlagen zu systematischen Flächeninformationen ..................... 85
Fleischer, c., FeldhaUs, d. & lotz, s.
Fachliche und ökonomische Bewertung der Teilautomatisierung
Korngrößenanalyse nach Köhn ................................................................................................... 93
häntze, t.
Oberflächennahe Geothermie – Energie der Zukunft ............................................................. 97
rappsilBer, ivo & heckner, J.
Auflösung Datenspeicher Geophysik ....................................................................................... 103
stedingk, k., danek, s. & scholtyssek, a.
Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt ..................................................................... 105
6
rappsilBer, ivo, stedingk, k., thoMae M. & heckner, J.
Herausgabe der Karte “Geotourismus im Harz - Geologisch-montanhistorische
Karte des Harzes 1 : 100 000“ ....................................................................................................117
Friedel, c.-h.
Tagungsbericht zur Vortrags- und Exkursionstagung „Harzgeologie 2005“ .......................119
wansa, s.
Tagungsbericht zur 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher Geologen ........ 121
Friedel, c.-h.
Tagungsbericht zum Workshop „Das Tertiär im mitteldeutschen Ästuar – Stand und
aktuelle Probleme“ .................................................................................................................... 123
rappsilBer, ivo
Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 10: Halle-Störung .... 125
FeldhaUs, d. & hartMann, k.-J.
Bodenbericht 2006 – Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt.......................... 127
7
Vorwort
Die Nutzung der nationalen und regionalen
Potentiale an mineralischen Rohstoffen und
der Energieressourcen
ist in den letzten Jahren
verstärkt in das Blickfeld
von Wirtschaft und Politik gerückt. Vor allem die
weltweit geführte Diskussion um den Klimawandel
trägt dazu entscheidend
bei. So auch in Sachsen-Anhalt – einem Land mit
großer bergbaulicher Tradition und einer beachtlichen Wertschöpfung aus dem gegenwärtigen
Bergbau. Es werden aus mehr als 300 Gewinnungsstätten Kali- und Steinsalz, Braunkohle,
Erdgas, Baurohstoffe sowie Industrieminerale zur
Versorgung der Wirtschaft gewonnen. Darüber
hinaus sind Kavernen zur Erdgas- bzw. Produktspeicherung in wachsender Zahl in Betrieb.
In dem kürzlich vorgestellten Energiekonzept des
Landes kommt den fossilen Energieträgern neben dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin eine wichtige Rolle zu. Es muss
deshalb umso mehr gelingen, den Kohlendioxidausstoß aus den Kraftwerken zu reduzieren.
Für die Entwicklung der Carbon Dioxid Capture
and Storage (CCS)-Technik könnte die noch in
Förderung befindliche Erdgaslagerstätte Altmark
in Deutschland im Rahmen eines Pilotvorhabens
eine Vorreiterrolle übernehmen.
Die Geopotentiale unseres Bundeslandes werden längst nicht nur in der Wirtschaft genutzt,
sondern spielen auch eine Rolle bei der kommunalen Entwicklung, dem Ausbau der Infrastruktur,
der Wasserwirtschaft, der Landwirtschaft und
für den Tourismus. Sichtbar prägen sie auch
die landschaftliche Vielfalt und Schönheit des
Landes.
Die Erforschung und Erkundung des Untergrundes sowie des Bodens helfen, Georisiken
frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem
Grundwasserressourcen-Management einzuleiten. Solche Erkenntnisse sind zugleich unerläss-
lich zur Beurteilung von Langzeitwirkungen bei
großen Bergbau- und Investitionsvorhaben.
Das Landesamt für Geologie und Bergwesen
(LAGB) legt mit seinem Bericht 2007 eine Bilanz über die Arbeit in den Jahren 2005 und
2006 vor. Im Bericht wird deutlich, dass das
Amt zahlreiche und zunehmend kompliziertere
Genehmigungsverfahren zu führen hat, weil die
bergbaulichen Arbeiten in Verbindung mit der
Standortgebundenheit der Lagerstätten nicht
mehr ohne Konflikte mit anderen Nutzungsinteressen bzw. Umweltbelangen sind. Dennoch
bleibt eine regionale Rohstoffgewinnung heute
und künftig erforderlich.
Ein zentrales Anliegen des Amtes ist die Gewährleistung der Sicherheit der Betriebe sowie der
Arbeits- und Gesundheitsschutz der im Bergbau
Beschäftigten. Die auf diesem Gebiet erzielten
Ergebnisse können sich sowohl im Bundesvergleich als auch im Vergleich mit der sonstigen
gewerblichen Wirtschaft sehen lassen.
Auf den Gebieten des Stilllegungs- und Versatzbergbaues verliefen die Maßnahmen weitestgehend nach den Planungen. Im Bereich des
untertägigen Altbergbaues musste wie in den
vergangenen Jahren auf unvorhersehbare Schadensereignisse reagiert werden.
Die geowissenschaftlichen Fachinformationssysteme werden mehr denn je seitens der Fachplanungsbüros und auch von Bürgern beispielsweise zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie nachgefragt.
Dezernat 23
Geowiss. Analytik
(Geologie u. Boden)
Geophysik und
Strukturgeologie
Herr Dr. C.-H. Friedel
(Tel.: 0345/5212 105)
Frau C. Fleischer
(Tel.: 0345/5212 146)
Herr Dr. K.-J. Hartmann
(Tel.: 0345/5212 117)
Dezernat 13
Herr Dr. S. Wansa
(Tel 0345/5212 127)
Geologische
Landesaufnahme
Dezernat 22
Herr Dr. D. Feldhaus
(Tel.: 0345/5212 103)
Herr Dr. B.-C. Ehling
(Tel.: 0345/5212 141)
Ingenieur- und
Planungsgeologie
Dezernat 33
Herr Dr. R. Kater
(Tel.: 0345/5212 148)
Umwelt- und
Hydrogeologie
Dezernat 32
Herr Dr. K. Stedingk
(Tel.: 0345/5212 128)
Lagerstättengeologieund Rohstoffe
Angewandte
Bodenkunde
Frau Dr. Mai
Projektgruppe
ERAM
(Tel.:
0391/53579 508)
(m.d.W.d.G.b.)
Standort
Magdeburg
Dezernat 34
Dezernat 31
Dezernat 21
Herr U. Desselberger
(Tel.: 0345/5212 172)
Besondere
Verfahrensarten
Dezernat 43
Herr U. Schaar
(Tel.: 0345/5212 234)
Braunkohlenbergbau
Dezernat 42
Herr Dr. M. Brandt
(Tel.: 0345/5212 221)
Steine- und ErdenBergbau
Dezernat 41
Herr Dr. M. Brandt
(Tel.: 0345/5212 221)
Dezernatsgruppe 4
Übertagebergbau
Herr M. Brückner (Tel.: 0345/5212 129)
Dezernat D2 IT-Angelegenheiten / GIS
Dezernat D1 Allgemeine Verwaltung, Recht
Herr H. Trappe (Tel.: 0345/5212 120)
(Tel.: 0345/5212 101)
Dezernatsgruppe 3
Angewandte Geologie
Herr Dr. B.-C. Ehling
(Tel.: 0345/5212 141)
Herr A. Forker
Dezernatsgruppe 2
Bodenkunde
Herr Dr. D. Feldhaus
(Tel.: 0345/5212 103)
Herr F. Esters (Tel.: 0345/5212 200)
Stellvertretender Präsident,
Öffentlichkeitsarbeit
Bodenkundliche
Landesaufnahme
und FIS Boden
Dezernat 12
n.n.
Grundlagen und FIS
Geologie/Berichts- u.
Kartenarchiv/Bohrarchiv
Dezernat 11
Herr Dr. C.-H. Friedel
(Tel.: 0345/5212 105)
Dezernatsgruppe 1
Geologie
0345/5212 0
0345/5229910
[email protected]
http: www.lagb.sachsen-anhalt.de
Adresse / Anschrift:
Landesamt für Geologie und
Bergwesen Sachsen-Anhalt
Köthener Str. 34
Postfach 156
06118 Halle
06035 Halle
LAGB
Stand: Januar 2007
Herr G. Jost
(Tel.: 039265/53 150)
Markscheide- und
Berechtsamswesen,
Altbergbau
Dezernat 53
Herr F. Garlipp
(Tel.: 039265/53 176)
Bohrlochbergbau,
Untergrundspeicher
Dezernat 52
Herr P. Poschwald
(Tel.: 039265/53 130)
Kali-, Salz-, Erz- und
Spatbergbau
Dezernat 51
Herr P. Poschwald
(Tel.: 039265/53 130)
Dezernatsgruppe 5
Untertagebergbau
Präsident des Landesamtes für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt
8
9
Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung für die Jahre 2005 / 2006
Uwe Berthold, Michael Brandt, UlF desselBerger, Frank garlipp, gerhard Jost,
peter poschwald, Uwe schaar & wolFgang thier
Dezernat 41 – Steine- und Erdenbergbau
Uwe Berthold & Michael Brandt
Im Land Sachsen-Anhalt existiert eine Vielzahl
von Lagerstätten der Steine- und Erdenindustrie.
Wirtschaftlich bedeutend sind insbesondere die
Lagerstätten von
•
•
•
•
•
Kiesen und Kiessanden (wichtigster Massenrohstoff des Landes),
Quarzsanden (u.a. zur Herstellung von
Spezialprodukten),
Tonen (einschließlich Spezialtonen und
Kaolin für keramische Produkte),
Kalksteinen (für die Zementproduktion
von überregionaler Bedeutung) und
Hartgesteinen (z.B. Quarzporphyr, Granit,
Grauwacke),
die in sehr guter Qualität anstehen und gewonnen werden.
Das Dezernat 41 beaufsichtigt jedes Unternehmen des Steine- und Erdenbergbaues, das den
Regelungen des Bundesberggesetzes unterliegt.
Im Berichtszeitraum oblag den Mitarbeitern des
Dezernates 41 die Aufsicht über ca. 220 Steineund Erdenbetriebe, von insgesamt etwa 330 betriebenen Abbauen der Steine- und Erdenindustrie in Sachsen-Anhalt. Die in diesen Betrieben
gewonnenen Rohstoffe werden vielfältig eingesetzt. Ein Schwerpunkt ist dabei der Einsatz von
Kiessanden, Kalk- und Hartgestein als Massenrohstoff, insbesondere für die Bauindustrie. In
veredelter Form (z.B. als Splitte) werden diese
Rohstoffe im Straßenbau und als Zuschlagstoffe
für die Betonproduktion genutzt. Kalkstein wird
zusätzlich als Ausgangsstoff für die Soda- und
Zementherstellung sowie auch untergeordnet
als Düngemittel genutzt. Sandstein und Quarzporphyr werden nicht nur als Massenrohstoffe
verarbeitet, sondern finden auch als Werksteine
für Verkehrswege, Gebäudefassaden, Denkmalsbauten sowie als Dekosteine für den Innen- und
Außenbereich Verwendung.
Die in Sachsen-Anhalt gewonnenen Quarzsande
besitzen eine ausgezeichnete Qualität und können auch als Ausgangsstoff für die Glasherstellung eingesetzt werden. Im Berichtszeitraum wurde im Land Sachsen-Anhalt ein neues
Glaswerk errichtet. Um unter anderem dessen
Versorgung mit hochwertigen Quarzsanden zu
sichern, wurden in mehreren Quarzsand-Gewinnungsbetrieben umfangreiche Investitionen
vorgenommen.
Tone, Tonstein sowie Kaolin aus Sachsen-Anhalt
werden zur Produktion von Mauer-, Dachziegeln
und Pflasterklinker in der Ziegelindustrie sowie
zu Wand- und Bodenfliesen, Porzellanen und
anderen Produkten der Keramischen Industrie
verarbeitet, aber auch unverarbeitet direkt als
Abdichtmaterial für Deponien und wasserbauliche Anlagen z. B. für den Hochwasserschutz
genutzt.
Die Gesamtförderung in den der Bergaufsicht
unterliegenden Betrieben der Steine und Erdenindustrie Sachsen–Anhalts betrug
•
•
2005: ca. 35,6 Mio t und
2006: ca. 38,1 Mio t .
Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren,
sonstige Genehmigungen
Die wichtigsten Aufgaben des Dezernates für die
Ausübung der bergbehördlichen Aufsicht über
die Steine- und Erdenbetriebe umfassen:
•
•
•
•
•
Entscheidungen über die Zulassung von
Haupt-, Sonder-, Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebsplänen,
Wahrnehmung der Bergaufsicht vor Ort
in den Betrieben, die dem Bundesberggesetz (BBergG) unterliegen,
Umsetzung der einschlägigen Bergverordnungen,
Entscheidungen über bergrechtliche Anordnungen nach BBergG,
Entscheidungen über die Genehmigung
nach weiteren, in die Zuständigkeit des
LAGB fallenden Rechtsvorschriften, wie
10
•
•
•
•
nach dem Umweltrecht, dem technischen
und sozialen Arbeitsschutz, dem Sprengstoffrecht sowie dem Gefahrstoff- und
Chemikalienrecht,
Überwachung der Einhaltung der sonstigen, in die Zuständigkeit des LAGB fallenden gesetzlichen Bestimmungen in
den Betrieben des Aufsichtsbereiches,
Entscheidungen über die Erteilung wasserrechtlicher Erlaubnisse für Gewässerbenutzungen sowie die Registrierung
und Beantwortung von Anzeigen zum
Umgang mit wassergefährdenden Stoffen in Betrieben die dem BBergG unterliegen,
Entscheidungen über die Erteilung naturschutzrechtlicher Eingriffsgenehmigungen,
Untersuchungen von Unfällen und Betriebsereignissen.
Durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 wurden
im Rahmen der Wahrnehmung der Bergaufsicht
gemäß § 69 BBergG im Jahr 2005  256 und im
Jahr 2006  280 Befahrungen in den einzelnen
Bergbaubetrieben durchgeführt. Diese dienen in
erster Linie der präventiven Kontrolle der Sicherheit und Ordnung in den Betrieben, der Einhaltung gesetzlicher und genehmigungsrechtlicher
Bestimmungen sowie des Arbeitsschutzes vor
Ort und der Betriebssicherheit. Dabei mussten
im Berichtszeitraum auch zwei Unfälle (je einer
2005 und 2006) untersucht werden.
Eine weitere Hauptaufgabe des Dezernates 41
besteht in der Prüfung und Zulassung der durch
die Unternehmer eingereichten Betriebspläne.
Hier muss zwischen Haupt-, Sonder-, Rahmenund Abschlussbetriebsplänen unterschieden
werden. Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht,
wie viele Betriebspläne (einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung oder Änderung) geprüft
und zugelassen wurden:
Tab. 1: Betriebsplanzulassungen des Dezernates 41.
Betriebsplanzulassungen
Hauptbetriebspläne
Rahmen- und Sonderbetriebspläne
Abschlussbetriebspläne
Gesamt
2005
109
23
13
145
2006
95
19
6
120
Abb. 1: Quarzsandtagebau Lehof bei Quedlinburg, WOLFF & MÜLLER Baustoffe GmbH (Foto: Stedingk, LAGB).
11
Neben den Entscheidungen nach BBergG werden durch die Mitarbeiter des Dezernates 41 für
die Unternehmen des Steine- und Erdenbergbaues weitere Entscheidungen getroffen, die auf
der Grundlage spezialgesetzlicher Regelungen
in die Zuständigkeit der Bergbehörde fallen.
Exemplarisch seien hier Entscheidungen nach
dem Wasserrecht (2005: 25 Entscheidungen;
2006: 10 Entscheidungen) und Sprengrecht
(ausschließlich für Tagebaue, 2005: 72 Entscheidungen; 2006: 102 Entscheidungen) genannt.
Ausblick
Die sichere und rechtlich geordnete Betriebsführung mit vom LAGB zugelassenen Betriebsplänen und den ggf. erforderlichen Genehmigungen nach anderen Rechtsgebieten sowie die
Bergaufsicht vor Ort mit Gesprächen und Beratungen in rechtlichen und arbeitssicherheitlichen
Angelegenheiten mit dem Unternehmer, den Beschäftigten und ggf. betroffenen Bürgern sowie
die mindestens jährlich einmal durchgeführten
Betriebskontrollen bleiben weiterhin die wichtigsten Aufgaben. Die Mitarbeiter des Dezernates 41
setzen sich verstärkt dafür ein, die Sicherheit für
die Beschäftigten in den Betrieben vor Ort zu
erhöhen, das Unfallrisiko zu mindern, die Auswirkungen der Betriebstätigkeiten auf die Umwelt
und die betroffenen Menschen in der Nachbarschaft der Betriebe zu minimieren und die rechtlichen Vorgaben, die z. B. durch Grenzwerte für
Luft, Lärm, Erschütterungen u.s.w. in Rechtsvorschriften und sonstigem technischen Regelwerk
bestimmt sind, sicher einzuhalten. Die im letzten
Bericht vorausgesehene Erforderlichkeit der Anpassung landschaftspflegerischer Begleitpläne
wird sukzessive auf Grundlage von Forderungen
des LAGB, die auch in Nebenbestimmungen zu
den Betriebsplanzulassungen formuliert sind,
durch die Unternehmen realisiert.
Eine künftige Schwerpunktaufgabe wird die konsequente Berücksichtigung der bodenschutzrechtlichen Vorschriften in den Betrieben des
Steine- und Erdenbergbaues sein. Insbesondere
im Kontext mit der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes vom 14. April 2005 – dem
sogenannten „Tongrubenurteil“ - ist es erforderlich, die Betriebsplanzulassungen zur Verfüllung
von Tagebauen zur Wiedernutzbarmachung mit
mineralischen Abfällen zur Verwertung der aktuellen Rechtslage anzupassen. Problematisch da-
bei ist, dass das gesetzliche und untergesetzliche
Regelwerk keine abschließenden Regelungen
enthält, sondern ein schwieriger Entscheidungsund Ermessensspielraum für den behördlichen
Vollzug gegeben ist, insbesondere was die Frage
der Altgenehmigungen hinsichtlich des rechtlichen Bestandsschutzes anbelangt. Diesem unbefriedigenden Zustand soll durch eine einheitliche Bundesverordnung abgeholfen werden. Bis
dahin sind durch die Bergbehörde Einzelfallentscheidungen zu treffen. Diese werden auf Grundlage des BBergG und unter Berücksichtigung der
Regelungen des Bundesbodenschutzgesetztes
und der Bundes-Bodenschutzverordnung sowie
der LAGA–Mitteilungen Nr. 20 - “Anforderungen
an die stoffliche Verwertung von mineralischen
Abfällen – Technische Regeln“ - in der aktuellen
Fassung 2003 / 2004 getroffen. Bei geogen oder
anthropogen bedingten Hintergrundbelastungen
können im Sinne von § 9 Abs. 2 und 3 BBodSchV Einzelfallentscheidungen getroffen werden. Dazu müssen durch die Unternehmen die
entsprechenden Nachweise erbracht werden,
die dann im Verfahren zu beurteilen sind. Für die
Verfüllung von Tagebauen dürfen damit in der
Regel nur Bodenmaterialien eingesetzt werden.
Die Verwertung von aufbereitetem Bauschutt,
der die Anforderungen zum Boden- und Grundwasserschutz erfüllt, kann als Ausnahme für
betriebstechnische Zwecke (Fahrstraßen, Böschungssicherung) zugelassen werden.
Dezernat 42 - Braunkohlenbergbau
Uwe schaar
Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt standen im Berichtszeitraum 2005 / 2006
insgesamt 27 bergbauliche Betriebe unter Aufsicht des LAGB.
Im Bereich des aktiven Gewinnungs-Bergbaus
sind zwei Bergbauunternehmen tätig. Die MIBRAG mbH (Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH in Theißen) betreibt im südlichen
Sachsen-Anhalt den Tagebau Profen einschließlich eines zentralen Werkstatt- und Lagerkomplexes mit einer umfänglichen Grubenbahn, die
drei Kraftwerke Deuben, Mumsdorf und Wählitz
sowie den Veredlungsstandort Deuben mit einer
12
kombinierten Brikett- und Staubfabrik. Die ROMONTA GmbH in Amsdorf gewinnt westlich der
Stadt Halle im Tagebau Amsdorf eine bitumenhaltige Braunkohle, aus der mit einem Extraktionsverfahren sogenanntes Rohmontanwachs
hergestellt wird. Zum Komplex der ROMONTA
gehört neben dem Tagebau und der Montanwachsfabrik auch ein Kraftwerk, in dem die extrahierte Braunkohle zur Erzeugung von Prozessdampf und Strom verfeuert wird.
Für den Bereich des Sanierungsbergbaus ist in
Sachsen-Anhalt die LMBV (Lausitzer und Mitteldeutsche Braunkohlen-Verwaltungsgesellschaft mbH, Sanierungsbereich Sachsen-Anhalt
in Bitterfeld) als ein Unternehmen der Öffentlichen Hand und im Besitz des Bundes zuständig
und hat 9 stillgelegte Tagebaue und 10 Veredlungsstandorte gemäß der im Bundesberggesetz
festgelegten Pflichten zu gestalten und gefahrlos
zu stellen, die im Zuge der Deutschen Einheit
nicht privatisiert werden konnten. Die LMBV ist
für die Sanierung der nicht privatisierten Bereiche
der bergrechtlich verantwortliche Bergbauunternehmer und Projektträger.
Im Braunkohlenbergbau des Landes SachsenAnhalt waren im Berichtszeitraum etwa 2100 Arbeitnehmer (ohne Sanierungsgesellschaften) beschäftigt.
Bergaufsicht und Betriebsplanverfahren,
sonstige Genehmigungen
Die bergbehördliche Aufsicht über den Braunkohlenbergbau im Land Sachsen-Anhalt wurde im Berichtszeitraum durch das Dezernat 42
ausgeübt. Zusätzlich wurden im Dezernat als
Querschnittsaufgabe sämtliche immissionsschutzrechtlichen Aufgaben im Bereich des
Übertagebergbaus wahrgenommen.
Zu den Aufgaben des Dezernates gehören im
Wesentlichen:
•
•
•
Entscheidungen über die Zulassung der
von den Bergbauunternehmen vorzulegenden bergrechtlichen Haupt-, Sonder-,
Abschluss- und fakultativen Rahmenbetriebspläne im Bereich des Braunkohlenbergbaus,
Entscheidungen nach den einschlägigen
Bergverordnungen,
Wahrnehmung der Bergaufsicht gemäß
§ 69 BBergG in den Betrieben vor Ort,
•
•
•
Entscheidungen über Genehmigungen
nach weiteren, in die Zuständigkeit des
LAGB fallenden gesetzlichen Bestimmungen, wie etwa dem Wasser-, Naturschutzoder Strahlenschutzrecht, sowie die den
Bergbau betreffenden Vorschriften zum
technischen und sozialen Arbeitsschutz
und die Überwachung der Einhaltung dieser Rechtsvorschriften in den Betrieben
des Aufsichtsbereiches,
Untersuchung von Unfällen und Betriebsereignissen; Erforschung von
Straftaten als Ermittlungsbeamte der
Staatsanwaltschaft; Durchführung von
Ordnungswidrigkeiten-Verfahren,
Wahrnehmung von immissionsschutzrechtlichen Aufgaben für den Bereich
des übertägigen Bergbaus auf Braunkohle und Steine/Erden im Land Sachsen-Anhalt, wie etwa die Durchführung
nichtförmlicher Genehmigungsverfahren,
Entscheidungen über immissionsschutzrechtliche Anordnungen und Maßnahmen
sowie die Überwachung von genehmigungsbedürftigen Anlagen im Aufsichtsbereich.
Es wurden im Rahmen der bergaufsichtlichen
Kontrolltätigkeiten im Jahr 2005  62 Befahrungen sowie im Jahr 2006  74 Befahrungen
durchgeführt. Ferner erfolgten im Rahmen
der immissionsschutzrechtlichen Aufsicht im
Jahr 2005  17 und in 2006  14 Betriebsbefahrungen:
Tab. 2: Betriebsbefahrungen des Dezernates 42.
Aufsichtstätigkeit
Bergaufsicht in Tagebauen
Bergaufsicht übertage
Bergaufsicht gesamt
Aufsicht nach dem BImSchG*
Gesamt
2005
33
29
62
17
79
2006
43
31
74
14
88
* Bundes-Immissionsschutzgesetz
Als Ausdruck eines in den Betrieben erreichten
sehr hohen arbeitssicherheitlichen Standards
war im Berichtszeitraum die Untersuchung von
Unfällen oder besonderen Vorkommnissen im
Dezernat 42 nicht erforderlich.
13
Tab. 3: Unfalluntersuchungen des Dezernates 42.
Unfalluntersuchungen
Untersuchung von Unfällen und
besonderen Vorkommnissen
2005
2006
0
0
Einen weiteren Schwerpunkt der bergbehördlichen Arbeit stellt das Betriebsplanzulassungsverfahren mit dem von den Unternehmern aufzustellenden bergrechtlichen Betriebsplänen dar,
einschließlich deren Verlängerung, Ergänzung
oder Abänderung. Im Berichtsjahr 2005 wurden
durch die Bediensteten  47 und im Berichtsjahr 2006  40 Betriebsplanzulassungen erteilt:
Tab. 4: Betriebsplanzulassungen des Dezernates 42.
Betriebsplanzulassungen
Hauptbetriebspläne
Sonderbetriebspläne
Abschlussbetriebspläne
Gesamt
2005
5
11
31
47
2006
3
8
29
40
Einen Überblick über die sonstigen Verwaltungsentscheidungen nach anderen Rechtsgebieten,
die in die Zuständigkeit der Bergbehörde fallen,
gibt Tab. 5.
Aktiver Braunkohlenbergbau
Die bergbehördliche Arbeit im Berichtszeitraum
2005 / 2006 war im Bereich des aktiven Braunkohlenbergbaus durch die Zulassung und Kontrolle der laufenden Arbeiten in den Tagebauen,
Veredlungsbetrieben und bergbaueigenen Kraftwerken sowie in der Begleitung folgender besonderer Schwerpunkte betrieblicher Maßnahmen
gekennzeichnet:
Die MIBRAG entwickelte im Tagebau Profen
den weiteren Aufschluss des neuen Baufeldes
Schwerzau. Nach dem Beginn der Aufschlussbaggerung im Januar 2004 konnte im März 2006
die erste Braunkohlengewinnung im 2. Schnitt
aufgenommen werden. Bereits im Dezember 2005 war die erste Ausbaustufe des neuen
Massenverteilers für das Abbaufeld Schwerzau
in Betrieb gegangen. Mit der Inbetriebnahme von
zunächst 3 Abraum- und 2 Kohlebändern wurden die Voraussetzungen für die Trennung und
Weiterleitung von Abraum- und Kohleströmen
aus den einzelnen Schnitten geschaffen. Die Fertigstellung des gesamten Massenverteilers mit
einem Investitionsvolumen von mehr als 33 Millionen Euro wird bis Ende 2008 abgeschlossen
sein. (s. Abb. 2)
Die weitere Großinvestition im Wert von etwa
20 Millionen Euro schloss die MIBRAG im
Juni 2006 ab. Der aus dem tschechischen Tagebau Sverma reimportierte Schaufelradbagger
vom Typ SRs 2000 wurde in Betrieb genommen,
nachdem er in Einzelteilen angeliefert, mit technischen Modifizierungen seit dem Sommer 2004
wieder aufgebaut, erprobt und vom LAGB abgenommen worden war. Dabei erhielt er eine
Verlängerung des Radauslegers, einen neuen
Schaufelradkopf mit neuem Schaufelradgetriebe,
sowie eine komplette Erneuerung der Steuerung,
Elektrotechnik und schmiertechnischen Ausrüs-
Tab. 5: Sonstige Verwaltungsentscheidungen des Dezernates 42.
Rechtsgebiet
Arbeitszeit
Wasserrecht
Immissionsschutz
Betriebssicherheit
Strahlenschutz
Art der Entscheidung
Ausnahmen vom Verbot der Sonntagsarbeit nach ArbZG
Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA
Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach
VAwS LSA / Eignungsfeststellungen nach WG LSA
Anzeigen nach §15 BImSchG
Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG
Wesentliche Änderung gemäß §16 Abs.1 und 2 BImSchG
Änderungen gemäß §16 Abs.4 BImSchG
Ausnahmegenehmigungen nach § 33 der 13.BImSchV
Anerkennung befähigter Personen nach § 14 BetrSichV
Anzeigen/Genehmigungen/Änderungen nach StrlSchV/RöV*
Gammaradiografieanzeigen
* Strahlenschutzverordnung / Röntgenverordnung (StrlSchV / RöV)
2005
30
6
2006
32
4
-
1
4
1
7
2
1
7
16
5
1
2
6
1
7
32
14
Abb. 2: Massenverteiler Schwerzau im Tagebau Profen, MIBRAG mbH (Foto: FAM GmbH, Magdeburg)
Abb. 3: Schaufelradbagger SRs 2000 - Bg.1580 im Baufeld Schwerzau des Tagebaues Profen, MIBRAG mbH
(Foto: MIBRAG mbH, Theißen).
15
tung. Das Gerät wird im 1. Abraumschnitt des
Baufeldes Schwerzau zur Abraumbeseitigung
eingesetzt. (s. Abb. 3)
Aus dem Bereich Veredlung / Kraftwerke ist besonders über Tätigkeiten in den MIBRAG-Kraftwerken Deuben und Mumsdorf zur Anpassung
und Erneuerung von wichtigen Baugruppen der
Kohlestaubfeuerung, Ausbrandluftebenen und
Verdampferrohre aller Dampfkessel zu berichten.
Diese Arbeiten erfolgten im durchgehenden 3Schicht-Betrieb unter Baustellenbedingungen
mit ca. 7 Gewerken und dem ununterbrochenen
Betrieb der übrigen Kesselanlagen, um die engen
Werksvorgaben einhalten zu können. Im Kraftwerk Wählitz erfolgte die Umstellung des Reservedampferzeugers und des Heißwasserkessels
auf leichtes Heizöl. Wegen der Stundung der Brikettfabrik Deuben war an den Gurtbandförderern
19a und 35 die Errichtung und Inbetriebnahme
neuer bzw. anderen Orts umgesetzter Entstaubungsanlagen auszuführen. Des Weiteren erfolgte die Mitarbeit des Dezernates am Konzept
zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung
und sicherheitstechnischen Bewertung von Arbeitsmitteln und überwachungsbedürftigen Anlagen gemäß der Betriebssicherheitsverordnung
für den Veredlungsbereich der MIBRAG.
Im Tagebau Amsdorf der ROMONTA wurde die
Abraumbeseitigung und Kohlegewinnung im Berichtszeitraum planmäßig durchgeführt. In der
Montanwachsfabrik Amsdorf wurde eine Versuchsanlage zur Herstellung von Wachsdispersion DW 50 Plus einschließlich eines Tanklagers
errichtet und in Betrieb genommen, nachdem die
wasserrechtliche Eignungsfeststellung getroffen
werden konnte. Mit dieser Anlage musste außerdem ein neuer Personen- und Lastenaufzug in
die vorhandene Altbausubstanz des Werksgebäudes integriert werden. (s. Abb. 4)
Zur Prüfung von Geräten und Schutzsystemen
(Ex-Schutz) wurde einer befähigten Person des
Bereiches Technische Dienste die vom Unternehmen beantragte behördliche Sachverständigenbenennung erteilt.
Braunkohlesanierung
Die bergbaulichen Arbeiten und Maßnahmen zur
Einstellung und Wiedernutzbarmachung der Tagebaue und Veredlungsstandorte der LMBV verliefen in 2005 / 2006 weitestgehend planmäßig.
Im Tagebau Wulfersdorf erfolgten zur Sicherung
der Endböschungen weitere Erdbauarbeiten
und Fallplattenverdichtungen in den oberen Böschungsabschnitten. Inzwischen ist durch Eigenwasseraufgang in dem Restloch ein Wasserstand
von 53,00 m HN (Stand 31.12.2006) erreicht. Die
bergmännischen Sanierungsarbeiten im Tagebau
Nachterstedt wurden im 2. Halbjahr 2005 nach
Abschluss der Rütteldruckverdichtungsarbeiten
zur Böschungssicherung an der Halde 3 im Wesentlichen beendet. Der aufgehende Wasserspiegel im Restloch stand zum Jahresende 2006
bei 76,30 m HN. Im Tagebau Gröbern wurde im
Berichtszeitraum die Böschungsendgestaltung
am Restloch abgeschlossen. Noch nicht beendet sind Restarbeiten zum Rückbau der nicht
nachgenutzten Tagesanlagen. In Folge der seit
Anfang 2004 zur Gewährleistung der Böschungsstandsicherheit durchzuführenden Fremdflutung
des Restloches wurde zum Jahresende 2006 ein
Wasserspiegel von 81,26 m HN erreicht.
Die Fremdflutung des Tagebaues Mücheln wurde im Berichtszeitraum ebenfalls planmäßig
weitergeführt. Im November 2005 erfolgte als
weitere Etappe der Flutungsbeginn für das Teilrestloch Braunsbedra und seit August 2006 der
Flutungsbeginn im letzten Teilfeld, dem Südfeld.
Zum 31. Dezember 2006 wurde in den nördlichen
Baufeldern des entstehenden Geiseltalsees ein
Wasserspiegel von 85,57 m HN erreicht. Die noch
erforderlichen bergbaulichen Sicherungs- und
Gestaltungsarbeiten (Endgestaltung von Teilböschungsbereichen, Rückbau baulicher Anlagen
sowie umfangreiche Altlastenrückbau- und -sicherungsarbeiten) wurden im Berichtszeitraum
weitestgehend planmäßig fortgeführt. Als zunehmend problematisch für Aufwand, Durchführung
und Sicherheitsmaßgaben erwiesen sich Vorgaben und Restriktionen von zwischenzeitlich erfolgten naturschutzrechtlichen Unterschutzstellungen bestimmter Tagebauflächen. Am 27. Februar 2006 erfolgte mit der Grundsteinlegung für
die neue „Marina Mücheln“ der Baustart für ein
erstes größeres Hafenprojekt am zukünftig größten See Sachsen-Anhalts. (s. Abb. 5)
Im Bereich des Tagebaues Goitzsche beschränkten sich die bergbaulichen Arbeiten im
Wesentlichen auf das Niedrighalten des erreichten
Endwasserspiegels durch die temporäre Pumpstation am Pegelturm und auf den Baubeginn für
das Auslaufbauwerk zur freien Anbindung der
neu entstandenen Seenlandschaft an die Vorflut.
Die erdbautechnischen Maßnahmen wurden bis
16
Abb. 4: Wachsdispersion DW 50 -Tanklager in der Montanwachsfabrik Amsdorf, ROMONTA GmbH (Foto: Esters, LAGB)
Abb. 5: Blick über den entstehenden Geiseltalsee (Foto: Thomae, LAGB 2007)
Abb. 6: Kalkbrennanlagen im Kalkwerk Rübeland, Fels-Werke GmbH (Foto: Fels-Werke GmbH, Goslar)
17
auf geringe Restarbeiten (abschnittsweise Böschungsendgestaltung und Verbindungsgräben
zu mehreren kleineren Restlöchern) zwischenzeitlich abgeschlossen.
In den Tagebauen Merseburg-Ost, Köckern, Golpa-Nord sind alle bergbaulichen Arbeiten und
Maßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen.
Schwerpunkte der Sanierungsarbeiten stellten
hier - neben Anpflanzungen und Pflegearbeiten
sowie böschungserhaltenden Maßnahmen - die
Einhaltung der Flutungsvorgaben dar.
Im Tagebaurestloch Lochau wurde die Verfüllung des Westschlauches im Berichtszeitraum
weitergeführt. Zum Bereich Ostschlauch sind
die aufgrund der geänderten abfallrechtlichen
Bestimmungen seit Einstellung des Deponiebetriebes am 31. Mai 2005 notwendig gewordenen
Abstimmungen zwischen allen Beteiligten noch
nicht abgeschlossen, um die Deponie einer ordnungsgemäßen endgültigen Sicherung zuzuführen und die abschließende bergbauliche Gestaltung des Tagebaurestloches zu regeln.
In den ehemaligen Veredlungsbereichen der
LMBV sind die Arbeiten an der Tagesoberfläche der meisten Standorte weitestgehend abgeschlossen. Durch die LMBV werden gegenwärtig
Dokumentationen zur Beendigung der Bergaufsicht erstellt. An geplanten Gewerbestandorten
wurde auf der Grundlage der gemeindlichen
Bauleitplanung bereits für Teilflächen der ehemaligen Standorte das Ende der Bergaufsicht
festgestellt. An verschiedenen Standorten haben sich aufgrund der jahrzehntelangen bergbaulichen Nutzung unter- und über Tage komplizierte Boden- und Grundwasserverhältnisse
eingestellt, die weiterer Überwachung bedürfen.
Vom Dezernat 42 wurden an den Standorten der
ehemaligen Schwelereien Profen und Deuben
die Arbeiten und Maßnahmen der LMBV zur
Grundwassersanierung, zum Monitoring und
zur Untersuchung von natürlichen Schadstoffabbauprozessen (Natural-Attenuation) aufsichtlich begleitet.
Anwendung EE Online im Jahr 2005 erfolgreich
erfasst und kontrolliert.
Der Einsatz von Altöl in verschiedenen Kalkbrennanlagen der Kalkwerke „Rübeland“ und
„Kaltes Tal“ der Fels-Werke GmbH in Rübeland
bildete in der immissionsschutzrechtlichen Überwachungstätigkeit gemäß § 52 BImSchG einen
wesentlichen Schwerpunkt für das Dezernat 42.
Die Betriebe der Braunkohlekraftwerke Deuben,
Mumsdorf und Wählitz der MIBRAG zur Mitverbrennung von Klärschlamm und Tiermehl als Ersatzbrennstoffe wurden genehmigungsrechtlich
an die Vorschriften der Verordnung über die Verbrennung und die Mitverbrennung von Abfällen
(17. BImSchV) sowie an die Vorschriften der Verordnung über Großfeuerungs- und Gasturbinenanlagen (13. BImSchV) für die Kohleverbrennung
angepasst. (s. Abb. 6)
Dezernat 43 – Besondere Verfahrensarten
UlF desselBerger
Dem Dezernat 43 obliegt die Durchführung von
bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und
Öffentlichkeitsbeteiligung, die Durchführung von
förmlichen Verwaltungsverfahren nach Umweltrecht einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung, die Führung
von Grundabtretungsverfahren in Zusammenarbeit mit dem Dezernat D1, die Durchsetzung der
Verordnung über Feldes- und Förderabgaben
(FörderAVO), die Führung der Bergbaustatistik
u. a. nach Unterlagen-Bergverordnung (UnterlagenBergV) sowie die Beratung von Industrieverbänden, der Wirtschaft und Privatpersonen zu
Fragen des Bergrechts in Sachsen-Anhalt.
Planfeststellungsverfahren
Immissionsschutz
Als immissionsschutzrechtliche Querschnittsaufgabe für den Übertagebergbau wurden die
Emissionsdaten für 56 genehmigungsbedürftige Anlagen im Aufsichtsbereich des LAGB
entsprechend der Verordnung über Emissionserklärungen und Emissionsberichte mit der Web-
Der maßgebliche Schwerpunkt im Arbeitsbereich
Planfeststellungsverfahren war im Berichtszeitraum 2005 fokussiert auf das Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Salzhalden des
Kaliwerkes Zielitz der K+S KALI GmbH. Es waren zahlreiche weiterführende Abstimmungsgespräche erforderlich. Dabei ging es vor allem um
18
die Vermeidung des Eintrages salzhaltiger Haldenwässer in das Grundwasser als anlagenbedingte
Wirkung (Emissionsvermeidungsmaßnahmen EVM-Konzept). Hierzu fanden auch Diskussionen
und Abstimmungen mit den Wasserbehörden
statt. Die umfangreichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen waren unter Berücksichtigung
des EVM-Konzepts für die Konkretisierung der
Einzelmaßnahmen zusammen mit den Naturschutzbehörden und den nach § 60 BNatSchG
anerkannten Vereinen abzustimmen. Das Verfahren konnte mit dem Planfeststellungsbeschluss
vom 04.10.2005 abgeschlossen werden.
Neben diesem Verfahren wurden parallel zahlreiche weitere bergrechtliche Planfeststellungsverfahren für den Steine- und Erden–Bergbau
geführt. Wegen der im Verfahren für die Haldenerweiterung Zielitz und in verschiedenen
Grundabtretungsverfahren gebundenen Arbeitskapazitäten konnten im Berichtszeitraum 2005
jedoch nur zwei Steine- und Erden-Vorhaben
durch Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen werden. Es handelte sich dabei um die Kiessandtagebaue Hohengöhren (Bergwerkseigentum) und Schladebach. Zum Jahresende 2005
waren demnach insgesamt 27 Verfahren für
Steine- und Erden-Vorhaben anhängig.
Daneben konnten in 2005 drei Planänderungen
mit Planänderungsbeschluss genehmigt werden.
Es handelte sich hierbei um die Planänderung
für den Nasskiestagebau Gröningen wegen Änderung der Wiedernutzbarmachungsplanung im
Bereich der Tages- und Aufbereitungsanlagen,
für die Erweiterung des Baufeldes B2 des Kiessandtagebaus Trabitz/Sachsendorf/Schwarz
und für die Rostschlackezwischenlagerung im
Rahmen des Betriebes des Dampferzeugers 5
des Industriekraftwerkes Amsdorf.
Für die Vorhaben Kiessandtagebau Roßla-Nord,
Kiessandtagebau Deersheim-Nord, Kalksteintagebau Kroppenstedt-Süd sowie Sandtagebau
Gardelegen – Großer Gotteskasten konnte 2005
die Zulassungen des vorzeitigen Beginns ausgesprochen werden.
2006 nahm das Geschäft im Bereich bergrechtlicher Planfeststellungsverfahren für Vorhaben
des Steine- und Erden – Bergbaus wieder an
Fahrt auf. Es konnten für insgesamt sieben Vorhaben Planfeststellungsbeschlüsse gefertigt
werden. Es handelte sich dabei im Einzelnen um
die Kiessandtagebaue Heiligenfelde-Ost, Trabitz/Sachsendorf/Schwarz-Baufeld B3, RoßlaNord, Deersheim-Nord und Badeborn sowie den
Kalksteintagebau Farnstädt-Süd und den Hartgesteinstagebau Mammendorf. Zum Jahresende 2006 waren demnach insgesamt 22 Verfahren
für Steine- und Erden-Vorhaben anhängig.
Daneben konnten in 2006 zwei Planänderungen
mit Planänderungsbeschluss genehmigt werden.
Es handelt sich hierbei um die Planänderung für
die alternative Entsorgung von Rostschlacke im
Rahmen des Betriebes des Dampferzeugers 5
des Industriekraftwerkes Amsdorf und um die
Planänderung für die Errichtung einer Unterstellhalle im Kiessandtagebau Dixförda.
Zulassungen des vorzeitigen Beginns wurden in
2006 nicht erteilt.
Förmliche Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz
Im Berichtszeitraum war kein förmliches Verfahren nach Bundes-Immissionsschutzgesetz
anhängig. In zwei Verfahren zur wesentlichen
Änderung der genehmigungspflichtigen Anlagen „Kraftwerk Mumsdorf“ und „Kraftwerk
Deuben“ der MIBRAG Industriekraftwerke Betriebs GmbH zur Änderung der Mitverbrennung
von Klärschlamm wurde zwei Anträgen gemäß
§ 16 Abs. 2 BImSchG stattgegeben, nach deren
Prüfung auf die Öffentlichkeitsbeteiligung und
Auslegung der Antragsunterlagen im Rahmen
des Genehmigungsverfahrens verzichtet werden
konnte. Darüber hinaus wurden sieben Anzeigen
nach § 15 BImSchG sowie ein Verlängerungsantrag für die GTS GmbH im Zusammenhang
mit dem Umschlagen, Lagern und Behandeln
von Abfällen im ehemaligen Kalibergwerk Teutschenthal bearbeitet.
Grundabtretungsverfahren
Im Berichtszeitraum 2005/2006 war eine Vielzahl von Grundabtretungsverfahren zu führen.
Die steigende Tendenz der Vorjahre 2003/2004
hielt insoweit an. Hierbei konnten 2005 neun
Grundabtretungsverfahren nach einer gütlichen
Einigung zwischen Antragstellerin und Grundstückseigentümer eingestellt werden. Infolge
Klagerücknahme wurde ein Grundabtretungsbeschluss aus 2003 für den Kalksteintagebau
Förderstedt rechtskräftig. Zwei laufende Verfah-
19
ren wurden 2005 mit Grundabtretungsbeschluss
abgeschlossen. Es handelte sich zum Einen um
das Verfahren zur Sicherung des Weiterbetriebs
des Braunkohletagebaus Profen sowie zum Anderen um das Verfahren zur Weiterführung des
Kiessandtagebaus Frose/Aschersleben. Gegen
beide Beschlüsse wurde jedoch Klage erhoben.
In einem weiteren Verfahren (hier: Quarzsandtagebau Petersberg) wurde in 2005 die vorzeitige
Besitzeinweisung erteilt. Zum Jahresende 2005
waren insgesamt zehn Grundabtretungsverfahren anhängig.
2006 wurden zwei Anträge auf Grundabtretung
zurückgezogen und die hierzu laufenden Verfahren eingestellt. Infolge Klagerücknahme wurde
ein Grundabtretungsbeschluss aus 2005 für den
Braunkohletagebau Profen rechtskräftig. Ein laufendes Verfahren wurde 2006 mit Grundabtretungsbeschluss abgeschlossen. Es handelte sich
hierbei um den Beschluss für die Weiterführung
des Porphyrtagebaus Petersberg (Einräumung
des Betretungsrechts gemeindlicher Grundstücke
für Absperrmaßnahmen bei der Durchführung von
Sprengungen) gegen den jedoch Klage erhoben
wurde. Zum Jahresende 2006 waren insgesamt
elf Grundabtretungsverfahren anhängig.
Feldes- und Förderabgabe
Feldes- und Förderabgaben wurden in Sachsen-Anhalt in der Zeit vom 01.01.2002 durch die
Befreiung nach § 15 FörderAVO für den Zeitraum
bis 31.12.2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit konzentrierte sich – da die Überprüfung der feldesabgabepflichtigen Betriebe bereits 2004 abgeschlossen wurde – somit auf die Überprüfung der
im Rahmen der Entrichtung der Förderabgabe
bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen.
Hierbei wurden zahlreiche bisher nicht abgeschlossene Vorgänge abgearbeitet und Abgabeforderungen an säumige abgabepflichtige
Unternehmen gerichtet. Die Prüfungen der Förderabgabeakten konnte damit 2005 jedoch noch
nicht abgeschlossen werden, so dass diese auch
im Folgejahr 2006 einen nicht unbeträchtlichen
Teil der Arbeitskapazität beanspruchte, hier insbesondere infolge der Prüfung von Zahlungseingängen und ggf. erforderlich werdenden Säumniszuschlagsberechnungen sowie der Erhebung
von Säumniszuschlägen.
Bergbauliche Statistik
In den Jahren 2005 und 2006 wurde weiter an
der Verbesserung der Aussagekraft der nach
Unterlagenbergverordnung geführten Statistiken
gearbeitet. So wurde zum Einen die als Grundlage für die Erhebung der betrieblichen Daten genutzte Datenbank entsprechend gepflegt. Zum
Anderen war es – wie bereits in den Vorjahren
2003/2004 – erforderlich, fehlende Meldungen
mit erheblichem Aufwand mittels Mahnung, ggf.
auch Mehrfachmahnung der Unternehmen bzw.
auch durch telefonische Nachfragen bei den meldepflichtigen Unternehmen einzuholen, da eine
Vielzahl von Unternehmen, hier insbesondere im
Steine- und Erden–Bereich, nach wie vor den
Berichtspflichten nicht oder nur unvollständig
nachkommen; erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass – über die letzten vier Jahre
betrachtet – die Anzahl dieser Betriebe stetig
abnimmt. Im Ergebnis des oben beschriebenen
Mehraufwandes wurde somit eine Meldedichte
erzielt, die die Aussagekraft der bergbaulichen
Statistik weiter verbessert.
Eine deutliche Arbeitsentlastung sowohl für
die berichtspflichtigen Betriebe als auch die
Behörden konnte durch die Änderung der Unterlagen-Bergverordnung von der quartalsweisen auf die jährliche Berichterstattung ab dem
Berichtsjahr 2005 erzielt werden. Im Zuge der
weiteren Optimierung und zur Verbesserung
der „Kundenfreundlichkeit“ wurden im ersten
Quartal 2006 die für die Meldungen erforderlichen Formulare in die Homepage des LAGB
eingestellt.
Neben den Angaben zur Förderung und Belegschaftsstärke sowie der Flächeninanspruchnahme wurden im Dezernat auch Angaben zur
Unfallstatistik verarbeitet und ausgewertet, hier
insbesondere Anzahl der Unfälle, die Informationen zum Unfallhergang und die Schwere eines
Unfalls sowie zur Art und Schwere von Verletzungen.
20
Abb. 7: Firstsicherung in einer Abbaukammer im Steinsalzwerk Bernburg, esco GmbH & Co. KG
(Foto: Stedingk, LAGB)
21
Dezernat 51 – Untertagebergbau
peter poschwald
Das Dezernat 51 führt landesweit die Bergaufsicht über die Betriebe des Kali-/Salz-, Erz- und
Spatbergbaus, die speziellen Betriebe des untertägigen Versatzbergbaus sowie über die Untertagedeponie Zielitz und das Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM). Die Geschäfte
und Aufgaben erstrecken sich auf die bergbehördliche Aufsicht der dem Bergrecht unterstehenden Betriebe sowie auf die Genehmigung von
Planungen der Betriebe, die die Bereiche des
Umweltrechtes (Abfallrecht, Wasser, Immissionsschutz, Naturschutz), des Strahlenschutzes,
Sprengstoffrechtes, Gefahrstoffrechtes sowie
der technischen Arbeitssicherheit und des sozialen Arbeitsschutzes (bündelnde Funktion der
Bergverwaltung) berühren. Einen Überblick über
die Betriebe, die sich im Aufsichtsbereich des
Dezernates 51 befinden, gibt Tab. 6.
Auf Antrag der vorgenannten Betriebe wurden
im Berichtszeitraum 130 Entscheidungen zu Betriebsplänen (einschließlich Änderungen, Ergän-
zungen, Verlängerungen) getroffen und 530 Genehmigungen auf sonstigen Rechtsgebieten
erteilt. Im Rahmen der Bergaufsicht erfolgten
495 Befahrungen über und unter Tage. Des Weiteren wurden im Berichtszeitraum umfangreiche
Aufgaben in Ausschüssen und Arbeitskreisen
wahrgenommen. So wurde u.a. an folgenden
Vorschriften mitgearbeitet:
•
•
•
Erarbeitung von Grundsätzen für die Ausbildung von Sprengberechtigten und der
untertägigen Herstellung von Sprengstoffen,
Überarbeitung der Richtlinie Sprengwesen im Bergbau im Arbeitskreis Sprengwesen des Länderausschusses Bergbau
(LAB),
Erarbeitung des Leitfadens für den Einsatz und Betrieb von Gleislosfahrzeugen
im Salzbergbau.
Die enge Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch mit Sachverständigen des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) und der
Deutschen Montan Technologie GmbH (DMT)
Tab. 6: Betriebe im Aufsichtsbereich des Dezernates 51.
Art / Bodenschatz
Kalisalz
Steinsalz
Anzahl Betriebsbezeichnung
1
K+S KALI GmbH, Zielitz, Werk Zielitz
european salt company GmbH & Co. KG (esco), Werke
2
Bernburg und Braunschweig-Lüneburg
1
Bundesamt für Strahlenschutz, Salzgitter (BfS), Deutsche
Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für
Abfallstoffe mbH, Morsleben (DBE)
Versatzbergwerke
3
Grube Teutschenthal Sanierungsgesellschaft mbH & Co. KG
(GTS);
Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten
Bergwerksbetrieben mbH, Sondershausen (GVV), Bergwerk
Elbingerode;
esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg
Versatzmaterialherstellung
1
Untertagedeponien
Haldenrückgewinnungen
1
3
Tiefbaubetriebe in Einstellung
4
Besucherbergwerke
5
Besucherhöhlen
3
Endlager für radioaktive Abfälle
Gesellschaft für Abfallverwertung und Recycling mbH,
Bernburg (AUREC)
K+S Entsorgung GmbH, UTD Zielitz
Seidelschacht, Freiesleben-Schächte, Herrmannschacht
GVV Sondershausen (Mansfelder und Sangerhäuser
Kupferschiefer, Kalibergwerk Rossleben, Rottleberode,
Strassberg)
Drei Kronen und Ehrt, Büchenberg, Wettelrode, Straßberg/
Glasebach, Sonnenberg
Rübeländer Höhlen (Herrmanns- und Baumannshöhle),
Heimkehle
22
Abb. 8: Vorfelderkundung durch Horizontalbohrungen im Zuge der Auffahrung des Streckensystems 2. Sohle nach
Westen zum Aufschluss des Westfeldes im Kaliwerk Zielitz, K+S Kali GmbH (Foto: Stedingk, LAGB)
auf verschiedenen Gebieten wurden fortgesetzt. Es wurden die Aus- und Weiterbildung
von ca. 80 Sprengberechtigten gemeinsam mit
den Werken Zielitz der K+S Kali GmbH (K+S)
und Bernburg der european salt company GmbH & Co. KG (esco) durchgeführt. Hierbei waren neben Ausbildung und Prüfung auch
umfangreiche Überprüfungen der Zuverlässigkeit der Auszubildenden zu leisten. Weiterhin
erfolgte die Ausstellung von Erlaubnissen nach
§ 7 Sprengstoffgesetz (SprengG) und Befähigungsscheinen nach § 20 SprengG für Sprengarbeiten im Untertagebergbau.
Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht Kali-, Salz-, Erz- und Spatbergbau
• K+S Kali GmbH, Werk Zielitz
Die Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren im
Werk Zielitz bildeten die Zulassung des neuen
Hauptbetriebsplanes und die behördliche Begleitung der Planungen der K+S im Zuge der Auffahrung eines Streckensystems auf der 2. Sohle
nach Westen zum Aufschluss des Westfeldes.
Des Weiteren wurden zahlreiche Sonderbetriebspläne im Rahmen der Umsetzung des Planfeststellungsbeschlusses zur Haldenkapazitätserweiterung bearbeitet. Mit Blick auf die über- und
untertägige Aufsichtstätigkeit stellte das Werk
Zielitz auf Grund der Größe und Beschäftigtenanzahl einen Aufgabenschwerpunkt für das Dezernat dar.
• esco GmbH & Co. KG, Werk Bernburg
Im Berichtszeitraum wurde für die Tagesanlagen
des Werkes Bernburg ein neuer Hauptbetriebsplan für den Zeitraum 2006 bis 2010 zugelassen.
Weiterhin wurden verschiedene Einzelvorhaben
im untertägigen und übertägigen Betrieb durch
die Zulassung von Sonderbetriebsplänen bzw.
durch Nachträge zu bestehenden Betriebsplänen bergbehördlich begleitet. Hervorzuheben
sind dabei insbesondere die Zulassung des
Sonderbetriebsplanes zum Fahrzeugeinsatz im
Untertagebetrieb und die genehmigungsseitige
Begleitung bei der Erneuerung der Brauchwasserleitung zur Saale und der Rekonstruktion des
Speichers Nord im Tagesbetrieb.
23
Mit Blick auf die bergrechtliche Flankierung der
zukünftigen Entwicklung des untertägigen Gewinnungsbetriebes wurde mit dem Bergbautreibenden die Aufstellung eines fakultativen
Rahmenbetriebsplanes sowie eines Sonderbetriebsplanes, der sich mit den zu erwartenden
Senkungen der Tagesoberfläche befasst, vereinbart.
• esco GmbH & Co. KG, Werk BraunschweigLüneburg
Beim Steinsalzwerk Braunschweig-Lüneburg
handelt es sich um ein länderübergreifendes
Bergwerk, mit Tagesanlagen und Schächten
im Raum Grasleben (Land Niedersachsen) und
untertägigen Grubenfeldern in Niedersachsen
und Sachsen-Anhalt. Im Berichtszeitraum konzentrierte sich der Gewinnungsbetrieb auf die
Lagerstättenteile im Zuständigkeitsbereich des
Landes Sachsen-Anhalt. Dabei konnten mehrere, voneinander getrennte Lagerteile durch weitreichende Bohrprofile erkundet, vorgerichtet und
in den Gewinnungsbetrieb übernommen werden.
Auf der Grundlage der Verwaltungsvereinbarung
zwischen den Bergbehörden des Landes Niedersachsen (Landesamt für Bergbau, Energie
und Geologie, LBEG) und des Landes SachsenAnhalt (Landesamt für Geologie und Bergwesen,
LAGB) konnten im Laufe des Berichtszeitraumes
weitere Nachträge zum aktuellen Hauptbetriebsplan zugelassen und eine Vielzahl von Anzeigen
zum laufenden Gewinnungsbetrieb bestätigt
werden. Die Aufsichtstätigkeit wurde sowohl gemeinsam mit dem niedersächsischen LBEG als
auch durch eigenständige Befahrungstätigkeiten
sichergestellt.
als Versatzkammern und die Auffahrung einer
ca. 3000 m langen neuen Verbindungsstrecke im
Leinesteinsalz, um die beiden Grubenfelder nach
dem Gebirgsschlag von 1996 wieder direkt mit
einer Flucht- und Wetterstrecke zu verbinden.
Weitere Schwerpunkte der Betriebsplanverfahren
für die Grube Teutschenthal bildete die Ergänzung
des Abschlussbetriebsplanes durch die Errichtung des Hauptgrubenlüfters im März 2006 sowie
die Fortschreibung des Langzeitsicherheitsnachweises und dessen Erweiterung auf das Grubenfeld Angersdorf. Weiterhin wurden Sonderbetriebspläne zur Durchführung der Forschungsvorhaben
„CARLA / Entwicklung eines Grundkonzeptes für
langzeitsichere Streckendämme im leichtlöslichen
Salzgestein für UTV/UTD“ und „Entwicklung eines
Verfahrens zur kontinuierlichen Verfüllung standsicherheitsgefährdeter bergbaulicher Hohlräume
mit pumpfähigen Versatzmaterialien“ bearbeitet.
Darin eingeschlossen waren auch Zulassungen
von hierbei zum Einsatz kommenden Gefahrstoffen gemäß § 4 Gesundheitsschutzbergverordnung (GesBergV).
Grundlegende Vorarbeiten wurden für die notwendige Sicherung der Halden an den Standorten Teutschenthal, Angersdorf, Salzmünde
und Kloschwitz geleistet und der Abschlussbetriebsplan für die Sicherung der Halden in Teutschenthal zugelassen.
• Haldenrückbaubetriebe
Für die unter Bergaufsicht befindlichen 3 Haldenrückbaubetriebe des Kupferschieferbergbaus im
Mansfelder Land wurden im Berichtszeitraum
die Betriebsplanzulassungen sowie die erforderlichen Genehmigungen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz verlängert bzw. neu erteilt.
• GTS GmbH & Co. KG, Grube Teutschenthal
• GVV Betriebe
Einen besonderen Schwerpunkt der bergtechnischen Arbeiten bildete die Streckenauffahrung
zwischen den beiden Grubenfeldern Angersdorf
und Teutschenthal und die damit verbundene Sanierung des Schachtes Halle im Grubenfeld Angersdorf. Das Vorhaben umfasste bis Juli 2005
die Sanierung des Schachtes Halle, die Aufwältigung des Füllortbereiches, die Errichtung einer
neuen mittleren Seilfahrtsanlage, die Auffahrung
einer Wendelstrecke zur westlichen Wetterstrecke, die Aufwältigung der westlichen Wetterstrecke, die Vorbereitung der Steinsalzabbaue
Die Versatzarbeiten im Bergwerk Elbingerode
sind abgeschlossen, die Flutung des Bergwerkes
wurde in Etappen unter intensiver Begleitung
durch das LAGB und der zuständigen Umweltbehörden fortgeführt.
Für das ehemalige Schwerspatwerk Straßberg
waren die Genehmigungsverfahren zur Errichtung einer Grubenwasseraufbereitungsanlage
im Uhlenbachtal wegen vielfältiger Probleme
im Naturschutz- und Wasserrecht sehr arbeitsintensiv. Die notwendigen berg-, wasser- und
24
naturschutzrechtlichen Zulassungen und Genehmigungen konnten Ende 2005 / Anfang 2006
erteilt werden, so dass mit der Errichtung der
notwendigen Grubenwasseraufbereitungsanlage
Mitte 2006 begonnen wurde.
Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht im
Fachgebiet „Versatzbergbau und Untertagedeponie“
• Grube Teutschenthal
Im Grubengebäude des stillgelegten Kalibergbaus Teutschenthal wird durch Einbringen von
Versatzmaterialien in die ehemaligen Abbaukammern die latent vorhandene Gebirgsschlagsgefährdung durch Stabilisierung und Anstützung
der sprödbruchgefährdeten Carnallitit-Abbaupfeiler verringert. Dadurch wird die Gefährdung
der öffentlichen Sicherheit z. B. durch mögliche
Gebirgsschlagschäden an der Tagesoberfläche
reduziert und letztendlich beseitigt. Die Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen
wurden 1991 versuchsweise begonnen, 1995
planmäßig in Betrieb genommen und im Jahre 2000 auf die Grundlage eines bestätigten
Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer
standortbezogenen Sicherheitsbeurteilung für
die Grube Teutschenthal gestellt. Dieser Langzeitsicherheitsnachweis konnte im Jahr 2006 auf
das Grubenfeld Angersdorf erweitert werden.
Der Versatzbetrieb ist seit dem 27. Februar 2004
mit einem endgültigen Abschlussbetriebsplan
geregelt, der die vorher bestehenden Hauptbetriebspläne abgelöst hat. Für die vielfältigen
über- und untertägigen Maßnahmen zur Annahme / Herstellung / Lagerung und das Einbringen
der Versatzmaterialien im Schüttgut oder in BigBag’s wurden zahlreiche Sonderbetriebspläne
zugelassen. Im Rahmen der Überarbeitung des
Sonderbetriebsplanes „Versatz“ wurden diese
zusammengefasst. Das Zulassungsverfahren für
den Sonderbetriebsplan soll im Februar 2007
abgeschlossen werden.
Darüber hinaus wurde im Berichtszeitraum über
die Annahme von neuen, noch nicht genehmigten Abfallarten im bergrechtlichen Genehmigungsverfahren entschieden. Darin eingeschlossen waren auch Zulassungen von Versatzmaterialien nach § 4 GesBergV. Weiterhin wurde
eine Betriebsplanzulassung für den Direktversatz
erteilt.
Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“ wurden 2005 / 2006 regelmäßig mindestens einmal im Quartal und davon einmal jährlich
gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbe-
Abb. 9: Beraubearbeiten in einer Versatzkammer der Grube Teutschenthal, GTS GmbH & Co. KG. Das Beraubefahrzeug
steht auf der 1. Versatz-Kippscheibe (Foto: Stedingk, LAGB).
25
Abb. 10: Big-Bag-Verladung am Füllort Schacht Teutschenthal, GTS GmbH & Co. KG (Foto: Stedingk, LAGB).
hörde (Einvernehmensbehörde) befahren. Die
Untersuchungen und Maßnahmen zum Brandereignis vom Juni 2002 wurden abgeschlossen.
• Grube Bernburg
Im östlichen Steinsalzfeld der Grube Bernburg/
Gröna bestehen Abteilungen mit unterdimensionierten Baublöcken, die ein gebirgsmechanisches
Langzeitsicherheitsrisiko mit Auswirkungen auch
für die Tagesoberfläche darstellen. Dieses Risiko soll durch Einbringen von bergbaufremden
Versatzmaterialien auf ein Mindestmaß reduziert
werden. Diese Versatzmaßnahmen mit bergbaufremden Abfällen werden seit 1992 kontinuierlich
und ab 2002 auf der Grundlage eines bestätigten Langzeitsicherheitsnachweises in Form einer
standortbezogenen Sicherheitsbeurteilung für
die Grube Bernburg vorgenommen. In Verbindung mit einem zugelassenen Hauptbetriebsplan
werden die über- und untertägigen Maßnahmen
durch Sonderbetriebspläne geregelt. Für den
Versatzbetrieb wesentlich ist der Sonderbetriebsplan „Versatz“ von 2003.
Der Schüttgutversatz wird in den zugelassenen
Versatzbereichen I und II des alten Ostfeldes
voraussichtlich im April 2007 abgeschlossen.
Deshalb hat die esco GmbH & Co. KG eine
Versatzplanung für die hinzukommenden Versatzbereiche III, IV und V erstellt und mit Datum
vom 20. Dezember 2006 eine Ergänzung zum
Sonderbetriebsplan beantragt. Dieser befand
sich zum Ende des Berichtszeitraumes im Zulassungsverfahren.
Als betriebliche Besonderheit werden die Versatzmaterialien für die Grube durch die Firma
AUREC Gesellschaft für Abfallverwertung und
Recycling mbH (AUREC) mit einer eigenen, unter Bergaufsicht geführten übertägigen Anlage
(als AUREC I bezeichnet) angenommen, gelagert
und hergestellt. Der AUREC-Betrieb ist mit einem
Hauptbetriebsplan geregelt. Diese Zulassung
wurde im Berichtszeitraum mehrfach verlängert.
Entsprechend des Kooperationsvertrages zwischen beiden Firmen übernimmt esco die von
AUREC hergestellten Versatzmaterialien für den
Versatz.
Der Katalog der zugelassenen Abfallarten wurde
durch mehrere bergrechtliche Genehmigungsverfahren erweitert. Im Jahr 2005 wurden 58 und
im Jahr 2006 insgesamt 29 bergrechtliche Zulassungen erteilt. Die Firma AUREC hat die Neuzulassung des Hauptbetriebsplanes „Fortführung
des Betriebes einer Anlage zur Herstellung von
26
Bergbauversatzmaterial auf dem Gelände der
esco european salt company GmbH & Co. KG,
Werk Bernburg“ beantragt. Die Entscheidung
wird 2007 ergehen.
Die über- und untertägigen Anlagen zum „Versatz“
wurden regelmäßig und mindestens einmal im
Jahr gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) befahren.
Betriebsplänen zugelassen und doppelt so viele
Anzeigen zur Kenntnis genommen und bestätigt
werden. Die Überwachung der Umsetzung der
bergrechtlich zugelassenen Vorhaben wurde
durch eine intensive Befahrungs- und Beratungstätigkeit abgesichert. Im Jahre 2005 erfolgte außerdem die Zulassung des neuen Hauptbetriebsplans für den Zeitraum von 2005 bis 2010.
• Untertagedeponie Zielitz
Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht für
die Besucherbergwerke und –höhlen
Die Bergaufsicht in der Untertagedeponie wurde
2005 / 2006 regelmäßig, mindestens einmal im
Quartal, wahrgenommen. Einmal im Jahr erfolgte
gemeinsam mit der sonst zuständigen Abfallbehörde (Einvernehmensbehörde) eine Befahrung.
Der UTD-Betrieb lief 2005 und 2006 ohne bemerkenswerte Ereignisse störungsfrei.
Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht im
Fachgebiet „Radioaktive Endlagerung“
Im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben
(ERAM) wurden die Tätigkeiten im Berichtszeitraum durch die Fortsetzung der bergbaulichen
Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ)
bestimmt. Im Rahmen dieser Maßnahme sollen bis zum Jahre 2010 insgesamt 22 Abbaue
mit rund 790.000 m³ hydraulisch abbindendem
Salzbeton verfüllt werden. Betrieblicherseits
wurden die bereits im Jahre 2002 und davor aufgenommenen Instrumentierungsarbeiten für das
vorlaufende geotechnisch-markscheiderische
Messprogramm fortgesetzt und durch die Planung und Installation einer ortungsseismischen
Messeinrichtung ergänzt. Im Dezember 2005
wurde der Verfüllprozess auf der Grundlage
eines geänderten Betriebsplanes durch die
Einführung des Dreischichtbetriebes und die
Erweiterung des Maßnahmenumfangs intensiviert. Bis zum Ende des Jahres 2006 konnte
dadurch die Verfüllleistung bis auf ca. 1.000 m³
pro Tag angehoben und besonders gefährdete
Grubenräume vorzeitig verfüllt werden. Von den
zur Verfüllung vorgesehenen Abbauen wurden
bisher 12 Abbaue mit insgesamt ca. 400.000 m³
Salzbeton verfüllt.
Die beschriebenen Maßnahmen wurden durch
eine Vielzahl von bergrechtlichen Zulassungsund Anzeigeverfahren begleitet. Dabei konnten
im Berichtszeitraum insgesamt ca. 20 Sonderbetriebspläne bzw. Ergänzungen zu bestehenden
Im Bereich der Besucherbergwerke und –höhlen wurde im Berichtszeitraum der neue Hauptbetriebsplan für das Besucherbergwerk „Drei
Kronen & Ehrt“ zugelassen und der Hauptbetriebsplan für das Besucherbergwerk „Büchenberg“ auf einen neuen Betreiber übertragen. Im
Rahmen der Aufsichtstätigkeit erfolgten regelmäßig Befahrungen aller Besucherbergwerke und
Besucherhöhlen. Strahlenschutzrechtlich unterstehen 1 Besucherbergwerk und 2 Besucherhöhlen wegen erhöhter natürlicher Radonexpositionen der Anzeigepflicht nach § 95 Abs. 2 der
Strahlenschutzverordnung (StrlSchV). Seit 2004
werden die Beschäftigten dieser Betriebe personendosimetrisch mittels Radonexposimeter
durch die Landesanstalt für Personendosimetrie
und Strahlenschutzausbildung in Berlin (LPS)
überwacht. Zusätzlich erfolgt die Ermittlung und
Überwachung der Radonexpositionen mittels
Grubenradiometer durch die Betreiber. Die Übermittlung der Expositionsdaten an das Strahlenschutzregister des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) wird für diesen Personenkreis durch
die LPS vorgenommen.
Verwaltungsverfahren nach anderen Rechtsgebieten im Fachgebiet „Versatzbergbau und
Untertagedeponie“
• Grube Teutschenthal (GTS)
In der Grube Teutschenthal wurden im Jahr
2005  152.498 t und im Jahr 2006  155.880 t
bergbaufremde Abfälle für die Sicherung der
untertägigen Hohlräume verwertet. Im Entsorgungsnachweisverfahren nach der Nachweisverordnung (NachwV) wurden 38 Bescheide
im Jahr 2005 und 34 Bescheide im Jahr 2006
erlassen. Weiterhin wurde gemäß Artikel 6 der
EG-Abfallverbringungsverordnung
(Verord-
27
nung – EWG – Nr. 259/93) die grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen im Notifizierungsverfahren im Jahr 2005 durch 13 Bescheide und
im Jahr 2006 durch 15 Bescheide bestätigt. Außerdem wurden 2005 / 2006 eine Genehmigung
gemäß § 18 Abs. 3 Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) sowie 8 Anzeigen gemäß
§ 15 BImSchG bearbeitet.
• Grube Bernburg (esco, AUREC)
In den Jahren 2005 und 2006 wurden in der
Grube Bernburg zum Einen 123.397 t und zum
Anderen 142.157 t bergbaufremde Abfälle für
die Sicherung der untertägigen Hohlräume verwertet. Seit September 2004 führt die Firma
AUREC als Entsorgungsfachbetrieb das privilegierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV
durch. Dadurch entfallen die abfallrechtlichen
Bestätigungen, jedoch nicht die Einzelfallzulassungen der Versatzmaterialien nach Bergrecht.
In den Jahren 2005 bzw. 2006 wurden 58 bzw.
29 Entsorgungsnachweise im privilegierten Verfahren nach Abfallrecht erteilt. Weiterhin wurde
gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung – EWG – Nr. 259/93) die
grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen
im Notifizierungsverfahren im Jahr 2005 durch
9 Bescheide und im Jahr 2006 durch 15 Bescheide bestätigt. Außerdem wurden für die esco
3 Bescheide im Jahr 2005 und 4 Bescheide im
Jahr 2006 im Entsorgungsnachweisverfahren
nach der Nachweisverordnung erlassen.
• Untertagedeponie Zielitz (K+S Kali)
Die Untertagedeponie in Zielitz wird auf der
Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses
vom 1. Juni 1994 nach Abfallrecht des Landes
Sachsen-Anhalt betrieben. Darüber hinaus
wurden in den folgenden Jahren weitere abfallrechtliche Plangenehmigungen erteilt. Um die
unter bergmännischen Gesichtspunkten aufgefahrenen Grubenbaue für die Einlagerung von
Abfällen zur Beseitigung in der Untertagedeponie
zu nutzen, müssen die Grubenbaue zunächst
hergerichtet werden. Dazu sollen die Strossen
zunächst mit Abfällen so verfüllt werden, dass
für den Fahrzeug- und Geräteeinsatz zur Herstellung der First- und Stoßsicherheit sowie für
die spätere Nutzung zu Deponiezwecken eine
befahrbare Sohle hergestellt wird. Für die Stros-
senauffüllung und den Bau und den Betrieb einer
dafür geplanten Silo-/Absackanlage stellte K+S
mit Datum vom 9. November 2006 einen Antrag
nach § 31 Abs. 3 Nr. 2 Kreislaufwirtschafts- und
Abfallgesetz (KrW-/AbfG) zur wesentlichen Änderung der Untertagedeponie Zielitz. Das Plangenehmigungsverfahren war zum Ende des Berichtszeitraumes noch nicht abgeschlossen.
In den Jahren 2005 bzw. 2006 wurden in der
Untertagedeponie 11.505 t bzw. 11.604 t Abfälle
beseitigt. Der Bergwerksbetreiber ist als Entsorgungsfachbetrieb zertifiziert. Er führt das privilegierte Verfahren nach § 13 Abs. 5 NachwV durch.
Damit entfallen die sonst erforderlichen behördlichen Bestätigungen. 2005 / 2006 wurden insgesamt 80 Entsorgungsnachweisverfahren im privilegierten Verfahren durchgeführt. Weiterhin wurden in den Jahren 2005 / 2006 7 Notifizierungen
gemäß Artikel 6 der EG-Abfallverbringungsverordnung (Verordnung – EWG – Nr. 259/93) für die
grenzüberschreitende Verbringung von Abfällen
vorgenommen. Außerdem wurden 2005 / 2006
3 Anzeigeverfahren nach § 31 Abs. 4 KrW-/AbfG
abgeschlossen.
Dezernat 52 – Bohrlochbergbau
Frank garlipp & wolFgang thier
Dem Dezernat 52 obliegt landesweit die Bergaufsicht über den Bohrlochbergbau sowie die
unterirdische behälterlose Speicherung von
Gasen und Flüssigkeiten. Die Bergaufsicht erstreckt sich auf die Aufsuchung, Gewinnung,
Aufbereitung gasförmiger und flüssiger mineralischer Rohstoffe einschließlich der Wiedernutzbarmachung der in Anspruch genommenen
Flächen, die Errichtung und das Betreiben von
Untergrundspeichern sowie die Nutzung geothermischer Ressourcen. Wichtige Standorte
von überregionaler Bedeutung sind die Erdgasförderung in der Altmark, die Kavernenfelder
zur Gewinnung von Sole und Speicherung von
Erdgas und anderen Produkten in Staßfurt, Bernburg, Teutschenthal / Bad Lauchstädt. Das Dezernat 52 ist weiterhin zuständig für den Vollzug
der Verordnung über Gashochdruckleitungen
gemäß § 1 Abs. 1 Ziffer 1 der Verordnung. Der
Geltungsbereich dieses Paragrafen umfasst
28
Gashochdruckleitungen, die der öffentlichen
Versorgung dienen und die mit einem Überdruck
von mehr als 16 bar betrieben werden, sofern
die Leitungen den Bereich des Werksgeländes
überschreiten.
Betriebsplanverfahren und Bergaufsicht
Im Jahr 2005 wurden durch das Dezernat 52
insgesamt 108 Betriebspläne, davon 8 Hauptbetriebspläne, 55 Sonderbetriebspläne und
45 Abschlussbetriebspläne zugelassen. Es wurden 9 Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung getroffen. Weiterhin wurden
2 wasserrechtliche Erlaubnisse im Einvernehmen
mit der sonst zuständigen Wasserbehörde und
eine Genehmigung nach der Strahlenschutzverordnung erteilt. Die Betriebsaufsicht erstreckte
sich auf einen Erdgasförderbetrieb, 9 Untergrundspeicher und 7 Solegewinnungsbetriebe.
Für das Jahr 2006 ergab sich ein ähnliches Bild.
Von insgesamt 124 Betriebsplanzulassungen
entfielen 12 auf Hauptbetriebspläne, 72 auf
Sonderbetriebspläne und 40 auf Abschlussbetriebspläne. Nach § 5 Gashochdruckleitungsver-
ordnung wurden 6 Entscheidungen getroffen.
Weiterhin wurde eine Genehmigung nach der
Gesundheitsschutzbergverordnung erteilt. Bei
den Betrieben traten gegenüber den Vorjahren
keine wesentlichen Veränderungen auf. Insgesamt befanden sich 30 Kavernen in Solung.
In den Jahren 2005 und 2006 wurden 211 Befahrungen von den Mitarbeitern des Dezernates 52
durchgeführt.
Untergrundspeicher
Im Land Sachsen–Anhalt werden gegenwärtig
ein Erdgas–Porenspeicher, ein Erdgasspeicher
in einem stillgelegten Bergwerk und 4 ErdgasKavernenspeicher betrieben. 2 Kavernenspeicher dienen der Produkteneinlagerung. Weitere
Angaben sind aus nachstehenden Tab. 7 bis 9
ersichtlich.
Das Betriebsplanverfahren „Druckerhöhung des
Porenspeichers Bad Lauchstädt von 117,7 bar
auf 125 bar“ konnte zum Abschluss gebracht
werden. Die Bergbehörde hat eine Druckerhöhung auf nunmehr 122,0 bar zugelassen. Auf der
Grundlage der genehmigten Druckerhöhung hat
Abb. 11: Flüssiggasspeicher Bernburg-Gnetsch, esco GmbH & Co. KG, (Foto: Stedingk, LAGB).
29
Tab. 7: Erdgas-Porenspeicher im Aufsichtsbereich des Dezernates 52.
Ort (in
Betrieb)
Gesellschaft
Speichertyp
Teufe,
m
Speicherformation
Bad
Lauchstädt
Verbundnetz
Gas AG,
Leipzig (VNG)
ehem.
Gaslagerstätte
800
Rotliegend
Gesamtvolumen*,
Mio. m³ (Vn)
670
max.
Arbeitsgas
Mio. m³(Vn)
440
max.
Entnahmerate,
103 m³/h
238
Tab. 8: Betriebene und künftige Erdgas-Kavernenspeicher im Aufsichtsbereich des Dezernates 52.
Ort (in
Betrieb)
Gesellschaft
Bad
Lauchstädt
Bernburg
Verbundnetz
Gas AG, Leipzig
(VNG)
Verbundnetz
Gas AG, Leipzig
(VNG)
Burggraf- ONTRAS-VNG
BernsGastransport
dorf
GmbH
PeckenErdgas Erdöl
sen
GmbH, Berlin
(EEG)
Staßfurt RWE WestfalenWeser-Ems
Netzservice
GmbH, Staßfurt
Anzahl der
Einzelspeicher
18
Teufe,
m
Speicherformation
Zechstein 2
Gesamtvolumen*,
Mio. m³(Vn)
857
max.
Arbeitsgas
Mio. m³(Vn)
546
max.
Entnahmerate,
103 m³/h
1167
780950
31
500700
Zechstein 2
1167
895
1458
stillgelegtes
Bergwerk
580
Zechstein 2
5
3
40
1
13001450
Zechstein
105
60
125
4
4001130
Zechstein
254
204
250
2388
1708
3040
Summe:
(in
Planung
od. Bau)
Bernburg
Peckensen
Staßfurt
54
Verbundnetz
Gas AG, Leipzig
(VNG)
Erdgas Erdöl
GmbH, Berlin
(EEG)
RWE WestfalenWeser-Ems
Netzservice
GmbH, Staßfurt
Summe:
6
500700
Zechstein 2
354
270
-
10
11001400
Zechstein
1050
600
-
4
8501150
Zechstein
380
290
-
1784
1160
-
20
Tab. 9: Kavernenspeicher für Rohöl, Mineralölprodukte und Flüssiggas im Aufsichtsbereich des Dezernates 52.
Ort
Gesellschaft
Speichertyp
Teufe
m
BernburgGnetsch
european salt company
GmbH & Co. KG (esco),
Bernburg
DOW Olefinverbund
GmbH
GVV mbH, Sondershausen
Salzkavernen
Salzkavernen
Teutschenthal
Schönebeck
Summe:
Salzkaverne
Füllung
Zustand
510-680
Anzahl der
Einzelspeicher
2
Propan
in Betrieb
700-800
3
Ethylen
Propylen
DCP
in Betrieb
0
stillgelegt, Bergaufsicht beendet
5
Quelle: Betreiberfirmen, Stand: 31.12.2005
*Gesamtvolumen = Summe aus maximalem (zugelassenem) Arbeitsgas- und Kissengasvolumen bei Normalbedingungen (Vn)
30
Abb. 12: WorkOver-Anlage im Einsatz auf dem Erdgasförderfeld Salzwedel, EEG Erdöl Erdgas GmbH
(Foto: EEG GmbH).
31
sich das Gesamtspeichervolumen von Erdgas
auf 670 Millionen Kubikmeter und davon das
maximale Arbeitsgasvolumen auf 440 Millionen
Kubikmeter erhöht.
Im Jahr 2006 wurde der Untergrundspeicher
UGS Bad Lauchstädt der Verbundnetz Gas AG
einer Wiederholungsprüfung gemäß StörfallVerordnung (12. BImSchV) unterzogen. Es war
festzustellen, dass der Betreiber des Untergrundspeichers seinen Pflichten aus der Störfallverordnung nachgekommen ist. Weiterhin wurden in dem Unternehmen der Verbundnetz Gas
AG (VNG) in Leipzig eine Überprüfung der organisatorischen, technischen und managementspezifischen Systeme der in Brandenburg, Thüringen
und Sachsen-Anhalt liegenden Betriebsbereiche
der VNG gemeinsam mit dem Thüringer Landesbergamt und dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe des Landes Brandenburg
durchgeführt. Als Ergebnis der Prüfung konnte
übereinstimmend festgestellt werden, dass die
Angaben der VNG zur Ermittlung und Bewertung
der Gefahren von Störfällen, die Überwachung
des Betriebes und die sichere Durchführung von
Änderungen an den Speicheranlagen - soweit
ersichtlich - in sich schlüssig sind. Es konnte
bestätigt werden, dass der Betreiber im Zusammenhang mit den verschiedenen standortspezifischen Tätigkeiten alle erforderlichen Maßnahmen zur Verhinderung von Störfällen und zur Begrenzung von Störfallauswirkungen ergriffen hat.
Die gemachten Angaben spiegeln insbesondere
die im vorliegenden Sicherheitsbericht und den
zugelassenen Hauptbetriebsplänen enthaltenen
Angaben und Informationen zu den Speichern
wider.
Die Arbeiten zur ordnungsgemäßen Verwahrung
der Kaverne in Schönebeck wurden im Jahr 2005
aufgenommen. Die Ausspeisung des enthaltenen
1,2 Dichlorpropan (DCP) erfolgte durchgehend im
Zeitraum von 1996 bis 2002. Die langzeitsichere
Verwahrung der Kaverne Schönebeck konnte
nach dem Einbringen des Zementverschlusses
in die Bohrung und nach Abschluss des Dichtheitstestes im April 2006 erreicht werden. Der
Rückbau von Anlagen und Gebäuden erfolgte
sach- und fachgerecht. Das ehemalige Betriebsgelände wurde für eine Nachnutzung vorbereitet
und dem neuen Eigentümer (Stadt Schönebeck)
übergeben. Nach der vollständigen Abarbeitung
des Abschlussbetriebsplanes erfolgte zum 1. August 2006 das Ende der Bergaufsicht.
Erdgasgewinnung und Förderfeldrückbau
Auf den Erdgasfeldern der Altmark waren im
Berichtszeitraum noch ca. 130 Sonden produktiv. Die Jahresproduktion betrug ca. 0,9 Milliarden Kubikmeter. Die Erdgaslagerstätte befindet
sich in der Endphase der Erdgasgewinnung.
Die Erdgas–Erdöl GmbH (EEG) beabsichtigt
daher grundsätzlich, in den nächsten Jahren
die Erdgasförderung einzustellen und ihre Betriebspunkte einschließlich der dazugehörigen
Einrichtungen und Anlagen betriebsplanmäßig
stillzulegen und zurückzubauen. Um im Speichergestein vorhandene Erdgas-Restvorräte zu
gewinnen, plant die EEG im Rahmen eines Pilotprojektes die Injektion von verflüssigtem CO2
in die Erdgaslagerstätte. Dieses Vorhaben wird
wissenschaftlich begleitet, um auch Erkenntnisse zur langfristigen Speicherung von CO2
in der Erdgaslagerstätte gewinnen zu können.
Damit stellt sich die EEG der klimapolitischen
Diskussion und der aktuellen Entwicklung des
Energiemarktes.
Der bergbauliche Rückbau umfasste im Wesentlichen die Verfüllung von Erdgasbohrungen
und -sonden, die Sicherung und Sanierung von
Bohrschlammgruben sowie den Rückbau von
Bohr– und Sondenplätzen mit der Zielstellung
der Wiedernutzbarmachung der jeweiligen Flächen und die Beendigung der Bergaufsicht.
Der Rückbauumfang betrug im Jahr 2005:
•
•
•
15 Verfüllungen von Bohrungen, davon
2 Beobachtungsbrunnen des Deponiesystems Gerstedt,
23 Wiedernutzbarmachungen von Bohr–
und Sondenplätzen,
15 Sanierungen von Bohrschlammgruben.
Sonstige Maßnahmen:
•
•
•
•
Rückbau der Feldstation (FS) Wenze,
Rückbau des Gassammelpunktes (GSP)
Cheinitz,
Teilrückbau der Obertageanlage der
Feldstation Rohrberg,
Entsorgung von 10.651 Stück Tubings
sowie 44 Bohrlochkopfausrüstungen.
32
Abb. 13: Solegewinnung und -aufbereitung mit Gradierwerk für balneologische Zwecke, SOLEPARK Schönebeck/Bad
Salzelmen (Foto: SOLEPARK).
Und im Jahr 2006:
•
•
•
17 Verfüllungen von Bohrungen, davon
4 Beobachtungsbrunnen des Deponiesystems Gerstedt,
25 Wiedernutzbarmachungen von Bohr–
und Sondenplätzen,
17 Sanierungen von Bohrschlammgruben, davon einmal in der Variante gezielte
natürliche Weiterentwicklung.
Sonstige Maßnahmen:
•
•
•
Rückbau GSP Bierstedt,
Entsorgung von 13.000 Stück Tubings
sowie 20 Bohrlochkopfausrüstungen,
Fachgerechte Entsorgung von 90 t maschinentechnischer Ausrüstungen zurückgebauter Sondenplätze.
Solbetriebe
Von 4 Solbetrieben wird die geförderte Sole in
der chemischen Industrie insbesondere in den
beiden Sodawerken in Staßfurt und Bernburg, im
Werk Schkopau der DOW Olefinverbund GmbH
sowie im Chemiepark Bitterfeld zur Chlorherstellung weiterverarbeitet. Der dabei entstehende
Hohlraum wird für die unterirdische behälterlose
Speicherung vorbereitet bzw. genutzt. 3 Betriebe
führen die gewonnene Sole einer balneologischen
Nutzung in den Kurbetrieben Bad Salzelmen, Bad
Dürrenberg und Bad Kösen zu. (s. Abb. 13)
Sonstiges
Für die untertägige Verwertung von Abfällen
sind grundsätzlich auch Kavernen, d.h. natürliche oder künstliche Hohlräume in Gesteinen,
geeignet. Auf der Kaverne Staßfurt S 1 wurden
die Arbeiten zur Verwertung von bergbaulichen
Abfällen fortgeführt.
33
Dezernat 53 – Markscheidewesen / Altbergbau und Berechtsamswesen
Gerhard Jost
Das Dezernat 53 Markscheide- und Berechtsamswesen, Altbergbau ist zuständig im Hinblick auf raumbezogene Fragen bergbaulicher
Art und für die Genehmigungsverfahren im
Zusammenhang mit Bergbauberechtigungen
nach den §§ 6 ff BBergG. Weitere gesetzliche
Aufgabenschwerpunkte sind die Überwachung
der markscheiderischen Tätigkeiten im Rahmen
der Bergaufsicht nach § 69 Abs. 3 BBergG und
die Aufsicht über die ordnungsgemäße Durchführung von Messungen zur Beobachtung der
Tagesoberfläche i.S. des § 125 BBergG. Das
Dezernat 53 veranlasst unter Wahrung des
Grundsatzes der Subsidiarität Maßnahmen zur
Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit in
stillgelegten Anlagen von bergbaulichen Gewinnungsbetrieben, für die ein Rechtsnachfolger nicht vorhanden oder nicht feststellbar ist
und berät Behörden, Planungsingenieure und
Bürger bei geotechnisch-bergbaulichen Fragestellungen.
lentagebaue und 34 auf Untertagebetriebe und
den Bohrlochbergbau/Speicherbetriebe.
Schwerpunkte der Bearbeitung im Bereich des
Risswesens bildeten die Prüfung der von den
Untertagebetrieben sowie den Betrieben des
Bohrlochbergbaus und der Untergrundspeicherung eingereichten Messunterlagen für die
Höhenfestpunktfelder. Regelmäßige Messungen
sind für folgende Betriebe vorgeschrieben:
•
•
•
•
•
Kaliwerk Zielitz,
Steinsalzbergwerk Bernburg,
Versatzbergwerk Grube Teutschenthal,
ERAM Morsleben,
Sol- und Speicherbetriebe
im Bereich Neustaßfurt,
im Bereich Bernburg / Peissen und
im Raum Teutschenthal /
Bad Lauchstädt.
Im Raum Teutschenthal erfolgte die regelmäßige
nivellitische Beobachtung der Tagesoberfläche
und deren Auswertung auf Grund der räumlichen
Nähe der Betriebe der Grube Teutschenthal,
der Verbundnetz Gas AG und der DOW Chemical (DOW Olefinverbund GmbH Schkopau) in
einem einheitlichen Gesamtkomplex.
Markscheidewesen
Markscheider und anerkannte Personen
Bergbaubetriebe haben nach den §§ 63 und
64 BBergG ein Risswerk durch einen von der
Bergbehörde anerkannten Markscheider oder
durch eine andere als fachkundig anerkannte
Person anfertigen und nachtragen zu lassen.
Form und Inhalt der Karten und Risse, die Bestandteile des Risswerkes sind, ergeben sich aus
der Markscheider-Bergverordnung und den DINNormen 21901 „Bergmännisches Risswerk“. Die
ordnungsgemäße Risswerkführung wird durch
das Dezernat 53 mit regelmäßigen internen Prüfungen der Unterlagen gewährleistet. Geschäftsprüfungen bei den verantwortlichen Markscheidern oder den anerkannten Personen i.S. des
§ 13 Markscheider-Bergverordnung wurden im
Berichtszeitraum nicht durchgeführt.
Von den aktiven Gewinnungsbetrieben liegen
218 bergmännische Risswerke als Behördenexemplar vor. Sie unterliegen den regelmäßigen
Nachtragungsfristen der Markscheider-Bergverordnung. Davon entfallen 173 auf Betriebe der
Steine- und Erden- Industrie, 11 auf Braunkoh-
Zum Stichtag 31. Dezember 2006 waren in
Sachsen-Anhalt 36 anerkannte Markscheider,
18 Markscheider mit vorläufiger Anerkennung
und 15 anerkannte Personen i.S. des § 13 Markscheider-Bergverordnung registriert. Im Berichtszeitraum wurden 2 vorläufige Anerkennungen als
Markscheider und eine Anerkennung als „sonstige Person“ i.S.d. § 13 Markscheider-Bergverordnung ausgesprochen. Die „vorläufige“ Anerkennung resultiert aus der Tatsache, dass das
Land Sachsen-Anhalt bisher kein eigenes Markscheidergesetz erlassen hat.
Bergbauliche Stellungnahmen
Im Jahre 2005 ergingen durch das Dezernat 53
insgesamt 1266 Stellungnahmen, im Jahr 2006
waren es 1324. Die bergbaulichen Stellungnahmen betreffen vor allem private Bauvorhaben,
gemeindliche Bebauungspläne, geplante Windkraftanlagen sowie Bauvorhaben des öffentlichen
Verkehrs und des Leitungsbaus. Schwerpunkte
34
Abb. 14: Einbau des Verfüllrohres am Schacht Leopoldshall VI, Güsten (Foto: LAGB).
35
bildeten umfangreiche Stellungnahmen zu einigen Einzelvorhaben, wie z.B.
• Bau der DB-Neubaustrecke ErfurtLeipzig/Halle, PA 2.5 – Verwahrung von
Braunkohlen-Tiefbaustrecken,
• Bau Ortsumfahrung B 6n, B 180 Ortsumfahrung Hettstedt, BAB 71 Bereich Sachsen-Anhalt, Erschließungsstraße Amsdorf-Etzdorf,
• Bau Schmutzwasserkanalisation in Strenznaundorf im Bereich des Strenznaundorfer Stollens und Heinitzstollens, die das
ehemalige Kupferschiefer-Abbaurevier
entwässern.
Berechtsamswesen
Zum Stichtag 31. Dezember 2005 waren in Sachsen-Anhalt  425 und zum Stichtag 31. Dezember 2006  423 Bergbauberechtigungen nach
§§ 6 ff BBergG erteilt.
Im Berichtszeitraum wurden vermehrt Anträge
zur Übertragung von Bergbauberechtigungen
auf andere Personen und Personenhandelsgesellschaften eingereicht. Die meisten Anträge
bezogen sich auf Bergbauberechtigungen, die
auf oberflächennahe Rohstoffe erteilt worden
waren. Auf Grund der anhaltenden Flaute im
Bausektor war der Absatz der Baurohstoffe weiter rückläufig. Neben Betriebsinsolvenzen fand
ein weiterer Konsolidierungsprozess in der Bauund Rohstoffwirtschaft zu weniger und größeren
Unternehmen statt, was zu vermehrten Anträgen
auf Übertragung von Bergbauberechtigungen
führte. Weitere Schwerpunkte der Bearbeitung
bildeten die Erteilung der Bewilligung für das
Feld „Staßfurter Salzsattel II“ auf Steinsalz/Sole
und die Erteilung der Erlaubnis Feld „Lützen“ auf
Braunkohle.
Altbergbau
Im Berichtszeitraum wurden dem Dezernat 53
insgesamt 72 Tagesbrüche und 4 Bergschäden
an Gebäuden gemeldet. Davon fielen 55 Brüche über tagesnahem Braunkohlentiefbau und
7 Brüche im Bereich des Kupferschiefer und Erzbergbaus. 7 Tagesbrüche waren untertägigem
Sand- und Muschelkalktiefbau (Werksteinabbau)
zuzuordnen. An Tagebaurestlöchern wurden
3 Halden- bzw. Staffelbrüche registriert.
a) Kali- und Steinsalzaltbergbau:
Im Berichtszeitraum hat das LAGB an verschiedenen Altkalischächten Untersuchungs- und Sicherungsmaßnahmen vorgenommen.
Schacht Moltkeshall:
Erwähnenswert ist die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie für die Sicherung des Schachtes
Moltkeshall südlich der Ortslage Zielitz und für
die Beseitigung der an diesem Schacht artesisch
austretenden Salzwässer. Im Zuge von weitergehenden Untersuchungsarbeiten konnte die Zutrittsstelle der mineralisierten Wässer mit einer
faseroptischen Temperaturmessung detektiert
werden. Im Zuge einer Variantenuntersuchung
wird derzeit von einem Ingenieurbüro ein Lösungsvorschlag für die Standsicherheits- und
Vernässungsproblematik erarbeitet.
Schacht Leopoldhall VI:
Im Berichtszeitraum wurde nach nur 21 Monaten Bauzeit der Altkalischacht Leopoldshall VI
in der Stadt Güsten verwahrt. Der 428 m tiefe
Schacht wurde nach einem umfangreichen Untersuchungsprogramm (Erkundung durch eine
geführte Bohrung, echometrische Vermessung,
Leitfähigkeits- und Temperaturmessung mit begleitenden lösungsanalytischen Untersuchungen)
verwahrt. Die Verfüllsäule des Schachtes besteht
im Wesentlichen aus einem kohäsiven Baustoff.
Abgänge des Schachtes wurden mit Grobkiesen verfüllt. Im Zuge der Verwahrung erfolgte ein
umfangreiches Qualitätssicherungsprogramm.
Der verfüllte Schacht wurde mit einer rasengleichen Betonplatte abgedeckt. Die Gefahrenstelle
Schacht Leopoldshall VI ist damit dauerhaft beseitigt. (s. Abb. 14)
Schächte Leopoldshall I und II:
Ein weiterer Schwerpunkt im Zuge der präventiven Gefahrenabwehr war im Berichtszeitraum
die Erkundung des sicherheitlichen Zustandes
der Altkalischächte Leopoldshall I und II in der
Stadt Staßfurt. In Vorbereitung der eigentlichen
Schachtuntersuchungen wurde das Schachtumfeld mit mehreren hundert Bohrmetern untersucht,
um die in den Archivalien angedeuteten, aber
nicht risskundlich bekannten tagesnahen Hohlräume zu erkunden und zu sichern. Im Zuge dieser
Arbeiten wurden Laugenstapelbasins, tagesnahe
Schachtabgänge und Wetterhälse entdeckt, ver-
36
Abb. 15: Steinsalzstalagnaten in versetzter Abbaukammer der ehemaligen Kalischachtanlage Brefeld, Tarthun (Foto:
Stedingk, LAGB).
37
messungstechnisch aufgenommen und dann mit
kohäsiven Baustoffen verfüllt. Nach Herstellung
der Standsicherheit im Umfeld der Schächte begannen die Untersuchungsarbeiten am Schacht
Leopoldshall I. Mittels einer geführten Bohrung
konnten mehrere verspriegelte Schachthorizonte durchörtert und der Schacht bis knapp
zur Endteufe echometrisch vermessen werden.
Ein umfangreiches Probenahme- und Analyseprogramm ergänzte die Hohlraumvermessung.
Am Schacht Leopoldshall II sind gleichgeartete
Untersuchungen derzeit in Bearbeitung.
Tiefbohrungen im Stadtgebiet von Staßfurt:
Nach einer mehrjährigen Planungsphase wurde
im Berichtszeitraum eine umfangreiche Ausschreibung für das Niederbringen von 3 Tiefbohrungen im Stadtgebiet von Staßfurt durchgeführt. Die Leistungen wurden vergeben und
im IV. Quartal 2006 wurde mit der Errichtung der
Bohrplätze und der ersten von zwei Vollkernbohrungen begonnen.
Im Zuge der Bohrungen soll, begleitet von einem
umfangreichen Messprogramm, der Deckgebirgsaufbau und die Hohlraumsituation im Bereich der ehemaligen Kalischachtanlagen Leopoldshall I und Von-der-Heydt/Von-Manteuffel
erkundet werden. Ziel der Untersuchungen ist
die Schaffung von belastbaren Informationen zur
Neubewertung der latenten Bruchgefährdung im
Stadtgebiet von Staßfurt. Nach Abschluss der
Untersuchungsarbeiten des LAGB wird durch
das Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben Hannover (GGA) an zwei der
Bohrungen ein geophysikalisches Forschungsprogramm durchgeführt. Hierzu wurde zwischen
dem LAGB und der GGA eine Verwaltungsvereinbarung geschlossen.
Kontrollbefahrung Schachtanlage Brefeld:
Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt des Dezernates 53 bildete im Berichtszeitraum die Kontrollbefahrung der ehemaligen Kalischachtanlage „Brefeld“, die sich vergleichsweise tagesnah
auch unterhalb der Ortslage Tarthun im Landkreis
Aschersleben-Staßfurt erstreckt. Die Schachtanlage Brefeld ist die einzige noch lufterfüllte
Kalischachtanlage an der Südwestflanke des
Staßfurter Sattels. Der Bergwerksbetrieb wurde
bereits in den 20er Jahren des vergangen Jahrhunderts eingestellt. Von 1935 bis 1944 wurde
die Anlage dann für die Einlagerung von Munition
genutzt. Unmittelbar nach Kriegsende erfolgte
eine Demontage sämtlicher vorhandener Einrichtungen der Schachtanlage durch die sowjetische
Besatzung. Die Anlage wurde anschließend sich
selbst überlassen.
Von 1996 bis 1998 untersuchte das ehemalige
Bergamt Staßfurt den Sicherheitszustand der
Schachtanlage, veranlasste Sicherungsmaßnahmen am Schacht Brefeld I und ließ Schacht
Brefeld II vom Niveau der 2. Tiefbausohle bis
zur 500 m-Sohle verfüllen. Im Ergebnis der im
Jahre 1998 erarbeiteten gutachterlichen Stellungnahme sollte nach 5 Jahren eine erneute
Beurteilung des Sicherheitszustandes des Bergwerkes durchgeführt werden. Diese erfolgte im
Berichtszeitraum. (s. Abb. 16 und 17)
An beiden Schächten wurden Seilfahrtseinrichtungen errichtet und über einen Zeitraum von
mehreren Monaten der bergmännische Betrieb
der Anlage aufrechterhalten. In einer ersten Phase wurden alle zugänglichen Grubenbaue der
2. Tiefbausohle, der 2. bis zur 6. Firstsohle und
die 1. Tiefbausohle befahren und der Zustand
dokumentiert. Untersuchungsschwerpunkte waren die geohydraulische Situation (Lösungszutritte), die gebirgsmechanische Situation sowie
die Beurteilung des Sicherheitszustandes der
beiden Schächte.
In einer 2. Erkundungsetappe erfolgte die Herstellung der Befahrbarkeit des 160 m tiefen
Blindschachtes zwischen der 4. Firstsohle und
der 350m-Sohle. Die sog. „tiefen Sohlen“ des
Bergwerkes waren letztmalig 1935 befahren worden. Im Zuge der Erkundung konnte der Sicherheitszustand der 350m-Sohle, der 400m-Sohle
und die noch lufterfüllten Bereiche der 500mSohle bewertet werden. Wichtige Erkenntnisse
konnten über den Laugenstand im Bereich der
500m-Sohle gewonnen werden.
Neben der Neuverlegung der Traufenwasserableitung von Schacht Brefeld II wurden im Niveau
der 500m-Sohle und im Niveau der 2. Tiefbausohle Sensoren eingebaut, die den Pegelstand
in der Grube registrieren. In regelmäßigen Zeitabständen wird ein über Tage installierter Datenlogger, der die Sensordaten speichert, ausgelesen und das LAGB erhält damit (ohne eine
aufwändige Befahrung der Grube durchzuführen)
belastbare Informationen über die Laugenstandsentwicklung des Bergwerkes, welche für die
38
b) Werksteintiefbau
Zechsteinkalkabbau „am Weinberg“ in Hettstedt:
Im Berichtszeitraum wurde die Verwahrung der
tagesnahen Werksteinabbaue (Zechsteinkalk)
am Weinberg in Hettstedt abgeschlossen. Mit
rd. 2000 m3 Beton wurden Strecken- und Abbaubereiche unter Flächen sensibler Nutzung
(Wohnbebauung und Straßen) verfüllt. Im Zuge
eines anschließenden Kontrollbohr- und Qualitätssicherungsprogramms wurde ein weiterer,
kleiner tagesnaher Kalkabbau aufgefunden, der
ebenfalls mit Beton verfüllt wurde.
Abb. 16: Kübelfahrung an Schacht Brefeld II
(Foto: Stedingk, LAGB).
sicherheitliche Zustandsbewertung der wichtigste Indikator ist. Nach der vorliegenden gutachterlichen Einschätzung kann durch dieses Lösungsmonitoring der Kontrollzyklus des Bergwerkes
auf 15 Jahre ausgedehnt werden.
Abb. 17: Schacht Brefeld II mit temporär errichteter Seilfahrtsanlage (Foto: Pfefferkorn).
Zechsteinkalkabbau „am Katzensteg“ in Hettstedt:
Nach einer markscheiderisch-bergschadenkundlichen Bewertung des Abbausystems am
sog. „Katzensteg“ in der Stadt Hettstedt begannen im Berichtszeitraum weitergehende Erkundungs- und Verwahrungsmaßnahmen. Die
Werksteinabbaue sind tagesnah und mit mehreren Gebäuden und einer öffentlichen Straße
überbaut. In der Vergangenheit gefallene Tagesbrüche unterstreichen die Notwendigkeit der Sicherungsmaßnahme. Im Zuge der Verwahrung
sind ca. 2000 m3 Hohlraum zur Gewährleistung
der Dauerstandsicherheit der bebauten Tagesoberfläche zu verfüllen.
Kalkabbau im Bereich des Kirchberges in
Schraplau:
Nachdem im Februar 2006 unmittelbar auf einer
öffentlichen Straße ein größerer Tagesbruch gefallen war, erfolgte auf Veranlassung des LAGB
eine Erkundung und Vermessung der Kalksteinweitungsbaue in Schraplau. Nachdem erste belastbare rissliche Unterlagen von den Abbauen in
Schraplau vorlagen war erkennbar, dass sensibel
genutzte Bereiche (Straße, Wohnbebauung) akut
gefährdet sind. Derzeit sind Hohlräume in einer
Größenordnung von ca. 6.000 m3 befahrbar. Der
geotechnische Zustand des Systems ist als äußerst labil einzuschätzen. In mehreren Abbaukammern haben sich Hochbrüche herausgebildet, die bis zu 8 m Höhe aufweisen. Ein zeitnaher
Verbruch dieser Abbaukammern ist zu besorgen.
Aufgrund der geringen Deckgebirgsmächtigkeit
ist einzuschätzen, dass Tagesbrüche von mehreren Metern Durchmesser und bis zu 10 m Tiefe
nicht auszuschließen sind. Gemeinsam mit der
39
Stadt Schraplau, der zugehörigen Verwaltungsgemeinschaft und dem Landkreis MerseburgQuerfurt wurden die weiteren Schritte einvernehmlich festgelegt. In einem ersten Schritt
erfolgte durch das LAGB die Veranlassung von
Erstsicherungsmaßnahmen durch u.a. Konturstabilisierung mit bewehrtem Spritzbeton, die
Errichtung von Druckkästen, Stahlausbau und
Verfüllungen unter einem Wohngebäude und der
Straße „Am Kirchberg“. Die Arbeiten dauerten
zum Ende des Berichtszeitraums noch an. Der
Stadt Schraplau wurde aufgrund der zu erwartenden Kosten für die Erkundung und Sicherung
des Gesamtsystems empfohlen, einen Antrag auf
Zuwendung nach der Bergbausanierungsrichtlinie bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt zu
stellen.
c) Wasserableitungsstollen des Kupferschieferbergbaus
Jakob-Adolph-Stollen in der Stadt Hettstedt:
Der Jakob-Adolph-Stollen unterquert das Stadtgebiet von Hettstedt auf etwas über 6 km Länge.
Bereits seit mehreren hundert Jahren entwässert
der Stollen das Stadtgebiet. Ein hydraulischer
Verschluss des Stollens hätte nicht absehbare
Folgen für die Standsicherheit der Tagesoberfläche. Nahezu der gesamte alte und uralte Kupferschieferbergbau mit einer Vielzahl von Schächten
wird durch den Stollen entwässert.
Am Jakob-Adolph-Stollen laufen bereits seit
mehreren Jahren umfangreiche Sicherungsarbeiten. Im Berichtszeitraum ist eine Schlüssel-
stelle des Stollens, ein Stollenabschnitt zwischen
dem 7. und dem 8. Lichtloch Gegenstand von
präventiven Gefahrenabwehrmaßnahmen. In diesem Bereich ist der Stollen verbrochen und die
anfallenden Wässer haben sich angestaut und
dringen über die alten Kupferschieferabbaue in
den tieferliegenden Teil des Stollens wieder ein.
Bei einem kompletten hydraulischen Verschluss
an dieser Stelle würde der bergseitig gelegene
Stollenabschnitt angestaut, die Schächte der
Kupferschieferbergbaus würden unterspült und
es wäre mit Brüchen innerhalb der Bebauung
von Hettstedt zu rechnen.
Zur Rekonstruktion des verbrochenen Stollens
wurde ein 37 m tiefer runder Schacht mit einem
lichten Querschnitt von 3,3 m bis in das Stollenniveau aufgefahren. Vom Schachtfuß aus wird
der Stollen beidseitig bis in die Bereiche mit
standfestem Ausbau neu aufgefahren. Während
der Arbeiten ist durch eine großzügig dimensionierte Wasserhaltung der Arbeitsbereich trocken
zu halten. Die Arbeiten dauern noch an.
Erdeborner Stollen in der Ortslage Erdeborn:
Der Erdeborner Stollen entwässert Kupferschieferabbaureviere nahe der Ortslage Erdeborn. Er führt in Trockenzeiten ca. 400 l/min
und nach Regenperioden deutlich mehr als 1
bis 2 m3 Wasser ab. Im Bereich zwischen dem
6. und dem 8. Lichtloch des Stollens hat sich
vermutlich die Stollensohle im Verlauf vieler
Jahrzehnte abgesenkt. In diesem Bereich hat
sich bis dicht unter die Stollenfirste Schlamm
abgelagert. Bei Starkniederschlägen kann der
Stollen die anfallenden Wassermassen nicht
mehr abführen. Im Juli 2001 war dies so. Ein
Teil der tiefliegenden Ortslage wurde damals
überschwemmt.
Im Berichtszeitraum wurde ein Gutachten über
den Stollen erstellt, welches das Sicherungserfordernis nachhaltig unterstrich. In mehreren
Bauphasen soll der Stollen von seinem Mundloch quer durch die Ortslage bis zum 9. Lichtloch
von Schlammmassen befreit und schadhafte
Stellen repariert werden. Nach einer Vergabe
der ausgeschriebenen bergbaulichen Leistungen
begannen gegen Ende des Berichtszeitraumes
die baulichen Maßnahmen (s. Abb. 19 und 20).
Abb. 18: Jakob-Adolph-Stollen, Hettstedt
(Foto: Todte, LAGB).
40
d) Schächte/Lichtlöcher des Kupferschieferbergbaus und Eisenerzbergbau
Im Berichtszeitraum wurde nach dem Verbruch
eines alten Kupferschieferschachtes nahe der
Ortslage Wolferode das offene Bergwerk befahren. Im Rahmen einer umfangreichen Archivrecherche konnten rissliche Unterlagen des umgegangenen Bergbaus aufgefunden werden. Nach
Zuordnung der markscheiderischen Unterlagen
zur topographischen Situation war festzustellen,
dass sich die vorhandene Bebauung außerhalb
des Einflussbereichs des Altbergbaus befindet.
Der Schacht wurde fachgerecht verwahrt.
Im Berichtszeitraum wurde weiterhin ein tiefes
Lichtloch des Strenznauendorfer-Stollens sowie
ein Lichtloch des Johann-Friedrich-Stollens bei
Welfesholz mit einer verkehrssicheren Abdeckung versehen.
Es erfolgten weiterhin eine Schachtsicherung im
Bereich des Eisenerzgangzuges Georgenberg,
eine Mundlochverwahrung einer Tagesstrecke im
Bereich der ehem. Erzgrube „Silberbach“ sowie
eine fledermausgerechte Schachtsicherung im
Bereich der ehem. Erzgrube „Silberner Nagel“
in der Gemarkung Stolberg.
Abb. 19: Markscheiderische Vermessung des Erdeborner
Stollens (Foto: Ingenieurbüro Dr. Meier, Freiberg).
Anschriften der Autoren:
U. BERTHOLD, M. BRANDT, U. DESSELBERGER, F. Garlipp,
G. JOST, P. POSCHWALD, U. SCHAAR & W. Thier,
Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt,
Köthener Str. 34, 06118 Halle
Abb. 20: Sicherungsarbeiten am Erdeborner Stollen
(Foto: Todte, LAGB).
41
Anlage 1 zum Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung
Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2005
1
1.1
Bergbauberechtigungen
Erlaubnisse nach § 7 BBergG
Bodenschatz
Braunkohle
Stein-Kalisalz
Sole
Erz / Spat
Erdöl / Erdgas
Geothermie
1.2
Neuanträge
Erteilung
Ablehnung
0
0
Einstellung/
Rücknahme
0
0
Anträge am
31.12.2005
0
0
1
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Bewilligungen nach § 8 BBergG
Bodenschatz
Lockergestein
(K/S)
Ton
Hartgestein
Kalkstein
Braunkohle
Stein- Kalisalz
Sole
Erz / Spat
Erdöl / Erdgas
Geothermie
Sonstige
Summe
1.3
Anträge am
01.01.2005
0
0
Anträge am
01.01.2005
0
Neuanträge
Erteilung
Ablehnung
Einstellung
0
0
0
0
Anträge am
31.12.2005
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Veränderungen an Bergbauberechtigungen
Verfahren
Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG
Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG
Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis/Bewilligung)
Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum)
Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis)
Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE)
1.4
Entscheidungen
1
0
1
0
6
5
laufende
Verfahren
0
3
0
0
4
4
Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2005
Bodenschatz
Erlaubnisse
Bewilligungen
Lockergestein
Ton
Hartgestein
Kalkstein
Braunkohle
0
0
0
0
1
121
17
28
8
11
Bergwerkseigentume
89
39
18
17
14
Alte Rechte
Summe
17
0
0
0
0
227
56
46
25
26
42
Bodenschatz
Salze/ Sole/ UGS
Erz / Spat
Erdöl / Erdgas
Geothermie
Sonstige
Gesamt
1.5
Erlaubnisse
Bewilligungen
0
0
0
0
0
1
13
0
0
0
2
200
Bergwerkseigentume
20
2
4
0
3
206
Alte Rechte
Summe
0
0
0
0
1
18
33
2
4
0
6
425
Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsamswesens/Markscheidewesen
Verfahren
Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG)
Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG
Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG / lfd. Verfahren
Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten
Stellungnahmen zu Abbauanträgen bei Kreisverwaltungen
Anordnungen gemäß § 2 Abs. 2 BodSchAG LSA
1.6
Bestand an Risswerken am 31.12.2005
Bezeichnung
Risswerke nach § 63 BBergG
Berechtsamskarten
Übersichtskarten
Übersichtskarte
Orthophotos (analog / digital)
Summe
2
2.1
Anzahl
3
2
1
65
3
1
Anzahl der Risswerke
635
2
2
2
1
642
Blattanzahl
ca. 4.800
231
19
2
249
ca. 5.300
Betriebsaufsicht/Betriebsplanverfahren/Besondere Verfahrensarten
Betriebe unter Bergaufsicht am 31.12.2005
Art / Bodenschatz
Steine- und Erden-Betriebe in Gewinnung
davon: Lockergestein
Tone
Hartgesteine
Kalksteine
Sonstige (Kieselgur, Gips/Anhydrit, Torf)
Steine- und Erden-Betriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung
Braunkohlentagebaue
Braunkohlenveredlungsbetriebe
Braunkohlengrubenkraftwerke
Kalisalz
Steinsalz
Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM)
Versatzbergwerke
Versatzmaterialherstellung
Untertagedeponie (UTD)
Haldenrückgewinnung
Tiefbaubetriebe in Einstellung
Besucherbergwerke
Besucherhöhlen
Anzahl
156
106
18
16
13
3
53
11
12
4
1
2
1
3
1
1
3
4
5
4
43
Art / Bodenschatz
Erdgasförderung
Solegewinnung
davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen
Anzahl
1
8
5
(28 in Solung befindliche
Kavernen)
Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe)
Geothermie
Untergrundspeicher
davon: Kavernenspeicher für Erdgas
3
1
9
4
(57 Kavernen)
1
1
3
(5 Kavernen)
280
Bergwerksspeicher für Erdgas
Porenspeicher für Erdgas
Kavernenspeicher für Produkte
Summe
2.2
Betriebsbefahrungen 2005
in Tagebauen
293
2.3
unter Tage
Summe
212
833
Betriebsplanzulassungen 2005 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen)
Bodenschatz
Lockergestein
Ton / Kaolin
Hartgestein
Kalkstein
Kieselgur
Torf
Gips / Anhydrit
Braunkohle
Kalisalz
Steinsalz
ERAM
Versatz / UTD
Haldenrückbau
Tiefbau in Einstellung
Besucherbergwerke
Besucherhöhlen
Bohrlochbergbau
Summe
1
über Tage /
inkl. Bef. Altbergbau
328
HBP 1Aufs.
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
HBPGew.
70
12
17
5
2
2
1
5
2
2
1
0
2
0
2
2
8
133
fakult.
RBP 2
3
0
1
1
0
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
7
obligat.
RBP
4
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
5
SBP 3
ABP 4
Summe
10
2
1
3
0
0
0
11
12
3
9
15
0
1
0
0
55
122
8
4
0
1
0
0
0
31
0
0
0
4
0
1
0
0
45
94
95
18
19
10
2
4
1
47
15
5
10
19
2
2
2
2
108
361
HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan
44
2.4
Planfeststellungsverfahren (PFV)
Verfahrensstand
Einstellungen (E)
Planfeststellungsbeschlüsse (PFB)
Ablehnungen (A)
Σ abgeschlossen PFV (E+PFB+A)
Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV)
sonstige laufende Verfahren
Σ laufende PFV
Σ noch zu erwartende PFV
(Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen,
Scopingtermin durchgeführt oder Leseexemplar liegt vor)
2.5
Summe von 1990 bis
Ende 2005
1
58
1
(vom VG aufgehoben)
59
11
16
27
30
davon in 2005
Summe von 1990 bis
Ende 2005
54
6
0
60
1
2
7
10
davon in 2005
0
3
0
3
4
Grundabtretungsverfahren (GAV )
Verfahrensstand
Einstellungen (E)
rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB)
Ablehnungen (A)
Σ abgeschlossen GAV (E+GAB+A)
vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV)
Beklagte GAB
sonstige laufende GAV
Σ laufende GAV
9
1
0
10
1
2
2.6 Feldes- und Förderabgabe
Feldes- und Förderabgabe wird im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit
konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen hinsichtlich Festsetzung und Zahlungseingänge..
Verfahrensstand
Feldesabgabe
Feldesabgabeakten
abschließend geprüfte Feldesabgabeakten
laufende Prüfungen
Festsetzungsbescheide
Summe überprüfte Feldesabgabeakten
Förderabgabe
Förderabgabeakten
abschließend geprüft Förderabgabeakten
laufende Prüfungen
(mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen)
Festsetzungsbescheide
Summe überprüfte Förderabgabeakten
Summe von 1990 bis
Ende 2005
davon in 2005
5
5
0
5
5
0
0
0
0
244
226
18
17
17
501
226
32
17
45
2.7
Sonstige Entscheidungen 2005
Art der Entscheidung
Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG
Genehmigungen nach GesBergV
Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit
Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung)
Erlaubnisse nach § 7 SprengG
Unbedenklichkeitsbescheinigungen
Auskunftsersuchen
Anzeigen
Sprengberechtigungen für Untertage
Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen
Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA (inkl. Planfeststellungsbeschlüsse)
Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VAwS LSA
Anzeigen nach § 15 BImSchG
Genehmigung nach §§ 4 i.V.m. 19 BImSchG
Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG
Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG
Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG
Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV
Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV/RöV
Gammaradiografieanzeigen
Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV
Bergrechtliche Zulassung für Versatz – BZV (AUREC BBG)
EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz)
Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO
Anzeigen nach § 31 (4) KrW-/AbfG
Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung
Anordnungen nach BodSchAG LSA
Summe
Anzahl
0
4
30+4
13
1
1
68
21
0
0
17
17
4
0
1
7
2
0
26
16
38
58
38
27
0
9
0
398
2.8 Widersprüche / Verwaltungsstreitverfahren / Anordnungen / Ordnungswidrigkeitsverfahren 2005
Art der Verfahren
Widersprüche
Verwaltungsstreitverfahren
Anordnungen
Ordnungswidrigkeitsverfahren
Strafverfahren
Anzahl
0
0
4
2
0
46
3
3.1
Altbergbau
Bergbauliche Stellungnahmen 2005
Verfahren
Bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Bergschäden, Tagesbrüche, Halden
und Restlöcher)
Geologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Leitungen aller Art, Bauvorhaben,
Windenergie, Bahnbau, Autobahnbau)
Ingenieurgeologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Gutachten,
Zwangsversteigerungen)
Stellungnahmen zu raumordnerischen Belangen (REP/TEP, LSG/NSG, FNP, V.-E.Pl.,
Dorferneuerung, Bahnbau, Straßenbau)
Löschung von Dienstbarkeiten
Summe
3.2
233
200
156
772
11
1372
Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31.12.2005
Art
Anzahl Rissplatten/Rollrisse/Karten
Mutungskarten
Geologische Übersichtskarten
Bohrkarten Prätertiär
Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau
Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden u. Restlöcher
Summe
4
4.1
Anzahl
Anzahl
8586
105
376
58
183
15
9323
Unfallgeschehen
Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2005
Bergbauunternehmen
Subunternehmen
WegeArbeitsunfälle
unfälle
Arbeitsunfälle
unter
in
Tage gebauen
Steine- und
Erdenbergbau
Braunkohlenbergbau
Salzbergbau
Erdöl-ErdgasBergbau
Versatzbergbau
Besucherbergwerke
über
Tage
gesamt
unter in TageTage bauen
Wegeunfälle
über
Tage
gesamt
0
36
0
36
4
0
0
0
0
0
0
2
5
7
0
0
4
3
7
0
8
0
1
9
5*
0
0
0
5
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
0
2
4
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
* Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke
4.2
Unfalluntersuchungen 2005
Steine- und Erdenbergbau
Braunkohlenbergbau
Salzbergbau, Versatz,
Bohrlochbergbau,
Besucherbergwerke
unter Tage
0
0
1
in Tagebauen
0
0
0
über Tage
1
0
0
gesamt
1
0
1
47
Anlage 2 zum Tätigkeitsbericht der Bergverwaltung
Statistische Übersicht der bergamtlichen Tätigkeiten im Berichtsjahr 2006
1
1.1
Bergbauberechtigungen
Erlaubnisse nach § 7 BBergG
Bodenschatz
Braunkohle
Stein- Kalisalz
Sole
Erz / Spat
Erdöl / Erdgas
Geothermie
1.2
Neuanträge
Erteilung
Ablehnung
0
Einstellung/
Rücknahme
0
Anträge am
31.12.2006
0
0
0
0
1
1
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
1
Bewilligungen nach § 8 BBergG
Bodenschatz
Lockergestein
(K/S)
Ton
Hartgestein
Kalkstein
Braunkohle
Stein- Kalisalz
Sole
Erz / Spat
Erdöl / Erdgas
Geothermie
Sonstige
Summe
1.3
Anträge am
01.01.2006
0
Anträge am
01.01.2006
Neuanträge
Erteilung
Ablehnung
Einstellung
Anträge am
31.12.2006
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
Veränderungen an Bergbauberechtigungen
Verfahren
Verlängerung von Bergbauberechtigungen nach § 16 BBergG
Widerruf nach § 18 Abs. 3 BBergG
Aufhebungen nach § 19 BBergG (Erlaubnis/Bewilligung)
Aufhebungen nach § 20 BBergG (Bergwerkseigentum)
Zustimmungen nach § 22 BBergG (Übertragung von Bewilligung, Erlaubnis)
Genehmigung nach § 23 BBergG (Veräußerung BWE)
Genehmigung der Vereinigung nach § 26 BBergG (Vereinigung BWE)
Teilung nach § 28 BBergG (Teilung von BWE)
1.4
Entscheidungen
3
0
1
0
2
3
0
1
laufende
Verfahren
0
5
2
1
6
2
1
0
Bestand an Bergbauberechtigungen am 31.12.2006
Bodenschatz
Erlaubnisse
Bewilligungen
Lockergestein
Ton
Hartgestein
0
0
0
118
12
32
Bergwerkseigentume
89
38
19
Alte Rechte
Summe
15
1
0
222
51
51
48
Bodenschatz
Erlaubnisse
Bewilligungen
Alte Rechte
Summe
8
14
Bergwerkseigentume
17
16
Kalkstein
Braunkohle
0
1
0
0
25
31
Salze/Sole/ UGS
0
14
21
0
35
Erz / Spat
Erdöl/Erdgas
Goethermie
Sonstige
Gesamt
0
0
0
0
1
1
0
0
0
199
2
4
0
0
206
0
1
0
0
17
3
5
0
0
423
1.5 Sonstige Verfahren aus dem Bereich des Berechtsams- und
Markscheidewesen 2006
Verfahren
Amtliche Probenahmen (§ 3 Abs. 4 BBergG)
Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG
Feststellungen nach § 3 Abs. 4 BBergG/lfd. Verfahren
Auskünfte in Berechtsamsangelegenheiten
Anerkennung Markscheider
Anerkennung anderer Personen
1.6
Bestand an Risswerken am 31.12.2006
Bezeichnung
Risswerke nach § 63 BBergG
Berechtsamskarten
Übersichtskarten
Übersichtskarte
Orthophotos (analog/digital)
Summe
2
2.1
Anzahl
1
1
3
55
2
1
Anzahl der Risswerke
326
2
2
2
1
333
Blattanzahl
5.835
231
19
2
249
6.336
Betriebsaufsicht/Betriebsplanverfahren/Besondere Verfahrensarten
Betriebe unter Bergaufsicht am 31.12.2006
Art / Bodenschatz
Steine- und Erden-Betriebe in Gewinnung
davon: Lockergestein
Tone
Hartgesteine
Kalksteine
Sonstige (Kieselgur, Gips / Anhydrit, Torf)
Steine- und Erden-Betriebe in Aufsuchung, Unterbrechung oder Einstellung
Braunkohlentagebaue
Braunkohlenveredlungsbetriebe
Braunkohlengrubenkraftwerke
Kalisalz
Steinsalz
Endlager für radioaktive Abfälle (ERAM)
Versatzbergwerke
Versatzmaterialherstellung
Untertagedeponie (UTD)
Haldenrückgewinnung
Anzahl
157
108
18
16
12
3
50
11
12
4
1
2
1
3
1
1
3
49
Art / Bodenschatz
Tiefbaubetriebe in Einstellung
Besucherbergwerke
Besucherhöhlen
Erdgasförderung
Solegewinnung
Anzahl
4
5
4
1
8
5
(30 in Solung
befindliche Kavernen)
3
1
9
4
(54 Kavernen)
1
1
3
(6 Kavernen)
278
davon: Betriebe zur Aussolung von Kavernen
Betriebe zur Nutzung der Sole für balneologische Zwecke (Kurbetriebe)
Geothermie
Untergrundspeicher
davon: Kavernenspeicher für Erdgas
Bergwerksspeicher für Erdgas
Porenspeicher für Erdgas
Kavernenspeicher für Produkte
Summe
2.2
Betriebsbefahrungen 2006
in Tagebauen
329
2.3
unter Tage
Summe
244
975
Betriebsplanzulassungen 2006 (incl. Ergänzungen und Verlängerungen)
Bodenschatz
Lockergestein
Ton / Kaolin
Hartgestein
Kalkstein
Kieselgur
Torf
Gips / Anhydrit
Braunkohle
Kalisalz
Steinsalz
ERAM
Versatz / UTD
Haldenrückbau
Tiefbau in Einstellung
Besucherbergwerke
Besucherhöhlen
Bohrlochbergbau
Summe
1
über Tage/
inkl. Bef. Altbergbau
402
HBP1Aufs.
0
1
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
HBPGew.
61
12
11
10
0
0
1
2
1
2
0
4
0
0
5
3
11
123
fakult.
RBP 2
2
0
1
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
4
obligat.
RBP
5
0
1
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
7
SBP 3
ABP 4
Summe
9
1
0
5
0
0
0
8
7
4
13
7
0
0
0
0
65
119
4
1
0
1
0
0
0
29
0
0
0
3
0
3
0
0
40
81
81
15
13
18
0
0
1
40
8
6
13
14
0
3
5
3
116
336
HBP = Hauptbetriebsplan, 2 RBP = Rahmenbetriebsplan, 3 SBP = Sonderbetriebsplan, 4 ABP = Abschlussbetriebsplan
50
2.4
Planfeststellungsverfahren (PFV)
Verfahrensstand
Einstellungen (E)
Planfeststellungsbeschlüsse (PFB)
Ablehnungen (A)
Σ abgeschlossen PFV (E+PFB+A)
Zulassungen vorzeitiger Beginn (hier nur bei lfd. PFV)
sonstige laufende Verfahren
Σ laufende PFV
Σ noch zu erwartende PFV
(Zählkriterium: behördliches Verlangen ausgesprochen,
Scopingtermin durchgeführt oder Leseexemplar liegt vor)
2.5
Summe von 1990
bis Ende 2006
1
65
0
66
5
17
22
davon in 2006
0
7
0
7
0
0
30
Grundabtretungsverfahren (GAV)
Verfahrensstand
Einstellungen (E)
rechtskräftige Grundabtretungsbeschlüsse (GAB)
Ablehnungen (A)
Σ abgeschlossen GAV (E+GAB+A)
vorzeitige Besitzeinweisung (hier nur bei lfd. GAV)
beklagte GAB
sonstige laufende GAV
Σ laufende GAV
Summe von 1990
bis Ende 2006
56
6
0
62
0
3
7
10
davon in 2006
2
0
0
2
0
1
2.6 Feldes- und Förderabgabe
Feldes- und Förderabgabe wird im Land Sachsen-Anhalt bis Ende 2006 nicht erhoben. Die Tätigkeit
konzentriert sich daher auf die Überprüfung der im Rahmen der Entrichtung der Feldes- und Förderabgabe bis Ende 2001 angefallenen Unterlagen hinsichtlich Festsetzung und Zahlungseingänge.
Verfahrensstand
Feldesabgabe
Feldesabgabeakten
Festsetzungsbescheide
laufende Prüfungen
Summe abschließend geprüfter Feldesabgabeakten
Förderabgabe
Förderabgabeakten
Festsetzungsbescheide
laufende Prüfungen bzgl. Festsetzung der Förderabgabe
(mit Festsetzungsbescheid unter Vorbehalt abgeschlossen)
bzgl. Festsetzung überprüfte Förderabgabeakten
laufende Prüfungen bzgl. Erhebung von Säumniszuschlägen
bzgl. Zahlungseingänge überprüfte Förderabgabeakten
Summe von 1990
bis Ende 2006
davon in 2006
5
5
0
5
0
0
0
244
505
4
17
2
227
83
161
1
31
33
51
2.7
Sonstige Entscheidungen 2006
Art der Entscheidung
Befreiung von Betriebsplanpflicht nach § 51 (3) BBergG
Genehmigungen nach GesBergV
Ausnahmegenehmigung nach ArbZG vom Verbot der Sonntagsarbeit
Befähigungsscheine nach § 20 SprengG (einschl. Verlängerung u. Ergänzung)
Erlaubnisse nach § 7 SprengG
Unbedenklichkeitsbescheinigungen
Auskunftsersuchen
Anzeigen
Sprengberechtigungen für Untertage
Prüfung und Abnahme von Seilfahrtsanlagen
Wasserrechtliche Erlaubnisse nach WG LSA (inkl. Planfeststellungsbeschlüsse)
Anzeigen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen nach VAwS LSA
Anzeigen nach § 15 BImSchG
Genehmigung nach §§ 4 i.V.m. 19 BImSchG
Vorzeitiger Beginn gemäß § 8a BImSchG
Wesentliche Änderungen gemäß § 16 (1) und (2) BImSchG
Änderungen gemäß § 16 (4) BImSchG
Ausnahmegenehmigung nach § 33 13. BImSchV
Anzeigen / Genehmigungen nach StrlSchV/RöV
Gammaradiografieanzeigen
Entsorgungsnachweise nach § 5 NachwV
Bergrechtliche Zulassung für Versatz – BZV (Aurec BBG)
EVN im privilegierten Verfahren (UTD Zielitz)
Notifizierung nach Art. 6 ff EG AbfallverbringungsVO
Anzeigen nach § 31 (4) KrW-/AbfG
Entscheidungen nach § 5 Gashochdruckleitungsverordnung
Anordnungen nach BodSchAG LSA
Anerkennung befähigter Personen nach § 14 (1) BetrSichV
Sonstige Anzeigen nach Bergrecht
Summe
3
3.1
Anzahl
0
1
41
14
2
45
218
10
34
6
11
7
8
0
1
2
6
0
14
0
34
29
42
32
1
7
2
1
291
859
Altbergbau
Bergbauliche Stellungnahmen 2006
Verfahren
Bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Bergschäden, Tagesbrüche, Halden
und Restlöcher)
Geologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Leitungen aller Art, Bauvorhaben,
Windenergie, Bahnbau, Autobahnbau)
Ingenieurgeologisch-bergbauliche Stellungnahmen (Bauvorhaben, Gutachten,
Zwangsversteigerungen)
Stellungnahmen zu raumordnerischen Belangen (REP/TEP, LSG/NSG, FNP, V.E.Pl., Dorferneuerung, Bahnbau, Straßenbau)
Löschung von Dienstbarkeiten
Summe
Anzahl
140
181
218
781
4
1324
52
3.2
Bestand an Rissen und Karten des Altbergbaus am 31.12.2006
Art
Anzahl Rissplatten/Rollrisse/Karten
Mutungskarten
Geologische Übersichtskarten
Bohrkarten Prätertiär
Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Tief- und Tagebau
Beeinflussungsbereiche Altbergbau – Halden u. Restlöcher
Summe
4
4.1
Anzahl
8586
105
376
58
183
15
9323
Unfallgeschehen
Meldepflichtige Arbeitsunfälle 2006
Bergbauunternehmen
Wegeunfälle
Arbeitsunfälle
Steine- und
rdenbergbau
Braunkohlenbergbau
Salzbergbau
Erdöl-ErdgasBergbau
Versatzbergbau
Besucherbergwerke
Subunternehmen
unter
Tage
in
Tagebauen
über
Tage
gesamt
0
40
0
40
0
2
1
6
0
0
Wegeunfälle
Arbeitsunfälle
unter
Tage
in
Tagebauen
über
Tage
gesamt
4
0
3
0
0
0
3
2
0
2
0
2
0
5
11
6*
3
0
3
6
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
3
0
0
3
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
* Summe Wegeunfälle Salzbergbau, Versatzbergbau, Bohrlochbergbau, Besucherbergwerke
4.2
Unfalluntersuchungen 2006
Steine- und Erdenbergbau
Braunkohlenbergbau
Salzbergbau, Versatz,
Bohrlochbergbau,
Besucherbergwerke
unter Tage
0
0
in Tagebauen
0
0
über Tage
1
0
gesamt
1
0
2
0
0
2
53
Zulassungsverfahren für die Haldenkapazitätserweiterung des Kaliwerkes
Zielitz
nico Möller-lindenhoF
Ungefähr 15 Kilometer nördlich von Magdeburg
am Rande der ausgedehnten Waldflächen der
Colbitz-Letzlinger Heide erheben sich über der
sonst eher flachen und unauffälligen Landschaft
zwei Halden als weithin sichtbares Zeichen des
Kalibergbaus.
Die beiden Halden gehören zum Werk Zielitz,
dem größten Kaliwerk Deutschlands, das mit
einem Anteil von ca. 5 % an der Weltkaliproduktion auch internationale Bedeutung hat.
Hier werden jährlich durch die K+S KALI GmbH
ca. 12 Mio. t Rohsalze aus Teufen bis zu 1200 m
gewonnen und in der werkseigenen Aufbereitungsanlage durch Flotation und Heißlöseprozess in die werthaltige Komponente Sylvin und in
den Rest, die sog. Rückstandssalze aufgetrennt.
Aus dem Sylvin werden im Kaliwerk verschiedene Produkte und Produktqualitäten hergestellt,
hauptsächlich marktgerechte Düngersorten für
die Landwirtschaft. Die Rückstandssalze, von
denen im Jahr bis zu 9,5 Mio. t anfallen, eignen
sich hingegen nicht für eine marktgängige Verwendung. Sie werden deshalb über Tage aufgehaldet.
Auf diese Weise sind die beiden Rückstandshalden entstanden, die die Kaligewinnung am
Standort Zielitz seit den Anfängen in den frühen
70iger Jahren des letzten Jahrhunderts begleiten
und dabei beachtliche Ausmaße angenommen
haben. Ihre zur DDR-Zeit festgelegte Haldenkapazität war Ende 2006 erschöpft. Um die
Entsorgung der Rückstandssalze in den Folgejahren zu gewährleisten und den Fortbestand
des Kaliwerkes nicht zu gefährden, wurden Anschlusskapazitäten benötigt. Die Standortwahl
fiel auf eine Fläche in südöstlicher Verlängerung
der größeren der beiden Althalden, die auf diese
Weise erweitert werden sollte. Aus diesem Grund
Abb. 1: Rückstandshalden des Kaliwerkes Zielitz, K+S KALI GmbH (Foto: Stedingk, LAGB).
54
bezeichnete die Antragstellerin das Vorhaben
auch als „Haldenkapazitätserweiterung.“
Die geplanten Abmessungen waren ähnlich beeindruckend wie die der Althalden. Mit einer Aufstandsfläche von ca. 70 ha und einer Endhöhe über
Gelände von 120 m sollte sie ca. 70 Mio. m3 Rückstandssalzen Platz bieten und bis zum Jahr 2024
betrieben werden.
Im Dezember 2001 reichte die K+S KALI GmbH
für das Vorhaben einen bergrechtlichen Rahmenbetriebsplan ein, über dessen Zulassung wegen der Größe der Aufstandsfläche von mehr als
10 ha in einem bergrechtlichen Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung zu
entscheiden war. Bestandteil des Rahmenbetriebsplanes waren insgesamt 15 Fachgutachten,
mit denen vor allem die Auswirkungen auf die
Umwelt dargestellt, sowie mögliche Konflikte und
deren Bewältigung herausgearbeitet wurden. Die
Frage nach der Umweltverträglichkeit dominierte
nicht nur die Antragsunterlagen, sondern auch
den Verlauf des Planfeststellungsverfahrens.
Im April 2002 wurde das Verfahren eröffnet,
nachdem die Antragstellerin die Planunterlagen
kurz zuvor vervollständigt hatte. Das LAGB beteiligte 25 Fachbehörden, 19 Ver- und Entsorgungsunternehmen und die 9 damals im Land Sachsen-Anhalt anerkannten Naturschutzvereine und
ließ die Planunterlagen an drei verschiedenen
Standorten öffentlich auslegen. Im Januar 2003
fand der Erörterungstermin statt. Schwerpunkt
waren die in den Einwendungen und den Stellungnahmen geäußerten Bedenken gegen die
vorhabensbedingten Auswirkungen auf die Umwelt und insbesondere auf die Schutzgüter Wasser, Tiere und Pflanzen.
Dem Schutzgut Wasser, insbesondere dem
Grundwasser am Haldenstandort Zielitz drohte
Gefahr durch den zusätzlichen Eintrag salzhaltiger Sickerwässer. Erwartet wurden insgesamt
400.000 m3 zusätzlicher Sickerwässer pro Jahr
mit einer Gesamtsalzkonzentration von ca. 330 g/l.
Über den Grundwasserpfad hätten diese Sickerwässer zwangsläufig zu weiteren Konflikten geführt, denn im Grundwasserabstrom befinden
sich entlang der Elbe und der unteren Ohre sowie an der Ohremündung verschiedene FFH-Gebiete, die teilweise prioritäre Lebensraumtypen
und prioritären Arten beherbergen. Ihnen drohten
durch aufsteigendes oder frei zu Tage tretendes
Grundwasser mögliche Salzschäden bis hin zur
Gefahr des Absterbens. Die Wasserbehörden
sahen in der vorhabensbedingten Grundwasserversalzung einen Verstoß gegen nationales
und EU-Wasserrecht. Ihre Zweifel an der wasserrechtlichen Genehmigungsfähigkeit konnten
im Erörterungstermin nicht ausgeräumt werden.
Deshalb forderte das LAGB von der Antragstellerin eine Prüfung, mit welchen technischen Maßnahmen der Eintrag salzhaltiger Sickerwässer in
den Untergrund vermieden werden kann.
Die Antragstellerin überarbeitete daraufhin ihr
Konzept zum Grundwasserschutz mit dem Ziel,
zwar nicht den Sickerwassereintrag aus der geplanten Haldenerweiterung in das Grundwasser
gänzlich zu verhindern, dafür aber mindestens
zu gewährleisten, dass das vom Standort abströmende Grundwasser aufgrund der Haldenerweiterung nicht über die bestehenden
Genehmigungswerte der bestandsgeschützten
Althalden hinaus zu einer weiteren Erhöhung der
Belastungen führt. Dieses Konzept erwies sich
im weiteren Verlauf des Planfeststellungsverfahrens als tragfähig und wurde von den Wasserbehörden akzeptiert, wenn auch unter Auflagen.
Das vorgeschlagene Konzept zum Grundwasserschutz war auch gleichzeitig im Interesse des
Naturschutzes, denn für die Tiere und Pflanzen
im Grundwasserabstrom und insbesondere in
den FFH-Gebieten entlang der Elbe und der Ohre
bestand keine Gefahr mehr, durch vorhabensbedingt zusätzliche Salzwässer aus dem Haldenstandort in Mitleidenschaft gezogen zu werden.
In der Konsequenz mussten die ursprünglich geplanten naturschutzrechtlichen Ausgleichs- und
Ersatzmaßnahmen angepasst werden.
Dies alles führte zu einer Planänderung im laufenden Planfeststellungsverfahren und war Anlass, im Frühjahr 2004 ein ergänzendes Anhörungsverfahren durchzuführen. Erneut mussten
Fachbehörden und Naturschutzverbände zur
Stellungnahme aufgefordert und die Öffentlichkeit durch Auslegung der geänderten Antragsunterlagen beteiligt werden. Erneut mussten
zahlreiche Stellungnahmen und Einwendungen
ausgewertet werden. Im Juni 2004 war es dann
soweit und Antragsteller, Behörden, Naturschutzverbände, Betroffene und Einwender fanden sich
zu einem weiteren Erörterungstermin zusammen,
bei dem allerdings nicht mehr das Vorhaben insgesamt zur Diskussion stand, sondern nur das,
was geändert werden sollte.
Die Planänderung mit dem neuen Konzept zum
Schutz des Grundwassers überzeugte sowohl
55
die Wasserbehörden, als auch das LAGB. Das
Hauptproblem des Vorhabens, nämlich die Gefahr einer möglichen zusätzlichen Grundwasserversalzung und damit verbunden nachteilige
Auswirkungen auf Natur und Landschaft und
auch auf FFH-Gebiete, war damit gelöst.
Andere noch unbewältigte Interessenskonflikte,
mit denen zwar nicht mehr die Frage nach der
grundsätzlichen Genehmigungsfähigkeit verbunden war, die aber ebenso nach einer Lösung
verlangten, rückten jetzt in den Focus des Verfahrens.
Dies galt unter anderem auch für die am Fuß
der geplanten Halde verlaufende Bahnstrecke
Magdeburg-Stendal, dessen Betreiber die Sorge
hatte, dass es unter der Auflast des geplanten
neuen Haldenkörpers zu Untergrundverschiebungen und damit auch zu einer Beeinträchtigung seiner Gleisanlage kommen könnte.
Konfliktpotenzial bot aber auch die ca. 3 km
nordwestlich des geplanten Haldenstandortes
gelegene Trinkwasserschutzzone III des Wasserwerkes Colbitz. Obwohl sie sich im Bereich
des Grundwasser-Anstroms befindet, war nach
Meinung des Betreibers eine Beeinträchtigung
durch Salzwässer aus der Haldenerweiterung
nicht ausgeschlossen.
Um zu klären, ob diese und andere Befürchtungen zu Recht bestanden, wie hoch das Risiko
für eine Beeinträchtigung im jeweiligen Fall war
und welche Möglichkeiten es zum Schutz und zur
Vorsorge gegen Beeinträchtigungen gab, war die
Unterstützung und Beratung durch Sachverständige erforderlich. Die Antragstellerin hatte bereits
zur Vorbereitung der Planunterlagen eine nicht
unbeträchtliche Anzahl von Sachverständigen
vertraglich gebunden.
Das LAGB seinerseits lies die Frage nach der
voraussichtlichen Ausbreitung der Salzwässer im
Untergrund von einem eigenen Sachverständigen untersuchen. Seine Aufgabe bestand darin,
für die Genehmigungsbehörde die von der Antragstellerin vorgelegte Ausbreitungsrechnung
zu prüfen und zu bewerten.
Im Oktober 2005, nachdem alle mit dem Vorhaben konkurrierenden öffentlichen und privaten
Interessen ermittelt und gegeneinander sowie
gegenüber den Interessen der Antragstellerin
abgewogen worden waren, wurde der Planfeststellungsbeschluss für die Haldenerweiterung
erteilt. Er besitzt einen Umfang von 448 Seiten
und spiegelt damit die Schwierigkeiten wider, die
es in einem komplexen Entscheidungsumfeld zu
bewältigen galt. Der Planfeststellungsbeschluss
wurde auf Antrag mit der Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit ausgestattet.
Anschrift des Autors:
N. Möller-lindenhoF, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
56
Abb. o.: Grauwacke Steinbruch Rieder
(Foto: Mitteldeutsche Baustoffe GmbH)
Abb. r.:
Einschaltung von Metabasalt (Diabas-Pillows)
in Grauwacke (Foto: Stedingk, LAGB)
Abb. o.: Verlagerte Altkalihalde Weferlingen,
Quarzwerke GmbH
Abb. r.:
Bergaufsichtliche Kontrollbefahrung
(Fotos: Stedingk, LAGB)
57
Wiedernutzbarmachung eines Kiessandtagebaues – Chance für die
Natur
Uwe Berthold, claUs heidecke & werner riedel
Der Kiessandtagebau Barleben der Kies- und
Baustoffwerke Barleben GmbH & Co. KG befindet sich nördlich der Autobahn BAB A 2 zwischen den Anschlussstellen Magdeburg-Zentrum und Magdeburg-Rothensee. Dort wird seit
dem Jahr 1998 auf der Grundlage bergbehördlich zugelassener Betriebspläne Kiessand gewonnen. Als Gewinnungsgerät wird seitdem ein
schwimmender Eimerkettenbagger eingesetzt.
(s. Abb. 1)
Eine Landbandanlage transportiert den gewonnenen Kiessand zur Aufbereitungsanlage, die
sich unmittelbar an der Anschlussstelle Magdeburg-Rothensee der BAB A 2 befindet. Die Lagerstätte wurde im Westen von Barleben, südlich der Burgenser Straße aufgeschlossen. Dort
existierte seit den 60er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts ein wassergefülltes Tagebaurest-
loch aus einer früheren Gewinnungsperiode, im
Volksmund „Adamsee“ genannt. Von da aus
wurde der heutige Kiessandtagebau weiter entwickelt. Gegenwärtig nimmt der Tagebau eine
Gesamtfläche von rund 43 ha ein, diese wird
nahezu vollständig durch eine Wasserfläche gebildet. Nach Abschluss der Gewinnungstätigkeit
wird der Adamsee auf eine Fläche von ca. 60 ha
vergrößert sein.
Entsprechend der Pflichten des Bundesberggesetzes sind die Kies- und Baustoffwerke Barleben bestrebt, endgültig ausgekieste Bereiche
schnellstmöglich wiedernutzbar zu machen, um
die devastierte Eingriffsfläche des Tagebaus zu
minimieren. Grundlage der Wiedernutzbarmachung ist der von der Bergbehörde genehmigte
Rahmenbetriebsplan Barleben. Dort heißt es:
„... nach Beendigung der Abgrabungstätigkeiten
Abb. 1: Blick vom Südufer auf Kiesgewinnung mit Eimerketten-Schwimmbagger (Foto: Esters, LAGB).
58
Abb. 2: Gestaltete Flachwasserzone mit Röhricht (Foto: Berthold, LAGB).
Abb. 3: Erdwall Burgenser Straße (Foto: Berthold, LAGB).
59
verbleibt ein Tagebausee, der mit seinen Wasserund Uferflächen dem Arten- und Biotopschutz bzw.
der Erholungsnutzung zur Verfügung steht.“
Die Kombination von Zielen des Arten- und Biotopschutzes mit einer Erholungsnutzung für die
Öffentlichkeit an ein und demselben See sind
im Allgemeinen schwer zu vereinen. Nur auf
Grund der Größe des Sees und unter der Voraussetzung, dass die einzelnen Nutzungsarten
auf bestimmte Uferbereiche beschränkt und
ausreichend voneinander getrennt bleiben, ist
eine gegenseitige negative Beeinflussung der
einzelnen Nutzungsbereiche zu vermeiden.
Momentan werden nur solche Bereiche wiedernutzbar gemacht, die einer naturnahen Nutzung
dienen und den Belangen des Arten und Biotopschutzes gerecht werden.
Auf der Grundlage des Rahmenbetriebsplanes
erarbeitete die Kies- und Baustoffwerke Barleben Teilabschlussbetriebspläne für einzelne Bereiche des Kiessandtagebaues und legte diese
der Bergbehörde zur Zulassung vor. Nach Durchführung des vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens für andere Behörden und der betroffenen
planungshoheitlichen Gemeindebelange konnten
diese erteilt werden. Besonders günstig für das
Planungs- und Zulassungsverfahren erwies sich
von Anfang an die Einbeziehung der zuständigen
unteren Naturschutzbehörde des Bördekreises
in die einzelnen Verfahrensschritte.
Nach Aufnahme der regelmäßigen Gewinnungstätigkeiten im Jahr 1998 wurden die frei werdenden und neu gestalteten Flächen am Westufer unmittelbar im Anschluss an die Auskiesung
abschnittsweise wiedernutzbar gemacht. Die in
den Abbildungen dargestellten Bereiche wurden von 1999 bis 2003 angelegt. 2006 erfolgten
neue Pflanzungen. Dabei konnte das Unternehmen auf wertvolle Erfahrungen zur Ufer- und
Geländegestaltung zurückgreifen, die es bei
Wiedernutzbarmachungsmaßnahmen in einem
anderen Betrieb, einer Abgrabungserweiterung
in Magdeburg-Neustadt gemacht hatte. Auch
zusätzliche Erfahrungen aus anderen verschiedenartigen Wiedernutzbarmachungsprojekten
am Niederrhein, die durch die Muttergesellschaft
der Kies- und Baustoffwerke Barleben, der Firma
Hülskens GmbH & Co. KG gesammelt wurden,
wurden mit umgesetzt.
Bei der Gestaltung des Adamsees wurde besonderer Wert darauf gelegt, möglichst flache
Böschungen herzustellen, mit unregelmäßig vorgelagerten Sandbänken. Dies geschah insbesondere im südwestlichen Seebereich, mit Buchten,
Inseln und Flachwasserzonen. (s. Abb. 2)
Soweit vorhanden, wurden Wurzelstubben, Stämme und anderes Totholz mit eingebaut. Als zusätzliche Ufersicherung erfolgten Röhricht-Initialpflanzungen. Im Zuge der natürlichen Entwicklung
vermehrten sich die Röhrichte sehr gut. Sie bilden
heute breite Schilfrohrgürtel. Insbesondere sind
diese an den neu entstandenen Uferzonen zur
Autobahn entstanden. Hier sind weitere Initialpflanzungen mit Röhricht überflüssig geworden.
Umfangreiche Gehölzpflanzungen wurden gegenüber den Uferzonen u. a. an der westlichen
Grenze des Tagebaues angelegt. Die jungen
Pflanzenstecklinge hatten es anfangs schwer,
sich gegen Trockenheit, Wildverbiss, konkurrierende Gräser und Kräuter durchzusetzen, doch
nach 3 – 4 Jahren setzte auch hier ein verstärktes Wachstum ein. Besonders deutlich ist dies
auf dem Erdwall parallel der Burgenser Straße
zu beobachten. (s. Abb. 3)
Verwendet wurden Gehölze der ursprünglichen
natürlichen Vegetation wie z.B. Eiche, Esche,
Ulme, Eberesche, Wildkirsche, Hundsrose, Hartriegel, Hasel, Schneeball und Weißdorn. Auf Anraten der Unteren Naturschutzbehörde wurden
bei der Frühjahrsbepflanzung 2006 am Südufer
entlang der Autobahn A 2 erstmals autochthone
Gehölze verwendet, d.h. Pflanzen, die für den
Standort geeignet sind, einer heimischen Art
angehören und die aus regionalem Saat- und
Pflanzengut gezogen wurden. Es wurden autochthon herangezogene Pflanzen der Landesforstbaumschule in Bülstringen gepflanzt. Dank
intensiver Pflege (Wässerung) durch Mitarbeiter
der NABU-Gruppe Barleben (Naturschutzbund
Deutschland e.V.) hat die Pflanzung sogar den
trockenen und heißen Juli 2006 überstanden.
Die hier praktizierte gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem Kieswerkbetreiber
und dem NABU kann auch als Vorbild für andere
derartige Projekte dienen.
Die Abbildung zeigt einen Pflanzstreifen von etwa 10 m Breite, der im Herbst 2006 um 450 m
verlängert wurde. Die freien Flächen zwischen
Ufer- und Gehölzpflanzungen sollen dabei als
einschürige Wiese genutzt werden. (s. Abb. 4)
60
Abb. 4: Neue Anpflanzung (Foto: Esters, LAGB).
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die
bisherigen Arbeiten im Rahmen der Wiedernutzbarmachung erfolgreich waren. Das gesamte
Westufer des neuen Adamsee wurde im Sinne einer naturnahen Nachnutzung gestaltet. Die heute
bereits vorhandenen Ergebnisse lassen erwarten, dass die vorgesehene Nutzung in diesem
Bereich dauerhaft gewährleistet werden kann.
Anschriften der Autoren:
U. Berthold, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle,
C. heidecke, Kies- und Baustoffwerke Barleben GmbH &
Co. KG, Wiedersdorfer Str. 3, 39126 Magdeburg,
W. riedel, Max-Planck-Straße 18, 47447 Moers
61
Bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil (bGZ) des Endlagers für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM)
götz-wolFraM thaUer
Im Rahmen der Bergaufsicht über das ERAM
wurde bereits in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch das damals zuständige Bergamt Staßfurt die Forderung aufgestellt,
Standsicherheitsnachweise für das Grubengebäude, insbesondere den stark durchbauten
Zentralteil, sowie Integritätsnachweise für die
Hangendschutzschicht zu erbringen, um damit
entsprechend § 52 Abs. 4 BBergG nachzuweisen, dass die in § 55 Abs. 1 BBergG genannten
Voraussetzungen für den sicheren Betrieb des
Endlagers aus bergrechtlicher Sicht erfüllt sind.
Die gebirgsmechanische Situation des Grubengebäudes des ERAM und einzelner Grubenbereiche ist deshalb in den vergangenen Jahren
mit geomechanischen Modellbetrachtungen
mehrfach untersucht und bewertet worden. Die
Ergebnisse für den stark durchbauten Zentralteil
zeigten, dass das Grubengebäude zwar standsicher ist, der Nachweis einer dauerhaften Integrität der Salzbarriere für diesen Grubenteil jedoch
nicht gelingt. Zur Verbesserung der Integrität des
Zentralteils ist deshalb seit Ende der 90er Jahre
des vorigen Jahrhunderts die Planung forciert
worden, ausgewählte Grubenräume des Zentralteils mittels geeigneter, bergbauüblicher Versatzmaßnahmen zu stabilisieren. Dabei war nachzuweisen, dass die vorgesehene Versatzmaßnahme kompatibel zu den später durchzuführenden
Maßnahmen zur Stilllegung des ERAM ist.
Abb. 1: Offizieller Start der Versatzmaßnahme am 08.10.2003 im Beisein von Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Im
Hintergrund die mobile Förderanlage der Fa. Schlumberger. (Foto: LAGB)
62
Abb. 2: Zur Verfüllung vorgesehene Abbaue im Zentralteil des Grubenfeldes Bartensleben, grün dargestellt. (Grafik: DBE)
Nach Vorlage und Zulassung der notwendigen
Betriebspläne konnte die Versatzmaßnahme am
24.09.2003 mit der Inbetriebnahme einer mobilen
Versatzförderanlage begonnen werden. Wenige
Tage später wurde am 08.10.2003 die Gefahrenabwehrmaßnahme während eines Festaktes
durch den damaligen Bundesumweltminister
Trittin offiziell gestartet (s. Abb. 1).
Die Verfüllmaßnahme umfasste anfangs 20 Abbaue mit einem Volumen von ca. 630.000 m³.
Im Verlaufe der Verfüllung der ersten Abbaue und
der parallel dazu geführten Beobachtungs- und
Prognosemethoden, ergab sich zur Gewährleistung des Erfolges der Gesamtmaßnahme die
Notwendigkeit, weitere vier Abbaue im Bereich
des Zentralteils in die Verfüllmaßnahme einzubeziehen. Gegenwärtig erstreckt sich damit
die bergbauliche Gefahrenabwehrmaßnahme
auf 24 Abbaue mit einem Gesamtvolumen von
rund 790.000 m³, die bis zum Beginn des Jahres 2010 verfüllt werden sollen (s. Abb. 2).
Der vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber des Endlagers - und der Deutschen
Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern
63
für Abfallstoffe mbH (DBE) - als mit dem Betrieb
des ERAM beauftragtes Unternehmen - zur Verfüllung der Abbaue konzipierte Versatzstoff (Salzbeton) besteht aus folgenden Komponenten:
•
•
•
ca. 38 % Steinsalz,
je ca. 16 % Sand, Kalksteinmehl und Zement,
ca. 14 % Wasser (Frischwasser und Salzlösung aus dem Spül- und Rückführprozess).
Die zur Mischung und Förderung des Salzbetons eingesetzte Anlage besteht aus folgenden
Hauptkomponenten:
•
Transportbetonmischanlage eines externen Zulieferers in unmittelbarer Nähe
zum Betriebsgelände (s. Abb. 3),
•
•
•
•
übertägige stationäre Salzbetonförderanlage (seit Mai 2004) (s. Abb. 4),
Förderrohrleitungssystem mit Schachtfallleitungen und untertägigen Rohrtrassen zum Transport in den Zentralteil,
Molch- und Verteilerstationen mit angeschlossenen flexiblen Leitungen zur
Aufgabe in die zu verfüllenden Abbaue
(s. Abb. 5),
Rückführleitungssystem für Spülwasser
und Überschusslösung mit untertägiger
Sammel- und Pumpstation (s. Abb. 6).
Mit der beschriebenen Versatzanlage können
kontinuierliche Verfüllleistungen von bis zu
1.000 m³/Tag im Dreischichtsystem realisiert
werden. Aufgrund des mit dem Abbindeprozess
des Salzbetons auftretenden Wärmeeintrags ins
Gebirge ist die Förderleistung gegenwärtig auf
Abb. 3: Salzbeton-Mischanlage (Foto: LAGB).
Abb. 4: Stationäre Förderanlage (Foto: LAGB).
Abb. 5: Molch- und Verteilerstation (Foto: LAGB).
Abb. 6: Spülwasserhaltung (Foto: LAGB).
64
Abb. 7: Spritzbetondamm (Foto: LAGB).
Abb. 8: Bullflexdamm (Foto: LAGB).
ca. 600 m³ pro Tag begrenzt worden. Damit
ist sichergestellt, dass es während der Verfüllmaßnahme nicht zu unzulässigen thermodynamischen Beanspruchungen des umgebenden
Gebirges kommt.
Im Rahmen der Vorbereitung der zu verfüllenden Abbaue für die Aufnahme des Salzbetons,
sind Infrastruktur- und Vorsorgemaßnahmen für
die Rückhaltung des Baustoffes in den Abbauen und die kontrollierte Abführung der Überschusslösung aus dem Beton notwendig. Zur
Rückhaltung des Baustoffs haben sich bereits
Dämme aus Spritzbeton (s. Abb. 7), Salzgrus,
Bullflexsystemen (s. Abb. 8) sowie Holzschalungssystemen (s. Abb. 9) bewährt. Je nach
örtlicher Gegebenheit können somit verschiedene Verschlusssysteme zum Einsatz gebracht
werden.
Der Erfolg der Versatzmaßnahme wird durch
ein Qualitätssicherungsprogramm für den Baustoff und den Verfüllprozess, die geotechnische
Überwachung der Reaktionen des Gebirges und
durch die fortgesetzte modellmechanische Nachweisführung sichergestellt. Seitens des LAGB
erfolgt die bergaufsichtliche Begleitung der Gefahrenabwehrmaßnahme neben dem bergrechtlichen Betriebsplanzulassungsverfahren durch
regelmäßige Befahrungen der Arbeitsorte, durch
Überwachung des Verfüllfortschrittes und der
Ergebnisse der geomechanischen Betriebsüberwachung sowie die sachverständige Prüfung und Bewertung von Einzelmaßnahmen und
der Versatzqualität. Bis Ende 2006 war rund die
Hälfte des gesamten bGZ-Versatzvolumens von
ca. 790.000 m³ verfüllt. Es ist festzustellen, dass
der Erfolg der bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahme im Zentralteil, auch nach Auffassung
der vom LAGB beauftragten Sachverständigen,
mit wachsendem Fortschritt der Verfüllung und
der bisher erzielten hohen Qualität der Ausführung, in zunehmendem Maße als gesichert angesehen werden kann.
Anschrift des Autors:
Abb. 9: Holzschalungsdamm (Foto: LAGB).
G.-W. thaUer, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
65
Die geologische Entwicklung des Allertals im Quartär, abgeleitet aus der
Übersichtskarte zur Quartärbasis (GK 25, Blatt 3732 Helmstedt)
lJUBa stottMeister
Die Ergebnisse der Revisionskartierung der ersten Auflage des Blattes 3732 Helmstedt (schMierer 1914) sind in den neuen Geologischen Karten, der Grundkarte (stottMeister, Jordan, & röhling 2003), der Karte ohne quartäre Bildungen
(stottMeister, Jordan, & röhling 2004) und im
Blatt Geologische Schnitte (stottMeister 2005)
dargestellt. Die weiteren Arbeiten an der Kom-
plettierung der GK 25 durch die Erläuterungen
stehen kurz vor dem Abschluss. Einen Schwerpunkt bilden dabei die thematischen Beikarten
im Maßstab 1 : 50 000, die die Kapitel Quartär,
ur- und frühgeschichtliche Funde, Geophysik,
Rohstoffe, Hydrogeologie und Baugrund begleiten und erläutern. Seit Ende 2006 liegen sie nun
auch gedruckt vor.
Abb. 1: Die Verbreitung, die Abfolge und die Mächtigkeiten einzelner stratigraphischer Horizonte des Quartärs im Blattgebiet (aus stottMeister et al. 2007).
66
Abb. 2: Verbreitung der quartären Sedimente (ungegliedert) und Tiefenlage der Quartärbasis im Blattgebiet (aus stottMeister et al. 2007).
67
In der Beikarte 2 sind z.B. gesondert die Verbreitung quartärer Sedimente, deren Abfolgen
und Mächtigkeiten sowie die Lage der Quartärbasis dargestellt (Abb. 1 - 3). Die stratigraphische Zuordnung der Sedimente, die ca. 50 %
des Gebietes überdecken, basiert u. a. auf der
quartärpalynologischen Auswertung von über
1200 Proben (strahl 1997) und erlaubt die Rekonstruktion der geologischen Entwicklung des
Gebietes während des Quartärs.
Auf der Weferlingen-Schönebeck-Scholle sind
quartäre Sedimente relativ großflächig vorhanden.
Sie füllen Subrosionssenken oder Tälchen, die oft
SW-NE streichende Störungen begleiten. Auf der
Lappwald-Scholle ist die känozoische Decke auffällig dünn und lückenhaft. Insbesondere aber hebt
sich das Allertal durch die weit verbreitete, fast
lückenlose quartäre Abfolge heraus (Abb. 1). Das
von Südosten nach Nordwesten fast exakt durch
die Mitte des Blattgebietes verlaufende Allertal
bildet auf dem Hutgestein der Salzstruktur eine
Art Fuge zwischen der Weferlingen-Schönebeck-
Scholle im Nordosten und der Lappwald-Scholle im Südwesten. Die Begrenzung des Allertals
gegen die Weferlingen-Schönebeck-Scholle ist
morphologisch entlang der Nordostrand-Störung
stark ausgeprägt. Schwer fassbar ist dagegen die
Südwestrand-Störungszone, die, oft von quartären Sedimenten verhüllt, das Allertal von der
Lappwald-Scholle trennt (Abb. 2).
Die Morphologie der Quartärbasis lässt im Südosten des Allertals stark eingetiefte Bereiche erkennen (Abb. 2 und 3), die ein teilweise > 90 m
mächtiges und vollständiges, vom Präglazial bis
Holozän umfassendes Quartär-Profil enthalten
(Abb. 1). Im Nordwesten des Allertals sind dagegen nur geringmächtige Reste aus dem oberen
Teil der Quartär-Abfolge erhalten geblieben.
Infolge der Abtragung und Nivellierung des Reliefs, die im Gebiet unmittelbar nach dem Oligozän einsetzten, standen im Präglazial Teile des
Hutgesteins der Allertal-Salzstruktur zwischen
Schwanefeld und Alleringersleben nah bzw. direkt
an der Oberfläche an. Die örtlich ungeschützte
Abb. 3: Räumliches Modell der präquartären Oberfläche (vgl. Abb. 2; aus stottMeister et al. 2007).
68
Lage des Gipshutes bzw. die wasserdurchlässige Bedeckung aus Oberkreide-Sedimenten
sowie die wasserwegsamen Störungen unterstützten die intensive Verkarstung des Gipses
durch die Flüsse, insbesondere südwestlich von
Groß Bartensleben und südlich der Allermühle.
Die Reste von präglazialen Flussterrassen zeigen die Wasserwege aus Südost-Südwest über
Bartensleben und Schwanefeld (Abb. 1) nach
Nordosten und weiter über die FlechtingenRoßlau-Scholle zur Ur-Elbe. Die Einbrüche des
Gipskarstes während des ersten Vorstoßes des
Elster-Eises führten örtlich zu einer subglaziärhydromechanischen Auskolkung des Gipshutes
(s. Abb. 2 und 3). Die Eis-Einbrüche in die Hohlformen und die Rutschungen der Moräne von
den Hangschultern während der Eis-Schmelze
führten zur chaotischen Lagerung der ersten,
stark von Sedimenten der Umgebung belasteten
Elster-Grundmoräne. Die zweite, die Hohlformen
ausfüllende Elster-Grundmoräne besitzt dagegen ein normales Geschiebespektrum, das auch
aus der Altmark bekannt ist. In 14 Bohrungen
wurden Torfe, Schluff- und Kalkmudden nachgewiesen, die örtlich das vollständige Profil von der
ausgehenden Elster-Kaltzeit und der HolsteinWarmzeit mit Übergängen in die nachfolgende
Saale-Kaltzeit lieferten (Abb. 1). Das ermöglichte
eine sichere stratigraphische Unterscheidung
der elsterkaltzeitlichen Sedimente von den saalekaltzeitlichen. Da die saalekaltzeitlichen Sedimente überwiegend direkt über dem mesozoischen Untergrund lagern, ist dies ein Beweis für
eine großflächige Ausräumung des Gebietes vor
dem Vorstoß des Saale-Eises. Diese, wie auch
später stattgefundene nachsaalekaltzeitliche
Ausräumungen, erfolgten halokinetisch bedingt
insbesondere im Nordwesten des Allertals. Dort
ist lediglich eine stark ausgedünnte Decke aus
Resten der saalekaltzeitlichen Sedimente erhalten geblieben (Abb. 1).
Aus der Eem-Warmzeit sind keine Ablagerungen
bekannt, woraus sich eine andauernde Erosion
innerhalb des gesamten Allertals schließen lässt.
Sedimente aus der Weichsel-Kaltzeit und aus
dem Holozän sind großflächig nur südöstlich von
Beendorf vorhanden. Im Nordwesten des Allertals sind sie fast ausschließlich an Auen der Aller
und ihrer Zuflüsse gebunden, d. h. die Hebung
des Gebietes findet dort heute noch statt.
Literatur:
schMierer, th. (1914): Geologische Karte von
Preußen und benachbarten Bundesstaaten mit
Erläuterungen. Lieferung 185. Blatt Helmstedt.
– Preuß. Geol. Landesanst., 113 S.; Berlin.
stottMeister, l., Jordan, h. & röhling h.-g.
(2003): Geologische Karte von Sachsen-Anhalt
1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt, Grundkarte, 2.
neu bearb. Aufl. – Landesamt für Geologie und
Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle/Saale.
stottMeister, l., Jordan, h. & röhling h.-g.
(2004): Geologische Karte von Sachsen-Anhalt
1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt, Karte ohne
quartäre Bildungen. – Landesamt für Geologie
und Bergwesen Sachsen-Anhalt; Halle/Saale.
stottMeister, l. (2005): Geologische Schnitte
1 : 10 000 zur Geologischen Karte von SachsenAnhalt 1 : 25 000, Blatt 3732 Helmstedt. – Landesamt für Geologie und Bergwesen SachsenAnhalt; Halle/Saale.
stottMeister, l. Jordan, h. & röhling, h.-g. (in
Vorber. 2007): Erläuterungen zur Geologischen
Karte 1 : 25 000 von Sachsen-Anhalt (GK 25),
Blatt Helmstedt 3732, 2., neu bearbeitete Auflage. – Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt; Halle/Saale.
strahl, J. (1997): Pollenanalytische Untersuchungen von 20 Bohrungen aus dem Erkundungs-Programm Endlager Morsleben. Abschlußbericht, Archiv-Nr. 116367. – Bundesanst.
für Geologie und Rohstoffe; Hannover.
Anschrift der Autorin:
L. stottMeister, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
69
Geodaten für die zukünftige Bundesstraße B190neu
peter Balaske & steFan wansa
Die Trasse für den geplanten Neubau der Bundesstrasse B190neu erstreckt sich in der Altmark, im nördlichsten Teil von Sachsen-Anhalt
zwischen Niedersachsen und Brandenburg in
Ost-West-Richtung. Die in Planung befindliche
zukünftige Bundesstrasse wird die Autobahnen
in Niedersachsen mit der durch Sachsen-Anhalt
führenden Nordverlängerung der A 14 (A 14N)
verbinden. Sie wird weiterhin Teile Brandenburgs
an die A 14N anbinden und damit künftig eine
leistungsfähige, überregionale Ost-West-Verkehrsverbindung sein. Abb. 1 zeigt den Trassenkorridor für die verschiedenen Planungsvarianten mit der Wertigkeit der vorhandenen
Geologischen Karten.
Das LAGB konnte bereits zu Beginn der Planungsarbeiten für die Linienführung dem fe-
derführenden Landesbetrieb Bau ein digitales
geologisches Modell zur Bestimmung des
Trassenkorridors zur Verfügung stellen, das
mit dem Projekt „Darstellung der geologischen
Oberflächenkarte im Bereich der Neubaustrecke
B190neu“ erarbeitet wurde. Damit konnten rechtzeitig grundlegende geologische Kenntnisse,
wie die zur Verbreitung der Auesedimente, die
bautechnisch schwierig zu beherrschen sind, in
der Planung berücksichtigt werden. Durch die
Ausweisung geotechnisch günstiger Untergrundverhältnisse, z. B. auf Geschiebemergeln und
sonstigen besser tragfähigeren Gesteinen hat
das LAGB im Vorhinein einen Beitrag zur Kostensenkung für die Trassenerkundung und die
Errichtung des Straßenbaukörpers geleistet und
somit durch frühzeitige Bereitstellung der vor-
Abb. 1: Wertigkeit der geologischen Dokumentation im Bereich der B190neu (Darstellung: Balaske, 2006).
70
handenen geologischen Informationen zu einer
Optimierung der Gesamtplanung beigetragen.
Dazu konnte das LAGB zunächst nur auf ein sehr
heterogenes geologisches Modell zurückgreifen,
das auf Karten und Unterlagen aus völlig verschiedenen Bearbeitungszeiträumen beruhte.
Besonders für die östliche Altmark lagen lediglich
veraltete Geologische Grundkarten vor (s.o. gelb
eingefärbte Karten in Abb. 1). Generell bedürfen
die ca. 120 Jahre alten Unterlagen der Überarbeitung im Sinne einer Revision. Sie lieferten für das
Projekt aber dennoch eingeschränkt verwendbare Grundlagen. Für die Planung in dem zentralen Teil konnten die aktuellen Bearbeitungen der
letzten Jahrzehnte genutzt werden. Zur Planung
der westlichen Trassenführung wurden bislang
unveröffentlichte Manuskriptunterlagen aus dem
Archivbestand des LAGB aufgearbeitet und für
das Projekt zugänglich gemacht. Für die nicht
kartierten Gebiete der westlichen Altmark wurde auf kleinmaßstäbige Karten zurückgegriffen,
insbesondere auf die Lithofazieskarten Quartär
1: 50 000, aus denen die Verbreitung der Gesteine an der Erdoberfläche abgeleitet wurde. In
Abb. 1 ist der Bereich dieses besonders geringen Kenntnisstandes in Rot dargestellt.
Die im Amt vorgenommene geologische Überarbeitung umfasste die Aktualisierung der Schichtenbeschreibung in den vorhandenen Karten und
Manuskripten gemäß der aktuellen Nomenklatur,
die Überarbeitung der Verbreitungsgrenzen sowie die Einbeziehung zwischenzeitlicher anthropogener Veränderungen wie z. B. an Halden,
Tagebauen und Gewässern einschließlich der
Wasserwege. Als Ergebnis liegt nun ein vereinheitlichtes geologisches Modell der oberflächennahen Verbreitung der Gesteine vor. Die Auflösung der Blattgrenzen gestattet das Aushalten
großräumiger geologischer Körper und schafft
somit einen Überblick über die Verbreitung von
Sedimenten mit annähernd gleichen Eigenschaften.
Das Bereitstellen dieser Daten im Geoinformationssystem des LAGB liefert abgestimmte
Flächen- und Sachdatensätze mit der Möglichkeit, diese in weiteren Anwendungen zu nutzen.
Dies eröffnet künftig die Perspektive, die digitalisierten Datensätze der Geologie mit anderen
digitalen Daten zum Beispiel zu Schutzzonen,
Überflutungsbereichen, Sperrflächen u. ä. zu
verschneiden, d. h. zusammenzuführen und im
Kontext zu bewerten. Auch sind Recherchen zu
bestimmten Fragestellungen möglich, wenn dazu
die fachspezifischen Parameter vorhanden sind.
Erste Erfahrungen für eine solche Recherche zur
„Verbreitung von Auesedimenten mit geringer
bautechnischer Tragfähigkeit und häufiger Hochflutgefährdung“ liegen bereits vor.
Das erarbeitete geologische Modell kann nicht
nur in digitaler Form, sondern auch im Maßstab
1: 50 000 als Gesamtkarte oder in Form von
Einzelkarten im Maßstab 1: 25 000 (GK25) bereitgestellt werden.
Zwischenzeitlich hat der Landesbetrieb Bau
Sachsen-Anhalt die Planung der Trassenvarianten für die B190neu auf den geologischen
Grundlagen des LAGB abgeschlossen und erfolgreich im Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung vertreten.
Anschriften der Autoren:
P. Balaske & S. wansa , Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle
71
Datengrundlagen für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der
Europäischen Gemeinschaft und das Bodenbewertungsverfahren
Sachsen-Anhalt
henrik helBig & dieter FeldhaUs
Anhand aktueller Aufgabenstellungen kann dargelegt werden, dass die im LAGB erarbeiteten
Bodeninformationen eine breite Anwendung erfahren und entscheidungswirksam sind.
1. Aktivitäten zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft
Die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen
Gemeinschaft (EG-WRRL) verfolgt das Ziel
eines umfassenden, flächendeckenden Gewässerschutzes und der Sicherung eines guten
Zustandes der Oberflächengewässer und des
Grundwassers. Die Bestandsaufnahme in Sachsen-Anhalt ergab, dass ca. 80 % der Grundwasserkörper und 99 % der Oberflächenwasserkörper dieses Ziel nicht erfüllen und unklar
oder unwahrscheinlich ist, ob es überhaupt erreicht werden kann. Eine Hauptursache für diese
schlechte Prognose wird in den verschiedensten
Nährstoffeinträgen diffuser Quellen gesehen, die
die Wasserkörper belasten. Allerdings bestehen
bei der durchgeführten Bestandsaufnahme noch
methodische Defizite, die mit ihrer Fortschreibung nach Artikel 5 der WRRL zu beheben sind
und zu einer Validierung der bisher vorliegenden
Risikoanalyse führen werden.
Die weitere Untersuchung der nutzungsbedingten, anthopogenen Einwirkungen auf die
Gewässer und deren Einzugsgebiete erfordert
auch die Beobachtung der regionalen Entwicklung der diffusen Einträge und die Untersuchung
der Wirkzusammenhänge zwischen dem Emittieren bzw. Ausbringen von Umweltschadstoffen
und deren Eintrag in die Gewässer. Boden und
Bodennutzung beeinflussen ganz entscheidend
den Wasserhaushalt und die Wasserqualität. Sie
beeinflussen insbesondere
• das Schutzpotential der Grundwasserdeckschichten,
• den Bodenwasserhaushalt,
• die Bildung von Nährstoffpools,
• geogene Stoffvorräte und deren Freisetzungsverhalten,
•
•
die Austragswirksamkeit von Nährstoffbilanzüberschüssen sowie
Einflüsse der Landnutzung und von Landnutzungsänderungen.
Für Oberflächengewässer bestehen noch immer Informationsdefizite vor allem hinsichtlich
der eintragswirksamen erosiven Stoffeinträge.
Im Sinne eines Interessenausgleichs zwischen
verschiedenen Nutzungsansprüchen ist eine verlässliche Grundlage für die Ableitung angemessener Umweltziele und Maßnahmen zu schaffen.
Dies stellt hohe Anforderungen an Modelle und
die hierin verwendeten Daten.
2. Bodendaten für die Quantifizierung von
Stoffflüssen im Landschaftshaushalt
Der Boden als zeitlich stabiles, hochintegrales
und flächenhaftes Landschaftsmerkmal hat
durch seine multifunktionale Bedeutung eine
zentrale Stellung im Stoffhaushalt der Landschaft und ist zugleich Spiegel der Gesamtheit
aller vergangenen und gegenwärtigen Naturund Nutzungsprozesse eines Standortes. Die
Ermittlung, Verknüpfung und Bewertung von
Boden- und Standortkennwerten für wasserwirtschaftliche Aufgabenstellungen ist aufgrund
der Vielfalt der Bodenfunktionen sowie deren
Beeinflussbarkeit durch Art und Intensität der
Landnutzung von besonderer Bedeutung und
zwar für die Qualität der Planungen sowie für
den Erfolg der vorgeschlagenen Maßnahmen.
Daraus resultieren hohe Ansprüche sowohl an
die bodenkundlichen Basisdaten sowie an die
Bodenfunktions- und Bodengefährdungskarten hinsichtlich deren Informationsgehalte und
räumlichen Auflösung. Für die Landesfläche
Sachsen-Anhalts wurden in den letzten Jahren
durch das LAGB mehrfach Bodenbasisinformationen für komplexe Modellierungen im Zusammenhang mit der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie aufbereitet und bereitgestellt
(s. Tab. 1).
72
Abb. 1: Die Karte der potentiellen Erosionsdisposition stellt das aus den natürlichen Faktoren Niederschlag, Hangneigung sowie Bodenqualität resultierende Risiko auf (unbedeckten) ackerbaulich genutzten Flächen dar. (Steininger et al. 2006).
73
Tab. 1: Projekte zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Sachsen-Anhalt, für die Bodeninformationen aufbereitet und bereitgestellt wurden.
Projekttitel
Jahr
Auftragnehmer
Auftraggeber
Bodenkundliche Daten
des LAGB
Gutachten zur Beschreibung der Verschmutzung des Grundwassers durch
diffuse Quellen aus der Landbewirtschaftung im Land Sachsen-Anhalt
2003
INL Halle
LAU
BÜK 200*
Methodik zur Bewertung der landwirtschaftlichen Bodennutzung im Bundesland Sachsen-Anhalt unter Berücksichtigung des Zeitverhaltens der Stickstoffauswaschung
2004
UFZ
LAU
BÜK 200 +
FDS**
Ermittlung diffuser Stoffeinträge in
Oberflächengewässer im Land SachsenAnhalt gemäß WRRL
2004
Geodaten i &
a Berlin
LHW
BÜK 200 +
FDS
Verfahren zur Ermittlung von
Bemessungshochwasserwerten
Ermittlung der diffusen Einträge für
Oberflächenwasserkörper SachsenAnhalts
2004
BAH Berlin
LHW
2005
INL Halle
LHW
BÜK 200 +
FDS
VBK 50*** +
FDS
Diffuse Nährstoffeinträge in Gewässer
durch Bodenerosion und Drainagen
Modellierung der Nitratkonzentrationen
im Sickerwasser des Bodens
Modellgestützte Ermittlung von
Abflusskomponenten für Wasserkörper
des Landes Sachsen-Anhalt
2006
MISB
LHW
2006
MISB
LHW/ LLFG
2006
BAH Berlin
LHW
(Beginn)
VBK 50 +
FDS
VBK 50 +
FDS
VBK 50 +
FDS
*Bodenübersichtskarte 1 : 200.000, BÜK
**bodenkundliche FlächenDatenSätze
***Vorläufige Bodenkarte 1 : 50.000, VBK
Die in 2006 begonnenen Projekte streben eine
Aussageschärfe an, die nicht nur für die Bewertung der Gefährdung von Wasserkörpern
im Rahmen der EG-WRRL anwendbar ist. Mit
ihnen sollen auch die erforderlichen Maßnahmen, die in Maßnahmeplänen für jeden Wasserkörper aufzustellen sind, mit dem Nachweis
ihrer Wirkung bestimmt und begründet werden.
Die Ergebnisse werden auch in Vorgaben für die
„gute landwirtschaftliche Praxis“ und in die Reglungen zur Umsetzung von EG-Bodenschutzrichtlinien einfließen. So bildet bspw. die Karte
des Erosionsrisikos die fachliche Grundlage für
Regelungen zum Erosionsschutz im gesetzlichen
Rahmen des Direktzahlungen-VerpflichtungenGesetzes (s. Abb. 1).
3. Mitwirkung des LAGB bei der Erarbeitung
des Bodenschutzverfahrens Sachsen-Anhalt
Mit dem Bodenschutzausführungsgesetz des
Landes Sachsen-Anhalt (BodSchAG LSA) wird
in § 8 die Erarbeitung eines „Bodenschutzplanes“ vorgesehen, der zur Durchsetzung von
Bodenschutzzielen dient. Im Bodenschutzplan
sollen u. a. die Eignung der Böden erstens zur
Wahrnehmung der im Bundesbodenschutzgesetz genannten natürlichen Bodenfunktionen
und zweitens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte dargestellt werden. Der Bodenschutzplan soll in seiner Ausrichtung als Instrument
des behördlichen Handelns Planungsträger
und Öffentlichkeit erreichen. Er kann deshalb
seiner Aufgabe nur gerecht werden, wenn auf
74
Abb. 2: Darstellung der digitalen Informationsebene „ackerbauliches Ertragspotential“ als Beispiel für eine Bewertungsebene des Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt (Hartmann & Helbig 2006).
Bodenfunktion (BBodSchG)
Methodendokumentation
Erforderliche Informationen
(Ad-hoc-AG Boden 2005)
Kriterium
Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen (LAU1)
Standortpotenzial für spezialisierte
Umweltministerium BadenKlassenzeichen der Bodenschätzung (Hutung, Moore, Geringstland) und
Pflanzengesellschaften
Württemberg (1995)
Acker- bzw. Grünlandzahlen
BRAMS et al. (1989), MÜLLER (2004)
Bodentyp, Kationenaustauschkapazität, effektive Durchwurzelungstiefe,
bodenkundliche Feuchtestufe, pH-Wert, Salz- u. Überflutungsböden
Natürliche Bodenfruchtbarkeit
Umweltministerium BadenKlassenzeichen der Bodenschätzung (Bodenzahl)
Württemberg (1995)
Ackerbauliches Ertragspotential
RICHTER & ECKELMANN (1993)
nFKWe, Grundwasser /Stauwasser, potenzielle Nährstoffgehalte, Klima
Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen (LAGB)
Abflussregulationspotenzial
Sächsisches Landesamt f. Umwelt
Infiltrationsvermögen, Speicherkapazität, Klima, Hangneigung,
und Geologie (2000), KARL (1997)
Nutzungsart
Sickerwasserrate
WESSOLEK, DUIJNISVELD & TRINKS
Nutzung, Niederschlag, Verdunstung, We, nFKwe, kf, kap. Aufstieg,
(2003), WESSOLEK & TRINKS (2004)
Neigung, Oberflächenabfluss
Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum
Schutz des Grundwassers (LAGB)
Filtereigenschaften des Bodens
DVWK (1988), BLUME & BRÜMMER
Bodenart, Humusgehalt, pH-Wert
gegenüber Schwermetallen
(1991), MÜLLER( 2004)
Verhalten von Organika im Boden
LITZ & BLUME (1989); DVWK (1990) Bodenart bzw. Torfart, Tongehalt, Humusgehalt, Auflagenhorizonte, pHMÜLLER (1997, 2004)
Wert
Nitratauswaschungsgefährdung
DIN 19732
nFKWe/FKWe, Grundwasser /Stauwasser, kapillarer Aufstieg /
Trockenrisse, Mineralisierungspotenzial, Relief, Sickerwasser, Nutzung
Funktionen als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte (LAU)
Archivböden und ihre
ALTERMANN et al. 2003
Seltene Böden, besondere Bodeneigenschaften, wissenschaftlich und
Schutzbedürftigkeit
kulturgeschichtlich bedeutende Flächen und Profile, (Bodendenkmale,
Paläoböden, ...), administrativ oder wissenschaftlich bedeutende Flächen
(Versuchsflächen, Boden-Dauerbeobachtungsflächen)
Empfindlichkeit des Bodens gegenüber Erosion (LAGB)
potenzielle Erosion durch Wasser
DIN 17908, SCHWERTMANN, VOGEL & Bodenart, Humusgehalt, Lagerungsdichte, Steingehalt, Hangneigung,
KAINZ (1990)
Hanglänge, Jahresniederschlag oder Niederschlag im Sommerhalbjahr
potenzielle Erosion durch Wind
DIN 19706
Bodenart, Humusgehalt, Feuchtestufe, Anbauverhältnisse
1
zuständige Behörde
Tab. 2: Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen und -gefährdungen in Sachsen-Anhalt: Ausgewählte Kriterien, Methoden und Informationen (Weigel et al. 2006).
75
76
allen Planungsebenen bodenschutzrelevante
Sachverhalte und landestypische Ziele in Form
von digitalen Karten darstellbar, anwendbar und
kontrollfähig sind. Es ist in den letzten Jahren in
Sachsen-Anhalt gelungen, die Datenbasis für
eine Bewertung der Bodenfunktionen auch für
die hochauflösende Maßstabsebene entscheidend zu verbessern und zu vereinheitlichen. Auf
dieser Grundlage wurden Kriterien abgestimmt,
welche die für das behördliche Handeln wesentlichen Bodenfunktionen bzw. Bodenteilfunktionen bewerten (s. Tab. 2). Die flächendeckende
Darstellung dieser Bewertungen liegt in Kürze in
Form von digitalen Themenkarten anwendungsbereit vor (Beispiel s. Abb. 2).
Durch das Bodenfunktionsbewertungsverfahren werden die Ziele und Prinzipien des Bodenschutzplans Sachsen-Anhalt inhaltlich und methodisch ausgestaltet. Künftig gilt es Regelungen
zu finden, die diese Informationen in anderen
Fach- und Rechtsbereichen wie Naturschutz,
Bauplanung und Umweltverträglichkeitsuntersuchung anwendbar machen, damit das Schutzgut
Boden auch dort von Beginn an angemessene
Berücksichtigung findet.
Literatur
hartMann, K.-J. & helBig H. (2006): Bodenkundliche Basiskarten und thematische Bodenkarten.
– In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn.
z. Geologie und Bergwesen, H 11, Halle/S., S.
95-103
steininger, M., helBig, H. & schrödter M. (2006):
Bodenkundliche Daten und Methoden in der
EG-Wasserrahmenrichtlinie.- In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen
in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und
Bergwesen, H 11, Halle/S., S. 105 - 113
weigel, A., BischoFF, M., FeldhaUs, D. & helBig
H. (2006): Entwicklung des Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt. - In LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen
in Sachsen-Anhalt. - Mitteilgn. z. Geologie und
Bergwesen, H 11, Halle/S.,
S. 23-32
Anschriften der Autoren:
H. helBig & D. FeldhaUs, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle
77
Boden-Dauerbeobachtung als ämterübergreifende Aufgabe in
Sachsen-Anhalt
Michael weller
Das LAGB ist im Rahmen des Ausführungsgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt zum
Bundes-Bodenschutzgesetz (BodSchAG LSA)
in die Überwachung des Bodenzustandes eingebunden (§§ 10 und 11 BodSchAG LSA). Die
Boden-Dauerbeobachtung im engeren Sinne
erfolgt nach einer bundesweit abgestimmten
Vorgehensweise (SAG 1991 – Sonderarbeitsgruppe „Informationsgrundlagen Bodenschutz“;
Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Boden-Dauerbeobachtung“ 2000) durch die im Abstand von 5 bis 10
Jahren wiederholten Untersuchungen von Böden an speziellen Messplätzen – den BodenDauerbeobachtungsflächen (BDF). Das Boden-Dauerbeobachtungsprogramm begann in
Sachsen-Anhalt 1990 mit der Einrichtung der
ersten 3 Boden-Dauerbeobachtungsflächen. Die
Einrichtungsphase konnte im Jahre 2004 beim
Stand von 69 BDFs abgeschlossen werden. Infolge einer nachgezogenen Einrichtung wurde im
Oktober 2006 ein Endstand von 70 BDFs erreicht
Abb. 1: Lageskizze der Basis-BDF Biere.
(s. Abb. 8). Parallel zur Einrichtung neuer BDFs
wurden im Berichtszeitraum 15 BDFs wiederbeprobt, sodass mittlerweile bei 31 BDFs die
Grundlage für eine erste Zeitreihenauswertung
gelegt ist. 67 der 70 Boden-Dauerbeobachtungsflächen sind sog. Basis-BDFs, die nach
vorgeschriebenem, bundeseinheitlichem Programm (s. o.) regelmäßig untersucht werden.
Drei BDFs sind Intensiv-BDFs, bei denen über
das Basisprogramm hinaus im Rahmen anderer,
mit der Boden-Dauerbeobachtung verknüpfter
Programme eine kontinuierliche Messwerterfassung hinsichtlich bestimmter Boden- und
Witterungsparameter durchgeführt wird. Dies
dient der Prozessanalytik, um über die reine Veränderungs-Dokumentation hinaus Aufklärung
über die dafür verantwortlichen, im Boden ablaufenden Mechanismen zu erhalten. Der Betrieb
der Intensiv-BDFs findet in Kooperation mit dem
Landesforstbetrieb und dem Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle statt.
78
Abb. 2: Lageskizze der Intensiv-BDF Nedlitz (zugleich Level-II-Fläche).
Die Boden-Dauerbeobachtung in Sachsen-Anhalt verfolgt drei wesentliche Zielstellungen:
• aktuelle Zustandserfassung repräsentativer Standorte mit umfassendem Untersuchungsprogramm,
• Vorhaltung von bodenkundlichen „Eichstandorten“ für die Landesfläche,
• frühzeitige Feststellung etwaiger Bodenveränderungen an repräsentativen
Standorten im Langzeitmonitoring (über
Wiederholungsuntersuchungen), die eine
Verdachtsprognose für das jeweils repräsentierte Gebiet erlauben.
Eine (Basis-)Boden-Dauerbeobachtungsfläche
besteht zunächst aus der eigentlichen Untersuchungsfläche, einer quadratischen, 30 x 30 m
großen „Kernfläche“, die von einem 10 m breiten
Randstreifen umgeben ist, sodass die gesamte
BDF ein 50 x 50-m-Quadrat darstellt (s. Abb. 1).
Auf der Kernfläche wird in einem bestimmten
Turnus (i. allg. 10 Jahre) eine statistisch abgesicherte Probennahme im Oberboden durchgeführt, die einen Stichprobenumfang von
18 - 80 Einzelproben besitzt, sodass der Einfluss
von Singularitäten infolge Heterogenität der Boden-, Nutzungs- oder Immissionsverhältnisse
minimiert wird. Zur ungestörten Probennahme
und zur Belegung der tieferen Horizonte wird
parallel dazu eine Profilgrube im bzw. außerhalb
des Randstreifens aufgeschlossen.
Bei Intensiv-BDFs werden darüber hinaus Daten
aus kontinuierlichen Messungen erhoben, für deren Erfassung entsprechende Messeinrichtungen
installiert sind (z. B. Bodenfeuchte, Bodentemperatur, Witterungsparameter; s. Abb. 2). Dort sind
auch Vorrichtungen zur Entnahme von Bodenwasserproben vorhanden. Zur exakten Wiederauffindung sind die Eckpunkte jeder BDF durch
unterirdisch eingebaute Magnete gekennzeichnet; zusätzlich ist jede BDF geodätisch eingemessen.
Grundlage für die Anzahl und Standortauswahl
der einzurichtenden BDFs ist eine Studie der
Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg von 1993 (Altermann
et al. 1993), die im Jahre 2000 eine Aktualisierung
unter Zugrundelegung der zwischenzeitlich im
Geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt entwickelten Bodenübersichtskarte 1 : 200 000 sowie der damit verbundenen Bodenlandschaftskarte erfuhr (Altermann et al. 2000, 2001). Danach
werden durch die mit Stand 2004 eingerichte-
79
ten 69 BDFs ca. 70 % der Landesfläche repräsentiert (s. Abb. 8). Repräsentanzkriterien sind:
Bodenlandschaft, Bodengesellschaft, Nutzung,
Klima, Belastung; dazu kommt als Vorgabe für die
Standortauswahl die Anknüpfung an vorhandene
Messnetze. Damit sind alle wesentlichen bodenkundlichen Kartiereinheiten durch Boden-Dauerbeobachtungsflächen repräsentiert. Die dabei
verbleibende Landesfläche ist bodentypologisch
zu kleingegliedert und zu heterogen, um sie mit
BDFs zu belegen. Mit der Untersuchung von Einzelprofilen wird die Repräsentanz in der Fläche
statistisch verdichtet und erweitert.
Die Durchführung des Programms erfolgt arbeitsteilig in Zusammenarbeit verschiedener
Landesbehörden, wobei die Zuständigkeiten
durch Erlass geregelt sind („Aufbau und Betrieb
des Bodenbeobachtungssystems des Landes
Sachsen-Anhalt“ – Gem. RdErl. des MU, MW
und ML vom 5. Dezember 1995). Danach ist das
Landesamt für Geologie und Bergwesen für den
bodenkundlichen Teil des BDF-Programms zuständig, das Landesamt für Umweltschutz für
Schadstoff- und Immissionsuntersuchung sowie
die Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten
und Gartenbau für die Erfassung der Bewirtschaftungsdaten bzw. die zugehörigen Untersuchungen auf landwirtschaftlich und forstlich
genutzten Flächen. Die beteiligten Behörden
führen ihren jeweiligen Part selbst durch oder
beauftragen Dritte mit den erforderlichen Untersuchungen. Dabei wird darauf geachtet, dass
Wechsel der Verfahrensweisen bzw. der Standards soweit als möglich vermieden werden,
damit die Ergebnisse vergleichbar bleiben. Um
Letzteres zu gewährleisten, werden in erster Linie
die behördeneigenen Labors mit der Analytik
betraut, weil hier sowohl methodische als auch
personelle Konstanz gewahrt und eine Ablaufund Ergebniskontrolle gesichert ist.
Die Auswahl der zu untersuchenden Parameter
erfolgt auf der Grundlage einer bundesweit verbindlichen Richtlinie (Ad-hoc-Arbeitsgruppe „Boden-Dauerbeobachtung“ 2000), die gewährleistet,
dass die Ergebnisse der Boden-Dauerbeobachtung über die Ländergrenzen hinweg ausgewertet
werden können. Ein erstes Ergebnis der BodenDauerbeobachtung ist deshalb eine im Auftrag
des Umweltbundesamtes (UBA) durchgeführte
bundesweite Auswertung. Für das Projekt „Länderübergreifende Auswertung von Daten der Boden-Dauerbeobachtung der Länder“ (Huschek
& Krengel 2004), welches im Auftrage des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, wurden
die Aufnahme- und Analysendaten von 40 bisher
in Sachsen-Anhalt ausgewerteten BDFs auf dem
Wege über das Landesamt für Umweltschutz an
das Umweltbundesamt überstellt. Verwaltungsrechtliche Grundlage hierfür war die VV Datenaustausch (Verwaltungsvereinbarung zwischen
Bund und Ländern über den Datenaustausch
im Umweltbereich), die von der 42. Umweltministerkonferenz (UMK) im Mai 1994 beschlossen
wurde. Im Gegenzug erhalten die Länder die im
Laufe des Projektes entwickelte BDF-spezifische
Datenbankstruktur zur eigenen Nutzung.
Das UBA-Projekt führte erstmals eine auch bodenkundlich-fachliche Auswertung der bundesweit angelegten Boden-Dauerbeobachtungsflächen länderübergreifend durch. Das Projekt
stellte zunächst – aufbauend auf den Angaben
und Daten der Länder – methodische Betrachtungen zu den Erfordernissen und Möglichkeiten
länderübergreifender BDF-Auswertungen an.
In einem zweiten Schritt wurden die von den
Ländern angelegten BDFs in Hinsicht auf eine
bundesweite Darstellung des Bodenzustandes
miteinander verglichen und quasi unitemporär
statistisch betrachtet. Hierbei wurde vor allem
Bezug genommen auf §§ 4, 7 und 8 Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) sowie die Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV), in
denen die Vorsorge-, Prüf- und Maßnahmewerte sowie die geogenen und siedlungsbedingten
Hintergrundgehalte und zulässigen Zusatzbelastungen in Böden festgeschrieben sind.
Nachstehend sind exemplarisch die Daten für die Boden-Dauerbeobachtungsfläche
BDF „Erxleben“ aufgezeigt, die eine großflächig
verbreitete Bodenregion repräsentiert (s. Abb. 3
bis 5). Diese BDF wurde 1994 eingerichtet. 2003
fand die erste Wiederbeprobung statt. Zusammen mit den BDFs Querstedt, Gohre und Krevese
repräsentiert sie die Bodenlandschaft „Stendaler
Platten mit den Platten von Krevese, Arneburg,
Tangermünde, Bismark-Stendal und dem Kalbeschen Werder“ innerhalb der Bodenlandschaftsgruppe „Altmark und Flämingvorländer“. Als
Pseudogley-Fahlerde aus Geschiebedecksand
über Geschiebelehm steht sie für eine typische
Bodenausprägung der lehmigen Grundmoränenplatten der Altmark innerhalb der Bodenregion
der Altmoränenlandschaften:
80
Boden-Dauerbeobachtungsfläche „Erxleben“
BDF 02
Basis-BDF
Bodenlandschaften der lehmigen Grundmoränenplatten:
Platte von Bismark-Stendal (Altmark)
Bodentyp:
Pseudogley-Fahlerde
Abb. 4: Lage der BDF Erxleben in km-Genauigkeit.
Abb. 3: Geländeansicht der BDF Erxleben.
Bodenform nach KA 4: Pseudogley-Fahlerde aus kiesführendem Geschiebedecksand
über Geschiebelehm über sehr tiefem kiesführendem Geschiebemergel
SS-LF.p-(k)s(Sp)/g-l(Lg)///g-(k)l(Mg)
Bodenform nach TGL: Salmtieflehm-Fahlstaugley
m/lQ
Profilbeschreibung n. KA 4
0 cm
Ap
Geschiebedecksand
(holozän/pleistozän)
25 cm
Sw-Ael
40 - 45 cm
II Sw-Ael+Sd-Bt
60 cm
Geschiebelehm mit
Sandlinsen
(pleistozän)
II Sd-Bt
Sandlinse
Geschiebemergel
(pleistozän)
Abb. 5: Bodenprofil der BDF Erxleben.
165 cm
III Bt-Srd-elCv
Ap - dunkelgraubrauner Oberbodenhorizont,
Su2, schwach kiesig, schwach humos,
Einzelkorngefüge, locker, stark durchwurzelt
Sw-Ael - fahlbrauner Oberbodenhorizont,
Sl2, schwach kiesig (nestartige
Kiesanreicherungen), sehr schwach
humos, Einzelkorngefüge, locker, mäßig
durchwurzelt, zahlreiche Rost- und
Mn-Flecken
II Sw-Ael+Sd-Bt - hellgelblichbrauner bis
gelblichbrauner Übergangshorizont, Lts,
sehr schwach kiesig, sehr schwach humos,
Einzelkorn- bis säulig-prismatisches Gefüge,
mäßig fest, sehr stark durchwurzelt, sehr
viele Rost- und Mn-Flecken
II Sd-Bt - grauer bis gelblichbrauner
Unterbodenhorizont, Lts, sehr schwach
kiesig, sehr schwach humos, Prismengefüge,
mäßig fest, stark durchwurzelt, sehr viele
Rost- und Mn-Flecken
Sandlinse - Sandlinse: gelblichbraun,
St2, kiesfrei, humusfrei, Einzelkorngefüge,
locker, wurzelfrei, leicht bleichfleckig
III Bt-Srd-elCv - hellgrauer
Untergrundhorizont, Ls3, schwach kiesig,
sehr schwach humos, Prismengefüge, fest,
schwach durchwurzelt, gebleicht
81
Lage, Klima, Nutzung / Analysenwerte
Höhe über NN:
35 m
Niederschlag/Jahr:
526 mm
mittl. Temperatur:
8,5 °C
Reliefposition:
Ebene
Nutzung:
Ackerstilllegung
Neigung:
keine
Exposition:
ohne
Vegetation bei
Aufnahme:
Ackerunkrautgesellschaft
Tab. 2: Bodenphysikalische Parameter.
Bodenphysikalische Parameter
Korngrößenanteile
[Masse-% am Feinboden]
Ton Schluff Sand
Horizont
Ap
Sw-Ael
II Sw-Ael+Sd-Bt
II Sd-Bt
Sandlinse im II Sd-Bt
III Bt-Srd-elCv
5
8
28
27
6
19
21
22
23
21
4
30
74
70
49
52
90
51
Skelettgehalt
[M.-%]
Feinbodenart
n. KA4
(Untergruppe)
Gesamtbodenart
n. KA4
TRD
3
[g/cm ]
GPV
[Vol.-%]
nFK
[Vol.-%]
kf Wert
(Median)
[cm/s]
Su2
Sl2
Lts
Lts
St2
Ls3
(k)s
(k-w)s
l
l
s
(k-w)l
1,62
1,80
1,77
1,80
1,77
1,92
39
32
33
32
33
27
12-16
6-11
4-7
5-9
15-20
6-8
1,93E-03
1,07E-03
1,09E-01
0,00E+00
4,07E-04
5,00E-04
Pb
Zn
4
5
1
1
0
3
Tab. 3: Bodenchemische Parameter.
Bodenchemische Parameter
pH CaCO3 Humus T-Wert V-Wert
[Masse- [Masse[cmolc/kg]
(CaCl2) %]
[%]
%]
Horizont
Ap
Sw-Ael
II Sw-Ael+Sd-Bt
II Sd-Bt
Sandlinse im II Sd-Bt
III Bt-Srd-elCv
6,2
6,2
5,7
6,2
7,2
7,7
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
9,6
1,2
0,2
0,3
0,2
0,0
0,3
4
2
9
9
3
6
Anorganische Schadstoffe [mg/kg TS]
Cd
75
65
56
67
100
100
Cr
<0,65
<0,65
<0,65
<0,65
<0,65
<0,65
Cu
21,3
20,9
59,5
57,2
13,0
46,1
Hg
4,8
3,7
13,4
13,8
3,5
9,7
Ni
0,06
0,05
0,08
0,22
<0,03
<0,03
11,4
16,9
34,8
42,7
12,5
29,9
12,2
<8,8
<8,8
<8,8
<8,8
<8,8
26,1
22,9
54,3
58,6
22,4
69,9
Porenverteilung nach Horizonten
4,8 5,2 6,6 4,5

67,9

67,1

67,8

67,3
6,3
17,7
3,43,0 4,1
20,6
17,0
15,3
2,9
0,7
3,3
61,2
1,7

5,3
3,7 3,5
6,3
SV (Subst.-Vol.)
FP (<0,2 µm)
1,9
MP2 (0,2-3 µm)
4,2
13,3
4,5 8,7
MP1 (3-10 µm)
GP2 (10-50 µm)
72,7
0%
20%
17,2
40%
60%
GP1 (>50 µm)
3,0
2,6
2,8
1,7

80%
100%
Abb. 6: Porenverteilung nach Horizonten.
Wasserdurchlässigkeit k f [cm/s]
1,00E+00
k f [cm/ s]
s=57,2%
s=144,6%
1,00E-03
1,00E-04
1,00E-05

s=244,9%
s=231,6%
s=219,7%
1,11E - 0 1
1,00E-01
1,00E-02
s=81,8%
1,15 E - 0 1
1,0 9 E - 0 1
1,3 9 E- 0 2
1,0 6 E- 0 2
1,9 8 E - 0 3
1,9 3 E- 0 3
1,0 7 E - 0 3
1,6 5 E - 0 3
Su2
(Sk 4,2%)
S l2
(Sk 4,9%)


Abb. 7: Wasserdurchlässigkeit.
Variatio nsko effizient
Lt s
(Sk 0,7%)
Lt s
(Sk 0,5%)
4 ,0 7 E- 0 4
St 2
2 ,3 6 E - 0 5 (Sk 0,1%)
1,0 0 E - ∞
 

5 ,0 0 E- 0 4
Ls 3
(Sk 2,5%)
 

arithm. Mittel
n = 6 (5)
Median
geometr. Mittel

F e inbo de na rt
n. KA 4
(m. Ang. d. Skelettanteils in Vo l.-%)
82
Abb. 8: Lage der Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Sachsen-Anhalt mit Hinterlegung der für die Bodenrepräsentanz
maßgeblichen Bodenlandschaftsgliederung, Orginal 1 : 400 000 (LAGB, 2006).
83
Literaturverzeichnis
ad-hoc-arBeitsgrUppe Boden [der Geologischen
Landesämter und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe der Bundesrepublik
Deutschland] (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung.
– 4. Aufl. („KA 4“; d.Red.). – Hrsg.: Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe und die Geologischen Landesämter in der Bundesrepublik Deutschland, Hannover. – In Kommission: E. Schweizerbart’sche
Verlagsbuchhandlung, Stuttgart.
ad-hoc-arBeitsgrUppe „Boden-daUerBeoBachtUng“ [des
ständigen Ausschuss Informationsgrundlagen der
Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz
(LABO)] (2000): Boden-Dauerbeobachtung: Einrichtung und Betrieb von Boden-Dauerbeobachtungsflächen. – In: rosenkranz, d; BachMann, g.; einsele, g. &
harress, H.-M. (Hrsg.): BodenschUtz – Ergänzbares
Handbuch der Maßnahmen und Empfehlungen für
Schutz, Pflege und Sanierung von Böden, Landschaft
und Grundwasser. – 32. Lfg. XI/00. – Erich Schmidt
Verlag, Berlin.
alterMann, M.; schrödter, M.; steininger, M. & treFFlich, a.; mit Beiträgen von D. kopp und W. schwanecke
(1993): Aufbau eines Bodenbeobachtungssystems
in Sachsen-Anhalt – Studie: Naturwissenschaftliche
Grundlagen. – Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Landwirtschaftliche Fakultät, Institut für
Standortkunde und Agrarraumgestaltung, Halle.
(unveröffentlicht)
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– Halle (Saale).
Anschrift des Autors:
M. weller, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
Norm-Vega
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
Pararendzina
10
10
Tschernosem
aus Löss
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Fahlerde
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Podsol
aus Sand
Braun-Fahlerde
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Hochflächen-Böden
Typische Böden der Bodenlandschaften in Sachsen-Anhalt, Lackprofile des Bodenkabinetts im LAGB (Foto: Esters, LAGB)
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
Auen-Böden
84
85
Von bodenkundlichen Grundlagen zu systematischen Flächeninformationen
klaUs-Jörg hartMann
Bodenkundliche Flächeninformationen und Bodenkarten liegen für das Land Sachsen-Anhalt in
den Übersichtsmaßstäben ≤ 1 : 100 000 flächendeckend vor (hartMann 2005, 2006a/b). Aktuelle
Aktivitäten betreffen die Bearbeitung von Blättern der Bodenübersichtskarte 1 : 200 000, die
die Bundesanstalt für Geowissenschaften und
Rohstoffe (BGR) herausgibt (s. Abb. 1). Landeskarte und Blattschnittbearbeitungen unterscheiden sich in der Nomenklatur. In der Landeskarte
entspricht diese der TGL 24.300 - in den Blattschnittbearbeitungen die, der Bodenkundlichen
Kartieranleitung. Während die Legendeninhalte
der Landeskarte Leitbodenformen abbilden, beinhalten die Blattschnittbearbeitungen eine über
Ländergrenzen hinaus abgestimmte Vergesellschaftung.
Zur kurzfristigen Deckung des Informationsbedarfs im Maßstab 1 : 50.000 wurde eine vorläufige, digitale Bodenkarte 1 : 50 000 (VBK50) auf
Grundlage vorhandener Unterlagen entwickelt
(hartMann 2006a/b). Aktuelle Arbeiten beschäftigen sich mit der Analyse und Eliminierung von
Fehlstellen sowie der Qualitätsprüfung. Neben
der Bearbeitung dieser Flächen, für die in der
VBK50 noch keine Informationen vorhanden
sind, liegen die methodischen Schwerpunkte
in der Erfassung des aktuellen Bodenzustandes im Land und der Entwicklung bodenkundlicher Informationen für den Maßstabsbereich
1 : 10 000/25 000.
Bodenkundliche Grundlagen
Das Land Sachsen-Anhalt gliedert sich in sieben Bodenregionen (s. Abb. 1) mit einem spezifischen Inventar an bodentypologischen
Einheiten (Kainz 2006a). Bei den verwendeten
Einheiten der Boden(sub)typen handelt es sich
um systematische Gliederungsebenen mit typischen Bodenhorizonten und Horizontfolgen.
Bodenhorizonte haben charakteristische Eigenschaften und spiegeln spezifische Prozesse der
Bodenentwicklung wider. Am Beispiel der Landeshauptstadt Magdeburg lässt sich das Ne-
beneinander verschiedener Bodentypen und der
menschliche Einfluss auf die Böden beobachten. Magdeburg liegt in den Bodenregionen der
Fluss- sowie Löss- und Sandlösslandschaften.
Der Anteil natürlicher und anthropogener Böden beträgt jeweils ca. 50 %. Das Spektrum
erstreckt sich von natürlichen Löss- und Auenböden über eine Übergangszone mit anthropogen veränderten und überprägten Böden, die
einerseits aus der gärtnerischen Tätigkeit des
Menschen mit einer Anreicherung organischer
Substanz bzw. einer Überdeckung der Böden
mit anthropogenen Substraten resultiert, und endet bei vollständig versiegelten und veränderten
Böden (MöBes & k ainz 2005). Hierbei kann das
Bodenprofil, das sich vor mehr als 1000 Jahren
an der Oberfläche befand, meterdick mit verschiedenen Materialien natürlichen und anthropogenen Ursprungs bedeckt sein (schönBerg &
MöBes 2005). Derartige Betrachtungen erfordern
Informationen zum Inventar und Zustand der Böden. Im Rahmen eines Projektes zur Erfassung
des aktuellen Zustandes der Böden in Sachsen-Anhalt erfolgt eine derartige Inventur (k ainz
2006b). Hierbei werden nach definierten Kriterien
an 770 Standorten repräsentative Bodenprofile
bodenkundlich aufgenommen, dokumentiert,
beprobt und analysiert. Die Analysen beinhalten
bodenkundliche Basisparameter und Untersuchungen zu Nähr- und Schadstoffen. Aufgrund
der qualitativ hochwertigen bodenkundlich/geologischen Aufnahme eigenen sich die aus diesen
Profilen abgeleiteten Substrat-HorizontGruppen
(SHG) zur inhaltlichen Untersetzung des vorhandenen Systems.
Bei den SHG wird davon ausgegangen, dass
wesentliche Einflussgrößen für bodenphysikalische (und auch chemische) Eigenschaften durch
Substrat- (Bodenart und geologisches Ausgangssubstrat) sowie Horizontmerkmale bestimmt sind.
Gleiche SHG weisen unter gleichen äußeren Bedingungen gleiche Eigenschaften auf. Eine typische Abfolge der SHG, entsprechend systematischer Vorgaben, bildet eine Standardbodenform,
die in den Karten Legendeneinheiten inhaltlich
beschreibt. Auf Grundlage vorhandener Profilin-
86
Abb. 1: Bearbeitungsstand der BÜK 200 (Blattschnitt) für das Land Sachsen-Anhalt (Hartmann, LAGB).
87
formationen lassen sich die SHG mit bodenkundlichen Basisparametern hinterlegen. Die Gegenüberstellung von Basisparametern und Kennwerten
der SHG mit Daten anderer Quellen zeigt eine
gute Übereinstimmung (hartMann 2005).
Während die bisher vorhandenen SHG, die aus
der Profildatenbank SABO_P mit einem heterogenen, in einem Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstandenen Profildatenbestand stammen,
die Bodenform auf dem Niveau der Bodentypen
charakterisieren, erlaubt der entstehende homogene Datenbestand eine Bearbeitung der
Subtypen und die Zuordnung der SHG zu Landschafts-, Nutzungs- oder Belastungsbereichen
(k ainz 2006b). Dieser homogene Datenbestand
wird durch die in SABO_P verfügbaren Bodenprofile, die eine entsprechende Qualität aufweisen, ergänzt (k ainz 2005).
Die Inhalte der SHG und die Standardprofile stellen die für Auswertungen erforderlichen Basisparameter bereit (s. Tab. 1), um auf Grundlage vorhandener bodenkundlicher Karten unter Einsatz
ergänzender Informationen Landschaftseigenschaften und thematische Flächendarstellungen
zu entwickeln (hartMann & helBig 2006).
Systematische Flächeninformationen
Seitens verschiedenartigster Nutzer besteht
ein Bedarf an großmaßstäbigen Bodeninformationen. Das Spektrum erstreckt sich von
flächenbezogenen Anforderungen des Bodenschutzes bis hin zur teilflächenspezifischen Be-
wirtschaftung landwirtschaftlicher Standorte. Die
Bodenschätzung liegt in Sachsen-Anhalt digital
als großmaßstäbige Grundlage mit Grablochbeschrieben und Klassenflächen vor. Während die
Klassenflächen der Bodenschätzung aufgrund
ihrer Auflösung den Forderungen der Planung
erst einmal genügen, kann sie die Anforderungen
einer teilflächenspezifischen Wirtschaftsweise
nur eingeschränkt befriedigen (doMsch et al.
2006). Dieser Umstand resultiert aus der inhaltlichen Heterogenität der homogen dargestellten
Klassenflächen (s. Abb. 2).
Hochauflösende Flächeninformationen
Die teilflächenspezifische Bewirtschaftung erfordert hochauflösende, flächenscharfe Informationen. Ein Parameter, der mit vergleichbar geringem Aufwand flächenhaft erfasst werden kann,
ist die elektrische Bodenleitfähigkeit (EC). Die EC
wird durch Bodenwassergehalt und –temperatur,
die Leitfähigkeit der Bodenlösung sowie Tonund Humusgehalte bestimmt. Abhängig von den
Messbedingungen, insbesondere von Zeitpunkt
und Flächengröße, sind Bodenwassergehalt und
–temperatur sowie Leitfähigkeit der Bodenlösung konstant. Daraus folgt, dass Messungen
der EC auf einem Schlag im Wesentlichen ein
Muster der Ton- und Humusgehalte wiedergeben
(doMsch et al. 2006). Durch Kalibrierung der ECMesswerte mit Informationen zu Bodenart bzw.
Tongehalt, die in Form kartierter Bodeprofile und/
oder Grablochbeschrieben der Bodenschätzung
Tab. 1: Beschreibung bodenfunktionsrelevanter Kriterien mit Kennwerten und Basisparametern (hartMann et al. 2005).
Kriterium
Kennwerte
Basisparameter
-
• Feldkapazität (FK)
• Nutzbare Feldkapazität
(nFK)
• Wasserleitfähigkeit
(kf-Wert)
o Bodenart
o Humusgehalt
o Lagerungsdichte
o Grobbodengehalt
• Feldkapazität (FK)
• nutzbare Feldkapazität
(nFK)
• Kationenaustauschkapazität (KAK)
o Bodenart
o Humusgehalt
o Lagerungsdichte
o Grobbodengehalt
o Kalkgehalt
o pH-Wert
-
Abflussregulation
Beitrag des Bodens zur Grundwasserneubildung
(Sickerwasserrate)
Allgemeine Beurteilung des Wasserhaushalts eines
Standorts
Nährstoffpotenzial und Nährstoffverfügbarkeit für
basische Kationen
Bindungsstärke des Bodens für Schwermetalle
Bindung und Abbau von organischen Schadstoffen
Säureneutralisationsvermögen
Retention des Bodenwassers
Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung
88
Abb. 2: Inventar und inhaltliche Heterogenität am Beispiel der elektrischen Leitfähigkeit einer landwirtschaftlichen Fläche. Es handelt sich um ein 53 ha großes Areal, das 42 Klassenflächen mit 20 verschiedenen Klassenzeichen beinhaltet
(Hartmann, LAGB).
vorliegen, lassen sich Bodenart bzw. Tongehalt
in der Fläche regionalisiert darstellen (hartMann
et al. 2006). Diese Informationen können den
Landwirt bei teilflächenspezifischen Wirtschaftsweisen unterstützen.
Standardklassenzeichen der Bodenschätzung
Profil- bzw. Grablochinformationen basieren, in
Abhängigkeit der Einstufungsgrundlage für bis
zu 70 % der Klassenzeichen eine vergleichbare
Einordnung erzielen. Bei Verfahren, die im Wesentlichen die Informationen der Klassenzeichen
nutzen, liegen die Übereinstimmungen bei 50 %
(hartMann & dehner 2006).
Bodenprognosekarten
Die Bodenschätzung liegt in Sachsen-Anhalt mit mehr als 400.000 Grablochern und
380.000 Klassenflächen digital vor. Der Wert der
Bodenschätzung als Informationsgrundlage für
bodenkundliche Fragestellungen ist allgemein
anerkannt. Für den praktischen Einsatz erfordert der Datenumfang eine anwendungsbezogene Auswertung. Hierzu werden auf Basis der
Grablochbeschriebe Standardprofile entwickelt.
Die Standardprofile beinhalten mit Basisparametern und Kennwerten belegte Schichten.
Den Basisparametern lassen sich Kennwerte
zuordnen und aus diesen weitere Eigenschaften
ableiten (hartMann & dehner 2006). Zur inhaltlichen Darstellung der Ergebnisse dienen die
Schätzungsrahmen (s. Tab. 2). Die räumliche
Darstellung erfolgt auf Grundlage von Klassenflächen (s. Abb. 3).
Ein Vergleich mit anderen Verfahren zeigt, dass
methodisch unterschiedliche Ansätze, die auf
Im Gegensatz zu den Parametern und Kennwerten, die einzelne Eigenschaften klassifiziert
beschreiben, beinhalten die bodensystematischen Einheiten Informationen über komplexe
Zusammenhänge, die sich im Zusammenspiel
verschiedenartigster Faktoren entwickelt haben. Durch Analyse der für die Bodenbildung
relevanten Faktoren und ihrer Kombination am
Standort lassen sich Ableitungskriterien formulieren (s. Tab. 3). Auf Grundlage derartiger
Kombinationen und Kriterien werden mit Verfahren der datenbasierten Modellierung, z.B.
künstliche neuronale Netze, Entscheidungsbäume (hartMann et al. 2006), und/oder statistische
Methoden wie Clusteranalysen (k astler et al.
2005), regelmäßige Muster abgeleitet und die
Verteilung von Bodentypen und Eigenschaften
in definierten Gebieten prognostiziert. Als Ergebnis entstehen Bodenprognosekarten. Aktuelle Daten bilden die Grundlage für die Be-
89
schreibung der Faktoren. Zu den Eingangsdaten gehören:
•
•
•
•
•
•
•
verschiedene Reliefparameter und Höhendaten (DGM),
Profilinformationen,
Interpretation von Grabloch- und Schichtbeschrieben der Bodenschätzung,
Informationen zu Gewässern und Wassereinfluss,
Geologie,
Nutzung,
Klima.
Tab. 2: Einordnung KAKpot (cmol/kg) in den Ackerschätzungsrahmen.
Bodenart Entstehung
S
D
Al
V
Sl
D
Al
V
lS
D
Lö
Al
V
Vg
SL
D
Lö
Al
V
Vg
sL
D
Lö
Al
V
Vg
L
D
Lö
Al
V
Vg
LT
D
Al
V
Vg
T
D
Al
V
Z
1
9,3
u
2
6,2
6,2
s
3
4,4
3,7
6,5
7,4
5,0
5,0
5,1
6,6
10,2
6,4
9,0
8,6
10,8 8,6
12,7 9,5
11,6
12,8 10,4
14,7
7,8
9,5
6,8
6,8
17,6 13,2 12,6
15,2 12,7 12,7
13,8 13,2 14,7
17,8 13,8
17,7 18,4 19,0
17,0 14,1 13,7
17,5 17,6 16,5
21,2 6,6
33,0 26,4 26,8
22,0 19,2 22,9
28,0 7,0
30,8
32,5 28,0
17,2 28,6
t
4
2,6
2,6
3,4
2,6
3,8
3,4
3,8
7,1
5,3
3,2
3,8
5,4
10,4
6,4
4,6
5,2
15,3
11,6
14,6
6,8
5,7
20,8
13,0
17,4
5,8
10,4
25,6
24,8
11,4
27,6
29,7
28,3
28,6
a
5
3,4
2,6
2,6
2,6
2,6
2,2
3,4
n
6
2,0
2,6
2,6
4,0
3,4
1,8
4,6
5,0
4,0
6,8
4,2
9,2
4,2
d
7
2,0
2,0
4,2
5,2
5,8
4,4 3,2
12,6 5,0
11,6 15,5
6,9
4,0
4,6 3,8 5,6
20,0 18,3 12,3
11,6 13,6 15,0
16,4
4,8 3,2 11,8
5,0 3,1 6,0
27,4 21,6
26,8 29,4
9,1 5,6 29,4
9,7 5,6 4,6
29,4 24,2
26,4
27,2
Einstufung nach Ka 5
sehr gering
< 4 cmol/kg
gering
4 < 8 cmol/kg
mittel
8 < 12 cmol/kg
hoch
12 < 20 cmol/kg
sehr hoch
20 < 30 cmol/kg
extrem hoch
30 ≤
cmol/kg
90
Abb. 3. Herkunft und thematische Informationen auf Grundlage von Standardklassenzeichen.
Die Inhalte der Eingangsinformationen und die
daraus resultierenden Faktorenkombinationen
unterscheiden sich in Abhängigkeit der betrachteten Räume und Bodenregionen. Ergebnisse
liegen für das Schwarzerdegebiet (s. Tab. 3) und
Auengebiete vor. In den Auen bestimmt die Höhe
über der Tiefenlinie den Grundwassereinfluss
und somit die hydromorphen Eigenschaften der
Böden. Es lässt sich eine Abfolge von trockenen
Regosolen (RQ) auf Dünen- und Flugsandfeldern
zu feuchteren Vegen (AB) und Gleyen (GG) beobachten (s. Abb. 4). Dieser Zusammenhang findet
sich sowohl bei Kartierungen (graBe et al. 2005)
als auch Clusteranalysen (k astler et al. 2005).
Ausblick
Aktuell befindet sich das Blatt Madeburg (CC
3934) der BÜK 200 in Bearbeitung. Anschließend
folgt 2007 das Blatt Goßlar (CC 4726).
Wesentliche Schwerpunkte bilden
• Fortsetzung der Profilaufnahmen im Zusammenhang mit der Bodenzustandserfassung,
• Fehlstellenbeseitigung in der VBK,
• Weiterentwicklung des Themenkomplexes großmaßstäbiger Bodeninformationen.
91
Tab. 3: Ableitungskriterien für Bodentypengesellschaften im Schwarzerdegebiet (hartMann et al. 2005)
Bodentypengesellschaft
Kriterien
RR, BB-RR
• relative Profilkrümmung > 30
RN, BB-RN, (BB)
• Hangneigung > 4°
• Mittelwert Strahlungsenergie vom 21. Juni bis 21 Dezember > 4000 Watt/m2
• kleinflächiges Auftreten
BB, BB-RN, RN-BB, RN
• Hangneigung > 4°
• Mittelwert Strahlungsenergie vom 21. Juni bis 21 Dezember > 4000 Watt/m2
TC, (TT, BB-TC)
•
•
•
•
TT, BB-TT, (TC)
• 500 – 550 mm Jahresniederschlag
• klimatische Wasserbilanz < –3,4
TT-LL, LL-TT, BB-TT, (LL,
LF)
• 550 – 600 mm Jahresniederschlag
• klimatische Wasserbilanz zwischen –3,4 und 31,1
500 – 550 mm Jahresniederschlag
klimatische Wasserbilanz < –3,4
Hangneigung <1°
Carbonatgehalt< 9 dm unter Flur (DOK A MMK)
LL, LF, (SS-LL, SS-LF, BB- • klimatische Wasserbilanz > 31,1
LL, BB-LF)
YK, GG-YK, GG-TT,
GG-LL
• relative Profilkrümmung < -20
AB, GG-AB ,AB-GG, GG,
YK, GG-YK
• Überflutungssimulation, beitragende Flächen > 160 ha
• Überflutungshöhe 1,3 m
Abb. 4: Höhenlage von Bodentypen über der Tiefenlinie (graBe et al. 2005).
92
Literatur
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Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
93
Fachliche und ökonomische Bewertung der Teilautomatisierung Korngrößenanalyse nach Köhn
claUdia Fleischer, dieter FeldhaUs & steFFen lotz
Problemstellung
In der Bodenkunde, der Geologie und in der
Baugrunduntersuchung werden über die Korngrößenverteilung Bodenarten oder Bodengruppen definiert. Diesen Klassenbildungen liegen
Korngrößenuntersuchungen nach der Methode von Köhn (1928) zu Grunde. Damit stützen
sich eine Vielzahl wesentlicher Definitionen
von Bodeneigenschaften auf die Ergebnisse
der Korngrößenuntersuchung. Die Analyse der
Korngrößenverteilung stellt selbst keine exakte
Messung der Größe von Mineralkörnern dar. Die
Bestimmung der Korngröße unterliegt vielmehr
Konventionen. Die wesentlichste Konvention
ist der Äquivalentdurchmesser, nach dem die
Fallzeiten von Körnern in einer Flüssigkeit einer
bestimmten Korngröße zugeordnet werden. Das
Modell geht dabei von ideal runden Körnern mit
einer definierten Dichte aus, was dazu führt, dass
plattige und damit langsam sinkende Mineralkörner den relativ kleineren Äquivalentdurchmessern zugeordnet werden. Aus diesem Grunde
können bei einer Änderung der Messverfahren
nicht die gleichen Messergebnisse für die Korngrößenverteilung erwartet werden, wie nach der
Methode von Köhn. Alle Versuche zur Anwendung weniger aufwendiger Methoden haben dies
bisher bestätigt. Genau dieser Umstand stellt
jedoch ein grundsätzliches Problem dar. Nach
der Methode von Köhn sind alle Analysenreihen der letzten 80 Jahre zustande gekommen,
mit allen daraus abgeleiteten Zusammenhängen
zwischen Korngrößenverteilung und anderen Bodenparametern. Jede Veränderung der Methodik der Korngrößenanalyse würde deshalb einen
schwerwiegenden Bruch mit den bestehenden
Regeln der Bodenuntersuchung darstellen und
steht deshalb der Einführung anderer automatisierbarer Verfahren entgegen.
Die Korngrößenanalyse nach Köhn hat zwei wesentliche Nachteile, (1) der hohe Personalaufwand zur Durchführung der Sedimentationsanalyse und (2) die bisher nicht auszuschließenden
subjektiven Einflüsse auf die Analysenergebnisse
durch die Vielzahl manuell durchzuführender
Handgriffe. Dies ist durch verschiedene Vergleichsmessungen zwischen unterschiedlichen
Laboren belegt, die häufig zu systematisch abweichenden Ergebnissen führten.
Zielstellung
Ziel einer Weiterentwicklung der Köhnmethode sollte aus den o. g. Gründen die
(Teil)Automatisierung der Sedimentationsanalyse
sein. Die Automatisierung muss dabei alle bei der
bisherigen Methode durchgeführten Schritte in
der Art und im Ablauf möglichst identisch gewährleisten. Die Ergebnisse der automatisierten
Messung müssen mit den bisher bestimmten
Ergebnissen übereinstimmen.
Die bereits 2002 in Betrieb genommene Apparatur (hartMann et al. 2003) wurde in einigen Gerätefunktionen und der Programmsteuerung weiterentwickelt und umfangreich getestet. Bei dem
Übergang zum Routinebetrieb war der Nachweis
zu erbringen, dass die mit dem teilautomatisierten Verfahren bestimmten Analyseergebnisse
mit den Werten des Standardverfahrens übereinstimmten. Die Ergebnisse dieser Prüfung sind
im Folgenden dargestellt.
Technische Umsetzung
Die Korngrößenanalyse ist ein mehrstufiges Verfahren, in dem die Sedimentationsanalyse zur
Messung der Korngrößenverteilung im Bereich
< 0,63 mm (< 63 µm) der zeitaufwendigste Untersuchungsschritt ist. Die wesentlichen Arbeitsschritte der Korngrößenanalyse sind:
1. Probeneinwaage
2. Dispergierung
3. Siebschnitt 63 µm
3.1 Siebanalyse
3.2 Sedimentationsanalyse (nach Köhn)
a) Befüllen der Sedimentationszylinder
b) Zeitgestaffelte Pipett-Probenahme
c) Abdampfen
d) Wägung
4. Auswertung
94
Die (Teil)Automatisierung betrifft den Arbeitsschritt „Zeitgestaffelte Pipett-Probenahme“ und
ist zur Verdeutlichung rot hervorgehoben.
In Abb. 1 sind Gerätekonfiguration und technische Details dargestellt. Die Automatisierungslösung wurde technisch so angeordnet, dass
sie auf einem Labortisch Platz hat. Die Sedimentationszylinder mit der Probensuspension
werden in das links dargestellte Magazin eingestellt. Die Suspension wird mit Druckluftdüsen,
die an einem Stab bis dicht über den Boden des
Sedimentationszylinders geführt werden, eine
Zeit lang homogen aufgewirbelt. Die Messung
der Korngrößenfallzeit beginnt, sobald die Suspension nach der Aufwirbelung völlig frei von
Luftblasen ist. Für die Probenentnahme wird
die Pipette über dem Sedimentationszylinder
positioniert. Ein Sensor bestimmt die genaue
Lage der Flüssigkeitsoberfläche. Die Pipette wird
bis zur festgelegten Fallhöhe in die Suspension eingetaucht und nimmt zum berechneten
Zeitpunkt eine Probe. Die für die Berechnung
des Probenentnahmezeitpunktes erforderliche
Temperaturbestimmung der Suspension wird
über ein Referenzgefäß ständig überwacht. Die
entnommene Probe wird in Abdampfschälchen
ausgespritzt, die oberhalb der Messzylinder angeordnete sind. Bevor die Pipette eine nächste
Probe nimmt, wird sie durchgespült. Nach Beenden der zeitgestaffelten Pipett-Probenentnah-
men können die Abdampfschälchen sowie die
Sedimentationszylinder entnommen werden. Die
Schutzscheibe vor der Apparatur kann - zur Gewährleistung des Arbeitsschutzes - nur geöffnet
werden, wenn das Gerät außer Betrieb ist.
Diskussion
Wie einleitend beschrieben, ist Bedingung für
die praktische Anwendbarkeit der entwickelten
Automatisierungsmethode, dass die Ergebnisse
der Korngrößenuntersuchung mit dem bisherigen Standardverfahren absolut übereinstimmen müssen. Zum Nachweis wurden hierfür
Vergleichsmessungen mit Proben unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Korngrößenverteilungen durchgeführt. Als Ergebnis
dieses Vergleiches kann für alle Kornfraktionen
eine enge Korrelation der Korngrößenverteilung
ohne wesentliche systematische Abweichungen
festgestellt werden (Abb. 2). Beide Methoden
sind damit im Ergebnis gleichwertig.
Bei der Betrachtung ausschließlich für die Fraktion
< 2 µm (Abb. 3) ergibt sich eine gewisse systematische Abweichung, d.h. bei der Korngrößenanalyse werden mit der Automatisierungsvariante geringfügig höhere Anteile gemessen. Dieser Effekt
kann damit erklärt werden, dass die Dispergierung vor der längeren Sedimentationszeit gründlicher erfolgt, als dies in Handarbeit mit visueller
Abb. 1: A - Gesamtansicht der Automatisierungslösung für die Pipett-Probenahme der Sedimentationsanalyse nach
Köhn. (a) Steuer- und Bedieneinheit, (b) Magazin für die Sedimentationszylinder, darüber der Manipulator für die Pipette.
B – (c) Anordnung der Druckluftdüse für die Aufwirbelung der Suspension und (d) der Pipette am Manipulator.
95
Schlussfolgerungen
Abb. 2: Statistischer Zusammenhang zwischen den Messergebnissen der Korngrößenanalysen der Fraktionen < 2
bis 2000 µm nach der Automatisierungsmethode und dem
Standardverfahren (k ainz, W. & Fleischer, C. 2006).
Überprüfung des Ergebnisses bisher möglich war.
Für diese Interpretation spricht auch, dass vor
allem Proben mit hohen und stark verklebenden
Tonanteilen betroffen sind. Die festgestellte Abweichung ist damit weniger auf einen Fehler der
neuen, als auf subjektive Messungenauigkeiten
bei dem Standardverfahren zurückzuführen.
Der Vergleich der Korngrößenanalysen nach der
entwickelten Automatisierungsmethode und dem
Standardverfahren nach Köhn hat gezeigt, dass
grundsätzliche Veränderungen, die die Kontinuität der Korngrößenanalysen-Messreihen und
damit deren Vergleichbarkeit in Frage stellen
könnten, nicht festzustellen sind. Geringfügige
systematische Abweichungen in den Fraktionen
< 2 µm ergeben sich aus Mängeln im Standardverfahren und sind hinzunehmen.
Die entwickelte Automatisierungslösung hat folgende verfahrensökonomische Vorteile:
• Reduzierung des Arbeitszeitaufwandes
in der Sedimentationsanalyse um
ca. 40 %.
• Verlegung der automatisierten Analysen
auf die Nachtstunden und Wochenenden
möglich.
Die Ergebnisse des Methodenvergleichs ergeben, dass die Automatisierungslösung das
bisherige Standardverfahren im Landesamt für
Geologie und Bergwesen ablösen kann.
Die für die Automatisierung entwickelte Geräteund Softwarelösung arbeitet nach anfänglich erforderlichen Optimierungen seit 2005 mit gutem
Erfolg im Routineeinsatz.
Literatur
hartMann, k.-J, Fleischer, c. & string, p. (2003):
Bodenkundliche Informationen – von Profiluntersuchungen zur Flächeninformation. - In: Tätigkeitsbericht des LAGB 2002, S. 41-54. – Halle.
k ainz, W. & Fleischer,C. (2006): Böden in Sachsen-Anhalt. In: LAGB: Bodenbericht 2006, Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt.
- Mitteilgn. z. Geologie und Bergwesen, H 11,
Halle/S., S. 33-52.
köhn, M. (1928): Beiträge zur Theorie und Praxis
der mechanischen Bodenanalyse. Landw. Jahrb.
67, S. 485-546.
Anschriften der Autoren:
Abb. 3: Statistischer Zusammenhang zwischen den Messwerten der Fraktionen < 2 µm nach der Automatisierungsmethode und dem Standardverfahren.
C. Fleischer & D. FeldhaUs, Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle,
S. lotz, Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt,
Köthener Straße 33, 06118 Halle
96
Abb.: Bohranlage für Tiefbohrung in Staßfurt (Foto: Stedingk, LAGB)
97
Oberflächennahe Geothermie – Energie der Zukunft
tatJana häntze
Vorbemerkungen
Bei den erneuerbaren Energien spielt neben
Sonnen- und Windenergie die Erdwärme eine
immer stärkere Rolle, die wesentlich zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen kann.
Anlagen zur wirtschaftlichen Nutzung oberflächennaher Erdwärme, insbesondere für die Wärmeversorgung, werden seit geraumer Zeit am
Markt angeboten. Der Zuspruch war in SachsenAnhalt viele Jahre lang eher verhalten und die
Nutzung des verfügbaren Potentials blieb weit
unter den Möglichkeiten zurück. In jüngster Zeit
steigt die Nachfrage nach Erdwärme unter dem
Eindruck steigender Energiepreise an. Zudem
haben wir in Sachsen-Anhalt eigene Firmen, die
bei der Entwicklung modernster Sondentechnologien Vorreiter sind. Insbesondere die Nutzung
der oberflächennahen Erdwärme für die Wärmeerzeugung von Einfamilienhäusern wird eine
zunehmende Bedeutung erfahren. Aber auch
größere Gewerbeobjekte und die Sanierung von
Mehrfamilienhäusern auf Basis neuer Technologien im Bereich des Heizungsbaus werden die
Nachfrage nach Erdwärme forcieren.
Das LAGB übernimmt bei dieser Entwicklung
eine aktive Rolle, vor allem bei der Beratung der
Bevölkerung, von Behörden und Planungsbüros zu den geologischen Randbedingungen, die
sowohl für die Dimensionierung der Anlage als
auch für den Schutz des Grundwassers eine entscheidende Rolle spielen. Hierzu sind wir ein
kompetenter Ansprechpartner.
1. Einiges Grundsätzliches über die Erdwärme
Abb. 1: Quellen der oberflächennahen Geothermie
(Grafik: nach W/T Geoingenieure)
Abb. 2: Vier Verfahren zur Nutzung oberflächennaher Erdwärme (Grafik: nach W/T Geoingenieure)
Der durch den Wechsel der Jahreszeiten bedingte jährliche Temperaturgang vermag nur
bis zu einer Tiefe von 6 bis 10 m in die oberen
Bodenhorizonte einzudringen. Darunter entspricht die Temperatur zunächst der mittleren
Jahrestemperatur am Standort. Sie liegt etwa
zwischen 8 und 12°C, im Mittel bei 9,5°C. Darunter regiert der aus dem Erdinneren kommende
Wärmestrom. Er bedingt in der äußeren Erdkruste eine Temperaturzunahme von durchschnittlich 3°K pro 100 m Tiefe (s. Abb. 1). Der Entzug
der Wärme durch die Erdwärmeanlage erfolgt
in der Regel über Wärmeträgerflüssigkeit oder
-gas, welches mit einer niedrigen Temperatur
über Rohre bzw. Schläuche durch das Erdreich
transportiert wird, dort die Erdwärme aufnimmt
und zu einer Wärmepumpe transportiert. Bei
Wasser-Wasser-Pumpen wird die Wärme dem
geförderten Wasser entzogen. Im gleichen Maße,
wie dem Erdreich Wärme entzogen wird, muss
dem Erdreich die Möglichkeit gegeben werden,
sich wieder zu erwärmen. Dies geschieht in den
obersten Metern vor allem über Sonneneinstrahlung und Niederschläge. In den unteren, von
Witterungseinflüssen unbeeinflussten Schichten erfolgt die Wärmezufuhr vor allem durch die
Zufuhr von der Seite – im Lockergestein vorwiegend mittels Grundwasserfluss, im Festgestein
aus der Wärmeleitfähigkeit der Gesteine selbst.
98
Wird dem Gestein zu viel Wärme entzogen, kann
durch die Wärmeträger nicht ausreichend Wärme
aufgenommen werden. Um ein Gleichgewicht
Wärmeentzug – Wärmenachtransport zu erreichen, muss eine fachgerechte Dimensionierung
der Anlage gewährleistet sein.
Es gibt verschiedene technische Verfahren, den
Boden- und Gesteinshorizonten die Erdwärme
zu entziehen und für die Beheizung zu nutzen:
(s. Abb. 2)
Erdwärmesonden
Der Wärmequellenkreislauf besteht aus einer
oder mehreren Erdwärmesonden, die in vertikalen Bohrlöchern eingebracht werden. Die
mögliche Entzugsleistung hängt stark von der
Wärmeleitfähigkeit und der Grundwasserführung
der durchteuften Gesteine ab.
Abb. 3: Prinzipielle Anordnung der Erdwärmesonden
(Grafik: LAGB)
Erdwärmekollektoren
Die Gewinnung der Wärme aus dem Boden erfolgt über ein horizontal in ca. 1 - 1,5 m Tiefe verlegtes Rohrsystem. Die mögliche Entzugsleistung
der Erdwärmekollektoren wird im Wesentlichen
von der Bodenart und der Bodenfeuchtigkeit sowie der Sonneneinstrahlung bestimmt.
Abb. 4: Prinzipielle Anordnung der Erdwärmekollektoren
(Grafik: LAGB)
Erdberührte Betonbauteile, Erdpfähle
Betonbauteile lassen sich nicht nur als tragendes
oder architektonisches Element einsetzen. In die
Betonpfähle werden im Rahmen der Errichtung
des Bauwerks „kleine Erdwärmesonden“ eingebaut. Der Mehraufwand für die Nutzung der in
Frage kommenden Bauteile als Wärmequelle ist
relativ gering. Der wirtschaftliche Vorteil ergibt
sich vor allem daraus, dass nur solche Bauteile
herangezogen werden, die aus statischen Gründen sowieso errichtet werden müssen.
Wasser- Wasser- Wärmepumpen
Aus einem Förderbrunnen wird Grundwasser gewonnen, welches nach der Wärmeabgabe im Verdampfer der Wasserpumpe über einen zweiten
Brunnen (Schluckbrunnen) wieder in den Grundwasserleiter bzw. in seltenen Fällen auch in ein
Gewässer zurückgeführt wird. Der Betrieb derartiger Anlagen kann durch ausfallende Wasserinhaltsstoffe, die die Wiederversenkung des Wassers behindern (Verockerung), erheblich gestört
werden. Zudem reagieren die Wärmetauscher
von Wasser-Wasser-Wärmepumpen sehr empfindlich auf Ablagerungen und Korrosion durch
das verwendete primärseitige Wasser. Deshalb
sollte hier in der Planungsphase der Wasserchemismus sorgfältig geprüft werden. (s. Abb. 5)
Gegenwärtig setzen sich immer mehr die Erdwärmesonden in vertikalen Bohrungen durch.
Zunehmend werden sie auch zur Vollklimatisierung genutzt, d. h. die im Sommer den Räumen
entzogene Wärme wird im Erdreich gespeichert
Abb. 5: Festgestellte Verockerung in einem Schluckbrunnen des Wasser-Wasser-Wärmepumpen-Verfahrens (Foto
einer Videokamera-Befahrung: Herold, LAGB).
99
und kann im Winter für die Heizung mit genutzt
werden, was die Effektivität der Anlagen zusätzlich erhöht.
3. Tätigkeiten des Landesamtes für Geologie
und Bergwesen
3.1. Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung
2. Auslegung der Energiequelle
Bei der Auslegung der Sondenlänge müssen
vom ausführenden Unternehmen herangezogen
werden:
• der Wärmebedarf und ggf. Warmwasserbedarf des Hauses,
• die Leistungsdaten der Wärmepumpe,
• die zu erwartenden jährlichen Betriebsstunden.
Bei einem reinen Heizbetrieb ist für ein Einfamilienhaus von ca. 1800 jährlichen Betriebsstunden
auszugehen. Sollte über die Wärmepumpe auch
das Brauch-Warmwasser erzeugt werden, erhöht sich die Betriebsstundenzahl auf ca. 2400
im Jahr. Dies bedeutet, dass die Energiequelle
Erdwärmesonde um 33 % mehr leisten muss.
Die möglichen spezifischen Entzugsleistungen
aus der Erde sind also abhängig von den Betriebsstunden und den am Bohrpunkt zu erwartenden geologischen Verhältnissen.
Es gibt keine bundesweit gültigen Entzugsleistungen aus der Erde. Während aus Ton oder
trockenem Sand oder basischen Magmatiten
relativ wenig Wärme entzogen werden kann, ist
die Entzugsleistung aus wassererfüllten Sanden
oder sauren Magmatiten vergleichsweise sehr
hoch. Gesteinsausbildung, Klüftung, Schieferung, Wasserführung beeinflussen maßgeblich
die Entzugsleistung. Der Untergrund ist überall anders. Deshalb ist die genaue Kenntnis der
geologischen Bedingungen von herausragender
Bedeutung für die Planung einer Erdwärmeanlage.
Gerade in Sachsen-Anhalt, wo sowohl Festgesteine als auch Lockergesteine vorhanden sind,
ist die Kenntnis der Schichtenfolge zudem eine
maßgebliche Voraussetzung für die Kalkulation
der Kosten für die Bohrarbeiten.
Im Jahr 2005 wurde durch das LAGB die „Karte
der hydrogeologischen Standortbeschreibung
für die oberflächennahe Erdwärmenutzung“ im
Maßstab 1 : 400 000 herausgegeben, die käuflich beim LAGB erworben werden kann (Preis pro
Karte: 6,- €). Diese Karte ist für Planer, Behörden
und Privatleute gedacht, die Erdwärmesonden
bis in Tiefen von etwa 100 m errichten wollen. Sie
ermöglicht eine erste Abschätzung der hydrogeologischen Randbedingungen für eine Nutzung
der Erdwärme. Inhalte dieser Karte sind:
•
•
Stockwerksgliederung des Untergrundes
o Grundgebirgs- und Übergangsstockwerk, Magmatite
o Tafeldeckgebirge (Zwischenstockwerk)
o Lockergesteinsbereich (Hüllstockwerk)
Erschwernisse und Nutzungseinschränkungen
o Bergbaubedingte Grundwasserabsenkung
o Bergbaufolgelandschaft
o Heilquellen– und Trinkwasserschutzgebiete
o Einzugsgebiete von Mineralwasserfassungen
o Flächenhafte Grundwasserkontaminationen
o Eingeschränkte Mächtigkeit von
Flussauen
o Oberflächennahe Grundwasserstauer
o Stockwerkstrennungen
o Artesik tiefer liegender Grundwasserhorizonte
o Hydrochemische Verhältnisse
der Grundwässer
o Geologisch gestörte Gebiete
o Verkarstung, Erdfallgebiete,
Geländesenkungen
Die Rückseite der Karte enthält einen geologischen Leitfaden für die oberflächennahe Erd-
100
Bürgern erste Erläuterungen zu geben, ihnen Vorund Nachteile der verschiedenen Verfahren zu
erklären, sie über die nötige Vorgehensweise bei
der Planung und über Anzeigepflichten bei Behörden zu informieren. Des Weiteren geben wir
eine Erstinformation zu den hydrogeologischen
und bergbaulichen Bedingungen am Standort
und der zu erwartenden Schichtenfolge. Bei
komplizierten Vorortbedingungen verweisen wir
auf entsprechende Ingenieurbüros. Eine Dimensionierung und Planung der Anlage führen wir
nicht durch. Für die Zukunft ist ein Internetportal
geplant, über das Erstinformationen direkt abgerufen werden können.
3.3. Erfassung der im Land Sachsen-Anhalt
bestehenden Anlagen
Abb. 6: Titelblatt der „Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung“, 1:400 000 (LAGB, 2005)
wärmenutzung in Sachsen-Anhalt. Neben grundsätzlichen Erläuterungen zur Erdwärme enthält
dieser Leitfaden auch eine Beschreibung der
in Sachsen-Anhalt anzutreffenden Gesteinsformationen, eine Darstellung der verschiedenen
Erschwernisse und Nutzungseinschränkungen
sowie Anzeige- und Genehmigungspflichten.
3.2. Beratung von Privatbürgern, Planungsbüros und Behörden zu Fragen der Nutzungsmöglichkeit von Erdwärme
Seit 2004/2005 wenden sich in zunehmendem
Maße vor allem Privatleute an das LAGB mit der
Bitte um
• Erstberatung zum Thema Erdwärme,
• Bewertung des konkreten Standortes für
die Installation einer Erdwärmeanlage.
Die Mitarbeiter des LAGB sind zum Thema oberflächennahe Geothermie gut geschult, um den
Die Erdwärme gehört zu den bergfreien Bodenschätzen. Das LAGB hat die Aufgabe, diesen
Bodenschatz zu verwalten und zu schützen. Erfahrungen anderer Bundesländer beweisen, dass
insbesondere in Ballungsgebieten sich gegenseitig beeinflussende Nutzungen eine zunehmende
Rolle spielen. Eine Bilanzierung der Erdwärme
wird auch in Sachsen-Anhalt in naher Zukunft
notwendig werden. Ebenso gewinnt der Schutz
des Grundwassers durch die hohe Anzahl tiefer
Bohrungen, die im Zusammenhang mit der Errichtung von Erdwärmesonden geteuft werden,
eine wachsende Bedeutung.
Zurzeit gibt es in Sachsen-Anhalt keine zentrale
Übersicht über bestehende Anlagen und auch
keine einheitliche Herangehensweise an die Genehmigung. In den einzelnen Landkreisen verfügen die Unteren Wasserbehörden über eine mehr
oder weniger gute Übersicht über bestehende
und geplante Anlagen in ihrem Aufsichtsbereich,
wobei Art und Umfang der Erfassung der Anlagen unterschiedlich sind. Deshalb erachtet es
das LAGB als unbedingt notwendig, eine zentrale
Übersicht über den Bestand an Erdwärmesonden im Land Sachsen-Anhalt zu erstellen. Gemeinsam mit den Unteren Wasserbehörden wird
deshalb zurzeit eine Bestandsaufnahme durchgeführt und es werden Wege gesucht, wie in
Zukunft der Schutz des Grundwassers und der
Erdwärme besser gewährleistet werden kann.
101
Abb. 7: Karte der hydrogeologischen Standortbeschreibung für die oberflächennahe Erdwärmenutzung, 1:400 000
(LAGB, 2005)
Anschrift der Autorin:
T. häntze, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
102
Abb.: Geologisches Archiv des LAGB (Foto: Esters, LAGB)
103
Auflösung Datenspeicher Geophysik
ivo rappsilBer & Jürgen heckner
Geophysikalische Messungen begannen in
Deutschland bereits lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Als „Geophysikalische Reichsaufnahme“
hatten sie 1934-1945 vor allem wirtschaftliche
Zielstellungen im Rahmen der Rohstoffversorgung und trugen regionalen Charakter. In der
DDR setzte der 1951 gegründete Geophysikalische Dienst mit Sitz in Leipzig die Arbeiten fort.
1953 wurde der Geophysikalische Dienst in den
VEB Geophysik umgewandelt, der – später als
Kombinat – fast alle geophysikalischen Arbeiten
in der DDR durchführte.
Die Dokumentation der geophysikalischen Untersuchungen erfolgte in Berichtsform (Abb.
1). Diese Berichte wurden in das Archiv des
VEB Geophysik aufgenommen, ebenso wie die
gemessenen Daten mit zugehörigen Lageplänen
(Rohdaten in Tabellenform bzw. später auch digitale Daten). Darüber hinaus umfasste das Archiv
Berichte über methodische Arbeiten, Geräteentwicklungen, Projekte, Dienstreiseberichte aber
auch laufend aktualisierte regionale Zusammenfassungen des Kenntnisstandes.
1990 beinhaltete das Geophysik-Archiv nahezu
alle in der DDR gewonnenen geophysikalischen
Daten und Untersuchungsergebnisse. Ein bedeutender Teil davon ist entsprechend dem
Einigungsvertrag in das Verwaltungsvermögen
der neuen Bundesländer übergegangen. Da die
Untersuchungen – unabhängig von den heutigen
politischen Grenzen – das Gesamtgebiet der
DDR betreffen, ist damals auf die geschlossene
Erhaltung orientiert worden.
Im Jahre 1992 unterzeichneten die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen eine Vereinbarung über Betrieb und Finanzierung des länderübergreifenden Datenspeichers Geophysik.
Sachsen übernahm die Federführung und übertrug Erhaltung und Pflege vertraglich der aus
dem VEB Geophysik hervorgegangenen Geophysik GGD mbH Leipzig. Der von den einzelnen Ländern dafür zu zahlende jährliche Beitrag
wurde entsprechend den Anteilen der Länder am
Inhalt aufgeschlüsselt.
Die geschlossenen Vereinbarungen und Verträge hatten sich über mehr als 10 Jahre bewährt,
als Geophysik GGD im Februar 2003 innerhalb
Leipzigs einen anderen Firmensitz bezog. Dabei
verringerte sich die Stellfläche, der Datenspeicher wurde auf verschiedene Stellen im Haus,
im Keller und im Spitzboden der Garage verteilt. Seit 2003 bemühten sich die Geologischen
Dienste um Alternativen. Das zunächst verfolgte
Ziel, den Datenspeicher geschlossen an einem
anderen Standort weiterzuführen, konnte nicht
erreicht werden. Im Verlaufe des Jahres 2005
wurde auf die Auflösung des gemeinsamen Datenspeichers, die Splittung der Bestände und die
Übernahme der Archivmaterialien in die einzelnen Landesarchive orientiert.
Die Kündigung des Vertrages mit Geophysik GGD mbH Leipzig erfolgte zum Ende des
Jahres 2006. Damit war es erforderlich, im Verlaufe des Jahres die Aufteilung des gesamten
Abb. 1: Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1963 zu regionalen Messungen im Bereich des Subherzyns.
104
Abb. 2: Kollegen der Geophysik GGD Leipzig unterstützten mit
Fachkenntnis und Tatkraft die Splittung des Datenbestandes.
Archivbestandes vorzunehmen. Nach umfangreicher Vorbereitung durch die Kollegen des
Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie begannen die Arbeiten im Februar 2006.
In Leipzig musste das Material gesichtet und den
einzelnen Ländern zugeordnet werden. Darüber
hinaus erfolgte die Dokumentation der Splittung.
Die Information, welches Landesarchiv bestimmte Datenbestände übernommen hat, wird in Zukunft insbesondere für die Vielzahl der länderübergreifenden Untersuchungsobjekte bedeutungsvoll sein. Die zugeteilten Archivmaterialien
wurden in Leipzig in Umzugskartons verpackt
und von den Ländervertretern bei der Rückfahrt
mitgenommen.
Die Arbeiten vor Ort in Leipzig (Abb. 2, 3) nahmen
insgesamt 35 Arbeitstage (zumeist jeweils 2 Tage
im 2 - 3-wöchigen Rhythmus) in Anspruch. Dazu
kamen erhebliche Zeiten der Vorbereitung (Be-
Abb. 4: Die geophysikalischen Datenbestände sind inzwischen in das Archiv des LAGB eingegliedert.
richte, die schon im LAGB-Archiv vorhanden waren, mussten nicht als Zweitexemplar aus Leipzig
mitgebracht werden) und zum Auspacken und
Einordnen. Der Gesamtaufwand dürfte bei 70 Tagen (pro Bundesland) gelegen haben. Die Firma Geophysik GGD stellte zur Begleitung der
Arbeiten zusätzlich Kapazität zur Verfügung.
Nach Eingliederung in das Archiv des LAGB
(Abb. 4) umfasst der aus Leipzig überführte Teil
des Datenspeichers etwa 2700 Berichte (85 laufende Meter), regionale Kartenwerke (Reflexionsseismik, Gravimetrie, Magnetik) im Umfang
von mehr als 500 Kartenblättern, Primärmaterial (25 laufende Meter Messprotokolle und mehr
als 100 Punktkarten) und fast 2000 Bohrakten,
teilweise mit Bohrlochmessungen. Im Jahr 2007
wird sich die Anpassung der Registratur an das
im Haus vorhandene System anschließen.
Anschriften der Autoren:
Abb. 3: Oft musste ein Bericht intensiv durchgesehen
werden, um zu entscheiden, welchem Land er zugeordnet
wird.
Ivo Rappsilber & J. heckner, Landesamt für Geologie und
Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle
105
Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt
klaUs stedingk, siMone danek & andreas scholtyssek
Der 3. Rohstofftag des Landes Sachsen-Anhalt fand unter den Leitthemen „Energieträger
und Genehmigungsverfahren“ am 6. September 2006 in Halle (Saale) statt. Er wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der Industrieund Handelskammern des Landes SachsenAnhalt, vom Unternehmerverband Mineralische
Baustoffe e.V. (UVMB) und vom Landesamt für
Geologie und Bergwesen (LAGB) des Landes
Sachsen-Anhalt ausgerichtet. Im Vordergrund
des Rohstofftags 2006 stand der Problemkreis
„Stabile und wirtschaftliche Energieversorgung
mit fossilen Bodenschätzen“ ( I ), daneben erhielten auch genehmigungsrechtliche Aspekte
der Rohstoffgewinnung und betriebliche Erfahrungsberichte ( II ) gebührenden Raum.
Zur Eröffnung der Veranstaltung und Begrüßung
der zahlreich erschienenen Teilnehmer hob Prof.
Dr. Peter Heimann (Hauptgeschäftsführer IHK
Halle-Dessau) die Aktualität der Themen sowie
die erfreuliche Resonanz des 3. Rohstofftags
hervor. Er charakterisierte den 3. Rohstofftag
als einen Schritt, alle mit der Rohstoffgewinnung
und -nutzung verbundenen Unternehmen und
Einrichtungen zusammenzuführen, Probleme kritisch zu beleuchten und in offenen Diskussionen
Lösungsansätze aufzuzeigen.
In seinem Grußwort nahm Herr Minister Dr. Reiner Haseloff grundsätzlich Stellung zur Bedeutung der fossilen Energierohstoffe im Energiekonzept des Landes Sachsen-Anhalt. Eingangs
verwies der Minister auf die derzeitige Preisentwicklung bei Energierohstoffen und gab zu bedenken, dass ca. 70 % der weltweit geförderten
Kohlenwasserstoffe aus instabilen Weltregionen
stammen. Hierbei warf er die Frage auf, ob die
entwickelten Industriestaaten als wichtigste
Abnehmer sich dieser Unwägbarkeit aussetzen
können und dürfen. Als einen Lösungsansatz
benannte er die verstärkte Nutzung heimischer
Rohstoffe und die Erschießung bisher ungehobener Potenziale. Neben der aktiven Mitarbeit
an der Vorbereitung eines Energiegipfels der
Bundesregierung treibt die Landesregierung
derzeit auch ein Projekt voran, das die gesamte
Wertschöpfungskette im Land Sachsen-Anhalt
einer intensiveren Analyse und besseren Darstellung unterziehen soll. In der Schaffung marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen und der
Verbreiterung des Angebotes auf dem Energiesektor sieht der Minister wesentliche Elemente
für mehr Wettbewerb. Hierfür sind einerseits von
der Wirtschaft hinreichend Energie-Rohstoffe
bereit zu stellen, auf der anderen Seite durch die
Politik aber auch die Rahmenbedingungen für
ihre Verfügbarkeit zu schaffen bzw. abzusichern.
In klarer Konsequenz kündigte Dr. Haseloff an,
dass sich sein Haus bei der Neuaufstellung des
Landesentwicklungsplanes (LEP) für die stärkere Berücksichtigung der Rohstoffgewinnung
einsetzen werde. Dieses Thema werde auch von
anderen Ministerien engagiert verfolgt.
Der Stellenwert der Braunkohle
Für die Entwicklung Sachsen-Anhalts von großer
Bedeutung sei und bleibe der Braunkohlenbergbau. Ca. 70 % der gewonnenen Kohle werden
auch hier energetisch verwertet oder veredelt.
Mit diesem Rohstoff verfügt unser Land über
ein beträchtliches Strukturpotenzial. Es ist zu
prüfen, ob die Braunkohlenfelder Lützen und
Egeln in den neuen Landesentwicklungsplan
aufgenommen werden können. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit sei auch der
unterirdischen Kavernenspeicherung verstärkte
Aufmerksamkeit zu widmen. Hierfür müssen potenzielle Kavernenstandorte im Bereich geeigneter Salzstrukturen raumordnerische Berücksichtigung finden.
Einen weiteren Problemkreis stellt die Einhaltung des Kyoto-Protokolls dar. Im engen Zusammenhang hiermit steht die Erforschung und
technische Umsetzung einer zuverlässigen CO2Verbringung in den tieferen Untergrund. Dies ist
eine aktuelle Herausforderung für die Zukunft.
Hierdurch darf jedoch die Wettbewerbsfähigkeit einheimischer Energieträger nicht gefährdet
werden. Als ein viel versprechender Speicher für
die o.g. Zielstellung kann das Erdgasfeld Altmark
gelten. Für diese gut aufgeschlossene und noch
106
fördernde Erdgaslagerstätte sind inzwischen die
konzeptionellen Überlegungen bzgl. der geowissenschaftlichen Arbeiten zur Einrichtung eines
CO2-Speichers weit fortgeschritten.
cken. Dies gelte in Sachsen-Anhalt auch für die
Energierohstoffe. Der Minister kündigte an, dass
die Ergebnisse des 3. Rohstofftags im neuen
LEP Berücksichtigung finden werden.
Öffentliche Daseinsvorsorge
( I ) Energieträger mit Zukunft?
Für die erneuerbaren Energien sei zukünftig, so
der Minister, ein Anteil an der Versorgung des
Landes von etwa 20 % realistisch. Dem zu Folge müssen 80 % des Bedarfs durch klassische
Energieträger bereitgestellt werden. In diesem
Zusammenhang verwies er auf die weitgehend
erschöpften Aufstellmöglichkeiten für Windkraftanlagen in Sachsen-Anhalt. Die Herstellerfirma
Enercon, als weltweit größter Windenergieanlagenproduzent an einem Standort, werde daher
seine Zukunftschancen im Export dieser hochinnovativen Technologie finden müssen.
Zusammenfassend stellte Dr. Haseloff fest, dass
die Rohstoffgewinnung mit dem Ziel erfolgt, den
unverzichtbaren Bedarf an Rohstoffen für unsere
Industriegesellschaft abzusichern und deshalb
die Rohstoffgewinnung im gesamtwirtschaftlichen Interesse liege. Es müsse ein Gebot der
wirtschaftlichen Vernunft sein, den Rohstoffbedarf möglichst aus eigenem Aufkommen zu de-
In der anschließenden Vortragsreihe wurden
verschiedene Aspekte der Energienutzung und
Speicherung sowie der Emissionsproblematik
bei der energetischen Verwertung fossiler Brennstoffe behandelt.
Braunkohle in der Energiewirtschaft der Bundesrepublik Deutschland
Herr Dr. George Milojcic (Hauptgeschäftsführer
Bundesverband Braunkohle, DEBRIV) stellte in
seinem Beitrag „Braunkohle in der Energiewirtschaft der Bundesrepublik Deutschland“ den
Zusammenhang zwischen diesem Rohstoff und
der mitteldeutschen Region her. Er forderte dazu
auf, die Energiediskussion näher an den Fakten
zu führen und weniger anhand ideologischer
Modellvorstellungen. An einer Grafik (s. Abb. 1)
erläuterte er, dass Strom aus Kohle heute etwa
Abb. 1: Die Energiepreisentwicklung in Deutschland von 1973 bis Juli 2006. Die weitgehende Stabilität der Strompreise
ist i.W. das Ergebnis des Einsatzes von Kohle und Kernenergie (verändert nach MiloJcic, 2006).
107
genauso teuer sei, wie vor 33 Jahren. Die Preise
für Gas und Öl seien bekanntermaßen in diesem
Zeitraum explosionsartig angestiegen. Der Energiepreis stelle jedoch einen realen Engpassfaktor
für die wirtschaftliche Entwicklung dar.
In der Nachwirkung auf die ersten Ölpreiskrisen (Abb. 1) wurde die Strategie „weg von Öl
und Gas“ formuliert. Als Alternative setzte man
verstärkt auf Kohle und Kernenergie. Wenn nun
die Kernenergie wegfalle, verbleibe die Kohle
als wichtigste Säule unserer Energieversorgung.
Die in diesem Zusammenhang oft benannten
regenerativen Energiequellen seien allenfalls als
additiv zu betrachten, d.h. sie können nicht die
Hauptlast der Stromerzeugung übernehmen.
Die Kohle kann ihrer steigenden Bedeutung für
die Stromversorgung Deutschlands nur gerecht
werden, wenn im Inland stabile Rahmenbedingungen für den Zugriff auf die Lagerstätten bestehen bzw. geschaffen werden. Dies gelingt nur
mit einer verlässlichen raumordnerischen Sicherung der Rohstoffressourcen. Zur Gewährleistung einer gewissen Versorgungssicherheit sind
Vorlaufzeiten von 30 - 40 Jahren erforderlich. Die
politischen Auseinandersetzungen um den Atomausstieg und der kurzfristigen Ausrichtung des
Emissionshandelssystems haben Unsicherheiten
geschaffen. Diese führen in den alten Bundesländern zu einem erheblichen Investitionsstau
bei der Einrichtung neuer Förderstätten und
Kraftwerke. Herr Dr. Milojcic verweist in diesem Zusammenhang auf die damit verbundenen Arbeitsplätze, da im Gegensatz zu anderen
Branchen die Beschäftigtenentwicklung in der
Braunkohlenindustrie weitgehend proportional
zur Fördermenge verläuft.
Beitrag der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) bei der langfristigen Energieversorgung Mitteldeutschlands
In seinen Ausführungen äußerte Herr Dipl.-Ing.
Heiner Krieg (kaufmännischer Geschäftsführer
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH,
MIBRAG) zunächst die Befriedigung seines Unternehmens über die forcierte Neuaufstellung
des Landesentwicklungsplans (LEP). Die hier
vorgesehene langfristige Sicherung der Braunkohlelagerstätten sei um so wichtiger, da den
Unternehmen eine Vorhalteleistung zum Schwankungsausgleich regenerativer Energieträger abverlangt werde. Diese Leistung werde den Betrieben aber nicht vergütet (da der Strom aus
regenerierbaren Energieträgern bevorzugt eingespeist wird). Vor dem Hintergrund von 75 - 80 %
Fixkosten in den Tagebauen der MIBRAG sei dies
eine bedenkliche Regelung. Insgesamt positiv
zu werten sei, dass sich Sachsen-Anhalt in der
Energieerzeugung auch mittelfristig selbst mit
Strom versorgen könne (s. Abb.2).
Der Referent erläuterte im Einzelnen die Konzernstruktur der MIBRAG. Die Förderleistung beträgt
zwischen 19 und 20 Mio. Tonnen Rohbraunkohle
pro Jahr. Damit sei das Unternehmen der drittgrößte Braunkohleförderer in Deutschland. Neben den zwei Abbaufeldern Profen (s. Abb. 3)
in Sachsen-Anhalt und Schleenhain in Sachsen
betreibt die MIBRAG drei Kraftwerke und eine
Staubfabrik. Nach erheblichen Investitionen hat
die MIBRAG 1999 erstmals Gewinne erwirtschaftet und beschäftigt derzeit über 2000 Mitarbeiter.
Abschließend erläuterte der Referent die geplante Zeitachse zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit bei der energetischen Kohlenutzung. Die Konzerne Vattenfall und RWE verfolgen
unterschiedliche technische Lösungen zur CO2Abspaltung in Kraftwerken. Beide Unternehmen
rechneten mit der Realisierbarkeit kommerzieller
Großanlagen etwa ab dem Jahr 2020.
Abb. 2: Prognostische Bruttostromerzeugung aller Kraftwerke
in Sachsen-Anhalt 2010 (verändert nach krieg, 2006).
108
Abb. 3: Blick in den Tagebau Profen (Foto: Stedingk, LAGB).
Ohne die Erschließung neuer Abbaufelder müsste
der Braunkohlentagebau in Sachsen-Anhalt voraussichtlich etwa 2030 auslaufen. In Anbetracht
der sehr langen Vorlaufzeiten (rund 20 Jahre, s.
Abb. 4) sind bereits heute die Weichenstellun-
gen für die Zukunft vorzunehmen. Derzeit laufen
Erkundungen im potenziellen Abbaufeld Lützen,
welches für weitere 20 Jahre Kohle liefern kann.
Ein weiteres Zukunftsfeld stellt die Egelner Südmulde dar.
Abb. 4: Genehmigungsrahmen eines Braunkohlengewinnungsvorhabens in Sachsen-Anhalt (MIBRAG, 2006).
109
Herr Krieg betont, dass Bergbau nur im Einvernehmen mit der betroffenen Bevölkerung betrieben werden kann. Daher bildet die Öffentlichkeitsarbeit eine zentrale Aufgabe des Unternehmens. Zum Abschluss seines Vortrages appellierte Herr Krieg an die politisch Verantwortlichen, parteiübergreifend langfristig verlässliche
Rahmenbedingungen für die Rohstoffsicherung
und Gewinnung zu schaffen.
Untergrundspeicher in Sachsen-Anhalt und
ihre strategische Bedeutung für eine stabile
Gasversorgung
Herr Dipl.-Ing. Winfried Becker (Leiter Speicherservice der Verbundnetz Gas AG - VNG),
berichtete über die strategische Bedeutung der
behälterlosen Untergrundspeicherung sowie
die Aktivitäten seines Unternehmens bei der
Energieversorgung Sachsen-Anhalts. Mit der
Erdgasspeicherung lassen sich die Differenzen
zwischen der kontinuierlichen Produktion und
den saisonalen Schwankungen im Absatz (Winter/Sommer) ausgleichen. Mögliche Beeinträchtigungen der Produktions-, Liefer-, und Fortleitungsprozesse können hierdurch überbrückt
werden. Immer wichtiger werde auch die Bedeutung der Untergrundspeicherung für die wirtschaftliche Optimierung des Gasgeschäfts.
Europaweit beziffert Herr Becker die Speicherkapazität von Erdgas auf rund 60 Mrd. m³. Auf
Deutschland entfallen hierbei rund 19 Mrd. m³.
In Sachsen-Anhalt existiert ein Speichervolumen
von z.Z. rund 2,2 Mrd. m³ an 5 Standorten. Zum
Ausgleich saisonaler Verbrauchsschwankungen
habe der VNG-Handel 15 % seines Absatzes
in Speichern eingelagert und sei in der Lage,
das Sommer/Winter Verhältnis im Absatz von
bis zu 1:5 auszugleichen. An strengen Wintertagen (z.B. 2006) steigt die max. Abnahme auf
bis zu 93 Mio. m³/d an. Zur Deckung derartiger
Verbrauchsspitzen und der Sicherung der Gasversorgung im Havariefall könnten die VNG-Speicher bis zu 70 Mio. m³/d ausspeisen. Hierdurch
verbessere sich auch die Wirtschaftlichkeit des
Gastransports und -handels. Damit tragen Erdgasspeicher maßgeblich zur Erhöhung der Versorgungssicherheit bei.
Die VNG AG hat eine über 40jährige Erfahrung im
Bau und Betrieb von Untergrundgasspeichern.
Herr Becker erläuterte die verschiedenen Spei-
chertypen mit ihren Nutzungsmöglichkeiten und
stellte die einzelnen Standorte vor. Am Standort
Bernburg befinden sich z.Z. fünf weitere Kavernen in der Errichtung und werden im Rahmen
der Arbeiten an der 5. Baustufe bis 2011 in Betrieb genommen. Der VNG AG steht dann ein
Gesamtarbeitsgasvolumen von 2,5 Milliarden m³
zur Verfügung. Die VNG AG möchte insbesondere an seinen Kavernenstandorten in Sachsen-Anhalt weiteren Speicherausbau betreiben. Bei Bernburg ist eine 6. Baustufe geplant,
mit einem zusätzlichen Arbeitsgasvolumen von
ca. 500 Mio. m³ und der Errichtung von mindestens neun weiteren Kavernen. Voraussetzung ist
ein für die Kavernenerrichtung wirtschaftlicher
und mengenmäßig ausreichend realisierbarer
Absatz der produzierten Sole.
Untertägige CO2-Verbringung in SachsenAnhalt – politischer Rahmen und technische
Herausforderung
Die untertägige CO2-Verbringung charakterisierte Herr Dr. Jürgen Rückheim (Geschäftsführer
Erdgas Erdöl GmbH, EEG), als große technische
und wirtschaftliche Herausforderung. Obwohl
von weltweit geschätzt etwa 200 Mrd. t/a freigesetzter Kohlensäure nur ein Anteil von gut
6 Mrd. t/a CO2 auf die Energienutzung entfallen,
zeigten die aktuellen Entwicklungen den Handlungsbedarf zur Begrenzung des Ausstoßes klimawirksamer Gase auf. Nicht zuletzt vor dem
Hintergrund des prognostizierten Klimawandels
und der von Deutschland im Rahmen des KyotoProtokolls 1997 eingegangenen Verpflichtungen
sei die Entwicklung praktikabler technischer Lösungen zur CO2-Separation und Speicherung
dringend geboten. So bestehe mit der untertägigen CO2-Verbringung eine Möglichkeit, die
anthropogenen CO2-Emissionen wirksam zu
reduzieren. Das Projekt müsse sich aber auch
betriebswirtschaftlich rechnen, d.h. die Kosten
müssen unter 20 €/t CO2 sinken. Derzeit lägen,
je nach Technologie, die Gesamtkosten noch
zwischen 35 und 87 €/t. Der Großteil der Kosten werde durch die CO2-Abspaltung verursacht
(30 – 60 €/t). Für Transport (250 km) und die eigentliche Speicherung werden z.Z. 5 – 27 €/t
veranschlagt.
Ohne die erfolgreiche Entwicklung wirtschaftlich tragbarer Speicher-Technologien dürfte die
110
angestrebte Reduzierung um 21 % der CO2Gesamtemissionen (von 1990: 1014,4 Mio. t
auf 2012: 846 Mio. t) kaum erreichbar sein. In
Deutschland wurden 2004 fast 400 Mio. t CO2 allein von den Kraftwerken frei gesetzt (s. Abb. 5).
Hierfür geeignete Speicher zu finden und praxistauglich zu entwickeln werde eine Herausforderung für die zukünftige Geotechnologieforschung
darstellen.
Die in Deutschland nutzbare Speicherkapazität
wird überschlägig auf 20 bis 33 Gt CO2 geschätzt.
Diese weite Spanne macht den bestehenden
erheblichen geologischen Erkundungsbedarf
deutlich. Nach heutigem Kenntnisstand bieten
Aquifere die größten Einlagerungspotenziale, dagegen sind z.B. Kohleflöze nur begrenzt nutzbar.
Gegenwärtig fokussiert sich das Interesse auf bereits erschlossene Speicherhorizonte von Kohlenwasserstoff-Lagerstätten. Das Speicherpotenzial
in Gasfeldern in Deutschland lässt sich z.Z. auf
ca. 2,6 Gt CO2 beziffern. Mit der weitgehend ausgeförderten Erdgas Lagerstätte Altmark besitzt
Sachsen-Anhalt gegenwärtig einen der größten
entwickelten und kurzfristig nutzbaren Speicher
Europas. Die Bedingungen für eine CO2-Verbringung erscheinen in der Altmark besonders günstig, weil hier ein sehr gut erkundetes Reservoir mit
integrer geologischer Barriere (Zechsteinsalinar)
und einer hervorragend erschlossenen Infrastruktur von insgesamt über 200 vorhandenen Bohrungen zur Verfügung steht.
Derzeit laufen weltweit zahlreiche Pilotprojekte
zur CO2-Speicherung. Hierzu zählt auch das interdisziplinär angelegte Projekt CSEGR (Carbon
Sequestration with Enhanced Gas Recovery),
bei dem eine Förderung im Rahmen des Forschungsvorhabens Geotechnologien zum Tragen
kommen wird. Alle Forschungsvorhaben müssen
Abb. 5: Verteilung der CO2-Emissionen der Bundesrepublik Deutschland (2004).
111
Abb. 6: Das „Energiepodium“, von links: H. krieg, Dr. G. MiloJcic, Dr. N. schächter, W. Becker, Dr. J. rückheiM, A. Forker,
G. stieBeritz (Foto: Stedingk, LAGB).
sich in ihren Zielgrößen an den Kosten des Zertifikathandels orientieren. In seinem Fazit stellte Dr.
Rückheim fest, dass die industrielle Realisierung
eines „CO2-freien Kraftwerks“ eine erhebliche
technologische Herausforderung darstelle, die
sich nur durch entschlossenes schnelles Handeln bewältigen lasse.
Podiumsdiskussion: „Stabile und wirtschaftliche Energieversorgung mit fossilen Bodenschätzen“
Der Moderator der Diskussion, Herr Dr. Heinz
Norbert Schächter (Geschäftsführer Wirtschaftsvereinigung Bergbau, jetzt: Vereinigung
Rohstoffe und Bergbau, s. Abb. 6) umriss zunächst die derzeitige weltwirtschaftliche Lage.
Die wirtschaftliche Dynamik insbesondere der
aufstrebenden Industriestaaten und Asiens hat
zu einer enormen Erhöhung der Nachfrage auf
den Rohstoffmärkten geführt. Seit etwa 2000
schlägt das hohe Wirtschaftswachstum dieser
Staaten auch massiv auf die Rohstoffpreise
und hier insbesondere auf die der Energieträger
durch (s. Abb. 1). Die Nutzung heimischer Potenziale sei daher ein Gebot der Vernunft und
könne zugleich einen Beitrag zur Erhaltung der
Wettbewerbsfähigkeit liefern. Am Beispiel der
Nutzung der Windenergie werden aber schon
heute die Grenzen erneuerbarer Energien sichtbar. Deutschland verfügt nur über eine kurze
Küstenlinie, die weitgehend auch noch naturschutzrechtlich eingeordnet ist. Die Möglichkeiten großflächige Windparks zu errichten sind
dadurch stark eingeschränkt. Auch im Binnenland wird der Großteil der potenziellen Eignungsflächen durch Restriktionen blockiert.
Herr Armin Forker (Präsident des Landesamts
für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt)
erweiterte die Aussagen des Vorredners um die
Forderung nach einer landesplanerischen Einordnung landesbedeutsamer Rohstoffpotenziale,
speziell von Braunkohlelagerstätten, im Sinne
einer wirksamen Rohstoffsicherung.
Herr Günter Stieberitz (Geschäftsführer ROMONTA GmbH) erläuterte die Geschäftstätigkeit
112
seines Unternehmens. Dieses ist der weltweit
einzige Großproduzent von Montanwachs. Lediglich in Asien existiere nennenswerte Konkurrenz.
Montanwachs wird für zahlreiche industrielle Anwendungen eingesetzt und z.B. bei der Herstellung von Folien benötigt. Die Kohlegewinnung der
ROMONTA erfolgt zur Montanwachsproduktion
mit anschließender energetischer Verwertung.
Der gegenwärtig betriebene Tagebau Amsdorf
werde wegen Erschöpfung der Vorräte 2025 planmäßig auslaufen. Zur langfristigen Fortführung
des Unternehmens werden bereits jetzt intensive Vorarbeiten geleistet. Anschließend ging Herr
Stieberitz auf den Vortrag von Dr. Rückheim ein
und beleuchtete aus seiner Sicht die mit der untertägigen CO2-Verbringung verbundenen Kosten.
Diese würden in die Stromkosten eingepreist und
belasteten hierdurch energieintensive Prozesse.
Herr Dr. Rückheim bestätigte, dass die CO2Verbringung nicht unproblematisch, technisch
aufwendig und kostenintensiv sei.
Herr Dr. Milojcic verwies nochmals auf die
Notwendigkeit langfristig verlässlicher Rah-
menbedingungen für die Rohstoff- und Energiewirtschaft seitens der Politik. Die heutigen
Infrastrukturen der Energiewirtschaft in den alten
Bundesländern stammten überwiegend aus den
70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hier
bestehe dringender Handlungsbedarf zur Verfahrenserleichterung neuer Projekte.
Herr Forker stellte wiederholt einen wirksamen
Lagerstättenschutz im Sinne des Bundesberggesetzes in den Vordergrund, zugleich sollten die
betroffenen Unternehmen ihren Bedarf anmelden
und auf regionalplanerische Berücksichtigung
drängen. Diese planerische Sicherung müsse
auch über die Kernbetriebsflächen hinausgehen, wie das am Beispiel der notwendigen Zuleitungen von Kavernen deutlich werde.
Herr Becker machte darauf aufmerksam, dass
es immer schwerer werde, nutzbare Kohlenwasserstoff-Lagerstätten zu erschließen. Neu
entdeckte oder zu entwickelnde Lagerstätten
befänden sich zunehmend in polaren Gebieten.
Ein Zugriff auf diese Potenziale werde daher immer aufwendiger und damit teurer.
Abb. 7: Die gesetzlichen Grundlagen als Instrumente der Konfliktlösung im Umweltbereich bei der Regionalplanung
(nach daMMert, 2006).
113
Herr Dr. Rückheim erläuterte, dass sich z.Z.
19 - 20 % des jährlichen inländischen Gasverbrauches aus Speichern decken lassen. Andere
EU-Mitgliedsstaaten, z.B. Großbritannien, haben es bislang versäumt, in solchen Größenordnungen Speicherraum zu schaffen. Deutschland
sei daher vergleichsweise gut aufgestellt.
( II ) Genehmigungen leichter gemacht
Das zweite Schwerpunktthema des Rohstofftags befasste sich mit dem Stand der landesplanerischen Rohstoffsicherung sowie mit den
praktischen Erfahrungen der Unternehmen bei
Genehmigungsverfahren von Abbauvorhaben.
Rechtsfragen der Energie- und Rohstoffsicherung in der Landesplanung
Herr Prof. Dr. Bernd Dammert (Rechtsanwälte
Dammert und Steinforth) äußerte sein Bedauern
darüber, dass die Frage der Rohstoffsicherung in
der Wirtschaftsministerkonferenz (WMK) bisher
nicht ausreichend behandelt wurde. In den Landesplanungen sehe er gewisse Tabuisierungen
des Rohstoffabbaus. Unabweisbare Konflikte
seien im Landesentwicklungsplan (LEP) in einen
Interessenausgleich zu bringen. Dies erfordere
konkrete Abwägungs- und Ausgleichsentscheidungen. Bereits im LEP seien definierte Flächen
zur Rohstoffgewinnung auszuweisen, da andernfalls aufwendige Zielabweichungsverfahren erforderlich seien.
Der Referent erläuterte kurz die Hierarchie der
Steuerungspotentiale in der sachsen-anhaltischen Landesplanung für die Sicherung standortgebundener mineralischer Rohstoffe. Die
vertikale Stufung sehe hier drei Ebenen vor. An
erster Stelle stünden die unmittelbaren Aussagen des Landesplanungsgesetzes selbst. Hierbei handele es sich meist um Grundsätze der
Raumordnung ohne verbindliche Zielqualität. An
zweiter Stelle folge der Landesentwicklungsplan
(LEP). Die endgültige Konkretisierung der Rohstoffsicherung erfolge z.Z. mit der 3. Stufe, den
Regionalen Entwicklungsplänen (REP) und Regionalen Teilgebietsentwicklungsplänen (TEP).
Hier finde zugleich eine sektorale Ausformung für
die Braunkohlenplanung statt. Zum Grundsatz
der Vermeidung von Mehrfachprüfungen im Umweltbereich fasste der Referent die gesetzlichen
Grundlagen zusammen und stellte diese als Instrumente der Konfliktlösung auf der Ebene der
Regionalplanung zur Diskussion (s. Abb. 7).
Prof. Dammert gab zu bedenken, dass die Gültigkeitsdauer der landes- und regionalplanerischen Ausweisungen (LEP, REP usw.) generell
weit kürzer sei als die Gesamtlaufzeit der Rohstoffgewinnung, die von der Vorbereitung des
Aufschlusses bis zur Wiedernutzbarmachung
gemäß § 4 Abs. 4 BBergG gerechnet werden
muss. Im Hinblick auf die überaus langen Planungs- und Vorlaufzeiten für z.B. Braunkohleaufschlüsse seien seines Erachtens landesplanerische Festlegungen von 30 Jahren und darüber
hinaus erforderlich. Solche langfristigen Pläne
müssten selbstverständlich einer regelmäßigen
Aktualitätsprüfung unterliegen.
Abschließend bemängelte der Referent den oft
fehlenden Mut der politisch Verantwortlichen.
Überplanungen seien juristisch angreifbar. Die
Landespolitik müsse deshalb klare Entscheidungen treffen, welche dann auch gegen Kritik
zu verteidigen seien.
Planfeststellungsverfahren – schnell und flexibel? – Vergleiche, Thesen und Prognosen
Herr Dr. Manfred Sichting (Abteilungsleiter CEMEX Deutschland AG) beleuchtete die Problematik von Planfeststellungsverfahren aus der praktischen Sicht des Unternehmers. Grundsätzlich
müsse die Sicherung der Rohstoffversorgung
unter den Aspekten Leben, Wohnen und Bauen
im öffentlichen Interesse liegen. In Deutschland
würden Bauten für Wohnen und Infrastruktur
unter dem Gebot der Nachhaltigkeit errichtet.
Zur Verdeutlichung des Bedarfs an Baurohstoffen in unserer modernen Gesellschaft bezifferte
der Referent den durchschnittlichen statistischen
Verbrauch auf weit über 500 Tonnen pro Bürger
in 78 Jahren. Die Ausstattung der Bundesrepublik mit hochqualitativen Lagerstätten (Geopotenziale) sei grundsätzlich zwar durchaus erfreulich,
es sei aber zu bemängeln, dass rund 50 % der
Fläche inzwischen naturschutzrechtlich überplant ist. Dies werfe gravierende Probleme für
den zukünftigen Rohstoffabbau auf. Damit verbunden stelle sich die Frage, wie den nachfolgenden Generationen der heutige Standard der
Rohstoffversorgung erhalten werden kann.
114
Der Referent stellte kurz sein Unternehmen
vor. Dieses betreibt bundesweit 65 Kieswerke,
Steinbrüche und Splittwerke zur Produktion
von 20 Mio. t mineralischen Rohstoffen pro
Jahr.
Hierbei seien:
• ca. 1.250 Genehmigungen zu beachten,
• ca. 10.000 Termine einzuhalten,
• ca. 7.500 Textseiten vorzuhalten.
Zurzeit würden 13 Planfeststellungsverfahren mit
eingeschlossener Umweltverträglichkeitsuntersuchung zum Rohstoffabbau organisiert. Damit
werde bis zum Jahr 2007 ein Zuwachs an behördlich genehmigten Vorräten von 124 Mio. t erwartet.
Dr. Sichting erläuterte die notwendigen Schritte
zur Erlangung einer behördlich genehmigten Abbauerlaubnis (s. Tab. 1). Hierbei bemängelte er
die Gesetzes- und Behördenvielfalt sowie die
Vielzahl an Entscheidungs- und Ermessensspiel-
räumen, wodurch das gleiche Planfeststellungsverfahren in jedem Bundesland anders behandelt
werde. Nicht von der Hand zu weisen sei aus der
Sicht des Referenten auch die Gefahr, zentrale
Schutzinstrumente pauschal für eine Verhinderungsstrategie zu nutzen. Oftmals fände keine
ganzheitliche Betrachtung des Vorhabens statt.
Stattdessen kämen im Gesamtzusammenhang
vernachlässigbare Details als ausschlaggebende
Kriterien zum Tragen. Es stelle sich auch die Frage, was mit der zu erhebenden Datenfülle geschehe. Diese könne seines Erachtens aufgrund
ihres großen Umfangs niemand verarbeiten.
Sinnvoller sei die Konzentration auf wenige, aber
dafür aussagekräftige Indikatoren. Als Beispiel
verwies er auf behördlich regelmäßig geforderte
chemische Wassergüteuntersuchungen an Kiesseen. So seien beispielsweise in einem Werk je
Messzyklus 67 verschiedene Einzelparameter zu
bestimmen. Es stelle sich die Frage, worin die
Notwendigkeit bzw. der Nutzen darin bestehe
und wie deren Auswertung erfolgen solle.
Tab. 1: Umweltrelevante Rechtsgrundlagen für die Rohstoffgewinnung (nach sichting, 2006).
Tätigkeit / Restriktion
Abbau / Gewinnung
Schaffung / Verlegung von Gewässern
Wasserentnahme / Wiedereinleitung
naturschutzfachlicher Eingriff / Ausgleich
Maßnahmen in
Hochwasserschutzgebieten
Lärm, Staub, Erschütterungen,
Sprengstoff
Waldumwandlung / Waldrodung
Standsicherheit von Böschungen und
Sicherheitsabstände
Bodendenkmale, Archäologische Funde
Verfüllung
Umschlag und Verwertung von Baggergut
Betankung / Lagerung von
wassergefährdenden Stoffen
Altlastenverdachtsflächen
Natura 2000 / FFH-Gebiete
Rechtsgrundlage (Auswahl)
Bundesberggesetz (BBergG); BundesImmissionsschutzgesetz (BImSchG); Gesetz zur Ordnung
des Wasserhaushalts, Wasserhaushaltsgesetz (WHG);
Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege,
Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) in Verbindung mit
oder auch gemäß Landesgesetz
WHG
WHG
BNatschG
WHG; Landeswassergesetz (LWG)
BImSchG in Verbindung mit Landesrecht
Gesetz zur Erhaltung des Waldes und zur Förderung der
Forstwirtschaft, Bundeswaldgesetz (BWaldG)
Polizei- und Ordnungsbehördengesetz (SOG)
Landesgesetz
BNatschG; WHG; Gesetz zur Förderung der
Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen
Beseitigung von Abfällen, Kreislaufwirtschafts- und
Abfallgesetz (KrW-/AbfG); Landesrecht
KrW-/AbfG; BImSchG
WHG in Verbindung mit Landesgesetz
KrW-/AbfG
BNatschG
115
Abb. 8: Ein hochkarätiges Fachpublikum folgte den Beiträgen im Vollversammlungssaal der Industrie und Handelskammer Halle-Dessau (Foto: Stedingk, LAGB).
Herr Dr. Sichting prognostizierte die zukünftige Genehmigungspraxis und kommt zu dem
Schluss, dass sich die Situation durch einerseits
steigende Anforderungen (Untersuchungsumfang, Abwägungspraxis) und andererseits latenten Personalabbau in den Behörden nicht
bessern werde. Den zukünftigen Regelungsbedarf aus Sicht der Rohstoffwirtschaft fasste
Dr. Sichting in vier Forderungen zusammen:
1.
2.
3.
4.
Bodenschätze sind mit anderen Umweltgütern wie Wasser, Boden, Luft, Landschaft rechtlich gleich zu stellen.
Rohstoffvorkommen dürfen nicht aus lokaler Sicht (Kirchturm), sondern müssen
regionalgeologisch und entsprechend ihrer Standortgebundenheit beachtet und
geschützt werden.
Planungen und Verfahren müssen einfacher werden (weniger / keine „föderalen“ Unterschiede bei Umweltrecht /
Planfeststellungsverfahren).
Bei Untersuchungen für Planungen und
Monitorings sollten Standards gelten.
Planfeststellungsverfahren – Erfahrungen
des Unternehmerverbandes Mineralische
Baustoffe
Herr RA Dipl.-Ing. Gert-Dietrich Reuter (Geschäftsführer Unternehmerverband Mineralische
Baustoffe) berichtete über die Erfahrungen von
Mitgliedsunternehmen bei Genehmigungsverfahren zur Gewinnung von Rohstoffen auf der
Grundlage einer verbandsinternen Befragung.
Danach seien allgemein viel zu detaillierte und
weitreichende Untersuchungen bereits in Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Solche
Prüfungen sollten im Rahmen des späteren
Hauptbetriebsplanes vorgenommen werden.
Die Dauer von Planfeststellungsverfahren betrüge mittlerweile zwischen zwei und elf Jahren.
Derartig lange Zeiträume seien nicht hinnehmbar und als Ausdruck einer überzogenen Bürokratie zu werten. Hier sehe er zugleich einen
massiven Zielkonflikt zur wirtschaftlichen Betätigung. Derzeit betrage z.B. der Erlös je Tonne
Kies in Sachsen-Anhalt völlig unbefriedigende
2,53 Euro. Damit ließen sich die Betriebskosten
116
nicht erwirtschaften. Hinzu kämen die Belastungen des Planfeststellungsverfahrens und weiterer geforderter Genehmigungsvorleistungen.
Als ein ernstes Problem benannte er den Denkmalschutz. In verschiedenen Landesteilen seien
flächenhafte Naturdenkmale in übertriebenen
Größenordnungen ausgewiesen und behinderten die Rohstoffgewinnung teilweise massiv. Die
Anregung von Herrn Forker, hier das Gespräch
mit dem Landesamt für Denkmalpflege zu suchen, hielt der Referent insbesondere für kleinere
Unternehmen für keine praktikable Lösung. Abschließend äußerte sich Herr Reuter grundsätzlich positiv über die Tätigkeit des Landesamts
für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt. Im
Ergebnis seiner Unternehmensbefragung wurde
diese als fachlich kompetent, pragmatisch und
hilfsbereit bewertet.
Auch für das Publikum des 3. Rohstofftags
(s. Abb. 8) bestand Gelegenheit für Fragen und
Anregungen an die Referenten. Hiervon wurde
insbesondere von Unternehmen und Ingenieurbüros Gebrauch gemacht. Hierbei betonten die
Vertreter der Wirtschaft, dass sie die Durchführung der Genehmigungs- und Zulassungsverfahren weiterhin kritisch betrachten würden. Leider
setzte der Zeitrahmen der insgesamt konstruktiven Diskussion Grenzen.
In seinem Schlusswort zog der Moderator eine
positive Bilanz zum 3. Rohstofftag des Landes
Sachsen-Anhalt. Es sei gelungen zu informieren,
Probleme offen anzusprechen und in konstruktiver Atmosphäre Lösungsansätze zu diskutieren.
Es gelte diesen Weg, auf dem die gegensätzlichen Standpunkte und Interessen nicht verwischt werden dürfen, weiter zu gehen.
Abschlussdiskussion mit Referenten und
Publikum
Den Schlusspunkt der Nachmittagsveranstaltung
setzte die Abschlussdiskussion unter der Leitung
von Herrn Dr. Jens-Holger Göttner (MMG Management GmbH). Die Hauptkritik fokussierte
sich darauf, dass die Verfahren zu lange dauerten
und zu aufwendig seien. Hier bestehe nach wie
vor Handlungsbedarf. Zur Lösung der Probleme
schlug Herr Dr. Göttner ein Plan-Umweltverträglichkeitsprüfungs-Beschleunigungsgesetz vor.
Dieser Vorschlag erschien den meisten Teilnehmern nur für Projekte ab einer bestimmten Größenordnung sinnvoll.
Anschriften der Autoren:
K. stedingk, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle,
S. danek & A. schlotyssek, IHK Halle-Dessau,
Frankestraße 5, 06110 Halle
117
Herausgabe der Karte “Geotourismus im Harz - Geologisch-montanhistorische Karte des Harzes 1 : 100 000“
ivo rappsilBer, klaUs stedingk, Matthias thoMae & Jürgen heckner
Mit der im Jahr 2006 herausgegebenen „Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes“
im Maßstab 1:100 000 (GMK100 Harz; s. Abb. 1)
will das LAGB an die sehr erfolgreiche und bereits in 2. Auflage erschienene Geologisch-montanhistorische Karte der Reviere Mansfeld und
Sangerhausen aus dem Jahr 2000 anknüpfen
und dem zunehmenden Interesse an der regionalen Geologie und dem historischen Bergbau
Rechnung tragen. Das Ziel dieser besonderen
Harz-Karte besteht darin, dem geowissenschaftlich-montanhistorisch interessierten Besucher
des Harzes einen praktischen Leitfaden an die
Hand zu geben, der ihm in der Fülle der Einrichtungen, Sehenswürdigkeiten und Aufschlüsse
schnell einen Überblick verschafft.
Die Darstellung der Vorderseite berücksichtigt
die unterschiedlichen Interessenlagen der Besuchergruppen. Eine Familie mit Kleinkindern wird
ebenso wie der klassische Bildungsreisende das
für sie geeignete Ziel finden. Die Karte führt dabei
auch an Objekte heran, die nicht immer auf den
ersten Blick spektakulär sind oder unmittelbar
am Wegesrand liegen. Abb. 2 zeigt einen Ausschnitt der Legende, der die Vielfalt der in der
Karte eingetragenen Objekte verdeutlicht. Dabei
konnte nur eine Auswahl der wichtigsten Ziele
dargestellt werden (s. Abb. 3). So wird vielleicht
mancher Besucher ein ihm liebgewordenes Objekt vermissen. Dennoch zeigt die große Zahl von
über 300 Geozielen, dass der Harz eine Region
repräsentiert, die ihr historisches Erbe pflegt und
bewahrt und darüber hinaus auch geologisch auf
engstem Raum z.T. Einzigartiges bietet.
Der gewählte Maßstab von 1:100 000 und der benutzte Kartenausschnitt sollen eine Verbindung
zur Geologischen Karte des Harzes herstellen.
Allerdings wurde hier die geologische Darstellung durch Zusammenfassung von Schichtenfolgen und den Verzicht auf strukturgeologische
Details stark vereinfacht. Die Verschneidung mit
der Topographie auf Basis des digitalen Höhenmodells zeigt die Bedeutung des geologischen
Untergrundes für die Herausbildung der Morphologie (s. Abb. 3).
Die Karte ist nicht zum Aufsuchen der Objekte
im Gelände konzipiert. Sie soll eine Vorstellung
von der hohen Dichte an geologischen und montanhistorischen Objekten im Harz vermitteln,
aber auch als Grundlage für die Planung von
Reisezielen und Aufenthalten dienen. Sind einige
Stationen in die engere Wahl gekommen, lassen
sich leicht über Tourismusbüros oder Internet
genauere Auskünfte dazu einholen. Das plakative Erscheinungsbild der Karte wird durch die
Randgestaltung mit Bildern ausgewählter Objekte unterstützt (s. Abb. 4).
Abb. 1: Titelblatt der Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes (LAGB, 2006).
118
Abb. 2: Der Legendenausschnitt zeigt die Vielfalt der in der Karte dargestellten Objekte (LAGB, 2006).
Abb. 3: Der Kartenhintergrund ist eine Verschneidung von vereinfachter Geologie und Morphologie. Im Kartenausschnitt
des Gebietes Brocken-Elbingerode wird die hohe Dichte geologisch-montanhistorischer Sehenswürdigkeiten deutlich
(LAGB, 2006).
Die Karte “Geotourismus im Harz - Geologischmontanhistorische Karte des Harzes 1 : 100 000“
(ISBN 3-929951-55-X) kann im LAGB zu einem
Preis von 6,-- € bezogen werden.
Anschriften der Autoren:
Ivo r appsilBer, K. stedingk, M. thoMae & J. heckner,
Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle
Abb. 4: Collage aus Bildern von der Geologisch-montanhistorischen Karte des Harzes (t. schwaB, DesignRing).
119
Tagungsbericht zur Vortrags- und Exkursionstagung „Harzgeologie
2005“
carl-heinz Friedel
Vom 6. bis 7. Mai 2005 fand in der Stadt Halle/
Saale eine Vortrags- und Exkursionstagung zum
Thema „Harzgeologie 2005“ statt. Eingeladen
hatte das LAGB. Damit wurde eine Veranstaltung fortgesetzt, die in ähnlicher Form 2002 am
Geologischen Institut der Universität ClausthalZellerfeld stattgefunden hatte. Zur Tagung erschien ein 80 Seiten umfassender Tagungsband
mit den Vortragskurzfassungen und dem Exkursionsführer, der in der Reihe „Exkursionsführer
und Veröffentlichungen, Nr. 227 der Deutschen
Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) herausgegeben wurde.
Der erste Tagungstag war für die Vorträge reserviert. Am zweiten Tag schloss sich eine eintägige
Exkursion an, um die Befunde unmittelbar im
Feld vorstellen und diskutieren zu können. Etwa
Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes
45 Personen hatten sich am ersten Tag zu den
Vorträgen eingefunden. Die Palette der insgesamt 13 Vorträge reichte von der jüngsten Entwicklung des Harzes („Neue Tertiärvorkommen
auf der Harzhochebene“, König & Blumenstengel)
über Sedimentation, Vulkanismus und Tektonik
des Rotliegenden (J. Paul) bis zum vermeintlich
ältesten Gestein des Harzes, dem Eckergneis.
Die von Geissler et al. vorgestellten SHRIMPDaten von detritischen Zirkonen aus Quarziten
des Eckergneises lieferten wohl das spektakulärste Ergebnis, das auf dieser Tagung vorgestellt wurde. Die Daten lassen den Schluss zu,
dass der Eckergneis erst vor ca. 410 Mio. Jahren
sedimentiert wurde. Es könnte sich beim Eckergneis um variszisch metamorphisierte rhenoherzynische Kruste handeln. Weitere radiometrische
Altersdaten (Pb-Pb-Alter) wurden von Tietz et al.
von einem Granitoid-Xenolith aus dem Bodegang
vorgestellt. Der aus ersten Messergebnissen gewonnene mittlere Alterswert von 378 Mio. Jahren
lässt sich noch nicht schlüssig interpretieren.
Große Aufmerksamkeit, aber auch kontroverse
Diskussionen löste der Vortrag von H. Huckriede
über die Verbreitung, Struktur und Paläogeographie tektonisch allochthoner Einheiten im
Rhenoherzynikum aus. Kritisch wurden auch die
Vorstellungen von Hünecke & Ruchholz über die
Bildung der Harz-Olisthostrome durch Seitenverschiebungen diskutiert. Diese Vorträge verdeutlichten einerseits, wie mehrdeutig einige Befunde
sind. Andererseits fordern neue methodische
Ansätze und Daten ein Überdenken bestehender
Konzepte heraus.
Auf einige Aspekte der mesozoischen Hebung
des Harzes für den jetzigen Anschnitt des Harzpaläozoikums wiesen Voigt et al. hin. Die regionale Zunahme des Inkohlungsgrades nach NE
dürfte teilweise auf die asymmetrische Hebung
(Kippung) der Harzscholle zurückzuführen sein.
Aus den Inkohlungsdaten ergeben sich außerdem Hinweise auf einen spätmetamorphen Deckenbau (Friedel et al.). Steiger & Lappke stellten
erste Ergebnisse lithologischer Untersuchungen
an der Basis der Devonkalke im Elbingeröder
Komplex vor. Die Vorträge von Bussmann &
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Abb. 2: Professor H. Wachendorf erläutert die Kontaktverhältnisse am Ostrand des Brockengranits im ehemaligen
Steinbruch am Kantorkopf. (Foto: Friedel, LAGB)
Gursky: „Sedimentologische Untersuchungen im
Unterdevon des Oberharzes“ und von H. Zellmer:
„Die unterkarbonische Entwicklung der Schwellen im Oberharz und im Elbingeröder Komplex“
stimmten inhaltlich schon auf die Exkursion ein.
Darüber hinaus berichteten Franzke & Meier über
die strukturelle Entwicklung des Kyffhäuser-Kristallins und wurden neue absolute Altersdaten der
Devon-Karbon-Grenze vom Profil Hasselbachtal
(Sauerland) vorgestellt (Trapp et al.).
Im Anschluss an die Vorträge nutzen viele der
Teilnehmer die Möglichkeit, die Ausstellung „Der
geschmiedete Himmel“ zu besuchen. Auf dieser
vielbeachteten Ausstellung der Landesarchäologie Sachsen-Anhalts waren neben der Himmelsscheibe von Nebra weitere hervorragende
Exponate aus der Bronzezeit zu besichtigen.
Ein gemeinsames Abendessen beendete den
Abend.
Der Exkursionstag begann 7.30 Uhr mit der Abfahrt in Halle und endete bei einsetzender Dunkelheit und starkem Regen 20.30 Uhr am Rammelsberg. Die Exkursionsroute zog sich am nörd-
lichen Harzrand entlang. Dieser Route folgten
32 Teilnehmer in einer Kolonne aus 15 Fahrzeugen, ohne dass größere Verzögerungen eintraten. Insgesamt wurden 7 Exkursionspunkte besucht. Neben klassischen Aufschlüssen, wie der
Teufelsmauer, dem Romkerhaller Wasserfall oder
den Steinbrüchen am Rammelsberg, wurden mit
der „Blauen Pinge“ am Büchenberg, dem Präsidentenweg bei Thale oder Aufschlüssen am Ostrand des Brockens auch einige bisher weniger
beachtete Punkte angefahren. Das Wetter war
zwar den ganzen Tag über regnerisch, trotzdem
blieb bei guter Stimmung das Interesse bis zum
Schluss groß.
Anschrift des Autors:
C.-H. Friedel, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
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Tagungsbericht zur 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher
Geologen
steFan wansa
Vom 6. bis 9. Juni 2006 fand in Halle die 73. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Norddeutscher
Geologen statt. Tagungsstätte war der Freylinghausen-Saal in den Franckeschen Stiftungen.
Die 1927 gegründete Arbeitsgemeinschaft vereint verschiedene Forschungsdisziplinen, wie die
amtliche geologische Landesaufnahme, die geowissenschaftliche Hochschulforschung sowie
Bergbau, Rohstoffwirtschaft, Wasserbau- und
Bauingenieurwesen, Bodenkunde und Archäologie. Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft
wird traditionsgemäß in der Woche nach Pfingsten im turnusmäßigen Wechsel von einem der
beteiligten Staatlichen Geologischen Diensten
(SGD) ausgerichtet.
Das LAGB wurde bei der Ausrichtung der Tagung von verschiedenen Einrichtungen unterstützt, insbesondere vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, vom
FB Geowissenschaften der MLU und von den
Franckeschen Stiftungen zu Halle.
Die Fachtagung begann am 6. Juni mit einem
öffentlichen Abendvortrag zur Himmelsscheibe
von Nebra. Auf der Vortrags- und Posterveranstaltung am 7. und 8. Juni wurden folgende
Themenschwerpunkte behandelt: Geologie des
Känozoikums Nord- und Mitteldeutschlands,
Angewandte Geologie (insbesondere Hydrogeologie), geologische und bodenkundliche Kartierung, digitale Geodaten und Modellierung sowie
Archäogeologie und Historisches. Die Exkursionen am 8. und 9. Juni führten in die nähere
und weitere Umgebung von Halle, u. a. in das
Unstrut-Trias-Land (s. Abb. 2), an den Südharzrand, in den Halleschen Vulkanit-Komplex und in
Bergbausanierungsgebiete (Geiseltal, Bitterfeld).
Das Rahmenprogramm beinhaltete u. a. eine
Stadtführung, eine Führung im Landesmuseum
für Vorgeschichte und in den Franckeschen Stiftungen sowie einen Empfang im Gesteinsgarten
des Fachbereichs Geowissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).
Zur Tagung wurde ein 184 Seiten umfassender
„Tagungsband und Exkursionsführer“ erstellt,
der die Kurzfassungen von 22 Vorträgen und
25 Postern sowie die Erläuterungen zu den drei
Halbtags- und drei Ganztagsexkursionen enthält.
Das abwechslungsreiche und anspruchsvolle
Tagungsprogramm fand bei den ca. 150 Teilnehmern sehr positive Resonanz.
Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes.
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Abb. 2: Im Unteren Wellenkalk an einem Straßeneinschnitt bei Karsdorf im Rahmen der Exkursion „Geologie und Archäologie im Unstrut-Trias-Land“ (Foto: Schuberth, LAGB)
Anschrift des Autors:
S. wansa, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
123
Tagungsbericht zum Workshop „Das Tertiär im mitteldeutschen Ästuar
– Stand und aktuelle Probleme“
carl-heinz Friedel
Am 25. November 2005 trafen sich in der Stadt
Halle/Saale 50 Fachleute aus wissenschaftlichen
Institutionen, den Geologischen Diensten und
der geologischen Industrie, um an einem Workshop teilzunehmen, der sich mit dem Tertiär in
Mitteldeutschland beschäftigte. Eingeladen hatten das Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt (LAGB) und die Subkommission Tertiärstratigraphie der Deutschen Stratigraphischen Kommission. Zusätzliche Unterstützung erhielten die Organisatoren durch die Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG).
Zur Tagung erschien ein 52 Seiten umfassender
Tagungsband in der Reihe „Exkursionsführer und
Veröffentlichungen, Nr. 230“ der DGG.
Abb. 1: Titelblatt des Tagungsbandes.
Mit diesem Workshop wurde die Reihe thematischer Veranstaltungen zum Tertiär Mitteldeutschlands fortgesetzt, die in den vergangenen Jahren insbesondere vom Arbeitskreis
„Bergbaufolgelandschaften“ erfolgreich durchgeführt worden waren. Das große Interesse an
diesem Thema hat ganz praktische Gründe. Mit
der Stilllegung zahlreicher Braunkohlentagebaue
haben zwar die unmittelbaren Eingriffe in tertiäre
Schichtenfolgen abgenommen.
Die Ablagerungen des Tertiärs besitzen aber
auch zukünftig noch eine große wirtschaftliche
Bedeutung im mitteldeutschen Raum. Das gilt
für den vorhandenen aktiven Braunkohlenabbau, genauso wie für die Wiederurbarmachung
der Tagebaurestlöcher und die Entwicklung von
Seenlandschaften sowie für die umfangreichen
Sanierungsarbeiten der ökologischen Großprojekte. Es standen Fragen der stratigraphischen
Gliederung, der Vereinheitlichung lokaler Nomenklaturen und Aspekte der lithofaziellen Entwicklung im Bereich des mitteldeutschen Ästuars
und seines Umlandes im Vordergrund. Dieser
Schwerpunkt trägt dem Umstand Rechnung,
dass die genaue Kenntnis der stratigraphischen
und lithofaziellen Entwicklung im lokalen und regionalen Maßstab eine entscheidende Voraussetzung für die effektive Nutzung der Rohstoffe
und die sachgerechte Umsetzung hydrogeologischer und umweltrelevanter Projekte ist. Daneben wurden auch Fragen der Organisation
anstehender und zukünftiger Arbeiten im Tertiär
diskutiert.
Bereits am Vortag des Workshops hatten Herr
A. Jeworutzki von der W.U.P. GmbH Leuna und
Herr Dr. H. Blumenstengel, Jena, eine Exkursion nach Leuna organisiert, bei der sie aktuelle
Ergebnisse palynologischer und lithologischer
Untersuchungen von Alttertiärbohrungen im Bereich der Leuna-Halde vorstellten. An dieser Vorexkursion nahmen ca. 20 Personen teil, die sich
anhand von Kernmaterial unmittelbar über die Ergebnisse informieren konnten. Für diese aufwendige Präsentation sei beiden Herren auf diesem
Wege nochmals ganz besonders gedankt.
124
Abb. 2: Die Tagungsteilnehmer im Eingangsbereich des LAGB (Foto: Schuberth, LAGB).
Das Vortragsprogramm der Tagung umfasste
insgesamt 13 Vorträge. Den Einführungsvortrag
hielt Prof. W. Krutzsch zum Thema „Paläogeographie des Paläogens im mitteldeutschen Ästuar“. Übersichtscharakter hatte auch der Beitrag
von Frau Dr. A. Köthe, die auf die Bedeutung der
Dinoflagellatenzysten für die biostratigraphische
Einstufung im Tertiär hinwies. Danach folgten
Beiträge, die sich stärker auf die Region HalleLeipzig-Zeitz bezogen. Ein aus 4 Beiträgen bestehender Themenblock befasste sich mit den
Tertiärvorkommen von Helmstedt-Schöningen.
Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch
9 Poster, die zumeist regional oder inhaltlich die
oben genannten Themen aufgriffen und vertieften.
Anschrift des Autors:
C.-H. Friedel, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
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Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt, Band 10:
Halle-Störung
ivo rappsilBer
Im Jahre 2006 hat das LAGB mit dem Band 10
der „Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen
von Sachsen-Anhalt“ eine Publikation zur HalleStörung herausgegeben (s. Abb. 1). Dafür gab
es zwei Gründe: Anlässlich der 1200-Jahrfeier
der Stadt Halle erfolgte im Rahmen der Umgestaltung des Marktplatzes die Errichtung eines
„Geoskops“, das einen Blick auf die Störung
gestattet. In der Vorbereitung dazu musste der
Standort vorerkundet werden. Dies war ein Anlass, das bisherige Wissen über die Halle-Störung zusammenzutragen und weitere Untersuchungen durchzuführen.
Andererseits zieht das Geoskop bei vielen Hallensern und Gästen den Wunsch nach sich, mehr
über die Halle-Störung zu erfahren. Auch des-
Abb. 1: Titelblatt des Bandes 10 der „Mitteilungen zu Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt“ mit dem Thema
Halle-Störung (LAGB, 2006).
halb wurde eine Zusammenfassung des Kenntnisstandes vorgelegt, der sich seit der ersten Erwähnung der „großen Halleschen Kluft“ im Jahre 1891 durch K. v. Fritsch in mehr als 100 Jahren
angesammelt hat.
Die Halle-Störung ist die Struktur, die den geologischen Untergrund der Stadt Halle am stärksten
prägt. Sie ist die Trennlinie zwischen zwei großräumigen tektonischen Einheiten: Merseburg-Scholle und Halle-Wittenberg-Scholle. Beide Schollen
besitzen einen grundlegend unterschiedlichen
Aufbau, was aus Ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Tiefenstockwerken resultiert.
Die Halle-Störung verläuft durch das Stadtgebiet
und quert im Untergrund den Marktplatz zwischen Rathaus, Händeldenkmal und Marktkirche,
weshalb sie früher auch als ”Hallesche Marktplatzverwerfung” bezeichnet wurde. (s. Abb. 2)
Abb. 2: Schematisches geologisches Blockbild: HalleStörung und aufgeschleppte Zechsteinresiduen wirken als
Aufstiegsbahn für die Sole (Grafik: Herold, LAGB).
126
Die Entstehung der Stadt Halle geht – wie es
auch im Namen zum Ausdruck kommt – auf die
an die Störung gebundenen Soleaustritte zurück. Die über Jahrhunderte reich sprudelnden
Solebrunnen der Stadt aber auch der Kupfer-,
Silber-, Salz- und Kohlebergbau in der Region
stehen mit der Störung in Verbindung. Der darauf beruhende Wohlstand der Stadt führte zu
einer kulturellen Blütezeit, die sich unter anderem in der Schaffung eindrucksvoller Bauten und
Kunstwerke manifestierte.
Anschrift des Autors:
Ivo r appsilBer, Landesamt für Geologie und Bergwesen
Sachsen-Anhalt, Köthener Straße 34, 06118 Halle
127
Bodenbericht 2006 – Böden und Bodeninformationen in Sachsen-Anhalt
dieter FeldhaUs & klaUs-J. hartMann
Mit dem 1999 veröffentlichen Bodenatlas Sachsen-Anhalt (GLA 1999) hat das Landesamt für
Geologie und Bergwesen einen Überblick über
das landschaftliche Inventar der Böden in Sachsen-Anhalt gegeben. Des Weiteren dokumentiert
der Bodenatlas die zu dieser Zeit vorhandenen
Kartengrundlagen, Auswertungen und thematischen Bearbeitungen. Seit dem haben sich die
Anforderungen an bodenkundlichen Informationen und deren Verfügbarkeit weiterentwickelt.
Der Bodenbericht 2006 hat das Ziel, über den
aktuellen Stand bodenkundlicher Arbeiten in
Sachsen-Anhalt im Allgemeinen und am LAGB
im Besonderen zusammenhängend zu informieren. Ausdruck der weitreichenden Kooperationen
und der Einbindung der Bodenkunde in Entwicklungen und Entscheidungsprozesse im Land ist
die Mitwirkung von 16 Autoren aus Behörden,
Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie Ingenieurbüros.
Ein Schwerpunkt bilden die Arbeiten und Ergebnisse des LAGB. Die Darstellung wird durch eine
Anlage ergänzt, die Beispiele digitaler Karten
mit Darstellungen bodensystematischer Inhalte
sowie Bodenparametern und Bodenfunktionen
vorstellt. Eine zweite Anlage bildet typische Bodenprofile des Landes mit ihren Eigenschaften
und ihrem Bezug zur Landschaft und Bodennutzung ab.
Weitere Artikel beschäftigen sich mit der Anwendung von Bodendaten. Die Bedeutung der deutschen bodenkundlichen Systematik als Grundlage für die Bewertung von Bodenfunktionen und
die Bereitstellung von Parametern für Umweltmodelle wird deutlich. Speziell sind die Vorgehensweisen und Ergebnisse zur Schaffung des
Bodenbewertungsverfahrens Sachsen-Anhalt
und die Informationsebenen für die Umsetzung
der EU Wasserrahmenrichtlinie vorgestellt.
Der Artikel über die Umsetzung des bundesweit
abgestimmten Boden-Dauerbeobachtungsprogramms in Sachsen-Anhalt zeigt, dass die hier
gewählte Organisationsstruktur sehr erfolgreich
ist. Die Ergebnisse dieses langfristig angelegten
Programms bekommen inzwischen europaweite
Bedeutung und werden in verschiedenen Forschungsprogrammen genutzt.
Durch die Mitwirkung des LAGB an der Auswertung von Messungen der elektrischen Leitfähigkeit des Bodens wird der Anschluss an
Entwicklungen gehalten, die im Rahmen der teilflächenspezifischen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen (precision farming) von Bedeutung sind. Unter anderem sollen methodisch
Möglichkeiten zur Entwicklung hochauflösender
bodenkundlicher Unterlagen für die praktische
Anwendung erschlossen werden.
Anschriften der Autoren:
Abb. 1: Titelblatt des Bandes 11 der „Mitteilungen zu
Geologie und Bergwesen von Sachsen-Anhalt“ mit dem
„Bodenbericht 2006“ (LAGB, 2006)
D. FeldhaUs & K.-J. hartMann, Landesamt für Geologie und
Bergwesen Sachsen-Anhalt, Köthener Str. 34, 06118 Halle
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