Jahresbericht 2010 bahnhofkirche
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Jahresbericht 2010 bahnhofkirche
bahnhofkirche chapelle de gare chiesa della stazione station church Bahnhofkirche Postfach, 8021 Zürich Tel. 044 211 42 42 Fax 044 211 42 40 [email protected] www.bahnhofkirche.ch PC 87-330962-2 Jahresbericht 2010 Zum Thema: Kerzen anzünden „Ich bin das Licht…“ In fast allen Kirchen gehören Kerzen zur selbstverständlichen Einrichtung. Ihr Licht weist auf den lebendigen Gott, auf Jesus Christus hin: „Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.“ (Joh 12,46) Bedürfnis Viele Menschen, gleich welchen Alters oder Herkunft, haben ein grosses Bedürfnis, in einer Kirche eine Kerze anzuzünden. Für manche ist es der einzige Grund, eine Kirche aufzusuchen. Dabei sind die Motive sehr unterschiedlich: Das Entzünden einer Kerze kann aus Freude und Dankbarkeit geschehen, aber auch aus Trauer. Es ist ein Gedenken an kranke oder verstorbene Angehörige und Freunde wie auch an brennende Probleme in der Welt. Es kann Ausdruck der Hoffnung und der sprachlosen Not sein. Sinnliches Gebet Kerzen schaffen Atmosphäre. Die sinnliche Erfahrung beim Anzünden und das lebendige Flackern der Kerze haben eine sammelnde Kraft, die zum Gebet anregt und die Fürbitte unterstützt. Das Ritual, eine Kerze für jemanden oder für etwas anzuzünden und ein Gebet dazu zu sprechen, ist also unmittelbar verständlich für alle und Ausdruck einer gelebten Spiritualität. Jede Kerze macht diesen Halt und diese Zuversicht deutlich: „Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das Licht und mit ihm das Leben.“ (Joh 8,12) Katholische Tradition Weil das Licht unter allen materiellen Dingen als das am wenigsten materielle erscheint, gilt es als passendes Symbol für Gott, von dem die Bibel sagt, dass er die Quelle allen Lichtes ist. Und: Wie die Ker- Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche 2 ze sich selbst im Verbrennen verzehrt, so verzehrt sich Christus in seiner Liebe für die Menschen. Seit dem 10. Jahrhundert ist es üblich, Kerzen zu weihen – zum Beispiel an Maria Lichtmess (2. Feb.). Diese werden den Gläubigen mit nach Hause gegeben, begleiten sie durch das Kirchenjahr und werden in Drangsal und Not angezündet. So sind Kerzen nicht nur ein Hinweis auf Jesus Christus als das Licht für die Welt sondern wurden auch zum Zeichen des göttlichen Beistandes. Protestantische Tradition In der protestantischen Tradition ist die Konzentration auf die Predigt des „solus christus“ (allein Christus) typisch. Alles, was dem im Weg steht, ablenkt oder es verwässert, hatte keinen Platz. Bilder, Heiligenfiguren und Kerzenburgen wurden aus den Kirchen der Reformation entfernt. Das bedeutete aber nicht, dass Kerzen für die Reformatoren keine Rolle spielten. Für Luther waren sie tröstlich und damit durchaus nützlich. In evangelisch-lutherischen Kirchen finden wir darum Osterkerzen und ab und an auch Kerzenburgen. Zwingli hat mit dem Altar und den Bildern auch die Kerzen aus den Kirchen entfernt. Und für Calvin sind sie unwesentlich – das heisst auch, dass sie nicht unbedingt stören. Dass nun also auch in reformierten Kirchen immer mehr Kerzen, seien es Osterkerzen oder gar Kerzen in Kerzenburgen anzutreffen sind, lässt sich wieder auf die zwei Bibelstellen aus dem Johannesevangelium zurückführen: „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12); „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ (Joh 1,5). Die Kerze, sei es nun die Osterkerze oder das Teelicht in einer Kerzenburg, versinnbildlicht den „solus christus“, also das, was der Tradition der Reformation so wichtig ist. Ökumenische Tradition So stellen wir in der Bahnhofkirche fest, dass es unabhängig der konfessionellen Herkunft für ganz viele Menschen Sinn macht, eine Kerze anzuzünden. Wir erleben, dass sie dieses Ritual mit einem Gebet verbinden, einer Fürbitte für jemanden oder für etwas, das ihnen auf dem Herzen liegt. Das ist gelebter Glaube – und im reformierten Fall kein Verrat an der eigenen Tradition. Seit der Eröffnung der Bahnhofkirche wurden rund 280'000 Kerzen in unserer Kerzenburg angezündet. Aus unseren Statistiken wissen wir, dass etwa jeder fünfte Kapellengast eine Kerze anzündet. aus der Marktkirche in Goslar: Wir zünden eine Kerze an als Ausdruck des brennenden Glaubens, der tätigen Liebe und der christlichen Hoffnung. Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche 3 Informationen Kapellentür Ende Jahr mussten wir unsere elegante Glastüre zur Kapelle notdürftig reparieren lassen und eine neue in Auftrag geben, da die Sicherheit nicht mehr gewährleistet war. Fast zehn Jahre hat sie dem Besucherstrom (jährlich rund 150'000 Besucherinnen und Besucher) standgehalten. Obwohl das etwas kostet, ist es ja auch eine gute Botschaft! Ausblick Jubiläum 2011 Am Samstag den 28. Mai 2011 feiert die Bahnhofkirche ihr 10jähriges Jubiläum. Aufgrund langfristiger Planung im vergangenen Jahr können wir bereits jetzt auf das folgende Programm im Pfarreizentrum Liebfrauen hinweisen: 09:00 – ca. 12:15 Uhr Referate von Prof. Dr. Cla Reto Famos (Kirchen im Untergrund? Die Bahnhofkirche als Zeichen gesellschaftlichen Wandels) und von Prof. Dr. Paul Zulehner (Gott ist auch ein Gott der Atheisten) mit anschliessendem Podiumsgespräch, geleitet von Christoph Sigrist, Pfarrer am Grossmünster in Zürich. 12:15 Uhr Stehimbiss. 13:00 Uhr Buchvernissage der Bahnhofkirche zum Jubiläum: „Weg-Worte aus der Bahnhofkirche Zürich für 260 Werktage im Jahr“ Das Buch kann anschliessend in den Buchhandlungen wie auch direkt in der Bahnhofkirche gekauft werden. Am 1. Juni 2011 wird von 10:00 bis 19:00 Uhr in der grossen Halle des Hauptbahnhofes unter dem Engel parallel zum Wochenmarkt eine Standaktion mit Buchverkauf, Fotoausstellung und Chorbeiträgen stattfinden. Statistische Angaben Anzahl Gespräche Gesprächsthemen Personen davon Männer in % Seelsorgegespräche Diakonische Gespräche Gruppen & Vorträge Interviews 2004 1794 39.92 1657 88 87 37 2005 1758 40.85 1611 437 83 61 Informationen Glaubensfragen, Religionen, Kirche Partnerschaft, Familiäre Probleme Psychische Probleme Krisen Finanzielle Probleme Arbeit Allgemeine Lebensfragen, Soziales Sonstiges Total 2006 1864 42.19 1728 682 85 38 2007 355 298 210 200 200 186 156 153 150 1910 2007 2068 38.88 1910 513 88 39 2008 313 276 190 158 203 245 150 164 147 1846 2008 1900 41.32 1846 666 91 21 2009 1748 41.21 1619 776 93 24 2009 315 253 146 153 125 148 143 216 120 1619 Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche 2010 1477 40.99 1365 629 68 20 2010 215 209 121 119 148 149 122 164 118 1365 4 Personelles Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Silvia Amon Yolanda Bärtschi Erica Beran Katharina Bürgin Hans R. Fischer Vreni Hatt Helene Lüchinger Ruth Morach (bis 09.2010) Willi Schärer Liliane Wehrli Elisabeth Zürrer Seelsorger Roman Angst Toni Zimmermann in Teilzeit Aushilfe Iris Daus Rolf Diezi Beat Schlauri Kommission Andrea Bianca Ruth Anderegg Heide Baumann Maria Brändle Margrit Egli Beatrice Fontanellaz Renata Hery Elsbeth Maurer Ursula Ochsé-Bergmann Monika Vosseler Elisabeth Zaugg Pfarrer und Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche Andreas Jakob* Gemeindedienste der Evangelisch-reformierten Landeskirche Hannes Rathgeb Pfarrer und Mitglied des Römisch-katholischen Synodalrates Markus Köferli* Bereichsleiter Spezialseelsorge des Römisch-katholischen Synodalrates Matthias Hubacher* Verband der stadtzürcherischen evangelisch-reformierten Kirchgemeinden Ursula Graf* Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich René Berchtold Pfarrer und Vertreter des Generalvikars für den Kanton Zürich Rolf Müller Centerleiter RailCity Zürich Anton Müller Kantonspolizei im Hauptbahnhof Ulla Kellenberger Bahnhofhilfe Zürich *Mitglieder des Kommissionsausschusses Erstellt: Februar 2011 Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche