Reisebericht PERU 2005

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Reisebericht PERU 2005
Reisebericht
LernEinsatz Peru 2005
Beobachtungen und Erfahrungen
4. – 31. August
http://www.dka.at
Man entdeckt keine neuen Erdteile,
ohne den
Mut zu haben,
alte Küsten aus den Augen zu verlieren.
Andre Gide
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4. – 31. August
Inhaltsverzeichnis
Peru ................................................................................................ 3
Nachricht aus Peru ............................................................................ 4
Wie ist Lima...? ................................................................................ 8
„Wer hupt, der bremst nicht!“ .......................................................... 13
Leben, Erleben und Mitleben: Eindrücke aus Juliaca ............................ 17
Rassismus in Peru........................................................................... 22
Die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung .................... 25
Landflucht in Peru ........................................................................... 29
Peruanische Frauen und Frau - sein in Peru........................................ 33
„Verdauungsprozess“ des Erlebten .................................................... 38
Mitreisende des LernEinsatzes .......................................................... 40
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Peru
Fläche
(Weltrang: 19): 1285216 km2
Einwohner
(Weltrang: 39): F2003 27148000 = 21 je km2
Hauptstadt
Lima
Amtssprache
Spanisch, Quechua, Aymara, verschiedene Sprachen im Regenwald
Bruttonationaleinkommen 2140 $
2003 je Einw.
Währung
1 Neuer Sol (S/.) = 100 Céntimos
politische Führung
Staatsoberhaupt: Alejandro Toledo Manrique,
Regierungschef: Pedro-Pablo Kuczynski Godard,
Äußeres: Óscar Maúrtua de Romana
Nationalfeiertag
28.7.
Landesstruktur
25 Departamentos
politisches System
Verfassung von 1993 - Präsidialrepublik seit 1980
- Parlament (Congreso) mit 120 Mitgl., Wahl alle
5 J. - Direktwahl des Staatsoberh. alle 5 J. Wahlpflicht ab 18 J.
http://www.weltalmanach.de/staat/staat_detail.php?fwa_id=peru
http://en.wikipedia.org/wiki/Image:LocationPeru.png
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Nachricht aus Peru
Liebe Karin, liebe Veronika!
Ich habe sowohl die Fragen beantwortet, als auch einen Reisebericht geschrieben, worum mich Veronika gebeten hat.
Zuerst der Bericht:
Ich erinnere mich des ersten gemeinsamen Wochenendes, wo wir formulierten, was jede/r von uns in die Reise einbringen will - ich habe mir damals eine "Offenheit für alles, was das Universum mit mir vorhat" vorgenommen.
Sehr kühn, sage ich jetzt, das ist leichter gesagt als getan. Denn wie ich
im Laufe des LernEinsatzes merkte, hatte ES viel vor und es war nicht
immer leicht, meinem Vorhaben treu zu bleiben.
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Da war die intensive Auseinandersetzung mit dem Nord-Süd-Gefälle, den
vielen Problemen, denen sich die Bevölkerung hier gegenübersieht, dazu
meine Position - aus einem reichen land - und hier wieder die Frage "was
ist meine Aufgabe, in meiner Verantwortung....." Offenheit in diesem Zusammenhang hieß auch, mich nicht abzugrenzen gegenüber der Not der
zahllosen Bettler, ihre Aussichtslosigkeit, ihr Leid heranzulassen und auszuhalten. Das ist schon nicht wenig.
Dazu kam für mich, bedingt durch die Zusammensetzung der Gruppe, ein
weiteres Thema auf: ich, 58- jährig in einer Gruppe mit jungen und sehr
jungen, und das löste eine (manchmal) schmerzvolle Konfrontation mit
dem Älterwerden aus. DAS wollte ich anfangs wegschieben - "dafür habe
ich jetzt keine Zeit" (wie schon so oft in meinem Leben) - hat sich aber bei
dieser Fülle von Jugend nicht lassen, anscheinend brauchte ich die Annahme dieses Themas jetzt, um sinnvoll weitergehen zu können - also Offensein, auch für den Schmerz, und zulassen.
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Kaum hatte ich mich halbwegs damit angefreundet, kam das nächste Vorhaben auf mich zu: irgendwie passte die, zumindest in groben Zügen vorgeplante Reise, nicht mehr in mein (neues) Konzept, der Plan für die zwei
Monate danach begann zu wanken und ich war wieder konfrontiert mit der
Frage: bin ich bereit oder sperre ich mich, habe ich Angst?
Mir fiel die Parabel vom Trapez ein. Man muss eine Trapezstange vollkommen loslassen, um die nächste ergreifen zu können, und dazwischen
fliegt man ohne sich irgendwo festzuhalten durch den Raum, alleine im
Vertrauen, dass die nächste Stange kommen wird und man sie im richtigen Moment auch ergreift.
So hatte ich am Ende des LernEinsatzes als einzigen "Fixpunkt" eine Buskarte nach Caraz in den Cordilleren und die Bereitschaft, mich führen zu
lassen bzw. das Vertrauen, geführt zu sein.
Die ersten Tage in Stille haben EINE Klarheit gebracht: ich werde eine
Woche mit den Campesinos im Süden leben, ich traue mir weitere Erfahrungen zu und habe mit Luis das Nötige abgeklärt. Ich habe wunderschöne Wanderungen gemacht, alleine mit der Natur - und Gott - habe nette
Menschen kennen gelernt und lustige, kuriose Fahrterlebnisse gehabt (mit
Huhn im Collectivo und quiekendem Schwein am Dach, ich eingeklemmt
zwischen unzähligen Kartoffel- und Zwiebelsäcken).
Nach einer Woche wusste ich, es ist Zeit zum Weitergehen und habe mir
als Kontrast Casma nahe der Küste, umgeben von Wüste, ausgewählt. Ich
habe mit einem Führer eine Wanderung in die Wüste gemacht und saß
alleine am Strand, in Gesellschaft unzähliger Möwen, auf der einen Seite
die Weite des Pazifiks, auf der anderen die einer unendlichen schönen
Wüstenlandschaft, und da kam mir die Möwe Jonathan in den Sinn....
Jetzt bin ich in Lima, morgen mittags werde ich nach Juliaca fliegen, werde einige Tage in Puno sein, in einer Organisation für Menschenrechte die
mir Luis empfohlen hat, und dort werde ich dann abgeholt und aufs Land
zu den Campesinos gebracht.
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Ich schreiben den Bericht jetzt, da ich noch nicht genau weiß, wann ich
abgeholt werde und wie lange ich tatsächlich bei den Campesinos bin, und
dort habe ich keine Internet-Möglichkeit.
Und nun zu den Fragen:
Sehr intensiv war für mich das Wochenende in den pueblos jovenes, zu
erleben, wie die Schwestern mit dieser Situation leben und umgehen.
Auch die Zeit mit Luis war ein Juwel und hat mich veranlasst, meine ursprünglichen Reisepläne aufzugeben.
Die Vorträge waren keine Stolpersteine, das würde nicht passen, es waren
allesamt hervorragende Fachleute, gut vorgebracht und abwechselnd von
einigen aus der Gruppe toll übersetzt - dafür noch DANKE. Doch mit einigem Abstand meine ich, das Erleben prägte mich mehr und trägt mehr
"Sprengkraft" für Veränderung in sich als die Theorie.
Die Aussicht, was weiter, kann ich derzeit nicht beantworten, der Prozess
ist im Gang, ich hab noch ganz Wichtiges vor mir und ich will offen sein,
was mir gezeigt wird - und es aushalten.
Liebe Veronika, dir ganz herzlichen Dank für deine Betreuung, dein SOSEIN, ich denke, es war oft schwer und du hast alle Situationen wunderbar gemeistert.
Ich wünschte mir, ich hätte mir 26 (oder 27??) so viel Reife besessen wie
du.
An alle einen ganz herzlichen Gruß
Theresa Erkönig
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Wie ist Lima...?
Am 18. Januar 1535 gründete Francisco Pizarro an den Ufern des Rio Rimac, zehn Kilometer von der Küste entfernt auf den Trümmern eines alten
Tempels, die Stadt der Könige. In nur wenigen Jahrzehnten entstand eine
Metropole mit punkvollen Gärten und Herrenhäusern nach andalusischem
Vorbild.
Lima hat einen quadratischen Grundriss, mit sich rechtwinklig kreuzenden
calles und avenidas. Im Zentrum befindet sich der Plaza de Armas, so genannt, weil dort früher die Waffen gelagert wurden. Um diesen Platz gruppieren sich die Bauwerke der weltlichen und kirchlichen Macht: Regierungs- bzw. Gouverneurspalast, Rathaus und die Kathedrale.
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In Lima gibt es viele bunte Häuser, auch am Stadtrand. Lima ist so bunt
wie die peruanische Kultur. In Lima gibt es an jeder Ecke Kuchen- und
Tortengeschäfte: Limonenkuchen, Apfelkuchen, Schokoladetorten..... Lima
ist voll von freiberuflich arbeitenden jungen Menschen, die alles nur erdenkliche verkaufen und ihre Dienste anbieten.
An jeder Ecke gibt’s ein Internetcafe, eine Lavanderia oder ein chinesisches Restaurant.
Lima ist eine moderne Stadt voller Gegensätze und Widersprüche: grau
vom Staub der Wüste, umschlossen von Armenvierteln, im Zentrum historische Bauten der Kolonialzeit und vornehme Viertel, die alle Annehmlichkeiten des Lebens bieten. Limas moderne Stadtviertel wie Miraflores, San
Isidro und Barranco bilden einen Gegenpol zur restlichen Stadt. Hier wird
der Smog durch den Wind des nahen Meeres erträglicher.
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Hier gibt es Penas –Musikkneipen, Shopping-Center und elegante Villen man könnte sich auch in einer westeuropäischen Großstadt wähnen. In
diesen modernen Stadtvierteln lebt die Ober- und Mittelschicht Limas.
Auffallend ist, dass diese Limeños/Limeñas in goldenen Käfigen leben. Ihre Häuser sind eingegittert, davor steht ein Sicherheitsbeamter und mindestens ein Hund kläfft von Innen heraus. Oft sind auch noch die Straßenzüge extra bewacht. Die Limeños/Limeñas der Mittelschicht, mit denen wir
es meist während des Lerneinsatzes zu tun hatten, warnten uns immer
wieder, wie gefährlich ihre MitbürgerInnen sind. Die Ober- und Mittelschicht bewegt sich v.a. in den modernen Vierteln und meidet es, in die
Randbezirke zu gehen, denn das ist ihnen viel zu gefährlich.
Es verunsicherte mich sehr, mich in einer Stadt zu bewegen, wo vieles
vergittert und bewacht ist. Wo Wachmänner und Sicherheitsbeamte an
vielen Ecken stehen und vor öffentlichen Gebäuden bewaffnete Militärs auf
Wachtürmen anzutreffen sind.
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Randbezirke...
Ende der 1950er Jahre setzt die große Landflucht der indigenen Bevölkerung ein, die, auf der Suche nach einem Auskommen, nach Lima strömte.
Zählte man 1940 600.000 EinwohnerInnen, so sind es heute offiziell zehn
Millionen – wahrscheinlich aber eher zwölf. Die Stadt platzt aus allen Nähten, die knatternden Motoren des mörderischen Verkehrs bilden eine
ständige Lärmkulisse, sie droht an Auspuffgasen, Müll und ihren sozialen
Problemen zu ersticken. Die meisten BewohnerInnen aus den sogenannten pueblos jovenes, den Armenvierteln, kommen aus den Anden. Sie
tauchen unter in den vielen trostlosen Vierteln aus Wellblechhütten am
Stadtrand, die sich weit in die Wüste hineinziehen. Etwa zwei Millionen
Menschen leben hier, meist ohne Wasser- oder Stromversorgung. Die
Hoffnungen auf ein besseres Leben sind da, meistens hausen die ZuwandererInnen doch über Generationen hinweg unter lebenswidrigen Bedingungen in den Randvierteln, ehe sie ihre soziale Situation verbessern können.
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Lima ist Leben...
Der öffentliche Verkehr in Lima scheint nie still zu stehen. Die öffentlichen
Busse, die Hauptverkehrsmittel in Lima sind, haben eine bestimmte Farbe,
die für die Strasse steht auf der sie fahren. Sie sind seitlich mit den Straßennamen, Bezirken und Plätzen beschriftet die sie abfahren, außerdem
hat jeder Bus eineN SchreierIn welcheR versucht, die Passanten zum Zusteigen zu motivieren. Bald schon wagte ich mich in den Trubel des Verkehrs vom Stadtteil Magdalena ins Zentrum, zum Plaza Bolognesi, auf die
Av. 9 de Diciembre, auf die Avancay, die Tacna zum Plaza de Martin und
zum Plaza de Mayor .....
Ich dachte mir mehr als einmal, als ich durch die Strassen Limas zog: Lima ist eine faszinierende Stadt, ein brodelnder Kessel – voll mit Leben –
in Lima spüre ich das Leben hautnah!
MMaga Julia S. Gasser
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„Wer hupt, der bremst nicht!“
Es gibt wohl viele Möglichkeiten ein Land oder eine Stadt und die
Menschen kennen zu lernen.
Eine Möglichkeit ist, mit den Leuten unterwegs zu sein, einen Teil ihrer Lebenswege und alltäglichen Wege zu teilen.
Im Bus, im Taxi, im Flugzeug, ….
Wenn man beispielsweise stundenlang mit Menschen in einem Bus
von Lima nach Ica unterwegs ist, bekommt man viel von den Menschen und dem Land mit. Wie die Peruaner miteinander reden, nebeneinander schweigen, schlafen, essen, einen Film anschauen, Snacks
verkaufen, sich bestehlen, ….
Man sieht Landschaften vorüberziehen, heruntergekommene Stadtviertel, Leben auf Straßen und Plätzen, man erkennt die Wüste, bewässerte Plantagen, Herrenhäuser, Kreuze und Marterl, die von Straßentoten erzählen, und ja nicht zu vergessen –
Müll, Müll, Müll, …..
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Lima! 8 Millionen Menschen! Keine U-Bahn, keine Straßenbahn, …..
Busse und Taxis tragen den gesamten öffentlichen Verkehr.
So sitzt man zum x-ten Mal in einem Taxi und stellt richtig, dass man von
Austria ist und nicht von Australia.
Man wird aufgefordert, die Tür zu verschließen, damit
kein Räuber an einer Kreuzung die Tür aufreißt und
irgendein Stück herausraubt.
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Und man bleibt am Ziel im Taxi sitzen, weil der Fahrer behauptet,
dass es nicht herausgeben kann, was er dann doch kann, …
E ines ist aber w ichtig! Sein G epäck darf m an nie aus den A ugen lassen, sonst ist
sie w eg, die D igicam oder die Jacke und Sonstiges, … .
Oder es befällt einen die Angst, weil so mancher Taxler fährt, als hätte
er etwas gestohlen, oder die Armee wäre hinter ihm her, ….
Oder man lernt einen netten Menschen kennen und beginnt zu philosophieren, ...
Doch eines ist in jedem limanesischen Taxi schier gleich! Laute kitschige,
peruanische Volksmusik ….
Im Bus ….
Veronika in einem Bus in Lima in spanischer Sprache:
„Nur weil wir weiß sind, zahlen wir nicht mehr!“
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Mir fällt ein Bild ein!
Mein „Haus- und Hofmechaniker“ hier in Österreich bekommt den Auftrag, das „Pickerl“ für
einen öffentlichen Bus aus Lima zu machen. Welche Mängel würde er finden?
Radkästen durchgerostet, Windschutzscheibe – Riss im Sichtfeld, glatte Reifen, kaputte
Bustür, Sitze durchgesessen, Abgaswerte extrem, ……
Unübersehbar! Unüberhörbar!
Fahrer voll auf der Hupe und voll am Gas!
Der Kassier hängt zum Fenster hinaus und ruft: „Brasil, Brasil, …..!“
Und wenn ich nur drei Sekunden vor dem anderen am
Ziel bin! Blinker raus – überholen.
Wenn nun jemand meint, es sei einfach über den Verkehr in Peru zu
schreiben, dann täuscht er sich! Man hat so viele Bilder im Kopf!
Und – wo sind die Worte ??? Bei mir sind sie weg, die Worte, um zu
beschreiben, was man spürt, wenn man denkt – zurückdenkt!
Christian Scheidl, wortlos
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Leben, Erleben und Mitleben: Eindrücke aus Juliaca
Wir befinden uns auf einer langen Fahrt durch die Anden. Auf über 4000
Meter rollen wir zwischen schneebedeckten Bergspitzen, weiten, steppenähnlichen Wiesen, himmelblauen Bächen und Lamaherden durch das peruanische Hochland. Nach einer kurzen Pause in Sicuani, einer kleinen,
schönen Stadt mitten in der Sierra, setzen wir unsere Reise Richtung Juliaca fort. Nach sieben Stunden, in denen wir die wunderbare Landschaft in
uns aufgesogen und die Natur voller Genuss bestaunt haben, kommen wir
an unserem Ziel an.
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Leise macht sich ein Gefühl der Enttäuschung und Beklemmung in mir
breit. Statt saftigen Feldern, sauberen Flüssen, weiten Tälern und imposanten Gebirgszügen scheint es in Juliaca nur Staub, Dreck, Schmutz, Müll
und viel Armut zu geben. „Hier werd ich mich nicht wohl fühlen“ ist mein
erster Gedanke.
Doch schon bald verwerfe ich diesen Einfall wieder. Padre Luis Zambrano,
von allen nur liebevoll „Padre Lucho“ genannt, begrüßt uns herzlich und
heißt uns in seiner Pfarre „Pueblo de Dios“ willkommen. Nachdem wir unseren Schlafsaal bezogen haben, werden wir mit einem leckeren Abendessen verwöhnt. Wie überall wird uns Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch,
sowie viele frische Früchte aufgetischt. Müde von der langen Reise kriechen wir bald schon in unsere warmen Schlafsäcke und fallen erschöpft ins
Bett.
Gleich an unserem ersten Tag in Juliaca bekomme ich die Gastfreundschaft der Peruaner zu spüren. Auf dem Weg zum Markt kommen wir zufällig an einem Fest vorbei – eine peruanische Folkloregruppe steht auf
einer Bühne und musiziert, viele Leute tanzen dazu.
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Als uns die Peruaner bemerken, werden wir sofort freundlich durchs Mikrofon begrüßt. „Bienvenidos a nuestros amigos de los Estados Unidos“
– „Herzlich willkommen, Freunde aus den USA“, spricht der Sänger der
Band. Während wir noch versuchen, das Missverständnis aufzuklären und
durchs Getümmel rufen, dass wir keine Amerikaner, sondern Österreicher
sind, stehen schon zwei Peruaner vor uns und fordern uns zum Tanzen
auf… Ich fühle mich glücklich und freue mich, dass wir – Fremde, Ausländer, „Gringos“ – an den Tänzen und der Musik, einem besonders wichtigen
Teil der peruanischen Kultur, teilhaben dürfen.
Auch am nächsten Tag erlebe ich viel Positives in der für mich zu Beginn
so trostlos wirkenden Stadt. Mit Padre Lucho besuchen wir eine Frauengruppe, den „Club de Madres“ der Pfarrei „Pueblo de Dios“. Von mehr als
50 Frauen werden wir freudig empfangen und mit „Mate de Coca“ und
„Pan de los pobres“ begrüßt. Die Mütter erzählen uns von ihrem Leben,
von ihrer Familie, von ihrer Stellung als Frau in der Gesellschaft. Viele
mussten lange gegen den Widerstand ihres Mannes ankämpfen, um
schlussendlich dem „Club de Madres“ beitreten zu können. Jetzt haben sie
sich in Form einer Frauengemeinschaft, in der sie Handwerksprodukte für
den Verkauf auf den umliegenden Märkten produzieren und sich über verschiedenste Themen austauschen, zusammengeschlossen. Sowohl Quechua als auch Aymara setzen sich nun vereint dafür ein, patriarchalische
Strukturen aus den Köpfen der Peruaner verschwinden zu lassen; die
größte Hoffnung setzen sie dabei in ihre eigenen Kinder. Nachdem uns die
Frauen über ihre Aktivitäten im „Club de Madres“ berichtet haben, wollen
sie wissen, wie die Frauen in Österreich leben. Ich spüre, dass sie sich
über unseren Besuch sehr freuen und interessiert daran sind, mehr über
unser Leben, unser Land, die Situation „unserer“ Frauen zu erfahren. Unser Treffen schließen wir mit gemeinsamen Tänzen ab. Wieder einmal spüre ich die peruanische Lebensfreude, die in diesem
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Moment so deutlich auf mich überschwappt. Wir tanzen und tanzen und
tanzen – und ich vergesse dabei völlig, dass es so vieles gibt, was mich
von den Peruanern trennt, was mich von ihnen unterscheidet. Die Musik
lässt für kurze Zeit alle Mauern, alle Barrieren, alle Grenzen zwischen „ihrer“ und „unsrer“ Welt einstürzen.
An unserem letzten Tag im Hochland wird uns in Begleitung von zwei Peruanern ein Besuch bei einigen Campesino-Frauen, die auf den Feldern in
der Nähe von Juliaca leben, ermöglicht. Der Busfahrer fährt durch die endlose Weite und ich frage mich, wie er wohl den richtigen Weg finden kann,
wenn es doch keine Straßen gibt, die zwischen den Äckern zu den Häusern der Bauern führen. Doch sein Orientierungssinn ist gut und er führt
uns zu einem kleinen Treibhaus, wo nach und nach immer mehr
Frauen mit langen, schwarzen Zöpfen, Hüten und farbenprächtigen Röcken und Tüchern eintrudeln. Im ersten Moment denke ich mir, dass hier
die Welt noch in Ordnung ist. Die Campesinos leben sehr traditionsgebunden, sie glauben an Pachamama; an die Götter der Erde, der Pflanzen, der
Berge, der Flüsse, der Tiere. Sie sprechen Quechua oder Aymara, leben im
Einklang mit der Natur, tragen ihre ursprünglichen Trachten. Auch die
Schönheit der Landschaft, die ich schon auf unserer Fahrt nach Juliaca
entdeckt habe, bringt mich hier wieder zum träumen.
Doch so romantisch dieses Leben auf den ersten Blick wirkt, so herausfordernd und hart scheint es auch zu sein. Ohne Elektrizität und ohne Fließwasser müssen die Bauern ihren Alltag meistern; die Frauen bringen ihre
Kinder ohne ärztliche Betreuung in ihren selbst gebauten Lehmziegelhäusern zur Welt. Gegessen wird, was die Felder hervorbringen. Ich fühle
mich wie in einer völlig fremden Welt, mir erscheint alles ganz unwirklich.
Irgendwie spüre ich eine große Hilflosigkeit in mir aufsteigen. Ich weiß
nicht, über was ich mit den Frauen
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sprechen soll. Vieles, was in meinem Leben und unserer Gesellschaft wichtig ist, was für uns zählt, scheint hier nicht zu existieren. Doch dann ergibt
sich wie von selbst das perfekte Gesprächsthema: „Landwirtschaft“. Die
Campesinos zeigen uns ihre Felder, erklären uns, wie sie sie bebauen, wie
sie ihr Getreide und ihre Kartoffeln pflegen, welche Tiere sie hüten. Von
uns wollen sie wissen, wie oft bei uns im Jahr geerntet wird und wie viele
verschiedene Schafzuchten in Österreich leben.
Trotz der Verschiedenheit, der Andersartigkeit, dieser kompletten Gegensätzlichkeit „unserer zwei Welten“ können wir Gemeinsamkeiten finden,
die sowohl für das Leben der campesinos im Altiplano in Peru, als auch für
die Existenz vieler österreichischer Landwirte „am anderen Ende der Welt“
ganz entscheidend sind. Und plötzlich verschmelzen diese zwei ungleichen
Welten – Österreich und Peru - in meiner Vorstellung wieder zu einem
Ganzen.
Bei unserer Abschlussfeier am Samstag Abend in der Pfarre werden meine
Ideen vom Nachmittag bestärkt. Wir stehen mit einigen peruanischen Jugendlichen, die für uns das Fest vorbereitet haben, rings um ein Lagerfeuer und beten. Viele sprechen ihre Wünsche aus, viele richten eine Bitte an
Gott. Unser gemeinsames Gebet gibt viel Kraft und Energie frei.
Padre Lucho schließt mit Worten, die ich so schnell nicht vergessen werde:
Mit unserem Besuch hier in der Pfarre in Juliaca ist sein großer Traum in
Erfüllung gegangen. Der Name „Pueblo de Dios“ – „Volk Gottes“ wird endlich seiner wahren Bedeutung gerecht. Nun stehen wir versammelt hier –
Menschen aus unterschiedlichen Ländern, aus unterschiedlichen Kulturen,
mit unterschiedlichen Vergangenheiten und unterschiedlichen Lebensrealitäten. Doch alle sind wir Kinder Gottes, alle sind wir Teil der unendlichen
göttlichen Liebe; Peruaner und Österreicher genauso wie alle anderen
Menschen der Erde.
Daniela Blecha
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Rassismus in Peru
Ursprünglich wollte ich hier noch einmal verschiedene theoretische Aspekte, die wir zum Thema Rassismus in Peru gehört haben, beschreiben: Ein
Land in dem sich rassistisches Verhalten und Feindseligkeit nicht gegen
Fremde, gegen „Ausländer“ richtet, sondern gegen die eigenen Leute,
Costa gegen Sierra und Selva, einer Minderheit gegen die Mehrheit. Allein
schon die Geschichte Perus, die Kolonialisierung durch Spanien, die „Dekolonialisierung“ durch die „Chriollos“ – die Mestizensöhne der Spanier –
die eigentlich keine war, die Jahre des Terrorismus durch den Sendero
Luminoso, unter dem vor allem – und das nicht zufällig – die Bewohner
des andinen Hochlands am meisten zu leiden hatten, ist eine Geschichte
rassistischer Auseinandersetzungen im Land.
Die Bezeichnung „Indígenas“ ist bei uns auf der Uni – als scheinbar wertfreie Bezeichnung einer Volksgruppe – ziemlich gängig, in Peru hat sie jedoch einen negativen Unterton. Und ist dabei noch der netteste Name für
Ureinwohner Perus. „Cholo“ war lange Zeit ein Schimpfwort. Doch Diskriminierung läuft nicht nur verbal, ist für aufmerksame Augen tagtäglich
sichtbar: Das Schönheitsideal: weiße Haut, blonde Haare, blaue Augen –
allgemein gilt: je heller, desto besser.
Werbeplakate zeigen Frauen – die von Europäerinnen, Amerikanerinnen,
„Weißen“ – kaum zu unterscheiden sind, die Stewardessen am Flug von
Lima nach Cusco mit TansPeru („Tan peruano como tu“!), mindestens
braunhaarig, heller Teint – kein Vergleich zu den Frauen aus Sicuani, Juliaca und Puno. – ihnen bleibt viel verwehrt, nicht nur der Eintritt in Diskos
in Miraflores.
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Ich war eigentlich ziemlich überrascht. In einem Land, das mit gewaltigen
Auslandsschulden und erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen
hat, die zu einem nicht unerheblichen Teil vom „westlichen“ Ausland mitverschuldet sind, hätte ich eigentlich erwartet, eine gewisse Wut seitens
der Bevölkerung darüber zu spüren. Vielleicht Hass gegen Weiße, Unverständnis und Misstrauen über die Beweggründe unserer Reise oder Ähnliches. Doch das war nicht der Fall. Natürlich waren wir ab und zu „wandelnde Dollarzeichen“, haben sich viele erwartet von uns zu bekommen,
was unser Aussehen – wir, die Weißen – versprach, nämlich Geld. Aber
viel öfters waren Wertschätzung, Überschätzung unserer Persönlichkeiten,
Reaktionen unseres Auftretens, Hierarchien wurden aufgebaut, und wir
auf die oberste Stufe gestellt, wir als die automatisch „Besseren“ – also
genau das andere Extrem meiner Erwartungen, das ich aber als zumindest
genauso schlimm empfinde wie offenen Hass. In beiden Fällen funktioniert
die Kommunikation nicht.
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Ein Erlebnis bei dem das allerdings ganz und gar nicht der Fall war, und
das Beispiel eines wunderschönen Austausches und einer tatsächlichen
Interaktion ist, möchte ich uns aber auch noch in Erinnerung rufen. Ich
schreibe hier von unserem Abschlussabend mit den Jugendlichen der Pfarre „Pueblo de dios“ und Luis Zambrano in Juliaca. Alle Grenzen und Barrieren, die uns oberflächlich getrennt haben – Hautfarbe, Haarfarbe, kultureller Background – sind in den Gesprächen, dem Tanzen und Singen einfach
verschwunden, es war auf einmal klar, dass sie real eigentlich so nicht
existieren. Und das Schöne war, dass nicht nur wir das so erlebt haben –
einseitigerweise –, sondern vor allem auch die Jugendlichen aus Juliaca.
Teresa Peintinger
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Die wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung
Wenn man an Peru denkt, verbindet man das Land wahrscheinlich mit
großer Armut, schlechter Wirtschaftslage oder Ähnlichem. Aber was ist
viel Armut? Bleiben die Menschen dann ihr ganzes Leben arm? Was ist
sonst noch schuld, außer einer schlechten Wirtschaftslage und der jeweils
aktuellen Wirtschaftspolitik, dass Peruaner (wieder) verarmen?
In Peru leben 54,8% der Bevölkerung in Armut, das bedeutet die erschreckend große Zahl von 16 Millionen armen Menschen. Das sind doppelt so
viele Personen wie die gesamte Einwohnerzahl von Österreich. Arm sein
heißt für die Menschen, mit weniger also 2 Dollar pro Tag überleben zu
müssen. Es ist klar, dass niemand sein ganzes Leben unter der Armutsgrenze bleiben möchte, jeder einzelne kämpft jeden Tag gegen diese Armut und die damit verbundenen Probleme und Sorgen. Was machen Peruaner aber nun konkret, um die Armut hinter sich zu lassen? Ich möchte
hier drei Möglichkeiten aufzählen:
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Eine Möglichkeit gegen die Armut zu kämpfen, ist durch Bildung die
Chancen auf Arbeit zu verbessern. Wie auch in Österreich möchten viele Jugendliche studieren und haben genaue Vorstellungen, was sie später beruflich machen möchten. Viele Familien können sich aber oft nicht
einmal die Schule leisten und versuchen alles, um ihren Kindern die
Schulbildung zu ermöglichen und einige wenige schaffen es auch noch
an die Universität.
Nicht zu arbeiten, ist in Peru Luxus, dort ist kaum jemand arbeitslos,
weil man ohne Einkommen einfach nicht überleben kann, da es vom
Staat ja auch keine Sozialleistungen gibt. Das bedeutet, dass jeder einfach arbeitet, sei es nun, Dinge wie Bürsten, Cremen, Kaugummis und
Zuckerl in der Stadt zu verkaufen, Mototaxi oder Tricicleta zu fahren,
als Schuhputzer zu arbeiten oder in der Landwirtschaft mitzuhelfen.
Viele Menschen haben auch mehrere Jobs gleichzeitig oder andere
gründen eigene Geschäfte und versuchen so ihr Glück, genug fürs
Überleben zu verdienen.
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Unzählige träumen von einem besseren Leben in Nordamerika oder Europa. Diejenigen, die im Ausland schon genügend Geld zum Leben verdienen, helfen ihren Verwandten, die in ihrem Heimatland geblieben
sind, indem sie regelmäßig Geld nach Hause schicken.
Diese drei Möglichkeiten sind nur einige Aktionen und Tätigkeiten, die helfen, die Armut in Schranken zu weisen. Aber auch die Familien, die es geschafft haben, die Armut zu besiegen, befinden sich nur knapp über der
Armutsgrenze und sind daher wirtschaftlich sehr verletzlich. Abgesehen
von der jeweils aktuellen Wirtschaftspolitik und Wirtschaftslage gibt es
noch sogenannte „Mikroschocks“, die oft schuld daran sind, dass ganze
Familien wieder unter die Armutsgrenze zurück fallen. Diese Mikroschocks
sind zum Beispiel:
Naturkatastrophen: vor allem eine Trockenheiten in den Anden und
die damit verbundene schlechte Ernte;
Krankheiten und schwere Unfälle, da nur 15-20% der Bevölkerung
eine Krankenversicherung haben und sich deshalb verschulden
oder das eigene Geschäft verkaufen, um eine Behandlung zu finanzieren;
Verlust der Arbeit oder Tod eines Familienmitgliedes: das Einkommen der gesamten Familie schrumpft wieder beträchtlich und
reicht nicht mehr aus;
Raub: gerade in den Armenvierteln gibt es kaum Polizei, die das Eigentum der Menschen sichert;
Konkurs des eigenen Geschäftes;
der Vater/Mann verlässt die Familie, das heißt, dass sich viele Frauen als alleinerziehende Mütter durchschlagen müssen;
Brand.
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Deshalb wäre es sehr wichtig, dass die Regierung vermehrt in den Sozialsektor eingreift und ausreichende Staatsleistungen zur Verfügung stellt,
um zu verhindern, das die Menschen wieder unter die Armutsgrenze zurückfallen, nachdem sie sich mühsam aus der Armut herausgearbeitet haben. Es wird dringend eine Art Sicherheitsnetz gebraucht, das eine Gesundheits- und Unfallversicherung, Investitionen in den Bildungssektor,
Schutz vor Raub und Diebstahl, neue Arbeitsplätze, etc umfasst.
Barbara Lackenbauer
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Landflucht in Peru
Ich sitze hier in Innsbruck, bin seit einiger Zeit wieder daheim und doch
noch nicht angekommen. Ich bin voll verschiedenster Eindrücke und Erfahrungen, die ich noch nicht einordnen kann, die noch einen Platz brauchen.
Schon in der Vorbereitung auf den LernEinsatz habe ich mich mit dem
Thema Landflucht in Peru auseinandergesetzt. Ich habe Faktoren gesucht,
warum so viele Menschen vom Land in die Stadt ziehen. Es war ein Thema, das weit weg war. Vieles von dem habe ich nicht verstanden. (Die
Quellen für die nachstehenden Informationen meiner Recherche waren
mehrere Seiten im Internet.)
•
Zwischen 1919 und 1930 kam es zur ersten Landflucht (Bauern und
Mittelstand)
Anstieg der städtischen Mittelklasse, speziell im Textilproletariat
Anstieg der Arbeiter von 12.000 auf 18.000
Großgrundbesitzer rissen mit Gewalt und „legalen“ Maßnahmen
Ländereien an sich
Aufstände der Landarbeiter
•
Wirtschaft
Saat und Ernte werden nicht mehr durch Eigenbedarf bestimmt,
sondern durch Nachfrage am Weltmarkt > Zerstörung der Subsistenzwirtschaften (sich selbst versorgende Gruppen werden zerstört und durch sich konkurrierende Gruppen ersetzt)
•
Gesundheit
Kein bzw. schlechter Zugang zu medizinischer Versorgung
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•
Bildung
9,1% der Peruaner sind Analphabeten
Schulbildung ist Luxus und wird den Anforderungen des Alltags
nachgestellt
•
Gesellschaft
Kleine wohlhabende Oberschicht – Masse der kaum integrierten indigenen Ureinwohner
Abwanderung in Städte > Suche nach Arbeit
Meist nur am Stadtrand Unterkunft
Große Elendsviertel – „Pueblos Jovenes“ „Pueblos Nuevos“
•
Fortschreitende Verstädterung
70% der Andenbewohner leben heute in den Städten
•
Lima
Einwohnerzahl hat sich in den letzten 50 Jahren verachtfacht
ohne Vorortgürtel:
1951: 835.000 Einwohner
2005: 6.867.950
•
Armut
49% der Landbevölkerung leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze
Bsp: Cajamarca
82% der Landbevölkerung ohne Strom
85% ohne Anschluss an Trinkwasserversorgung
86% ohne Kanalisation
•
Zentralisierung
Regierung, Verwaltung und Wirtschaft sind extrem zentralisiert
Drei Wochen vor dem LernEinsatz reiste ich schon durch Peru und habe
viele Stunden in Bussen verbracht. Sie haben mich durch neue Landschaften
geführt.
Vorbei
an
Dörfern,
Städten,
menschenleeren
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Gegenden. Und da habe ich es das erste Mal gesehen: verlassene Häuser,
nicht nur ein paar, sondern viele, zerfallen oder mit zugemauerten Fenstern, ohne Dach,... und ich stellte mir viele Fragen:
Wo sind wohl die Menschen hin?
Was hat sie dazu bewegt wegzugehen?
Wo wohnen sie jetzt und unter welchen Umständen?
Wie geht es ihnen jetzt? ....
Es war für mich nicht fassbar, viele Gedanken gingen mir durch den Kopf,
ich konnte es nicht verstehen, ich war in einem fremden Land. Landflucht
war nicht nur mehr ein Wort, ein wenig Information, sondern es waren
nun auch Bilder, Gedanken und Gefühle.
Im Kurs im Instituto Bartolome de las Casas war dann unter anderem
Sendero Luminoso ein Thema. Und es wurde mir klar, dass neben all den
verschiedensten Gründen, die ich zuvor gehört hatte, warum Menschen
vom Land weggehen, auch Angst ein bedeutender war.
Ein Wochenende in Lima verbrachten wir in den Pueblos Jovenes. Julia
und ich waren bei Antonio und seiner Familie in Villa El Salvador, einem
Armenviertel mit 400.000 Einwohnern, somit der zweitgrößte Stadtteil Limas, den es seit 30 Jahren gibt. Antonio erzählte uns von der Entstehung,
wie viele Menschen auf einmal in die Stadt kamen, das Gebiet besetzten
und gemeinsam Villa El Salvador sehr strukturiert aufbauten,
das Gebiet in Zonen aufteilten,... und dafür wie sie dieses Stadtviertel
aufbauten, bekamen sie von der UNO eine Auszeichnung. Wir besuchten
auch den Friedhof auf dem Marialena Moyano begraben ist, eine Frau, die
sich gegen Sendero Luminoso auflehnte, lautstark auftrat und deshalb
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umgebracht wurde. Die Angst, die die Menschen in die Stadt brachte, war
auch hier nicht weg.
Im Kurs bekamen wir weitere Informationen über die wirtschaftliche Situation Perus, die eng mit der Migration im Land verbunden ist. Ein Problem
ist es, dass die Bevölkerung wächst, die Wirtschaft aber nicht. In der
Stadt gibt es mehr Möglichkeiten, mehr Hoffnung auf Arbeit, Bildung, Gesundheit, Zugang zu Infrastruktur... Seit dem Jahr 1940 hat sich die Verteilung der Bevölkerung von 30% in den Städten und 70% am Land bis
zum Jahr 2000 ins Gegenteil umgekehrt. Und allein in Lima leben 30% der
Gesamtbevölkerung (12 Mio. Einwohner).
Nach den vielen Inputs und Erfahrungen hab ich mir vorgenommen mit
den Menschen über die Landflucht und ihre Hintergründe zu sprechen.
Aber so einfach war das nicht. Neben den sprachlichen Barrieren hatte ich
auch Hemmungen dieses Thema anzuschneiden als ich Peruanern gegenüberstand. Ich spürte, dass ich nicht den Menschen zu nahe treten wollte, ich empfand, dass meine Neugierde hier falsch am Platz war, dass
Landflucht ein Thema war, das ich nicht mit jemanden diskutieren
wollte/konnte, der vielleicht selber in irgend einer Weise davon betroffen
ist, dass ich die Geschichten gar nicht fassen kann und ich viel falsch machen konnte.
Mir wurde bewusst... Landflucht ist nicht nur Geschichte, es ist nicht nur
Vergangenheit sondern ein Teil der Gegenwart in Peru.
Barbara Riedmann
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Peruanische Frauen und Frau - sein in Peru
„Die Zukunft ist weiblich oder es gibt sie nicht“ – dieser Buchtitel von Margarete Mitscherlich könnte man/frau als Beschreibung für Peru sehen.
Obwohl die Männer das Land regieren, das durch seine Vergangenheit die
Handschrift patriachaler Strukturen trägt, wird Peru von den Händen der
Frauen getragen. Sie tragen ihr Land nicht im Sinne einer politischen
Macht, sondern im Sinne ihres Engagements und ihres Enthusiasmus.
Woher sie ihr Engagement nehmen, ist fraglich, denn das Leid, das ihnen
vor allem während der Zeit des sendero luminoso angetan worden ist, und
ihre immer noch benachteiligte gesellschaftliche Stellung lassen diese
Antwort offen. Um ihre Lebenssituation besser dokumentieren zu können,
sollen die folgenden Zahlen einen kleinen Einblick geben.
Die Politik hat immer noch einen sehr geringen Anteil an Frauen. Die
Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen hat es viel mit der Schulbildung zu
tun, die angesichts der oft geringen Möglichkeiten - vor allem in ländlichen
Gebieten - sehr gering ist. Mädchen kommen daher seltener in den Genuss einer Ausbildung als Buben. Die Zahlen zeigen zwar nur eine geringe
Differenz auf, dennoch geben sie einen guten Einblick, welche Ausbildungsmöglichkeiten die Kinder in ländlichen Gebieten generell haben. Im
Vergleich sind es 61,9% der Mädchen und 59,3% der Buben, die keine
Schuldbildung erhalten. Aufgrund der weiten Entfernung, die die Kinder
zurücklegen müssten, um eine Schule zu erreichen, ist es ihnen oft nicht
möglich täglich oder überhaupt hinzugehen. Stattdessen helfen sie in der
Landwirtschaft mit, sorgen für ihre jüngeren Geschwister oder gehen
selbst einer gering entlohnten Tätigkeit nach, um das Familieneinkommen
ein bisschen aufzubessern. Denn dieses ist von ländlichen Familien oft
sehr gering, so gering, dass es ihnen nicht möglich ist, die Schulausbildung ihrer Kinder zu zahlen.
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Dennoch, der Wunsch, ihren Kindern eine Ausbildung zu bieten, ist sehr
stark und wird von Seiten der Eltern und auch zum Teil von Seiten der
Regierung gefördert. In diesem Bereich wird sehr viel getan und versucht
eine Verbesserung zu erzielen. Trotz all der Verbesserungsversuche haben
Mädchen, die aufgrund familiärer und kultureller Strukturen benachteiligt
werden, eine kleinere Chance eine Schulbildung zu bekommen. Ihre Aufgaben werden eher im Bereich des Hauses gesehen. Dies schließt das
Aufpassen jüngerer Geschwister, kochen, putzen und weitere hausalltägliche Dinge mit ein. Die nachstehenden Zahlen verdeutlichen diese Situation:
24% der Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren besuchen keine Schule. Diese Situation findet man/frau vor allem in sehr armen ländlichen Gebieten
und Gegenden, die von der indigenen Bevölkerung bewohnt sind. Die Analphabetenquote ländlicher Frauen ist höher als bei Männern. Generell
kann man/frau aber dennoch sagen, dass sich die Analphabetisierungsrate
mit den Jahren verbessert hat. Im Jahr 1981 lag die Gesamtzahl noch bei
26,1%, während sie 1998 bei nur mehr 11,4% lag.
In der Stadt sieht die Situation der Frauen anders aus. Die Möglichkeit für
Frauen eine Ausbildung zu erhalten ist in der Stadt größer als am Land.
Durch die „modernere“ Sichtweise der Familien werden die Buben den
Mädchen im Sinne der Ausbildung in selteneren Fällen vorgezogen. Die
Prozentzahlen von Kindern, die keine Schulbildung erhalten, verhält sich
bei beiden Geschlechtern ähnlich: 40,7% der Buben und 38,1% der Mädchen gehen im städtischen Raum nicht zur Schule. Obwohl die Lebenssituation in städtischen Regionen ein bisschen besser ist als in ländlichen,
bleibt die Zahl der weiblichen Beschäftigten sehr gering. So zeigt die Gesamtzahl, dass nur 28% der Frauen im Jahr 1996 beschäftigt waren.
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Doch abseits dieser Zahlen gibt es viel über die peruanischen Frauen zu
sagen. Allein über ihre strahlenden und lachenden Gesichter, ihre natürliche Art und ihre Fürsorge für ihre Kinder könnte man/frau unzählige Bücher schreiben. Doch vor allem auch das Leid und die Gewalt, die ihnen in
der Familie und während des sendero luminoso angetan worden sind, stehen ihnen ins Gesicht geschrieben und sprechen Bände. Jährlich werden in
Lima rund 4000 registrierte Fälle von gewalttätigen Übergriffen an Frauen
in der Familie gemeldet. Die Comisaría de la Mujer de Lima geht davon
aus, dass die meisten Fällen nicht gemeldet werden und die Dunkelziffer
daher noch höher ist. Familiäre Gewalt herrscht vor allem in niedrigeren
Schichten, aber auch die höhere Schicht ist davor nicht befreit.
Die Gewalt des sendero luminoso betraf Frauen und Männer auf unterschiedliche Arten. Unter den Opfern sind vor allem Männer, die 77% der
Ermordeten ausmachen. Im Vergleich dazu waren es ““nur““ 23% Frauen.
Doch die sexuelle Gewalt an Frauen übersteigt jede Ziffer, die man/frau zu
den restlichen Gräueltaten findet. 84% der betroffenen Frauen erlebten
sexuelle Gewalt. Dies betraf vor allem Frauen, deren Muttersprache Quechua war (73%), die am Land lebten (80%) und die Analphabeten in der
spanischen Sprache waren (34%). Die Mehrheit der betroffenen Frauen
war zwischen 10 und 30 Jahren alt.
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Doch abseits all dieser Gewalt haben sich die Frauen zusammengeschlossen, um Bewegungen und Organisationen zu bilden, damit sie ihre Rechte,
Wünsche, Ansprüche und Hoffnungen äußern und verlangen können. Die
Bereitschaft sich untereinander zu helfen ist sehr groß. So wurden zum
Beispiel in den pueblos jovenes in Lima comedores populares gegründet,
um den Menschen vor Ort die Möglichkeit einer günstigen Nahrung zu geben. Vor allem die Frauen engagieren sich in diesem Bereich. Auch das
Aufpassen mehrerer Kinder während die anderen Mütter in der Arbeit sind,
ist eine gängige Gefälligkeit unter den Frauen. Dadurch unterstützen sie
einander, um einmal ihnen und ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Während meines Aufenthaltes in Peru habe ich auch versucht heraus zu
finden, wonach peruanische Frauen „Hunger haben“. Dazu habe ich mir
ein paar Gedanken gemacht, die ich zum Abschluss als eine Art Zusammenfassung dieses Ausschnitts der Frauen Perus und als Denkanstoß in
Stichworten wiedergeben möchte: Respekt, Akzeptanz, Gerechtigkeit,
Frieden, gewaltloses Miteinander, Entschädigung für ihr Leid während des
sendero luminoso, eine gute Zukunft für ihre Kinder, eine bessere und gerechtere Politik, die hält was sie verspricht, Arbeitsplätze und Gleichberechtigung.
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Julia Günther
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„Verdauungsprozess“ des Erlebten
Hallo ihr Lieben!
Ich hab´ als Thema des Peruberichts ja die pastorale Situation gewählt
(Juliaca) - da aber im Liturgieheft zum Sonntag der Weltkirche Luis selbst
ausführlich berichtet, tipp ich das selbe nicht nochmal. Ich denk´, ich lass
euch lieber an meinem "Verdauungsprozess" von Peru hier in Estland teilhaben und schick euch einen Auszug aus meinem Tagebuch:
Võru, 20. September 2005, 0.05
Tere!
Ich trank starken Kaffee - zu starken - drum bin ich immer noch wach - in
Gedanken bei euch - in Peru - und doch sitz´ ich im Bett in einer estnischen Wohnung - ein Wohnhaus rechts, eines links, eines vor dem unsrigen, eines dahinter - kommunistische Arbeitersiedlung - Wohnungen mit
modernen Plastikfenstern zeugen bereits von gehobenem Standard - doch
in so manchem Bad hier wird in der Wanne stehend "gekübelt" (Gudrun
wird euch den Begriff erklären!) wie in Indien oder Peru oder ... Hinter
mancher WC-Tür wartet ein Plumpsklo - der Deckel sorgsam verschlossen
... Rekord in der Küche: 7 Häferl Tee aus einem Teesackerl ... das meiste
im Einkaufskorb kommt aus dem eigenen Gärtlein - Erdäpfel, Gurken,
Tomaten, Äpfel - heuer in besonders rauen Mengen - Kriecherl, ... Petersilie und Suppenkraut ... auch die schönsten Blumensträuße werden aus
selbst Gezogenem gebunden ... Fahrräder ohne Gang und Beleuchtung und doch ein recht nützliches Vehikel, wenn es gilt, ein paar Minuten später in der Früh aus den Federn zu müssen...
Samstag - vormittags - Shopping am Dorfplatz - der "teacher´s departmentstore" öffnet auf dem Dorfplatz für einige Stunden seine Pforten humanitäre Hilfe ist angesagt! - d. h. auf groszen Plastikplanen
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türmt sich Kleidung - milde Gaben "aus dem Westen" - 5 oder 10 Kronen
das Stück (1 Euro = ca. 15 Kronen) - frisch gewaschen wie neu - Schuhe
gibt´s gratis! - aber reguläre Ware ist einfach kaum leistbar!
Gemütliches Plauderstündchen im Wohnzimmer bei herbstlich kühlen
Temperaturen nur bei Überziehen zusätzlicher Kleidungsstücke möglich es empfiehlt sich, über alles den Schlafrock noch drüber und den behält
man am besten auch im Bett an! - Das Heizhaus der Stadt wird erst am 1.
Oktober "angeworfen" ...
Auch Tallinner Straßenkinder schnüffeln Leim ... Sofortige ärztliche Behandlung ist nur mit Schmiergeld garantiert - alle möglichen und unmöglichen Hausmittelchen kommen selbstverständlich zuerst zum Einsatz! Und
sie flüchten vom Land - Tallinn wächst und wächst und wächst ... und sie
finden keinen Job ... und sie träumen vom Westen ... Sie werben um Mitglieder - Methodisten, Pfingstkirchler, Königskinder, ... und stellen ihre
Kirchen auf ... Die Parteien- und Listenlandschaft ist extrem bunt! Und sie
singen, musizieren und tanzen - auch die Burschen in den höheren Klassen - Wem gehört die Musik?
Die Gastfreundschaft ist GROSS!!! Ist die Lebensrealität der Esten nun der
unsrigen näher oder jener der Peruaner?!
Auf oben ein wenig umrissenem Hintergrund reflektiere ich meine Erfahrungen in, mit und aus Peru - der totale Kulturschock blieb für mich noch
aus - die drei Umpacktage zu Hause waren ja für mich nicht wirklich
zu Hause ankommen ... Ich denk´, für mich wird´s im Oktober noch gröber tuff - wenn ich dann nach doch relativ langer Zeit mit all diesen Erfahrungen aus der Ferne, jenen aus dem Orient, aus dem Süden und aus einem postkommunistischen Land zu Hause "sitz" - weiß und reich - mit allen nur denkbaren Freiheiten - die doch auch oft so einengen können ...
lg, Olga Schnutt
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Mitreisende des LernEinsatzes
Julia Günther
Eine
lustige,
einfühlsame
Reisende,
die
den
Kontakt zu den Menschen nicht scheut, Kinder liebt
und sehr sensibel und offen mit neuen Situationen
umgeht. Im Regenwald fühlt sie sich so richtig
wohl, wenn sie auch von den Moskitos heiß geliebt
wird. Ihr großes Talent ist wohl, auch aus sehr schwierigen Situationen
und Erlebnissen zu lernen und das Positive aus Allem herauszuholen.
Julia Gasser - Stella, Juli
Julia sagt, was sie denkt und daher weiß man,
woran
man
ist.
Sie
ist
eine
Frau
zum
Pferdestehlen, Spaß haben oder auch um mit ihr
über die Menschen und die Welt nachzudenken.
Ihre sensible Seele bemerkt nicht jede/r sofort,
aber auf so einer Reise lernt man einander schon ein bisschen besser kennen und so wissen wir: Julia ist einfach „a ganz a liabe“, die direkt auf das
Leben und auf Schokotorten zugeht.
Barbara Lackenbauer
Barbara hat uns mit ihren Spanischkenntnissen oft
Licht ins Dunkel gebracht. Sie wurde nie müde uns
zu übersetzen und dafür sind wir ihr wirklich SEHR
dankbar! Shiatsu ist ihre Leidenschaft und wer das
Glück hat, in den Genuss einer Behandlung zu
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kommen, muss aufpassen nicht schnell abhängig zu werden. Barbara ist
neugierig auf die Welt und immer für ein Flascherl Bier und zum miteinander Lachen zu haben.
Daniela Blecha
Danielas Spanisch war immer zu verstehen, nur wenn
sie mit Julia Stella „deutsch“ gesprochen hat, wurde es
für uns schwierig. Sie ist eine wissensdurstige junge
Frau, die alle Informationen und Gespräche in sich
hineinsaugt. Es war eine Freude, ihr beim Lernen
zuzusehen und ich musste immer wieder staunen, mit
welcher Motivation und Freude sie in das Land Peru
und alle Diskussionsfelder eintauchte. Unsere Jüngste war für mich oft
auch der Sonnenschein unserer Gruppe.
Theresa Erdkönig
Unser ältestes Gruppenmitglied ist im Herzen jung
geblieben. Die Fragen sind ihr nie ausgegangen,
sei es, wenn es um Land und Leute in Peru ging,
oder um praktische Reiseerfahrungen, die sie für
ihren verlängerten Aufenthalt in Peru unentwegt
sammelte. Theresa geht offen auf die Menschen zu, singt gerne mit uns
und zieht sich dann auch wieder Mal ein bisschen zurück. Gemeinsam haben wir auf dieser Reise viel über uns selbst und das Leben gelernt.
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Martin Hahn
Martin und der Fotoapparat: darüber könnten wir
wohl eine Geschichte schreiben, vor allem, weil
ihm seine geliebte Kamera am Ende doch noch
gestohlen wurde. Zugute halten kann man ihm
seine Sensibilität beim Fotografieren. Er hat eine
wahre Leidenschaft entwickelt, uns alle in den verschiedensten Positionen
und Lebenslagen abzubilden, was nicht immer alle erfreut hat. Als einer
unserer zwei Männer hat er immer wieder die männliche Sichtweise eingebracht. Er ist einfach ein lustiger, lieber, offener und begeisterungsfähiger Mensch.
Gudrun Langmann
Gudrun kann lachen bis sie keine Luft mehr hat
und sie nicht mehr stehen kann. Dafür sind wir
Zeugen. Oft hat uns ihr Lachen auch angesteckt.
Manchmal hat es uns auch ein bissi irritiert.
Gudrun
kann
aufmerksam
zuhören
und
auch
interessant und lebendig erzählen. Sie hat sich in Peru manchmal gefürchtet, aber immer wieder Strategien gefunden, mit ihrer Unsicherheit umzugehen. Eine Strategie: In Begleitung von Olga und Julia Stella Schokotorten essen gehen.
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Teresa Peintinger
Stille Wasser sind tief. Und wenn Teresa mal auftaut,
dann erzählt sie Erlebtes so lebendig, dass ihr ganzes
Gesicht und ihr Wesen zu strahlen beginnt und ich nie
mehr aufhören möchte ihr zuzuhören. Vor allem beim
Tanzen und Plaudern mit den Jugendlichen in Juliaca
hat sie sich wohl gefühlt. Auch Teresa hat uns mit
ihrem
Spanisch
unterstützt
und
gemeinsam
mit
Daniela, Barbara und mir die inhaltlichen Diskussionen weiterverfolgt. Sie
ist eine junge Frau, die man einfach gern haben muss für ihr liebe, sonnige, offene Art mit anderen umzugehen. Ich denke, auch die Leute mit denen sie in Peru geredet hat, haben sie in ihr Herz geschlossen.
Barbara Riedmann
Barbara ist mit vollem Herzen Kindergärtnerin und
Studentin.
Wenn
sie
Kinder
sieht
und
sie
die
Möglichkeit hat, sich mit ihnen zu beschäftigen, dann
strahlt sie eine Zufriedenheit und Liebe aus, sodass
alle
Kinder
sofort
von
ihr
begeistert
sind.
Dem
Studentin sein wird sie unserer Erfahrung nach vor
allem beim Ausgehen gerecht. Nur hatte sie leider das
Pech, dass wir eine SEHR ausgehfaule Gruppe waren. Barbara hat mit ihrem Gitarrespiel Begeisterung und Lockerheit in unsere Gruppe gebracht.
Sie ist eine Reisende, die gerne direkt bei den Menschen mitlebt und keinen Luxus braucht. Das hat ihr auf der LernEinsatzreise auch zu schaffen
gemacht. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht ihre letzte Reise gewesen
ist, denn wenn man einmal erfahren hat, wie wertvoll das
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LernEinsatz Peru 2005
4. – 31. August
einfach mitleben mit Menschen ist, dann bleibt man unterwegs zu den
Menschen.
Christian Scheidl
Unser zweiter Mann in der Runde sagt oft auch gerade
heraus, was er denkt. Und auch das habe ich sehr zu
schätzen gelernt. Am wohlsten hat er sich beim Projekt
in Corillos gefühlt – mitten unter den Leuten aus der
ganzen Welt, die dort mit den Jugendlichen der Straße
arbeiten. Dort ist ihm auch deutlich bewusst geworden,
was
Armut
heißen
kann.
Christian
wird
seine
Erfahrungen in den Unterricht einbringen – denn wie er am Reflexionswochenende sagte: „Ich hab mich verändert, auch wenn ich es nicht genau beschreiben kann.“ Das gilt wohl für uns alle. Christian kann auch gut
zuhören und nimmt seine Umgebung aufmerksam wahr. Den Kampf gegen die Orientierungslosigkeit hatte er bald mit Hilfe von Karten gewonnen. Christian hat vor allem Barbara beim Biertrinken nie allein gelassen,
aber auch wir anderen konnten uns seiner immer sicher sein.
Olga Schnutt
Olga kann mit Gudrun im Duett lachen, dass die Tränen
fließen. Normalerweise ist sie nicht so schnell aus der
Ruhe zu bringen. Ihre Kamera hatte sie immer dabei, um
möglichst alles festzuhalten. Aber Olga hat auch ein
großes Herz, mit dem sie auf die Menschen in Peru und
auch auf uns zugegangen ist. Beim Tanzen mit den
Frauen in Juliaca war ihre Begeisterung so richtig sichtbar. Auch Olga
kann gut zuhören und konnte auch Reiseerfahrung vom LernEinsatz nach
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4. – 31. August
Brasilien einbringen. Sie war und ist ein Goldstück unserer Gruppe. Ach ja,
Olga ist auch eine, die mich beim Schoko-tortensuchen begleitet hat.
Veronika Schweiger
Ich – das Oberalpaca unterwegs mit ihrer Herde.
Immer für ein Glaserl Wein zu haben und für alle
Fragen und Anliegen offen. Ich liebe Peru und es
hat mir großen Spaß gemacht, mit allen meinen
Alpacas zu reisen, wenn ich auch danach ein bissi
müde war. Ich werde sicher wieder Mal nach Peru fahren und dort auch
immer ein Stückerl von euch finden, in den vielen Erinnerungen, die wir
miteinander teilen.
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