Mit Senior Loans erfolgreich diversifizieren

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Mit Senior Loans erfolgreich diversifizieren
Unternehmen
Mit Senior Loans erfolgreich diversifizieren
Das Anlagesegment Senior Loans steigt zunehmend in der Gunst
institutioneller Investoren. Vor allem bei denjenigen, die ihre Portfolios stärker diversifizieren möchten, nimmt das Interesse zu.
Senior Loans sind Darlehen, die von Banken oder
anderen Finanzgesellschaften für Großunternehmen
im Non-Investment-Grade-Bereich strukturiert werden.
Sie dienen der Finanzierung von Übernahmen und
des Geschäftsausbaus, der Refinanzierung bestehender Darlehen und anderen allgemeinen geschäftlichen
Zwecken. Die Darlehen sind „Senior“, weil es sich bei
ihnen um die hochrangigsten Schuldtitel innerhalb der
Kapitalstruktur eines Unternehmens handelt und sie im
Konkursfall daher als Erste bedient werden. Da Senior
Loans keine börsengehandelten Instrumente sind, sind
sie nicht jedem zugänglich. Sie werden vielmehr direkt
zwischen Banken und institutionellen Investoren an
einem privaten Sekundärmarkt gehandelt.
Rasante Wachstumsentwicklung
Der Senior-Loan-Markt, wie er sich uns heute darstellt,
ist die Summe der Entwicklungen im Bereich Unternehmenskredite in den letzten 20 Jahren. Zuvor wurden Kredite an Unternehmen vorwiegend von Geschäftsbanken
ausgereicht, die diese Darlehen dann als Investments in
ihren Büchern hielten. Ende der 1980er Jahre entdeckten
die Originatoren vorrangiger Kredite dann den jungen
Verbriefungsmarkt in den USA und begannen, Teile ihrer
Senior Loans an institutionelle Investoren zu verkaufen.
Wie die Grafik illustriert, hat der Senior-Loan-Markt
seitdem eine außerordentliche Wachstumsentwicklung
erlebt. Wertmäßig hat er inzwischen sogar den weitaus
bekannteren Hochzinsanleihenmarkt eingeholt.
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Für Unternehmen stellen Senior Loans nichts anderes
als Fremdkapital dar. Insofern sind sie mit High Yields,
also Hochzinsanleihen, vergleichbar: In beiden Fällen
– ob Kreditaufnahme oder Emission von Schuldtiteln
– geht der Unternehmensschuldner eine Rückzahlungsverpflichtung ein. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten.
„Senior Loans sind derzeit im Begriff,
erneut attraktive Renditen abzuwerfen.“
Susanne Hellmann, Managing Director bei
ING Investment Management Germany
Variable Verzinsung
Anleihen werden zu einem festen Satz verzinst, der über
die gesamte Laufzeit gleich bleibt, daher die Bezeichnung „festverzinsliche“ Wertpapiere. Demgegenüber
werden Senior Loans in der Regel variabel verzinst. Mit
anderen Worten: Der Zinssatz, zu dem Senior Loans
zurückgezahlt werden, ändert sich im Laufe der Zeit je
nach Verlauf des Referenzzinssatzes. Der Zinssatz von
Senior Loans wird als Aufschlag auf den Basiszinssatz
ausgedrückt. Der am häufigsten genutzte Basiszinssatz ist der Libor (London Inter-Bank Offer Rate), also
der Satz, zu dem sich Banken gegenseitig Geld leihen.
Der Libor kann sich je nach Marktlage täglich ändern.
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Unternehmen
1600
1400
■ Volumen Senior-Loan-Markt
■ Volumen neuer Senior Loans
600
1200
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1990
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1994
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2000
2002
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2006
2008
Einschließlich in USD-denominierter Non-Investment-Grade-Bankkredite (Revolver, Pro Rata Loans und institutionelle Laufzeitkredite)
Schuldner können zwischen Libor-Sätzen mit unterschiedlichen Laufzeiten wählen, etwa 30, 60 oder 90
Tage. Die Sätze für die unterschiedlichen Laufzeiten
richten sich nach den Zinserwartungen. Schuldner wählen in der Regel Zinssätze, die ihrer Ansicht nach die
geringsten Kreditkosten erwarten lassen.
Zusätzliche Absicherung
Wegen ihrer flexiblen Reaktion auf Schwankungen der
Marktzinsen haben Senior Loans das Potenzial, einen
natürlichen Hedge gegen steigende kurzfristige Zinsen
zu bieten. Das ist gerade in einem Niedrigzinsumfeld
von großem Interesse. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Anleihen und Senior Loans ist die Tatsache, dass Senior (Secured) Loans üblicherweise durch
einen Teil oder sogar das gesamte Vermögen des Schuldners besichert sind. Anleihen sind dagegen meist völlig
unbesichert. Senior Secured Loans stehen als vorrangige
Kredite beziehungsweise erstrangig besicherte Darlehen
an der Spitze der Kapitalstruktur und müssen bei einem
Ausfall vor allen anderen Schulden bedient werden.
Senior Loans sind also generell erstrangig durch die
Assets des Schuldners besichert. Falls ein Unternehmen
in Not gerät und Bankrott geht, sind Senior Secured
Loans die ersten in der Reihe, die zurückgezahlt werden, normalerweise noch bevor Anleihenhalter oder
die Inhaber von Vorzugsaktien oder Stammaktien ausbezahlt werden. Auch wenn nicht garantiert ist, dass
die Sicherheiten der Höhe nach ausreichen, um ein
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Loan vollständig zurückzuzahlen, ist die Recovery-Rate
(Rückgewinnungsquote) insbesondere im Vergleich zu
High Yields seit jeher deutlich besser. Die Grafik auf Seite 24 zeigt die historischen Recovery Rates erstrangig
besicherter Non-Investment-Grade-Bankdarlehen gegenüber Hochzinsanleihen. Über den erfassten Zeitraum lag
die Recovery-Rate von Senior Loans im Durchschnitt bei
rund 70 Prozent. Unbesicherte High Yields kamen dagegen auf circa 44 Prozent.
In Senior Loans investieren
Investmentfonds bieten Anlegern den bequemsten
Zugang zum Senior-Loan-Markt. An institutionelle
Warum in einen Senior-LoansFonds investieren?
Senior-Loans-Fonds bieten Investoren, die traditionell nur in
Aktien und Anleihen investieren, positive Diversifikationseffekte auf Portfolio-Ebene. Vorteile:
� Potenziell hohe risikoadjustierte monatliche Erträge
� Natürlicher Schutz gegen steigende Zinsen
� Traditionell geringe Korrelation mit anderen Asset-Klassen
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Volumen neuer Senior Loans in Milliarden
Marktvolumen in Milliarden Dollar
Wachstum des Senior-Loan-Markts in den USA
Unternehmen
Recovery Rates: erstrangig besicherte Loans vs. High Yields
Durchschnittl. Recovery
100
Erstrangig besicherte
Leveraged Loans
Durchschnitt 1995-LTM12/12: 70%
80
� Erstrangig � Anleihen
High Yields
Durchschnitt
1995-LTM12/12: 44%
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LTM
Dez.2012
Quelle: Credit Suisse
Investoren richten sich vor allen geschlossene Fonds,
deren Anteile nicht von natürlichen Personen erworben
werden können. Allerdings nutzen auch Großinvestoren immer öfter Publikumsfonds. Damit können sie ihre
Anteile jederzeit kaufen und verkaufen und behalten
damit eine absolute Flexibilität. Die Publikumsfonds
geben ihre Anteile entsprechend der Nachfrage aus. Das
bedeutet, dass die Gesamtzahl aller ausgegebenen Anteile im Laufe der Zeit steigen kann. Will ein Anleger seine Anteile verkaufen, nimmt beziehungsweise kauft der
Fonds die Anteile zurück. Im Ergebnis sinkt die Zahl der
ausgegebenen Anteile. Der Verkauf oder der Rückkauf
von Publikumsfondsanteilen erfolgen zum Nettoinventarwert des Fonds am Tag des Ver- oder Rückkaufs.
Fazit
Senior Loans stellen eine einzigartige Anlageform dar,
die Investoren nicht nur regelmäßige Erträge, sondern
auch erhebliche Diversifikationsvorteile bietet. Die Kombination aus variabler Verzinsung, Besicherung durch
Assets sowie erstrangiger Stellung in der Kapitalstruktur
des Kreditnehmers wirkt potenziell als natürliche Absicherung gegenüber Zinssteigerungen und bietet dabei
zugleich werthaltige Kreditsicherheit.
Wenn auch Senior Loans für sich allein nicht alle
Anlagebedürfnisse erfüllen können, so empfehlen sie
sich wegen ihrer spezifischen Merkmale auf jeden Fall
zur Beimischung im professionellen Portfolio. �
Susanne Hellmann,
Managing Director ING Investment Management
Germany
Anfang 2009 wurde Susanne Hellmann zur Geschäftsführerin von ING IM Germany bestellt, von 2007
bis 2009 verantwortete sie bereits das Third-PartyGeschäft in der deutschen Niederlassung in Frankfurt.
Hellmann kommt von der MLP Bank AG, Wiesloch, wo
sie den Bereich Vermögensmanagement und Wertpapierhandel mit einem Volumen von fünf Milliarden
Euro verantwortete.
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Zu ihrem Aufgabenbereich zählten seinerzeit strategische und operative Aufgaben im Hinblick auf die
Produktentwicklung und das strategische Portfoliomanagement sowie die Fondsmanagerauswahl.
Davor besetzte sie diverse Positionen bei der Citibank
und der Deutschen Bank in den Bereichen Sales, Kapitalmärkte und Asset Management Produktgruppen.
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