Tag 4: Dramapädagogik im DaF-Unterricht
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Tag 4: Dramapädagogik im DaF-Unterricht
Tag 4: Dramapädagogik im DaF-Unterricht Theater ist toll! Aber auf Deutsch!? http://pixabay.com/de/theater-spielen-drama-kino-film-158172/ Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 Pedro Fernández Michels, Katharina Lauritsch Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 1 Tagesziele: Wir werden heute verschiedene Techniken und Methoden aus der Dramapädagogik kennenlernen und ausprobieren: - Wir werden theoretische Grundlagen kennenlernen. Wir werden Methoden kennenlernen um Verstehen sichtbar zu machen. Wir werden Techniken und Methoden an Lehrbüchern ausprobieren. Wir werden über die Einsatzmöglichkeiten in unserem Unterrichtskontext nachdenken. Wiederholung Tag 3: Aufgabe 1: Sozialform: Gruppe Zeit: 10 Minuten Die Dokumentatoren der Gruppen von gestern bauen einen Marktstand mit der Dokumentation der Arbeit. Die anderen Teilnehmer gehen herum und schmökern. Einstieg und Einstimmung: Übung 1: Warm up: (eventuell mit Musik): 10 Minuten1 Im Raum herumgehen, in alle Richtungen, mit verschiedenem Tempo, jeder für sich beim Gehen Körperteile lockern nach Anweisung: linke Hand schütteln, mit dem rechten Bein stampfen, linke Schulter kreisen, ... die Anderen wahrnehmen und dabei Anweisungen befolgen: sich zuzwinkern, sich zunicken, sich anlächeln, die Nase rümpfen, ... Sich begrüßen: informell, formell, cool, ungewollt, herzlich Körperteile berühren: Zeigefinger an Zeigefinger, Knie an Knie, Schulter an Schulter, Ellenbogen an Ellenbogen, Rücken an Rücken, Po an Po Übung 2: Kennenlernen: in den Kreis treten 15 Minuten2 TN stehen im Kreis. (Ab 20 Teilnehmern 2 Kreise machen) TN 1 stellt sich vor, in dem er/sie in die Kreismitte springt und folgendes präsentiert: Name + Adjektiv + Körperbewegung (z.B: Ich heiße Katharina und heute bin ich neugierig - Kopf bewegen) 1 https://theaterdaf.wikispaces.com/3.+Drama+Aktivit%C3%A4ten+f%C3%BCr+das+DaF+Klassenzimmer Häring (2011) 2 Holl (2011) S. 21-22. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 und 2 Gruppe antwortet: Katharina ist heute neugierig – alle bewegen den Kopf. TN 2 stellt sich vor, Gruppe wiederholt nach dem Kofferpack-Prinzip immer alle Namen, Adjektive und Bewegungen. Aufgabe 2: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 15 Minuten Gehen Sie wieder zu ihrem Platz und überlegen Sie am Tisch: Was lernt man bei diesen Übungen? Kann man diese Übungen im Unterricht einsetzen? Wie? Denken Sie an die Theorie aus Tag 1 und Tag 2: Welche Lerntypen sprechen diese Übungen an? Welche Lernstrategien sehen Sie? Herzlich Willkommen zur Einheit über aber vor allem mit Dramapädagogik, wir sind ja auch schon mittendrin. Bevor wir jetzt gleich weiter „spielen“, oder anders formuliert: mit allen Sinnen – ganzheitlich – mit Sprache arbeiten, ein paar theoretische Worte. Dramapädagogik ist in Großbritannien seit den 50er Jahren als „Drama in Education“ bekannt und verbreitet. „Drama“ versteht man hier nicht als literarisches Genre oder als beschränkt auf das Theaters, sondern wortwörtlich als „handeln“, wie die Übersetzung aus dem Griechischen lautet. Ich werde daher im Folgenden Drama(pädagogik) von Theater(pädagogik) unterscheiden. Theater verstehen wir alle als Situation, in der [...]A (der Schauspieler/Darsteller) B (die Rolle/Darbietung) vor dem C (dem Publikum) [spielt]. 3 Im Gegensatz dazu verkörpert beim Drama A (der Schauspieler/Darsteller) durch die Teilnahme und Beobachtung in Form eines Wahrnehmungsprozesses (einem Prozess der Beobachtung und 4 Teilnahme) gleichzeitig B (Rolle) und C (Publikum). Für den Unterricht heißt das, dass die motorischen, kreativen, emotionalen, ästhetischen und sozialen Faktoren des Lernens einbezogen und aktiviert werden und so eine 3 4 DICE (2010), S. 13 ebenda. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 3 handlungsorientierte, kreative und ganzheitliche Form des Lehrens und Lernens entstehen kann.5 Renata Cieslak formuliert dies so: Der größte Vorteil dieser [dramapädagogischen] Übungsformen besteht in ihrer Ganzheitlichkeit. Im Klassenraum werden Interaktionssituationen geschaffen, in die sich die Lernenden mit ihren Emotionen, Vorstellungen und ihrem Weltwissen einbringen können. Sie bekommen die Möglichkeit, die fremde Sprache in Verbindung mit Emotionen und Handlungen zu erfahren. Diese Methoden fördern außerdem die affektive Seite des Lernens. Einerseits kann jeder seine eigenen Vorstellungen, Assoziationen und Emotionen in die Interpretation des Textes oder in die vorgegebene Situation einbringen. Andererseits können durch den spielerischen Charakter der Aufgaben und das Handeln in Rollen Ängste ausgeschaltet oder zumindest reduziert werden. Sprechhemmungen können überwunden werden, indem die Lernenden zum Textverständnis keine Fragen zu beantworten brauchen, sondern stattdessen ihre im ersten Rezeptionsschritt 6 entstandenen inneren Bilder mit Hilfe von Standbildern zeigen. Dramapädagogik ist also ein modernes Lernkonzept, das auf dem neuropsychologischen Prinzip der multiplen Vernetzung beruht (d. h. je mehr Sinne und Emotionen mit einbezogen werden, je mehr ein Lerninhalt in einem Kontext verankert ist, desto wirksamer und nachhaltiger wird gelernt). Moraitis charakterisiert Dramapädagogik wie folgt: Die Dramapädagogik bedient sich theaterpädagogischer Methoden, um fiktive dramatische, also handelnde Situationen hervorzurufen. Im Prozess des Lernens entsteht eine Als-ob-Realität. Die dramapädagogische Arbeitsweise wird durch eine offene Struktur charakterisiert. Eine Handlungssituation entsteht unter der Vorgabe eines Themas mit Hilfe eines Bildes oder Textes etc. Diese offene Struktur gibt der Improvisation Raum. Es handelt sich um einen prozessorientierten Ansatz, bei dem eine abschließende Aufführung nicht zwingend ist. Der dynamische Lernprozess selbst ist das Ziel. Ziel ist die ganzheitliche Entwicklung der Lerner. Dabei werden der persönliche Wissens- und Erfahrungshintergrund in die spielerische Kreativität und Spontaneität einbezogen. Dramapädagogik bedient sich kooperativer Formen des Lernens. Es findet [...] sprachliches und körperliches Handeln in fiktiven dramatischen Situationen statt. Die Lernprozesse sollen von den Teilnehmenden selbst nachvollzogen werden können. Auf diese Weise werden metakognitive Denkprozesse angeregt. In den Phasen der Reflexion sollen Lernende sich ihrer erreichten Lernziele bewusst werden. 7 In der DaF-Didaktik wird Dramapädagogik seit den 1990er Jahren diskutiert und weiterentwickelt. Insbesondere ist hier Elektra Tselikas 8 zu erwähnen, die von „Sprachnotsituation“ spricht, in denen das spontane und authentische Agieren und Reagieren Empathie, soziale und kommunikative Kompetenzen fördert und fordert. 5 vgl.: Eigenbauer und Moraitis Cieslak (2010). S. 83 7 Moraitis S. 1-2. (Hervorhebungen der Autorin). 8 Tselikas 1999. 6 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 4 Nach Tselikas haben dramapädagogische Sequenzen 3 Phasen9: Was? Aufwärmen Warum? Lernvertrag (Wir wollen gemeinsam lernen!) Gruppenbildung Wie? – Übungen und Methoden einstimmen, ankommen, aufwärmen Hauptteil Gruppenkonsolidierung, Themengestaltung, Fokussierung auf das Thema Abschluss Erinnerung, Rückblick, Evaluation des Lernprozesses Rückkehr aus dem Lernprozess Wir haben schon einige Übungen zum Aufwärmen gesehen, diese haben nicht immer einen sprachlichen Fokus sondern sollen Spaß machen, vom Alltag weg- und zum Spiel, zur Als-ObRealität hinführen. Die SpielerInnen sollen sich kennenlernen, „warm werden“ miteinander und durch das Aufbauen von Vertrauen zur Gruppe werden.10 Auch Phonetik- und Sprechübungen sind gute Aufwärmübungen, da Drama und Theater natürlich auf gesprochener Sprache bauen. Man sollte aber darauf achten, dass sie den ganzen Körper miteinbeziehen. Kirsch 11 schlägt vor, die Phonetikübungen mit Sprachmaterial aus dem darauffolgenden Thema zu bestücken, und so zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. 9 vgl.: Tselikas 1999, S. 44 http://theaterdaf.wikispaces.com/2.+Warm+ups 11 Kirsch (2013) S. 33. 10 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 5 Aufgabe 3: Sozialform: Paare oder Kleingruppen Zeit: 30 Minuten Stationenarbeit: Gehen Sie herum, lesen Sie die Aufgaben und machen Sie gemeinsam mit ihrem Partner/ihrer Partnerin mindestens 6. 1. Phonetik- und Sprechübungen A ca. 5 Minuten TN stehen im Kreis oder gegenüber und werfen sich Silben zu: 12 (trainiert Körperspannung) ma – me – mi – mo – mu fa – fe – fi – fo – fu sa – se – si – so – su ra – re – ri – ro – ru wa – we – wi – wo – wu ka – ke – ki – ko – ku ta – te – ti – to – tu 2. Phonetik- und Sprechübungen B ca. 5 Minuten TN stehen im Kreis oder gegenüber, beim Einatmen heben Sie die Ausatmen senken sie die Arme und machen „F“, „Ä“, „O“. ände über den Kopf, beim 13 3. Phonetik- und Sprechübungen C TN stehen im Kreis oder gegenüber und gähnen, strecken sich, sehen sich gegenseitig an und gähnen. (Stärkt das Zwerchfell) 4. Phonetik- und Sprechübungen D 12 13 ca. 5 Minuten TN stellen sich zu zweit auf und schlagen ein imaginäres Springseil. Dazu sprechen Sie schwierige Wörter (Kleidergeschäft, Kaufhaus, Sommerkleid, Wintermantel,..) 7. Phonetik- und Sprechübungen G ca. 5 Minuten TN flattern mit den Händen wie ein Kolibri und sagen vorbereitete Sätze (Die Hose ist zu klein. Die Bluse ist nicht schön. Der Rock ist zu kurz o. ä.) Nach dem Flattern sich vorbeugen, Arme hängen lassen und ausbaumeln (Übung führt zur Zwerchfellatmung) 6. Phonetik- und Sprechübungen F ca. 5 Minuten TN stehen im Kreis oder gegenüber, schließen die Augen und summen wie Bienen (Stärkt den Kehlkopf) 5. Phonetik- und Sprechübungen E ca. 5 Minuten ca. 5 Minuten TN stehen in einem Kreis oder gegenüber, strecken sich, stellen sich auf die Zehenspitzen und pflücken Wörter von einem imaginären Apfelbaum. Die Wörter hängen (eventuell mit Bild) an einer Häring 2011. Häring 2011. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 6 Pinnwand/auf einem Plakat: der Rock, das Hemd, das Tuch, der Pullover, das Kleid, der Anzug, der Mantel (Spannen und Entspannen beim Sprechen wird spürbar) 8. Phonetik- und Sprechübungen G ca. 5 Minuten TN lehnen mit dem ganzen Rücken an der Wand. Dann gehen sie in die Knie und stellen die Füße 20 Zentimeter nach vorne. In dieser Haltung sprechen sie vorgegebene Sätze, die sie auf Kärtchen bekommen: Ich habe im Geschäft keine Jacke gefunden! Ich finde diese Jacke hier viel besser! Sieh mal, der Mantel ist doch toll, oder? Oh ja, gut, dann nehme ich die Jacke. (aufrechte Haltung für optimale Resonanz) 5 Minuten14 9. Partnermassage Paare stehen hintereinander. A beugt sich nach vorne und lässt die Arme hängen, B klopft beidhändig den Körper von A warm. Vorsicht: nicht direkt auf die Wirbelsäule klopfen. Schließlich wandert B mit den Fingerspitzen die Wirbelsäule von A hoch, der sich, dort wo er den Fingerdruck von B empfindet, aufrichtet. 10. „Standard“ – Kurzdialoge 10 Minuten15 Einen vorgegebenen kurzen Dialog (z.B. aus dem Lehrbuch) “kneten“, d.h. mit unterschiedlicher Intonation im Kreis lesen/sprechen. z.B.: A: Kann ich Ihnen helfen? B: Nein, vielen Dank. A: Sicher? B: Ja, danke. Die Szene dann spielen, ohne dass die Teilnehmer etwas am Text ändern. Die anderen raten, wer die Personen wohl sind, wo das Ganze spielt, welche Elemente typisch sind. Die Situationen entweder als SpielleiterIn vorgeben oder aber von den Paaren selbst erfinden lassen. (z.B: Arzt/Patient, zwei Geheimagenten, ein Liebespaar, Verkäufer/Kundin, in der Disco... ) Hier eine kleine Auswahl von weiteren Aufwärmübungen: Guten Tag, auf Wiedersehen16 15 Minuten A geht hinter dem Rücken der TN den Kreis ab und klopft einer beliebigen Person B auf die Schulter, die sich umdreht. Beide schütteln die Hände und sprechen gemeinsam schnell: "Guten Tag Frau Meier. Wie geht's Frau Meier? Auf Wiedersehen Frau Meier." Beide laufen in entgegengesetzten Richtungen den Kreis herum und versuchen als erster die entstandene Lücke zu füllen. 14 Häring 2011. https://theaterdaf.wikispaces.com/3.+Drama+Aktivit%C3%A4ten+f%C3%BCr+das+DaF+Klassenzimmer 16 https://theaterdaf.wikispaces.com/3.+Drama+Aktivit%C3%A4ten+f%C3%BCr+das+DaF+Klassenzimmer 15 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 7 Derjenige, der keinen Platz im Kreis hat, geht weiter, klopft einem beliebigen Spieler C auf die Schulter, beide schütteln die Hände und sprechen erneut: "Guten Tag Frau Meier, Wie geht's Frau Meier? Auf Wiedersehen Frau Meier." usw. Beachten: Tempo muss schnell sein, trotzdem müssen die Begrüßungsformeln von beiden Spielern laut und deutlich gesprochen werden. Varianten: Einkaufen (Sonst noch was? – Nein, danke. – Das macht dann 6,50€ - Hier bitte.); Essen (Schmeckt’s? – Ja, sehr gut, danke! – Möchtest du noch Kartoffeln? – Nein danke, ich bin satt.); etc. 10 Minuten17 Energiekreis Die TN stehen im Kreis. Es wird ein Klatschimpuls, ein Rhythmus in einer Richtung im Kreis weitergeben (je 2 TN klatschen gleichzeitig in die Hände), nach einiger Zeit fügt der Spielleiter weitere Impulse hinzu. Variante: Zahlen oder spezielle Lautpaare (o-ö, a-ä, u-ü) lassen sich gut in den Rhythmus einfügen 30 Minuten18 Innen- & Außenkreis TN bilden zwei Kreise, einen Innenkreis und einen Außenkreis und stehen sich gegenüber. Jeder beschreibt seinen Partner so genau wie möglich. Der Innenkreis schließt die Augen. Daraufhin verändern die TN im Außenkreis drei Äußerlichkeiten. Der Partner öffnet die Augen und muss versuchen herauszufinden, was verändert wurde. Abwechselnd bis drei zählen. Schließlich wird zwei durch eine Interjektionen (ach, aha, au, nanu, huch, hoppla, oha, bäh, igitt, o, lala, tja, wow, uups, hurra) ersetzt. Schließlich Drei durch eine Bewegung ersetzt. A hat die Augen verbunden. B führt A erst am Arm, dann an der Hand, Fingerspitzen, Schulter und schließlich am Kopf durch den Raum. Wechsel. 10 Minuten19 Duschen TN stehen im Kreis. ein TN oder der/die SL beschreibt bildlich die morgendliche Dusche. Jeder einzelne steht dabei unter seiner fiktiven Dusche und duscht seinen Körper: Kopf, Gesicht, Arme, Beine, etc. Abtrocknen nicht vergessen! 10 Minuten20 Emotionsreihe Es bilden sich zwei Reihen und jeder hat ein Gegenüber. 17 https://theaterdaf.wikispaces.com/2.+Warm+ups Häring 2011. 19 Häring 2011. 20 Häring 2011. 18 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 8 Jeder überlegt sich einen (unsinnigen) Satz. Dieser wird dann dem gegenüberstehenden Partner in verschiedenen „Emotionen“ zugerufen. (laut – leise, glücklich – traurig, ängstlich – wütend) Aufgabe 4: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 15 Minuten Sie haben nun verschiedene Aufwärmübungen kennengelernt, auf den Seiten 7 und 8 finden Sie noch mehr. Lesen Sie die Beschreibungen und wählen Sie eine aus, die Ihnen sehr gut gefallen hat und eine, die Ihnen nicht gefällt. Warum? Sprechen Sie am Tisch und machen Sie eine Tischhitliste! Tragen Sie dann ihre persönlichen Favoriten, die Übungen, die Sie gerne in Ihre Unterrichtspraxis „mitnehmen“ möchten in die Tabelle auf S. 5 oder in Ihrem Portfolio in die Spalte Wie? ein. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 9 Hauptteil – Fokussierung auf ein Thema A. Verstehen sichtbar machen „Lesen Sie den Text und beantworten Sie die Fragen.“ Diese Arbeitsanweisung kennen wir. Aber hat man einen Text wirklich verstanden, wenn man ein paar Fragen beantworten kann? Eine schöne Methode um Textverständnis sichtbar zu machen sind Standbilder oder Standbildfolgen, sogenannte Diashows. Hier ein Beispiel zur Vertiefung von Textverstehen aus Netzwerk A2.1:21 21 Dengler (2012): Netzwerk A2.1: S. 47. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 10 Aufgabe 4: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 20 Minuten Die TN arbeiten zu dritt an je einem Text und machen Aufgabe 11a-b, tauschen die Überschriften aber nicht aus. Dann überlegen Sie sich Standbilder zu jedem Abschnitt, zu dem sie eine Überschrift gefunden haben. Bei der Präsentation schließen die Zuschauer die Augen, ein TN der Präsentationsgruppe zählt von 5 bis 1, die Zuschauer öffnen die Augen und sehen das Standbild. Die Überschrift wird von allen gemeinsam gesprochen oder auf einem Plakat präsentiert. Dann schließen die Zuschauer wieder die Augen und warten, bis die Gruppe das nächste Standbild fertig hat und von 5 bis 1 gezählt wird usw. So entsteht der Eindruck einer Diashow. In einer weiterführenden Aufgabe kann dann ein Gespräch oder eine ganze Szene entstehen, aber dazu später. B. Dramapädagogische Verfahren Personifizieren – Agieren und Methoden: Situieren – Um eine Szene aufzubauen, ist es hilfreich dem klassischen Dreischritt: SituierenPersonifizieren-Agieren zu folgen. Dazu ein Beispiel aus Netzwerk A1.2.22 Situieren: 22 Die TN sind durch die Phonetikübungen oben mehr oder weniger mit dem Wortschatz vertraut, wenn nicht, kann das an Hand des Buches im Laufe der Übung gemacht werden. Die Teilnehmer sehen sich die Bilder 3, 4 und 5 des Comics an und beschreiben die Bilder. Sammeln Sie gemeinsam Adjektive für Kleider (hässlich, zu klein/groß, zu eng/weit, kaputt, altmodisch, ...) und lassen Sie dann problematische Kleider auf einem Laufsteg pantomimisch präsentieren, die Gruppe versucht in ganzen Sätzen zu erraten. (Dein Kleid ist zu klein.) Die TN ordnen dann die Sätze für die Dialogblasen der Personen. In 4er Gruppen versuchen die TN die Situation mit allen vorkommenden Personen (Frau/Jana, Mann, Freundin, Verkäuferin) als Standbild darzustellen. (eventuell auch 5er Gruppen, wobei dann ein TN Spielleiter/Regisseur ist) Dengler (2012): Netzwerk A1.2: S. 40-41. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 11 Personifizieren: Die TN suchen sich in den Gruppen eine Person aus (Frau/Jana, Mann, Freundin, Verkäuferin) und schreiben eine Rollenbiographie (in ICH-Form und mit vollständigen Sätzen: Name, Wohnort, Hobbys, Beruf, etc.) Agieren: Die TN gehen herum und sprechen die Rollenbiographie halblaut vor sich hin, auf ein Zeichen bleiben Sie stehen und machen mit einem zufälligen Partner (in ihrer Rolle!) Smalltalk oder Rollengespräche. Erweiterung A „heißer Stuhl“: In den Gruppen setzt sich ein TN in die Mitte auf den heißen Stuhl und die anderen interviewen ihn und stellen unbequeme Fragen (Hat der Mann schon eine Freundin? Ist die Kreditkarte von der Frau falsch? etc.). Der TN muss aus seiner Rolle heraus schlüssig antworten. Erweiterung B: „Alibi“: Zur Zeit der Party gab es einen Banküberfall. Jede Gruppe stellt sich im Kreis um den Spielleiter und sie werden kollektiv befragt. TN müssen ein ALIBI für den gestrigen Tag (an dem die Party war) erzählen und dürfen sich als Gruppe nicht widersprechen. Mögliche Fragen z.B.: Wo waren Sie?, Mit wem?, Was haben Sie gemacht?, Und danach?, Was haben Sie gegessen?, Welche Kleidung haben Sie getragen? (Geeignet z.B. um Vergangenheitsformen zu üben) Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 12 Die TN gehen wieder in die Gruppen zum Standbild und der/die LeiterIn ruft in den Raum: „Janas Mama kommt auch auf die Party!“ – Was denken die verschiedenen Personen? Die TN machen eine Geste und erstarren. Teilen Sie vorbereitete Plakate mit Denkblasen aus. Die LeiterIn ruft nochmal: „Janas Mama kommt auch auf die Party!“ – Diesmal schreiben die TN die Gedanken, die zu ihrer Geste passen auf (Toll!; Was will die denn hier?! etc.) und präsentieren die Geste und die geschriebene Reaktion ein letztes Mal in einem lebenden Comic. Optional kann man noch eine zusätzliche Runde machen und fragen, was die Personen sagen, was ja nicht immer mit den Gedanken übereinstimmt. Wir werden jetzt einige Beispiele in Gruppen bearbeiten, die uns hin zu längeren szenischen Sequenzen und somit zum Rollenspiel führen. Aber was ist das denn, das Rollenspiel? Im Sprachunterricht versteht man darunter gemeinhin „ein Training sprachlichen andelns“ bzw. ein „Üben von Wendungen und Strukturen.“23 So wird in Studio D, A2, Kapitel 6 das Rollenspiel „Mit der Familie / mit Freunden im Restaurant“ folgendermaßen eingeführt: „Verteilen Sie die Rollen, wählen Sie ein Menü aus und bestellen Sie. Die Redemittel helfen.“24 Rollenspiele können und sollen aber mehr sein. Kirsch nennt folgende Merkmale für dramapädagogische Rollenspiele im Unterricht:25 sie wecken positive Emotionen man tut so, als ob sie fordern Flexibilität Prozess ist wichtiger als das Produkt, das Spiel weckt Emotionen, die das Gelernte im Gedächtnis verankern helfen. Versuchen Sie in Ihren dramapädagogischen Sequenzen, den Dreischritt: Situieren – Personifizieren – Agieren zu berücksichtigen und auch die Merkmale von Kirsch um emotionale Anker zu schaffen, die das Gelernte im Gedächtnis verankern. Aufgabe 5 A, B und C Sozialform: Tischgruppen Zeit: 30 Minuten Die TN bearbeiten pro Tisch ein Beispiel (die Verabredung, Gespräch im Restaurant, Smalltalk) Es gibt schon einige Vorschläge, wie man diese Element aus A1 und A2 Büchern mit dramapädagogischen Elementen aufpeppen kann. Greifen Sie diese auf und/oder verwenden Sie Elemente, die wir in den vorherigen Aufgaben gesehen haben. 23 Kirsch (2013): S. 50. Funk (2010): S. 91 25 vgl.: Kirsch (2013): S. 50. 24 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 13 Dokumentieren Sie Ihre Arbeit schriftlich bzw. mit Fotos Präsentieren Sie dann im Plenum Netzwerk A2.1, Kapitel 1, 726: Die Verabredung. 26 Dengler (2012): Netzwerk A2.1: S. 10. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 14 Aufgabe 5A: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 30 Minuten Durch das Buch wurde schon etwas situiert und personifiziert, überlegen Sie dennoch, welche Aktivität hier passen könnte. Lesen Sie sich die Beschreibung der zwei Aktivitäten aus dem Bereich agieren (Stimmskulptur und Sprechmotette) unten an, probieren Sie diese aus. Dokumentieren Sie Ihre Arbeit schriftlich bzw. mit Fotos Präsentieren Sie dann im Plenum Statt durch Nr. 8 rein schriftlich zu agieren, bietet sich hier auch eine Stimmenskulptur an um die Denkprozesse von Rick sichtbar zu machen Die TN überlegen in Tischgruppen, was Rick denken könnte und sammeln kurz. TN A ist Rick, steht auf und sagt, was er denkt. TN B legt ihm die Hand auf die Schulter und sagt, was er denkt, dass Rick denkt. TN C lässt sich von B oder A inspirieren und legt seine Hand auf die Schulter desjenigen, der seinen Gedanken ausgelöst hat. Alle TN sagen ihren Gedanken immer wieder, mal laut, mal leise. Eine Erweiterung ist eine Sprechmotette, die die TN entweder selbst schreiben, oder die man vorgeben kann. Hier ein Beispiel: jede Strophe wird von einem anderen Sprecher/von einer anderen Sprecherin gelesen. FETT gedrucktes, wird von allen SprecherInnen gesprochen. KURSIV gedrucktes wird geflüstert. UNTERSTRICHENE WÖRTER werden besonders laut und langgezogen gesprochen. Ich freue mich so - Er freut sich so Freue mich so - Freut sich so freuen freuen freuen freuen freuen - auf Lisa Ich warte schon lang - Er wartet schon lang warte schon lang - wartet schon lang warten warten warten warten warten - auf Lisa Ich langweile mich – Er langweilt sich Langweile mich – langweilt sich sich langweilen sich langweilen sich langweilen - wegen Lisa Jetzt ärgere ich mich – Jetzt ärgert er sich ich ärgere mich – er ärgert sich sich ärgern sich ärgern sich ärgern - über Lisa Wo ist sie nur, wo? Wo ist sie nur, wo? Wo bleibt sie nur, wo? Wo bleibt sie nur, wo? Wo? wo? wo? Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 15 Studio A2, Kapitel 6: Gespräch im Restaurant27 Die bloßen Redemittel bieten wenig Identifikationsmöglichkeiten, es ist deshalb hilfreich zusätzlich einen emotionalen Startpunkt vorzugeben. Startpunkte können Bilder sein, wie diese hier: unter cc-Lizenz von: http://www.mountpleasantgranary.net/blog/images/Beth-Jamie-Emma-Hannah-Katie.jpg 27 Funk (2010): S. 91 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 16 unter cc-Lizenz von: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernest_Hemingway oder Lehrbuchtexte wie diese hier28: 28 Funk (2010): S. 88 und 89. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 17 Auch einen Titel kann man vorgeben, z.B.: „Katastrophe im Restaurant „Weiße Gans“!“, „Glücklicher Zufall beim Abendessen“, etc. Eine andere Möglichkeit ist den Anfangssatz und den Schlusssatz der Szene vorzugeben: z.B.: „Schön, dass du gekommen bist!“ – „Ich will dich nie wieder sehen!“29 Wichtig ist, dass die Szene die 7 W-Fragen beantwortet: Wer sind die Protagonisten? Wo und wann spielt die Szene? Worum geht es in der Szene? Warum sind die Protagonisten gekommen, was sind ihre Gründe? Wozu machen sie, was sie machen, was sind ihre Absichten? Und wie versuchen sie ihr Ziel zu erreichen? Und auch eine Pointe, eine Überraschung ist notwendig, Lernen soll ja Spaß machen. Aufgabe 5B: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 30 Minuten Wählen Sie mindestens eines der Fotos/Texte/Startpunktvorschläge und entwickeln Sie daraus eine Szene zum Thema „Mit der Familie / mit Freunden im Restaurant“ nach dem Schema Situieren – Personifizieren – Agieren. Dokumentieren Sie Ihre Arbeit schriftlich bzw. mit Fotos Präsentieren Sie dann im Plenum Menschen A1.2, Kapitel 19: Smalltalk30 Varianten des Rollenspiels sind Figurenspiele. Der klare Vorteil ist, dass sich die TN weniger exponieren müssen und sich hinter der Figur „verstecken“ können, ein anderer, dass die Figuren meist schon bestimmte Charakterfestlegungen haben (Kasperl=gut; Räuber=böse; etc.), die eine überschaubare Spielwelt schaffen, die nicht durch (Un-)Wahrscheinlichkeit der Handlung begrenzt wird. Kirsch nennt als Beispiele für Figurenspiele: Handpuppen (Kasperl, Räuber und Prinzessin), Kochlöffelfiguren, Objekttheater und Schattenspiel.31 Wir werden hier nur ein Beispiel für Kochlöffeltheater sehen Aufgabe 5C: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 30 Minuten Die TN sehen sich das Foto an und situieren in 3er Gruppen die Personen: Wo sind sie? Wer sind sie? Was machen sie? Worüber sprechen sie? oder über Wen? Warum? Dann passiert ETWAS... Was? Wenn alle Fragen geklärt sind, bekommen die TN 3 Kochlöffel. Kochlöffel 1 ist der Mann, Kochlöffel 2 die Frau und Kochlöffel 3 eine dritte Person, die sich die TN „erfinden“ können. 29 vgl.: Gate (1991). Evans (2012): S. 41. 31 Kirsch (2013): S. 55 ff. 30 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 18 Die TN können die Kochlöffel mit Filzstiften und eventuell Stoffresten personalisieren, auf den Seiten 42 und 43 gibt es auch die dazugehörigen Vokabeln. Dann werden die Rollen festgelegt und jeder TN schreibt eine Rollenbiographie für eine Person. Die TN überlegen sich den Dialog der zwei Personen auf dem Foto und wie Person 3 in die Szene passen könnte. Die Pointe, die Überraschung nicht vergessen! Dokumentieren Sie Ihre Arbeit schriftlich bzw. mit Fotos Präsentieren Sie dann im Plenum Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 19 C. Grammatik dramapädagogisch erlebbar machen Bis jetzt haben wir uns mit Textverständnis und Textbearbeitung bzw. Texterstellung beschäftig, wie sieht es aber mit Grammatik aus? Sind dramapädagogische Verfahren auch hier hilfreich? Susanne Even definiert Dramapädagogischen Grammatikunterricht oder Dramagrammatik so: Mit Methoden und Techniken aus den dramatischen Kunstformen wird Grammatik in konkreten Handlungsbezügen innerhalb fiktiver Situationen inszeniert. Dies beinhaltet eine inhaltsbezogenfertigkeitsorientierte Auseinandersetzung mit Grammatik, gleichzeitig aber auch eine persönliche und damit persönlichkeitsfördernde erangehensweise: Im ‘Spielraum’ der Fiktion werden oft bislang ungelebte Lernerpotenziale freigesetzt, da die dramatische Gegenwelt von Rollen und Verantwortlichkeiten der ‘Realität’ entbindet und damit Fantasie und Kreativität auf besondere 32 Weise inspiriert. Sie unterscheidet folgende Phasen, die wir am Beispiel des großen Themas Präpositionen mit Dativ bzw. Akkusativ bearbeiten wollen: 32 33 Sensibilisierung: Ein grammatikalisches Problem wird aus einer Situation heraus thematisiert, z.B.: Eine Frage, ein Text, eine falsch verwendete Präposition Kontextualisierung: Beispiele für die Präpositionen werden gefunden und auf die Tafel geschrieben (z.B.in A2: ab, aus, bei, durch, entlang, gegen, gegenüber, mit, nach, um, von, seit, zu, für, ohne). Dann 33 werden Bilder ausgeteilt, die die TN den Präpositionen zuordnen und versprachlichen. (z.B.: Ich warte seit einer Stunde) kognitive Einordnung: gemeinsam wird geklärt, welche Präpositionen mit Akkusativ stehen und welche mit Dativ. Eventuell werden Formen wiederholt. Die TN überprüfen die Sätze zu den Bildern und malen um die Akkusativ-Bilder einen blauen Rahmen und um die Dativ-Bilder einen grünen. Intensivierung: In Gruppen erarbeiten die TN Standbilder zu den einzelnen Präpositionen. Stellen Sie DinA3 Bögen, Tücher, Kleidungsstücke, etc. in grün und blau zur Verfügung. Die Farben müssen (je nach dem ob Präposition mit Akkusativ oder Dativ) in die Standbilder integriert werden. Präsentation: Die Standbilder werden präsentiert und das Publikum ordnet die Präpositionen zu und versprachlicht die Standbilder. Reflexion: TN sollen Eindrücke und Lernerfahrung reflektieren und für sich einordnen. vgl. Even (2003): S. 292 Brinitzer (1999): S. 40-42. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 20 Aufgabe 6: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 15 Minuten Was sind für Sie die Vorteile eines solchen Grammatikunterrichts? Was könnten Nachteile sein? Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 21 Welche Grammatikthemen bieten sich noch an, um sie dramatisch zu bearbeiten? Sammeln sie Ideen und Beispiele am Tisch! D. Weitere Verfahren szenischen Lernens Comic: mehrere Bilder erzählen eine Geschichte. Die Bilder können gezeichnet sein, fotografiert oder Collagen, oder aus Illustrierten ausgeschnittene Fotos. Die TN geben den Personen im Comic Sprech- und Denkblasen und versprachlichen so die Geschichte. eigene Fotos: mit eigenen Fotos lassen sich Geschichten neu interpretieren. Dabei können Standbilder fotografiert werden, Gruppen oder einzelne TN, Gesten oder Gesichter etc. und diese als Fotogeschichte, als Illustration oder Alternativinterpretation einer bestehenden Geschichte verwendet werden. Hörszenen: kleine akustische Inszenierungen mit verteilten Sprecherrollen, Geräuschen, Musik, etc. Das Drehbuch wird in der Gruppe erstellt. Tableau vivant: Mehrere Standbilder gleichzeitig zum selben Thema ergeben ein lebendes Bild. Aufgabe 7: Sozialform: Tischgruppen Zeit: 15 Minuten Wir haben jetzt verschiedene Methoden und Verfahren aus der Dramapädagogik gesehen, nehmen Sie sich 5 Minuten und wählen Sie wieder einen persönlichen Favoriten und eine Methode, die Sie nicht verwenden würden. Erstellen Sie dann wieder eine Hitliste am Tisch. Tragen Sie dann ihre persönlichen Favoriten, die Übungen, die Sie gerne in Ihre Unterrichtspraxis „mitnehmen“ möchten in die Tabelle auf S. 4 in die Spalte Wie? ein. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 22 Abschluss Jetzt haben wir uns intensiv in andere Menschen hineingedacht, hineingesprochen und hineinbewegt, am Ende müssen wir jetzt aus dem Lernprozess, aus der „Als-Ob-Realität“34 zurückkehren und wieder wir selbst sein. Negative Gefühle bleiben so in der dramatischen Realität und werden nicht in die Alltagsrealität mitgenommen. Dieser Abschluss kann ein symbolischer Akt sein (Bühnenabgänge, Abschlussapplaus, sich buchstäblich aus der Rolle herausdrehen und -winden, ...) und/oder ein energetischer Abschluss in der Gesamtgruppe. Bei letzterem wird gemeinsam eine Bewegungs-, Rhythmus- oder Vertrauensübung gemacht (oder auch vom Anfang wieder aufgegriffen, was den Vorteil mitbringt, dass nicht erklärt werden muss, sondern der Ablauf schon bekannt ist), und die Gruppe erfährt noch einmal die Dynamik der ganzen Gruppe. Beispiele für eine Verabschiedung in der Gruppe/von der Gruppe sind: bis 20 zählen35 5 Minuten Die Gruppe steht im Kreis, alle sehen sich an. Sie sollen ohne Ordnung bis 20 zählen. einen Stock gemeinsam auf den Boden legen36 5 Minuten TN stehen sich gegenüber und strecken ihre Zeigefinger aus. Der/die SpielleiterIn legt einen Stock darauf, die TN versuchen den Stock auf den Boden zu legen, die Zeigefinger dürfen den Kontakt aber nicht verlieren. Em bam bi 5 Minuten Die Gruppe steht im Kreis. Jeder hat seine linke Hand unter der rechten Hand seines Nachbarn. Gemeinsam singen wir und klatschen mit unserer rechten Hand auf die rechte unseres Nachbarn, bei „Pif Paf“ klatscht die ganze Gruppe in die ände: Em bam bi colo ni colo nastik Em bam bi co lo ni Akademi Safari Akademi Pif Paf Mitmach-Lieder 5 Minuten Mitmach – Lieder sind lustig, relativ leicht zu lernen und können zum Ritual werden. Hier zwei Beispiele: Laurentia (alle TN gehen bei „Laurentia“ und den Wochentagen in die Knie) Laurentia, liebe Laurentia mein. Wann werden wir wieder beisammen sein? – Am Montag. – Ach, wenn doch alle Tag Montag wär, und ich bei meiner Laurentia wär, Laurentia wär. Laurentia, liebe Laurentia mein. Wann werden wir wieder beisammen sein? – Am Dienstag. – Ach, wenn doch alle Tag Montag, Dienstag wär, und ich bei meiner Laurentia wär, Laurentia wär. usw. 34 Moraitis S. 1-2. Häring (2011). 36 http://blog.refak.at/methoden-fuer-jede-seminarphase/ 35 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 23 Drei kleine Fische Drei kleine Fische, die schwimmen im Meer blubb blubb blubb blubb da sagt der Kleinste: „Ich will nicht mehr! blubb blubb blubb blubb Ich will viel lieber in einen kleinen Teich Weil im Meer gibt es Haie und die fressen dich gleich blubb blubb blubb blubb (3 Finger zeigen 3) (Hände werden gefaltet und Schwimmbewegungen nachgeahmt) (Hände machen Luftblasen) (mit Fingern Zeichen für klein) (Zeigefinger hin und her bewegen für „Nein“) (Hände machen Luftblasen) (mit Fingern Zeichen für klein) (Hand auf den Kopf als Zeichen für Haiflosse) (Hände klappen aufeinander) (Hände machen Luftblasen) Fester Bestandteil der Abschlussphase sollte eine Reflexions- und Feedbackrunde sein. Dies kann in der Gruppe passieren oder in Einzelarbeit, jeder für sich. Das Innehalten und bewusste Reflektieren schult die Beobachtungs- und Kritikfähigkeit und hilft den TN sich selbst und die anderen besser zu beurteilen. Oft fällt es aber schwer auf die Frage: „Na, wie hat es euch gefallen?“ zu antworten. Um nicht bei einem „Es war ganz lustig“ stehen zu bleiben, kann man die Rückschau auf verschiedene Ebenen lenken: Was nehme ich inhaltlich mit? Wie ist es mir persönlich in den Übungen gegangen? Was habe ich in ästhetischer Hinsicht gelernt? Was habe ich sprachlich gelernt? 37 oder konkreter auf das Spiel hin: Besprechung der Rollenmerkmale vor (War der Kellner freundlich?) Betrachtung des Spielverlaufs (Worin bestand der Konflikt? Wie wurde er gelöst? Welche Alternativen gibt es?) abschließend die Korrektur der sprachlichen Fehlgriffe 38 Nicht immer ist es leicht, sich und andere vor Publikum zu bewerten. Methoden um der Evaluation die Exponiertheit zu nehmen wären:39 Stummer Dialog: Die Fragen hängen im Raum und TN schreiben ihre Assoziationen ohne zu sprechen dazu. 37 Horngacher (2010): S. 33. vgl. Dauvilier (2004) 39 Tselikas 1999: 131f 38 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 24 Tagebuch: TN schreiben Impressionen zuerst für sich auf und teilen sie dann in der Kleingruppe, wo ein Plakat oder ähnliches gestaltet wird, das dann der Großgruppe präsentiert wird. Assoziations-Blitzlichter: Die TN stehen im Kreis und nacheinander kommentieren sie das Erlebte. Erinnerungsreise: Der Spielleiter/die Spielleiterin führt durch die vergangene(n) Aktivität(en) und die SchülerInnen schließen die Augen und lassen ihren Gedanken freien Lauf. Selbstevaluation: Angelehnt an die Kann-Beschreibungen des Europäischen Referenzrahmens wird eine Tabelle wie die hier unten erstellt, damit jeder Lerner/jede Lernerin selbst evaluieren kann, an welchem Punkt des Lernprozesses er sich gerade befindet. In einer Gruppenphase werden diese Tabellen besprochen und kommentiert. Verwendet man diese Raster bei jedem Projekt, kann ein Portfolio entstehen, das individuelles Lernen dokumentiert und grafisch darstellt.40 Kann sehr gut gut weniger gut noch nicht gut ... sich in eine Person einfühlen ... festgefahrene Rollenmuster auflösen ... in der Situation seiner Rolle denken und handeln ... in einer Szene frei agieren ... originell in seinen Ideen sein ... sich an verabredete Regeln halten ... Text szenisch darstellen ... eine Szene ästhetisch gestalten In der Fremdsprache ist auch die sprachliche Richtigkeit bei mündlichen Übungen und die Korrektur von Fehlern ein wichtiges Thema. Diese sollte – solange das Verständnis nicht 40 Kirsch (2013): S. 125 ff. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 25 beeinträchtigt ist – auf die Reflexionsphase oder die Folgestunden verschoben werden um den Kommunikationsfluss nicht zu unterbrechen.41 Warum (nicht) Dramapädagogik im Unterricht? Aufgabe 8: Engel und Teufel Sozialform: Tischgruppen Zeit: 20 Minuten Bilden Sie am Tisch 4er Gruppen, je zwei sind Engel, zwei sind Teufel. Wir haben viele Beispiele für Dramapädagogik im Unterricht gesehen, gehen Sie jetzt kurz in sich. Die Engel überlegen: Welche Gründe sprechen, Dramapädagogische Elemente im Unterricht zu verwenden? Die Teufel überlegen: Welche Gründe sprechen dagegen? Welche Probleme können auftauchen (Raum, sprachliches Niveau, Zeit)? Sammeln Sie auf Plakaten Nun liest jede Gruppe, die Argumente der anderen und versucht sie zu wiederlegen. Als Abschluss stellen Sie sich als Gruppe ein Standbild ihrer Einstellung zum heute Gelernten und überlegen sich jeder ein Wort, das zu ihrem Eindruck passt und schreiben es anschließend auf das Gruppenplakat. 41 vgl. Tselikas 1999: 48, Even 2003: 156 Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 26 Literatur: Brinitzer, Michaela; Verena Damm: Grammatik sehen. Hueber: 1999. Cieslak, Renate: Vom Bild zum Text – Dramapädagogische Methoden im Daf-Unterricht. In: Scenario. Volume 2010:1. In: http://publish.ucc.ie/scenario/2010/01/cieslak/06/de Dauvillier, Christa und Dorothea Lévy-Hillerich: Spiele im Deutschunterricht. Langenscheidt: 2004. Dengler, Stefanie u.a.: Netzwerk A1.2. Langenscheidt: 2012. Dengler, Stefanie u.a.: Netzwerk A2.1. Langenscheidt: 2012. Dengler, Stefanie u.a.: Netzwerk A2.2. Langenscheidt: 2012. DICE - Die Würfel sind gefallen. Forschungsergebnisse und Empfehlungen für Bildungstheater und Bildungsdrama. DICE-Konsortium, 2010. In: http://www.dramanetwork.eu/policy_paper.html Eigenbauer, Karl: Theater- und Dramapädagogik im Fremdsprachenunterricht. In: http://daten.schule.at/dl/eigenbauer.pdf Evans, Sandra u.a.: Menschen A1.2. Hueber: 2012 Even, Susanne: Die Bremer Stadtmusikanten und die Wechselpräpositionen. 2005. In: https://theaterdaf.wikispaces.com/file/view/Grammatiklernen+mit+Drama.pdf Even, Susanne: Drama Grammatik, Dramapädagogische Ansätze für den Grammatikunterricht Deutsch als Fremdsprache. Münche: 2003. Funk, Hermann u.a.: Studio D A2. Cornelsen: 2010. Gate, Helene; Kent Hägglund: Bühne Frei. Verlag St. Gabriel: 1991. Häring, Arthur: Seminarunterlagen: Dramapädagogik im DaF-Unterricht. GI Barcelona. 2011. Holl, Edda: Sprach-Fluss. Theaterübungen für Sprachunterricht und interkulturelles Lernen. Hueber: 2011. Horngacher, Barbara: Wenn die Sprache zum Körper wird. Diplomarbeit. KF Uni Graz: 2010. In: http://ema2.unigraz.at:8090/livelinkdav2/nodes/1062126/Horngacher_Barbara%2005.07.2010.pdf Kirsch, Dieter: Theaterarbeit im DaF-Unterricht. Hueber: 2013. Moraitis, Anastasia: Dramapädagogik – Dramagrammatik. Dramatische Arbeit in allen Fächern. In: ProDaZ – Universität Duisburg, Essen. In: https://www.unidue.de/imperia/md/content/prodaz/prodaz_dramapaed_ueberblick20110505.pdf Tselikas, Elektra: Dramapädagogik im Sprachunterricht. Zürich: Orell Füssli, 1999. Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 27 Anhang: Diese Übungen möchte ich mitnehmen: Was? Warum? Aufwärmen Lernvertrag; Gruppenbildung einstimmen, ankommen, aufwärmen Hauptteil Gruppenkonsolidierung, Themengestaltung, Fokussierung auf das Thema Abschluss Erinnerung, Rückblick, Evaluation des Lernprozesses Rückkehr aus dem Lernprozess Wie? – Übungen und Methoden Sommerseminar im Goethe-Institut Barcelona 7. – 11. Juli 2014 28