1 Goldene Konfirmation 2016 – Eph 4, 15 In dem Herrn Jesus

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1 Goldene Konfirmation 2016 – Eph 4, 15 In dem Herrn Jesus
Goldene Konfirmation 2016 – Eph 4, 15
In dem Herrn Jesus Christus, liebe Gemeinde,
und insbesondere, liebe Goldkonfirmanden,
Pfarrer Gasche sagte vor 50 Jahren in seiner Predigt:
„Alle Menschenziele sind Stationen, sind Rastpunkte, an denen neue Kraft
gesammelt werden kann für die nächste Wegstrecke. An dieser Stelle befinden wir
uns auch heute am Konfirmationstag. Zur Besinnung und Kraftquell soll uns dabei
ein Wort aus dem Epheserbrief helfen: (Eph 4, 15)
„Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe
und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus!“
Dieser Vers war vor 50 Jahren die Jahreslosung und die hat Pfr. Gasche dann als
Grundlage für seine Predigt genommen und sie auch, wohl wissend, wie vergesslich
wir Menschen sind, für seine KonfiGruppe kopiert und Ihnen damals mitgegeben.
Als Ihr Mitkonfirmand Horst Betz sie mir kürzlich mitbrachte, dachte ich im ersten
Moment, ui, dann kannst du es dir ja einfach machen, lies einfach die alte Predigt
von damals noch mal vor und dann kann ja jeder selber für sich nachdenken,
welche Auswirkungen sie für ihn hatten... aber, dann dachte ich, das wäre doch zu
einfach und habe mir meine eigenen Gedanken zum Text gemacht – nicht ohne
immer mal wieder drauf zu schauen, wie mein Vor-Vor-Vorgänger damals versucht
hat, Sie, liebe Goldkonfirmanden, zu einem Leben im Vertrauen auf Jesus Christus
zu ermutigen... denn das spürt man seinen Worten sehr schön ab. Und ich bin überzeugt, das gleiche Ziel hatten auch die beiden anderen Pfarrer Ihres Jahrgangs, Pfr.
Ohly und Prof. Born. Dass genau dies, nämlich ein Leben zu führen im Vertrauen
auf Jesus Christus, kein einfacher Weg ist, das weiß auch ein Pfarrer sehr wohl,
aber es gibt keinen anderen Weg, wenn denn unser Leben gelingen soll und wir am
Ziel ankommen, nämlich im ewigen Leben bei Gott unserem Herrn.
Was ist nun zu einem gelingenden Leben notwendig?
Fragen wir – genau wie Pfarrer Gasche - noch mal den Apostel Paulus. Der hat der
jungen Gemeinde in Ephesus zwei Aspekte ins Stammbuch geschrieben die dafür
ein gelingendes Leben notwendig sind, nämlich „wahrhaftig sein in der Liebe“,
und: wachsen in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.
Schauen wir nochmal genau hin, zuerst auf das: „wahrhaftig sein in der Liebe“
Das heißt doch mit anderen Worten: ehrlich und aufrichtig sein mit sich selbst,
mit seinen Nächsten und mit Gott“,
es heißt weiter: sich selbst, seine Nächsten und seinen Gott nicht täuschen und
nicht betrügen,
und weiter: sich selbst, den anderen und Gott nichts vormachen keine falschen
Versprechungen machen, sondern treu sein, und liebevoll, barmherzig und
freundlich sein mit sich selbst, mit seinen Nächsten und mit seinem Gott.
An anderer Stelle, im Korintherbrief Kapitel 13, im so genannten „Hohen Lied der
Liebe“, schreibt Paulus eine ganzen Katalog für das Leben in der Liebe und zählt
auf, was die Liebe alles ist und tut und macht – wir haben es in der Schriftlesung
gehört. Ich habe mich gefragt, warum Paulus hier im Epheserbrief nur dieses eine,
das „wahrhaftig sein in der Liebe“ so herausstellt...
Womöglich gab es da in Ephesus gerade „mit dem wahrhaftig sein“ Probleme;
vielleicht waren Gemeindeglieder unter dem Deckmantel der Liebe unehrlich mit
einander umgegangen,
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vielleicht hatte einer einen anderen schön ins Gesicht gelächelt und wer weiß wie
freundlich getan und doch hinter seinem Rücken schlecht über ihn geredet, oder
der Unredlichkeit u Lüge bezichtigt oder betrogen, wer weiß und deswegen hebt
Paulus hier mahnend den Finger: „lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe!“
Heute würde er vielleicht sagen: Wo Liebe draufsteht, da muss auch Liebe drin
sein!
Ich weiß, liebe Gemeinde, solche Ungereimtheiten und auch Heucheleien unter
dem Deckmantel der Liebe kommen in den besten Familien vor und es heißt auch
auch nicht umsonst, dass überall, wo Menschen zusammen leben es auch
„menschelt“... und nirgends ist immer nur alles Friede, Freude, Eierkuchen...Das
ist an sich ja auch gar nicht mal das Problem, sondern es kommt darauf an, wie wir
damit umgehen... z.B. dass wir, dann, wenn es Schwierigkeiten gibt, wir dabei
dennoch liebevoll und ehrlich miteinander umgehen, und sich nicht gegenseitig
fertig macht, verletzt, denunziert und schlecht macht...
Ich finde es auch sehr bezeichnend und vorbildlich, dass Paulus sich nicht über die
Gemeinde dort stellt, sondern sich selber mit einbezieht: „Lasst uns“, sagt er,
„lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe“. Das zeigt mir eine große Demut des
Apostels wenn er signalisiert: ich brauche die Ermahnung genauso wie ihr
Epheser...
Ob auch die Herborner Kirchengemeinde in den 60er Jahren eine solche Ermahnung
besonders nötig hatte, weiß ich nicht. Ich denke, eine solche Ermahnung kann zu
keiner Zeit schaden - auch heute nicht... Pfr. Gasche hat damals in seiner Predigt
an Euch Konfirmanden oft erwähnt, dass es wichtig sei, „sich gegenseitig gelten zu
lassen!“... ob das vielleicht damals eine Rolle spielte, dass manche sich über
andere stellten, oder auf andere herabsahen... ich weiß es nicht. Ist jetzt auch gar
nicht so wichtig. Wichtig jedoch ist mir aber der zweite Teil des Verses, wo es
heißt, dass wir „in allen Stücken wachsen sollen zu dem hin, der das Haupt ist,
Christus!“
Damit überhaupt etwas wachsen kann ist es nötig, dass zuvor etwas ausgesät
wurde. Es gibt ein schönes Gleichnis von Jesus, wo er von einem Säemann spricht,
der über das Feld schreitet und Samenkörner ausstreut. Dabei achtet er gar nicht
groß darauf, wo der Samen alles hinfällt; er sät einfach aus in der Hoffnung, dass
es aufgeht und Frucht bringt.
Als die Jünger Jesus fragen, was er mit diesem Gleichnis meint, sagt er: das
Saatkorn ist wie das Wort Gottes: auch das wird ausgesät und fällt in die Herzen
der Menschen hinein. Aber ob das Wort dann auch aufgeht und Früchte bringt, das
ist dann auch wie das Wachsen einer Saat. Und das beginnt mit dem einwurzeln,
auf aufgehen, Halm treiben und Ähren bilden und schließlich dem Frucht bringen.
Und wie bei einem Samenkorn kommt es bei dem Wort Gottes vor, dass es Wurzel
zieht und aufwächst, aber wie bei dem Samenkorn kann es sein, dass der Boden
steinig ist und es geht wieder ein; oder: ein Wort zieht zwar Wurzeln, geht sogar
prächtig auf, aber dann sind da andere Worte, Menschenworte, die es
überwuchern und es geht wieder ein; oder ein anderes Wort kommt gar nicht mal
zum Wurzel ausbilden, sondern da kommen die Raben, also ganz andere Gedanken
und Ideologien, und fressen es auf, aber, so sagt Jesus, es gibt auch die Worte
Gottes, die in aller Stille und Selbstverständlichkeit aufgehen und vielfältige Furcht
bringen...
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Aber: einen Unterschied zwischen dem Samenkorn und dem Wort Gottes gibt es
doch: Während ein Samenkorn einmal ausgestreut ist, bleibt es einfach da liegen
wie es hingefallen ist; es ist dem Ackerboden sozusagen hilflos ausgeliefert. So ist
das bei uns Menschen aber nicht: wir haben die Möglichkeit, selber das Wachstum
und Werden des Wortes zu beeinflussen, m.a. W. wir können, wenn wir das Wort
Gottes hören, es in uns aufnehmen und etwas damit machen! Wir können ihm
Nahrung geben oder es absterben lassen; wir können es immer wieder hören oder
es beiseite legen; wir können auf es hören oder unsere Ohren verschließen; wir
können es aufnehmen oder ablehnen. Diese Freiheit hat uns Gott geben.
Ich bin überzeugt: Gott gibt das Wort in eines jeden Menschen Herz. Schon bei
unserer Taufe legt er es in uns hinein. Im Kindergottesdienst, im Religionsunterricht, im Konfirmandenunterricht, in Gottesdiensten, bei Trauung und Beerdigung
wird uns das Wort immer wieder vor Augen gestellt. In jedem Leben gibt es verschiedene Phasen, wo wir mal näher dran sind, mal weiter weg, und da haben wir
alle unsere eigenen Erfahrungen – ganz verschieden, sicher, aber jedem ist dieses
Wort schon bei der Taufe in unseren Ackerboden, in unsere Herzen, hinein gelegt.
Am Tag der Konfirmation vor 50 Jahren wurde es jedem Einzelnen von Ihnen noch
mal ganz besonders mit einem persönlichen Segen verbunden und damit wurden Sie
ins Leben hinaus geschickt mit der großen, großen Bitte und Hoffnung von allen,
die damals dabei waren, dass dieses Wort Gottes Ihnen Segen bringt, Heil und
Zukunft, dass Ihr das Eure dazu tut, dass es wächst und gedeiht hin zu dem, der
alles gibt und schenkt: der das Haupt ist, Jesus Christus.
Wenn wir jemanden als das „Haupt“, oder als den „Kopf“ bezeichnen, dann meinen
wir damit, dass er derjenige ist, der alles im Griff hat, alles bestimmt und von dem
alles abhängig ist. Und genau das meint Paulus, wenn er Jesus Christus als das
Haupt bezeichnet. Jesus Christus ist derjenige, der uns miteinander verbindet, der
uns Leben, Licht und Freude schenkt, der uns erhält und durch den Tod hindurch
ins das ewige Leben führt.
Durch die Verbindung mit ihm sind wir Brüder und Schwestern, durch die
Gemeinschaft mit ihm bekommt unser Leben Sinn und Ziel; durch das Hören auf ihn
empfangen wir Wegweisung und Hilfe; durch die Verbindung mit ihm werden wir,
ach was, sind wir Gottes Kinder, die nichts und niemand aus seiner Hand reißen
kann... Darauf dürfen wir blind vertrauen. Und je mehr wir uns bewusst darauf
ausrichten, desto gewisser, fröhlicher und gelassener können wir in die Zukunft
gehen.
Das ist wie bei den Blumen... meine Frau hatte vor einiger Zeit so Hyazinthen mitgebracht und wir haben sie zu Hause in eine Ecke auf die Fensterbank gestellt ...
Vor einer Woche sah man nur die Zwiebel, dann waren die grünen Halme zu sehen,
wurden von tag zu Tag größer, dann kamen die schon etwas ausgebildeten Blüten,
allerdings immer noch verborgen in einer Blatthülle und dann sah man die Farben
und die Blume in ihrer Pracht und noch etwas fiel mir auf: da die Pflanze in einer
Ecke stand, wuchs sie total schräg zum Licht hin, zur Sonne hin.
Genau so, dachte ich, liebe Schwestern und Brüder, so sollen wir zu unserem
Haupt, zu Jesus Christus hin wachsen...
Dass wir überhaupt zu ihm hin wachsen dürfen, dafür hat Jesus Christus sein Leben
geben und in dieser Tagen der Passionszeit denken wir besonders daran. Am Kreuz
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hat er den Weg dazu frei gemacht. Pfr. Gasche sagte in seiner Predigt: „Am Kreuz
begegnet uns die Liebe Gottes zum Menschen, der nicht sterben, sondern leben
soll. Das will hinein in unseren Alltag, in unser Denken und Herz“ ... und da bleibt
mir nur noch hinzuzufügen: damit wir wachsen bis in den Himmel hinein.
Es ist schön, liebe Goldne Konfirmanden, und ich sage das auch bim Blick auf die
„grünen“ Konfirmanden die hier unter uns sind... es ist schön, dass wir das auch
heute Morgen wieder feiern dürfen. So wird dieser Tag heute wieder zu einer
Station, zu einer Raststätte, an der wir alle neue Kraft sammeln können für die
nächste Wegstrecke, so wie Pfr. Gasche es schon einmal vor 50 Jahren an ihrem
ersten Konfirmationstag gesagt hat. Amen
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre und stärke eure
Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
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