Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt

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Erfahrungsbericht - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name: J a n e M a r i n o
Austauschjahr: 2013/ 2014
Gastuniversität: Università di Pisa
Stadt: Pisa
Land: Italien
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Motivation
Für mein Masterstudium „Aisthesis. Historische Kunst- und Literaturdiskurse“ war ein Auslandssemester Pflicht. Lange überlegte ich wohin es gehen soll. Im Laufe meiner schulischen
und akademischen Laufbahn erlernte ich einige Sprachen, jedoch leider nicht die Sprache
meines italienischen Vaters. So entschied ich mich, diesen Verlust mit meinem Studium zu
verbinden. Meine Wahl fiel dabei aus Pisa, da die Uni insgesamt in Italien einen sehr guten
Ruf genießt und ich auf ein Studium mit höherem Anspruch nicht verzichten wollte.
Vorbereitung
Das stressigste an der Vorbereitung war wahrscheinlich die Bewerbung selbst, vor allem
wenn man sich länger gar nicht so sicher ist, wohin es gehen soll. Ich muss sagen, die Unterstützung bei der Organisation von der Universität Augsburg war echt super. Ich wüsste
gar nicht was man da besser machen könnte. Die Damen des Akademischen Auslandsamt
waren sehr schnell beim Beantworten von Fragen und immer sehr verständnisvoll. Die PreDeparture Session im März war sehr hilfreich und die zusammengestellte Mappe mit sogar
schon Informationen der Gastuniversität zum Aufenthalt selbst war perfekt. Insgesamt war
das alles gar nicht so anstrengend. Auch das Abschließen einer Auslandskrankenversicherung ging recht zügig. Ich wählte dabei die Allianz, auch wenn mir bewusst ist, dass es da
viele billigere Alternativen gibt. Auch entschied ich mich in Italien ein Bankkonto zu eröffnen.
Ich fand vor Ort die Banco Populare, in der Nähe vom Piazza dei Cavalierie, die kostenlos
Studenten Girokonten anbietet. Mit der Hilfe meines Vaters war das Eröffnen des Kontos
kein großes Problem. Das Onlinebanking ist nicht zu empfehlen, nur möglich von einem einzigen PC, mit aufwendigem Installieren eines Sicherheitsschlüssels. Aber wenn man das
Konto eigentlich eh nur benötigt um einfach Geld aus Deutschland zu bekommen, ist das
eigentlich kein großes Problem.
Ankunft
Mein Vater hat mich mit dem Auto nach Pisa gefahren. Da ich eigentlich aus GarmischPartenkirchen bin, betrug die Anreise nur ein bisschen mehr als fünf Stunden und ich konnte aus
diesem Grund auch eigentlich alles Nötige und Unnötige mitnehmen.
Unterbringung (Kosten, Standard, etc.)
Ich wusste schon sehr früh, dass mein Vater mich auf jeden Fall nach Pisa bringen wird, deswegen war es für mich wichtig, schon vor der Anreise zu wissen, wo ich wohne. Aus diesem Grund
habe ich mich schon sehr früh über eine Unterkunft gekümmert. In vielen Erfahrungsberichten
über Pisa war zu lesen, dass es unmöglich sei, in einem Studentenheim unterzukommen. Jedoch
beschloss ich, trotzdem mal eine Mail an die DSU zu schreiben. Das war schon im Mai. Nach
einer Woche bekam ich eine Antwort mit der Zusicherung, dass ich einen Platz bekommen habe.
Dabei hatte ich es gut getroffen: das Wohnheim Fascetti befindet sich quasi hinter dem Piazza
dei Cavalieri und liegt ziemlich zentral in der Innenstadt. Eine Monatsmiete betrug 327 € inklusive
Nebenkosten. Dabei ist zu beachten, dass es im Wohnheim kein WLAN gibt und man das Internet auch nur nutzen kann, wenn man vollständig immatrikuliert ist. Bei den Botengängen in Italien, kann das schon mal ein wenig dauern.
Das Zimmer hatte alles was man braucht: eine kleine Kochnische, eigenes Bad mit Dusche, genügend Staumöglichkeiten, Bett, Telefon. Waschmaschinen und Trockner waren auch vor Ort.
Das Waschen kostete 1 €, der Trockner 50 Cent. An der Ausstattung hatte ich nichts zu beklagen. Leider war das Haus sehr hellhörig und die Feuermelder in anderen Zimmern waren ein wenig defekt, weshalb man manchmal keinen so angenehmen Schlaf hatte. Außerdem hörte man
auch Nachbarn reden. Kann sein, dass ich da ausgesprochen laute Studenten erwischt habe.
Auch kam es öfters zu Kontrollen. Das heißt, es hing ein Zettel aus, dass an Tag x und y das
Zimmer kontrolliert wird. Jedoch kamen die Kontrolleure nie in mein Zimmer, sondern wollten nur
meinen vollen Namen hören. Ich denke, das liegt daran, dass das Wohnheim eigentlich für minderbemittelte Studenten ist. Die meisten Studenten, die ich hier kennengelernt habe, zahlen gar
nichts für das Wohnen. Somit will man, denke ich. unerlaubte Untervermietung kontrollieren. Außerdem durfte man nur höchstens zwei Gäste in seinem Zimmer unterbringen, das wurde von der
Rezeption kontrolliert. Dies hatte jedoch auch ihre Vorteile, viele Freunde warteten vergeblich auf
Post. Bei mir nahm die Rezeption die Pakete an und riefen mich dann auf meinem Zimmer an,
dass ich mir das Paket abholen konnte. Außerdem waren die „Aufseher“ immer sehr nett und
hilfsbereit, auch wenn es oft zu Missverständnissen kam.
Uni (Kursangebot, Kursniveau, Prüfungsarten, etc.)
Für meine Uni war es wichtig, dass ich genau 14 ECTS hier erbringe. Dafür habe ich zunächst
mehrere Veranstaltungen besucht, bis ich mich entschlossen hatte, welche es denn nun sein sollen. Dabei besuchte ich mal sehr anspruchsvolle Vorlesungen (Storia della politica) oder manche,
die überhaupt nicht dem deutschen Niveau entsprachen (Storia delle arti applicate e dell'oreficeria). Am Ende machte ich die Prüfungen in drei Kursen. Ein Kurs (Storia dell'arte nordamericana)
war auf Englisch. In der Prüfung musste ich ein Referat über ein vorher mit der Dozentin abgesprochenes Thema halten. Außerdem musste ich noch zwei, etwa elf Seiten lange, Essays (auf
Englisch) verfassen. Das ist für sechs ECTS schon ein recht umfangreiches Programm. Außerdem machte ich in dem Kurs „Storia del costume e della moda“ Prüfung. Dabei musste ich zu
einem ein Buch über die Geschichte der Mode auf Italienisch lesen und ein weiteres frei gewähltes Buch gut lernen. Die Prüfung war mündlich. Ich hatte große Bedenken, jedoch war Frau Niccoli ausgesprochen nett und wohlwollend und die Prüfung verlief besser als gedacht. Für einen
anderen Kurs (Teorie della narrazione cinematografica) fertigte ich eine zwei Seiten lange Rezension (auch auf Italienisch) über einen Film an.
Vorlesungszeiten, Aufbau des Studienjahres
Zu Beachten ist, dass in Italien eine Lehrveranstaltung mehrmals die Woche stattfindet, dafür gibt
es in der Regel aber auch mehr Leistungspunkte. Begonnen hat das Studium Ende September,
die Vorlesungen gingen bis Ende Dezember, danach folgte zwei Monate Zeitraum für die Prüfungen.
Leben auf dem Campus (Kosten, Mensa)
Ein großes Essen in der Mensa kostet vier Euro. Die Qualität war sehr wechselhaft und es war
immer ausgesprochen laut. Auch war man sich nie sicher, was nun alles mit den vier Euro an
Kombinationen möglich war. Im Notfall ist die Mensa aber auf jeden Fall einen Besuch wert,
wenn man gar keine Lust auf Kochen hat. Andere Leistungen der Universität wie Sport nahm ich
nicht in Anspruch.
Sprachniveau bzw. Sprachkurse vor Ort
Ich muss zugeben, dass ich das mit der Sprache ein wenig auf die leichte Schulter nahm. Auch
wenn ich nie Italienisch lernte zu sprechen (einen A2 Kurs vor zwei Jahren zuvor), verstand ich
doch relativ viel. Ich lernte zwar im Selbststudium mehrmals die Wochen Vokabeln zum Themenfeld, doch im Nachhinein würde ich jeden Sprachkurs wahrnehmen, der angeboten wird. Ich hatte
zwar bei den Prüfungen keine Probleme mich in Italienisch auszudrücken, jedoch hätte ich mich
gefreut, mich mit den Dozenten auf einem höherem Niveau unterhalten zu können. Leider gab es
in Pisa keine große zeitliche Auswahl bei dem Sprachkurs, so dass beide angebotene Kurse für
mein Niveau zu Zeiten stattfanden, wo ich Lehrveranstaltungen besuchte.
Lebenshaltungskosten
Da ich schon ein wenig älter bin, als die meisten Erasmusstudenten, war das tägliche Party machen nicht mehr so ganz mein Interessengebiet. Dieser Aspekt sorgte natürlich dafür, dass ich
nicht so viel Ausgaben hatte. Außerdem war der nächste Supermarkt zwei Kilometer zu Fuß entfernt, spontane Einkäufe waren aus diesem Grund eher die Ausnahme. Weil ich nicht zu oft immer so viel Zeit für den Einkauf für Lebensmittel verschwenden wollte, kaufte ich oft im Voraus für
zehn Tage ein. Mit dieser Methode konnte ich eine Menge Geld im Gegensatz zu Deutschland
sparen. Schön billig war auch der Zug in Italien. Man kann Tickets online oder am Schalter am
Bahnhof kaufen, ein Abstecher ins schöne Lucca lohnt sich dabei immer. Jedoch ist es auch immer die Frage, welches Budget die neuen Freunde in Pisa haben. Meine Freunde waren leider
keine so großen Fans vom auswärts essen in schicken Restaurants, wäre es so gewesen, hätte
ich wahrscheinlich weitaus mehr Geld im Monat ausgegeben ;)
Kulturschock/ kulturelle Eigenheiten
Am schlimmsten in Italien ist mit Abstand die Bürokratie. Oft wurde man von einem Amt zu anderem verwiesen. Schlimmer war auch, dass man sich nicht immer auf die Öffnungszeiten des
Erasmusbüros in Pisa verlassen konnte. Mein Transcript of Records musste mir eine Freundin in
Pisa abholen und nach Deutschland bringen, weil das Büro einfach gar nicht besetzt war. Jedoch
gab es eigentlich immer für alles eine Lösung und die Italiener waren eigentlich immer sehr hilfsbereit. Ansonsten war ich mit der italienischen Eigenheit schon vertraut. So dass es für mich keinen großen Kulturschock gab. Die leicht umständliche Art kannte ich schon von der Familie meines Vaters.
Klima/Wetter
Das Wetter war prima. Meistens sehr viel wärmer als in Deutschland. Es hat nie gefroren. Nie
musste ich Angst vor Glatteis haben. Beeindruckend waren aber die häufigen Gewitter und Stürme, die sogar für Tage anhalten konnten. Als ich da war, kam es auch kurzzeitig zu einer leichten
Katastrophenstimmung als der Arno eine gefährliche Höhe annahm. Dafür wurde sogar die Universität für einen Tag geschlossen, weil die Brücke gesperrt war. Ansonsten kann man sich aber
wirklich nicht über das Wetter in der Toskana beschweren.
Soziale Kontakte
Leider muss ich zugeben, dass ich kaum die Chance hatte tiefe Freundschaften mit Italienern zu
entwickeln. Das lag zu einem an mir und zu anderem auch an den Italienern. Da ich nicht mit Italienern zusammen wohnte, sondern alleine, war es schon schwer. Ich lernte viele andere Erasmusstudenten kennen und schätzen. Auch reden die Italiener nicht sonderlich viel vor den Vorlesungen miteinander, mir kamen die meisten sehr passiv rüber. Natürlich unterhielt ich mich mit
der ein oder anderen mal länger oder kürzer, aber zu Treffen außerhalb der Universität kam es
so leider nicht. Ich denke, dass dafür vielleicht auch ein halbes Jahr zu kurz ist. Ich bin leider
nicht so der Typ, der so leicht auf andere zugeht. Einsam muss aber denk ich niemand in Pisa
bleiben, die ESN organisiert immer eine Menge Veranstaltungen und in anderen Erasmusstudenten aus den verschiedensten Ländern können sich auch tolle Freundschaften entwickeln.
Die Stadt
Pisa ist eine süße kleine Stadt, schnell hat man sich orientiert, weiß wo es den besten Espresso
gibt und sich die beste Bar befindet. Da kann ich auf jeden Fall das Sottobosco empfehlen, gute
Musik, guter Wein, nettes Personal und ein bisschen schrullig. Was mir jedoch sehr in Pisa gefehlt hat, das kann auch einfach daran liegen, dass ich im Wintersemester da war, war das Fehlen von Natur. Es gab keinen kleineren Park in der Nähe wo man sich zum Lesen mal unter einen
Baum setzen konnte oder an sich, ist Pisa eine Stadt wo es kaum Bäume gibt. Wer mal zum Vergleich in Perugia war, weiß dass es auch anders geht. Als ich wieder zurück in Bayern war und
der Frühling los ging, merkte ich richtig, wie sehr mir das gefehlt hat.
Fazit
Ich kann jedem ein Auslandssemester empfehlen. Man lernt nicht nur was über andere Kulturen,
sondern auch eine Menge über sich selbst. Klar gab es Höhen und Tiefen, aber im Nachhinein
war das Auslandssemester eine tolle Zeit, die ich nicht missen würde. Sprachlich habe ich einiges dazu gelernt, bzw. endlich die Angst abgelegt, Italienisch zu sprechen. Auch fachlich war Pisa nicht zu verachten, ich konnte neue Gebiete kennenlernen und die italienische Sicht auf andere Themenbereiche kennenlernen. Ich fühlte mich von den Italienern immer akzeptiert und nie
hatte ich das Gefühl, als Fremde abgestempelt zu werden. Ich finde, das spricht schon für das
Land und die Leute.
Wichtige Links:
http://www.dsu.toscana.it/it/alloggi/residenze_universitarie/pisa/index.html
http://lettereold.humnet.unipi.it/ai/
http://omero.humnet.unipi.it/