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Druckansicht 1 von 1 http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/kreuztal/2009/11/16/new... DerWesten - 16.11.2009 http://www.derwesten.de/nachrichten/nachrichten/staedte/kreuztal/2009/11/16/news141140327/detail.html Kreuztal, 16.11.2009 Jugenderinnerungen aus der Vorwendezeit waren jetzt im ost-westlichen Doppelpack im Radio zu hören - auch aus Kreuztal. Der Tag, an dem die Beatles beinahe nach Marburg kamen, war Stoff für einen Fernsehfilm. Die Geschichte, warum Gregor Gysi nicht nach Kreuztal kam, hat der in Berlin lebende Journalist Thilo Schmidt zur Titelzeile eines Radio-Features gemacht, das jetzt im Doppelpack Premiere hatte. Schmidt reiste mit seinem Kollegen Rolf Niebel in dessen Geburtsstadt Schwedt, Niebel begleitete Schmidt in seine Siegerländer Heimat. Zum 20. Jahrestag der deutschen Vereinigung begaben sich die Autoren auf die Spuren ihrer Jugend - drüben die bröselnde „Platte”, und hüben, ja, tatsächlich so etwas wie die Suche nach einem Vorbild in der DDR. „Eine sehr pubertäre Perspektive”, räumt einer der älteren aus der Kreuztaler Juso-Clique ein, zu der Schmidt erst 1992, als 16-Jähriger gestoßen ist. Da war die Mauer schon weg. Thilo Schmidt nimmt seinen Partner aus Ostdeutschland zu einem Wiedersehens-Wochenende nach Kreuztal mit: Mittdreißiger erinnern sich an ihre Zeit bei den Jungsozialisten, die für sie viel mehr war als eine Plattform für politisches Engagement - in ihrem Rückblick fast schon so etwas wie eine Lebensgemeinschaft, für die das Alte Feuerwehrhaus, damals noch selbstverwaltetes Kulturzentrum, ein Zuhause wurde. Sie erzählen: von einer behüteten Jugend in bürgerlichen Elternhäusern, von kleinstädtischer Tristesse, von ihrem Einsatz gegen die neuen Nazis, für den Jugendtreff Busch-Hütte, den sie selbst mitgebaut haben, natürlich auch gegen den Namen des Gymnasiums, das nach Friedrich Flick benannt war. „Nestbeschmutzer” vom anderen Stern Sie erinnern sich: daran, dass sie als „Nestbeschmutzer” beschimpft wurden, wie sie sich selbst eine Umgebung der Weltoffenheit und Toleranz schufen, die sie - heute über die ganze Republik verteilt - in ihr erwachsenes Leben hinüberretteten. Und sie singen: die alten Lieder von Mey und Wader, die Internationale, so wie damals. Thilo Schmidt, der Autor des Features, scheitert dank professioneller Distanz dabei, noch einmal völlig einzutauchen in diese Welt seiner Kreuztaler Jugend, die heute nichts als ein Luftschloss ist - und es womöglich damals auch schon war: „Ich werde das Gefühl nicht los, auf einem anderen Stern gelandet zu sein.” Einem schönen Stern. Gysi? Den haben die Jusos in Bonn besucht. Dass aus dem Besuch in Kreuztal nichts wurde, lag an der SPD. Die wollte auf dem Podium nicht von dem eloquenten Ex-DDRler runtergeputzt werden. Auch eine Legende? sw Wiederholung am 2. Januar, 18.05 Uhr im Deutschlandradio Kultur 23.11.2009 19:21