Paletten und Symbolleisten

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Paletten und Symbolleisten
Branchen News
Publisher 5·2000
Editorial
Paletten
und Symbolleisten
Beim Zeichnen mit Illustrator, beim Arbeiten mit
Photoshop, beim Layouten mit InDesign stehen Paletten auf
dem Bildschirm herum. Diese Paletten können nach Belieben
auf dem Monitor angeordnet werden. Das ist auch gut so,
denn jeder richtet seinen Arbeitsplatz nach seinen Bedürfnissen ein. Nun hat sich doch Adobes Konkurrent Macromedia
erdreistet, in seinen Programmen auch Paletten zu implementieren, die frei auf dem Bildschirm platziert werden können.
Das will Adobe nicht dulden, schliesslich ist das Anordnen
von Paletten durch Adobe-Patente geschützt. Adobe wehrt sich
folgerichtig mit Klagen an amerikanischen Gerichten.
Der gewöhnliche Benutzer fragt sich, ob es nicht schon
früher Programme mit Paletten gab. Und was genau an dieser
Idee von Paletten so schützenswürdig ist. Ob da nicht viel
eher der Futterneid zwischen den beiden Softwarehäusern den
Ausschlag zur Klage gegeben hat? Schliesslich
versuchen beide Firmen, grösstenteils auf dem
gleichen Feld ihre Kunden zu gewinnen. Man
denke an Illustrator – Freehand, LiveMotion –
Flash, GoLive – Dreamweaver.
Es scheint sich jedenfalls zu bestätigen,
dass heutzutage das grosse Geld nicht mehr
mit Produkten, sondern mit Rechten und
Patenten gemacht wird. Das haben auch
schon andere Firmen und Personen gemerkt: In Deutschland
ist das Wort «Explorer» geschützt (nicht vom grossen SoftwareRiesen aus Redmond), wer es trotzdem benutzen will, muss
zahlen. Selbst Microsoft soll Gebühren entrichten. Anderes
Beispiel: Wer ein Gif-Bild verwendet, entrichtet mit grosser
Wahrscheinlichkeit Lizenzgebühren an Unisys, weil bei GifBildern der LZW-Komprimierungsalgorithmus verwendet wird,
und auf diesen besitzt Unisys ein Patent. Auch ein Hyperlink
ist eine patentierte Idee. Zum Glück muss dafür (noch) nichts
bezahlt werden; wer weiss, wie sonst die Konsequenzen aussähen.
Um nochmals auf die Paletten zurückzukommen: Wer hat
sich nicht auch schon geärgert über die viel zu vielen Paletten,
oder über den zu kleinen Bildschirm. Und immer ist die benötigte Palette irgendwo, aber nicht, wo sie sein sollte. Darum
hat sich Adobe etwas Neues einfallen lassen, beziehungsweise
die alten Programme durchforstet. Mit Photoshop 6 wird nämlich ein alter Bekannter wieder reaktiviert: die Symbolleiste.
Ihr Verschwinden (bzw. ihr Nicht-Vorhandensein) in InDesign
hat vor einem Jahr laute Kritik ausgelöst, in der neuen Photoshop-Version taucht sie jetzt wieder auf. Hoffen wir, dass
Adobe die Symbolleiste genügend durch Patente geschützt hat,
so dass sich keine Nachahmer finden!
Felix Moser
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