MS_procycling_deutsch Kopie 1
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>>RADSPORT-PRAXIS WERKZEUG FÜR WÜSTE ANSTIEGE Eigentlich ist der schönste Job bei Procycling der schwerste. Immer wieder testet Marcel Wüst Räder, die große Klasse sind. Da kann man den Überblick verlieren, welches das Allerbeste ist. Das Allerleichteste bisher scheint jedenfalls das Kuota KOM zu sein. Fotos Kai Dudenhöfer 102 Procycling 6|07 6|07 Procycling 103 >>RADSPORT-PRAXIS Naben waren (nach dem Entfernen einer überflüssigen Dichtung) extrem gut. Hier sei allen Mark-1-Besitzern empfohlen, bei älteren Modellen diese Dichtung zu entfernen – dann dreht sich das Laufrad mehr als doppelt so lang, wenn man es leicht anschiebt. Bei den neuen Modellen wird auf diese „Extrabremse“ Gott sei Dank verzichtet. Kuotas KOM – was nach meiner Interpretation „King of the Mountain“ heißen müsste – ist zwar wieder mal ein schwarzes Carbonbike, mit seinen zahlreichen Details aber sicher kein Allerweltsfahrrad. Schon im Tretlagerbereich fällt eine Extraportion Fasermaterial auf, die zumindest so aussieht, als erhöhe sie die Stabilität, und auch der Wishbone-Hinterbau verströmt eine gewisse optische Eleganz, gepaart mit angenehmen Fahreigenschaften. „Ein Rahmen, mit dem besonders das Fahren in bergigem Gelände ein Freude ist.“ >> TECHNISCHE DATEN Rahmen Gabel Gruppe Kurbeln Kettenblätter Kassette Laufräder Bereifung Lenker Vorbau Headset Sattelstütze Sattel Extras Gewicht Preis Kontakt D a die Konkurrenz auf dem hart umkämpften Carbon-Rennradmarkt groß ist, müssen die die Topmodelle der Radindustrie immer leichter, innovativer und mit noch mehr Fahrspaß verbunden daherkommen. Das neue Kuota KOM macht da keine Ausnahme. Meine Testfahrt mit dem italienischen Renner machte ich diesmal nicht in südlichen Gefilden, sondern ganz bodenständig zu Hause – ich nutzte das ungewohnt milde Aprilwetter für eine Spritztour durchs Rheintal. Gleich neben einem der meistbestiegenen Berge der Welt, dem Drachenfels im Siebengebirge, führte mich mein Weg auch zum Nobelhotel Petersberg auf dem gleichnamigen 331-MeterHügel, wo ich mir auf der etwa zwei Kilometer langen, allerdings brutal steilen Steigung (und einer ebensolchen Abfahrt!) ein sehr gutes Bild 104 Procycling 6|07 vom Topmodell des italienischen Rahmenherstellers machen konnte. Dass es (wenn auch ohne meine fünf Jahre alten Look Pedale) für ein „illegales“ Gesamtgewicht von nur 6,15 Kilo reichte, haute mich dann schon von den Socken – vor allem, weil sich das Kuota nicht so wacklig fährt wie einige andere Superleichtbauten, mit denen ich bereits das Vergnügen hatte. Laufrad-Tuning Durch die für normale Radrennen zwar nicht zugelassenen, aber dennoch extrem gut fahrbaren Mark-1-Laufräder gewann das Gesamtbild noch ein paar Pünktchen dazu. Der Sound und die gute Aerodynamik der Xentis-Räder machen schon bei niedrigen Geschwindigkeiten Freude, und auch die Laufeigenschaften der Kuota KOM Carbon Monocoque, 895 Gramm K – SSLITE monocoque Campagnolo Record 2007 Campagnolo Ultra Torque, 175 mm 53/39 11/23 Xentis Mark 1 Continental Grand Prix 4000 Kuota Katch 42 Kuota Karbon mono 4 120mm integriert, 1”-1 1/8” Kuota KOM Carbon Selle Italia SLR Carbonio Flow Nokon-Carbon-Zughüllen 6,15 Kilo (ohne Pedale) Rahmenset (Rahmen, Gabel, Steuersatz, Sattelstütze) 2399 Euro, Komplettrad wie getestet 6196 Euro CCM Sport, Tel. 02225/90650, www.kuota.de Als die Straße dann steiler wurde, machte sich das geringe Gewicht deutlich bemerkbar. Besonders wenn ich mit kleinen Übersetzungen aus den Haarnadelkurven herauskam, nahm das KOM schnell und unwiderstehlich Fahrt auf. Auch die Passagen, die ich mit dem großen Kettenblatt fahren konnte, machten Freude, denn es schien sich weder im Tretlagerbereich noch in den Laufrädern jene Art von Torsion einzustellen, die die aufgebrachte Kraft in Ausweichbewegungen verpuffen lässt. Ein Rahmen, mit dem besonders das Fahren in bergigem Gelände eine wahre Freude ist – ein KOM eben. Meine Hände fühlten sich auf Campagnolos Ergopower-Griffen wie immer pudelwohl – die Form passt perfekt und das Schalten mit der neuen 2007 Record-Gruppe könnte nicht angenehmer sein. Einziger Wermutstropfen beim Bergfahren war der Lenker des Kuota. Nicht, das mir das Design nicht gefallen hätte, aber die oben flache Form hat bei normaler Montage des Lenkers abnormal abgeknickte Handgelenke zur Folge. Erst bei extremer Fehlstellung des Lenkers war die Position meiner Hand so, wie ich sie mir für längere Touren wünsche – allerdings mit dem Resultat, dass die Lenkerenden nach oben zeigten und die Bremsgriffe fast nicht zu erreichen waren. 6|07 Procycling 105 << KUOTA KOM Was die Stabilität des Lenkers in Verbindung mit dem Kuota-Vorbau angeht, zeigte sich diese Kombination voll auf der Höhe, und auch die Optik bleibt nicht auf der Strecke. Der AluDeckel auf dem Carbonvorbau sorgt für eine sicherere Klemmung, da das Aluminiumteil auf das genaue Maß gedreht werden kann – eine Eigenschaft, die Carbon wohl nie haben wird. Findige Kabelführung Ein weiteres tolles Detail sind die „Nokon Carbon“-Brems- und Schaltzughüllen. Neben dem Minimalgewicht und toller Funktionalität helfen sie dem KOM dabei, auch optisch ganz weit vorne zu landen. Die Kabelführung des hinteren Schaltzuges konnte man ohne Probleme um den Kopf des Schnellspanners herumlegen, auch am Lenker machten die kleinen Faserteile zum Ganzen gefügt eine extrem gute Figur. Die Montage ist eher etwas für Geübte, aber wer sich traut oder jemanden hat, der’s kann, sollte sich dieses kleine Extra unbedingt gönnen. Der am Rad montierte Sattel ist der bequemste unter den Leichten, wie ich den SLR von Selle Italia gerne nenne, und mit seinem Carbongestell auf der Kuota Stütze passte er perfekt ins Gesamtbild. Nach meiner eingehenden Betrachtung des KOM oben auf dem Petersberg freute ich mich schon auf das, was nun kommen sollte: eine steile, kurvenreiche und wenig befahrene Abfahrt. Ganz gemächlich nahm ich die ersten Kurven, um dann auf einer langen Geraden das KOM auf gut 70 km/h zu beschleunigen und auszuprobieren, wie die Xentis Mark 1 ihre Verzögerungsarbeit machen. Trotz ganz normaler Gummis auf Carbon fühlte sich das Bremsen an 106 Procycling 6|07 wie immer. Das liegt an einem speziell behandelten Kohlefasermaterial, das bereits zum Patent angemeldet worden ist. Die Bremswirkung soll damit bei Trockenheit (kann ich bestätigen) sowie bei Nässe (bitte selbst ausprobieren, kein Regen in Sicht!) genau so gut sein wie mit den klassischen Alu-Felgen. Nicht nur das Anhalten klappte wie am Schnürchen, auch die Geometrie und somit das Fahrverhalten des KOM machten meine Abfahrt zum Freudenfest: Für italienische Verhältnisse ist das Kuota ein eher wendiges Rennrad, mit dem man sich getrost in schnelle Kurven lehnen kann und auch heil wieder heraus kommt. Das Handling ist sozusagen vorrausagbar, wobei das positiv gemeint ist: Ich hatte immer das Gefühl, genau zu wissen, wie das Kuota auf extreme Manöver wie beispielsweise in der Kurve zu verzögern reagiert. Und nicht nur die Bremsperformance der Xentis-Laufräder machte Spaß, auch das bei hohen Geschwindigkeiten produzierte Geräusch und der Blick auf die Oversize-Nabe trugen viel dazu bei, dass mit diese Testfahrt lange in Erinnerung bleiben wird. Ein Wort noch zu den Reifen: Wer Continental „Made in Germany“ fährt, macht sicher nichts falsch. Der GP 4000 hat guten Grip und ist auch für die Drahtreifenvariante der Mark-1-Laufräder eine gelungene Wahl. Leichter und mit weniger Rollwiderstand geht es kaum, und auch für den täglichen Gebrauch sind die Contis top. Wenn „KOM“ wirklich die Bedeutung hat, die ich hineininterpretiert habe, dann hätte ich mir im weißen Schriftzug auf dem Oberrohr allerdings kleine rote Punkte gewünscht – aber (MW)<< wozu gibt es schließlich Nagellack? „Wer Continental fährt, macht sicher nichts falsch. Der GP 4000 hat guten Grip und ist eine gelungene Wahl.“ >> FAZIT Das Kuota KOM ist eine reinrassige Rennmaschine, soviel ist klar. Mit seiner Top-Ausstattung und dem extrem niedrigen Gewicht wird es alle noch so verwöhnten Fahrer zufriedenstellen und auch bei Handling und Fahrvergnügen ist es Spitze. Durch den Hinguck-Effekt der Xentis-Laufräder sorgt die Rennmaschine für einen starken optischen Auftritt, den sie auf der Straße bestätigen kann. Eigentlich ist das KOM doppelt illegal: Die Laufräder sind von der UCI nicht für Straßenrennen zugelassen und es ist zu leicht – also genau das, was sich die Rebellen der Landstraße wünschen. Viel Spaß damit! 6|07 Procycling 107