Gasbetriebene Torpedos für U-Boot Modelle

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Gasbetriebene Torpedos für U-Boot Modelle
TECHNIK
U-BOOT-SPEZIAL
I
m Originalbausatz dieses U-Bootes Typ
XXIII von 32nd Parallel sind bereits gasbetriebene Torpedos vorgesehen. Diese
werden während des Fahrbetriebes aus einem
separaten Gastank befüllt und gemeinsam abgeschossen.
Im praktischen Betrieb ist dieses System konstruktionsbedingt niemals ganz dicht, nicht
ganz unproblematisch, und die Auftriebsverhältnisse des U-Bootes wechseln je nach Füllung und Abschuss der Torpedos unkontrolliert.
Der Baukasten sieht nur den gemeinsamen Abschuss beider Torpedos vor. Ich wollte aber im
Fahrbetrieb die Torpedos auf jeden Fall einzeln
abschießen.
Ich habe mir also Torpedos gebaut, die im Mittelteil einen eigenen Gastank haben. Diese Tor-
In der Ausgabe 9/2001 der „Modellwerft“ habe ich
über mein U-Boot Typ XXIII mit Gastauchtechnik
berichtet. Dabei habe ich schon erwähnt, dass ich
zusätzlich noch Torpedos mit integriertem Gastank
bauen möchte, die so richtig schön mit Speed
abgeschossen werden können.
Meine Erfahrungen und Erlebnisse die ich dabei
gemacht habe möchte ich hier beschreiben.
Die Einzelteile der Gastorpedos.
Paul Hoffmann
tem Deckel vorne und hinten. Ein Vorderteil
und ein Endteil aus Balsaholz. Die Position
und Größe des Tanks wurde im praktischem
Versuch im Waschbecken ermittelt. Der Torpedo darf befüllt gerade so untergehen und muss
dabei noch eben im Wasser liegen.
Im Endteil befindet sich eine Abdichtung mit
einem O-Ring und das Rohr zum Ausströmen
des Gases. Im Vorderteil ist eine Hülse aus
Kunststoff mit Gewinde eingeklebt, direkt im
Balsaholz geht es mit einem Gewinde einfach
nicht.
Torpedo läuft!
Der Torpedo wird über die
Torpedoklappen ausgelöst.
pedos sind befüllt gewichtsneutral, verändern
also nach dem Abschuss die Auftriebseigenschaften des U-Bootes nicht. Die Mechanik der
Torpedoluken hatte ich vorher schon so abgeändert, dass man sie für den Abschuss einzeln
öffnen kann.
Gasbetriebene
Torpedos für
U-Boot Modelle
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Konstruktion der Torpedos.
Der Bau der Torpedos
Um eine möglichst große Reichweite für den
Torpedoschuss zu haben sollte der integrierte
Tank natürlich so groß wie möglich sein. Damit der Torpedo befüllt gerade noch schwimmt
braucht man natürlich auch Auftrieb. Das Flüssiggas ist mehr oder weniger gewichtsneutral,
so dass nur das Gewicht des Tanks mit Auftrieb
kompensiert werden muss. Ich bin nach einigen
Versuchen zu folgender Lösung gekommen:
Ein Torpedomittelstück aus Messing, dessen
Außenwand gleichzeitig Tank ist, mit verlöteMODELLWERFTSPEZIAL
MODELLWERFTSPEZIAL
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TECHNIK
U-BOOT-SPEZIAL
Das Mittelteil, der Tank, ist ein dünnwandiges
Messingrohr mit 14 mm Durchmesser, das ich
noch ausgedreht habe um Gewicht zu sparen.
Die Endböden sind ebenfalls so dünn und leicht
wie möglich ausgeführt und mit dem Rohr verlötet. Zum Befüllen mit Flüssiggas wird das
Vorderteil abgeschraubt. In dem dann frei liegenden Gewindestutzen ist ein kleines Ventil
eingesetzt wie es für wiederbefüllbare Feuerzeuge verwendet wird. Zum Befüllen verwende ich
handelsübliches Airbrush Gas und einen selbstgebauten Adapter den ich auf diesen Gewindestutzen aufschraube.
Am hinteren Teil des Tanks befindet sich
ebenfalls ein Stutzen mit Gewinde und ein
Stück Rohr, das bis zur Mitte in den Tank hineinragt. Ohne dieses Rohr würde ein großer Teil
des Tankinhalts flüssig ohne Verdampfung
durch die entstehende Beschleunigung entweichen. Das Rohrstück verhindert dies weitgehend, da nur Gas im vorderen Teil des Tanks
durch das hineinragende Rohrstück austreten
kann. Die erreichbare Schussweite wurde damit
deutlich erhöht.
Im Endteil aus Balsaholz befindet sich eine Gewindehülse aus Messing mit verlötetem Rohr
bis zum Schwanzende des Torpedos. Das Balsaholz alleine würde den beim Abschuss entstehenden Druck vermutlich nicht aushalten. Die
Balsateile wurden entsprechen behandelt und
lackiert, so dass sie wasserfest sind. Die Kunststoff-Finnen am Ende sind leicht geschränkt
damit der Torpedo in Fahrt einen Drall erhält.
Der Geradeauslauf wurde damit wesentlich
verbessert. Zwischen dem Stutzen am Gastank
und der Gewindehülse ist ein O-Ring eingesetzt. Werden der Tank und das Endstück
miteinander verschraubt ist dieser fest
dazwischen eingepresst. Der hinten eingescho-
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Technischen Daten der
Torpedos
Länge:
Durchmesser
Gewicht (befüllt)
Füllung
Schussweite
178 mm
14 mm
ca. 26 g
Airbrush Gas
4 - 6 m (je nach Wassertemperatur)
bene Dorn ragt mit seinem dünnen Pin durch
den O-Ring hindurch und dichtet damit den
Tank ab. Zur Sicherheit wird der Dorn während des Befüllens mit ein paar Gewindegängen
mit dem Messingrohr im Endstück verschraubt.
Ohne diese Sicherungsvorrichtung hatte sich
der Dorn durch den Gasdruck schon selbständig gemacht. Nach dem Beladen der Torpedorohre und bei geschlossenen Klappen wird der
Dorn mit einer Haltefeder gesichert, dann drehe ich die paar Gewindegänge des Dorns
wieder zurück und der Torpedo wird durch die
Feder im hinteren Teil des Torpedorohrs gegen
die Torpedoklappe gedrückt. Wird diese geöffnet drückt die Feder den Torpedo zwei bis drei
Millimeter weiter und zieht ihn damit von dem
dünnen Pin ab. Und dann geht der Torpedo los!
der Gasdruck so hoch, dass sie beim Durchbrechen der Wasseroberfläche in den Flugmodus
übergingen. Die Versuche im Schwimmbad
machte ich heimlich, so dass es ein paar verdutzte Gesichter gab, was denn da so herum
fliegt. Hält man den Torpedo außerhalb des
Wassers in der Hand entsteht beim Abschuss
durch die blitzartige Verdunstung so viel Kälte
dass die Finger am Tank festfrieren. Im Wasser
wird diese Kälteenergie so gut abgeleitet, dass
es dort nicht zur Vereisung kommt. Die nächsten Versuche fanden dann im „kalten“ Wasser
des Sees statt. Mit kleinen Bleikügelchen in das
Balsaholz eingesetzt erfolgte der Feintrimm bis
die Torpedos unter Wasser genau gerade aus
liefen.
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Echter Torpedobetrieb
Die ersten Testschüsse
Für den Anfang habe ich die befüllten Torpedos
im Schwimmbad von Hand aus einem Stück
Rohr abgeschossen. In dem warmen Wasser war
Dazu muss ich das U-Boot Boot vorbereiten
(abdichten), Tauchtank füllen, Torpedos füllen
einsetzen, Klappen zu, Dorne sichern, Torpedos entsichern, Deckel mit Turm drauf, Einschalten und ab ins Wasser. Ein U-Boot statisch auf Sehrohrtiefe zu halten, bei ebenen
Kiel, ist wie die Experten sicher wissen nicht
ganz einfach, aber es geht natürlich. Dann der
große Moment auf den alle warten: Klappe
auf und der Torpedo zischt mit geschätzten
zwei Metern pro Sekunde ab. Der dabei entstehende Blasenschwall ist toll sichtbar und
sogar als leises Grummeln zu hören! Nach 4
bis 6 m Fahrtstrecke ist alles vorbei. Wenn der
Gasvorrat verbraucht ist kommen die Torpedos an die Oberfläche und blubbern noch ein
bisschen vor sich hin. Die vorhandenen Zuschauer wirken dann in der Regel als Bergungskommando für die verschossenen Torpedos.
Ich muss bei dieser Gelegenheit unbedingt erwähnen, dass diese Torpedos mit Gastechnik,
bei allem Spaß den sie machen, sorgfältigen
Umgang erfordern und für Ungeübte oder Kinder nicht geeignet sind.
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