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Durchblick-Filme –
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Durchblick 4+ – Tomte Tummetott und der Fuchs – Sandra Schießl – D 2007 – 30 Min.
6.2 Info: Astrid Lindgren und ihre Filme
Astrid Lindgren war nicht nur in Schweden, sondern auch in Deutschland eine populäre Kin­
derbuch-Autorin, vielleicht die berühmteste überhaupt, aber auch bis in ihr hohes Alter hinein
eine bedeutende, ebenso fleißige wie engagierte Film-Autorin. Zu den 40 Kinofilmen und den
Fernseh-Serien, die nach ihren Stoffen gedreht wurden, hat sie zumeist selbst das Drehbuch
geschrieben. Von 1956 bis 1989 schrieb sie fast 80 Drehbücher für Film und Fernsehen.
Das filmische Werk Astrid Lindgrens ist ein namhafter und unübersehbarer Faktor – auch
heute noch – des Kinderfilmangebots.
Viele Regisseure haben Lindgren-Stoffe verfilmt, und so sind auch die Filme von deren ver­
schiedenen Stilen geprägt. Selbst Ingmar Bergman hatte einen heimlichen Traum. Wenn er
am Ende seines Weges noch einmal eine Filmregie übernehmen sollte, sollte es eine Fil­
m-Oper oder ein Lindgren-Film sein. Die Vorlage hatte er schon ausgewählt, die bisher über­
sehene „Lotta aus der Krachmacherstraße“. Aber Bergman hat dies nicht getan, sondern
sein jüngster Sohn Daniel, der auch zwei kurze Geschichten von Astrid Lindgren verfilmte,
nämlich „Polly hilft der Großmutter“ und „Gute Nacht, Herr Landstreicher“.
Am intensivsten und erfolgreichsten war zweifellos Astrid Lindgrens Zusammenarbeit mit
dem Regisseur Olle Hellbom. Diese Zusammenarbeit begann bereits 1957 bei „Kalle Blom­
quist – Sein schwerster Fall“. 25 Jahre lang war er ihr Regisseur (er starb 1982 vor Drehbe­
ginn zu „Ronja Räubertochter“) und hat in dieser Zeit 21 mal ihre Bücher für das Kino oder
das Fernsehen verfilmt. Nach „Kalle Blomquist“ kamen die „Bullerbü“- und die „Saltkro­
kan-Kinder“, die weltberühmte Pippi, der freche Michel, der fliegende Karlson, die Brüder Lö­
wenherz und Rasmus. Stets schrieb, wie schon vorher erwähnt, Astrid Lindgren die Drehbü­
cher selber – manchmal war überhaupt das Drehbuch zuerst da und das Kinderbuch kam
später, wie 1963 bei den „Ferien auf Saltkrokan“. An diese Zusammenarbeit mit Hellbom er­
innerte sie sich immer wieder gern: „Ich habe ja so viel mit Olle Hellbom gemacht. Er hat ja
die meisten Filme gedreht und vielleicht die besten. Dann kam Tage Danielsson, er hat
„Ronja“ gemacht; das finde ich gut. Und jetzt Lasse Hallström, er hat die Bullerbü-Filme ge­
macht, und das finde ich auch sehr gut. Es ist mir unmöglich zu sagen, wer am besten ist.
Die Drehbücher und die Filme sind ganz verschieden. Ich weiß nicht, wer am besten ist, aber
ich habe sie alle sehr gern. Lasse Hallström hat als Regisseur wohl etwas selbstständiger
gearbeitet; ich habe die Manuskripte geschrieben, und er hat es genommen, aber er hat viel­
leicht ein bisschen mehr gemacht als ich geschrieben habe. Die engste Zusammenarbeit
hatte ich natürlich mit Olle Hellbom.“
Astrid Lindgren enthielt sich zwar jeder Einmischung in die Arbeit eines Regisseurs und hielt
streng die Grenze ein zwischen seiner und ihrer Arbeit als Buchautorin, die die Texte
schreibt (und vielleicht noch die Nachsynchronisation kontrolliert). Aber was Regisseure mit
ihren Vorlagen machten, verfolgte sie aufmerksam – nicht als beleidigte, vom Film vergewal­
tigte Literatur – sondern als Filmautorin mit 40jähriger Berufserfahrung. Das ist wohl das Be­
merkenswerte an ihr und ihren Filmen und erklärt zugleich, warum der Erfolg der Bücher
bruchlos auf die Kinoleinwand und den Fernsehschirm übertragen werden konnte: Astrid
Lindgren, die ihre Geschichten ursprünglich „nur“ für ihre eigenen Kinder schrieb und erst
später veröffentlichte, hat die Wirkungsmöglichkeiten des Films früh erkannt. Fast immer hat
sie daher das Drehbuchschreiben in der eigenen Hand behalten und nur zu wenigen Filmen
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wurde das Drehbuch nicht von ihr selbst verfasst. Manchmal, wie z.B. bei „Kalle Blomquist
lebt gefährlich“ und „Rasmus, der Vagabund“, waren das Drehbuch und der Film sogar zu­
erst da, erst danach kam das gedruckte Buch.
Astrid Lindgren war nicht nur Schriftstellerin, sie dachte auch in Bildern. Sie sieht die Bildwir­
kung voraus, schon beim Schreiben. Sie hält es für wichtig, nicht nur die Bücher, sondern
auch die Filme zu gestalten. Dabei erscheint ihr das Eine so natürlich wie das Andere, und
so einfach, wie ihre Bücher erscheinen, so wenig mochte sie über Probleme der filmischen
Umsetzung reflektieren. Als Hauke Lange-Fuchs, langjähriger künstlerischer Leiter der Nor­
dischen Filmtage in Lübeck, sie einmal danach fragte, sagte sie nur: „Bilder habe ich eigent­
lich immer im Kopf, und wenn ich ein Drehbuch schreibe, steht links das, was im Bild pas­
siert, und rechts steht, was die Menschen sagen, und so geht es weiter.“
Mit der gleichen scheinbaren Einfachheit, mit der sie die Gutenachtgeschichten für die eige­
nen Kinder zu Kinderliteratur machte, wurde sie zur Drehbuch-Autorin: „Ich habe zugesehen;
ich habe gehört, dass man es so macht, und es gefiel mir. Es funktioniert ganz gut.“ So ein­
fach ist das. Sybill Gräfin Schönfeldt nannte das „das Geheimnis des Einfachen“. Die erste
Astrid-Lindgren-Verfilmung entstand schon 1947, aber es war nicht die damals schon be­
rühmte und umstrittene Pippi, die erst zwei Jahre später zum ersten Mal auf die Leinwand
kam in einer von Per Gunvall inszenierten Version, gegen die Astrid Lindgren lange protes­
tierte und in der die Hauptrolle von einer 26jährigen (!) gespielt wurde. Erster Lindgren-Film
war „Der Meisterdetektiv Blomquist“.
Filmografie Astrid Lindgren (Auszug)
1949
1953
1955
1960
1961
1969
1969
1971
1972
1973
1974
1977
1981
1984
1986
1987
1988
1992
1999
2002
2007
Pippi Langstrumpf
Kalle Blomquist lebt gefährlich
Rasmus und der Vagabund
Ein Wiedersehen auf Bullerbü
Die Kinder von Bullerbü
Pippi Langstrumpf
Pippi geht von Bord
Immer dieser Michel – Michel in der Suppenschüssel
Immer dieser Michel – Michel muss mehr Männchen machen
Immer dieser Michel – Michel bringt die Welt in Ordnung
Karlsson auf dem Dach
Die Brüder Löwenherz
Rasmus und der Vagabund
Ronja Räubertochter
Wir Kinder aus Bullerbü
Mio, mein Mio
Gute Nacht, Herr Landstreicher / Polly hilft der Großmutter
Lotta zieht um
Pippi Langstrumpf in der Südsee
Karlsson vom Dach
Tomte Tummetott und der Fuchs
Fast alle Filme sind in der BJF-Clubfilmothek des Bundesverbandes Jugend und Film e.V. erhältlich.
(Unter Verwendung von Texten aus Hauke Lange-Fuchs: Einfach zu sehen…, Bundesarbeitsgemeinschaft für Ju­
gendfilmarbeit und Medienerziehung Frankfurt, 1991)
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