Obersee Nachrichten - Ein Mann, der nie stehen bleibt
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Obersee Nachrichten - Ein Mann, der nie stehen bleibt
I NTE RVI EW O BERSEE N ACHRICHTEN Donnerstag, 1. September 2011 29 SF-Sportmoderator Jann Billeter über inspirierende Verletzungen, Kindheitsträume in Dreifachturnhallen und sein Sing-Talent Ein Mann, der nie stehen bleibt Sie sind Davoser, leben in Rapperswil-Jona. Für welchen Klub schlägt Ihr Herz? Jann Billeter ist einer der beliebtesten Sportmoderatoren im Land. Der SF-Mann lebt seit vielen Jahren in Jona – und engagiert sich für das sportliche Treiben in der Region. Am Samstag hält er eine Rede bei der Eröffnung des sportDocks. Jann Billeter: Als Davoser schlägt mein Herz für meinen Heimverein. Ich bin aber viel mehr an den LakersSpielen, treffe und kenne auch die Klubverantwortlichen. Als SF-Mann geht es mir aber bei allen Klubs so – überall kenne ich Leute, gute Typen. Ich bin in der ganzen Hockeyschweiz unterwegs. So hat es bei jedem Klub jemanden, den ich mag. Daher schlägt mein Herz nicht unbedingt für ein bestimmtes «Fähnli», sondern vielmehr für die Leute, die dahinterstehen. Kommt hinzu, dass auch ich bei den Spielen, die ich kommentiere, im Fokus stehe. Daher ist mir meine eigene Leistung wichtiger als jene auf dem Eis. Obersee Nachrichten: Man kennt Sie als Sportmoderator des Schweizer Fernsehens. Wie sportlich sind Sie eigentlich privat? Jann Billeter: Im Moment bin ich richtig sportlich. Ich hatte eine Knieverletzung und muss nun die Kraft zurückgewinnen. Daher gehe ich zweimal pro Woche zur Therapie, schwimme und fahre Velo. Und dies zu Zeiten, an denen ich früher unmöglich in die Gänge gekommen wäre. Das heisst, dass Sie ansonsten nicht extrem sportlich sind? Dass Ihre Leistung öffentlich diskutiert wird, zeigte der «Donnschtig-Jass». Dort wurde ein Sing-Experiment von Ihnen gezeigt, das ziemlich für Wirbel sorgte … Jann Billeter: Nicht so, wie ich es gerne möchte. Obwohl sich in meinem Job alles um Sport dreht, mache ich zu wenig – und dies oft absolut unverständlich. Teilweise arbeite ich eine Stunde länger und streiche dafür den Sport. Als Jugendlicher wäre mir dies nie in den Sinn gekommen. Meint man, wenn man viel Sport sieht, dass man diesen quasi schon selbst gemacht hat? Jann Billeter: Vielleicht, aber es stimmt definitiv nicht. In meiner fünfwöchigen Verletzungspause habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, sich zu bewegen. Man ist viel effizienter – in jedem Bereich – wenn man den Sport als Ausgleich hat. Die Stunde, die man länger arbeitet, ist meist sehr ineffizient und bringt eigentlich nichts. Bei welchen Sportarten trifft man Sie an? Jann Billeter: Eigentlich bei TeamSportarten wie Hockey, Fussball oder Unihockey. Da ich aber oft am Abend arbeite, sind solche Trainings schwierig. Daher ist Joggen hoch im Kurs. Und ein Projekt, das ich schon lange im Auge habe, ist Kanufahren. Da würde ich mir am Morgen das Velo schnappen, zum Kanuklub runterfahren und ein paar Runden auf dem See drehen. Wir haben es so schön hier, das wäre mein Traum. Im nächsten Sommer packe ich diesen an. «Singen ist für mich das Schlimmste!» Zusätzlich sind Sie bei sportwärts dabei. Wieso? Jann Billeter: Die Grundidee dieses Vereins entspricht mir total. Es treffen sich Leute, die sich gerne bewegen und offen für Neues sind. Wer zum Beispiel hat schon Baseball gespielt? Es ist genial, solche Dinge auszuprobieren – ohne sich dabei genieren zu müssen. Denn für die meisten ist es etwas Neues. Zusätzlich besuchen Sie die Familienanlässe? Jann Billeter: Ja, die sind noch genialer (lacht). Da wird die Dreifachhalle im Grünfeld gemietet – und alles, was sich dort drin befindet, darf benützt werden. Das ist doch ein Kindheitstraum! Ich hing wieder an Jann Billeter probiert schon vor der Eröffnung des sportDocks ein «Sportgerät» aus. den Schaukelringen, mein Sohn spielte Unihockey, die Tochter war an der Sprossenwand und die Mutter irgendwo am Balancieren. Sind bei Ihren Kindern bereits irgendwelche Talente zu sehen? Jann Billeter: Mein Sohn hat sehr viele Talente, er ist sehr sportlich. Er spielt gerne Hockey, fährt super Ski und ist im FC Rapperswil-Jona bei den F-Junioren. Werden diese Talente gefördert? Jann Billeter: Die Kinder können selber entscheiden. Mich freuts, wenn sie etwas machen. Ich selbst war immer Team-Sportler und weiss, was man dabei zusätzlich mitnehmen kann. Mir ist wichtig, dass sie bei einer Sportart dranbleiben. Hier würde ich etwas Druck ausüben. Wie ist es eigentlich, wenn Jann Billeter an öffentlichen Sportanlässen ist? Wollen da nicht alle mit Ihnen über Hockey philosophieren? Jann Billeter: Es ist das Schöne, dass ich in Jona wirklich auch zu Hause bin. Man kennt mich hier – und ich kenne die anderen. Klar spricht man über Sport, klar sind die Lakers, der FC und Roger Federer ein Thema. Aber das ist bei mir ja auch sonst so. Welche Themen beschäftigen Sie sonst in der Region? Jann Billeter: Natürlich beobachte ich sehr genau, was politisch in der Region passiert, schliesslich lebe ich hier. Es stehen ja ein paar wichtige Entscheidungen an. Als SF-Mitarbeiter darf ich mich politisch aber nicht äussern. Denn viele versuchen, uns für ein Thema zu gewinnen. Falls ich mich öffentlich äussern würde, müsste ich die Thematik intensiv studiert haben. Der Tunnel sollte alle interessieren, alle sollten sich eine Meinung bilden. In dieser Phase bin ich momentan noch, um auch die richtige Entscheidung zu treffen. «Wenn man nicht stehen bleibt, gibt dies viel Energie!» Für eine Sache in der Region stehen Sie ein – nämlich bei der Eröffnung des sportDocks am Samstag. Was werden Sie in Ihrer Rede erzählen? Jann Billeter: So blöd es klingt: Ich werde den Leuten zu vermitteln versuchen, wie wichtig es ist, sich zu bewegen. Denn ich stelle wie schon gesagt oft fest, dass viele Leute den Sport mit irgendwelchen Ausreden vernachlässigen. In jener Zeit, als ich wegen der Verletzung zum Stillsitzen gezwungen war, habe ich mich diesbezüglich intensiv mit anderen Themen beschäftigt. Mit welchen? Jann Billeter: Zum einen mit der Funktion des Hirns. Wir wissen enorm viel über unseren Körper, über Ernährung. Aber über unser Hirn wissen wir extrem wenig – obwohl es eine sehr dominante Rolle einnimmt. Daher las ich Bücher über die Hirnfunktionen. Das andere Thema war Meditation. Davon werde ich erzählen. Und auch, was mir der Kreuzbandriss alles gebracht hatte! Foto: Toby Stüssi Denn ich konnte dieser Situation nur Positives abgewinnen. Sie waren als Jugendlicher in einer ähnlichen, wenn auch viel schlimmeren Situation: Auf dem Weg zum Profi-Hockeyaner beim HCD wurde bei Ihnen eine Krankheit festgestellt, die Sie zum Aufhören zwang. Jann Billeter: Auch dort versuchte ich, kein Trübsal zu blasen, sondern aus der misslichen Lage das Beste herauszuholen. Ich wusste, dass ich aus meinem Hockeyumfeld in Davos ausbrechen muss. Also ging ich ins Unterland nach Winterthur, kam zum Radio und merkte, dass mir dies auch Spass macht. Ich halte es in meinem Leben stets so: Wenn etwas nicht mehr geht, muss man das akzeptieren und schauen, was einem sonst noch gefällt. Wenn man nicht stehen bleibt, gibt dies viel Energie! Man sollte sich verletzen, um weiterzukommen? Jann Billeter: Naja, das klingt jetzt ein wenig extrem. Aber bei mir hats das irgendwie gebraucht. Klar, man kann auch sonst solche Momente schaffen, in denen man den eigenen Computer herunterfährt und wieder startet. Bei mir jedenfalls läuft nun ein ganz neues Betriebssystem! Eishockey blieb für Sie als Moderator ein zentrales Thema. Wie oft kribbelt es Sie im Kabäuschen beim Moderieren? Jann Billeter: Mein Respekt den Profis gegenüber ist viel zu gross, als dass ich mir zutrauen würde, gewisse Dinge auf dem Eis besser zu machen. Denn ich weiss, was es dafür braucht. Jann Billeter: Gut, dass Sie das erwähnen! Die Leute glaubten, dass ich auch noch versuchte, zu singen. Dabei war genau das Gegenteil der Fall. Der Beitrag entstand vor vier Jahren und war ein Experiment für die Sendung «Einstein». Wir wollten wissen, ob es ein schlechter Sänger schafft, mit technischer Unterstützung einen schwierigen Song wie «Summer of 69» gut klingen zu lassen. Das fand ich einen spannenden Ansatz. Nur diesen Ausschnitt zu zeigen, war schon peinlich. Aber ich glaube, dass dabei jeder schlecht ausgesehen hätte. Aber nochmals: Ich will nicht singen! Lieber laufen Sie nackt auf der Strasse? Jann Billeter: Ja, sogar durchs komplette Niederdorf! Denn für mich ist Singen das Schlimmste. Aber wenn man einem einen Song auf den Leib schneidert – sogar Paris Hilton brachte ja einmal ein Lied heraus –, dann bringt man es schon hin, wenn man es will. Ich bin aber höllisch froh, dass für mich dieses Kapitel nun abgeschlossen ist. Toby Stüssi Tag der offenen Tür im sportDock Diesen Samstag eröffnet der sportDock seine Türen für die Öffentlichkeit. Der Verein sportwärts durfte Anfang dieses Jahres vierzehn unscheinbare Container (ehemalige Büroräume der Erdgas Obersee AG) übernehmen. Daraus entstand an der Gaswerkstrasse 1 zwischen Bahnlinie und Diners Club Arena das Vereinslokal, das dem Sportgeschehen in Rapperswil-Jona ein Mehrwert bieten wird. Der Tag der offenen Tür beginnt um 14 Uhr mit einer Besichtigung. Ab 15 Uhr sprechen Neo-Stapi Erich Zoller, SF-Sportmoderator Jann Billeter und Ernst Uhler von der Erdgas Obersee AG über ihre sportlichen Visionen in Rapperswil-Jona. www.sportwaerts.ch