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Glockengeschichte(n)
In Velen Ramsdorf rankt sich um das Thema Glocken so manche
Anekdote. Das beginnt schon beim Ramsdorfer Wappen. Abgeleitet vom Ortsnamen zeigt es eigentlich eine Ramme – einen Holzblock mit Querholz. Das schon fast 600 Jahre alte Motiv lässt sich
allerdings sehr leicht mit einer Glocke verwechseln. Im Laufe der
Zeit sind daher zahlreiche Darstellungen des Ramsdorfer Wappens entstanden, nach denen der Ort eigentlich „Glockendorf“
heißen müsste. Eine dieser Darstellungen ist dem Text hinterlegt.
Für einen regelrechten „Glockenskandal“ sorgte Anfang des
19. Jahrhunderts der damalige Velener Pfarrer Joseph Niesert.
Niesert war ein bedeutender Historiker und Urkundenforscher,
aber zugleich auch ein äußerst eigenwilliger Mensch. Kurz nach
seinem Amtsantritt ließ er ohne weitere Absprache die alten
Kirchenglocken der Andreas-Kirche zerschlagen und stattdessen
neue gießen – auf deren größter sein eigener Name prangte!
Der Schlossbrand von 1931 zerstörte
das historische Velener Glockenspiel.
Der sorgte als Kind in Velen indes für einiges Entsetzen, als er
eines Tages voller Übermut den Kapellenturm des Schlosses
erklomm – angeblich von außen! Oben angekommen entlockte
er dem Glockenspiel einige kräftige Klänge, wodurch der ganze Ort von dem waghalsigen Schülerstreich erfuhr.
Dem Vorbild des kleinen Melchior folgend stahl sich viele
Jahrzehnte später an einem heißen Augusttag auch ein Mädchen auf den Kapellenturm: Freiin Pia von Landsberg-Velen.
Kindlich verzückt blickte sie von dort hinaus auf die sonnigen
Felder und schlug mutig ein paar Glocken an – um kurz darauf
von „gellenden Dissonanzen“ und schmerzenden „Schallohrfeigen“ fast zu Tode erschreckt zu werden. Das Glockenspiel
hatte unvermittelt sein stündliches „Freut Euch des Lebens“
begonnen, das aus nächster Nähe allerdings zum unerbittlichen Klanggewitter wurde.
Zur gleichen Zeit war an der Velener Pfarrei ein Vikar namens
Büttner tätig, der sich eines guten Rufs als Lehrer erfreute. Unter
seinen Zöglingen befand sich niemand Geringeres als der spätere
Kardinal und Fürstbischof von Breslau Melchior von Diepenbrock.
Spielzeiten des Glockenspiels
Montags bis freitags um 8.05 Uhr
13.05 Uhr
19.05 Uhr
Samstags und sonntags um 11.05 Uhr
13.05 Uhr
15.05 Uhr
17.05 Uhr
19.05 Uhr
Klangvolle Tradition
Glockenspiel
Schloss Velen
Geschichte des Glockenspiels 1739 . 1931 . 2010
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13.07.2010 10:40:58 Uhr
Das Glockenspiel am Velener Schloss
Fast wäre die Geschichte des Velener Glockenspiels schon am
14. April 1931 für immer zu Ende gewesen. Rasend schnell hatte
sich an diesem Tag im Schloss ein verheerendes Feuer ausgebreitet. Es ergriff beinahe das ganze Gebäude und riss in seiner
Zerstörungswut auch das Glockenspiel vom Kapellenturm hinab
in die Tiefe. Unsere Gemeinde verlor dadurch ein klangvolles
Wahrzeichen – so als wäre in London plötzlich Big Ben verstummt. Tatsächlich waren die Melodien, die vom Schloss her
ertönten, für die Velener längst zu einem Stück Heimat geworden.
Errichtet wurde das Glockenspiel schon Mitte des 18. Jahrhunderts. Unter den Orten Westfalens – und weit darüber hinaus –
besaß Velen damit eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit.
Circa zwei Tonnen wogen die 37 Glocken im Kapellenturm des
Schlosses, mit denen sich Melodien über drei Oktaven hinweg
spielen ließen. Heutzutage gibt es in Deutschland zwar eine
ganze Reihe größerer Anlagen, aber einst war das alte Velener
Glockenspiel eine echte Rarität.
Dank einer Initiative engagierter Bürger und der Unterstützung
durch die Familie Landsberg-Velen ertönt nun erstmals nach der
Brandkatastrophe von 1931 wieder Glockenmusik am Velener
Schloss. Eine Rekonstruktion des barocken Spielwerks aus dem 18.
Jahrhundert war zwar nicht möglich. Stattdessen konnte im Mai
2010 aber ein neues Glockenspiel eingeweiht werden – zusammen
mit einer Bronzetafel, die an den historischen Vorläufer erinnert.
Leicht war das Vorhaben nicht zu realisieren. Es schien anfangs
sogar, als müsse man sich mit nur 16 Glocken begnügen. Begeisterung und Spendenbereitschaft zahlreicher Sponsoren, Vereine und
Bürger erlaubten schließlich aber die Anbringung von 24 Glocken.
Eijsbouts – so lautet der Name der weltbekannten niederländischen
Firma, die sie gegossen hat. Nach knapp acht Jahrzehnten kehrt mit
diesen Glocken auch jene Melodie nach Velen zurück, die hier bereits im 18. Jahrhundert regelmäßig erklungen war. Sie lieber Leser,
haben vielleicht schon bemerkt, dass diese Melodie insgeheim auch
den vorliegenden Text erfüllt, denn die 18 Anfangsbuchstaben der
letzten 18 Sätze ergeben ihren Titel: Freut Euch des Lebens.
Freut Euch des Lebens
Die Faust auf dem Glockenklavier
Herausgeber / Kontakt Kooperationspartner
Die Heimat der Turmglockenspiele liegt in den Niederlanden,
in Belgien und Nordfrankreich, wo sie weit zahlreicher sind als
in Deutschland. Auch das alte Velener „Carillon“ wurde 1739
bezeichnenderweise durch den Gießer P. van den Gheyn im flämischen Löwen gefertigt. Unter einem Carillon versteht man
ein Turmglockenspiel, das nicht nur mechanisch betrieben wird,
sondern sich auch wie ein richtiges Musikinstrument spielen
lässt. Der „Carillonneur“ haut dabei im wahrsten Sinne des
Wortes in die Tasten – er bearbeitet mit seinen Fäusten eine
überdimensionale Klaviatur, die über Seilzüge mit den Glocken
verbunden ist. Anders als so ein urtümliches „Glockenklavier“
lässt sich das neue Velener Glockenspiel zeitgemäß per Keyboard
spielen – der moderne Carillonneur heißt Wilhelm Ritter. Der
tägliche Betrieb wird aber von einem Computer gesteuert. In Anknüpfung an die niederländische Tradition wurden die Glocken
von der Königlichen Glockengießerei Eijsbouts in Asten gegossen.
Das Gesamtprojekt realisierten die Glocken- und Uhrspezialisten
der Firma Otto Buer (Neustadt/Holstein).
Heimatverein Velen e.V.
Am Kuhm 10
46342 Velen
fon
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Gemeinde Velen
Rathaus Velen
Ramsdorfer Straße 19
46342 Velen
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mail
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0 28 63 . 926 - 200
[email protected]
www.velen.de
SportSchloss Velen
Schloßplatz 1
D - 46342 Velen
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0 28 63 . 380 883
[email protected]
www.heimatverein-velen.de
0 28 63 . 2 03 - 0
0 28 63 . 20 37 88
[email protected]
www.sportschlossvelen.de
13.07.2010 10:41:18 Uhr

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