Pottpüree und Schicht
Transcrição
Pottpüree und Schicht
Ulrike Wahl / Jaroslaw Piotrowski Pottpüree und Schicht-Kebab Menschen, Geschichten und Rezepte aus Herne und der ganzen Welt 2 Inhaltsverzeichnis Polen S. 10 Deutschland S. 8 Ukraine S. 20 Spanien S. 14 Italien S. 12 USA S. 40 BosnienHerzegowina S. 16 Türkei S. 18 Iran S. 22 Nepal S. 24 Marokko S. 32 Thailand S. 30 Indien S. 28 Kongo S. 36 Paraguay S. 44 Brasilien S. 48 Mosambik S. 38 Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort Geschichten und Rezepte Die gfi herne Akriti und Hom Sharma ▪ Nepal Zwei Kulturen für den Nachwuchs Dhal und Lamm-Kari – Linsensuppe und Lamm in würziger Soße 5 7 55 Albert Okoniewski ▪ Deutschland Sozialarbeit von Herne bis Tumahole Pottpüree und Schicht-Kebab – Hähnchenspieß mit Stampfkartoffeln Sabina Szydlowski ▪ Polen Ein Mörser als Erinnerung Bigos – Krauteintopf mit verschiedenerlei Fleisch Chiara Cremon ▪ Italien Multikulti bringt’s! Risi e Bisi – Risotto mit frischen Erbsen 8 10 12 Fernando Muñoz Morales und Thomas Reinecke ▪ Spanien 14 Getanzte Leidenschaft Crema catalana – karamellisierte Dessertcreme Enisa Maljisevic ▪ Bosnien-Herzegowina Engagement im neuen Leben Burek-Pita – Teigschnecken mit Fleischfüllung 16 Hayati Ersoy ▪ Türkei Wenn das Hobby alle glücklich macht Tas Kebabı mit Pilav – Kalbsgulasch mit Butterreis 18 Anastasiya Geysman ▪ Ukraine Wieder bei Null anfangen Gefiltes Huhn – Geflügel mit Leber und Reis 20 Tina Jelveh ▪ Iran Teheran im Herzen Kabab-e barg – Gegrillte Lammspieße mit Safranreis 24 Aleykutty Karimpil ▪ Indien Not macht erfinderisch Mien Catlett – Thunfischfrikadellen mit Zwiebelsalat 28 Photchanee Phankluia ▪ Thailand Die Tochter als Deutschlehrerin Tom yam kung – Scharfe Suppe mit Garnelen 30 Saida und Mohamed Rami ▪ Marokko Gastfreundschaft zählt Tajine & Bri Oatt – Lammtopf mit Pflaumen und Mandeln; süßes Mandelgebäck 32 Josephine und Augustin Yunduka ▪ Kongo Kochtest mit Erfolg Mbika und Pondou – Fisch mit Kürbiskernen und Maniok Alberto Mambranca ▪ Mosambik Verantwortung füreinander übernehmen Matapa – Blattgemüse mit Kokosmilch Mark Brazda ▪ USA Vater, Hausmann, Koch aus Passion Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla – Avocadocreme und Chili-Dip mit Käsetortilla 36 38 40 Susanna und Horst Martens ▪ Paraguay Vom Geheimnis der Guampas Empanadas und Chipa paraguaya – Teigtaschen und Maniokbrot 44 Aureni Bungert ▪ Brasilien Perspektive Kunst Tutu Mineiro – Bohneneintopf der Bergleute 48 22 4 Vorwort 5 Vorwort Michael Barszap Hüdaverdi Şahin Schon wieder ein Kochbuch mit internationalen Gerichten? Das mag mancher denken, wenn er diese Seiten zum ersten Mal aufschlägt. Nein, sagen wir von der gfi, „Pottpüree und Schicht-Kebab“ will mehr. Es versteht sich als interkultureller Beitrag aus Bickern/Unser Fritz, als weltumspannendes Geschichtenbuch mit einem Ziel: Der Migration in Herne ein Gesicht zu geben. Dieses Buch erzählt von Menschen, die aus aller Herren Länder und aus den unterschiedlichsten Gründen nach Herne gekommen sind. Auch wenn sie nur wenig mitbrachten, eins hatten sie stets im Gepäck: ihre kulturelle Identität. Und die drückt sich wohl nirgendwo so unmittelbar und für jeden sinnlich nachvollziehbar aus wie beim Kochen und bei den Gerichten, die auf den Tisch kommen. Dass wir jetzt alle daran teilhaben, ist Verdienst unserer Köchinnen und Köche, bei denen wir uns ganz besonders bedanken. Sie haben nicht nur ihr Heim bereitwillig fremden Augen geöffnet, sondern auch in aufwändiger Arbeit schmackhafte Gerichte aus ihrer Heimat zubereitet und Autorin und Fotograf mit herzlicher Gastfreundschaft bewirtet. Und hatten viel Spaß dabei, wie die Fotos hoffentlich zum Ausdruck bringen. Unser Dank gilt auch unserem Kooperationspartner, dem Stadtteilprojekt Bickern/Unser Fritz, mit dessen Fördermitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ unser interkulturelles Kochbuch kofinanziert wurde. Wir wünschen uns, dass die vorgestellten Rezepte zum Nachkochen verführen und die Geschichten zu einem besseren Verständnis anderer Kulturen, Religionen und Lebensformen beitragen. Hüdaverdi Şahin Vorsitzender Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne e.V. (gfi) Michael Barszap Geschäftsführer 6 7 Geschichten und Rezepte 8 Deutschland · Pottpüree und Schicht-Kebab Albert Okoniewski Sozialarbeit von Herne bis Tumahole Auf seinen Namen angesprochen, überlegt Albert Okoniewski kurz und lacht dann. „Wenn man’s genau nimmt, habe ich wohl einen Migrationshintergrund“, sagt er. „Der eine Großvater stammt aus West-, der andere aus Ostpreußen. Beide kamen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Wanne. Der eine arbeitete bei der Erzbahn, der andere war Bergmann im Streb und stolze 45 Jahre vor Kohle.“ Sicher gab seine familiäre Prägung mit den Ausschlag dafür, dass aus Albert Okoniewski ein engagierter Sozialpolitiker in der SPD wurde. Als Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes HerneGelsenkirchen, der in beiden Städten Altenheime unterhält, liegt ihm besonders der drohende Pflegenotstand am Herzen. „800.000 Mitarbeiter werden in den Gesundheitsdiensten zukünftig benötigt. Wir suchen junge Leute und brauchen besonders die Migranten. Für einen sicheren Arbeitsplatz mit besten Karriereaussichten.“ Um dies bekannter zu machen, hat der ASB gemeinsam mit dem türkischen Generalkonsul eine Werbeinitiative gestartet. Aktive Sozialarbeit hier und anderswo: Im Township Tumahole unweit der Großstadt Johannesburg in Südafrika unterstützt der ASB Herne-Gelsenkirchen ein „Day Care Center“ für 180 hilfsbedürftige Kinder, viele davon Waisen. Mit regelmäßigen Mahlzeiten, Kinderkrippe, Nachhilfe und sozialer Betreuung. Alle Kinder sind nach erlittener Gewalt traumatisiert, ein Viertel leidet an AIDS. Albert Okoniewski hat ein großes Ziel: „Den Kindern Wege zu ebnen für eine bessere Zukunft, die ihnen Gesundheit, Freiheit, Bildung bietet und in der sie selbständig und selbstbewusst leben können. Mit gleichen Chancen, unabhängig von Religion, Hautfarbe und Rasse.“ „800.000 Mitarbeiter werden in den Gesundheitsdiensten zukünftig benötigt. Wir suchen junge Leute und brauchen besonders die Migranten.“ Deutschland · Pottpüree und Schicht-Kebab 9 Pottpüree und Schicht-Kebab – Hähnchenspieß mit Stampfkartoffeln Mit dieser Eigenkreation leistet die gfi ihren kulinarischen Beitrag zur Rezeptsammlung. Sie vereint ein typisches Gericht der deftigen Ruhrgebietsküche mit einem beliebten Klassiker der türkischen Küche und wurde von gfi-Mitglied Albert Okoniewski und Bernd Willenbacher, Chefkoch im Begegnungsund Pflegezentrum des ASB in Herne-Mitte, umgesetzt. Kartoffeln schälen, in grobe Stücke schneiden und in Salzwasser ca. 20 Minuten gar kochen. In der Zwischenzeit die Gemüsezwiebel schälen, zerkleinern und in Butter anbräunen. Die Kartoffeln abgießen und unter Zugabe der Milch mit einem Stampfer zerdrücken. Die Zwiebeln dazutun und das Püree mit Muskat, Kümmel, Salz und Pfeffer abschmecken. Die Hähnchenfilets säubern, halbieren und mit Paprika, Salz und Pfeffer einreiben. In eine Pfanne Öl geben und das Fleisch bei großer Hitze anbraten. Anschließend im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad Celsius ca. 15 Minuten nachgaren. Fleisch aus dem Backofen nehmen und in Scheiben schneiden. Tipp: Wenn beim Hineinstechen mit der Gabel Fleischsaft austritt, ist das Filet genau richtig durchgebraten. Schlangengurke und Tomaten in Scheiben schneiden, Blätter vom Eisbergsalat unter Wasser säubern und klein schneiden. Auf einen Holzspieß abwechselnd Fleisch und Gemüse aufstecken. Ein Dip aus Sauerrahm und Frischkäse, abgeschmeckt mit Chili, Salz und Pfeffer, macht das Gericht komplett. Im Ruhrgebiet trinkt man dazu ein kräftiges Pils aus einer heimischen Brauerei. Pottpüree 500 g Kartoffeln, mehlig kochend 1 Gemüsezwiebel ca. 100 ml Milch 50 g Butter Muskat, Kümmel Salz, Pfeffer Schicht-Kebab 2 Hähnchenbrustfilets 3 Tomaten 1 Schlangengurke 1 Eisbergsalat Paprikapulver, Salz, Pfeffer Öl 10 Polen · Bigos Sabina Szydlowski Ein Mörser als Erinnerung Auf die Frage nach ihrem Lieblingsrezept muss Sabina Szydlowski nicht lange überlegen. Seit 21 Jahren lebt die gebürtige Schlesierin in Herne, aber die Erinnerung an die frühere Heimat ist noch immer lebendig. Besonders die Erinnerung an die Großmutter ihres Mannes, die ihr damals das traditionelle polnische Gericht beibrachte. „Als ich meinen zukünftigen Mann 1983 an der Fachhochschule für Bauwesen in Glogowek kennen lernte, war seine gesamte Familie gegen mich, nur weil ich Deutsche war. Die Oma war die Einzige, die auf den Menschen geschaut hat und keine Vorurteile aus alter Zeit hatte.“ Gemeinsam mit Großmutter Veronica, die damals immerhin schon stolze 80 Jahre zählte, hat Sabina Szydlowski dann Bigos gekocht und so manchen Kniff gelernt. Dabei hat sie ihr auch offen gestanden, wie skeptisch sie selbst vorher gewesen sei, weil sie von zu Hause keine polnische Küche kannte. „Aber weil er mir so gut gelungen ist und ich Bigos aus der ganzen Familie am besten zubereiten konnte, hat mir die Oma den Mörser aus schwerem Messing geschenkt.“ Das über hundert Jahre alte Erbstück hat heute einen Ehrenplatz in der Küche von Familie Szydlowski und hält die Erinnerung wach, wie einfach ein gutes Zusammenleben funktionieren kann. Auch wenn es unzählige Bigos-Rezepte gibt: Großmutters Original, das bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und von Generation zu Generation überliefert wurde, schmeckt Sabina Szydlowski und ihrem Mann immer noch am besten. Zur Pilzsaison im Herbst fahren sie bis heute regelmäßig ins Sauerland, um frische Steinpilze zu sammeln. „Da ich Bigos aus der ganzen Familie am besten zubereiten konnte, hat mir die Oma den Mörser aus schwerem Messing geschenkt.“ Polen · Bigos 11 Bigos - Krauteintopf mit verschiedenerlei Fleisch Das polnische Nationalgericht wird gern zu hohen Feiertagen gegessen, eignet sich aber auch hervorragend als Partygericht für eine große Runde. Bigos lässt sich gut einfrieren und schmeckt aufgewärmt besonders lecker. Weißkohl vom Strunk lösen, zerkleinern und mit dem Sauerkraut im geschlossenen Topf mit etwas Wasser 40 Minuten kochen. Räucherspeck als Ganzes darüber legen und mitgaren lassen. In der Zwischenzeit das Fleisch und die Wurst in kleine Würfel schneiden und in einer Pfanne mit wenig Pflanzenfett anbraten. Die Gewürze und Kräuter dazugeben, ca. 30 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen. Tipp: Pimentkörner und Lorbeerblätter sorgfältig im Mörser zerstoßen, das ergibt viel Aroma. Nach ca. 30 Minuten den weichen Räucherspeck aus dem Topf nehmen, klein schneiden und zum Fleisch geben. Noch mal zehn Minuten garen. Die getrockneten Steinpilze in einem kleinen Stielkochtopf mit Wasser kurz einweichen und anschließend ca. zehn Minuten kochen. Danach mit dem Kochwasser zum Kraut geben. Zwiebel, Apfel und Champignons zerkleinern und ebenfalls mitgaren. Eine Prise Zucker dazugeben und mit etwas Gemüsebrühe abschmecken. Umrühren, überschüssiges Wasser abgießen. Die passierten Tomaten zum Fleisch geben, im geschlossenen Topf aufkochen lassen. Zum Schluss das Fleisch mit der Soße in den Weißkohltopf geben, den Rotwein hinzufügen, alles gut vermengen und kurz aufkochen lassen. Dazu passen Weißbrot oder Steinofenbaguette sowie Wodka und ein gut gekühltes Bier. Bigos-Varianten: zum Beispiel mit frischem Knoblauch oder zur Weihnachtszeit mit getrockneten Backpflaumen. Der eigenen Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt. 600 g Weißkohl 600 g Sauerkraut 1,2 kg Fleisch: wahlweise Schwein, Rind, Huhn, Ente, Räucherspeck, Kabanossi, Fleischwurst 100 g getrocknete Steinpilze 100 g frische Champignons oder 1 kl. Dose geschnittene Champignons 1 Zwiebel 1 Apfel 250 g passierte Tomaten Thymian, Majoran, Paprika 3 – 4 Pimentkörner 2 – 3 Lorbeerblätter Gemüsebrühe Salz, Pfeffer, Zucker ½ Glas Rotwein 12 Italien · Risi e Bisi Chiara Cremon Multikulti bringt’s! Drei große Leidenschaften hat Chiara Cremon. Sie näht und schneidert viel, liebt die moderne Kunst und kocht für ihr Leben gern. Alles zusammen ergibt eine höchst kreative Mischung: zum Beispiel individuell gestaltete Kochschürzen mit passenden Topflappen. Oder praktische Baumwolltaschen zum Einkaufen und für den Strand. Bei ihren Kreationen lässt sich Chiara vom freien Spiel mit Farben und Mustern inspirieren. Und das hat sie im heimischen Vicenza an der Schule für Mode und Design gelernt. Das Kochen dagegen in der Familie. „Meine Großmutter väterlicherseits lebte auf dem Lande und am Wochenende versammelte sich die ganze Familie dort“, erinnert sich Chiara Cremon. „Alle zusammen haben wir am Samstag im großen Garten Erbsen gepflückt und gepult. Ein großer Spaß, vor allem für uns Kinder. Am Sonntag wurde dann ein großer Topf Risotto für alle gekocht.“ Vor fünf Jahren folgte Chiara Cremon ihrem Ehemann, der hier Arbeit gefunden hatte, nach Herne. 2007 wurde Sohn Sebastian geboren. „Die erste Zeit in Deutschland war schwer, Familie und Freunde zu weit weg“, sagt Chiara Cremon. Aber über den Geburtsvorbereitungskurs und in der Zeit danach hat sie neue Freundinnen gefunden. Bis heute treffen sie sich regelmäßig: eine Türkin, eine Polin, eine Deutsche, eine Italienerin. Ein echtes Multikulti-Quartett. „Meine Großmutter lebte auf dem Lande und am Wochenende versammelte sich die ganze Familie dort. Am Sonntag wurde ein großer Topf Risotto für alle gekocht.“ Italien · Risi e Bisi 13 Risi e Bisi – Risotto mit frischen Erbsen Risi e Bisi ist italienischer Dialekt und bezeichnet ein traditionelles Reisgericht, das in jeder Region des Landes in einer typischen Variante gekocht wird. Im norditalienischen Veneto kommt es vor allem im Sommer auf den Tisch, wenn frische Erbsenschoten preiswert auf dem Markt angeboten werden. Getreu dem Motto „Frisch schmeckt es immer besser“ für das Risotto eine Gemüsebrühe herstellen. Dafür die verschiedenen Gemüsesorten in 1,5 Liter Wasser eine Stunde lang kochen. Die Erbsen aus den Schoten pulen und säubern. Zwiebel hacken und mit dem Knoblauch in Olivenöl und 20 g Butter in einer beschichteten Pfanne anschwitzen. Die Erbsen und einen Schöpflöffel Gemüsebrühe dazugeben. Alles auf kleiner Flamme zehn Minuten kochen. Den Reis hinzufügen sowie nach und nach zwei Schöpfkellen Brühe. Salzen und pfeffern. Wenn der Reis die Brühe aufgenommen hat, mit weiteren zwei Schöpflöffeln Brühe auffüllen und nochmals zehn Minuten kochen. Für den sahnigen Geschmack den geriebenen Käse und 40 g Butter unterheben und mit Salz abschmecken. Tipp: Die Knoblauchzehe als Ganzes hinzugeben, dann kommt das Aroma zart und nicht zu kräftig durch. Eine kleine, aber feine Beilage ist Cialda di Parmigiano, eine Waffel aus Parmesankäse. Sechs Esslöffel geriebenen Grana Padano in einer kleinen Pfanne zu einem flachen, runden Pfanneküchlein formen. Bei niedriger Hitze schmelzen und weiterbraten, bis der Käse goldgelb ist. Zwischendurch die Käseränder mit einer Gabel zusammenschieben, damit sie nicht ausfransen. Den Herd ausschalten und einige Minuten warten, bis die Käsemasse etwas fester wird. Die Waffel vorsichtig auf eine umgedrehte Schüssel legen und im Kühlschrank hart werden lassen. Kenner trinken dazu einen weichen, duftenden Weißwein aus dem Veneto, etwa einen Soave Classico, einen Pinot Grigio oder einen Bianco di Custoza. Gemüsebrühe 1 Karotte 1 Zwiebel 1 Stängel Staudensellerie 10 Erbsenschoten Risotto 200 g Reis (Vialone Nano oder Pirinç-Reis) 200 g Erbsen (entspricht 500 g Erbsenschoten) 100 g Grana Padano-Käse 1 Zwiebel 60 g Butter glatte Petersilie Salz, Pfeffer Olivenöl 1 Knoblauchzehe nach Wunsch 4 Käsewaffeln Pro Waffel 6 Esslöffel geriebener Grana PadanoKäse 14 Spanien · Crema catalana Fernando Muñoz Morales & Thomas Reinecke Getanzte Leidenschaft Heiligabend 1996 war es, das wissen beide noch genau. Da hat sich Thomas den Eltern von Fernando Muñoz Morales vorgestellt. Eigentlich wollte er nur den Freund am späten Abend abholen und nicht stören, bis ihn Mutter Carmen im Auto entdeckte. Dann war er plötzlich mitten in einem heiter-lauten Familienfest und hat mit der Oma Karaoke gesungen. Als Dessert gab es Crema catalana und seitdem ist die süße Versuchung für das Paar Sinnbild einer toleranten Lebenshaltung. „Meine Eltern und Großeltern waren sehr offen und haben immer zu mir gestanden“, sagt Fernando. „Und das Gleiche gilt für Thomas’ Familie.“ Einige Monate später sind beide in Herne zusammengezogen, und niemals haben sie Vorurteile wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Beziehung erlebt. Weder bei der Wohnungssuche, noch auf der Arbeit, noch in der Nachbarschaft. Oder beim gemeinsamen Tanzen. Flamencotanz ist Fernandos Leidenschaft. Seine Mutter Carmen hat ihm die ersten Schritte beigebracht und in ihm die Liebe zu dem andalusischen Volkstanz geweckt. Kein Wunder, denn die Familie stammt aus der Nähe von Malaga. Von da ging es Anfang der sechziger Jahre nach Bickern. Fernandos Großvater war einer der ersten spanischen „Gastarbeiter“, wie es damals hieß, und bekam zur Begrüßung ein Fahrrad geschenkt. Mit ihrer VHS-Tanzgruppe haben Fernando und Thomas schon auf „Ferias“ in Andalusien getanzt und die Cranger Kirmes gestürmt. „Der Höhepunkt aber war die Inszenierung der Oper ‚Carmen’ von Bizet in der Arena auf Schalke“, erzählt Fernando. „Wir beide haben mit meiner Mutter und vielen, vielen anderen Flamenco getanzt und mehr als 50.000 Menschen haben zugeschaut.“ Als Dessert gab es Crema catalana und seitdem ist die süße Versuchung für das Paar Sinnbild einer toleranten Lebenshaltung. Spanien · Crema catalana 15 Crema catalana – karamellisierte Dessertcreme Ein süßer Abschluss gehört in Spanien zu einem gelungenen Essen dazu. Und der berühmte katalanische Nachtisch erfreut sich auch hierzulande großer Beliebtheit. Gerade zur Weihnachtszeit ist die Zugabe von Zimt eine willkommene Erweiterung des Rezeptes. 600 ml Milch abmessen, in einen größeren Topf geben, mit den Zimtstangen kurz aufkochen lassen und vom Herd nehmen. Die Schale einer halben unbehandelten Zitrone abraspeln und hinzufügen. Mit einem Schneebesen die restliche Milch und die Speisestärke verrühren. In einer separaten Schüssel sechs Eier trennen, das Eigelb mit drei Esslöffeln Zucker schaumig rühren. In die Milch mit Speisestärke geben und alles gut verrühren. Anschließend alles in den großen Topf geben und unter stetigem Rühren auf kleiner Flamme langsam erhitzen, bis die Masse eindickt und eine cremige Konsistenz hat. Nicht mehr aufkochen lassen. Anschließend im kalten Wasserbad abschrecken. Die Zimtstangen herausnehmen, die Creme in feuerfeste Schälchen füllen und eine halbe Stunde abkühlen lassen. Kurz vor dem Servieren jedes Cremeschälchen mit einer dünnen Schicht Zucker bestreuen und mit einem kleinen Bunsenbrenner karamellisieren, bis eine feste, goldbraune Kruste entstanden ist. Tipp: Wer keinen so genannten Gourmetbrenner hat, kann die Crema catalana auch im Backofen karamellisieren. Dafür den Backofen auf Grillfunktion einstellen. Als Begleiter bietet sich ein süßer spanischer Dessertwein an. 750 ml Milch 6 Eigelb 5 gestrichene Esslöffel Speisestärke 2 Stangen Zimt 7 gehäufte Esslöffel Zucker Schale einer ½ unbehandelten Zitrone 16 Bosnien-Herzegowina · Burek-Pita Enisa Maljisevic Engagement im neuen Leben In Bosnien-Herzegowina gibt es einen alten Sinnspruch: Wenn ein Mädchen keine Pita machen kann, dann kann es auch noch nicht heiraten. Der Teig ist kein Geheimnis, aber wie er geschmeidig und dünn wird, ohne zu reißen, eine echte Kunstfertigkeit. Deshalb war sie auch nervös, als sie den Vater mit der ersten selbst gemachten Pita überraschen wollte. „Wirklich gelungen war sie wohl nicht“, erinnert sich Enisa Maljisevic, „aber mein Vater war stolz auf mich und hat mich gelobt. Niemals zuvor habe er eine bessere Pita gegessen.“ 12 Jahre alt war Enisa Maljisevic damals. Und in dem Alter hat sie schon Verantwortung für die Familie übernommen, sich um den Haushalt gekümmert und gekocht, wenn die Mutter beruflich unterwegs war. Diese frühen Erinnerungen verblassen gegen die Schreckensbilder, die Ängste und die Traurigkeit, die sie heute immer noch heimsuchen. Es sind Bilder von Bedrohung, Gewalt und Massenmord. Gräueltaten an der eigenen Familie, Gräueltaten selbst erlebt. Srebrenica, eine kleine Stadt im Nordosten Bosniens war es, wo Tausende von muslimischen Einwohnern während des Bürgerkriegs in den 90er Jahren von serbischen Milizen umgebracht wurden. Auch noch Jahre danach ist es die permanente Angst, die ihr Leben bestimmt. Enisa Maljisevic arbeitet heute ehrenamtlich bei der Herner Tafel für Bedürftige und glaubt: „In jedem Land, in jeder Religion gibt es gute und schlechte Menschen. Ich habe meine drei Söhne so erzogen, dass sie andere achten und sich für sie einsetzen.“ Dino engagiert sich bei der freiwilligen Feuerwehr, Aljo will Sozialarbeiter werden. Und Edin, der Jüngste, wo ist er? Auf dem Fußballplatz. Ein richtig guter Kicker ist er schon. „Wirklich gelungen war meine erste Pita wohl nicht. Aber mein Vater war stolz auf mich und hat mich gelobt. Niemals zuvor habe er eine bessere Pita gegessen.“ Bosnien-Herzegowina · Burek-Pita 17 Burek-Pita – Teigschnecken mit Hackfleischfüllung Pita ist wie viele andere Mehlspeisen in BosnienHerzegowina überaus beliebt und wird zu allen Tageszeiten gegessen. Sie hält lange satt und wurde daher früher oft auf Vorrat für jene Tage vorbereitet, an denen es in den ländlichen Regionen viel Arbeit in Haus und Hof gab. Mehl und Salz in eine große Schüssel geben. Nach und nach lauwarmes Wasser und etwas Öl dazugießen. Dabei den Teig sorgfältig durchkneten, bis er elastisch wird und Blasen wirft. 15 Minuten ruhen lassen. Anschließend den Teig auf einem großen Baumwolltuch oder einer Tischdecke ausrollen und gleichmäßig mit Öl beträufeln, damit er nicht klebt. Nochmals kurz ruhen lassen. Den Teig mit einer Nudelrolle möglichst dünn ausrollen. Könner nehmen den Teig vorsichtig auf und werfen ihn mit einem speziellen Dreh mehrere Male hoch, bis er drei bis vier Mal so groß und hauchdünn geworden ist. Das Fleisch mit der klein geschnittenen Zwiebel vermengen, Salz und Pfeffer dazugeben. Die Masse in einer dünnen Linie auf dem Teigrand auslegen und zu einer langen Rolle formen. Die Rolle mit einem Messer vom übrigen Teig abtrennen und in die Länge ziehen. Den Strang in zwei bis drei gleichmäßige Teile schneiden und zu Schnecken zusammen legen. Nochmals mit etwas Öl beträufeln. So weiter verfahren, bis Teig und Füllung aufgebraucht sind. Den Herd auf 250 Grad Celsius vorheizen und die Teigschnecken auf einem eingeölten Backblech ca. 30 Minuten backen, bis sie gut gebräunt sind. Kurz bevor sie fertig sind, 250 ml Wasser mit Butter und Salz aufkochen und die Pita damit übergießen. Tipp: In Bosnien wird traditionell ein rundes Backblech aus Aluminium verwendet. Auch andere Formen sind geeignet, wichtig ist aber der hohe Rand. Dazu isst man Naturjoghurt oder reicht ihn, mit Mineralwasser vermischt, als Kaltgetränk. Teig 500 g Weizenmehl 1 Teelöffel Salz ½ l lauwarmes Wasser Sonnenblumenöl Füllung 500 g Rindergehacktes 1 Teelöffel Salz ½ Teelöffel Pfeffer 1 mittelgroße Zwiebel sowie 250 ml Wasser ca. 1 Esslöffel Butter 1 Prise Salz 18 Türkei · Tas Kebabı mit Pilav Hayati Ersoy Wenn das Hobby alle glücklich macht Wenn Hayati Ersoy erzählt, kann man nur staunen. „Immer wenn in unserem Dorf in der Region Aydın Hochzeit gefeiert wurde, haben meine Eltern für tausend Leute und mehr gekocht. Oft gab es Tas Kebabı, weil es leicht für eine große Gesellschaft zuzubereiten ist“, erzählt er. Seine Leidenschaft für das Kochen hat er von den Eltern geerbt, ist er sich sicher. Schon mit 13 Jahren hat er angefangen, kleine Gerichte zu kochen. Damals hatte er eine Wohnung in der nächstgelegenen Stadt bezogen, um das Gymnasium zu besuchen. Brot, Käse, Oliven, Feigen, Gemüse und Obst brachten ihm seine Eltern regelmäßig aus den eigenen Gärten mit, wenn sie ihn besuchten, um nach dem Rechten zu sehen. Wie viele seiner Landsleute zog Hayati Ersoy in den siebziger Jahren mit Frau und Kind nach Deutschland, um zu arbeiten, Geld zu sparen und anschließend in die Heimat zurückzukehren. Ursprünglich sollten es zwei Jahre sein, es wurden mehr als 30 daraus. Hayati konnte an seine pädagogische Ausbildung in der Türkei anknüpfen und fand an einer Herner Schule eine Stelle als Lehrer für türkische Sprache und islamische Kultur. Aber erst seit er im Ruhestand ist, kann er seinem Hobby so richtig frönen. Jeden Tag kocht er für die ganze Familie. Peperoni, Tomaten, Auberginen und feinstes Olivenöl produziert er massenweise selbst in der Türkei, wo er die Hälfte des Jahres verbringt. Schmunzeln muss Hayati Ersoy, wenn er sich an die Kochkurse erinnert, die er während seiner aktiven Lehrerzeit in der Schule angeboten hat: „Sie waren sehr beliebt, nicht nur bei den Schülern. Zum Schulschluss warteten oft schon Lehrerkollegen vor der Tür, um zu schauen, ob etwas übrig bleibt.“ „Zum Schulschluss warteten oft schon Lehrerkollegen vor der Tür, um zu schauen, ob etwas übrig bleibt.“ Türkei · Tas Kebabı mit Pilav 19 Tas Kebabı mit Pilav– Kalbsgulasch mit Butterreis Wegen ihrer Fruchtbarkeit und des Reichtums an Früchten und Gemüse wird die türkische Ägais-Küste als „Paradies der Türkei“ bezeichnet. Hier gedeihen Tomaten, Oliven, Auberginen und Feigen aufs Allerbeste. Die Einheimischen sehen sich in einer gemeinsam Kochtradition mit Griechenland und Italien und lieben ihre Mittelmeerküche, die viele frische Zutaten verarbeitet. Das Fleisch in Würfel schneiden und mit kaltem Wasser waschen. In einen Topf füllen, mit Wasser bedecken und im geschlossenen Kopftopf 25 Minuten bei mittlerer Hitze kochen. Zwei Esslöffel Thymian zufügen. Danach das Kochwasser abschöpfen und beiseite stellen. Zwei Esslöffel Olivenöl oder Butter in den Topf geben und alles umrühren. Das Gemüse waschen, grob hacken und einfüllen. Zuerst Zwiebeln und Knoblauch, anschließend Peperoni und Tomaten. Mit Cayennepfeffer, Ketchup, und Salz würzen und alles umrühren. Zum Schluss mit Kochsud und Gemüsebrühe auffüllen und nochmals ca. 25 Minuten kochen lassen. Tipp: Mageres, weiches Kalbfleisch verwenden, am besten vom Nacken. Den Ketchup selbst herstellen aus süßen Peperoni und Tomaten. Mit Olivenöl und Salz abschmecken. Reis in lauwarmem Wasser mehrmals waschen. Den Zitronensaft mit zwei bis drei Litern lauwarmem Wasser vermischen und den Reis 20 Minuten darin quellen lassen. Drei Gläser Wasser zum Kochen bringen, Hühnerbrühe, Olivenöl und Salz hinzufügen. Den Reis abgießen und dazugeben und bei geringer Hitze 20 Minuten köcheln lassen. Den fertigen Reis nochmals 20 Minuten im geschlossenen Topf ruhen lassen. Die Butter schmelzen und in den Reis einrühren. Dazu schmeckt Joghurt sehr gut, entweder als Zaziki mit Gurken und Minze oder als Ayran-Getränk. Tas Kebabı ½ kg Kalbfleisch 3 mittelgroße Zwiebeln 3 milde grüne Peperoni 3 mittelgroße Tomaten 3 Knoblauchzehen 2 Esslöffel Thymian 2 Teelöffel Gemüsebrühe 1 Esslöffel Ketchup 1 Teelöffel Cayennepfeffer 2 Esslöffel Olivenöl oder Butter 1 Teelöffel Salz Pilav 2 Wassergläser (0,2 l) türkischer Reis 2 Esslöffel Butter Saft einer ½ Zitrone 1 Esslöffel Hühnerbrühe 1 Esslöffel Olivenöl 1 Prise Salz 20 Ukraine · Gefiltes Huhn Anastasiya Geysman Wieder bei Null anfangen Es war ein weiter Weg. Fünf Jahre musste die jüdische Familie auf die Ausreise warten. Von Cherson, einer Hafenstadt in der südlichen Ukraine an den Ufern des mächtigen Stroms Dnepr, führte sie die Reise bis nach Herne, wo schon Verwandte wohnten. Seit gut einem Jahr lebt sie jetzt hier, Anastasiya mit Ehemann Boris, Söhnchen David und den Schwiegereltern in der Nähe. Anastasiya war Englischlehrerin in der Ukraine, hat auch Wirtschaft studiert und als Bankangestellte gearbeitet. „Keiner der Abschlüsse wird hier anerkannt“, erzählt sie. „Ich und meine ganze Familie, wir alle müssen wieder komplett bei Null anfangen.“ Auch Ehemann Boris kann mit seinem Diplom als Sportlehrer in Deutschland nicht weiterkommen. Er setzt auf eine Tätigkeit in einem Verein oder eine Fortbildung zum Physiotherapeuten. Dass er seine Sportausbildung, von der er immer geträumt hat, in der Ukraine überhaupt absolvieren konnte, war längst nicht selbstverständlich. Er musste erfahren, was es heißt, einer religiösen Minderheit anzugehören. Sein Trainer hatte ihm, dem talentierten Ringer, ein Studium an der Sporthochschule in Kiew fest zugesagt. Doch als man dort seinen Nachnamen hörte, kam prompt die Absage. Eine bittere Erfahrung. Boris Geysman konnte sein Diplom später immerhin an einer anderen Schule nachholen. In der Wohnzimmervitrine ruht ein Erbstück. Eine Piala, eine Trinkschale für Tee, sie stammt aus Usbekistan. Dort waren Boris’ Eltern und Großeltern während des 2. Weltkriegs evakuiert, dort hat die Familie den Krieg überstanden. Und kann heute mit Kindern und Enkel in Herne den Neuanfang wagen. Boris Geysmann musste erfahren, was es heißt, einer religiösen Minderheit anzugehören. Sein Trainer hatte dem talentierten Ringer ein Studium zugesagt. Als man seinen Nachnamen hörte, kam die Absage. Ukraine · Gefiltes Huhn 21 Gefiltes Huhn – Geflügel mit Leber und Reis Gefiltes Huhn ist eine Spezialität der jüdischen Küche, die zu Feiertagen oder Geburtstagen gegessen wird. Eine einheitliche jüdische Kochtradition gibt es nicht, dafür aber feste Vorgaben für die koschere bzw. reine Zubereitung. Zum Pessachfest, dem jüdischen Ostern, kommt Mazzemehl in die Füllung. Als Erinnerung an den biblischen Auszug der Israeliten aus Ägypten verwendet man nur Mehl und Wasser, aber kein Treibmittel, und im gesamten Haus darf nichts Gesäuertes aufbewahrt werden. Den Reis waschen und mit 0,4 Liter Wasser und einer Prise Salz ca. 15 Minuten kochen, bis er halb gar ist. Gelegentlich umrühren. In der Zwischenzeit die Zwiebeln schneiden und in einer Pfanne mit reichlich Olivenöl andünsten. Fettige Stücke vom Sterz des Hähnchens abschneiden, klein schneiden und mit der ebenfalls klein geschnittenen Leber hinzufügen. Zusammen ca. zwei bis drei Minuten anbraten. Reis etwas abkühlen lassen und in eine Schüssel füllen. Zwei Eier aufschlagen und dazugeben. Das angebratene Fleisch und die klein geschnittene Petersilie hinzufügen. Mit Salz, Pfeffer und Paprika würzen. Das Hähnchen mit Olivenöl beträufeln und mit Salz und Paprika einreiben. Mit der vorbereiteten Masse füllen und mit Nadel und Faden zunähen oder mit Rouladennadeln verschließen. Auf ein mit Olivenöl bestrichenes tiefes Backblech setzen und bei 200 Grad Celsius eine Stunde im Backofen garen. Tipp: Das Fleisch zwischendurch mehrmals mit dem ausgetretenen Sud begießen, damit es saftig bleibt. Dazu passen gefüllte Paprikaschoten und Zimmes, eine süße Gemüsebeilage aus langsam geschmorten Möhren und Rosinen, abgeschmeckt mit Honig, Zucker und Zimt. Hummus, ein Brotaufstrich aus pürierten Kichererbsen, und dunkles Brot runden die Tafel ab. Wer mag, genießt dazu Rotwein. Hähnchen 1 Hähnchen oder Bressehuhn, ca. 1,2 kg 1– 2 Esslöffel Paprika edelsüß oder fertige Gewürzmischung für Brathähnchen 1– 2 Esslöffel schwarzer Pfeffer, Salz Füllung 150 g Hähnchenleber 3 – 4 Zwiebeln 150 g Reis 2 Eier 1 Bund glatte Petersilie Olivenöl Salz, Pfeffer, Paprika oder Gewürzmischung 22 Iran · Kabab-e barg Tina Jelveh Teheran im Herzen Prominent ist sie inzwischen schon, in Herne und darüber hinaus. Denn Tina Jelveh ist nicht nur die jüngste Bürgermeisterin in der Stadtgeschichte, mit ihren 25 Jahren ist sie auch die jüngste grüne Bürgermeisterin bundesweit. Ein Kind des Ruhrgebiets, aber auch Iranerin durch und durch, wie sie selbst sagt. Mit acht Jahren kam sie gemeinsam mit den Eltern und Bruder Arian nach Deutschland. In diesem Herbst ist sie nach so vielen Jahren zum ersten Mal zum Verwandtenbesuch in die 12-Millionen-Metropole Teheran gereist. „Ich bin total begeistert von der Stadt“, schwärmt sie. „Teheran bietet unglaublich viel Kultur und liegt landschaftlich reizvoll in der Halbwüste, umgeben von 2000 Meter hohen Bergen. Am schönsten aber war die gemeinsame Zeit mit der Familie. Wir haben mit 20 bis 25 Menschen abends zusammen gesessen, gemeinsam gegessen und gesungen.“ Wieder zurück in Herne lassen Lehramtsstudium und politisches Ehrenamt nicht viel Zeit zum Kochen übrig. Willkommen ist da die Unterstützung der Familie. Vor allem von Vater Hassan, der besonders gut kochen kann. Hassan Jelveh hat sich als moderner bildender Künstler in der Region einen Namen gemacht. Die massiven und überaus praktischen Grillschwerter aus Edelstahl hat allerdings nicht er, sondern ein Freund der Familie nach einer iranischen Vorlage stilgetreu angefertigt. Seit 2005 ist die junge Politikerin in der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“ aktiv. Was ihr dabei am Herzen liegt? „Eine Kultur des Dialogs unter den verschiedenen Generationen und Kulturen in Herne zu erreichen. Auch wenn es visionär klingt“, wie sie einschränkt. „Aber“, so sagt Tina Jelveh, „irgendwo muss man doch anfangen.“ „In Teheran haben wir mit 20 bis 25 Menschen abends zusammen gesessen, gemeinsam gegessen und gesungen.“ Iran · Kabab-e barg 23 Kabab-e barg – Gegrillte Lammspieße mit Safranreis Gegrilltes wird im Iran traditionell viel gegessen, Fleischspieße mit Lamm oder Hähnchen sind besonders beliebt. Unzählige Restaurants haben sich darauf spezialisiert und bieten Kabab auch als Außer-Haus-Service an. Kabab-Spieße auf iranische Art sind einfach vorzubereiten und eine Bereicherung für jeden sommerlichen Grillabend. Das Lammfleisch in mundgerechte Stücke schneiden und 12 Stunden marinieren. Für die Marinade die Zwiebeln reiben und den austretenden Saft mit den übrigen Zutaten vermengen. Mit dem Saft einer halben Zitrone vermengen, mit Salz und Pfeffer würzen. Die Fleischstücke auf Spieße stecken und von jeder Seite ca. fünf Minuten grillen. Tipp: Metallspieße verwenden, sie leiten die Wärme besser nach innen. Als Beilagen eignen sich gegrillte Tomaten und Reis, dazu ein Joghurt-Dip. Safran-Reis bietet eine zusätzliche geschmackliche Variante. Einfach Basmati-Reis für vier Personen nach Packungsanleitung zubereiten und anschließend mit 20 g geschmolzener Butter und drei Safran-Fäden vermengen. Feinschmecker-Tipp: Den Reis zehn Minuten köcheln lassen. Die geschmolzene Butter und den Safran zunächst mit drei bis vier Esslöffeln Reis sorgfältig verrühren, dann mit dem restlichen Reis. Ein Geschirrtuch zwischen Topf und Deckel spannen, das hält den Reis schön trocken. Nochmals zehn Minuten dämpfen. Für den Joghurt-Dip geriebene Schlangengurke und Joghurt zu einer glatten Masse verarbeiten. Mit Salz, Pfeffer, Knoblauch und Minze, frisch oder getrocknet, abschmecken. Für heiße Tage ideal: Dugh, ein Getränk aus verdünntem Joghurt mit Minze, oder Mineralwasser mit etwas Zitronensaft und frischer Minze. Lammspieße 800 g mageres Lammfleisch (z. B. aus der Keule) für die Marinade: 2 Zwiebeln 2 Esslöffel Joghurt 1 Teelöffel Kurkuma 1 Prise Safran ½ Zitrone Salz und Pfeffer Safran-Reis Basmati-Reis 3 Safranfäden 20 g geschmolzene Butter Joghurt-Dip 1 Schlangengurke 500 g Naturjoghurt 4 Knoblauchzehen Minze Salz, Pfeffer 24 Nepal · Dhal und Lamm-Kari Akriti und Hom Sharma Zwei Kulturen für den Nachwuchs Aus der Region Chitwan im Süden von Nepal stammen Akriti und Hom Sharma. „Wunderschön ist der freie Blick vom tropischen Tiefland auf die fernen Gebirgsketten mit dem Himalaya als krönendem Abschluss“, erzählt Hom. Im Oktober reiste die kleine Familie zum ersten Mal gemeinsam zum Verwandtenbesuch dorthin, passend zum Dasai-Fest. „Der höchste Feiertag der Hindus wird ähnlich wie Weihnachten bei den Christen gefeiert“, erzählen die beiden. „Alle haben für mehrere Tage frei. Die Familien kommen zusammen, es gibt Geschenke für die Kinder und es wird viel und gut gegessen.“ Beim Zubereiten des traditionellen Festmahls kommt stets der typische Schnellkochtopf zum Einsatz. Seit 15 Jahren lebt Hom Sharma in Herne, und die Emscherstadt ist zu seinem Zuhause geworden. Auch wenn eine Wohnung in Bochum vielleicht praktischer wäre, denn der Weg zur Arbeitsstelle im Stadtteil Linden dauert mit Bus und Bahn recht lang. „Hier in Herne kenne ich mich aus, hier kenne ich viele Leute, hier fühle ich mich wohl“, sagt er. Ehefrau Akriti dagegen ist erst seit 20 Monaten in Deutschland und besucht noch den Integrationskurs an der Volkshochschule. Deutsch lernen und sich zurechtfinden, heißt es erst einmal für sie. Mit Töchterchen Anuska, in Deutschland geboren, reden die Eltern deutsch und nepalesisch. Die Kleine soll in beiden Kulturen aufwachsen, das wünschen sie sich. Damit sie sich von Anfang an in beiden Ländern zu Hause fühlt und später einmal frei und ohne Einschränkung entscheiden kann, wo und wie sie ihr Leben gestalten will. „...damit sie sich von Anfang an in beiden Ländern zu Hause fühlt und später einmal frei und ohne Einschränkung entscheiden kann, wo und wie sie ihr Leben gestalten will.“ Nepal · Dhal und Lamm-Kari 25 Dhal und Lamm-Kari – Linsensuppe und Lamm in würziger Soße Der Süden Nepals orientiert sich an der Küche des indischen Nachbarlandes. Die Speisen werden mit vielen Gewürzen kräftig bis scharf zubereitet. Mindestens einmal am Tag kommt Reis auf den Tisch. Wie Reis und Linsen sind auch Karis Nationalgericht im höchstgelegenen Land der Erde. Dhal Die Linsen waschen und in einem Liter Wasser im Dampfkochtopf ca. 20 Minuten kochen. Im normalen Kochtopf 30 bis 40 Minuten. In der Zwischenzeit die Zwiebel klein schneiden und andünsten, die gewürfelten Tomaten und die selbst gemachte Gewürzmischung dazugeben und alles bei mittlerer bis großer Hitze brutzeln lassen, bis eine breiige Masse entstanden ist. Dabei immer wieder umrühren. Anschließend die Masse in die Linsensuppe geben und das Ganze einige Minuten ziehen lassen. Tipp: Die Gewürze nicht direkt zufügen, sondern vorher in etwas Pflanzenöl anrösten, das intensiviert den Geschmack. Dhal 150 g kleine Linsen 2 Tomaten 1 Zwiebel Sonnenblumenöl Gewürzmischung nach Geschmack Gewürzmischung 3 Teelöffel Kreuzkümmel, ganz 2 Teelöffel Koriandersamen ½ Teelöffel Kurkuma 26 Nepal · Dhal und Lamm-Kari Nepal · Dhal und Lamm-Kari 27 Dhal und Lamm-Kari – Linsensuppe und Lamm in würziger Soße „Kari“ oder Englisch „Curry“ bedeutet schlicht „würzige Soße“ und bezeichnet in Nepal und Indien alle Gerichte, die mit einer ausgetüftelten Kombination von intensiv duftenden Gewürzen zubereitet werden. Lamm-Kari Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer schälen und zerkleinern. In heißem Öl anbraten und die vorbereitete Gewürzmischung dazugeben. Ca. zehn Minuten schmoren lassen, dabei umrühren und bei Bedarf etwas Wasser dazugießen, damit nichts festbackt. Das Lammfleisch klein schneiden und dazugeben, alles gut verrühren. Die Hitze herunterdrehen und ca. eine halbe Stunde mit geschlossenem Deckel köcheln lassen. Bei Bedarf Wasser dazugießen. Koriander klein schneiden, hinzufügen, salzen und alles einige Minuten ziehen lassen. Tipp: In einem luftdichten Behälter einen Vorrat an Gewürzmischung anlegen und nach Bedarf verbrauchen. Dazu reicht man Basmati-Reis und einen bunten Salat. Gebackene Hähnchenkeulen vervollständigen die Festtagstafel. In Nepal wird ein Bier zum Essen geschätzt. Den köstlichen Schwarztee mit Milch und Gewürzen gibt es zur Begrüßung der Gäste oder nach der Mahlzeit. Lamm-Kari 1 kg Lammfleisch 3 mittelgroße Zwiebeln ca. 1 cm Ingwerwurzel 2 Knoblauchzehen 3 Tomaten 1 Bund frischer Koriander 2 – 3 Teelöffel Gewürzmischung Sonnenblumenöl, Salz 1 – 2 Peperoni nach Geschmack Gewürzmischung 3 Teelöffel Kreuzkümmel, ganz 2 Teelöffel Koriandersamen ½ Teelöffel Kurkuma 28 Indien · Mien Catlett Aleykutty Karimpil Not macht erfinderisch Aleykutty Karimpil erinnert sich noch genau an den Kulturschock, der sie traf, als sie 1972 aus ihrer südindischen Heimat nach Deutschland kam. „Ich konnte mich nicht verständigen, keiner konnte Englisch. Alles war mir total fremd. Vor allem das Essen. Riesige Stücke Fleisch, komplett ungewürzt, so kam es mir vor“, erzählt sie rückblickend. Indische Missionare und Pastoren, die vorher in Deutschland gelebt hatten, warben damals in ihren heimatlichen Kirchengemeinden für eine Krankenschwester-Ausbildung im fernen Deutschland. Qualifiziertes Pflegepersonal wurde dringend gebraucht. Aleykutty folgte dem Aufruf und landete im Kloster Grafschaft bei Schmallenberg im Sauerland, wo sie ihre Ausbildung absolvierte und parallel die deutsche Sprache lernte. Schwierige Aufgaben, die sie erfolgreich meisterte. Wenn nur die Sache mit dem Essen nicht gewesen wäre. „Die Nonnen dort waren sehr streng, wir durften nicht selbst kochen. Und so haben wir versucht, abends heimlich auf der Heizung in unseren Zimmern Reis zu kochen“, lacht sie. „Oft aber habe ich damals auch richtig gehungert.“ Heute gehören Schnitzel mit Bratkartoffeln ebenso zum Speiseplan der Familie wie Pasta oder Fernöstliches. Die erwachsenen Kinder, mittlerweile längst aus dem Haus, machen es ebenso. Tochter Leeba liebt die italienische Küche, Sohn Liby bereitet zu Weihnachten gern eine Gans zu. Zum alljährlichen Straßenfest in Baukau wünscht sich die gesamte Nachbarschaft von Familie Karimpil aber immer nur eins: selbst gemachten Zwiebelsalat. „Und so haben wir versucht, abends heimlich auf der Heizung in unseren Zimmern Reis zu kochen. Oft aber habe ich damals auch richtig gehungert.“ Indien · Mien Catlett 29 Mien Catlett – Thunfischfrikadellen mit Zwiebelsalat Der Bundesstaat Kerala im Südzipfel Indiens wird auch als „Land der Kokospalmen bezeichnet“ und gilt als eine der schönsten Regionen des Landes. Im tropischen Klima gedeihen nicht nur Kokosnüsse, sondern auch Mangos, Papayas und andere exotische Köstlichkeiten. Frischer Fisch aus dem nahen Meer oder den Flüssen kommt häufig auf den Tisch, Thunfischfrikadellen werden dagegen meist als Vorspeise zum Festessen gereicht. Den Thunfisch zerkleinern und in einer Pfanne ca. zehn Minuten andünsten. Die Kartoffeln 20 Minuten gar kochen, erkalten lassen und in kleine Stücke zerdrücken. Zwiebeln, Peperoni, Buschbohnen und Ingwer klein schneiden, Curryblätter zerrupfen und alles in einem Esslöffel Öl zehn Minuten leicht anbraten. Mit Kurkuma und Salz würzen. Sämtliche Zutaten in eine Schüssel geben, Zimt, Kardamom, Fenchel dazugeben. Vorsichtig verkneten, damit die Kartoffeln nicht zu Püree werden, und kleine Frikadellen formen. Tipp: Zimt, Kardamom und Fenchel in einem Mixer fein mahlen oder im Mörser zerstoßen, das Aroma wird dadurch reicher. Die Eier in einer Schüssel leicht aufschlagen, die Fischbällchen darin eintauchen und in Paniermehl wenden. Anschließend in einer Pfanne mit reichlich heißem Pflanzenöl frittieren, bis sie goldbraun sind. Als Beilage wird traditionell ein Zwiebelsalat gegessen. Dafür einfach rote Zwiebeln in schmale Stifte schneiden, mit Naturjoghurt vermengen und mit Salz abschmecken. Wer mag, fügt etwas zerkleinerte Peperoni und indische Curryblätter dazu. Das Gericht lässt sich ebenso mit Hackfleisch oder vegetarisch, zum Beispiel mit Möhren und Porree, zubereiten. Dazu passt Mineralwasser oder ein halbtrockener Weißwein. Thunfischfrikadellen 400 g Thunfisch (frisch oder aus der Dose) 500 g Kartoffeln 150 g Buschbohnen 2 mittelgroße Zwiebeln 50 g frischer Ingwer 2 scharfe Peperoni oder 2 Teelöffel Pfeffer 10 g indische Curryblätter 2 Kardamom-Kapseln 1 Teelöffel Fenchelsamen 1 Stück frische Zimtstange (3 cm) ¼ Teelöffel Kurkuma 2 Eier 250 g Paniermehl 2 Teelöffel Salz Öl zum Braten Zwiebelsalat 4 rote Zwiebeln 125 g Naturjoghurt (3,5% Fett) 1 Teelöffel Salz nach Belieben: Peperoni Curryblätter 30 Thailand · Tom yam kung Photchanee Phankluia Die Tochter als Deutschlehrerin Photchanee Phankluia hat es wirklich gut, sie hat eine ganz private Deutschlehrerin. Sie heißt Nadia, ist fast vier Jahre alt und ihr Töchterchen. „Ganz oft kommt es vor, dass ich zu Hause mit ihr Thai spreche und sie auf Deutsch antwortet“, erzählt die junge Mutter lächelnd. „Sie bringt mir auch neue Wörter bei, guckt sich Bilderbücher an und singt dann selbsterfundene Geschichten dazu.“ Von morgens neun bis mittags um eins besucht Nadia die Kindertagesstätte im Stadtteil Unser Fritz und in der Zeit geht Photchanee arbeiten. Beides zusammenzubringen ist nicht immer leicht. Unterstützung ist wichtig, um das alltägliche Leben zu bewältigen. Die Erzieherinnen in der Kita wissen das und helfen, so gut es geht. Nadia kann bis nachmittags bleiben, wenn es erforderlich sein sollte. Unterstützung erfährt Photchanee auch durch eine Nachbarin, die ebenfalls Thailänderin ist. Sie kocht und passt auf Nadia auf. Aber auch Photchanees Chef zeigt Verständnis und ist so kulant, dass er ihre Schicht kurzfristig anders einteilt, zum Beispiel wenn ein dringender Besuch beim Kinderarzt ansteht. Ein Glück, dass die Arbeitsstelle in der Nähe und gut zu erreichen ist. Photchanee stammt aus Udon Thani im Nordosten Thailands, eine der Reiskammern des Landes. Sie hat dort eine Hauswirtschaftsschule besucht, bevor sie vor rund drei Jahren nach Deutschland kam – in das Land ihres damaligen Ehemanns. „Hier möchte ich auch bleiben“, sagt sie. „Für meine Tochter ist es einfach besser, sie hat hier viel mehr Möglichkeiten für ihre Zukunft.“ „Photchanee Phankluia hat es wirklich gut, sie hat eine ganz private Deutschlehrerin. Sie heißt Nadia, ist fast vier Jahre alt und ihr Töchterchen.“ Thailand · Tom yam kung 31 Tom yam kung – Scharfe Suppe mit Garnelen Ebenso vielfältig wie die Mahlzeiten, zu denen stets Reis mit vielen kleinen köstlichen Speisen gereicht wird, sind die Aromen der thailändischen Küche. Limonen, Zitronengras und frischer Koriander werden mittlerweile auch hierzulande geschätzt. Ebenso beliebt: die sprichwörtliche Schärfe vieler Gerichte. Zuerst die Chilischoten in Limonensaft einlegen und die Milch mit der Chilipaste verrühren. Garnelen unter fließendem Wasser kurz abspülen und abtrocknen. Dann das Wasser zum Kochen bringen. Zitronengras, Kaffeezitronenblätter und Galgantwurzel zerkleinern und hinzufügen. Nach ca. fünf Minuten Kochzeit bei hoher Temperatur die Fischsauce und einen Esslöffel Chilipaste dazugeben. Die Champignons in Scheiben schneiden, Tomaten und Staudensellerie grob zerkleinern und anschließend zusammen mit den Garnelen in die Suppe geben. Nochmals fünf Minuten köcheln lassen. Vom Herd herunternehmen und die Milch mit Chilipaste sowie die Chilis mit Limonensaft einfüllen. Chilis vorher zerkleinern. Vor dem Servieren mit Korianderblättern bestreuen. Tipp: Eine Chilischote pro Person entspricht geringer Schärfe. Wer den typischen Chiligeschmack, aber weniger Schärfe möchte, entfernt die weißen Kerne aus dem Inneren der Schote. Die Suppe wird mit Reis gegessen, als Getränk passt Mineralwasser am besten. 600 g mittelgroße Garnelen (tiefgefroren) 400 g frische Champignons 6 kleine Schalotten 4 kleine Tomaten 2 Stängel Staudensellerie 2 Stängel Zitronengras 8 Kaffeezitronenblätter 3 cm frische Galgant- oder Ingwerwurzel 2 Esslöffel frischer Koriander 4 kleine thailändische Chilischoten 4 Esslöffel Limonensaft 4 Esslöffel thailändische Chilipaste in Öl 160 ml Vollmilch oder Sahne 6 Esslöffel thailändische Fischsauce 700 ml Wasser 32 Marokko · Tajine und Bri Oatt Saida und Mohamed Rami Gastfreundschaft zählt „Salam alaikum - Friede sei mit dir!“ und „Marhaba - Herzlich willkommen!“ So begrüßen Saida und Mohamed Rami ihre Gäste zu Hause und servieren als Erstes frisch aufgebrühten grünen Tee mit Minzeblättern. „Die Marokkaner sind aufgeschlossene Leute und begegnen Fremden offen und freundlich“, erzählen sie. Beide stammen aus der Küstenstadt Nador am Mittelmeer. „Dort entwickelt sich seit einigen Jahren Tourismus, und viele aus unserer Region verbessern ihr Schul-Französisch oder lernen von sich aus Spanisch und Deutsch, um den Urlaubern besser begegnen zu können.“ Erfahren sie in Deutschland eine ebensolche Gastfreundschaft, wie sie in ihrer Heimat Menschen aus anderen Ländern gewährt wird? „Ja“, sagen beide. Und Saida ergänzt: „Wir leben jetzt seit einigen Jahren recht gut im Stadtteil Bickern. Nie hat sich jemand daran gestört, dass ich ein Kopftuch trage. In der Nachbarschaft nicht und auch nicht, wenn ich in der Stadt unterwegs bin.“ Die gläubige Muslimin kam 1988 nach Herne, wo der Vater Jahre zuvor Arbeit als Bergmann gefunden hatte und dann seine Familie nachholte. „Tajine kommt nicht jeden Tag auf den Tisch, sondern nur, wenn wir feiern“, erklärt Mohamed, der selbst in der Gastronomie tätig ist. „Alle warten gespannt auf den Moment, wenn der Deckel gelüftet wird. Und jeder schneidet sich aus dem Topf ein passendes Fleischstück ab.“ Das Tier muss zuvor „halal“, im Namen Allahs, geschlachtet worden sein. Was Saida und Mohamed noch eben so am Rande erwähnen: „Wie wir schlachten, ist im Grunde nicht anders als die Art, wie es die Juden machen.“ „Tajine kommt nicht jeden Tag auf den Tisch, sondern nur, wenn wir feiern. Alle warten gespannt auf den Moment, wenn der Deckel gelüftet wird.“ Marokko · Tajine und Bri Oatt 33 Tajine & Bri Oatt – Lammtopf mit Pflaumen und Mandeln; süßes Mandelgebäck Tajine heißt das langsam gegarte Eintopfgericht aus Huhn, Pute oder Lamm, und so heißt auch der reich verzierte marokkanische Keramiktopf, in dem die traditionelle Festtagsspeise gereicht wird. Die Küche des Maghreb verwendet Zimt, Sesam sowie Nüsse und Früchte auch in herzhaften Gerichten. Tajine Eine Würzmischung aus Öl, Safran, Curry und Salz herstellen und das grob zerteilte Fleisch damit bestreichen. Ca. eine Stunde im geschlossenen Kochtopf mit etwas Wasser bei mittlerer Hitze köcheln lassen, im Schnellkochtopf etwa 20 Minuten. Danach Zwiebeln, Tomaten und Koriander hinzufügen, die geschälte und zerkleinerte Süßkartoffel obenauf legen und nochmals 20 Minuten garen (im Schnellkochtopf 10 Minuten). In der Zwischenzeit die Paprikaschoten säubern, klein schneiden und in Öl kurz andünsten. Die Pflaumen zehn Minuten in Wasser köcheln lassen, dann mit Sesam und Zimt bestreuen. Das fertige Fleisch mit Gemüse und Süßkartoffel in die Tajine füllen und mit Paprika, Oliven, Mandeln und Pflaumen garnieren. Mit dem Kochsud begießen und einige Minuten ziehen lassen. Tipp: Die Süßkartoffel wird genauso wie der heimische Erdapfel verarbeitet. Am besten im Winter verwenden, dann ist sie preiswerter. Zu Tajine reicht man stets frisches Fladenbrot. 1 kg Lammfleisch 3 Tomaten 3 Zwiebeln 250 g getrocknete Pflaumen 200 g grüne oder schwarze Oliven ohne Stein 2 rote Paprikaschoten 1 Süßkartoffel 1 Bund frischer Koriander 100 g Mandeln 50 g Sesamkörner Zimt, Safran, Curry und Salz Öl 34 Marokko · Tajine und Bri Oatt Marokko · Tajine und Bri Oatt 35 Tajine & Bri Oatt – Lammtopf mit Pflaumen und Mandeln; süßes Mandelgebäck Nach dem Essen wird in Marokko frisches Obst gereicht. Zum Opferfest oder Fest des Fastenbrechens kommen aufwändige süße Nachspeisen auf den Tisch. Sie werden mit Honig verfeinert und mit Orangenblütenwasser aromatisiert. Bri Oatt Für den Nachtisch eine feste Masse aus Mandeln, Sesam, Butter, Anis, etwas Honig und einem Ei herstellen und daraus kleine Bällchen formen. Die Teigfladen in lange Streifen schneiden, mit etwas Butter einreiben. Je ein Mandelbällchen auf einen Teigstreifen setzen und diesen zu einem Dreieck aufrollen. Den Teig mit etwas Eigelb einpinseln und an den Rändern damit verkleben. Einen kleinen Topf mit Öl oder eine Fritteuse auf 180 Grad erhitzen. Die Plätzchen wenige Minuten frittieren, bis sie goldbraun sind. In einem Topf Honig und Orangenblütenwasser zum Kochen bringen und das Gebäck anschließend darin fünf Minuten ziehen lassen. Zwischendurch umdrehen. Mit einem Schaumlöffel herausnehmen und mit Sesamkörnern garnieren. Tipp: Zum Frittieren einen kleinen Topf verwenden, dann wird nicht so viel Öl verbraucht. Grüner Tee, der mit frischen Pfefferminzblättern zubereitet wird, bildet den Ausklang eines marokkanischen Essens. 8 –10 fertige Teigfladen 400 g gemahlene Mandeln 2 Eier 2 Esslöffel Sesamkörner 1 Esslöffel Anis 2 Esslöffel weiche Butter 700 g Honig 2 Esslöffel Orangenblütenwasser 36 Kongo · Mbika und Pondou Josephine und Augustin Yunduka Kochtest mit Erfolg In der Region Equateur sagt die Überlieferung: Ein Mann soll eine Frau erst dann heiraten, wenn er sich vergewissert hat, dass die Auserwählte Mbika kochen kann. Jetzt haben wir moderne Zeiten, aber manches bleibt. Josephine und Augustin kannten sich schon von Kindesbeinen an. Aber als sie sich ineinander verliebten, war die Sache mit dem Kochen doch ausschlaggebend. Josephine musste den Kochtest machen und beweisen, dass sie von den tausend verschiedenen Arten, den typischen Kürbiskern-Eintopf zuzubereiten, eine überzeugende Variante beherrscht. „Ich habe es mir gewünscht, und sie hat es toll hingekriegt“, erinnert sich Augustin. Was er nicht wusste und sie heute augenzwinkernd verrät: „Ich habe vorher natürlich meine Mutter genau gefragt, wie ich Mbika kochen muss.“ Augustin Yunduka war früher Lehrer in dem zentralafrikanischen Staat. Es war die Zeit unter Präsident Mobutu, und es war eine schwere Zeit. Sechs Monate zu arbeiten, ohne überhaupt Gehalt zu bekommen, war keine Seltenheit. Und es wurde nicht besser. Vor elf Jahren beschloss er nach langem Überlegen, den entscheidenden Schritt zu wagen und kam nach Deutschland. „Um in einer richtigen Demokratie zu leben und ein besseres Leben für meine Familie aufzubauen“, wie er sagt. Das Ehepaar engagiert sich im Verein Kivuvu, der es sich zum Ziel gesetzt hat, den vielen Straßenkindern im Kongo zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen. Mehr als eine Million leben allein in der Hauptstadt Kinshasa,“ erzählen die beiden. „Wir sammeln Geld, um den Bau von Kindergärten und Schulen für diese Kinder zu unterstützen. Und werben im ganzen Ruhrgebiet für unser humanitäres Projekt.“ Ein Mann soll eine Frau erst dann heiraten, wenn er sich vergewissert hat, dass die Auserwählte Mbika kochen kann. Kongo · Mbika und Pondou 37 Mbika und Pondou – Fisch mit Kürbiskernen und Maniok In der Demokratischen Republik Kongo, dem früheren Zaire, gibt es viele Regionen, jede mit eigener Kochtradition. Im Einzugsgebiet des mächtigen Kongoflusses steht oft Fisch auf der Speisekarte. Typisch für die gesamte kongolesische Küche ist, dass selten Rohes gegessen wird. Alle Zutaten werden kräftig durchgekocht. Das Gemüse wird von den Frauen zuvor in mühevoller Handarbeit kleingestampft. Maniokblätter in einem Topf mit kochendem Wasser auftauen. Zwiebel und Knoblauch schälen, zerkleinern, im elektrischen Mixer pürieren und zufügen. Paprika und Porree waschen, zerkleinern, ebenfalls pürieren und in den Topf geben. Die Aubergine schälen, in kleine Würfel schneiden und hinzufügen. Palmöl dazugeben und kräftig salzen. Eine Stunde bei mittlerer Hitze kochen lassen, nach 30 Minuten kommt die Makrele mit Tomatensauce und der halbe Brühwürfel hinzu. Tipp: Wenn Maniok nicht erhältlich ist, auf Grünkohl zurückgreifen. Für Mbika Zwiebel, Frühlingszwiebeln, Knoblauch und Porree schälen, zerkleinern und pürieren. Alles zusammen mit den Kürbiskernen in einen Topf geben, salzen, verrühren und unter Beigabe von wenig Wasser aufkochen lassen, bis ein fester Brei entsteht. 100 ml Wasser zum Kochen bringen und die Masse im geschlossenen Topf eine Stunde bei mittlerer Hitze kochen lassen. Zwischendurch umrühren, bei Bedarf Wasser nachgießen. Nach 30 Minuten die Tomaten und den auseinander gezupften Trockenfisch zufügen. Nach Geschmack salzen. Tipp: Jeder würzt am Tisch mit Pili-Pili, zerkleinerten Chilischoten, nach. Zu den Eintöpfen wird Fufu, ein luftiges Püree aus Hartweizengrieß, oder Reis gereicht. Das übliche Getränk zum Essen ist Wasser. Aber auch ein kräftiger Weißwein passt gut. Pondou 250 g Maniokblätter, tiefgefroren 1 Dose Makrele in Tomatensauce 1 rote Paprikaschote ¼ Aubergine 2 Knoblauchzehen 2 Stangen Porree 1 Zwiebel ½ Brühwürfel 2 Esslöffel Palmöl Salz Mbika 50 g gemahlene Kürbiskerne 250 g Trockenfisch (z. B. Makrele) 2 Tomaten ½ Dose Tomaten 2 Frühlingszwiebeln 1 Stange Porree 1 Zwiebel 1 Knoblauchzehe Salz ca. 100 ml Wasser 38 Mosambik · Matapa Alberto Mambranca Verantwortung füreinander übernehmen „Was werden die Mädchen sagen, wenn sie mich in der Küche sehen?“ fragte sich Alberto selbstkritisch, als er im zarten Teenageralter Mutter oder Tante beim Kochen über die Schulter sah. „Später aber war ich richtig froh, es gelernt zu haben“, erzählt er. Bis heute kocht er gern, wenn ihm die Arbeit Zeit dazu lässt. Alberto Mambranca ist Pastor im christlichen Lebenszentrum „Lifeline“ der freikirchlichen Adventgemeinde in Herne. Das Haus an der Neustraße versteht sich als offenes Angebot an alle, die Hilfe oder einfach nur Gespräche suchen. Der Wunsch nach Theologie entstand bei Alberto Mambranca schon während der Schulzeit in seiner Heimatstadt Mocuba. „Ich kam mit den Umständen nicht klar. Auf meinem Schulweg sah ich frühmorgens Kinder, die barfuß und in zerlumpter Kleidung als Träger arbeiteten und schwere Säcke schleppten, um etwas Geld zu verdienen.“ Nach Deutschland kam er 1991, um in der Nähe von Magdeburg Theologie zu studieren. Heute sagt er: „Meine Aufgabe ist dort, wo Gott mich hingestellt hat, und jetzt ist mein Platz in Herne. Aber gern würde ich irgendwann wieder nach Afrika zurückkehren, dort ist so viel zu tun. Die Menschen brauchen Zugang zu Bildung und Gesundheit oder oftmals ganz schlicht sauberes Trinkwasser.“ In Herne bietet „Lifeline“ auch Hausaufgabenhilfe für Grundschulkinder an. Woran Alberto Mambranca glaubt: „In jedem Menschen steckt etwas Größeres und Wertvolles, was in keinem anderen Menschen auf der Welt vorhanden ist. Es ist unsere Aufgabe, das Juwel zu finden.“ „In jedem Menschen steckt etwas Größeres und Wertvolles, was in keinem anderen Menschen auf der Welt vorhanden ist. Es ist unsere Aufgabe, das Juwel zu finden.“ Mosambik · Matapa 39 Matapa – Blattgemüse mit Kokosmilch Im tropischen Mosambik kommt Kokosnuss in einfach alle Gerichte. Die Milch wird mit der Raro, der typischen Raspelbank, gewonnen, die in jedem Haushalt zu finden ist. Für das vegetarische Alltagsgericht Matapa verwendet man in der Region Mocuba gern die weichen Blätter des Kürbis. Aber auch Kohlrabiblätter, Grünkohl und Wirsing sind bestens geeignet. Kohlrabiblätter gründlich waschen, von den harten Stielen befreien und klein schneiden. In einen mittelgroßen Topf Wasser einfüllen, so dass der Boden ca. einen Zentimeter bedeckt ist und die Blätter darin im geschlossenen Topf bei mittlerer Hitze ca. zehn Minuten weich kochen. Tomaten würfeln, Zwiebel schälen, klein schneiden und beides zufügen. Ebenso zwei geschälte ganze Knoblauchzehen. Um die Kokosmilch zu gewinnen, die Frucht öffnen und das Kokoswasser ausgießen. Das Fruchtfleisch herausschaben oder mit einem Messer herauslösen und mit einer Haushaltsreibe raspeln. Die frischen Raspeln mit so viel heißem Wasser übergießen, bis sie ganz bedeckt sind, und einige Minuten stehen lassen. Anschließend die Raspeln mit den Händen auspressen. Die so entstandene Kokosmilch durch ein Geschirrtuch seihen. Die fertige Kokosmilch zu dem Gemüse in den Topf geben und unter Rühren aufkochen lassen. Nochmals fünf Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen. Mit Salz abschmecken. Tipp: Zum Öffnen die Nuss der Länge nach in die Hand nehmen und mit einem Stein oder Hammer kräftig auf die Mitte schlagen. Gegebenenfalls die Kokosnuss drehen und es nochmals an einer anderen Stelle wiederholen. Traditionell isst man dazu Maisbrei, der aus feinem Maisgrieß schnell hergestellt ist. Zum Essen gehört ein frisch gepresster Saft aus Orangen, Mangos oder Ananas. Zu festlichen Anlässen wird gern Zuckerrohrschnaps serviert. Blätter von 4 Kohlrabi 1 frische Kokosnuss oder ½ Dose Kokosmilch 2 Tomaten 2 Knoblauchzehen ½ Zwiebel 1 Teelöffel Salz 40 USA · Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla Mark Brazda Vater, Hausmann, Koch aus Passion „Zeig mir die Basics!“ bat Mark Brazda seine Mutter, eine exzellente Köchin, als er mit gerade 18 von zu Hause ausziehen wollte. Dieser Wunsch war wohl der Grundstein von Marks Kochkünsten, die Familie und Freunde mittlerweile weithin rühmen. „Meine Ma hat mir gezeigt, wie man Salsa macht und verschiedene Füllungen für Burritos. Das war ein guter Anfang, richtig kochen gelernt habe ich dann später in einem mexikanischen Restaurant in Cashmere im Westküsten-Staat Washington“, erinnert er sich. Einige seiner Urahnen kamen ursprünglich aus Mexiko und Spanien, andere stammten von amerikanischen Ureinwohnern ab. Mark wurde in Wyoming geboren. Später zog die Familie dann nach Kalifornien, wo heute noch Mutter Della lebt. 1986 begab sich der unternehmungslustige Mark auf Europareise und lernte auf der griechischen Insel Kreta eine Lehrerin namens Dagi kennen, die in Herne wohnte. Und heute hat das Paar vier Kinder. Mark ist Hausmann, kocht mit viel Spaß, probiert gern neue Rezepte aus und steht jeden Tag am Herd. „Als ich dies damals in meinem Deutsch-Sprachkurs erzählt habe, dachten alle, das sei ein Witz. Sie konnten diesen Rollentausch nicht verstehen, sie dachten eher traditionell: Der Mann geht arbeiten, die Frau kocht.“ Nicht nur bei den Kursteilnehmern aus fernen Ländern ist Mark auf so manches Vorurteil gestoßen. „Viele meiner Freunde hier waren echt überrascht, wie vielfältig und köstlich die amerikanische Küche ist. Sie besteht eben nicht nur aus Fastfood, sondern ist geprägt von den kulturellen Einflüssen der Immigranten aus aller Welt.“ Mark ist Hausmann, kocht mit viel Spaß, probiert gern neue Rezepte aus und steht jeden Tag am Herd. „Als ich dies in meinem Deutsch-Sprachkurs erzählt habe, dachten alle, das sei ein Witz.“ USA · Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla 41 Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla – Avocadocreme und Chili-Dip mit Käsetortilla Was das Essen angeht, gibt es keine großen Unterschiede zwischen Mexiko und dem Südwesten der USA. Beide Nationen lieben eine rustikale Küche für jeden Tag mit vielen frischen Zutaten. Wichtiger Bestandteil ist Chili. Es gibt ihn in zig Geschmacksrichtungen und Formen - frisch, getrocknet, als Pulver oder in leckeren Würzpasten. Guacamole und Salsa Cruda Die Avocados halbieren und aushöhlen. Zwiebel, Knoblauch, und Chilischote klein hacken und zum Fruchtfleisch geben. Zitronensaft darüber gießen und alles würzen. Mit einer Gabel oder einem Kartoffelstampfer die Masse zerdrücken. Zum Schluss die klein geschnittene Tomate unterziehen. Einen Avocadokern in die Creme eindrücken, dann wird sie nicht braun. Tipp: Beim Kauf darauf achten: Die Avocado hat die richtige Reife, wenn sie sich mit dem Finger leicht eindrücken lässt. Beim Schütteln darf der Kern nicht zu hören sein, sonst ist sie zu alt. Für die Salsa Cruda Tomaten, Zwiebel, Knoblauch und Chili zerkleinern. Die Korianderblätter vom Stängel lösen und hacken. Alles vermengen. Zitronensaft hinzufügen und mit den Gewürzen abschmecken. Tipp: Zusammen mit Tortilla-Chips sind die beiden Dips eine leckere Vorspeise oder ein idealer Snack für Gäste. Guacamole 3 – 4 reife Avocados (am besten die dunklen der Marke „Hass“) Saft einer Zitrone 1 – 2 Knoblauchzehen 1 rote Zwiebel 1 mittelgroße Tomate schwarzer Pfeffer, Salz nach Belieben: ½ - 1 frische rote Chilischote Salsa Cruda 5 – 6 mittelgroße, reife Tomaten 3 – 4 Knoblauchzehen 1 rote Zwiebel Saft von ½ Zitrone 2 Stängel frischer Koriander ½ – 1 Teelöffel Oregano ¼ Teelöffel Kreuzkümmel schwarzer Pfeffer, Salz nach Belieben: 4 – 6 frische rote und grüne Chilischoten 42 USA · Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla USA · Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla Guacamole und Salsa Cruda mit Quesedilla – Avocadocreme und Chili-Dip mit Käsetortilla Quesedilla ist ein typisch mexikanisches Gericht, das sich vielfach variieren lässt. Mit gefüllten Tortillas werden die Dips zu einem vollwertigen Hauptgericht. Quesedilla Die Tortillafladen in einer mit Öl ausgewischten Pfanne bei kleiner Hitze kurz erwärmen, bis sie weich sind, eine Hälfte mit Zutaten nach Geschmack füllen und zusammenklappen. Einige Minuten anbraten, zwischendurch vorsichtig wenden. Als Füllung eignet sich geriebener Gouda mit Hähnchenfleisch. Dafür Hähnchenbrustfilets in Wasser mit einer Zwiebel und zwei Knoblauchzehen ca. 30 Minuten kochen, abkühlen lassen und zerkleinern. In einer Pfanne mit Knoblauch und Zwiebel anbraten, dann salzen, pfeffern und mit Kashmiri Masala würzen. Die Quesedilla ist fertig, wenn der Käse geschmolzen ist und beide Seiten leicht gebräunt sind. Tipp: Die indische Chili-Knoblauch-Paste Kashmiri Masala zuvor in etwas Wasser anrühren. Als Getränk empfiehlt sich ein kühles Bier oder ein kräftiger Rotwein. 8 fertige Tortillafladen 500 g Hähnchenbrustfilet 500 g geriebener Gouda 4 Knoblauchzehen 2 Zwiebeln 2 Esslöffel Kashmiri Masala Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle 43 44 Paraguay · Empandadas und Chipa paraguaya Susanna und Horst Martens Vom Geheimnis der Guampas „Ich erinnere mich noch gut an die Fahrten vom Chaco in die 500 Kilometer entfernte Hauptstadt Asunción“, sagt Susanna Martens. „Es war immer aufregend und etwas Besonderes, wir fuhren schier endlos durch weites, einsames Land. Bis zur ersten Raststätte Pirahu, dem ‚Schwarzen Fisch’. Dort gab es die besten Empanadas in ganz Paraguay.“ In der großen Metropole wiederum faszinierten die fliegenden Händler und indianischen Marktfrauen. „Sie liefen mit einem Korb auf dem Kopf durch die Straßen und verkauften unter lautem Rufen frisches, noch warmes Chipa-Brot.“ Susanna und Horst Martens sind in der gleichen Siedlung im Chaco aufgewachsen, einer dünn besiedelten bäuerlichen Region im Westen von Paraguay. Viele Deutschstämmige aus der evangelischen Glaubensgemeinschaft der Mennoniten sind dort heimisch geworden. So auch die Eltern von Susanna und Horst, die einst Wirren und Not des 2. Weltkriegs aus der Ukraine nach Deutschland verschlugen, bevor sie nach Paraguay auswanderten. Wie nirgendwo sonst in Lateinamerika schätzt man in Paraguay die Zeremonie des genussvollen Mate-Trinkens, erinnern sich die beiden, die damals das Studium nach Deutschland und ins Ruhrgebiet führte. Man wird eingeladen, nimmt sich Zeit, teilt Tee, Gedanken und Gefühle mit den anderen. Die traditionellen Guampas, Trinkgefäße aus Kuhhorn, sind dafür ideal. Individuell gestaltet, reich verziert, oft mit einer Widmung als Geschenk für einen Freund, werden sie in der Runde weitergereicht. Und wer noch von alters her die kleinen rituellen Zeichen bei der Weitergabe der Guampa versteht, weiß vielleicht auch den tiefen Blick des Gegenübers besser zu deuten. Wer die kleinen rituellen Zeichen bei der Weitergabe der Guampa versteht, weiß vielleicht auch den tiefen Blick des Gegenübers besser zu deuten. Paraguay · Empandadas und Chipa paraguaya 45 Empanadas & Chipa paraguaya – Teigtaschen und Maniokbrot Empanadas, ob mit Hackfleisch gefüllt oder vegetarisch, werden oft und gern zwischendurch gegessen. Deftiges und Salziges als stärkender Snack zwischen den Mahlzeiten sind im ganzen Land populär. Ebenso wie Mate-Tee, kalt wie warm ein durstlöschender Energiespender. Empanadas Zunächst Hackfleisch, Zwiebel und Gemüse in einer Pfanne mit reichlich Pflanzenöl auf höchster Stufe anbraten. Zum Schluss die hartgekochten Eier zerkleinern und hinzufügen. Nach Geschmack würzen und erkalten lassen. Für den Teig die Zutaten zu einer festen Masse verarbeiten. Mit einer Nudelrolle dünn ausrollen. Dabei den Teig immer wieder mit Mehl bestäuben, damit er nicht anklebt. Mit einem umgedrehten Glas oder Schälchen runde Formen ausstechen und eine Teighälfte mit der Hackfleischmasse füllen. Vorsichtig zusammenlegen und die Ränder mit einer Gabel festdrücken, damit sie während des Bratens nicht aufgehen. In eine beschichtete Pfanne ca. einen Zentimeter hoch Pflanzenöl füllen, erhitzen und die Teigtaschen darin von beiden Seiten frittieren, bis sie goldbraun sind. Tipp: Die Empanadas auf Küchenpapier auslegen, damit überschüssiges Fett abtropfen kann. Füllung 500 g Hackfleisch 1 Zwiebel ½ grüne Paprika ½ rote Paprika 1 kleine Möhre 3 hartgekochte Eier Salz, Pfeffer Petersilie Teig 500 g Mehl 200 ml Milch 100 g weiche Margarine 2 Eier 1 Teelöffel Salz Pflanzenöl 46 Paraguay · Empandadas und Chipa paraguaya Paraguay · Empandadas und Chipa paraguaya 47 Empanadas & Chipa paraguaya – Teigtaschen und Maniokbrot Chipa, das typische Maniokbrot mit Käse, gibt es nur in Paraguay. Warm schmeckt es am besten, dann kommt das Käsearoma richtig zur Geltung. Chipa paraguaya Für die Chipa paraguaya Eier und Margarine verrühren. Maniokmehl und Salz sowie nach Wunsch Maismehl und Anis hinzufügen. Zum Schluss den geriebenen Käse unterrühren und so viel Sahne oder Milch beigeben, bis der Teig geschmeidig ist und sich gut verrühren lässt. Kleine Portionen abnehmen und in eingefettete und mit Paniermehl bestreute Muffinformen füllen. Die fertigen Brote lassen sich dann hinterher leichter aus der Backform lösen. Im Backofen bei 220 Grad Celsius ca. 20 Minuten backen. Tipp: Je nach persönlichem Geschmack verschiedene Käsesorten ausprobieren, zum Beispiel Frischkäse. Mit ihrem zarten Spargelaroma sind Palmenherzen die ideale Gemüsebeilage. Als Getränk bietet sich neben Mate ein Rotwein aus Chile an. 250 g Maniokmehl 2 Eier 40 g Margarine 130 g mittelalter Gouda (gerieben) etwas Sahne oder Milch Paniermehl nach Belieben: 1 Teelöffel Parmesankäse (gerieben) 1 Teelöffel Maismehl 1 Teelöffel Anis 48 Brasilien · Tutu Mineiro Aureni Bungert Perspektive Kunst Auch wenn sie mehr als 20 Jahre in der gigantischen Metropole Saõ Paulo gelebt und gearbeitet hat, lässt sie die Erinnerung an ihren Geburtsort Belo Horizonte nicht los. Die drittgrößte Stadt Brasiliens mit 2,4 Millionen Einwohnern liegt mitten in der Region Minas Gerais, die mit reichen Bodenschätzen und Edelsteinvorkommen vielen Menschen Arbeit und Brot gibt. Für Aureni Bungert ist es vor allem die Erinnerung an ihre Mutter Aurea dos Santos, die den traditionellen Bohneneintopf für die Familie gekocht und das Rezept an sie weitergegeben hat. Bis heute hat „Tutu Mineiro“ einen festen Platz im Speiseplan von Familie Bungert. Von Brasilien nach Bickern der Liebe wegen: Seit 2008 ist die studierte Kunstlehrerin mit dem Wanne-Eickeler Gerhard Bungert verheiratet, den sie hier während eines Deutschlandurlaubs kennen lernte. In ihrem Heimatland war sie als Pädagogin anerkannt, wurde bald stellvertretende Schulleiterin und für ihre gute Arbeit mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht. In Herne teilt sie das Schicksal vieler Frauen in binationalen Ehen: Wer die Sprache nicht gut genug spricht, hat kaum private Kontakte und berufliche Perspektiven, ist isoliert und sitzt zu Hause. Doch Aureni Bungert und ihr Mann wollen das nicht hinnehmen. Gemeinsam unternehmen sie Kunstreisen in die nähere Umgebung, fahren bis nach Amsterdam und Italien, entdecken die europäischen Kunstschätze von Rembrandt bis Miró. Aurenis größter Wunsch: Ein eigenes Atelier, um zu malen und Keramiken herzustellen. Für Aureni Bungert ist es vor allem die Erinnerung an ihre Mutter Aurea dos Santos, die den traditionellen Bohneneintopf für die Familie gekocht und das Rezept an sie weitergegeben hat. Brasilien · Tutu Mineiro 49 Tutu Mineiro – Bohneneintopf der Bergleute „Mineiro“ heißt im Portugiesischen „Bergmann“, und „Tutu Mineiro“ bedeutet sinnigerweise auch Kohle oder Geld. Der schwarze Bohneneintopf ist im Minengebiet Minas Gerais im Südosten von Brasilien sehr verbreitet. Es ist ein Gericht der kleinen Leute, preiswert und leicht zuzubereiten. Die Bohnen über Nacht in kaltem Wasser einweichen. Am nächsten Tag in reichlich Wasser ca. 30 Minuten bei kleiner Hitze weich kochen. Das Wasser abgießen und die Bohnen abtropfen lassen. Zwiebeln zerkleinern, Knoblauch pressen und beides in Olivenöl anschwitzen. Die klein geschnittene Kabanossi und den Speck dazugeben und bei mittlerer Hitze anbraten. Kleingezupfte Basilikumblätter hinzufügen und fünf bis zehn Minuten weiterbraten. Zum Schluss die Bohnen sowie vier Kochlöffel Maniokmehl dazugeben. Alles gut vermengen, salzen und pfeffern. Tipp: Maniokmehl wird durch Trocknen und grobes Raspeln der Maniokknolle gewonnen und schmeckt deutlich würziger als Weizenmehl. Dazu passen gebratene Bananen, Kohl und Reis. Ein kräftiger Weiß- oder Rotwein rundet das Essen ab. 500 g schwarze Bohnen 1 Zwiebel 3 Frühlingszwiebeln 2 Knoblauchzehen 1 Kabanossi 300 g Schinkenspeck 1 bis 2 Hand voll Basilikumblätter 4 Esslöffel Maniokmehl Olivenöl Salz, schwarzer Pfeffer 50 51 Eigene Rezeptideen 52 53 Eigene Rezeptideen 54 Die gfi herne Die gfi herne Die Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne (gfi) setzt sich dafür ein, dass Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft in gegenseitigem Respekt zusammenleben und gleichberechtigt am öffentlichen Leben in Herne teilhaben. Zu unseren Aufgaben gehören die Förderung freundschaftlicher und interkultureller Beziehungen sowie der Abbau von Vorurteilen. Durch vielfältige Veranstaltungen und Projekte, insbesondere für Kinder, Jugendliche und Frauen, konnten wir bereits nachhaltige Erfolge erzielen. Zum laufenden Programm gehören das Café Babylon und das Projekt „jugend.start“, das Jugendliche mit Migrationshintergrund fit für den Arbeitsmarkt macht. Die gfi beteiligt sich darüber hinaus an der Interkulturellen Woche der Stadt Herne und am Herner Kulturfestival. Wir arbeiten unabhängig, überparteilich und interreligiös und unterstützen die Integrationsbemühungen der Stadt Herne. Die gfi ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und im Elternnetzwerk NRW. Kontakt Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne e.V. Friedrich-Ebert-Platz 2 44623 Herne Telefon: 02323 / 16-3287 Fax: 02323 / 16-3574 E-Mail: gfi@herne.de Internet: www.gfi-herne.de Facebook: gfi herne 55 56 Die Mengenangaben bei den Rezepten gelten jeweils für vier Personen. Burek-Pita, Empanadas und das süße Mandelgebäck reichen auch für sechs bis acht Personen. Sämtliche landestypischen Zutaten sind im Asia-Lebensmittelladen, viele auch im türkischen Supermarkt erhältlich. Herausgeber Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in Herne e.V. (gfi) Friedrich-Ebert-Platz 2, 44623 Herne, Tel. 02323 / 16-3287 www.gfi-herne.de Konzeption Michael Barszap Texte Ulrike Wahl Fotos Jaroslaw Piotrowski, Michael Barszap (S. 54), Fotolia.com (photallery: S. 2) Gestaltung Stefan Peters Herstellung Blömeke Druck SRS GmbH, Resser Straße 59, 44653 Herne Tel. 02325 / 9297-0, www.bloemeke-media.de © 2010 Ulrike Wahl / Jaroslaw Piotrowski Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwertung ist ohne die Zustimmung der Urheber unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Projekt wurde im Rahmen des Stadtteilprojektes Bickern/Unser Fritz mit Mitteln des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Herne gefördert.